Also was ist denn in euren Augen der untypischsten Wallacefilm? Ich gebe auf jeden Fall zu bedenken, dass UNTYPISCH nicht gleich SCHLECHT heißt.
Ich selber zum Bsp. finde die seltsame Gräfin am UNTYPISCHSTEN. Es gibt irgendwie keinen richtigen Mord, der aufgeklärt wird. Zudem fehlt das who-do-it und es gibt weder die Schüsse und den Hallo... Text noch irgenwelchen Nebel. Trotzdem finde ich diesem Film sehr gut und er gehört zu meinen Lieblingen.
Ich finde die Spätfilme nach 1967 am untypischsten. Wenn ich mich aber bei den SW-Filmen der Rialto entscheiden müsste, würde ich wohl "Das Rätsel der roten Orchidee" (kein typisches Schloss, kein Nebel, untypische Musik) oder "Das Verrätertor" sagen.
Ein Italowestern im Gewand eines Horrorthrillers, in Rom gedreht. Untypischer geht es nicht mehr! Aber ich nehme an, der zählt ohnehin nicht so recht, von daher: DER RÄCHER.
Warum? Er besitzt weder Atmosphäre noch Spannung, ist billig aber nicht trashig, die weibliche Hauptrolle ist mit einer schlechten Schauspielerin besetzt, Klaus Kinski trägt einen gestreiften Morgenrock, die Musik klingt wie aus einem Heimatfilm und es spielt alles in einem Film-Set im Film.
Ich finde GERADE den "Rächer" unheimlich typisch, was auch daraus hervorgeht, dass er eine recht genaue Verfilmung von Wallace Roman ist. Dazu kommt eine unheimliche Mordserie, zum ersten Mal überhaupt Drache, Schürenberg und Kinski in einem Wallace-Film, ein düsteres Schloss - was will man mehr von einem "typischen Wallace" verlangen? Die Umsetzung mag ungewohnt sein, aber Besetzung, Thematik und Atmosphäre sind absolut typisch! Unter den schwarz-weiß-Filmen finde ich "Die Gruft mit dem Rätselschloss" sehr untypisch. Die Morde werden von einem unbekannten mit Gewehr verübt, wenn ich mich recht erinnere kaum oder gar kein Nebel, dann die Szenen IM Safe - Alles recht untypisch, wie ich finde!
"Untypisch" sind sicher die Farbfilme DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA, DAS RÄTSEL DES SILBERNEN HALBMONDS, DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL und DAS GESICHT IM DUNKELN.
Die frühen schwarz-weiß-Filme (so auch DER RÄCHER) sind im Prinzip alle als äusserst "typisch" einzustufen. Sie wurden fast allesamt auf der originalen Romanvorlage basierend verfilmt. Die für's "normale" Publikum typischen Filme wurden erst ab 1963/64 verfilmt, darunter auch DER HEXER, die mit der Romanvorlage nicht mehr viel gemeinsam hatten - aber durch die Kennzeichen Schüsse, "Hallo, hier spricht...", Musik usw. die Wallace-Serie am stärksten geprägt haben.
Unter den letzten, farbigen Filme kann man eigentlich nur noch DIE TOTE AUS DER THEMSE als typischen Wallace-Film zählen. Obwohl auch dieser Film "frei nach Edgar Wallace", d.h. ohne Romanvorlage bzw. Story, verfilmt wurde.
Die beiden Sanders-Filme muß man aus einem anderern Blickwinkel betrachten. Da die meisten die Afrika-Romane nicht kennen und sich als Wallace-Film einen Krimi vorstellen, würden diese Filme sicher als Wallace-untypisch angesehen werden. Das ist aber nicht der Fall. Sicher, auch hier wurden, wie bei den Krimis ab 1963/64, nur Handlunsstränge bzw. einige Figuren der Romanvorlagen verwendet, jedoch sollte man zumindest TODESTROMMELN als "echten" Wallace-Film akzeptieren. Beim zweiten Film SANDERS UND DAS SCHIFF DES TODES fällt dies schon wesentlich schwerer, da Sanders hier mehr oder weniger zur Randfigur degradiert wird und der Film mehr eine Mischung aus Action/Abenteuer und Krimi ist (dazu fällt mir eigentlich nur der Roman RIVER OF STARS -auf den deutschen Titel komme ich im Moment nicht- ein.