Vielleicht passt meine Frage jetzt nicht ganz so zum Thema, aber mich würde mal interessieren (und hier ist ja bestimmt jemand der sich da gut auskennt) wie eigentlich das Ende der Wallace-Reihe zustande kam. Als lag es jetzt eher daran dass der Erfolg und die Zuschauerzahlen immer rückläufiger wurden damals, und man einfach keine andere Wahl hatte als aufzuhören, oder war von Anfang an geplant, auch wenn die letzten Filme sehr erfolgreich gewesen wären, nach einer bestimmten Anzahl Filme Schluss zu machen ?
Gubanov
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03.10.2007 14:34
#19 RE: Was hätte aus Wallace-Filmen werden können, wenn...
Die schwindenden Zuschauerzahlen lagen aber auch in der sinkenden Qualität der Filme begründet. Es ergab doch für den Zuschauer keinen Sinn sich, statt der immer teurer und aufwändig werdenden Hollywood-Produktionen Ende der 60er Jahre, Filme wie "Der Bucklige von Soho" mit albernen Gruseleffekten und herumhampelnden Bösewichten in Karnevalskostümen anzuschauen. Das war ja auch der Grund für den Niedergang der Hammer Studios. Man hat irgendwann nur noch ein Erfolgsrezept wiederholt, dass irgendwann aufgrund des veränderten Zeitgeistes nur noch albern war und verstieg sich dann in die Idee, die Filme im Ausland produzieren zu lassen. Und die meisten Deutschen waren dann von italienischen Gialli ("Das Geheimnis der grünen Stecknadel") ebenso wenig begeistert wie von einem Wallace auf TV-Niveau ("Die Tote aus der Themse"). In den 70ern ließ sich Wallace eben nicht mehr modernisieren, ohne dass der eigentliche Wallace-Geist verschwand, der das Label "Edgar Wallace" überhaupt rechtfertigte. Wenn man ehrlich ist, kann man auch heute Wallace nur als Parodie oder nostalgischen Krimi machen, da Verkleidungen, Geheimgänge und Ähnliches in der heutigen Zeit fehl am Platz und schrecklich albern wirken. Heute ist CSI gefragt und Edgar Wallace und DNA-Analysen sind Wiedersprüche!
Zitat von WallaceFanVielleicht passt meine Frage jetzt nicht ganz so zum Thema, aber mich würde mal interessieren (und hier ist ja bestimmt jemand der sich da gut auskennt) wie eigentlich das Ende der Wallace-Reihe zustande kam. Als lag es jetzt eher daran dass der Erfolg und die Zuschauerzahlen immer rückläufiger wurden damals, und man einfach keine andere Wahl hatte als aufzuhören, oder war von Anfang an geplant, auch wenn die letzten Filme sehr erfolgreich gewesen wären, nach einer bestimmten Anzahl Filme Schluss zu machen ?
Hallo WallaceFan,
wie bereits in meinem Hallo-Buch geschrieben spielten viele Faktoren eine Rolle warum keine weitere Edgar-Wallace-Filme mehr realisiert wurden.
Grundsätzlich waren die Kosten und Besucherzahlen der Filme von DER BUCKLIGE VON SOHO bis DER MANN MIT DEM GLASAUGE identisch, letztendlich ja auch die Inszenierungen. Nach DER MANN MIT DEM GLASAUGE sollte Vohrer für Rialto noch den Film DR. MED. FABIAN inszenieren, entschied sich dann aber für Waldleitner’s Roxy-Film einige Filme zu inszenieren. Mit SIEBEN TAGE FRIST konnte er zu seinen eigen Ursprüngen der Filmrealisierung Ende der 50er-Jahre zurückkehren (VERBRECHEN NACH SCHULSCHLUSS, SCHMUTZIGER ENGEL etc.). Vohrer verstand es auch Nachwuchs zu fördern und zu integrieren. Für Vohrer sprang dann Dr. Reinl ein und inszenierte DR. MED. FABIAN. Mit dem Umstand einen Wallace-Psycho-Thriller zu inszenieren setzte man daraufhin mit DAS GESICHT IM DUNKELN die Wallace-Serie fort. Warum seinerzeit der Film kein Erfolg hatte lag an mehreren Gründen, die Du im Detail im Hallo-Buch, nachlesen kannst. Dennoch war unterm Strich der Film ein Gewinn. Um Ruhe an der „Wallace-Front“ zu erhalten legte man das Wallace-Reinecker-Projekt DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL (Regie: Dr. Harald Reinl) auf Eis.
1969/71 war die gesamte Filmbranche im Umbruch und es war sehr schwierig Themen zu finden, die ein breites Publikum ansprachen. Vor allem war aber auch wichtig, dass die Kosten durch das Kinoeinspiel gedeckt waren, denn es gab weder Fernsehgelder im großen Umfang noch weitere Erlöse aus Video oder DVD. Kurzum bei allgemein sinkenden Besucherzahlen mussten auch die Herstellungskosten gesenkt bzw. durch Co-Produktionen verteilt werden. Wallace war zu der Zeit bei weitem nicht out, denn die alten Filmen wurden von Kinobesitzern immer wieder gerne eingesetzt, so dass Verleih und Produzent immer wieder Einnahmen von alten Filmen hatten. Die Filmfinanzierung in der damaligen Zeit lag zu 80% an der Verleihgarantie. Das bedeutet, dass im Falle Wallace der Constantin-Verleih ca. 80% der Herstellungskosten durch Garantie übernahm. Wer eine Garantie übernimmt hat zwangsläufig auch Einfluß auf die Produktion.
Nachdem 1970 Constantin bei DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE erkennen konnte, dass noch Potential bei Wallace war wurde Rialto von Constantin beauftragt einen weiteren Wallace zu realisieren. Ursprünglich als ENGEL DES SCHRECKENS (mit Fritz Wepper, Uschi Glas, Regie: Werner Jacobs) angekündigt wurde das Projekt schließlich von Harald Philipp als DIE TOTE AUS DER THEMSE realisiert. (Laut Filmecho hat Eddi Arent in dem Film mitwirken sollen, aber abgelehnt.) Und wer mein Buch genau gelesen hat wird feststellen, dass der Inhalt fast identisch ist mit einer Variante zur Blauen Hand. Das heißt, Philipp hat das Hand-Manuskript genommen und es umgearbeitet. Der Film war letztendlich ein Erfolg, so dass Constantin bereits im Sommer 1971 bereit war die beiden Projekte DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL & SIEBEN GESICHTER FÜR DIE MÖRDERIN zu realisieren, vor allem auch deshalb weil das Risiko mit den Italienern geteilt wurde. Beide Filme waren Achtungserfolge, ein Jeder machte Gewinn. Es waren zwar weitere Projekte geplant, aber von Constantin wurden die ersten Entwürfe abgelehnt und später hatte Horst Wendlandt keine „Lust“ mehr weitere Filme zu produzieren da er sich fast ausschließlich um seinen Verleih Tobis kümmerte.
FAZIT: Die Zeit überrannte damals die Wallace-Serie, so dass man sie auslaufen lies.
vielen Dank für deine ausführliche und sehr informative Antwort ! Ich finde es bis heute schade dass nicht noch mehr Filme realisiert wurden, und auch bedauernswert dass die Wallace-Reihe nicht nochmal mit einem richtigen Abschiedsfilm beendet wurde. Ich glaube ich sollte mir doch mal dein Buch kaufen, die Hintergrundinfos von dir sind wirklich spitze und interessant !!!
Ich hätte wie schon gesagt,Harry Riebauer gerne öfter als Inspektor gesehen (Der unheimliche Mönch/Die Gruft mit dem Rätselschloß). Renate Ewert und Sabine Sesselmann sowie Maria Perschy hätte man auch öfter als Wallace-Girls einsetzten können.Mag alle drei sehr gerne.
Gubanov
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26.12.2007 17:16
#26 RE: Was hätte aus Wallace-Filmen werden können, wenn...