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Dieses Thema hat 60 Antworten
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 Film- und Fernsehklassiker national
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Prisma Offline




Beiträge: 7.591

29.03.2013 22:33
#61 RE: Bewertet "Die Schlangengrube und das Pendel" Zitat · Antworten



DIE SCHLANGENGRUBE UND DAS PENDEL (1967)

mit Lex Barker, Karin Dor, Carl Lange, Christiane Rücker, Vladimir Medar, Dieter Eppler und Christopher Lee
ein Film von Harald Reinl



Um das Jahr 1800 wird der gefürchtete Graf Frederic Regula (Christopher Lee), der im berüchtigten Sandertal sein Unwesen treibt, zum Tode verurteilt. Die Vollstreckung findet in Form von Vierteilen statt, die dem Gericht als angemessene Strafe erscheint, da er auf seinem Schloss zwölf Jungfrauen qualvoll zu Tode gefoltert hat, um aus ihrem Blut ein Lebenselixir zu gewinnen. 35 Jahre später erhält der Advokat Roger Mont Elise (Lex Barker) eine Einladung des Grafen, um Entscheidendes über seine Herkunft zu erfahren. Einen ähnlichen Brief erhielt die schöne Baronesse Lilian von Brabant (Karin Dor), die angeblich das Erbe ihrer verstorbenen Mutter antreten soll. Durch Zufall unternehmen die beiden die Reise gemeinsam, und bekommen es schon schnellstens mit schrecklichen Zwischenfällen zu tun. Im Schloss angekommen, bekommt das Grauen viele unterschiedliche Gesichter, und man erfährt schließlich, was der blutdürstige Graf Regula in Wirklichkeit mit seinen Gästen beabsichtigt...

"Die Schlangengrube und das Pendel" stellt zunächst eine empfundene Mischung aus Grusel-Horror und Fragmenten aus der Edgar Wallace-Reihe dar, was sicherlich auch an der eindeutigen Handschrift von Regisseur Harald Reinl liegen mag. Betrachtet man den Film separat, dann muss man ihm schnell zugestehen, dass es sich um eine wirklich gelungene und unterhaltsame Adaption handelt, auch wenn hier ein gewisses internationales Flair fehlt, was auf der anderen Seite aber auch schon wieder charmant wirkt. Schaut man sich diesen Beitrag im Genre-Kontext an, beziehungsweise hinsichtlich des Versuches, einen neuen Grundstein für nationale Beiträge zu legen, muss man sagen, dass dieses Ziel nicht erreicht wurde. Wie üblich, stattet Reinl seinen Film mit einem sehr klaren Aufbau und einigen inszenatorischen Finessen aus, und dieser Beitrag muss sich zwar insgesamt nicht vor der zahlreich vorhandenen Konkurrenz verstecken, kann sich aber auch nicht deutlich genug abheben. Der Spannungsbogen wurde hier und da aufgrund zu langatmig geratener Sequenzen etwas schleifen gelassen, was auch durch die nicht vorhandene Vielfalt an Grusel-Elementen negativ begünstigt wird. Im visuellen Bereich, bei den Schauplätzen und der Ausstattung, bekommt man sehr Ansprechendes geboten, und entstanden ist eine hauptsächlich klassische Atmosphäre. Darüber hinaus funktioniert die überschaubare Besetzung hervorragend.

Die Konstellation Lex Barker und Karin Dor hat mir persönlich immer schon sehr gut gefallen, und wirkt auch hier sehr vertraut, beziehungsweise eingespielt. Als Mann ohne Vergangenheit macht Barker eine sehr gute Figur, wobei ihm sogar seine eintönige Körpersprache passend zu Gesicht steht. Ohnehin hatte er stets etwas von einem Helden aus dem Bilderbuch, so dass sich der Zuschauer auf eine verlässliche Reise mit ihm begeben kann. Partnerin Karin Dor, zuvor noch bei James Bond am konspirieren, konzentriert sich nun wieder auf eine Darbietung in bekannter Manier, und gewinnt alle Sympathien im Handumdrehen für sich. Dabei lässt sich gut beobachten, dass es spielend in ihrem Repertoire gelegen hat, sich an jede noch so unterschiedliche Rolle anzupassen und dieser eine unverkennbare Note zu geben. Selten einmal musste die Schauspielerin in einem Film so viele Emotionen in Form von Angstschreien oder Ähnlichem zeigen. Die Anmut und Schönheit von Karin Dor fallen in diesem Szenario in ganz besonderem Maße auf, sie schafft es sogar, dunkle Gänge, schäbige Räume oder gar eine Schlangengrube mit ihrem Licht zu erhellen. Das einzige, was vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen wirkt, ist, dass sie so hemmungslos an alle verfügbaren Beschützer-Instinkte appelliert. Carl Lange als willenloser, und bereits toter Diener des Grafen, wirkt für meinen Geschmack noch beunruhigender als sein Herr selbst, und dabei schlüpfte er in zahlreiche Verkleidungen, die manchmal doch etwas ungünstig und beinahe dilettantisch ins Auge springen. A propos Auge, diesen Aspekt bedient die attraktive Christiane Rücker diesmal übrigens trotz ungewöhnlich vieler Textilien sehr gut.

Als Graf Regula sieht man den absoluten Experten für unheimliche Charaktere, Christopher Lee, der eine Zugpferd-Funktion für die Produktion bedeuten sollte. Wie viele derartige Rollen mag er vor diesem Film schon absolviert haben? Es erscheint wie etwas Unendliches zu sein, und daher wirkt der Darsteller auch wie der passende Prototyp des Ganzen. Man sieht ihn Anfangs, bis zu seiner Hinrichtung nur kurz, und dann hat Lee eine sehr lange Pause. Was trotz seiner Abwesenheit recht gut gelöst wurde ist, dass er dennoch permanent präsent zu sein scheint, und unheilvoll in Erinnerung bleibt. Als Regula schließlich wieder auferstanden ist, nimmt man wirklich Carl Lange zum direkten Vergleich hinzu, und wie erwähnt, ich finde ihn wesentlich Furcht einflößender, da er exponierter in Erscheinung getreten ist. Beide wurden ganz gut zurecht gemacht und wirken im Sinne des Themas auch überzeugend, mit leichenblassen Gesichtern, schaurigem Gelächter, eigensinnigen Kommentaren und düsteren Blicken dominieren sie vor allem das letzte Drittel des Films sehr angemessen. Dennoch schafft es keine der Gruselgestalten den Eindruck zu erwecken, dass man Nerven aus Drahtseilen benötige, was aber nicht weiter schlimm ist, denn die unfreiwillige Komik gewisser Personen und einiger Veranschaulichungen tragen zu einem spürbaren Charme des Ganzen bei.

Insgesamt muss man schon betonen, dass alleine der Versuch, einen derartigen Film relativ wirksam herzustellen, das Endergebnis vollkommen rechtfertigt. "Die Schlangengrube und das Pendel" wirkt teils ein wenig antiquiert und verhalten, aber auch manchmal sogar recht originell und vor allem ambitioniert. Wie gesagt, hier sind es einige Komponenten, die den Film eindeutig charakterisieren und daher unmissverständlich darauf aufmerksam machen, wo er herkommt. Besonders die Musik von Peter Thomas ist hier zu nennen, die für einen Film mit Horror-Elementen etwas eigenartig erscheint, wobei sie an sich sehr gelungen und vor allem einprägsam ist. Die idyllischen Schauplätze wurden kurzerhand umfunktioniert, so dass der Teutoburger Wald als Ort des Grauens herhalten musste, in dem schwarze Gestalten aus dem Nebel kommen und unschuldige Damen attackieren und wo Leichen von den Bäumen hängen. Meinem persönlichen Eindruck nach muss ich es sagen wie es ist, denn man hat es einfach mit einem zu hohen Wiedererkennungswert zu tun, ich musste beispielsweise an eine Marke der Dauerserie "Sehenswürdigkeiten" denken, als die Externsteine Horn-Bad Meinberg ausgiebig zu sehen waren. Auf der anderen Seite wirken gerade die Kulissen in Regulas Schloss Andomei mächtig und opulent, und vor allem die Set-Malereien haben mich sehr beeindruckt. Egal was man letztlich von dem Film als Ganzes halten mag, für deutsche Verhältnisse darf man ihn sicherlich in vielerlei Hinsicht beispiellos nennen und er ist daher als empfehlenswert zu bezeichnen. Harald Reinl inszenierte vielleicht nicht gerade den Nerven zerreißendsten Horrorfilm, dafür gelang ihm aber eine Adaption die weitgehend auf herkömmliche, spekulative Elemente verzichtet hat und sich auf einem hohen inszenatorischen Niveau präsentiert. Uninteressant sieht anders aus, und ist daher eher bei der Genre-Konkurrenz zu finden.

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