Das ist nun der dritte Teil der "Schulmädchen in Angst"-Trilogie von Herrn Dallamano. Hierzu schrieb Massimo Dallamano nur das Drehbuch mit. Es war wohl vielleicht auch nur seine Idee. Er war ja zu dem Zeitpunkt schon tot. Es spielen Fabio Testi, Ivan Desny und Christine Kaufmann unter der Regie von Alberto Negrin. Produziert wurde er u.a. von Atze Brauner. Der Alternativ-Titel war "Das Phantom im Mädchenpensionat".
Orgie des Todes
IT / BRD / SP 1978
Kamera: Carlo Carlini Musik: Riz Ortolani
Zum Inhalt muss ich nichts sagen, denke ich. Die Geschichte weißt natürlich viele Ähnlichkeiten zu "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Der Tod trägt schwarzes Leder" auf.
Fabio Testi ist sehr sympathisch und verkörpert die Rolle des Inspektor di Salvo sehr glaubhaft und temperamentvoll. Die Musik von Riz Ortolani ist sehr gut. Aber der Film setzt mal wieder zum größten Teil auf die Morde an Frauen, was irgendwann nervt. Ich habe früher Gialli gerne angesehen. Das lag aber nur an den Kameraarbeiten, der Musik und dem etwas anderen Spannungsaufbau der Filme. Doch irgendwann war es halt für mich zumindest immer dasselbe. Je nach Regisseur fallen die Morde mal brutal, mal weniger brutal aus. Trotzdem stimmt es etwas nachdenklich. Aber das ist meine Meinung. Da "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" und "Der Tod trägt schwarzes Leder" bei Euch gut ankommen, habe ich nun noch diesen Film der Reihe eingetragen.
Tragt bei Youtube "Orgie des Todes" ein, schon könnt ihr den Trailer sehen. Wer glaubt, die Musik von "Das Geheimnis des gelben Grabes" zu erkennen, der irrt nicht. Den Film gibt es ab und zu bei eBay als Videokassette. Ob es ihn schon auf DVD gibt, weiß ich nicht. Wenn nicht, bestimmt irgendwann. Der Film ist nicht so unbekannt.
Habe den Film auf einer alten VHS. Finde ihn ganz gelungen, aber nicht so stark wie "Der Tod trägt schwazes Leder" oder die "grüne Stecknadel". Allerdings lohnt er sich schon wegen Nicoletta Elmi. Ich finde, es gibt wenige Kinder, die eine so "böse" Ausstrahlung haben. Hier ist sie ähnlich genial wie in Argentos "Deep Red"! Sicher ist nur: Hätte Dallamano den Film gemacht, wäre er wohl spannender geworden!
Gute 3 von 5 Punkten
Happiness IS the road! (Marillion)
Mike Pierce
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gelöscht
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01.01.2008 14:19
#3 RE: Bewertet: "Orgie des Todes" (1978, Stilverwandte)
Gefällt mir gut, der Film. Fabio Testi ist immer wieder klasse und auch der Rest der Besetzung (Christine Kaufmann, Ivan Desny, Jack Taylor, Helga Liné etc.) weiß zu überzeugen. Kamera und Musik lassen auch nicht viel zu wünschen übrig, Story und Spannung passen auch. Der Film hat weder die Tiefe noch die Klasse der beiden Dallamano-Filme, aber ist halt gute Unterhaltung.
Übrigens, Nicoletta Elmi spielt doch gar nicht mit? Die kleine, rothaarige Schwester ist auf jeden Fall eine andere Schauspielerin (laut IMDb Fausta Avelli, Link).
FABIO TESTI IVAN DESNY JACK TAYLOR CHRISTINE KAUFMANN HELGA LINÉ FAUSTA AVELLI
Die Polizei findet die Leiche der jungen Christina und es sieht aufgrund ihrer Verletzungen so aus, als sei sie von einem Tier zerfetzt worden. Inspektor di Salvo (Fabio Testi) steht vor einem schweren Rätsel. Seine Ermittlungen führen ihn in ein Mädcheninternat des gehobenen Standards, in dem die Ermordete zur Schule ging. Schon bald stößt di Salvo auf erste mysteriöse Hinweise, wie beispielsweise die Zeichnung einer Katze im Tagebuch der Ermordeten, auch ihre Mädchenclique gibt Rätsel auf. Doch die Hintergründe bleiben lange ungewiss. Ein Profil des Täters ist kaum zu erstellen, beteiligte Personen fallen durch mangelnde Kooperation und hohe Widerstände auf. Weitere Ermittlungen ergeben, dass man es mit einem Ring einflussreicher Persönlichkeiten zu tun hat, die sich mit jungem Fleisch versorgen lassen. Wann wird die Clique um die ermordete Christina ihr Schweigen brechen und wer steckt hinter den bestialischen Morden...?
Regisseur Alberto Negrin lieferte mit "Orgie des Todes" einen spannenden und hochinteressanten Genrebeitrag, der seiner Konkurrenz in fast Nichts nachsteht. Zwar wurden etliche, hier verwendete Inhalte wieder aufgegriffen, dennoch wirkt der Film recht eigenständig und mit leichten Abstrichen sehr originell. Hervorzuheben sind die ausgefallenen Kamerafahrten, die mitunter ein paar atemberaubende Einstellungen liefern und die Musik von Meister Riz Ortolani. Viele Musik-Passagen sind noch in sehr guter Erinnerung aus "Das Geheimnis des gelben Grabes" und wirken auch in diesem Szenario spannungsfördernd und abgestimmt. Die Besetzung, die nach meinem Geschmack für einen co-produzierten CCC-Film, etwas spektakulärer hätte aussehen dürfen, zeigt sich jedoch von ihrer besten Seite. Bevor ich aber die Darsteller besprechen werde, gibt es einen anderen Star in diesem Film, den ich mal gerne erwähnen möchte...
Meinen Extra-Absatz widme ich dieses Mal einer wahren Göttin, die ausnahmsweise nicht in der Riege der Darstellerinnen zu finden ist, und zwar möchte ich Bezug nehmen auf die DS, "la déesse" von Citroën, die zuverlässig im Dienste des Mörders steht. Sie hatte wie in "Orgie des Todes" unzählige Einsätze in diversen Filmen (eine der bekanntesten Varianten ist womöglich die fliegende DS von Fantômas gewesen). Citroën produzierte die Baureihe etwa 20 Jahre lang, es wurden nahezu 1.5 Millionen Fahrzeuge hergestellt, die Modelle galten nicht nur in der Produktpalette des Herstellers, sondern auch im Bezug auf die Konkurrenz als sehr fortschrittlich und revolutionär. Dieses Modell hat mich persönlich schon immer als zeitlose Vollendung des Automobils fasziniert, so dass man sich quasi sein eigenes Auto (fast) zum Mond wünscht. Leider habe ich sie noch nie selbst fahren können, aber mitgefahren bin ich zumindest schon einmal, ein kleines Erlebnis! So viel Eleganz und Ästhetik in Vollendung und Einklang mit Zuverlässigkeit und Funktion, hat diese kleine Hommage doch durchaus verdient...
Also komme ich nun zu den Co-Stars des Films, den Schauspielern;) Fabio Testi als Inspektor di Salvo zeigt sich zielstrebig und temperamentvoll, in vielen Situationen wirkt er nahezu impulsiv und im Umgang mit Personen, die seinen Weg aufgrund des Falles kreuzen, reagiert er oftmals nicht zimperlich und taktlos. Sein sympathischer Charakter wird ein wenig durch seine Freundin und Kleptomanin Christina herausgearbeitet, was für mich als der einzige plausible Grund erscheint, warum Christine Kaufmann in diesem Szenario auftaucht. Man sieht sie schön und geheimnisvoll wie immer, sie hat aber leider nur eine kurze Aneinanderreihung von Szenenfolgen. Das einzige was sie tut, ist auf di Salvi zu warten, dem aber stets eine andere Verabredung in Form von Mord und Verbrechen dazwischen kommt. Man sieht also einen weiteren Inspektor, der offensichtlich nur für seinen Beruf lebt, Frauen haben wenn überhaupt nur eine untergeordnete Funktion. Ivan Desny als sein Vorgesetzter spielt ruhig und sachlich, Jack Taylor präsentiert sich als komplettes, nervöses Gegenteil. Auch in den erweiterten Nebenrollen findet man ansprechende Leistungen, "Orgie des Todes" hatte eine überzeugende Riege an Darstellern zur Verfügung, getragen wird das Ganze allerdings ausschließlich von Hauptdarsteller Fabio Testi.
Wie gesagt, vieles kennt man bereits und "Orgie des Todes" stellt sicherlich kein Unikat dar. Der Titel des Films wird nur in wenigen Einstellungen aussagekräftig, hauptsächlich bei den kürzer gehaltenen Szenen der besagten Orgie(n), die in mancherlei Hinsicht ziemlich unfreiwillig komisch wirken. Was bei dieser Produktion allerdings wohlwollend heraussticht ist die Tatsache, dass sich Vorhersehbarkeit und perfide Überraschung am Ende doch kreuzen werden, eine gewisse Befremdlichkeit ist nicht zu leugnen. Die Kamera zeigt experimentierfreudige Einstellungen und teils spektakuläre Bilder und Inhalte, an Tempo wurde nicht gespart, es bleibt hauptsächlich spannend, wobei die Musik einen nicht unbeträchtlichen Beitrag dazu leistet, und oftmals an den Nerven des Zuschauers zerrt. Unterm Strich steht ein unterhaltsamer Spät-Giallo, der in seiner Atmosphäre vielleicht nicht einzigartig ist, aber zügellos zum Rätselraten auffordert. Am Ende fühlt man sich wohl einerseits bestätigt und andererseits möglicherweise überrollt und schockiert. Für mich ist "Orgie des Todes" durchweg gelungen, der zwar mit einem Kaliber wie "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" nicht mithalten kann, mich aber mehr überzeugt hat, als beispielsweise "Der Tod trägt schwarzes Leder", den ich aber davon mal abgesehen ebenfalls erstaunlich gut in Erinnerung habe.
Ich fand diesen Film - abgesehen von seinen etwas überflüssigen Nacktszenen - immer ganz spannend und im Prinzip auch sehr an "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" erinnernd. Die Musik von Riz Ortolani ist der Hammer. Nicht ganz verstehe ich aber, warum man diese Produktion nie in Verbindung mit Wallace erwähnt, zumal die Geschicht doch wie gesagt zwangsläufig an die "Stecknadel" erinnert und vom selben Autor stammt, der wegen seines Unfalltodes den Film nicht mehr selbst inszenieren konnte. Von der Story her passt das jedenfalls viel besser als "Tod trägt schwarzes Leder" in die Wallace-Reihe.
Gubanov
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12.09.2013 22:21
#7 RE: Bewertet: "Orgie des Todes" (1978, Stilverwandte)
„Orgie des Todes“ / „Das Phantom im Mädchenpensionat“ belegt mit 54,80 von 70 Punkten Platz 21 von 35 im Giallo-Grandprix 2013. Der Film wurde also mit durchschnittlich 3,91 Punkten pro Person bewertet. Unter zwölf Teilnehmern erhielt er keine Top-Ten-Nominierung.
Anzahl der abgegebenen Bewertungen: 5 mit 50,40 Punkten auf Platz 28 in der Kategorie Stil (Inszenierung und Bild) mit 57,40 Punkten auf Platz 10 in der Kategorie Schock und Provokation mit 51,80 Punkten auf Platz 24 in der Kategorie Plot und Spannung mit 57,40 Punkten auf Platz 16 in der Kategorie Darsteller mit 54,60 Punkten auf Platz 23 in der Kategorie Musik mit 58,80 Punkten auf Platz 19 in der Kategorie Giallo-Faktor mit 53,20 Punkten auf Platz 23 in der Kategorie Freie Wertung
„Orgie des Todes“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 26 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 3,68 von 5 Punkten.
zugrundeliegende Wertungen: 7 von 17 (5x „gut bekannt“, 2x „länger her“) Top-10-Tipps: 0 von 8 Auswahlrunde: Platz 24 von 28 (5,0 Punkte)
mit 3,67 Pkt. Platz 34 in der Kategorie Schauspieler (– 8) mit 4,08 Pkt. Platz 17 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (+ 9) mit 3,46 Pkt. Platz 26 in der Kategorie Drehbuch / Logik (~ 0) mit 3,67 Pkt. Platz 28 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 2) mit 3,75 Pkt. Platz 22 in der Kategorie Musik (+ 4) mit 3,17 Pkt. Platz 35 in der Kategorie Epigonenfaktor (– 9) mit 3,96 Pkt. Platz 19 in der Kategorie freie Wertung (+ 7)
Vielleicht war es nicht unbedingt die beste Auswahl, aber anlässlich des Todes von Artur Brauner vor einer Woche habe ich mir endlich diese CCC-Koproduktion angesehen:
Orgie des Todes (Enigma Rosso / Tráfico de menores)
Erotikkrimi, IT / BRD / ES 1978. Regie: Alberto Negrin. Drehbuch: Marcello Coscia, Massimo Dallamano, Franco Ferrini, Stefano Ubezio, Alberto Negrin, Peter Berling, Miguel de Echarri. Mit: Fabio Testi (Inspektor Gianni di Salvo), Ivan Desny (Chefinspektor Louis Roccaglio), Bruno Alessandro (di Salvos Assistent), Jack Taylor (Michael Parravicini), Fausta Avelli (Emily Russo), María Asquerino (Schulleiterin Signora Graham), Silvia Aguilar (Virginia Nardini), Taida Urruzola (Franca), Christine Kaufmann (Christina), Helga Liné (Signora Russo) u.a. Uraufführung (IT): 19. August 1978. Uraufführung (ES): 7. Januar 1980. Uraufführung (BRD): Oktober 1986. Eine Produktion der Daimo Cinematografica Rom, der CCC-Filmkunst Berlin und der C.I.P.I. Cinematografica Madrid.
Zitat von Orgie des TodesDie Leiche einer Schülerin, die an einem Wehr angespült wird, weist schockierende Unterleibsverletzungen auf. Der ermittelnde Inspektor di Salvo und sein Vorgesetzter Roccaglio kommen schnell darauf, dass die Tote, die ein exklusives Internat besuchte, Teil einer Mädchenclique war, die sich „die Unzertrennlichen“ nennt. Die Schule – besorgt um ihren vornehmen Ruf – behindert di Salvos Ermittlungen nach Kräften, doch ein Zeichen, das die Schülerin in ihr Notizbuch malte, bringt ihn auf die Spur eines Verbrecherrings. Zwischen diesem und dem Lehrerkollegium tun sich bald ungeahnte Verbindungen auf ...
In Sujet und den gewünschten Schockeffekten ähneln sich „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ als erster Teil von Massimo Dallamanos „Schulmädchen in Angst“-Trilogie und „Orgie des Todes“ als deren Abschluss in unverkennbarem Maße. Dennoch unterscheiden sich die beiden Produktionen vor allem in Hinblick auf ihren Anspruch deutlich. Während Dallamano mit der „Stecknadel“ zu Hochzeiten des Giallo-Genres ein stilvolles, aufrüttelndes Ausrufezeichen setzte, wirkt „Orgie des Todes“ wie eine auf billigen Sleaze abzielende Kopie, die ihrer Entstehungszeit formal und inhaltlich eindeutig hinterherhinkt. 1978 hatte sich der Giallo gegenüber den frühen Siebzigern entweder in Richtung Horror oder klassischem Thrillerformat weiterentwickelt; nur eine kleine Absplitterung von Billigfilmen bediente noch die stark sexualisierten Motive der Anfangsjahre. Und leider wirkt „Orgie des Todes“ wie ein Vertreter dieser unvorteilhaften Unterkategorie – eben wie eine zweitklassige Produktion ohne großes Budget und die Klasse, die Dallamanos Filme trotz ihrer manchmal gewagten Momente stets aufwiesen. Der Regisseur, der hier zwar noch (neben sechs anderen!) am konfusen Drehbuch mitarbeitete, starb schließlich bereits Ende 1976 bei einem Verkehrsunfall in Rom.
Sein „Nachfolger“ Alberto Negrin lässt die Stilsicherheit Dallamanos sowie den Blick für Wesentliches in jeder Hinsicht vermissen und zielt vor allem auf die kolportagehaften Elemente des Stoffes ab. Die unappetitlichen Morde sind nur ein Aspekt; wirklich geschmacklos sind diesmal nicht nur die deutlich ausführlicheren Duschszenen mit minderjährigen Darstellerinnen, sondern vor allem jener Moment, als auch „Orgie des Todes“ eine Abtreibungsszene zeigt. Negrin verknüpft diese aber nicht wie bei der „Stecknadel“ mit dem einfühlsamen Kontext des dauerhaft geschädigten stillen Opfers Solange, sondern zeigt im Parallelschnitt ungeniert die fatale vorangehende Sexorgie. Zugleich gibt die Todesart des ersten Mädchens Rätsel auf, dem angeblich mit einem Dildo von innen heraus die Bauchdecke aufgerissen wurde – über die Fragwürdigkeit dieser Idee hinaus dürfen vermutlich auch rein anatomische Zweifel angemeldet werden. Noch stärker als bei der „Stecknadel“ sind die Verdächtigenrollen zudem sehr flach und ohne echtes Leben angelegt; so hinterlässt zum Beispiel keiner der Lehrer einen irgendwie bleibenden Eindruck. Starke, runde Figuren wie Enrico, Herta und Elizabeth, mit denen man mitfiebert, gibt es hier nicht.
Der einzige, der sich wirklich ins Gedächtnis des Zuschauers spielen kann, ist Fabio Testi. Als Ermittler ist er eine lockere, unkonventionelle und sehr sympathische Gestalt. Zwar ließen mich seine Ermittlungsmethoden mehrfach Bauklötze staunen. Nachts dringt di Salvo zum Beispiel in die Schlafzimmer der Lehrer ein und schreit sie an, wer wohl ihre Schülerin ermordet hat (erfolglos, versteht sich); außerdem bricht er in den Wohnwagen eines Lehrers ein, brät sich dort zunächst ein Spiegelei und legt sich dann schlafen. Doch im Privaten zeichnet er sich durch eine sehr gewinnende Art aus, sei es als Katzenliebhaber, als On-Off-Freund von Christine Kaufmann (die mit der Handlung nichts zu tun hat und mitten im Film von der Bildfläche verschwindet) oder im Umgang mit seinem etwas begriffsstutzigen Assistenten. Ivan Desny bleibt dagegen stark unterfordert; seine Rolle hätte wesentlich stärkeres dramatisches Potenzial gehabt, das aber von Negrin völlig verschenkt wird. Immerhin hört man Desny mit seinem typischen französischen Akzent in der deutschen Fassung selbst sprechen. Die Lehrer und Schulmädchen bleiben, wie erwähnt, völlig blass; nur die kleine Schwester der ersten Toten erhält etwas mehr Aufmerksamkeit. Sie wird von Fausta Avelli gespielt, die als kindliche rothaarige Exzentrikerin sozusagen die „Nicoletta Elmi für Arme“ gibt. Es wird jedenfalls versucht, im üblichen Elmi-Stil ein bisschen unheimliches Flair zu erzeugen; aber letztlich passt das mit den anderen, bereits nicht sonderlich ausgereiften Ideen des Films schlecht zusammen.
Interessanter als die Ermittlungsarbeit in diesem Mordfall dürfte sich die Untersuchung der Frage gestalten, warum der Film zwar von Artur Brauners CCC-Film kofinanziert und mit einigen deutschen Darstellern besetzt wurde (neben Kaufmann und Desny auch Helga Liné), aber in der BRD trotzdem erst acht Jahre nach Herstellung auf VHS bei Ufa-Video vermarktet wurde. Hatte Brauner hier etwas blauäugig auf ein höherwertiges oder auf ein zahmeres Projekt gehofft und den Film nach Fertigstellung als zu schwach oder zu gewagt für eine sofortige Auswertung erachtet? Auf jeden Fall zählt „Orgie des Todes“ nicht zu den Glanzlichtern seiner Produzentenkarriere; ebenso wenig wie Giallo-Interessierte diesen Film mit den gleich hohen Erwartungen wie „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ sehen sollten. Er ist nur für Fortgeschrittene zu empfehlen und erfordert ein hohes Maß an Toleranz gegenüber klamottiger Erotik und Billigfilmästhetik.
„Orgie des Todes“ zeigt, wie man Genrevorbilder schlecht kopieren kann: die Themen der „Stecknadel“ werden wohlfeil aufgewärmt und spekulativ in Szene gesetzt, während das inszenatorische Niveau gesunken ist und die genretypischen Logiklöcher größer denn je klaffen. Fabio Testi macht in einer sehr engagierten Inspektorendarstellung gute Miene zum bösen Spiel; darüber hinaus gibt es neben dem einigermaßen ordentlichen Tempo wenig Vorzüge zu benennen. 2 von 5 Punkten oder kurzum: Einen dritten Teil hätten Dallamanos „Schulmädchen in Angst“ nach dessen Tod nicht mehr gebraucht.
Erwähnenswert ist in meinen Augen noch der sehr coole Soundtrack von Riz Ortolani. In einer weiteren deutschen Nebenrolle als eine der Schülerinnen ist übrigens auch Carolin Ohrner zu sehen, die Tochter von Georg Marischka und Hauptdarstellerin neben Rolf Schimpf in der Reinecker/Becker/Ringelmann-Serie Mensch Bachmann. Ich hänge mal Screenshots des deutschen Vorspanns an, darin wird z. B. der Komponist nicht genannt und nur vier Darsteller. Dafür interessant: das Dialogbuch schrieb Thomas Danneberg, die Synchronregie hatte Gert Günther Hoffmann. Massimo Dallamano wird nicht mehr erwähnt.
ACHTUNG SPOILER: ein Manko des Films ist es in meinen Augen auch, dass außer Desny nicht wirklich jemand als Verdächtiger aufgebaut wird oder als Haupttäter in Frage kommt. SPOILER ENDE |addpics|a7t-10-1c12.jpg,a7t-11-5654.jpg,a7t-12-3bbc.jpg,a7t-13-9777.jpg,a7t-14-bc7d.jpg,a7t-15-168c.jpg,a7t-16-0413.jpg,a7t-17-1394.jpg,a7t-18-533f.jpg,a7t-19-2f95.jpg,a7t-1a-dec1.jpg,a7t-1b-dab1.jpg,a7t-1c-ba1c.jpg,a7t-1d-e561.jpg|/addpics|
Gubanov
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gelöscht
)
Beiträge:
14.07.2019 15:35
#11 RE: Bewertet: "Orgie des Todes" (1978, Stilverwandte)
Das stimmt: Seine Vorhersehbarkeit macht dem Film auch zu schaffen. Es gibt zwar noch einen zusätzlichen Clou am Ende, aber der ist weder wirklich glaubhaft, noch ist der Umgang damit dann besonders zufriedenstellend.
Die Musik von Ortolani ist mir diesmal überhaupt nicht positiv aufgefallen; ich hatte extra darauf geachtet, weil sie hier schon vorher im Thread gelobt wurde. Ich fand sie aber sehr beliebig und auch giallo-untypisch. Aber so verschieden sind die Geschmäcker.
Und danke für die Vorspann-Screenshots - der deutsche Alternativtitel lautet also "Das Phantom im Mädcheninternat" und nicht, wie so oft angegeben, "Das Phantom im Mädchenpensionat".
Wenn man sich den dt. Vorspann ansieht, so ist es eher wahrscheinlich, dass Das Phantom im Mädcheninternat der dt. Titel war und Orgie des Todes der Videotitel. Damals war es ja gängige Praxis, Filmtitel für Videoveröffentlichungen umzubenennen. Dafür, dass Phantom der Titel war, spräche auch, dass der dt. Vorspann einheitlich ist, gleicher Schriftsatz bei allen Texttafeln, beim Einblenden des Titels gleiche Bildqualität und Schriftart (nicht, wie so oft Überblendungen oder Standbilder). Möglich, dass 1986 die Videopremiere war, vielleicht wissen die IMDB und andere Datenbanken einfach nichts von einer Kinoauswertung. Die Datenbanken sind ja auch nicht vollständig. Und warum sollte CCC einen Film 1978 mitproduzieren und ihn dann nicht herausbringen? Wäre doch unlogisch. Obwohl, auch der Film Die Wölfe mit Raimund Harmstorf (auch von CCC produziert) kam nie in die Kinos und erlebte mit der DVD-VÖ seine dt. Premiere.