In den USA sind vier Sherlock-Holmes-Filme mit Basil Rathbone von dem Label "Legend Films" restauriert und koloriert worden. Es handelt sich um die Titel "Sherlock Holmes and the Secret Weapon" (Die Geheimwaffe), "Sherlock Holmes: The Woman in Green" (Die Frau in Grün), "Sherlock Holmes: Terror by Night" (Juwelenraub) und "Sherlock Holmes: Prelude to Murder" (Jagd auf Spieldosen). Die DVDs enthalten die neue Farbfassung, die Schwarzweißfassung sowie den Original-Kinotrailer. Sprache: Englisch. Über eventuelle Untertitel konnte ich nichts in Erfahrung bringen.

Auf der Herstellerseite LegendFilms.net (linke Navigationsleiste, unter "Retail Products") kann man sich die DVD-Cover ansehen und Informationen abrufen. Darüber hinaus sind dort die jeweiligen Trailer einzusehen, die in Farbe und einer atemberaubenden Qualität vorliegen (es lohnt sich wirklich, reinzuschauen!).

Die DVDs sind über Amazon.com zu beziehen (Preis je Disc: etwa 10 Dollar).

Besitzt hier irgendjemand diese DVDs und kann uns näheres darüber mitteilen?

Diese kolorierten Fassungen dürften schon aus den 80ern stammen, als diese Praxis in den USA sehr in war.

Gruß
Markus

Oh, doch nicht. Die Master sind neu erstellt.
Aber dein Link ist falsch: d statt s! [Bereits editiert!]

Ich brauche Kolorisation nicht, aber die Filme sind immerhin schön dezent in Sepiafarben getaucht.

Gruß
Markus

Absolut genial, würde mir die Box - sofern sie deutschen Ton hätte - sofort nochmal kaufen.

Gestern habe ich den ersten kolorierten Basil-Rathbone-Sherlock-Holmes-Film gesehen. Als Start in das "Abenteuer der Farbe" habe ich einen Titel gewählt, der einerseits zu meinen Lieblingsfilmen der Reihe zählt und andererseits eine dezente und geschmackvolle Arbeit in besonderem Maße erwarten ließ: "Juwelenraub" aus dem Jahr 1946. Der Film mit dem etwas undurchsichtigen Originaltitel "Terror by Night" wartet mit einem wendungsreichen Plot um den titelgebenden Juwelendiebstahl mit zahlreichen Verdächtigen, einem doppelbödigen Sarg und einem ganz famosen Setting auf, spielt er doch bis auf einige Szenen am Anfang und eine Einstellung am Ende durch und durch nur auf Bahnhöfen und in einem Zug.

Und tatsächlich: Nicht nur Kleidung und Teint der Passagiere, sondern auch und vor allem die edle Stoff- und Holzausstattung der Waggons gestaltet sich zu einem optischen Kleinod, das die Wirkung dieses atmosphärischen Filmchens (mit einer Laufzeit von gerade einmal 57 Minuten) noch zusätzlich stärkt und der Authentizität und dem Alter keinen Abbruch tut. Schließlich erfolgte die Kolorierung nicht nur mit ausgeklügelter Computertechnik, sondern auch und vor allem mit Geschmack und Zurückhaltung. Keine quietschbunten Bonbonfarben treten zum Vorschein, sondern gedeckte Braun- und Grüntöne, die von kleinen Akzenten wirkungsvoll unterstützt werden.

Wer die Filme einmal ganz anders erleben möchte, findet nach der "Normalfassung", dem englischen Original und den Alternativsynchros der Koch-Media-Boxen in diesen Farbfassungen nun eine vierte Möglichkeit, die guten alten Holmes-Zeiten hochleben zu lassen und den Charme von Basil Rathbones genialem Meisterdetektiv in außerordentlich frischer Anmutung nachzuvollziehen.

Damit nicht nur Worte sprechen, hier einige Impressionen:






Leider bietet die britische Edition, die ich mir zu Weihnachten bestellt habe, nicht nur Grund zum Lob. Zwar handelt es sich um die gleichen Kolorierungen wie bei den beworbenen amerikanischen von Legend Films (das Logo befindet sich sogar auf den DVDs), doch - wie das Menü im ersten Bild verheißt - gestalten sich die europäischen Ausgaben unerwartet schlanker als ihre amerikanischen Pendants: So fehlen sowohl die Original-Schwarzweißfassungen (was verschmerzbar ist, da diese ja in den Koch-Editionen perfektioniert wurden) als auch - darüber bin ich wesentlich trauriger - die schönen kolorierten Filmtrailer. Dafür entschädigt die Box mit einem wesentlich hübscheren Cover als es die amerikanischen DVDs zeigen:

Mit ähnlich hohen Erwartungen wie bei "Terror by Night" ging ich an den zweiten Film "Sherlock Holmes and the Secret Weapon", der in dieser Collection unter dem Kurztitel "The Secret Weapon" vorliegt. Basierend auf der Conan-Doyle-Geschichte "Die tanzenden Männchen", stellt dieser insgesamt vierte Film der Reihe ebenfalls einen meiner Lieblingsstreifen der Serie dar, wird doch die Krimihandlung perfekt mit dem temporären Kriegsgeschehen verbunden. Aus dieser Symbiose entsteht eine ungleich spannendere und motiviertere Geschichte als in Doyles ohnehin schon gutem Original, die in ihrer Zeitversetzung ohne Abstriche funktioniert, durchgehend logisch bleibt und außerdem über viele kleine Hinweise auf Originalelemente aus dem Holmes-Canon verfügt.

"The Secret Weapon" ist nicht nur der eigentliche Beginn der Universal-Reihe (die erste Holmes-Regiearbeit von Roy William Neill und der erste Auftritt von Dennis Hoeys Inspektor Lestrade), sondern bietet auch zahlreiche Möglichkeiten, die Kolorierung wirkungsvoll einzusetzen. In den Testszenen des Bombenzielgerätes offenbaren sich diese ebenso wie in der Wohnung von Charlotte Eberli und der Geheimfestung von Professor Moriarty. Außerdem darf der Zuschauer einen Blick auf die eingefärbte Baker Street werfen.

Dies sind ein paar Eindrücke aus "Sherlock Holmes and the Secret Weapon":

Der chronologisch letzte Teil der Basil-Rathbone-Holmes-Serie, "Jagd auf Spieldosen" ("Dressed to Kill"), ist mir noch nicht so vertraut wie die anderen Titel der Reihe. Ich lernte ihn als einen der wenigen Filme erst mit der Veröffentlichung der DVD-Boxen von Koch Media kennen und erinnere mich noch, dass ich nach der ersten Sichtung ein wenig enttäuscht von dem vielgerühmten Finale der Serie war. Diese Enttäuschung blieb bei meiner heutigen Sichtung zwar insofern bestehen, als "Dressed to Kill" einen durchschnittlichen Rathbone-Film darstellt (was in einer Wertung aber immer noch 5 Punkte bedeutet), der irgendwo in der Mitte gut passen würde, aber als krönender Abschluss vor allem in Hinblick auf die hausbackene Schlussszene und das Fehlen von Inspektor Lestrade ein wenig deplatziert wirkt.

Dennoch gefiel mir der Streifen schon viel besser, lassen mehrfache Sichtungen doch hier wie auch bei allen anderen Produktionen dieser Reihe mehr oder minder gut versteckte Details und Liebenswürdigkeiten erkennen, die der Serie den bestimmten Charme geben. Zu diesem Charme gehört der Umstand, dass die Basil-Rathbone-Sherlock-Holmes-Serie meiner Meinung nach die bestgeplottete Holmes-Reihe aller Zeiten ist. Die Treffsicherheit, mit der die Drehbuchautoren Elemente aus den Conan-Doyle-Geschichten in eigenständige Handlungen einwoben, ist schier genial zu nennen und überzeugt auch hier durch zahlreiche Anspielungen, die sich dieses Mal auf "Ein Skandal in Böhmen" beziehen und sogar bis hin zu Insiderwinks hinter der Kamera reichen. So wird das Pendant von Irene Adler, Hilda Courtney, von Patricia Morison gespielt, die zwar hinter der Dämonie von Gale Sondergaard (Das Spinnennest) merklich zurückbleibt, jedoch in einer anderen Hinsicht ganz besonders passend für ihre Rolle ist: Sie selbst war - wie Irene Adler - eine Sängerin, die sich einem lukrativeren Geschäft hingegeben hat.

Es ist schade, dass die Bildqualität von "Dressed to Kill" nicht auf dem gleichen hohen Niveau der anderen beiden Scheiben ist und sich bei stark kontrastierenden Farbgrenzen klötzchenartige Abstufungen bemerkbar machen. Ich bin mir nicht sicher, glaube aber, dies könnte mit einer ungünstigen NTSC-PAL-Konvertierung zusammenhängen. Warum dieser Fehler aber dann nicht auch bei den vorigen beiden Filmen auftrat, wird dadurch nicht erklärt.

Hier die Bilderschau aus "Dressed to Kill":

"The Woman in Green", der letzte der vier kolorierten Filme, ist in einem für die Reihe erstaunlich düsteren Ton gehalten, was sich vor allem aus dem Verzicht auf Inspektor Lestrade sowie einem zurückhaltenden Dr. Watson ergibt. Auch die Verbrechen sind dieses Mal besonders brutal ausgedacht und ihre Hintermänner entweder verrückt oder eiskalt berechnend (der Film ist das dritte und letzte Wiedersehen mit Professor Moriarty, der in der Filmreihe von drei verschiedenen Darstellern, hier Rathbones Lieblingsschauspieler Henry Daniell, porträtiert wurde). Lydia Marlowe, die Frau in Grün, die ebenfalls mit von der Partie ist, zählt zu den beeindruckenden schurkischen Frauenrollen der Serie. Der gelungene Filmgenuss wird einzig dadurch geschmälert, dass der Zuschauer bereits von Anfang an weiß, wer hinter den Verbrechen steckt, was zwar auch in anderen Teilen der Reihe, zum Beispiel im Meisterwerk "The Pearl of Death", der Fall ist, hier aber durch die Tatsache, dass der Zuschauer Holmes fast den ganzen Film über meilenweit voraus ist, ein wenig unglücklich wirkt.

Angemerkt sei, dass Lydia Marlowe in der kolorierten Fassung erst in der Szene im Mesmer-Club sowie im darauffolgenden Finale in ihrer Wohnung in Grün aufzulaufen beginnt. Beim anfänglichen Treffen mit Sir George Fenwick trägt sie ein sehr dunkelblaues, fast schwarzes Kleid. Dies stellt allerdings keinen Abbruch dar, da sie von keinem der Charaktere je als "Frau in Grün" bezeichnet wird. Dies ist ausschließlich dem Titel überlassen, der mit den Schlussszenen seine absolute Berechtigung erhält.

Und zu guter Letzt noch die obligatorischen Filmfotos:

Vielen Dank für diesen Thread, der erhellende Eindrücke wiedergibt und in klaren Worten schildert, was von dieser Sherlock-Holmes-Box zu erwarten ist. Ich möchte zur "Frau in Grün" anmerken, dass Sherlock Holmes die geheimnisvolle Dame als Frau beschreibt, die gerne Grün trägt, obwohl er sie nur einmal in Begleitung von Sir George Fenwick im "Pembroke House" gesehen hat und sie bei dieser Gelegenheit gar kein grünes Kostüm getragen hat. Diese Aussage entpuppt sich nun eindeutig als Lapsus der deutschen Synchronisation, da die Dialoge im englischen Original offenbar nie auf die Farbe der Kleidung eingehen.

So kann man das dann aber auch nicht sagen: Die deutsche Synchronisation hat schließlich gar nichts mit der Kolorierung zu tun. Da die Verantwortlichen der deutschen Fassung nichts von der Farbversion wissen konnten, war es von ihnen kein Fehler, anzunehmen, dass Lydia in der ersten Szene in Pembroke House Grün trägt. Da die Verantwortlichen der Farbversion wiederum die deutsche Fassung nicht kannten, war es von ihnen ebenfalls kein Fehler, Lydia zunächst in Blau zu kleiden. Hier liegen lediglich zwei unabhängige Bearbeitungen des Films vor, die sich in ihren Interpretationen marginal verfehlen.

Ich habe mich schon vor der Veröffentlichung der kolorierten Filmversionen gewundert, ob Lydia wirklich ein grünes Ensemble trägt. Mir schien ihre Abendgarderobe immer sehr dunkel, ja schwarz zu sein ...