Es ist zwar kein Wallace-Buch, doch ich möchte Euch dieses Werk eingehend empfehlen. Karl Lauterbach nennt hier die Dinge beim Namen, welche uns u.a. die liebe Bundesregierung scheibchenweise über die Jahre selbst erfahren läßt. Wer also keine Scheu vor der nackten Wahrheit hat, sollte die rund 9-15 Euro investieren. Frei nach dem Motto "Nicht immer wieder wundern, sondern wissen was warum passiert".
Die HörZu schreibt zum Fílm "Der Arzt vom Wörthersee" folgende Information :
.... Filme wie (damit ist das ganze gleichartige Genre gemeint) "Der Arzt vom Wörthersee" reanimieren vom Aussterben bedrohte Rollenklischees wie die hingebungsvolle Ärztin, die lebenskluge Großmutter ...
Das mußte ich mir mal auf der Zunge zergehen lassen, was hier Lobbyisten Programmchef Günther Struve vorwerfen ...
Wer sich noch an die 70er und 80er Jahre und an das ursprüngliche TV-Programm mit Spielfilmen, Showgrößem und den vielen Familienserien zurückerinnern kann ...
Die Medienlandschaft und damit auch die Gesellschaft hat sich im Laufe der nachfolgenden Jahre verändert, wenn man sich das heutige Programmangebot anschaut.
Filme/Serien die nicht mehr in diese neue ?bessere? Welt passen, landen auf Nischensendeplätzen, Neuproduktionen dieser Art erhalten obige Anfeindung von Lobbyisten.
Mich würde dazu einmal eure Meinung interessieren.
Ich hasse Familienserien wie Bergdoktoren oder Lustspiele an Seen, aber das ist meine persönliche Meinung. Die dort gepflegten Rollenklischees gehen mir in der Tat auf die Nerven und die Handlung ist stets absolut vorhersehbar. Da anscheinend noch mehr Leute so denken, laufen solche Serien halt nicht mehr zur besten Sendezeit - das ist das Gesetz der Nachfrage, das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
Zitat von Fabi88Ich hasse Familienserien wie Bergdoktoren oder Lustspiele an Seen, aber das ist meine persönliche Meinung. Die dort gepflegten Rollenklischees gehen mir in der Tat auf die Nerven und die Handlung ist stets absolut vorhersehbar. Da anscheinend noch mehr Leute so denken, laufen solche Serien halt nicht mehr zur besten Sendezeit - das ist das Gesetz der Nachfrage, das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun.
Der Thread hat den Titel Meinungsfreiheit und hier sollte man seine Meinung auch zu heiklen Themen frei äußern dürfen Der Grund warum ich dieses Beispiel hier anführte und das gilt auch für viele andere Filme/Serien (Lümmel Filme ... ) welche dies Klischee bedienen ist, daß es nicht um Nachfrage geht, sondern um das Angebot. Gerade das Fernsehen hatte davon in der Vergangenheit regen Gebrauch gemacht. Einige Filmschaffende welche die Trendentwicklung bemerkten, haben dies in einem mutigen Beitrag (http://1686.homepagemodules.de/topic-thr...message=7268236) dokumentiert. Falls Du diesen Filmbeitrag gesehen haben solltest, er lief damals aus gutem Grund, gleich nach Melissa auf BR3. Hierin geht es klar um das Beschneiden des Angebots. Man sollte es dem Menschen und Zuschauer überlassen aus einem freien Angebot auszuwählen und sich nicht Lobbyisten unterordnen. Nur noch soviel : Die Hörzu veröffentlichte unlängst einen Artikel in dem analysiert wurde, welche Klischees in den aktuell laufenden Familienserien bedient wurden und verglich es mit den Daten des statistischen Bundesamtes. Dabei stellte sich heraus, daß die Serien im umgekehrten Verhältnis zur Realität Patchworkfamilien! im TV zeigte... I.d.R erfährt man nicht davon wenn eine "Zensur" erfolgt. Auch aus diesem Grunde habe ich dieses Beispiel im Thread Meinungsfreiheit aufgeführt. Ich akzeptiere ganz klar Deine Ansicht zu solchen Serien, doch ich sehe eine andere Beziehung zu Angebot und Nachfrage. Ich verfolge seit 30 Jahren das TV-Angebot, bei Interesse führe ich gerne weitere Beispiele auf ...
Im Fernsehen (leider auch bei den öffentlich-rechtlichen Sendern) herrscht NUR noch das Nachfrage-Prinzip vor. Wenn nach einem Format keine Nachfrage besteht, wird es auch nicht angeboten - ganz einfach. Und es werden immer noch oft neue Formate angeboten, ich nenne das nur die geniale Serie "Dr. Psycho", aber bei mangelner Nachfrage wird ein Format ganz schnell auch wieder abgesetzt. Und zum Thema Meinungsfreiheit im Fernsehen: Die kleinen Leute können ihre Meinung doch frei in Talkshows äußern und die Gäste bepöbeln, die dort ihr Privatleben zur Schau stellen.
Gestern lief im ZDF anläßlich des Eklats zur Verleihung des Fernsehpreises eine Sondersendung mit Marcel Reich Ranicki und Thomas Gottschalk. Die Kernaussagen von Herrn Ranicki und ich finde diese seine Gabe hervorragend, decken sich mit den Kernaussagen im hier erwähnten Filmbericht "Fernsehgeschichten Deutsch" : http://1686.homepagemodules.de/topic-thr...message=7268236
Nach diesem Eklat mußte m.E. das Fernsehen einem breiten Publikum - deshalb auch der Sendetermin im ZDF und noch vor 23:00 - das Thema aufbereiten lassen. Sehr beachtlich und gleichzeitig sehr traurig finde ich, daß Ranickei den Mut hat sich so klar und kritisch über dieses Thema zu äußern und von Menschen die ihn darauf ansprachen über seinen Mut "bewundern" lassen. Eine Frace, die er auch gleich als etwas Selbstverständliches in einer Demokratie ohne den Nationalsozialismus anprangert. Dabei hatten wir schon Zeiten in den 70er Jahren , die jüngeren können sich natürlich nicht daran erinnern - einige Entertainer aus dieser Zeit kehrten dies in o.g. Filmbericht heraus.
Er hat auch klar die Verantwortlichen beim TV adressiert und Ihnen direkt Mutlosigkeit attestiert, auch daß deckt sich mit o.g. Filmbericht. Thomas Gottschalk blieb nichts anderes übrig, als die Masse der Zuschauer als ungebildet zu bezeichnen eventuell, in der Hoffnung, daß diese es als Seitenhieb auf Hr. Ranicki verstehen werden. Schlußendlich kommt von ihm immer wieder als Entschuldigung die Quote ins Spiel, ein Armutszeugnis, daß ebenfalls in o.g. Filmbericht als anfängliches Kernproblem identifiziert wurde. Ich habe absolut nichts gegen T. Gottschalk, dessen Vobild Kulenkampff ist, doch nicht bzgl. seinem Mut, denn er ist der Quote verpflichtet.
Nun bleibt sehr gespannt abzuwarten, ob die diskutierten Vorschläge einen verantwortungsbewußten Entscheider gar beim ZDF finden. Vielleicht eine große Chance mit diesem Hintergrund sich von den anderen Anstalten mit etwas neuem abzuheben. Hoffentlich auch eine Chance für uns, dann lasse ich den DVD Player mal aus und schaue so wie früher live.
Ich habe ehrlich gesagt den Sinn der gesamten gestrigen Sendung nicht verstanden. Ein Literaturkritiker, der eigenem Bekunden nach so gut wie gar kein Fernsehen konsumiert setzt sich eine halbe Stunde lang ins Fernsehen und alles was er sagt ist, dass die Verantwortlichen keinen Mut haben und das Fernsehprogramm grauenhaft ist. Sein einziger Vorschlag, Shakespear-Stoffe filmisch umzusetzen ist schlichtweg naiv und heutzutage bestenfalls in extrem modernisierter Form möglich oder als vorprogrammierter Flop. Ranicki hat seine Kritik nicht einmal an einzelne Sender gerichtet. Inhaltlich boten die 30 Minuten einfach nur Leere und warfen die Frage auf, warum ein Mensch, der nie Fernsehen sieht, das Fernsehprogramm kritisieren darf, nur weil er auf einer Preisverleihung einige Ausschnitte aktueller Sendungen gesehen hat. Die ganze Aktion lässt sich fast so beschreiben, dass sich ein Analphabet über die mangelnde Qualität in der modernen Literatur aufregt oder jemand, der kein Radio besitzt verlangt, die Moderatoren sollten mehr über Politik berichten. Warum Ranickis Aussagen nun so eine Welle losgerissen haben, mag verstehen wer will, ich tue es nicht. Oliver Kalkofe hat da wesentlich präzisere Kritik geäußert und dies sogar noch in Gegenwart aller wichtigen Programmverantwortlichen. Dies war den Zeitungen jedoch bestenfalls einen Dreizeiler wert.
Zur Qualität des Fernsehens zur Zeit: Die privaten Sender dürfen meiner Meinung nach senden was sie wollen. Es geht dort darum Gewinne zu erwirtschaften und wenn 70 Prozent der Bevölkerung Promis in Exkrementen baden sehen wollen, dann kann jeder Privatsender meinetwegen eine Sendung dazu veranstalten. Was mich am modernen Fernsehen stört, ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen Sender auf den Zug aufspringen und der (für sie belanglosen) Quote hinterherhecheln. Die Quote ist ein Mittel zur Berechnung der Werbekosten. ZDF kann es doch verdammt nochmal egal sein, wenn "Wetten dass" am abend (wo keine Werbung mehr gesendet wird) nur von 10 Personen gesehen wird. Nur Haribo würde dann natürlich nicht mehr so viel zahlen um auf dem Coachtisch präsent zu sein. Die Öffentlich-Rechtlichen Programme werden über Steuergelder finanziert, also sollten davon Formate bezahlt werden, die von den größten Teilen der Bevölkerung gesehen werden wollen. "Wetten dass" gehört noch immer dazu, ebenso wie die Fussball-Bundesliga, über die ein Großteil der Bevölkerung eben weiterhin am frühen abend informiert werden möchte. Auch nach dem "Musikantenstadl" gibt es (völlig losgelöst von Quoten) aufgrund der wachsenden Zahl der Senioren eine riesige Nachfrage. Diese drei Formate müssen erhalten bleiben und sind ihr Geld (aus Sicht der jeweiligen Zielgruppe) wert. Das Geld was bleibt soll man in qualitativ hochwertige Unterhaltungsformate stecken, die bei den Privatsendern nicht gemacht werden würden. Das geschieht so auch, Filme wie "Goodbye Lenin" oder "Marias letzte Reise" wären ohne Förderung durch ARD und Co nicht möglich, auch wenn die Filme nur in zweiter Reihe für's TV gedacht waren. ARD und ZDF sollten darüber nachdenken, ob es wirklich richtig ist, Leute, die bei Privatsendern erfolgreich sind, für Millionenbeträge abzuwerben. Ein Bruce Darnell oder Oliver Pocher kosten viel, sind bei den ÖRs jedoch in den völlig falschen Händen. Stattdessen sollte man qualitativ hochwertige Serien und Sendungen weiterführen, die bei den Privaten gescheitert sind. Es ist ein Unding, dass eine Grimme-Preis-dotierte Serie wie "Dr. Psycho" aufgrund der Quote abgesetzt wird. Hier müssten die ÖRs einschreiten. Zu guter Letzt haben die ÖRs ganz klar einen Bildungsauftrag, den sie mit dem restlichen Geld erfüllen sollten. Ich glaube nicht, dass jemand nennenswerte Kritikpunkte an den Nachrichtensendungen findet. Auch gibt es viele gute Dokumentationen und Wissenssendungen. Die ÖRs machen also zum Teil sicher keinen schlechten Job, Sportschau, Tatort und viele weitere Formate sind gesetzte Größen und finden sich in der Qualität nicht bei den Privaten. Dort gibt es eine solche Konstanz (und dies auch nur im Zuschauerzuspruch) bestenfalls bei GZSZ. Die ÖRs müssen sich nur die Frage stellen, ob es wirklich die Millionen wert sind, einen Pocher oder Darnell von den Privaten wegzulocken und ob es wirklich 20 Spielfilm-Schnulzen im Pilcher Stil je Monat geben muss. "Und Jimmy ging zum Regenbogen" beispielsweise hatte eine handwerkliche Qualität, die über die gehypten "TV-Events" "Die Jagd nach dem Schatz der Nibelungen" und "Der Bibelcode" weit hinausging. Das ist der richtige Weg. Unterhaltung, aber handwerklich gut umgesetzt und mit geschichts- oder anders relevanten Untertönen. Das Privatfernsehen wird sich nicht verbessern lassen, es sei denn, die Quotenboxen werden für die nächsten 10 Jahre an Haushalte vergeben, deren Mitglieder ohne Ausnahme bei ihrem Abitur eine 1 vor'm Komma stehen haben. Und selbst dann glaube ich ehrlich gesagt, dass nachfragebedingt noch immer genug Kakerlaken vor der Kamera gegessen werden. Nicht das Privatfernsehen müssen wir kritisieren (die BILD-Zeitung wird seit Anbeginn ihrer Existenz erfolglos angefeindet), wir müssen an der Qualität der ÖRs arbeiten. Dort muss der Bildungsauftrag erfüllt werden, dort müssen Talente aus dem TV- und Film-Bereich gefördert werden und dort muss immer Qualität im Vordergrund stehen.
Es geht noch weiter. Da mittlerweile natürlich noch andere mit Reich Ranicki Partei ergreifen, übrigens solche die TV schauen Fabi , wehren sich natürlich die Verantwortlichen mit Repressalien http://www.wunschliste.de/index.pl?news&newsid=3891.
Ich habe übrigens kürzlich mit einem guten Bekannten gesprochen, der persönliche Kontakte mit Verantwortlichen beim ÖR-TV hat. Ich möchte mich hierzu nicht äußern, aber ich habe meinen letzten Glauben verloren, meine Naivität habe ich Gott sei Dank schon seit ein paar Jahren abgelegt.
Zitat von Havi17[...]meine Naivität habe ich Gott sei Dank schon seit ein paar Jahren abgelegt.
Warum stellst du dich dann auf die Seite eines Marcel Reich-Ranicki, der das komplette TV-Programm durch Dokumentationen und Shakespear-Verfilmungen ersetzen will? Naiver geht es doch kaum noch. Und es ist doch wohl das absolute Gegenteil von Naivität die Privaten für unverbesserlich zu erklären und seine Hoffnungen auf die ÖRs zu richten, oder etwa nicht?
Zitat von Fabi88Warum stellst du dich dann auf die Seite eines Marcel Reich-Ranicki, der das komplette TV-Programm durch Dokumentationen und Shakespear-Verfilmungen ersetzen will?
Wie kommst Du darauf, hast Du die Diskussion mit ihm und Gottschalk gesehen ?
Zitat von Fabi88Warum stellst du dich dann auf die Seite eines Marcel Reich-Ranicki, der das komplette TV-Programm durch Dokumentationen und Shakespear-Verfilmungen ersetzen will?
Wie kommst Du darauf, hast Du die Diskussion mit ihm und Gottschalk gesehen ?
Ja, natürlich habe ich das. Sonst würde ich diese halbe Stunde ja nicht im Nachhinein als verschwendete Zeit sehen und hätte nie diesen langen Text hier geschrieben.