Zitat von Daniel LantelmeDie filmästetischen Markenzeichen der Wallace-Ära müssten enthalten bleiben, ob nun s/w oder Farbe. Nebel, London, und typische Wallace-Klischees: Gerne! Nur nicht zu flach bitte. Es muss ja nicht immer ein Geheimgang oder ein Bild mit Guckloch sein.
Dazu eine wirkliche Fortentwicklung des dramaturgischen Gerüstes. Dazu vielversprechende Talente gepaart mit ein paar alten Hasen mit großen Namen.
Fertig!
Das sollten einige wichtige Grundzutaten sein. Aber bitte in Farbe. Schwarzweiß wäre nicht nur ein Abklatsch und Kopieversuch der 1960er-Jahre-Filme, sondern auch einfach nur albern. Wichtig wären darüber hinaus auch typische Merkmale, die man eher unterbewusst aufnimmt, etwa die spezielle Schnitttechnik, eine Szene an ihrem Höhepunkt abzukappen und zeitlich versetzt in einen anderen Teil der Handlung wieder einzusteigen, wie es Wallace in seinen Büchern bis zur Perfektion betrieb. Auch Musik, Kameraführung und eben eine der wichtigsten Fragen, die Ausstattung, müssten aufwendig, einprägsam, spannend und zeitbezogen sein.
Eigentlich ist es wieder wie anno 1959. Keiner gibt heute dem Krimi im Kino eine Chance. Deutsche Produktionen werden entweder finanziert weil sie sich durch Anspruch aus der Hollywood-Masse hervorheben, oder es sind Filme aus der erfolgreichen deutschen Comedy-Szene. Es gibt so viele gute deutsche Filme aber fast alles, was man heute gerne das "Arthaus"-Kino nennt. Und dann gibt es eine banale Komödie nach der Anderen. Dann kommt nicht mehr viel.
Manchmal habe ich den Eindruck die Finanziers haben damals gesagt: "Schau mal, die Amerikaner machen dies, die Engländer machen das- Lass es uns auch probieren!". Heute wird gesagt: "Das machen die Amis und die Engländer schon. Finger weg, da trauen wir uns nicht ran." Kann denn kein Actionfilm erfolgreicher sein, obwohl man sich zwei Explosionen weniger leisten kann?
In Antwort auf:Eigentlich ist es wieder wie anno 1959. Keiner gibt heute dem Krimi im Kino eine Chance.
Im deutschen Kinofilm - vielleicht. Aber im Fernsehen? Nein! Da wimmelt es nur so von Kriminalfilmen, sei es auf den öffentlich rechtlichen, die jeden Tag mindestens fünf TV-Krimis erstausstrahlen oder auf den privaten, die sich neuerdings durch recht aufwendige Mehrteiler hervortun. Das deutsche Kino hat aber tatsächlich das Problem, dass entweder nur langweilige Intellektuellen-Filme oder schwachsinnige Komödien produziert werden.
Zitat von Daniel Lantelme[quote="Gubanov"]Schwarzweiß wäre nicht nur ein Abklatsch und Kopieversuch der 1960er-Jahre-Filme, sondern auch einfach nur albern.
Kommt darauf an, wie man so etwas angeht. Ist SIN CITY albern?
Hat "Sin City" auch nur einen annähernd so großen Schwarz-Weiß-Schatten über sich wie die erfolgreichste deutsche Kinoserie aller Zeiten?
Keine Ahnung worauf du hinaus willst. Jedenfalls besticht SIN CITY durch herausragende visuelle Atmosphäre. In Schwarzweiß.
Gruß, Daniel
Gubanov
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04.10.2007 16:51
#24 RE: Wenn man heute Wallace-Filme drehen würde ...
Will sagen: Schwarzweiß-Wallace wird immer ein Abklatsch der alten Verfilmungen sein, die in ihrer Vielfalt (allein 20 in der Rialto-Serie), dazu viele Epigonen, die die meisten Leute sowieso nicht auseinanderhalten können und eine schier unüberblickbare Anzahl von anderen, früheren Produktionen) sich auf eine Art und Weise in die Köpfe der Menschen eingebrannt haben, die für Kriminalfilme in Deutschland fast beispiellos ist. Das ist der besagte "Schatten", der es unmöglich macht, eine neue und ordentliche Wallace-Verfilmung in Schwarzweiß zu drehen. Dann kommt nämlich die Frage: "Warum schwarzweiß? Weil ihr die German Wallace Wave nachahmen wolltet?"
Ich sage ja: Chancen gleich null, wenn man nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen. Ich als Hardcore-Fan bin das nur sehr, sehr eingeschränkt, daher (^^ siehe oben).
Zitat von GubanovWill sagen: Schwarzweiß-Wallace wird immer ein Abklatsch der alten Verfilmungen sein, die in ihrer Vielfalt (allein 20 in der Rialto-Serie), dazu viele Epigonen, die die meisten Leute sowieso nicht auseinanderhalten können und eine schier unüberblickbare Anzahl von anderen, früheren Produktionen) sich auf eine Art und Weise in die Köpfe der Menschen eingebrannt haben, die für Kriminalfilme in Deutschland fast beispiellos ist. Das ist der besagte "Schatten", der es unmöglich macht, eine neue und ordentliche Wallace-Verfilmung in Schwarzweiß zu drehen. Dann kommt nämlich die Frage: "Warum schwarzweiß? Weil ihr die German Wallace Wave nachahmen wolltet?"
Die Antwort könnte beispielsweise lauten: "Weil es in der Welt eines RICHTIGEN Edgar-Wallace-Films keine Farbe gibt, außer die blutroten Schüsse am Anfang!" Das würde ich so nicht 100% unterschreiben. Aber es ist ein sehr interessanter Standpunkt.
Gruß, Daniel
Gubanov
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04.10.2007 16:58
#28 RE: Wenn man heute Wallace-Filme drehen würde ...
Da bist du wieder beim Ausgangsproblem: Du beziehst dich wieder auf die German Wallace Wave. Meiner Meinung nach würde ein neuer Wallace-Film / eine neue Wallace-Serie nur funktionieren, wenn man sich an die Originalbücher hält und die 1960er-Jahre-Streifen VÖLLIG AUSSEN VOR LÄSST. Die Welt der Bücher ist nicht schwarzweiß (die Charaktere sind es, aber nicht die Handlungen und ihre Umgebung), sondern gezeichnet von der Atmosphäre der "Goldenen Zwanziger", einer aufstrebenden Zeit zwischen den zwei Weltkriegen.
Schwarzweiß wird sowieso wieder vermehrt eingesetzt, weil es als visuelles Mittel wahrgenommen wird. Laut Eva Ebner und einiger Anderer hat man ja schon damals das Schwarzweiß möglichst lange hinausgezögert, weil man es als Vorteil für den Gruselkrimi sah.
Zuletzt machte der erfolgreiche Filmemacher Luc Besson mit seinem Film Angel-A in s/w auf sich aufmerksam.
Es muss also nicht zwangsläufig s/w eingestzt werden um eine Epoche zu kopieren. Dann könnte man auch gleich Zelluloid-Kratzer simulieren.
In dem Punkt sind wir sowieso auseinander gedriftet.
Du wünschst dir einen Film nach Edgar Wallace.
Ich wünsche mir einen Film, nach den Filmen nach Edgar Wallace.
Das muss nicht zwangsläufig eine Kopie bedeuten. Man hat ja auch jahrzehntelang Ian Fleming höchst erfolgreich verfilmt. Q und seine Spielzeuge wurden dennoch immer wieder verwendet, trotz gelungener Fortentwicklung. Man wollte dennoch einige Markenzeichen behalten. Erst mit Casino Royale schlägt man einen gänzlich anderen Weg ein.