mich hätte einmal Eure Meinung zu Gruppen wie Christina Stürmer, Wir sind Helden und Tokio Hotel interessiert. Mir gefallen einige Stücke ausgesprochen gut und erinnern mich ein wenig an die Renaissance mit der neuen deutschen Welle in den 80er Jahren.
Ich bin selber seit Jahren Musiker und Musikjournalist. Daher beschäftige ich mich sehr ausführlich mit deutschsprachiger Musik und ich bin garnicht angetan von der momentanen Popwelt. Mal davon abgesehen, dass der Musikmarkt sowieso wirtschaftlich als auch idell völlig kaputt und das Format Radio seit Jahren schlichtweg tot ist, wird immer mehr Müll veröffentlicht. Daher konzentriere ich mich persönlich nur noch auf bestimmte Subkulturen im Musikbereich (Independent, Electro, Punk), da dort seit Jahren weitaus interessantere Alben erschienen sind als der Quark, der sich in den Charts und im Radio tummelt.
Zum Thema:
Tokio Hotel & co lassen sich in keinem Fall mit der Neuen Deutschen Welle vergleichen. Die Neue Deutsche Welle war eine Musikbewegung, die aus dem Punk der 70er Jahre entstand, sie war geprägt durch Minimalismus, frische Ideen und vorallen Dingen durch Aussagen. Natürlich wurde auch die Neue Deutsche Welle irgendwann durch Leute wie Nena, Hubert K. und Konsorten kommerziell ausgeschlachtet und damit ihrer eigentlichen Kraft und ihres Humors beraubt.
Viele sehen die NDW nur als lustige unterhaltsame Spaßmusik, wer sich allerdings genau damit auseinander setzt, der wird feststellen, dass sie viel mehr als nur das war. Unsere heutige deutschsprachige Chartmusik ist - bis auf wenige Ausnahmen - das Gegenteil der NDW: Ideenlos, ziellos und beliebig. Als Dudellei nebenbei ganz nett, als Musik aber nicht ernstzunehmend.
Wer nach wirklich guter deutschsprachiger Musik sucht, der sollte sich bei Interesse auch jenseits der normalen Airplay-Charts orientieren. Joachim Witt hat es beispielsweise als eine der wenigen ehemaligen NDW-Stars geschafft, musikalisch wieder relevant zu werden - auch ohne den Glanz und die Hits von damals. Seit seinem Durchbruch mit dem Lied "Die Flut" 1998, veröffentlicht Witt wieder grandiose Alben. Empfohlen sei hier besonders die Werkreihe Bayreuth sowie das Album "Pop".
Aber auch andere deutschsprachige Bands haben es geschafft, sich eine Nische auf dem Musikmarkt zu schaffen und in der Tradition der einstigen NDW - mit anarchischem Humor und klaren Aussagen - fortzufahren. Als Beispiel: Stendal Blast, Tommi Stummpf, Welle Erdball oder goJA moon ROCKAH.
Fazit: Auch wenn es schön ist, dass deutschsprachige Musik wieder eine Lobby auf dem Markt hat, so ist leider auch festzustellen, dass die inhaltliche und musikalische Qualität und vorallem die Innovation deutlich abgenommen hat. Dies hat nichts mit der Ideenlosigkeit der heutigen Musiker, sondern vorallem mit der toten Struktur der heutigen Musikwelt zu tun. Kritik in der Musik ist out (jedenfalls ernsthafte), radikale musikalische Mittel auch - die Leute wollen nur noch berieselt werden. Das Ziel von Radio ist nicht, den Leuten gute Musik vorzuspielen - die Radiomacher selber geben zu: Radio liefert nur einen Soundtrack für nebenbei, eine breiige Maße an beliebiger "Fahrstuhlmusik". Man soll garnicht genau hinhören. Diese Haltung war Mitte der 90er zum Beispiel auch der Tod für das Formatradio bei vielen Privatsendern. Dieses Absterben von musikalischer Vielfalt ist in allen Medien und vorallem auf dem Markt selbst zu beobachten.
Hierzu abschließend ein Zitat von Tommi Stumpff: "Sollte es noch Leute geben, die den Mut haben, sich lange genug auf den Arsch zu setzen, zu üben und zu lernen, anstatt permanent nur Remixe von anderen nichts könnenden Arschlöchern raus zu bringen, dann könnte es wirklich möglich sein, dass wirklich wieder großartige Sachen entstehen."
Zitat von Konverter Hierzu abschließend ein Zitat von Tommi Stumpff: "Sollte es noch Leute geben, die den Mut haben, sich lange genug auf den Arsch zu setzen, zu üben und zu lernen, anstatt permanent nur Remixe von anderen nichts könnenden Arschlöchern raus zu bringen, dann könnte es wirklich möglich sein, dass wirklich wieder großartige Sachen entstehen."
DAS sollten sich manche "sogenannte" Musiker mal zu Herzen nehmen.
Ich persönlich kann mit aktueller deutschsprachiger Musik vergleichsweise wenig anfangen - da sind mir englische Interpreten und ihre Songs lieber (auch wenn mich manche dafür kreuzigen werden: Ja, ich höre einige Songs aus den Charts ganz gern.) Das letzte Lied, das mir wirklich gut gefallen hat, war Timbalands "The Way I Are". Momentan sagen mir folgende Sänger(innen) am meisten zu: Nelly Furtado, Justin Timberlake und Timbaland.
Eine der wenigen Ausnahmen der mir wirklich zusagenden deutschsprachigen Musik bildet die Band "Zweiraumwohnung".
Zitat von KonverterDie Neue Deutsche Welle war eine Musikbewegung, die aus dem Punk der 70er Jahre entstand, sie war geprägt durch Minimalismus, frische Ideen und vorallen Dingen durch Aussagen. Joachim Witt hat es beispielsweise als eine der wenigen ehemaligen NDW-Stars geschafft, musikalisch wieder relevant zu werden - auch ohne den Glanz und die Hits von damals.
Hallo Konverter, ich finde Deine Ausführungen sehr interessant. Ich hatte mich damals nicht mit dem Thema NDW auseinandergesetzt, sehe dennoch eine klare Trennung zwischen den kommerziellen Stücken und den, wenn ich Dich richtig verstehe, anspruchsvollen Stücken. Übrigens einer der Interpreten die mir damals am besten gefielen war auch Joachim Witt, daneben auch Bap, Ton, Steine, Scherben, Rio Reiser, Alan Wörner um nur einige zu nennen. Besonders gut finde ich noch heute, Du hast es erwähnt, Aussagen. Etwas, das in der heutigen Zeit zunehmend unerwünscht und verdeckt wird. Dennoch mache ich gerne das Spagath hin zu Musik der breiten Masse und beobachte auch gerne, was die heutige Jugend hört, wozu diese singt und feiert. Ich finde das wichtig Entwicklungen/Trends in der Gesellschaft zu verstehen und würde mir natürlich gerne wünschen, wenn die deutsche Musikszene noch mehr Bereitschaft zeigt Kernausagen zu machen.
Wie Ihr bereits in dem Thread über die Meinungsfreiheit festgestellt habt, ist wahre freie Meinungsäußerung in Medien kaum möglich. Genauso ist es auch in der Musik. Und das meine ich garnicht politisch, sondern eher gesellschaftskritisch oder wenigstens authentisch. Die großen Plattenfirmen und A&R-Manger sind mit dafür verantwortlich, dass die Jugend Musik heute meistens nur als selbstverständliches Accessoir, nicht mehr als autarke Kunstform sieht. Musik ist nur ein Teil eines Styles, eines Images.
Dies ist auch besonders bei den Käufen an sich zu spüren. Thema illegale Downloads: Welcher Jugendliche kauft heute noch CDs oder legale (!) Downloads? Es ist selbstverständlich, dass man sich alles umsonst aus dem Internet runterläd und einen Computer mit 20 000 Musikdateien hat, die natürlich niemand im Leben hören kann. Früher hat man sich vom Taschengeld im Monat ein oder zwei Alben gekauft und sich intensiv damit auseiander gesetzt. Heute wird en masse runtergeladen und der wahre Wert von Musik nicht geschätzt. Daran zerbricht zum einen die Musikindustrie und mit ihr natürlich auch die Künstler. Musik ist Kunst und muss bezahlt werden - ganz einfach! Argumente von zu teuren CDs ziehen da nicht. Lieber ein Album im Monat legal kaufen als 100 in der Woche illegal aus dem Internet runterladen. Man wird ja auch nicht zum Autodieb, nur weil Autos findet, dass sie zu teuer sind und man das Knowhow hat sie zu stehlen.
Fakt ist: Der Musikmarkt gibt den Leuten das, wonach sie verlangen. Da Musik meist nur oberflächlich konsumiert wird und sich kaum jemand mit Inhalten, gutem Handwerk oder Innovation auseinander setzt, ist diese Art von Musik einfach unwirtschaftlich und damit vom großen Markt verschwunden. Heute reduziert man die 70er auf Hippiemusik und die 80er auf Modern Talking und Nena - das Ganze kocht man in einem ekelhaften Retrounterhaltungsbrei in irgendwelchen Sendungen auf RTL auf und serviert der Jugend ein falsches Bild von damals. Die 80er wahren politisch als auch musikalisch mehr als nur Spaß. Deutsche Bands wie Kraftwerk, Tangerine Dream oder auch die nachfolgenden NDW-Künstler haben Musikgeschichte geschrieben und etwas völlig Neues geschaffen. Heute gibt es leider nur noch schlechte Kopien von dem, was die damaligen Heronen erschaffen haben.
@Gubanov: 2Raumwohnung sind wohl - ähnlich wie Ich&Ich - deshalb eine Ausnahmeband, weil die Mitglieder (nämlich die Humpe-Schwestern) selbst in der NDW aktiv waren und diese Zeit wirklich gelebt und mitgestaltet haben.
Zitat von KonverterEs ist selbstverständlich, dass man sich alles umsonst aus dem Internet runterläd und einen Computer mit 20 000 Musikdateien hat, die natürlich niemand im Leben hören kann. Früher hat man sich vom Taschengeld im Monat ein oder zwei Alben gekauft und sich intensiv damit auseiander gesetzt. Heute wird en masse runtergeladen und der wahre Wert von Musik nicht geschätzt ... und serviert der Jugend ein falsches Bild von damals.
Das ist DAS Übel unserer Zeit, daß es alles gibt. Ein naher und weiser Verwandter im Alter von 95 Jahren, mit dem ich mich gerne unterhalte, sagte eben genau das. Das Kernproblem unserer heutigen Zeit und wie Du schon richtig ausführst, die heutige Jugend lernt von einem Zerrbild in der Musik als auch im Film, Entertainment, Comedy, Comedy und Comedy.
In Antwort auf: Das ist DAS Übel unserer Zeit, daß es alles gibt. Ein naher und weiser Verwandter im Alter von 95 Jahren, mit dem ich mich gerne unterhalte, sagte eben genau das. Das Kernproblem unserer heutigen Zeit und wie Du schon richtig ausführst, die heutige Jugend lernt von einem Zerrbild in der Musik als auch im Film, Entertainment, Comedy, Comedy und Comedy.
Absolut!
Ich bin mit meinen 20 Jahren selber noch sehr jung, habe aber früh angefangen mich zu interessieren und die normale Glitzerwelt aus den Medien hinter mir zu lassen. Ich höre heute beispielsweise noch viel Schallplatten (nicht nur MP3s), kaufe noch Musik und versuche die damalige Zeit genau zu unzersuchen und zu studieren. Es ist also auch jungen Menschen möglich MEHR zu entdecken als das, was einem in Funk & TV geboten wird. Man muss muss nur richtig suchen.
Bei der aktuellen Charts-Musik gibt es leider nicht wahnsinnig viel das mir wirklich gut gefallen würde, die vielen Remixe, Samples und Coverversionen machen das ganze nicht gerade erträglicher für mich. Bei den deutschen Bands gibt es da auch nicht viel das mir gefällt, leider... eine sehr gute Ausnahme sind für mich die Jungs von der Band "Eisregen", allerdings ist das natürlich auch keine "Charts-Musik" Am besten haben mir zuletzt Bands wie Travis und Coldplay gefallen, auch die paar Lieder die ich von 3 Doors Down kenne gefallen mir sehr gut. Ansonsten höre ich nach wie vor am liebsten Musik aus den Bereichen Punk, Black Metal, Independent. Wenn es schon unbedingt ein ganzes Album voller Coverversionen sein muss, dann bitte so beim letzten Album von Sting, denn er hat sich da noch richtig Mühe gegeben und etwas wirklich aussergewöhnliches geschaffen
Bei mir fällt die Antwort sehr einfach aus, denn ich kenne die aktuelle Musik zu wenig um darüber etwas sagen zu können. Obwohl ich erst 19 Jahre zähle, landen auch bei mir oft noch Schallplatten in der Anlage. Was ich offiziell erwerben kann, kaufe ich auch, aber gerade im Bereich der progressiven Rockmusik der 70er Jahre gibt es oft nur die Möglichkeit die Blogs zu durchsuchen, in der Hoffnung Raritäten als Download zu bekommen, da man ansonsten nur darauf hoffen kann, irgendwann für 200 €uro eine Original Vinyl-Pressung des gesuchten Stücks bei eBay zu ergattern. So etwas kennen die meisten Jugendlichen nicht, sie hören was angesagt ist und laden das, obwohl es käuflich zu erwerben wäre. Erschreckenderweise hören immer mehr Jugendliche in meinem Umfeld Techno oder Ähnliches, was für mich eher "Anti-Musik" darstellt. Discos besuche ich (auch) aufgrund der dort gespielten Musik nicht, Radio höre ich ebenfalls nie. Aktuelle Musik höre ich also wie gesagt eher wenig. Nur Dendemann, Main Concept und Toni L lieferten in den letzten Jahren Produktionen ab, die ich gern höre. Mir fällt nur auf, dass Jugendliche eigentlich nur noch konsumieren, was in Amerika ankommt, sei es Musik, Film oder Kleidung. Deutsche Musiker ahmen meist auch nur nach, was sich in Amerika gut verkauft. Hier kann man wohl auch relativ gut sehen wie das Verhältnis von "neu" und "alt" im Bereich Musik bei mir aussieht. --> http://www.lastfm.de/user/fabi88
Zitat von rainbow Am besten haben mir zuletzt Bands wie Travis und Coldplay gefallen
beide gehören auch zu den besten bands die in den letzten 10 jahren den durchbruch geschafft haben. ich persönlich stehe seit 1995 total auf oasis und meine ganze musikalische entwicklung wurde durch diese jungs geprägt. am liebsten mag ich klassische britpop perlen wie the verve, pulp oder auch travis. desweiteren trifft svenska pop (shout out louds, loveninjas, tiger lou etc.) und indie aus uk (look see proof, good shoes, the twang) genau meinen geschmack. die nummer zwei (nach oasis) wird bei mir allerdings immer the cooper temple clause bleiben.
Julian Cope hat ebenfalls ein paar phantastische Platten gemacht, und auch die Teardrop Explodes sind sehr empfehlenswert Wer allerdings mal etwas richtig aussergewöhnliches hören möchte, dem lege ich hiermit "Maggots: The Record" von der Band The Plasmatics ans Herz, diese Platte ist eine total coole Kombination aus Musik und Hörspiel
Ich habe nun ein paar Lieder von der Band "Sunrise Avenue" gehört und fand sie nicht schlecht, vor allem die Single "Fairytale Gone Bad" gefiel mir richtig gut