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Dieses Thema hat 167 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.11.2013 00:16
#31 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Killer und der Kommissar
Frankreich, BRD, Italien 1972. Mit Jean Gabin, Fabio Testi, Uschi Glas, Jacques Richard, Gérard Depardieu, Ginette Garcin, Philippe Vallauris, Sady Rebbot, Jaques Debary, Ursula Bremen sowie Bernard Blier und Félix Marten. Drehbuch & Regie: Denys de la Patellière.

Der skrupellose Mehrfachmörder Gassot (Fabio Testi) türmt aus dem Gefängnis. Kommissar Le Guen (Jean Gabin), der Gassot bereits einmal gefasst hat, heftet sich an die Fersen des Ausbrechers. Dieser agiert wie entfesselt, begeht scheinbar wahllos weitere Morde und plant sich gemeinsam mit der deutschen Prostituierten Gerda (Uschi Glas) nach Südamerika abzusetzen. Le Guen erscheint hilflos und gerät zunehmend unter Druck.

"Gloria Film präsentiert: Eine Produktion der Rialto Film Preben Philipsen" verspricht der Vorspann. Tatsächlich dürfte sich der kreative Input von Horst Wendlandt auf die Besetzung von Uschi Glas beschränkt haben. Die agiert in ungewohnter Rolle als leichtes Mädchen absolut überzeugend, einzig die Backstory ihrer Figur (angeblich ist Gerda in Hamburg aufgewachsen, aber Glas kann ihr leicht bajuwarisches Idiom einfach nicht abschütteln) hätte man anders gestalten können. Das ist jedoch nur eine Randnotiz. Sehr viel schwerwiegender fällt ins Gewicht, dass das Skript mit zunehmender Filmdauer immer verworrener wird und dass Jean Gabin sein Standardprogramm mit lustloser Routine abspult. Auch Testis Spiel fällt gegenüber seinem Auftritt in dem nur wenige Wochen zuvor gedrehten "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" deutlich ab. Ein etwas fahrig inszenierter Eurokrimi, der aber immerhin mit neblig-atmosphärischen Herbstbildern und einem prägnanten Score aus der Feder von Hubert Giraud aufwarten kann. Jener Giraud war - und dieser Umstand dürfte gewisse Mitglieder des Forums interessieren - übrigens auch Komponist des ESC-Siegertitels von 1958: Dors mon amour.

Editiert von Gubanov am 11.11.2013, 08.30 Uhr - Beitrag in passendes Thema verschoben

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2013 08:37
#32 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ich muss ja sagen, dass mich die Besetzung dieses Films sehr neugierig macht. Hatte die DVD-Veröffentlichung bisher gar nicht beachtet, weil ich dachte, dass es sich um einen der Romy-Schneider-Filme handeln würde (klare Verwechslung mit "Das Mädchen und der Kommissar"), aber dass die Glas mitspielt, ändert die Sache natürlich vollkommen. Georg kommt leider bezüglich des kritischen Urteils zu ähnlichen Schlussfolgerungen wie du; schade.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.11.2013 09:11
#33 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zur DVD-Veröffentlichung aus dem Hause Universum muss noch angemerkt werden, dass die Bildqualität mit zum schlechtesten gehört, was mir auf einer Kauf-Disc bislang untergekommen ist. Sieht aus wie eine x-fach abgenudelte VHS, irgendwie milchig-breiig, hinzu kommen grobe Verschmutzungen und Schlieren noch und nöcher. Amazon verlangt augenblicklich über 11 Euro - eine Unverschämtheit. Aber echte Glas-Fans wird dieser Umstand natürlich nicht abschrecken.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2013 09:42
#34 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Günstiger gibt es "Der Killer und der Kommissar" im Doppelpack mit "Der Bulle" (1968) in der "Jean Gabin Collection 2", die ebenfalls aus dem Hause Universum kommt. Momentaner Amazon-Preis: 5,97, bei eBay nochmal für über zwei Euro weniger (und ohne Portokosten) erhältlich. Für den Preis ist sogar mir die Bildqualität egal. Uuuund ... geordert.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

11.11.2013 09:47
#35 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Der Preis ist natürlich akzeptabel. Zur Einstimmung gibt's was auf die Ohren - nämlich den Giraud-Soundtrack.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.11.2013 10:00
#36 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Und in diesem Moment ist der Groschen gefallen: Das ist die Melodie von Ricky Shaynes "Er war ein Teufel".

Edith weiß es wieder besser: Shaynes Name steht ja auch groß und breit auf dem Plattencover im Hintergrund und in Georgs Bericht.

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

11.11.2013 12:12
#37 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #34
Günstiger gibt es "Der Killer und der Kommissar" im Doppelpack mit "Der Bulle" (1968) in der "Jean Gabin Collection 2", die ebenfalls aus dem Hause Universum kommt. Momentaner Amazon-Preis: 5,97, bei eBay nochmal für über zwei Euro weniger (und ohne Portokosten) erhältlich. Für den Preis ist sogar mir die Bildqualität egal. Uuuund ... geordert.

Ein schönes Schnäppchen ... zumal "Der Bulle" auf jeden Fall ein lohnenswerter Film ist!

Ich mag ja die Uschi eigentlich schon ganz gern, aber auf den Bildern zu "Der Killer und der Kommissar" wirkt sie tatsächlich nicht so berauschend bzw. irgendwie fast deplatziert.

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

13.11.2013 08:23
#38 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #34
Günstiger gibt es "Der Killer und der Kommissar" im Doppelpack mit "Der Bulle" (1968) in der "Jean Gabin Collection 2", die ebenfalls aus dem Hause Universum kommt. Momentaner Amazon-Preis: 5,97, bei eBay nochmal für über zwei Euro weniger (und ohne Portokosten) erhältlich. [...]

Wobei "Der Bulle" mittlerweile bei Concorde auf Blu-ray erschienen ist, die "Gabin Collection 2" für mich daher nur noch wenig Sinn machte und der Einzelrelease von "Der Killer und der Kommissar" gerade recht kam.

Gruß
Joe Walker

Georg Offline




Beiträge: 3.263

04.10.2015 11:39
#39 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Ich sah in der letzten Zeit ein paar Filme von Henri-Georges Clouzot, einem wahren Meister der Spannung:

DER MÖRDER WOHNT IN NR. 21 (L'assassin habite au 21)
Frankreich 1942

Regie: Henri-Georges Clouzot
Mit Pierre Fresnay, Suzy Delair, Pierre Larquey

In Frankreich geht ein ganz besonders frecher Mörder um. Wie zum Spott für die Ermittler hinterlässt der Killer am Tatort eine Visitenkarte mit dem Namen „M. Durand“. Das nützt dem Polizisten Wens (Piere Fresnay) jedoch wenig. Es gelingt ihm aber, mit Hilfe anderer Spuren dem Täter ein wenig näher zu kommen. So stößt Wens schließlich auf eine kleine Pension mit einer Schar bizarrer Gäste, die den Mörder beherbergen muss. Alle Mieter des Etablissements sind fortan verdächtig. Das gilt für den Puppenmacher, dessen Erzeugnisse keine Gesichter haben, ebenso wie für den hinkenden Abtreibungsspezialisten oder einen seltsamen Artisten. Als verdeckter Ermittler schleust sich Wens in die Pension ein, um dem Täter endlich das Handwerk zu legen. Aber das ist schwieriger als gedacht, denn hinter der Angelegenheit steckt mehr, als auf dem ersten Blick zu sehen war. (Filmstarts.de)

Toller Krimi mit überraschender und ebenso origineller Auflösung, ein sehr guter Whodunit. Sehr ansprechende Schwarzweißfotografe, wenngleich der zur Auflockerung eingestreute Humor für mein Gefühl ein wenig zu stark eingebaut ist.

DER RABE (Le corbeau)
Frankreich 1943

Regie: Henri-Georges Clouzot
Mit Pierre Fresnay, Ginette Leclerc, Héléna Manson

Der zynische Arzt Rémy Germain (Pierre Fresnay) steht im Verdacht, verbotene Abtreibungen vorzunehmen. Zumindest häufen sich bei ihm Fälle, wo die Mutter überlebt, aber das Kind tot ist. Außerdem soll er zu mehreren Frauen Verhältnisse unterhalten, unter anderem auch zu Laura (Micheline Francey), der Frau seines Kollegen Michel Vorzet (Pierre Larguey). Seine ohnehin zweifelhaft Reputation bringt ihn Bedrängnis, als ein anonym geschriebener Brief auftaucht, in dem Germain beschuldigt wird. Der Absender, der sich „Der Rabe“ nennt, belässt es aber nicht bei einem Brief. Er startet eine ganze Rufmordkampagne, welche die ganze Stadt überzieht. Dabei offenbart „Der Rabe“, dass er detaillierte Kenntnisse über die Vorgänge in der Kleinstadt besitzt. Das führt schon bald zu gegenseitigen Beschuldigungen und immer mehr aus dem Ruder laufenden Ereignissen. (filmstart.de)

Interessanter früher Film noir, bei dem jeder gleichmäßig verdächtig gemacht wird. Clouzot zeigt hier schon, welch Meister der Spannung er ist.

LOHN DER ANGST (Le salaire de la peur)
Frankreich / Italien 1953

Regie: Henri-Georges Clouzot
Mit Yves Montand, Peter van Eyck, Folco Lulli

Las Pietras, Venezuela. In dieser trostlosen Stadt am Ende der Welt lungern arbeitslose Halunken herum, darauf wartend, dass sich ihr Status Quo wohl ändern möge. Viele brauchen nur etwas Geld, um wegzukommen. Eines Tages eröffnet sich ihnen eine große Chance: eine Ölquelle, 500 Kilometer entfernt, steht in Flammen. Nur, wenn eine Ladung Nitroglyzerin gezündet wird, kann das Feuer gelöscht werden. Dazu muss die hochexplosive Ladung auf behelfsmäßig hergerichteten Lastwagen zum Ziel gefahren werden. Viele melden sich freiwillig, vier werden ausgewählt. (filmstart.de)

Trotz der Überlänge von Zweieinhalb Stunden einer der spannendsten Filme, die ich gesehen habe. Die hochexplosive Fahrt durch unwegsames Gelände und die Reibereien zwischen den Fahrern sorgen für Adrenalin. Ganz zu schweigen natürlich von der tollen Besetzung: neben Yves Montand ist besonders Peter van Eyck hervorzuheben!

DIE TEUFLISCHEN (Les diaboliques)
Frankreich 1955

Regie: Henri-Georges Clouzot
nach dem Roman "Celle qui n'était plus" von Thomas Narcejac & Pierre Boileau
Mit Noël Roquevert, Simone Signoret, Vera Clouzot

Michel Delasalle, Lehrer an einer Privatschule, ist ein ekelhaft sadistischer Typ. Er quält seine herzkranke Ehefrau Chistine und tyrannisiert Nicole, gleichfalls Lehrerin und seine Geliebte. Als Christine die grausame Behandlung ihre Mannes nicht mehr länger ertrgen kann, schließt sie mit Nicole einen teuflischen Pakt: Die beiden beschließen einen perfekten Mord an Michel zu verüben. Doch bereits kurz nach der Tat kommt es zu ungewöhnlichen Zwischenfällen... (filmstart.de)

Auch dies ist einer der spannendsten und gelungensten Thriller! Hochspannend bis zum Schluss frage ich mich, ob Francis Durbridge nicht diese Geschichte der von mir hochgeschätzten Krimiautoren Boileau & Narcejac im Hinterkopf hatte, als er die Grundstory zu "Wie ein Blitz" entwarf. Clouzot erweist sich auch hier wieder als Meister seines Faches und sorgt für absoluten Nervenkitzel. Angesichts der tollen Vorlage frage ich mich, warum die Autoren Boileau & Narcejac, auf deren Roman "D'entre les morts" (lese ich gerade) ja auch Hitchcocks "Vertigo" beruhte, immer ein Schattendasein führten und auch heute noch eher unbekannt sind.

Editiert von Gubanov am 04.10.2015, 12.55 Uhr - diesen und Antwort-Beitrag in passendes Thema verschoben

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

04.10.2015 12:24
#40 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #39
LOHN DER ANGST (Le salaire de la peur)
Frankreich / Italien 1953

Ich kann "Lohn der Angst" ebenfalls nur empfehlen, zählt zu meinen persönlichen Favoriten.
Zitat von Georg im Beitrag #39
Auch dies ist einer der spannendsten und gelungensten Thriller! Hochspannend bis zum Schluss frage ich mich, ob Francis Durbridge nicht diese Geschichte der von mir hochgeschätzten Krimiautoren Boileau & Narcejac im Hinterkopf hatte, als er die Grundstory zu "Wie ein Blitz" entwarf. Clouzot erweist sich auch hier wieder als Meister seines Faches und sorgt für absoluten Nervenkitzel. Angesichts der tollen Vorlage frage ich mich, warum die Autoren Boileau & Narcejac, auf deren Roman "D'entre les morts" (lese ich gerade) ja auch Hitchcocks "Vertigo" beruhte, immer ein Schattendasein führten und auch heute noch eher unbekannt sind.

Bezüglich Boileau & Narcejac hab ich mich auch immer schon gewundert, warum die nicht noch viel bekannter sind. Für mich lieferten die erstklassige Psycho-Thriller durchaus auf Highsmith-Niveau, vielleicht eine Spur weniger unterhaltsam und flüssig gechrieben, dafür aber oft noch konziser, kompakter und überraschender. Auch hier kann ich mich Georgs lobenden Worten nur anschließen!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.10.2015 12:57
#41 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Danke für die Besprechungen dieser Filme, die alle auch auf meiner Liste stehen. Es wird wohl Zeit, dass ich mich auch 'mal Clouzot zuwende, zumal auch Percy Lister an dieser Stelle ein positives Urteil zum "Raben" gefällt hat.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

18.10.2015 21:50
#42 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Doch zunächst einmal zu einem anderen Film, der hier schon angesprochen wurde und der mir bei der zweiten Sichtung mehr zugesagt hat als bei der ersten:



Der Killer und der Kommissar (Le tueur)

Thriller, FR / IT / BRD 1972. Regie und Drehbuch: Denys de la Patellière. Mit: Jean Gabin (Kommissar Le Guen), Fabio Testi (Georges Gassot), Uschi Glas (Gerda), Jacques Richard (François Gassot), Bernard Blier (Polizeichef François Tellier), Félix Marten (Campana), Gérard Depardieu (Frédo Babasch), Ginette Garcin (Lulu), Sady Rebbot (Lucien), Jacques Debary (Kommissar in Marseille) u.a. Uraufführung (FR): 1. März 1972. Uraufführung (BRD): 29. September 1972. Eine Produktion von Rialto Film Preben Philipsen, COFCI, Gafer, Europa Films und Mondial Televisione Film.

Zitat von Der Killer und der Kommissar
Georges Gassot hat vier Morde begangen. Ärzte erklären ihn für unzurechnungsfähig, doch die medizinische Anstalt ist kein Ort, an dem Gassot sich für längere Zeit aufzuhalten plant. Mit einer waghalsigen Flucht – unterstützt von seinem Bruder François – bahnt er sich den Weg in die Freiheit und verschwindet nach Marseille. Die Polizei versucht, ihn mittels groß angelegter Suchaktionen zu finden, doch ein internes Kräftemessen zwischen den Anhängern alter und neuer Ermittlungsmethoden verhindert nennenswerte Erfolge. Jedes Mal, wenn ein Beamter oder ein Mittelsmann Gassot zu nahe kommt, zückt dieser kaltblütig die Waffe ...


Einen Killer nach seinem Ausbruch auf der Flucht vor der Polizei zu begleiten, ist wahrlich keine besonders neue Idee für einen Kriminalfilm. Man ist deshalb geneigt, von „Der Killer und der Kommissar“ etwas Besonderes zu erwarten, das die Belanglosigkeit der Geschichte, die Regisseur de la Patellière einfach gleich mitschrieb, aufwiegt. Eine solche Entschädigung findet man dann stellenweise auch in der Besetzung, die sich auf dem Papier durchweg ausgezeichnet liest. Die französisch-italienisch-deutsche Koproduktion bringt große Stars aus allen beteiligten Ländern zusammen, wobei Fabio Testi (der sich als Jungstar freilich eine Nennung hinter Jean Gabin gefallen lassen muss) fraglos die Hauptrolle spielt. Im deutschen Titel steht der „Killer“ nicht ohne Grund vor dem „Kommissar“: Es ist Testi, der den Film mit seinem abgeklärten Porträt eines ruchlosen Mörders prägt, der über weite Strecken an nichts als seine eigene Haut denkt und alles tut, um diese zu retten. Szenen, in denen er anderen seine Stärke beweist oder wie ein in die Enge getriebenes Tier alle Kräfte bündelt und sich gegen seine Häscher mit Gewalt und mehreren Portionen Blei aufbäumt, beeindrucken in ihrer Unverblümtheit, die Gassots Charakter auf inszenatorischer Ebene widerspiegelt.

Weich wird Gassot nur dann, wenn Gerda im Spiel ist. Als Prostituierte sammelt er die Frau auf einer nächtlichen Seitenstraße in Marseille auf, findet in ihr aber bald einen Gegenpol zu seinen kompromisslosen Missetaten. Zwischen Uschi Glas und Fabio Testi entstehen sehr innige Momente, die dem Film eine bittere Note verleihen, weil plötzlich spürbar wird, dass auch der „Teufel“ Gassot eine weiche Seite hat. Maßlose Gewalt wird mit maßloser Sehnsucht nach Nähe und Geborgenheit kompensiert. Glas spielt ausgesprochen überzeugend das traurige Strichmädchen, das anfangs nicht weiß, wie ihm geschieht, der Brutalität ihres Liebhabers aber nicht das Geringste entgegensetzt und sich später immer mehr für seine „Rettung“ vor der Polizei einsetzt.

Der Clou dieser beiden Darsteller kann allerdings nicht verbergen, dass sich die Dynamik des Films äußerst schleppend gestaltet. Die lichten Momente der Action- und Liebesszenen werden immer wieder durch Kompetenzgerangel auf dem Polizeirevier und immer wieder neue Gesichter im Ermittlerteam unterbrochen, wobei Jean Gabin das Projekt offenbar eher lustlos anging. Vielleicht weil er ahnte, dass „Der Killer und der Kommissar“ kein ganz großer Renner und in seiner Filmografie damit eher ein unterdurchschnittliches Produkt werden würde? Trotz einer Länge von nur 78 Minuten schleichen sich in die deutsche Kinofassung viele Längen ein und die Musik – so einprägsam sie auch ist – wird häufig an falscher Stelle oder einfach zu knauserig eingesetzt, sodass manche Momente, die spannungsgeladen hätten ausfallen können, ungenutzt verpuffen. Eventuell würde eine internationale Schnittfassung einen besseren Eindruck hinterlassen, wie es schließlich auch bei anderen Rialto-Koproduktionen aus diesem Zeitraum der Fall ist ...

Ein präsenterer und dem Killer näherer Gegenspieler als die Bürohengste Le Guen und Tellier hätten dem Film fraglos gut getan. So muss er sich auf das Spiel der Verbrecherseite und die stimmungsvollen Herbstbilder verlassen, die die Geschichte zur immer größer werdenden Hoffnungslosigkeit passend unterstreichen. Die eigenwillige Stimmung des Films, seine Schonungslosigkeit und eine dennoch leise aufkeimende Sympathie für das tragische Paar in seinem Zentrum machen „Der Killer und der Kommissar“ zu einer trotz ihrer Schwächen recht sehenswerten Angelegenheit.

(3,5 von 5 Punkten)

Georg Offline




Beiträge: 3.263

12.12.2015 21:39
#43 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

DAS HAUS UNTER DEN BÄUMEN (La maison sous les arbres)
Frankreich / Italien 1971

Regie: René Clément
Mit Faye Dunaway, Frank Langella, Barbara Parkins, Karen Blanguernon, Raymond Gérôme, Maurice Ronet

Die in Paris lebende Jill ist mit Philippe verheiratet und hat zwei Kinder mit ihm. Die attraktive Frau scheint jedoch nach und nach ihr Gedächtnis zu verlieren. Parallel dazu wird ihr Mann bedroht. Schließlich verschwinden die Kinder.

Meister René Clément liefert mit La maison sous les arbres einen wirklich starken Film ab, der es schafft bis zum Schluss die Spannung zu halten und diese auch sehr subtil und in kleinen Dosen serviert. Dazu trägt auch enorm die Musik von Gilbert Bécaud bei. Diese Verfilmung des Romans The Children Are Gone mit einer großartigen Faye Dunaway ist ein wirklich außerordentlich gelungener Psycho- oder auch Mysterythriller mit sehr gut eingefangenen Parisbildern. Produziert übrigens von den Produzentenlegenden Robert Dorfmann (Die große Sause/ La grande vadrouille) und Bertrand Javal (Die Abenteuer des Rabbi Jacob/ Les aventures de Rabbi Jacob). Einer der besten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe!



DER LETZTE TANZ DES BLONDEN TEUFELS (Un beau monstre)
Frankreich / Italien 1971

Regie: Sergio Gobbi
Mit Helmut Berger, Virna Lisi, Charles Aznavour, Alain Noury

Alain ist ein exzentrischer junger Mann, der seltsame Vorlieben hat: So steht er darauf, dass seine Ehepartnerin unter Drogen steht. Mit den Suchtmitteln macht er sie so abhängig, dass sie sich aufgrund des Entzugs eines Tages vom Balkon stürzt. Die Ermittlungen ergeben Selbstmord, aber Inspecteur Leroy ist vorsichtig, als er erfährt, dass Alain erneut geheiratet hat und anscheinend mit der neuen Ehefrau, Natalie, die gleiche Nummer abzieht. Er versucht, die Frau vor dem Schlimmsten zu bewahren. Unterdessen startet Alain erneut sein Spiel.

Enfant terrible Helmut Berger spielt in diesem Psychokrimi, der auf einem prämierten Roman von Dominique Fabre beruht, einen nicht sofort erkennbaren Psychopathen, der seine Frauen zunächst drogenabhängig macht und durch Entzug der Suchtmittel dann in den Selbstmord treibt. Für mich eher ein mittelmäßiger Film mit einigen längen und skurrilen Szenen, wenngleich andere Kritiken besser urteilten, so etwa Die Zeit: „Sehenswert: „Der letzte Tanz des blonden Teufels" [...] ist ein schwüles Psychodram um einen von Helmut Berger manieriert gespielten Psychopathen, der seine Frauen durch Drogenentzug in den Selbstmord treibt. Die enervierende Zeitlupenregie Gobbis beobachtet die Figuren nicht anders als der verkniffene Kommissar (Charles Aznavour) die weißen Mäuse, an denen er seine Theorie dieses Verbrechens demonstriert.“ Die renommierte italienische Tageszeitung Corriere della sera meinte: „In kräftigen Farben inszeniert Sergio Gobbi ein Oberschichtendrama bei dem Eleganz und schlechte Absichten miteinander verknüpft sind.“ und das Lexikon des internationalen Films: „Melodramatische Kolportage“. Melodramatisch ist vor allem das unvorhersehbare Ende. Sehr positiv hervorzuheben ist allerdings der Soundtrack von Georges Garvarentz, dem Schwager Charles Aznavours, der hier den Inspektor mimt. Trotzdem: für mich eher Mittelmaß.

Georg Offline




Beiträge: 3.263

07.11.2016 19:41
#44 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten

Aus Zeitgründen nur zwei kurze absolute Filmtipps von mir:

MARIE-OCTOBRE (Marie-Octobre)
Frankreich 1959

Regie: Julien Duvivier
Mit Danielle Darrieux, Bernard Blier, Lino Ventura, Robert Dalbon, Paul Meurisse, Serge Reggioni

Ein Abend in einem abgelegenen Haus auf dem französischen Land. Hier treffen sich ein Dutzend Widerstandskämpfer aus dem 2. Weltkrieg. Den Grund der Versammlung erklärt die ehemalige Résistance-Kämpferin Marie-Octobre: einer von ihnen ist ein Verräter und hat 1944 durch seine Kollaboration mit den Nazis den Tod eines Franzosen mitverursacht. Aber wer von ihnen war es?

Ein ganz starker Film, einer der besten Whodunits, die ich je gesehen habe! Sehr schön wird der Ball von einem Verdächtigen zum anderen gespielt, jeder wird anständig verdächtig gemacht und immer, wenn man meint "das ist die Lösung" wird der Verdacht wieder entkräftet. Julien Duviver liefert einen packenden s/w-Krimi in einem alten Landhaus ab, der herausragend besetzt ist. Ich kann Peters Besprechung dieses Films, die in einem anderen Thread (Französische Filme: All-Time-Top-100) stattgefunden hat, nur ausdrücklich unterstreichen und halte mich daher kurz.



DAS VERHÖR (Garde à vue)
Frankreich 1981

Regie: Claude Miller
Mit Lino Ventura, Michel Serrault, Romy Schneider, Guy Marchand

Ist der über jeden Verdacht erhabene Maître Jerôme Martinaud ein Mädchenmörder? Der unorthodoxe Kriminalbeamte Antoine Gallien versucht dies in einer verregneten Sylvesternacht herauszufinden.

Claude Miller liefert hier ein ganz starkes Psychoduell zwischen den Schauspielgrößen Ventura (als Polizist) und Serrault (als Verdächtiger) ab. Genial, wie sich die beiden die Bälle zuspielen, spannend bis zum Schluss bleibt die Frage, ob Serrault die Gräueltaten nun begangen hat oder nicht. Der Film spielt mit wenigen Ausnahmen nur in einem Raum, was zur enormen Spannung beiträgt. Romy Schneider spielt eine sympathische Nebenrolle, Claude Miller inszeniert diesen Thriller äußerst dicht. Man sitzt wie gebannt vor dem Fernseher. Ich zitiere das Lexikon des internationalen Films: „Spannendes Kammerspiel um Identität und Differenz von juristischer und moralischer Schuld, das seinen Rang vor allem aus dem glänzenden darstellerischen Vermögen der Protagonisten gewinnt.“

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

02.10.2017 14:00
#45 RE: Französische Kriminal- und Gangsterfilme Zitat · Antworten



Maigret stellt eine Falle (Maigret tend un piège)

Kriminalfilm, FR / IT 1957. Regie: Jean Delannoy. Drehbuch: Jean Delannoy, Rodolphe-Maurice Arlaud, Michel Audiard (Buchvorlage, 1955: Georges Simenon). Mit: Jean Gabin (Kommissar Jules Maigret), Annie Girardot (Yvonne Maurin), Lucienne Bogaert (Adèle Maurin), Jean Desailly (Marcel Maurin), Olivier Hussenot (Lagrume), Jeanne Boitel (Louise Maigret), Jean Debucourt (Polizeichef Camille Guimard), Hubert de Lapparent (Richter Coméliau), Paulette Dubost (Mauricette Barberot), Alfred Adam (Emile Barberot) u.a. Uraufführung (FR): 29. Januar 1958. Uraufführung (BRD): 5. September 1958. Eine Produktion von Intermondia Paris und Jolly Film Rom.

Zitat von Maigret stellt eine Falle
Eine Mordserie an brünetten Frauen im Stadtteil Marais hält die Pariser Polizei auf Trab. Nach vier Überfällen wird der Täter immer wagemutiger, sodass Kommissar Maigret beschließt, zu ungewöhnlichen Mitteln zu greifen. Ein falscher Verdächtiger soll die Presse ablenken, während eine Armada von Lockvögeln das gefährliche Gebiet durchstreift. Da stößt der Kommissar aus Zufall auf das Ehepaar Maurin, das unter Verdacht gerät, in den Fall verwickelt zu sein. Der weichliche Marcel Maurin steht im Spannungsfeld zwischen zwei starken Frauen – seiner Gattin und seiner Mutter, die ihn beide zu beeinflussen versuchen ...


Jean Gabin als Kommissar Maigret – eine bis heute unwillkürliche Assoziationskette, die sich auf lediglich drei Filmauftritte in den Jahren 1957 bis 1963 gründet. Der namhafte französische Schauspieler passt zum griesgrämigen, ruhig-pragmatischen Ermittler aber auch, als sei er für ihn geschrieben worden. In kleinen Gesten eignet sich Gabin Maigrets Bodenständigkeit, hier und da auch seine Genervtheit oder seine burschikose Pfiffigkeit an, die Pfeife dabei immer in Reichweite und die Order nach Bier und Sandwiches in langen Verhör-Nächten im Polizeipräsidium auf der Zunge. Wer sich „Maigret stellt eine Falle“ zudem im Originalton ansieht, wird erkennen, wie die Stimme des Mimen zur natürlichen Autorität der Rolle beiträgt und wie ihn seine einfache Sprache im zeitgenössischen Paris, dessen profane Seiten Maigret gut vertraut sind, aufgehen lässt.

Ein Serienmörder-Krimi ist „Maigret stellt eine Falle“ nun gerade nicht, obwohl die Versuchung, den Stoff so zu inszenieren, in Anbetracht der Ausgangslage groß hätte ausfallen können. Doch Regisseur Jean Delannoy zeigt die dunklen Straßen des gefährlichen Quartiers, wo hinter einer Hausecke der getriebene Killer kurz vor der Tat seine Handschuhe richtet, nur in wenigen Sequenzen. Obwohl die Verfilmung vor kleineren Freiheiten gegenüber der zwei Jahre zuvor erschienenen Romanvorlage nicht zurückschreckt, behält sie das für Simenon-Stoffe wesentliche Prinzip, dass psychologische Spannung über plakative Gruselelemente geht, doch vorbildlich bei: Nicht die Schrecken der Nacht, sondern die sich lähmend langsam zur Gewissheit versteifende Täterschaft des Hauptverdächtigen steht im Mittelpunkt des Films, der einen Großteil seiner Szenen im Hause Maurin und am Quai des Orfèvres ansiedelt.

Stellenweise zerren die Szenen auf dem Revier auch am Geduldsfaden des Zuschauers, der Maigret trotz einer wuselnden Schar an Helferlein als Einzelkämpfer wahrnimmt, weil keiner der Assistenten trotz einer ausufernden Spielzeit von 114 Minuten an Profil gewinnt. Auch die häuslichen Szenen mit seiner Frau, die im Roman nicht vorkommt, wirken vorgeschoben – so als hätte ein Auftritt von Madame Maigret eben ohne Sinn und Verstand auf der Checkliste des Filmteams gestanden. Die anwachsende Tragik der Maurins kaschiert diese Fehltritte aber in zunehmendem Maße, je näher es dem Ende des Films entgegengeht. Der schauspielerische Dreiklang aus Mutter, Sohn und Ehefrau – Lucienne Bogaert, Jean Desailly und Annie Girardot – erweist sich mit jeder weiteren Szene als absoluter Glücksgriff, denn sie verleihen dem typischen kaputten, von Eitelkeiten und unterdrückter Schuld dominierten Familienbild Simenons erschreckend glaubwürdige Gesichter. Warum die Polizei zunächst überhaupt auf die Idee kommt, dass die Maurins in den Fall verwickelt sind, rückt als logische Überlegung bald hinter das voyeuristische Vergnügen des Zuschauers, ihre malade Fassade abbröckeln zu sehen, zurück.

In einem kurzen Showdown, in dem eine weitere Frau um ihr Leben fürchten muss, besinnt sich Delannoy dann doch noch einmal auf die Mittel oberflächlicher Spannungssteigerung. Die Szene – eigentlich nur ein Wurmfortsatz der bereits gewonnenen Erkenntnisse – rundet einen stellenweise etwas trockenen Film aber mit Gespür für einen befriedigenden letzten Eindruck ab.

Zum ersten Mal verkörpert Gabin Maigret, doch nimmt man ihm die polizeiliche Routine bereits ohne Weiteres ab. „Maigret stellt eine Falle“ ist ein Film, der die Kleinschrittigkeit der Verbrechensbekämpfung und die nötige Hartnäckigkeit, bis ein kranker, aber löwenhaft geschützter Täter gefasst werden kann, eindrucksvoll aufzeigt, auch wenn ihm dabei eine gewisse inszenatorische Leichtfüßigkeit verlorengeht.

(4 von 5 Punkten)

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