wenn man wie ich ein Archiv von ca. 20.000 Filmen hat, kann man auch sehr viel anbieten und gelangt dann eben relativ schnell an die entsprechenden Serien. Ich muss allerdings sagen, dass ich bei Serien nur die klassischen Sachen sammele und eigentlich kaum Farbserien besitze. Und die Serien, die nicht auf dem Markt sind habe ich natürlich auch nicht, das ist klar.
Alle sechs Folgen wurden im Studio gedreht (Studioatmosphäre), sogar die Szenen, die im Freien spielen. Viel Dialog - wenig bis keine Action ... ist recht nett und mit Durbridge schon vergleichbar, zumal hinter der Kamera ja das Durbridge-Team (Kamera, Regie, Szenenbild...) agierte...
Nachdem ich die Miniserie nun endlich in meiner Sammlung habe, möchte ich nach und nach die einzelnen Folgen bewerten.
Das gefleckte Band 1967 ( Erstausstrahlung am 01.Oktober 1967 )
mit Fritz Tillmann ( Dr.Roylott ), Astrid Frank ( Helen Stoner ), Margot Philipp ( Julia Stoner ), Andreas Blum ( Percy Armitage ), Annemarie Schlaebitz ( Anni ) und Kurt Wendolin ( Zigeuner )
Die Handlung beginnt mit einem Gespräch zwischen den beiden Schwestern Helen und Julia Stoner. Sie sitzen bei einem Brettspiel in Helens Zimmer und unterhalten sich über Julias bevorstehende Heirat. Julia fühlt sich unwohl, da sie seit geraumer Zeit Angst hat. Sie hört in der Nacht ein Pfeifen und die Atmosphäre im Haus erscheint ihr zunehmend unerträglich. Ihr Stiefvater Dr.Roylott ist ein harter Mann, der wilde Tiere hält und keinen Kontakt zu seinen Mitmenschen pflegt. Einzig eine Gruppe von Vagabunden findet seine Sympathie. Eines Nachts wird Helen vom Schrei ihrer Schwester aus dem Schlaf gerissen. Julia taumelt aus ihrem Zimmer und stammelt die Worte " geflecktes Band", bevor sie tot zusammenbricht. Ein Jahr später, Helen hat sich inzwischen mit einem Bekannten verlobt, wiederholen sich die Ereignisse : Helen soll im Zimmer ihrer Schwester schlafen, da ihr Vater plötzlich Renovierungsarbeiten in ihrem Raum vornehmen läßt. Als Helen das Pfeifen in der Nacht hört, flieht sie am nächsten Morgen nach London - zu Sherlock Holmes.
Fritz Tillmann glänzt als mürrischer, menschenfeindlicher Arzt im Ruhestand. Er ist grob und barsch und füllt die literarische Vorlage mit Leben. Astrid Frank trägt die Rolle der hilfesuchenden Helen Stoner mit Mut und jugendlicher Frische. Die Ausstattung ist einfallsreich ( ein Gepard und ein Schimpanse wandern durch das Anwesen ) und dem Lebensumfeld der Personen angemessen. Eine einfallsreiche Inszenierung, die sich durchaus mit der Umsetzung der Granada-Serie ungefähr zwanzig Jahre später messen kann. Es werden mehrere Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt ( ein Zigeuner wird beim Einbruch ins Haus ertappt ) und die Erklärung am Ende durch den sachlichen Erich Schellow ist erhellend. Eine spannende Episode, die von mir fünf Punkte erhält.
Das Haus bei den Blutbuchen 1968 ( Erstausstrahlung am 17.März 1968 )
mit Hanns Ernst Jäger ( Mr.Rucastle ), Brigitte Drummer ( Mrs.Rucastle ), Katinka Hoffmann ( Violet Hunter ), Edith Mill ( Miss Stoper ), Franz Mosthav ( Mr.Toller ), Ilse Künkele ( Mrs.Toller ) u.a.
Die Geschichte beginnt mit einer häuslichen Szene bei den Rucastles. Die Tochter aus erster Ehe sitzt am Klavier und spielt, während Mr.Rucastle in der Wirtschaftszeitung liest und Mrs.Rucastle besorgt daneben sitzt. Der Hund bellt und zieht an der Leine, da ein Mann hinter dem Gartenzaun ständig auf das Haus starrt. In diesem Augenblick fällt die junge Frau vom Schemel und wird weggetragen. Abblende. Aufblende. Violet Hunter, eine selbstständige, junge Frau kommt in das Arbeitsvermittlungsbüro von Miss Stoper. Sie sucht eine Anstellung als Hauslehrerin bzw. Gouvernante. Mr.Rucastle wartet in dem Büro und sieht sich die Bewerberinnnen an, jedoch entspricht keine seinen präzisen Vorstellungen. Als Violet Hunter ins Zimmer tritt, leuchtet sein Gesicht auf. Genau das Richtige für seine Bedürfnisse ! Als Violet Hunter jedoch hört, daß sie die Stellung nur bekommt, wenn sie sich die Haare ganz kurz abschneiden läßt, stutzt sie und entscheidet sich, erst einmal Sherlock Holmes aufzusuchen.
Violet Hunter wird von Katinka Hoffmann gespielt ( bekannt als Sprechstundenhilfe Joyce Dean in "Melissa" ). Sie bringt Schwung und Leben in die Episode und zeigt das Porträt einer jungen Dame, die mitdenkt und Licht ins Dunkel bringt. Neben dem bärtigen Hanns Ernst Jäger, der Mr.Rucastle als Kinderschreck darstellt und der blassen Brigitte Drummer, zeigt Hoffmann Frische und Energie. Leider gelingt es Paul Edwin Roth nicht, einen einprägsamen Watson zu erschaffen. Er kompensiert seine Orientierungslosigkeit mit dem ständigen Griff nach seinem Regenschirm, dessen Innere mit Whiskey gefüllt ist. Zu Beginn der Handlung sieht man ihn mit Holmes über ein kürzlich stattgefundenes "Saufgelage" der beiden Freunde diskutieren. Holmes hatte mit Watsons Armee-Revolver seinen Namen in die Wand geschossen. Watson, der von Holmes stets als Freund, jedoch nie als Kollege bezeichnet wird ( wozu auch ? ), begleitet Holmes zwar bei dessen Fällen, kann ihm allerdings nicht helfen. Offensichtlich war Roth ewas ratlos, wie er seine Rolle gestalten sollte. Am Ende der Geschichte, deren Hintergründe vorzüglich enthüllt werden, sieht man Mrs.Hudson und Inspektor Lestrade in der Baker Street miteinander scherzen. Holmes hatte sich Violets Zopf als Souvenir erbeten und ihn auch erhalten.
Die Episode bekommt wegen der spannenden Handlung, der guten Darstellung der weiblichen Hauptfigur und der schön in Szene gesetzten Schauplätze von mir 5 Punkte.
Deine wundervollen Berichte machen wirklich Lust auf die Serie! Neben den Auftritten bekannter Darsteller scheinen hier besonders die liebevollen und originalgetreuen Drehbücher punkten zu können...