Die Box Nummer 2 liefert reichhaltiges Bonusmaterial, wobei mir besonders der Beitrag "Restoring Sherlock Holmes", das Interview mit Herrn Niklaus und der Audiokommentar von David Stuart Davies gefallen haben.

Meine Punktewertung sieht folgendermaßen aus :

Verhängnisvolle Reise 4 Punkte
Gespenster im Schloß 4 Punkte
Das Spinnennest 4 Punkte

Verhängnisvolle Reise

Das Motiv für die Ermittlungen von Sherlock Holmes ist eine "Stecknadel im Heuhaufen".
"Ein großes Land - ein kleines Streichholzbriefchen", sagt Holmes zu Watson.

Die beiden englischen Detektive reisen erstmals in die Vereinigten Staaten von Amerika, um einer Spur zu folgen. Ihr Auftrag ist von großer Bedeutung, da es nicht nur darum geht, einen entführten Privatermittler zu finden, sondern vor allem darum, einen Mikrofilm mit wichtigen Dokumenten wiederzubeschaffen.

Der Film bietet Nigel Bruce wieder ausreichend Spielraum, um sein komödiantisches Talent zu zeigen. Sein Studium des amerikanischen Slangs, sein Kaugummikauen und seine betonte Lässigkeit wirken neben dem ernsten Auftreten von Sherlock Holmes umso naiver. Da sein Sparringspartner Insp. Lestrade bei diesem Fall nicht zugegen ist, sorgt Watson selbst für Lacher.

George Zucco als Bösewicht ist wieder einmal glänzend besetzt und sein Schlupfwinkel sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel. Man denke nur an die Glanzszene mit Holmes im Antiquitätengeschäft. Sein Auftreten als schrulliger Kunstsammler und die anschließende Szene im Büro verlängern die Spannung, welche bereits auf der Verlobungsparty von Nancy Partridge begann. Das Weiterreichen des Zündholzbriefchens von Hand zu Hand ist ein typischer Suspense, wie man ihn auch von Hitchcock kennt.
Sehr gut gefällt mir auch die musikalische Untermalung dieser Szenen.

Sherlock Holmes meistert auch diesen Fall souverän und verblüfft nicht nur seine Gegner. Endlich sieht man ihn wieder bei seinen Analysen ( das Untersuchen der Decke, das Sortieren des Bildmaterials ).

Der Film kommt ohne Gruselelemente ( Nebel, Moor, Übersinnliches ) aus und spielt deshalb in einer völlig anderen Liga als z.B. der "Hund", die "Kralle" oder auch "Gespenster".
Er wirkt modern - man beachte auch die Frisur von Basil Rathbone - und ist mehr Spionagethriller, als Detektivgeschichte.

Alles in allem ein gelungener Genre-Wechsel, der (fast) gleichberechtigt neben den Glanzlichtern der Serie
stehen kann.

Ich werde am Wochenende meine Bewertung zu den drei Filmen hier posten, nachdem ich mir die Filme nochmals angesehen habe, um besser bewerten zu können!

Zwar erst einmal noch keine Bewertung von mir, aber vielleicht sind diese Angebote für den ein oder anderen Basil-Rathbone- bzw. Jeremy-Brett- oder einfach nur allgemein-Sherlock-Holmes-Fan interessant:

Die Fotos sind wirklich sehr schön. Das zweite Bild oben rechts stammt aus "Gefährliche Mission", aber das erste links ? Ist das wirklich eine Filmszene oder nur ein Werbefoto ?

Die Fotos aus der Folge "Sein letzter Fall" mit Jeremy Brett und David Burke sind ebenso gut gelungen.

Doch nun zurück zu unserem geschätzten Basil Rathbone.

Das Spinnennest

Bemerkenswert an diesem Film ist die Tatsache, daß es Sherlock Holmes endlich mit einer würdigen Gegenspielerin zu tun hat, die ihm gewachsen ist. Gale Sondergaard ist zu Recht "die Frau" der Rathbone-Verfilmungen. Sie arbeitet selbständig und nicht nur als Komplizin eines Verbrechers.
Der Beginn des Films ist eindeutig an die berühmte Erzählung von Conan Doyle "The Final Problem" angelehnt.
Einmal mehr gelingt es Sherlock Holmes seinen Mitarbeiter Watson und das Publikum zu erschrecken : Er täuscht seinen Tod vor und wiegt seine Gegenspieler so in falscher Sicherheit.
Mit dem Auftritt von Adrea Spedding kommt Glamour und Exotik ins Spiel. Man ahnt, daß es sich um keine gewöhnliche Verbrecherin handelt, sondern um eine Frau mit Stil, die eiskalt und vorausschauend handelt.
Die Wortduelle zwischen den beiden Gegnern sprühen vor Scharfsinn und man sieht Holmes an, daß er diese "femme fatale" nicht unterschätzt.
Eine weitere Szene des Films wurde der Erzählung "The Devil`s Foot" entnommen ( die versuchte Vergiftung von Holmes und Watson durch die Teufelswurzel im Kaminfeuer ).
Ebenso entdeckt der Holmes-Kenner mit Freude eine entscheidende Szene aus "The Speckled Band", nur daß es sich hier erfreulicherweiser nicht um eine Schlange, sondern nur um eine große Spinne handelt.

Der Film greift also tief in die Kiste mit dem Canon der SH-Erzählungen und mischt alle Zutaten zu einem spannenden Film, der bis zum furiosen Finale fesselt.

Zitat von Gubanov

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Für diese Verfilmung verwendete man diverse Holmes-Kurzgeschichten als Vorlage, so etwa Holmes vorgetäuschten Tod aus "The Final Problem" und "The Empty House", die Mordmethode aus "The Speckled Band" (nur, dass die Schlange durch eine Spinne ersetzt wurde), die "Kreatur" aus "The Sign Of The Four", die Bemerkung und Verwendung der "Teufelsfußwurzel" aus "The Devil\'s Foot" sowie die Anspielung auf Irene Adler in Form der "Spinnenfrau" aus "A Scandal In Bohemia".

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Zitat von Gubanov

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Diese Tatsache wiederlegt die gern und oft behauptete Falschaussage, die Rathbone-Filme hätten NICHTS mit dem Holmes-Kanon zu tun und wären bloße Neuerfindungen, ohne die Ideen und den Charme der Originalerzählungen einzubringen.
Besonders der Drehbuchautor Bertram Millhauser war sehr daran interessiert, Fragmente aus dem Kanon einzubauen und unauffällig in "neue", für Kino und Spannung zuträgliche Handlungsstränge zu integrieren. Die Rathbone-Filme stecken voller Liebe zu den Originalgeschichten.

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@ KlausS

Zu dem Wort "nichts": Dieses bezog sich auf die Handlung der Filme im Vergleich zu den Handlungen der Kurzgeschichten und Romane sowie die Atmosphäre der Rathbone-Filme. Natürlich bestreitet niemand, wie sollte er auch?, dass in den Filmen Sherlock Holmes und Dr. Watson auftreten (wobei manche ja schon sagen, Watson sei gar nicht Watson, sondern einfach nur ein Trottel...), weiterhin Lestrade (dito), die Baker Street, der hilflose Yard, der geniale Holmes und hin und wieder Mrs. Hudson. Das sollte schon klar sein, denke ich.

Aber es gibt eben diverse Holmes-(Buch)-Fans, die so oberflächlich sind, zu sagen, die Rathbone-Serie hätte (außer dem "Hund von Baskerville") nichts oder nicht viel mit den Geschichten von Conan Doyle gemein. Sie vergessen hierbei auch oft die wunderbaren Umsetzungen der Kanon-Storys "The Six Napoleons" und "The Musgrave Ritual". Sie sagen, die Rathbone-Filme hätten nichts mit den Vorlagen zu tun, da sie NUR auf neuen Ideen (und die seien teilweise auch noch unpassend) basierten.

Und eben das ist nicht der Fall. Wie am Beispiel des "Spinnennest" zu sehen, erfolgte auch - und insofern ist diese fragmenthafte Verwendung von Holmes-Geschichten eine wirkliche und nicht zu leugnende Bereicherung - eine intensive Auseinandersetzung mit dem Kanon. In anderen Worten: Die Drehbuchautoren kannten sich aus und verstanden viel vom Original-Holmes, was sie dann (versteckt) auch in die Filme einbrachten.

Nun ist es für jeden seine eigene Entscheidung, ob er dies genauso würdigen kann wie die offensichtliche, beim ersten Blick ins Auge springende Nähe etwa der Jeremy-Brett-Serie zum Kanon.

Zu den Filmen selbst:

Verhängnisvolle Reise

Dieser Film spielt in einer anderen Welt. Es ist nicht das alte, neblige London, sondern das helle und moderne Washington. An der Situation des Krieges ändert das nichts. Sie ist nach wie vor Thema des Films, wenngleich sie nun noch stärker abgeschwächt wurde als in dem Vorgänger-Streifen.

Die Idee mit dem Mikrofilm ist nicht schlecht und die "Beobachtung", wie der gesuchte Gegenstand unbemerkt von Hand zu Hand geht, kann beeindrucken.

Ich möchte anmerken, dass dies mein erster Rathbone-Holmes-Film war - und beim ersten Sehen fand ich ihn noch nicht einmal soooo toll. Ich habe gesagt, er sei zu geradlinig. Holmes fand eine Spur (den Teppich) und verfolgte sie und kam sofort ans Ziel. Die Jagd nach den Gangstern ist mir nach wie vor in diesem Film zu simpel gestrickt. Man nimmt ihnen nicht ab, dass sie Profis sind - sie wirken nicht so bedrohlich wie in anderen Fällen.

Zwei Szenen haben mich jedoch schon immer in diesem Film mehr als beeindruckt: Die Szene im Zug mit den Gesprächen, dem "Stromausfall" und der Entführung - und die (fast)-Schlussszene, als Holmes den Brief vor den Augen des Verbrechers verbrennt.

Insgesamt ein eher durchschnittlicher Holmes-Film. Keine markanten Gastdarstellerleistungen.

3 von 5 Punkten

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Gespenster im Schloss

Eine, wie ich finde, schöne Adaption der Geschichte "The Musgrave Ritual"; doch diese Version rangiert bei mir leider nur auf Platz 2 hinter der Fassung mit Jeremy Brett.

Sie punktet mit viel Humor (Watson und Lestrade), den angesprochenen schönen Schauplätzen, der wirkungsvollen Einbringung des "Schachspiels", die ebenso spannend wirkt wie die "Schatzsuche" der Brett-Version (dort allerdings mit noch raffinierterer Kameraführung - Jeremy Brett schwebt über das Wasser... Aber ich schweife ab!). In der Szene, in der die junge Sally das Ritual vorlesen muss, wurden alle Grusel-Register gezückt, inklusive eines beeindruckenden Special-Effect. Auch die Darstellung des Butlers in ihrer völlig anderen Art und Weise im Vergleich zur Geschichte halte ich für positiv und wirklich gelungen. Lob an den Darsteller.

Doch es reicht nicht ganz für eine 5-Sterne-Bewertung. Und ich kann nicht genau sagen, warum - aber es gibt einfach NOCH bessere Filme in der Rathbone-Reihe. Daher eigentlich 4,5 Punkte, aber glatt:

4 von 5 Punkten

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Das Spinnennest

"Das Spinnennest" beginnt mit einer wunderbaren Eingangssequenz (den Selbstmorden und den Zeitungsschlagzeilen), die sofort fesselt und den geneigten Zuschauer in den Bann zieht. Doch damit nicht genug: Innerhalb der ersten paar Minuten des Films stirbt auch noch Sherlock Holmes. Was zu viel ist, ist zu viel. Begann alles noch spannend, so folgt nun eine Reizüberflutung: Tod (Trauer), Watson und Lestrade (Humor), Briefträger (Verspottung >>> Watsons Ärger), "Auferstehung" (Freude). Alles zusammen bedeutet dann einfach nur Verwirrung.

Und es geht weiter mit der Meckerei: Die (Selbst)-Morde werden bereits im ersten Drittel des Films aufgeklärt, auch die Identität des Mörders (oder besser, der Mörderin) ist ersichtlich. Die Spannung schöpft nun einzig und allein aus der Frage: Wird Holmes sie fassen? Natürlich wird er! Also, mal sehen, was das Kuriositätenkabinett noch zu bieten hat außer Spannung...

1. Humor: Watson, der Holmes in einer Verkleidung vermutet und seinem Besucher "an die Haut geht". Einfach nur köstlich! Weitere tolle Witze.

2. Holmes-Mörder-Spiel: Ähnlich einem Professor Moriarty liefer sich die Spinnenfrau einige hochinteressante "Duelle" mit Sherlock Holmes, die mich auch irgendwie an Columbo erinnern. Hat Columbo da geklaut? Auf jeden Fall sind sie unterhaltsam und dem Film in seiner Gesamtheit äußerst zuträglich.

3. Der Rummelplatz: Eine gelungene Location für den Abschluss des Films, vielleicht sogar eine der gelungensten Szenen der ganzen Serie. Für die deutsche Erstsynchronisation bis zum Erliegen zerstückelt, wird sie auf der DVD endlich in voller "Schönheit" und mit der "Kreatur" und Hitler präsentiert.

Alles in allem ist dieser Film für einen Kriminalfilm eher durchschnittlich, bietet aber aufgrund seiner detailreichen und amüsant-unterhaltsamen Inszenierung viel Spaß auch nach dem fünften oder sechsten Sehen.

4 von 5 Punkten

Zu Gespenster im Schloss:

Eine der Schwächen des Films ist die Besetzung des Mörders mit Arthur Maretson ( Dr.Sexton ).
Er wirkt blass und langweilig und von Anfang an unglaubwürdig. Als er nach dem "Überfall" in der Lindenallee in die Bibliothek eintritt, fällt er in Ohnmacht, steht aber rasch wieder auf und berichtet Dr.Watson.

Ich möchte hier gerne Alfred Hitchcock zitieren ( aus "Mr.Hitchcock, wie haben Sie das gemacht ?" von Francois Truffaut ):

"Je gelungener der Schurke ist, umso gelungener ist der Film."

Wenn man statt Maretson den großen Vincent Price besetzt hätte ( oder auch Michael Redgrave ), wäre die Geschichte fesselnder und hintergründiger gewesen.

Aber Price spielte wohl in einer anderen Liga...
Warum eigentlich werden die SH-Filme als B-Filme bezeichnet ? Basil Rathbone war doch alles andere als ein zweitklassiger Darsteller ? Aber natürlich ist hier vor allem das Budget gemeint...

Frage deshalb : Hätte man mit mehr Geld noch bessere SH-Filme machen können ?

Frage deshalb: Hätte man mit mehr Geld noch bessere SH-Filme machen können?

Ich glaube nicht. Folgende Erläuterungen möchte ich dazu geben: Zuallererst sind die Attribute für einen Film "gut", "besser" oder "am besten" reine Geschmackssache und somit weniger vom geldlichen Aspekt als vom rein persönlichen Geschmack abhängig. Natürlich kann man mit einem größeren Kapital "bessere" (und schon wieder werden wir subjektiv), erfahrenere und berühmtere Filmemacher und Akteure verpflichten, die nicht nur Renommee mitbringen, sondern meist auch den objektiven Qualitätsstandard des Films, was die handwerkliche und technische Realisation angeht, heben können. Andererseits werden von vielen Menschen - besonders hier im Forum - der Unterhaltungswert eines Films sowie der oft zitierte "Trashfaktor", der ja in den meisten Fällen mit dem sinkenden Budget steigt, als viel wichtiger eingestuft als die handwerkliche Qualität. Anders ausgedrückt: Mit viel Geld kann man (wenn es "schlecht" läuft) einen stinklangweiligen Film mit toller handwerklicher Qualität drehen, mit wenig Geld (und wenn es "gut" läuft) einen wunderbar unterhaltsamen Film mit Tempo, Witz und engagierten Darstellern, die ihre Sache ernster nehmen, als große Stars, die eben nur "noch einen" Film abdrehen.

Weiterhin, und hier speziell auf die Rathbone-Filme bezogen, muss man sicherlich dem Zeitgeist das Gros des schlussendlichen Filmresultats zuschreiben - er übte einen (bei den "Kriegs"-Holmes-Filmen sieht man es ja ganz besonders gut) riesigen Einfluss auf die Handlung und die Inszenierung eines solchen Films aus. Da macht mehr oder weniger Geld das Kraut auch nicht fetter oder besser bekömmlich.

Abschließend noch einige Worte zu deinen anderen Fragen: Leider kenne ich mich mit den genauen Grenzen bei den A- und B-Pictures nicht aus, bin wohl aber der Ansicht, man hätte die Holmes-Filme auch als A-Pictures mit großem Budget und noch größerer Werbung aufziehen können (Erfolg war ja schließlich bei Holmes garantiert!), wenn man das nötig gehabt hätte. Aber offensichtlich hat es sich bei der Umsetzung der Stories als völlig ausreichend erwiesen, ein B-Picture-Budget anzusetzen und somit den Weg eines B-Picture-Streifens zu gehen. Wie gesagt, erfolgreich waren sie ja trotzdem und haben gutes Geld eingespielt...

Ich schließe mich Gubanov´s Ansicht an, da kann ich aus meiner Sicht kaum noch etwas hinzufügen.

Ebenfalls nach vorne genommen.

J.

Warum?