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Dieses Thema hat 107 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker international
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Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

13.06.2008 17:47
#76 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Um zum Thema "Joan Hickson versus Margaret Rutherford" noch einige Worte zu verlieren:

Das Spiel beider Darstellerinnen ist einwandfrei. Joan Hickson repräsentiert die freundliche, unaufdringliche alte Dame, der jeder gerne ein Geheimnis oder ein Problem anvertraut, in der Gewissheit, dass diese angeblich harmlose Frau es diskret behandelt. Margaret Rutherford hingegen ist kraftvoll und aktiv. Sie zögert nicht lange, sondern handelt und fällt auch schon einmal dem Ermittler ins Wort. Es ist schade, dass uns kein direkter Vergleich vorliegt. "16 Uhr 50 ab Paddington" kann man nur von der Umsetzung der Geschichte, jedoch nicht vom Spiel der Miss Marple vergleichen. Während Rutherford 1961 selbst ermittelt und das Beste aus der schwachen Vorlage herausholt, hält sich Hickson 1987 im Hintergrund und festigt in diesem Film ihre Stellung nicht, sondern fügt sich der Romanvorlage.

Hickson, so könnte man sagen, wirkt auf den zweiten Blick. Sie sticht durch ihre Normalität nicht sofort ins Auge, sondern begleitet die Handlung leise und aufmerksam lauschend. Rutherford prägt das Geschehen und treibt die Handlung durch ihre Ermittlungen vorwärts. Sie ist das tragende Element jedes Films und zaudert nicht, sondern bringt sich überall selbst ein.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.06.2008 17:54
#77 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Ich denke, man kann es kurz und knapp auf den Punkt bringen, dass jede der beiden Darstellerinnen die Miss Marple ihrer Zeit wiedergab. Während in den 1960er Jahren temporeiche Kriminalkomödien mit einprägsamen und aktiven Titelhelden / -innen gefragt waren, gelten die 1980er als Phase der klassischen Literaturverfilmungen nach Buchvorlagen (Marple, Holmes, Tommy und Tuppence, Poirot). Den Unterschied macht nicht so sehr das Äußere der beiden Frauen, sondern die Affinität entweder zur knackigen Kinounterhaltung der Sixties bzw. zu den urbritischen Literaturvorlagen. Jeder wird bei Marple das bevorzugen, was er auch sonst lieber mag.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.06.2008 10:31
#78 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Von meiner Seite nun noch die letzten zwei Filmbesprechungen:

"Die Schattenhand" (The Moving Finger)

Als Abschluss für die Marple-Serie habe ich mir zwei typische Fälle mit dörflichem Flair und angenehmen Protagonisten aufgehoben. Zunächst gab ich der "Schattenhand" den Vorzug, da mir die Geraldine-McEwan-Umsetzung wirklich nicht gefiel und ich gespannt war, ob man es bei Hickson besser gemacht hatte. Die klare Antwort lautet ja. Während bei der McEwan-Verfilmung die dörflichen Verwicklungen den Zuschauer in 90 Minuten voller Langeweile stürzen, zeichnet die Hickson-Variante ein feines Bild ländlicher Beziehungen und Zwischenfälle, die nicht anöden, sondern mit Sehnsucht nach der "guten, alten Zeit" erfüllen. Was die Dorfatmosphäre angeht, so ist es auch wichtig, dass man Gerry Burtons und Megans Reise nach London nur in Form von Fotografien schilderte. Dadurch wurde sie nicht durch Stadtaufnahmen zerstört.

Die Darsteller sind punktgenau besetzt und fangen Facetten der Charaktere ein, die man bei der 2006er-Verfilmung einfach unter den Tisch fallen ließ. Jede Person verfügt wirklich über ein Gesicht, an dem man den Protagonisten einwandfrei wiedererkennen und einordnen kann, ohne dass dabei die Besetzung zu stereotypisch geworden wäre.

Der einzige Schwachpunkt, den ich anführen möchte, ist, dass die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Gerry Burton und Megan Hunter nicht besonders glücklich gewählt ist. Während er sich auf einer völlig anderen geistigen Ebene zu bewegen scheint, quängelt sie wie ein pubertierendes Mädchen herum und macht ihm schon in den ersten Tagen ihrer Bekanntschaft das Leben schwer. Da lobe ich mir im Vergleich doch das zweite Pärchen des Films, Joanna Burton und Dr. Owen Griffith, die wirklich besser zueinander passen. Insgesamt reicht es trotzdem für 5 von 5 Punkten, da man die eigentliche Geschichte von Christie ideal in Bild und Ton umsetzte - und darum geht es in der Serie ja (eigentlich) ...



"Mord im Pfarrhaus" (Murder at the Vicarage)

Als letzter Film blieb für mich nun das Marple-Debut "Mord im Pfarrhaus" aus dem Jahr 1930 übrig - ein Roman, den ich sehr zu schätzen weiß. Die Umsetzung, so musste ich jedoch feststellen, entfernt sich teilweise merklich von den Worten der Vorlage und allzu stark von ihrem Geist. Die Tatsache, dass der Film an kühlen, verhangenen Apriltagen gedreht wurde, gereicht ihm ebenfalls nicht zu großem Glück, denn so geht das angenehme, ländliche Kolorit der Vorlage für meine Begriffe zu stark in deprimierenden Grau- und Brauntönen verloren. Auch hätte man für meine Begriffe das Dorf stärker einbringen und nicht nur zwischen Pfarrhaus, Kirche, Miss Marples Garten und dem Haus von Mrs. Lestrange hin- und herwechseln sollen.

Somit bleibt für mich dies der einzige Marple-Film, bei dem die McEwan-Verfilmung für mich näher an der perfekten Stoffumsetzung ist. Allein das dortige Setting von Miss Marples Garten und dem des Pfarrhauses ist sehr beeindruckend und eigentlich ideal gewählt.

Anlasten muss ich der Hickson-Verfilmung auch, dass mich viele der Darsteller nicht überzeugen. Paul Eddington als Reverend Leonard Clement spielt seinen Part herunter, ohne in irgendeiner Weise eine einprägsame Spur zu hinterlassen. Seine Frau, gespielt von Cheryl Campbell, wird gleich in der ersten Szene als vollkommen dümmlich charakterisiert. Zwar entspricht es der Vorlage, dass sie keine hauswirtschaftlichen Begabungen besitzt, doch übertreiben hätte man dieses Charakteristikum ja nicht müssen. Wirklich einfach nur schlecht besetzt ist Tara MacGowran als Lettice Protheroe, deren Part auch leider (oder - bei dieser Besetzung - glücklicherweise) nicht der benötigte Raum in der Verfilmung gegeben wurde.

Der riesige und unübersehbare Pluspunkt des Films ist wieder einmal das Zusammenspiel zwischen Joan Hickson und David Horovitch, wobei sich dieses Mal auch Ian Brimble als Sergeant Lake besonders sympathisch einbringt. Allerdings langt es ob vieler Kritikpunkte bei "Mord im Pfarrhaus" leider nur für 3 von 5 Punkten, auch weil man die Geschichte wahrlich nicht optimal über die Spielzeit verteilte, sodass einige Längen entstanden.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

14.06.2008 14:12
#79 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Agatha Christie schreibt in ihrem Buch "Die Schattenhand" folgendes über Megan:

Zitat von Agatha Christie: Die Schattenhand
Groß und schlank wie eine Gerte, mit edel geformten Knöcheln und Füßen, die von reinseidenen Strümpfen und gutgeschnittenen Schuhen besonders zur Geltung gebracht wurden. [...] Ihr Haar, geschnitten und in schöner Linie dem Kopf angepasst, schimmerte wie eine polierte Kastanie. [...] Megan war keine Schönheit, aber sie sah ungewöhnlich aus und bezaubernd. Sie besaß Persönlichkeit.


Der werte Zuschauer möge dieses literarische Bild mit der fleischgewordenen Megan auf der Leinwand vergleichen und sich seine eigene Meinung bilden ...

Auch viele der Missstände von "Mord im Pfarrhaus" sind leider hausgemacht. Ich zitiere erneut Mrs. Christie in den Worten von Griselda Clement:

Zitat von Agatha Christie: Mord im Pfarrhaus
Ich bin eben von Natur aus alles andere als eine Hausfrau. Ich finde es besser, wenn ich Mary alles überlasse und mich damit abfinde, es ungemütlich zu haben und scheußliche Sachen essen zu müssen. [...] Schlechtes Essen, dicke Staubschichten und tote Wespen sind wirklich keine Dinge, über die man sich aufzuregen braucht.


Wahrscheinlich trug man dieser Beschreibung Rechnung, als man die Schauspieler anwies, möglichst unkonventionell und gelassen zu agieren. Paul Eddington spielt den Pfarrer Leonard Clement z.B. auch sehr ruhig und gelassen. Er ist ein normaler britischer Landbewohner und der Kontrast zwischen ihm und seiner "beinahe zwanzig Jahre jüngeren Frau" ist nicht so offensichtlich, wie es in der Romanvorlage der Fall ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.07.2008 21:17
#80 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Man vergleiche einmal drei Pfarrer-Leonard-Clement-Darsteller:

- Paul Eddington aus der Hickson-Version (TV, BBC 1986)
- Tim McInnerny aus der McEwan-Version (TV, ITV 2004)
- Francis Matthews aus der Whitfield-Version (Radio, BBC 1993)

Leider ist er mir in der Hickson-Fassung zu "normal", wie du schreibst. In der Vorlage stellt er als Erzähler die zentrale Figur des Romans, von der alle Handlungen und Gedanken geschildert werden. Ich kann mir dies bei dem in der Hickson-Fassung porträtierten, sehr simplen Mann nicht so recht vorstellen. Der Pfarrer fällt hier als wichtigster Dorfbewohner irgendwie weg. Bei McEwan versprüht er einen angenehmen Humor und bei der Whitfield-Version wirkt er wirklich wie ein engagierter Kleriker, dem das Wohl seiner Gemeinde am Herzen liegt und der in Glauben und Beruf(-ung) fest verwurzelt ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.02.2009 20:58
#81 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #48
"They Do It with Mirrors"

Einige Szenen sind zum Schmunzeln (Miss Marple und die jungen Kriminellen, erstes Treffen von Miss Marple und CI Slack), einige etwas fürs Herz (das Pferd als Geschenk für Gina, die Filmvorführung am Ende) und auch die Spannung kommt nicht zu kurz, sodass hier eine runder Krimi geschaffen wurde.

Nach nochmaliger Ansicht des Films kann ich der Umsetzung abermals mein großes Lob aussprechen. "They Do It with Mirrors" ist nach "A Murder Is Announced" die beste Verfilmung der Joan-Hickson-Reihe. Um die Sache aber noch besser zu machen, hätte man am Ende noch einige zusätzliche Szenen einfügen müssen. Einige Erklärungen mehr wären sehr hilfreich gewesen, um vor allem die Nebenhandlung um die geplante Vergiftung von Carrie-Louise verständlich zu machen. Außerdem hätte ich am Ende gern noch etwas Definitives zu Gina und Walter Hudd gesehen. Werden sie in England glücklich oder gehen sie nach Amerika zurück?

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

21.02.2009 14:16
#82 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #81
Um die Sache aber noch besser zu machen, hätte man am Ende noch einige zusätzliche Szenen einfügen müssen. Einige Erklärungen mehr wären sehr hilfreich gewesen, um vor allem die Nebenhandlung um die geplante Vergiftung von Carrie-Louise verständlich zu machen. Außerdem hätte ich am Ende gern noch etwas Definitives zu Gina und Walter Hudd gesehen. Werden sie in England glücklich oder gehen sie nach Amerika zurück?

Was die zusätzlichen Erklährungen angeht, muss ich dir recht geben. Zu Gina und Walter Hudds weiterem Leben sollte man besser nichts sagen - es wäre nur ein aufgesetzes Happy End gewesen ... Wer sagt denn, dass sie überhaupt für immer glücklich werden? Auch wenn man es ihnen wünscht ...

Insgesammt muss ich sagen, dass der Film die wohl gelungenste Episode der Reihe ist. Dadurch, dass sie nicht im Dorf spielt, sondern auf einem großen Anwesen und insgesammt eher düster und bedrohlich wirkt, kommt fast das Gefühl einer späteren Poirot-Folge auf!

Während der Roman mich fast zum Einschlafen brachte (ich denke, ich habe noch nie so lang für einen Christie-Roman gebraucht wie für "Fata morgana"), ist der Film spannend und baut langsamm eine immer bedrückendere Stimmung auf - auch optisch wirkt vieles beeindruckender als sonst in der Serie und auch die Musik unterstützt die Handlung ganz gut. Das Miss-Marple-Theme wird fast gar nicht eigesetzt - es wäre auch zu heiter für den Inhalt gewesen.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

21.02.2009 14:33
#83 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von kaeuflin im Beitrag #82
Während der Roman mich fast zum Einschlafen brachte (ich denke, ich habe noch nie so lang für einen Christie-Roman gebraucht wie für "Fata morgana"), ist der Film spannend und baut langsamm eine immer bedrückendere Stimmung auf - auch optisch wirkt vieles beeindruckender als sonst in der Serie und auch die Musik unterstützt die Handlung ganz gut. Das Miss-Marple-Theme wird fast gar nicht eigesetzt - es wäre auch zu heiter für den Inhalt gewesen.

Den Roman kenne ich nur aus der 3-CD-Hörbuch-Fassung vom Hörverlag, gelesen von Katja Brügger. Von dieser Version ausgehend, führe ich "Fata Morgana" gern als meine Lieblings-Miss-Marple-Geschichte an, denn ich fand das Hörbuch stets spannend und verblüffend. Die Atmosphäre entspricht der im Film auch ziemlich genau, da ja - im Gegensatz zu einigen anderen Adaptionen der Joan-Hickson-Reihe, z.B. "Mord im Pfarrhaus" - die Zeit, in der die Folge spielt, der Entstehungszeit des Buches entspricht. Zustimmen muss ich dir, was die Musik angeht. Sie ist hervorragend. Das Thema, das bei den Auftritten Christian Gulbrandsens gespielt wird, gibt mir aufgrund seiner Hymnenhaftigkeit direkt Gänsehaut.

kaeuflin Offline




Beiträge: 1.259

21.02.2009 14:39
#84 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Mir lag der Stil der Fischer-Übersetzung irgendwie überhaupt nicht - ähnlich wie bei "Karibische Affäre" ... wärend ich mit den anderen Büchern dieser Reihe keine Probleme hatte. Bin allerdings immer noch kein Fan von Hörbüchern, deshalb kann ich zu der Hörbuchvariante nichts sagen.

Peter

Happiness IS the road! (Marillion)

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

15.03.2009 12:40
#85 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Wieder einmal gesehen und erneut bewertet:

"Ruhe unsanft" (Sleeping Murder), BBC 1987

Mit "Sleeping Murder" ist der BBC ein Meisterstück gelungen. Die Romanvorlage entwickelt bereits einen besonderen Zauber, der in der Verfilmung vertieft und in wunderschöne Bilder verpackt wird. Im Gegensatz zu der Verfilmung mit Geraldine McEwan zwei Jahrzehnte später, gibt es hier keinen unnützen Füllstoff. Man bekommt Helen Spenlove Kennedy nie zu sehen (nur einmal kurz auf einem verblassten Sepia-Jugendbild), was sehr weise ist. So durchzieht die Vorstellung, was für ein Mensch sie wohl gewesen sein mag, den gesamten Film. Dies macht sich bezahlt, als gegen Ende ihre Gebeine unter den Stufen zum Garten gefunden werden. Man sieht nicht einmal einen Knochen, doch in der Phantasie des Zusehers reicht es, in die entsetzten Gesichter der Protagonisten zu blicken, als sie vom Inspektor hören, man habe gefunden, wonach man gesucht hat. Gerade hier zeigt sich der hohe Standard, den man Ende der Achtziger Jahre bei der Verfilmung solcher klassischen Kriminalfälle angewendet hat. Das Buch lebt vor allem von der Ausstrahlung des Hauses, den Schatten der Vergangenheit und der eigenmächtigen Nachforschungen des jungen Paares. Es hätte die Atmosphäre der Geschichte zerstört, wenn man Rückblenden auf das Leben der Ermordeten gezeigt hätte. Nicht einmal die kleine Gwennie ist zu sehen, als sie durch das Treppengeländer nach unten blickt. Der Film kommt ohne Effekte aus und lässt den Fall deshalb umso realistischer wirken. Im Vordergrund steht der Wunsch, die Vergangenheit aufzudecken, um mehr über die eigene Herkunft zu erfahren, aber vor allem, aus Neugierde.

Zitat von Agatha Christie: Ruhe unsanft
Giles war so eifrig bei der Sache wie ein kleiner Junge mit einem neuen Spielzeug.


Gwenda und Giles Reed verkörpern die Leser der Romane Agatha Christies, die sich voll und ganz auf ein Krimi-Abenteuer einlassen und jedem Hinweis nachgehen. Man kann "Ruhe unsanft" deshalb als Hommage von Agatha Christie an ihre eigene Schöpfung (Miss Marple und ihre kleine Welt) sehen. Geraldine Alexander und John Moulder-Brown sind ein selten schönes Paar. Ihre sympathische Ausstrahlung, die Eleganz ihrer Erscheinung und die liebenswürdige Art, in der sie Miss Marple und ihre neue Heimat betrachten, tragen den Film. Dr. Kennedy hat zwar äußerlich mit der Beschreibung im Buch wenig gemein ("... ein älterer Mann mit grauem Haar und kühlen Augen unter buschigen Brauen"), doch dafür trägt er die Züge eines Mannes, dem man die dunklen Abgründe in seiner Seele durchaus abnimmt.

Miss Marple klinkt sich auf die ihr typische Art und Weise in die Erkundigungen nach dem Verbleib von Helen ein, indem sie scheinbar alltägliche Routine-Situationen nutzt, um das verborgene Potenzial privater Beobachtungen auszuschöpfen. Eine Informationsquelle, die der Polizei meist verborgen bleibt, da man einer alten vertrauenswürdigen Dame oftmals ungezwungener etwas anvertraut, als einem Beamten von Scotland Yard. Typisch dafür ist die Szene im Wäschegeschäft.

Zitat von Agatha Christie: Ruhe unsanft
Die Verkäuferin war seit vielen Jahren an Kundinnen wie Miss Marple gewöhnt und schätzte solche freundlichen, weitschweifigen, redseligen alten Damen weit mehr als die jungen, ungeduldigen, oft unhöflichen Mütter, die nicht wussten, was sie wollten, und nur das Billige und Auffällige ins Auge fassten.


Die Kamera-Einstellungen sorgen für Spannung und Entspannung zugleich. Während man in einer Panorama-Aufnahme den Waldweg sieht, wo das üppige Grün zum Spazieren einlädt, zeigt uns die nächste Szene bereits das Rascheln der Zweige und eine Hand, die selbige zur Seite schiebt. Mehr braucht der Zuseher nicht, um zu erkennen, dass Lily Kimble gleich sterben wird. Ein rundum gelungener Film mit einem begabten Ensemble und exzellent gewählten Drehorten.

lasher1965 Offline




Beiträge: 419

17.03.2009 22:37
#86 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #5
Zumindest der "Hound" wurde von KSM ja nur in der geschnittenen deutschen TV-Version veröffentlicht, weshalb ich nicht zugegriffen habe. Wie es bei den "Silver Stockings" aussah, weiß ich nicht.

Hm ... Laut OFDb ist der Hound ungeschnitten bei KSM. Habe ihn kürzlich erst gekauft und er gefiel mir sehr gut.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.03.2009 22:50
#87 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Die deutsche Version des "Hound of the Baskervilles" läuft 90 Minuten und entspricht der im Fernsehen gezeigten deutschen Synchronfassung, ist in dieser Hinsicht also vollständig. In der britischen Originalfassung, die ganze neun Minuten länger läuft, ist trotzdem wesentlich mehr drin. Schon der Anfang der deutschen Fassung ist verstümmelt: Während man hier direkt die Zeugenaussagen sieht, darf man im Original einen Blick auf die entstellte Leiche von Sir Charles Baskerville werfen. Du solltest dir, wenn dir der Film gefällt, unbedingt die ungeschnittene Fassung zulegen. Die britische DVD ist klasse: vollständig, mit bedarfsweisen englischen Untertiteln, dem von der deutschen DVD bekannten Making-Of, zusätzlich einem Audiokommentar und Interviews mit David Attwood, Christopher Hall, Allan Cubitt, Richard Roxburgh, Ian Hart, Richard E. Garnt, John Nettles, Neve McIntosh und Matt Day. Alles für momentan nur 6,49 Euro bei play.com.

rainbow Offline




Beiträge: 1.597

04.04.2009 10:30
#88 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von Lutz im Beitrag #3
Joan Hickson ist schon mal gut (und wird mit Sicherheit gekauft). Ist denn bekannt, ob auch etwas mit Geraldine McEwan geplant ist?

Gibt es da inzwischen Neuigkeiten?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.04.2009 11:05
#89 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

In England gibt es eine Komplettbox mit McEwans Marple-Episoden. Vielleicht ist sie ja im O-Ton gelungener ...

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

04.04.2009 11:21
#90 RE: Miss Marple mit Joan Hickson Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #89
Vielleicht ist sie ja im O-Ton gelungener ...

Möchte ich bezweifeln. Und um die deutsche Fassung goutierbar zu machen, hätte es eines Rainer Brandt bedurft.

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