Ich habe gerade bei ebay die DVD "Das Rasthaus der grausamen Puppen" ersteigert. Wer kann mir etwas zu diesem Film sagen ? Kann man den als Epigone bezeichnen ?
Tatsächlich. Habe gerade bei Amazon danach gesucht und folgende Kritik gefunden, die dir vielleicht weiterhilft:
Es ist immer wieder faszinierend zu entdecken, welche Facetten der deutschen Filmkunst fast vergessen in den Archiven der Branche schlummern, erst durch den enormen DVD-Hunger der Neuzeit wieder ans Tageslicht gelangen. DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN ist eine solche Facette, die sogar mit bekannten Namen wie Erik Schumann, Ellen Schwiers, Essy Persson, Margot Trooger oder auch Helga Anders die Neugierde weckt.
Hinter dieser deutsch-italienischen Co-Produktion des Jahres 1967 steckt das österreichische Multitalent Rolf Olsen, der sowohl für das Drehbuch als auch die Regie verantwortlich zeichnet. Und hier läßt er die Puppen gleich richtig krachen. Allerdings überzieht Olsen dabei den Bogen und verzettelt sich in kleine stilistische Fehler. Viele der Charaktere läßt er z.B. übertrieben temperamentvoll agieren, was ein wenig zu Lasten der Glaubwürdigkeit geht. Die Story spielt schließlich in Schottland, nicht am Drehort des norditalienischen Triest. Zudem ist die lange Mordspur der Protagonistinen schon außergewöhnlich genug, da hätte es keines weiteren blinden Aktionismus und Geschrei bedurft. Aber das mag letztlich alles eine Frage des individuellen Geschmacks sein.
Scharf kritisieren muß man hingegen die stark gekürzte Filmfassung dieser DVD, denn stümperhaft gesetzte Zensurschnitte sind unübersehbar. Es fehlen teils ganze Sequenzen, was manches Mal schon den ganzen Plot ad absurdum führt. In den Filmdatenbanken ist der Streifen auch mit ca 96 Min. Lauflänge gelistet, auf der DVD beträgt sie nur noch 84:39 Min., was unter dem Strich einen kapitalen Verlust von rund 11 Minuten des Films bedeutet !!! Ich fragte daher bei der damaligen Produktionsfirma LISA FILM nach, die sich dabei auch lobenswert cooperativ zeigte und prompt antwortete. Alles noch existierende Material des Films sei auf der DVD veröffentlicht worden. Es wäre die gleiche Fassung, wie sie auch RTL im Jahre 1993 zuletzt im Free-TV ausgestrahlt habe. Vielleicht gibt es eine längere Fassung des damaligen italienischen Co-Produzenten, doch die sei der LISA FILM unbekannt.
Es gibt nach meinen Recherchen sogar eine englisch synchronisierte Version, doch bezieht sich auch dort die Laufzeit auf die deutsche Originallänge von 96 Minuten. Da der Film für damalige Verhältnisse recht hart ist, liegt die Vermutung nahe, daß er seinerzeit im Kino als FSK18 eingestuft wurde. Und was hier jetzt auf DVD davon noch übrig blieb, dürfte die spätere FSK16 TV-Fassung sein. Der Film wurde auch unverkennbar von einer simplen, nicht ganz fehlerfreien MAZ gescannt. Das Bild zeigt sich dementsprechend schwach. Die Tonspur klingt recht leise, ansonsten aber gut verständlich. Als Extras wird ein Trailerpaket angeboten sowie eine aus Screenshots bestehende Bildergalerie. Der Film selber läßt sich nicht per Zeiteingabe anwählen!
Fazit: DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN ist ein kleines uriges B-Movie, welches es verdiente als Facette der deutschen Filmkunst wiederentdeckt zu werden. In der hier grausam verstümmelten Fassung, mit der nur dürftigen Bildqualität, wird das aber nicht gelingen.
Zitat von nebel-in-sohoIch habe gerade bei ebay die DVD "Das Rasthaus der grausamen Puppen" ersteigert. Wer kann mir etwas zu diesem Film sagen ? Kann man den als Epigone bezeichnen ? Gruß
Um auf Deine Frage zu antworten, diesen Film würde ich nicht als Epigon 1. Grades bezeichnen, er gehört für mich zu dem Epigonen zweiten Grades
Klasse Film, leider nur eine mässige DVD, welche aber momentan die einzige Option ist den Film überhaupt zu Gesicht zu bekommen (das Titellied ist einfach super!). Beim Terrorverlag gibt es auch eine Besprechung zum Film selbst: http://www.terrorverlag.de/filme/besprec...thaus/index.htm . Wer sich noch weiter mit Rolf Olsen beschäftigen möchte, dem seien auch die DVDs zu "Blutiger Freitag" und "Der Arzt von St. Pauli" empfohlen.
DAS RASTHAUS DER GRAUSAMEN PUPPEN (sw, BRD/IT 1967 by Lisa und Ceria-Film) u.a. mit Essy Persson, Erik Schumann, Helga Anders, Margot Trooger, Angelika Ott, Ellen Schwiers und Joachim Teege Kamera: Karl Löb Musik: Erwin Halletz produziert von Karl Spiehs Buch und Regie: Rolf Olsen
Nach ihrem missglückten Überfall auf ein Juweliergeschäft in Glasgow wandert Betty (Essy Persson) in den Knast, währenddesen ihr Lover und Komplize Bob (Erik Schumann) noch rechtzeitig flitzen kann. Verurteilt zu zehn Jahren Zuchthaus, beschließt Betty eins Abends, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen, ihre tyrannische Lesbo-Aufseherin (Ellen Schwiers) um die Ecke zu bringen und mitsamt einer Horde skurriler Mitinsassinnen die Biege aus dem verhassten Knast zu machen. Doch bei Lover Bob irgendwo auf dem Moor in Schottland angekommen, entwickeln sich die Dinge nicht so, wie sie sollen...
Eines muss man dem ordentlich durchgeknallten Rolf Olsen lassen: Mut hatte er! Der Film ist an diversen Stellen derart harsch gekürzt (es sind in Summe über zehn Minuten!) und es verwundert, wie bei so vielen Olsen-Filmen, dass solche vergleichsweise deftigen Geschichten nicht bereits während des Drehs zur damaligen Zeit der Garaus gemacht wurde. Was heute eher harmlos wirkt, dürfte in den Sixties manch bravem Bundebürger die Schamesröte ins Gesicht getrieben haben. Eifrige Schnittmeister steuerten gegen, schnitten unter anderem auch die adrett in Straps gekleidete Ellen Schwiers schnöde heraus und überließen ganze Passagen ohne schlüssigen Zusammenhang. Das ist aus heutiger Sicht schade und neben den Patzern auf dem Cover wohl das größte Problem der durch das Label "Cent Entertainment" herausgebrachten DVD. Trotz dieser regiden Eingriffe in das Geschehen kommen Olsen-Freunde (und dazu zähle ich) voll auf ihre Kosten. Wie wohl beinahe jedes seiner Drehbücher, so hat auch das der GRAUSAMEN PUPPEN unübersehbare Längen und wirkt dramaturgisch nicht rund. Mit seinem Hang zur extrovertierten Regie bügelte Olsen manche Länge heraus, es bleibt streckenweise dennoch etwas zäh. Nicht lange jedoch braucht es zumeist, ehe der nächste Mord, die nächste Prügelei oder wenigstens zwei knutschende Schönheiten in Großaufnahme auftauchen. Für Abwechslung ist also stets gesorgt! Da der Film komplett in Italien gedreht wurde, wirkt er deutlich realistischer, als mancher England-Film, der hierzulande entstand. Dass es bei den GRAUSAMEN PUPPEN indes von italienischen Autos nur so wimmelt, soll angesichts deren Rechtssteuerung nicht weiter stören und fällt vermutlich nur demjenigen auf, der diese alten Alfas und Lancias kennt.
Fazit: Hanebüchene Geschichte als Vorwand für reichlich "Knallbumm", grandioser Halletz-Sound - ein echter Rolf-Olsen-Film!
Zitat von StefanKWer sich noch weiter mit Rolf Olsen beschäftigen möchte, dem seien auch die DVDs zu "Blutiger Freitag" und "Der Arzt von St. Pauli" empfohlen.
"Blutiger Freitag" mit Raimund Harmstorf ist ein absoluter Knaller, den kann ich nur empfehlen für einen kurzweiligen Filmabend. Der Film ist recht hart, vor allem für damalige Verhältnisse, aber sehr unterhaltsam, wobei ich nicht sicher bin, ob der Film eher gewollt oder eher ungewollt oft die Grenze zur Parodie überschreitet.
Durch das geschäftl. Desaster von "Blutiger Freitag" verpatzte Olsen auch seine Chance DER SCHREI DER SCHWARZEN WÖLFE zu realisieren. Constantin meinte er solle bei den Unterhaltungsfilmen bleiben, die er könne und die auch geschäftliche Chancen hätten. "Blutiger Freitag" war Constantin angeboten worden, wurde aber aufgrund der GFH-Beurteilung als nicht geschäftsträchtig abgelehnt. Wie recht GFH hatte zeigt das spätere Ergebnis.
Zitat von StefanKWer sich noch weiter mit Rolf Olsen beschäftigen möchte, dem seien auch die DVDs zu "Blutiger Freitag" und "Der Arzt von St. Pauli" empfohlen.
"Blutiger Freitag" mit Raimund Harmstorf ist ein absoluter Knaller, den kann ich nur empfehlen für einen kurzweiligen Filmabend. Der Film ist recht hart, vor allem für damalige Verhältnisse, aber sehr unterhaltsam, wobei ich nicht sicher bin, ob der Film eher gewollt oder eher ungewollt oft die Grenze zur Parodie überschreitet.
Den Film habe ich bislang eher ignoriert, weil ich nie genauer hinsah und ob des Hauptdarstellers an einen der mir nicht symphatischen Harmstorf-Abenteuer-Langweiler dachte. Den werde ich aber nachdem, was ich eben bei amazon.de las, doch mal bestellen!
Zitat von StefanKWer sich noch weiter mit Rolf Olsen beschäftigen möchte, dem seien auch die DVDs zu "Blutiger Freitag" und "Der Arzt von St. Pauli" empfohlen.
"Blutiger Freitag" mit Raimund Harmstorf ist ein absoluter Knaller, den kann ich nur empfehlen für einen kurzweiligen Filmabend. Der Film ist recht hart, vor allem für damalige Verhältnisse, aber sehr unterhaltsam, wobei ich nicht sicher bin, ob der Film eher gewollt oder eher ungewollt oft die Grenze zur Parodie überschreitet.
Der Film wurde seinerzeit aktuell (1971) gedreht da es in München einen ähnlichen Banküberfall gab. Also 99% Realität pur! Vermutlich wollte deshalb 1972 niemand mehr diesen Film im Kino sich anschauen.
In "Blutiger Freitag" ist z. B. eine Szene drin, in der Passanten vor der Bank (in der die Geiselnahme stattfindet) interviewt werden. Ich bin mir nicht sicher, ob Olsen da nicht sogar echte Interviews eingeschnitten hat, die sich auf den realen Banküberfall, der "Vorbild" für den Film war, bezogen. Jedenfalls taucht dann auch die Frage nach der Todesstrafe auf, und ein Passant sagt in etwa, Todesstrafe ja, aber nicht unbedingt für alle Verbrechen... sowas ist natürlich heute mehr als skurril. 1971 aber gab es wahrscheinlich zumindest im älteren Teil der Bevölkerung noch eine Menge Leute, für die die Todesstrafe legitimes Mittel des Staates war. Und die Baader-Meinhof-Verbrechen haben diesen Tendenzen damals sicher auch noch einmal gehörigen Auftrieb gegeben.
Zitat von JanDen Film habe ich bislang eher ignoriert, weil ich nie genauer hinsah und ob des Hauptdarstellers an einen der mir nicht symphatischen Harmstorf-Abenteuer-Langweiler dachte. Den werde ich aber nachdem, was ich eben bei amazon.de las, doch mal bestellen!
Blutiger Freitag D / I 1972 | DVD: Astro (Kauf-DVD)
Es gibt Filme, die einen so hohen Trashgehalt vorzuweisen haben, dass es fast den Bildschirm sprengt. "Blutiger Freitag" ist so ein Streifen. "Hemmungen - Null. Rücksicht - Null" - diese Devise müssen hier alle Beteiligten als Leitspruch gehabt haben. Rolf Olsen galt spätestens seit dem 1967 ebenfalls mit Italien produzierten "Das Rasthaus der grausamen Puppen" als DER deutsche Explotionregisseur; seine St.-Pauli-Filme sind allesamt eine Schau. "Blutiger Freitag" allerdings ist die Potenzierung aller Trash-Ingredenzien der vorherigen Filme, die ganze Sache wird auf eine Metaebene gehoben die geradezu atemberaubend ist.
1972, im Zuge des RAF-Terrorismus in Deutschland und der zunehmenden Gewalt, hielt es Olsen für angebracht, seine Stellungnahme zum Tagesgeschehen unter's Volk zu werfen. Er orientierte sich an den in Italien gerade Erfolg erringenden Poliziescos und somit war eine Koproduktion mit der Daunia-Film aus Rom geradezu zwingend (die u.a. Klassiker wie "Milano Kaliber 9" auf die Beine gestellt hatte). Alles ist hier vertreten: die provokante und größtenteils sexuell betonte Gossensprache, reaktionionäre Sprüche, dass die Wände wackeln, die ungezügelte Überinszenierung der Gewaltszenen und der schon fast inflationäre Einsatz des Kunstblutes, welches zeitweilig in Strömen fließt. (Die Szene mit dem Polizisten und der Handgranate ist eindeutig „Over-the-Top“).
Doch was wäre dieser Film ohne seine Darsteller: "Seewolf" Raimund Harmstorf gibt den bulligen, ungezügelten und omnibrutalen Heinz Klett mit großem Enthusiasmus (Synchronstimme: Klaus Kindler), Amadeus August den in die Mühlsteine des Verbrechens geratende Bruder von Christine Böhm. Gianni Macchia (bekannt aus "Der Mafiaboss") spielt Kletts Kumpel Luigi, Ernst H. Hilbich spielt konträr zu seinem sonstigen Image einen schleimigen Opportunisten und Gila von Weitershausen macht als Millionärstochter ebenfalls einen guten Eindruck. Auf nicht ungesetzlicher Seite liefern sich die gewohnt guten Horst Naumann und Walter Buschhoff einige Wortgefechte.
Olsen inszeniert wie gewohnt ohne Punkt und Komma, Franz X. Lederle liefert kameratechnische Kabinettstückchen am laufenden Band (die Sexszene zwischen Harmstorf und Daniela Giordano ist da nur die Spitze des Eisberges) und Francesco de Masi versieht den Film mit einem groovenden Soundtrack inklusive Grätschgitarre und Italo-Flair, der leider immer noch einer CD-Auswertung harrt.
Alles zusammen ergibt einen höchst spekulativen Reißer, von dem man aus der Retrospektive kaum glauben kann, das er in Deutschland einst produziert werden konnte. Für alle Freunde abseitiger Filmkunst und Fans von Trashgranaten ist dieser Film ein MUSS. Olsen forever.
Die beiden hier besprochenen Filme sind sehr sehenswert (komerzieller Erfog hin oder her) - allerdings sollte man endweder den Traed Titel ändern, oder Blutiger Freitag einen eigen Trad spendieren ... Wie wäre es mit Bewertung Rolf Olsen Filme.... Analog zu Vorher /Reinl....