Originaltitel: The Good, the Bad and the Ugly Erscheinungsjahr: 1966 Darsteller: Clint Eastwood, Eli Wallach, Lee van Cleef, Aldo Giuffre Regie: Sergio Leone
Vor kurzem hat Schauspiel-Urgestein Clint Eastwood seinen 90. Geburtstag gefeiert, und leider ist auch im 91. Lebensjahr der Filmkomponist Ennio Morricone verstorben. Ein Streifen, der beide im Höhepunkt ihres Schaffens zeigt, ist zweifellos die Western-Mär um „ den Guten, den Bösen und den Hässlichen“. Ob es sich nun um einen der besten Filme aller Zeiten handelt, wie doch einige Cineasten beschwören, ist natürlich Geschmackssache. Wenn man mit den oft brutalen, menschenverachteten und zynischen Italo-Western im Allgemeinen nicht so viel anfangen kann, so hebt den dritten Teil der „Dollar-Trilogie“ doch einiges über dieses Niveau hinaus und ist auf jeden Fall einen Versuch wert. Die Story sollte bekannt sein : drei Männer, die einem Schatz, hier der Kriegskasse des Südstaaten-Armee, hinterherlaufen und nach vielen Abenteuern auch finden – allerdings ohne teilen zu wollen. Dabei ist the Bad der Auftragskiller Sentenza, gespielt von Lee van Cleef, eigentlich ein gut und gesittet aussehender Bursche, dem sein Job allerdings zu viel Spaß zu machen scheint. Er kommt durch Zufall bei der sprichwörtlichen Erledigung eines Auftrags auf die Spur des gesuchten Geldes. Dabei ist er unter den dreien mehr der Außenseiter, außer einer kurzen Episode mit Eastwood versucht er, seinen Stiefel alleine durchzuziehen. The Ugly Tuco wird von Eli Wallach verkörpert, ein steckbrieflich gesuchter Krimineller, der auf der einen Seite irgendwie komisch wirkt, auf der anderen aber auch verschlagen, bösartig und rachsüchtig ist. Der Dritte im Bunde ist Clint Eastwood alias the Good, der kühle, namenlose und wortkarge Scharfschütze, im Film nur „der Blonde“ genannt. „Der Gute“ ist allerdings eine euphemistische Bezeichnung, wenngleich er klüger und nicht ganz so offenkundig brutal wie die anderen ist, sitzt bei ihm der Colt auch sehr locker, und seine Gier nach dem Gold ist nicht weniger ausgeprägt als die seiner Gefährten. Eine Zeitlang verdienen der Blonde und Tuco ihr Salär, indem Tuco vom Blonden an den nächsten Sheriff ausgeliefert wird und der von diesem das Kopfgeld kassiert, den daraufhin zur Hinrichtung geführten Gauner in letzter Sekunde vom Henkerstrick schießt und mit ihm flüchtet und anschließend Halbe-Halbe macht. Bald streiten sich die beiden darüber, und Tuco wird von seinem Partner in der Ödnis kurzerhand ausgesetzt. Der wutschnaubende kleine Halunke setzt sich nun auf die Fährte seines untreuen Spießgesellen, und irgendwann erwischt er ihn auch und will ihn in der Wüste verschmachten lassen. Im letzten Moment erfahren beide in einer arg konstruierten Szene jeder einen Teil des Geheimnisses um die verborgene Kriegskasse, sind also fürderhin aufeinander angewiesen und versuchen gemeinsam zum Ort des Versteckes, einem Soldatenfriedhof, zu gelangen. Im unterhaltsamen Hin und Her der Handlung, die während des amerikanischen Bürgerkriegs spielt, geraten die drei Desperados am Ende zum berühmten Finale, einem geradezu klassischen Mexican-Standoff , gegeneinander. Ohne allzu viel zu spoilern kann man verraten, dass der ewig coole Clint Eastwood der große Gewinner des Ganzen ist.
Dieser Film weist, im Gegensatz etwa zu Leones etwas später gedrehter Western-Oper Spiel mir das Lied vom Tod, eigentlich keine melodramatischen Längen auf, obwohl er fast drei Stunden Spielzeit hat. Neben den üblichen Härten der Italo-Western (schrecklich die lange Szene, in der Tuco den Blonden verdursten lassen will – echt übel !) weist der Film aber auch einiges an ironischem Humor auf. Etwa wenn Tuco, der ein Waffengeschäft überfällt, sich seine eigene Knarre zusammenbaut und eine einprägsame Zielübung abhält. Oder die folgenschwere Verwechslung von Unionssoldaten mit den Konföderierten, weil sie über und über vom grauen Straßenstaub bedeckt sind. Sehr eindrucksvoll ist auch das unendlich scheinende Sündenregister, das jedes Mal vor Tucos geplanter Hinrichtung vorgelesen wird, man könnte denken, dass der Bursche vor keiner einzigen Missetat zurückgeschreckt ist. Auch den legendären Ausspruch des Blonden über die zwei Sorten von Menschen, die einen mit geladenem Revolver, die anderen müssen buddeln, habe ich neulich sogar mal in einem wissenschaftlichen Werk über das Funktionieren von Hierarchien gefunden. Eine Besonderheit ist eben auch der Bürgerkrieg, der nebenbei tobt, man schreibt gerade das Jahr 1862. Leones Aussage zum Krieg ist klar. Keine Helden, dafür viele Krüppel und Verletzte, sehr oft spielt die Handlung in Lazaretten, die Soldaten sind desillusioniert und das Abschlachten sinnlos. Die Nordstaatler sind mal nicht die strahlenden Sklavenbefreier, sondern berauben und foltern ihre Kriegsgefangenen sogar im Extremfall. Die Ausstattung der Soldaten hält sich stark an die Historie und wirkt manchmal semi-dokumentarisch. Immer wieder hat der Krieg Einfluss auf die Handlung. Als die beiden „glorreichen Halunken“ Tuco und der Blonde im letzten Drittel eine strategisch wichtige Brücke sprengen, sorgen sie mit dieser nicht nur selbstlosen Tat dafür, dass das Gemetzel an diesem Teil der Front damit vorbei ist. Bemerkenswert ist auch das fast völlige Fehlen von weiblichen Figuren. Im ersten Drittel des Films gibt es mal eine verzweifelte Witwe oder eine von Sentenza misshandelte Prostituierte, auch die eine oder andere schockierte Zuschauerin bei der geplanten Hinrichtung von Tuco. Doch dann ist es nur noch eine reine Männerangelegenheit, Frauen fallen völlig weg. Charakteristisch für den Regisseur ist der Wechsel von breiten Landschaftsbildern und Nahaufnahmen der Köpfe seiner Darsteller. Morricones musikalische Untermalung ist schlicht genial, sicher eine der bekanntesten Filmthemen aller Zeiten. Was die Logik der Geschichte angeht, sollte man die Messlatte nun nicht zu hoch legen. Besonders auffällig etwa, wenn der Blonde in einer fast evakuierten Stadt seinen Kumpel Tuco am Klang seines zusammengebastelten Revolvers erkennt. Das hat ja nun schon Old Shatterhand beim Klang der Silberbüchse seines indianischen Blutsbruders fertiggebracht, aber man fragt sich, wie Tuco wieder an die Waffe gekommen ist, wo doch beide vorher in einem Kriegsgefangenenlager der Nordstaaten inhaftiert waren, woraus ihnen auf unterschiedliche Weise das Entkommen glückte. Seltsam auch, wenn der revolverschwingende Blonde, der ohne großes Zucken eine Menge Menschen in die ewigen Jagdgründe geschickt hat, plötzlich bei einem schwerverwundeten Südstaatensoldaten zur Mutter Theresa mutiert und sogar seinen eigenen Mantel als Decke benutzt. Allerdings wird hier eine Erklärung geliefert, wieso er in den anderen Teilen der „Dollar-Trilogie“ den karierten Poncho benutzt, man sieht hier auch, dass der dritte Film das Prequel der anderen ist. Nicht erklärt wird allerdings, warum er es trotz des plötzlichen enormen Reichtums später immer noch nötig hat, als Kopfgeldjäger durch die Lande zu ziehen.
Auf jeden Fall ist Leones berühmter Italo-Western ganz großes Kino, mit einer in großen Teilen mitreißenden und gut gefilmten Handlung, sehr guten Darstellern sowie einem perfekten Score.
Eine Anmerkung zu (dem einzig echten) Django, den ich irgendwann in den 70'ern im Apollo in Hannover erstmals gesehen habe. Damals ist es mir noch nicht aufgefallen: man beachte den letzten Schußwechsel auf dem Friedhof. Django schafft es, mit einem 6-schüssigen Colt sieben mal zu schießen!
Danke für den Tipp, kannte ich bisher nur dem Namen nach. "Unforgiven" habe ich 1992 in den USA gesehen, am nächsten Tag gleich nochmal, so hat mich dieser Film beeindruckt ;-)
Originaltitel: Un esercito di cinque uomini Erscheinungsjahr: 1966 Darsteller: Peter Graves, Bud Spencer, Nino Castelnuovo, James Daly, Tetsuro Tamba Regie: Don Taylor
Der Dutchman (Peter Graves – der Chef der Serie Mission Impossible), ein alter Veteran der US-Army, hat einen Plan. Man befindet sich um das Jahr 1913, mitten in der mexikanischen Revolution, wo gerade Gold im Werte einer halben Million Dollar in eine Zug zu dem diktatorischen General Huerta transportiert werden sollen. Dieses Gold will der Dutchman an sich bringen, dazu benötigt er noch die Hilfe einiger ausgesuchter Männer. Luis Dominguez (Nino Castelnuovo), ein steckbrieflich gesuchter ehemaliger junger Artist, trommelt in seinem Auftrag die nicht mehr ganz so taufrischen rauhen Burschen zusammen: den bärenstarken Mesito, gespielt von einem Bud Spencer, der auch in einer frühen Rolle schon gerne Mal Prügel verteilt, weiterhin den Sprengstoffspezialisten Captain Augustus Bennett (James Daly) sowie einen japanischen Kämpfer mit der treffenden Bezeichnung Samurai. Der wird verkörpert von Tetsuro Tamba, vielen sicher als Chef des japanischen Geheimdienstes Tiger Tanaka aus dem Bond-Film Man lebt nur zweimal bekannt. Die harten Jungs haben ihre besten Tage schon hinter sich, Mesito verdingt sich als Knecht auf einer Hühnerfarm, Captain Bennett hält sich als Pokerspieler über Wasser, der Samurai lebt von einem schlechtbezahlten Job als Messerwerfer. Selbst der jüngere und sehr großsprecherische Luis ist ein Gehetzter. Jedem dieser Männer verspricht der Anführer 1.000 Dollar Belohnung. Er hat einen minutiösen Plan entwickelt, wie man den Schatz auf dem schwergesicherten Militärzug kapern kann. Dabei scheint die ganze Sache unter keinem guten Stern zu stehen, denn nachdem die Bande ganz am Anfang einen Revolutionär vor seiner Erschießung gerettet hat, dauert es nicht lange, bis sie von Soldaten gefangen genommen wird. Hier können die „fünf Gefürchteten“ gleich mal zeigen, was in ihnen steckt. Selbstredend ist ihre Inhaftierung nur eine kurze Episode, nach ihrer von den Revolutionsgarden unterstützten Flucht bereiten sie sich sorgfältig unter Dutchmans Anleitung auf den Überfall vor. Schließlich wird dieser dann durchgeführt. Ein langer Teil des Films, bei dem bemerkenswert wenig gesprochen, dafür umso mehr getötet wird, und der voll ist mit den genreüblichen Komplikationen. Der grauhaarige Initiator des Streiches hat seine Komplizen schon zu Beginn darüber aufgeklärt, dass die Beute für die Rebellentruppen sein soll, aber natürlich wollen die Gauner nach erledigter Operation nichts davon wissen, die Schwierigkeiten sind also noch lange nicht ausgestanden. Kommt es zuguterletzt noch zu einem Kampf zwischen den fünf Gefürchteten ?
Der Film beginnt, unter den stimmigen Klängen von Morricone, als Einstimmung mit einem Vorspann aus allerlei aneinandergereihten Fotos aus der mexikanischen Revolution, meistens Leichen, Kämpfe, Massenexekutionen. Demgegenüber wirkt der Streifen als solcher ziemlich naiv, die Revolutionäre sind die Guten, die Regierungssoldaten die Bösen. Diese werden entsprechend in Massen getötet, auch von den gefürchteten Fünf. Gerade der mehr als schweigsame Samurai ist mit seinen Hieb- und Stichwaffen fast schon eine Ein-Mann-Armee, er killt schon bei dem Überfall auf den Goldzug einen Großteil der zahlreichen Bewachungsmannschaft. Bud Spencer darf kurz aber ordentlich die Fäuste fliegen lassen, seine Rolle als geistiges Leicht- und körperliches Schwergewicht ist noch am humoristischsten ausgelegt. Peter Graves mimt einen überzeugenden Anführer und Organisator, mit einem gut verborgenen privaten Geheimnis. Manchmal gibt es auch nachdenkliche Momente, besonders der desillusionierte Captain Bennett wirkt ziemlich defätistisch. Der „wilde Westen“ ist nicht mehr das, was er früher mal war, im 20.Jahrhundert werden schon Vernichtungswaffen wie Maschinengewehre und Schnellfeuerkanonen eingesetzt, gegen die ein paar Kerle vom alten Schrot und Korn kaum mehr eine Chance haben. Doch lange hält man sich mit gebrochenen Helden nicht auf, Action dominiert die Handlung. Das Niedermetzeln des Gegners, gerade auch beim Zugüberfall, ist brutal und rücksichtslos, hier ist die Italo-Komponente schon sehr deutlich. Obwohl auch ein paar hübsche mexikanische Senoritas durchs Bild hüpfen, besonders eine, die dem schweigsamen Samurai unentwegt schöne Augen macht, ist es doch wieder ein reiner Männerfilm. Das Kommandounternehmen ist spannend in Szene gesetzt. Wenn dann am Ende die bisherigen Kumpane nahe dabei sind, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen, denkt man fast schon an eine Tragödie, doch so weit wollte man die Sache offenbar nicht treiben, dementsprechend seicht geht die Sache dann doch für alle aus.
Der Film ist sehr unterhaltsam und fast durchweg spannend, mehr ein Heist-Movie als ein Western, nicht unbedingt für hohe Ansprüche, aber auch nicht übel.
Zitat von Giacco im Beitrag #140DICKER, LASS DIE FETZEN FLIEGEN (neu synchronisiert und gekürzt)n
Da hat man mit Sicherheit wieder versucht, nachträglich einen Bud-Spencer-Film draus zu machen, mit der kalauernden Synchro und größeren Wichtung auf seine Person. Gab es ja auch bei anderen Western, so weit ich weiß.
´ Wer die zwischen 1968 und 1970 entstandenen 5 Filme der Sartana-Reihe (4 x Gianni Garko und 1 x George Hilton in der Titelrolle) in der bestmöglichen Bild- und Tonqualität auf Englisch oder Italienisch (keine Deutsche Knödl-Synchro) sucht, dem empfehle ich die Complete Sartana Collection desBritischen Arrow Studios.
Keine ausgesprochenen Genre-Klassiker in der Liga der besten Leone/Corbucci/Sollima-Werke, aber recht unterhaltsam und kurzweilig.
Der von manchen Sartana-Fans am höchsten eingeschätzte 'If You Meet Sartana... Pray for Your Death' aus dem Jahr 1968 ist in meinem persönlichen Ranking übrigens der schwächste und am meisten überbewertete aus dieser Gruppe. Mit zu vielen plumpen Action-Szenen, Versatzstücken und einem dürftigen Drehbuch - trotz einer guten Riege von Nebendarstellern wie Klaus Kinski, William Berger und Fernando Sancho. (Mit Franco Pesce in der Rolle eines Sargherstellers und Leichenbestatters driftet die Handlung leider zu oft ins 'zwanghaft-komödiantische' ab.)
Der 1969er Nachfolger 'I am Sartana, Your Angel of Death'gefällt mir wesentlich besser - hier sind auch die Nebenrollen von Klaus Kinski und Frank Wolff vielschichtiger und origineller angelegt.
Die Sartana-Filme mag ich sehr, mehr sogar als die mit Lee van Cleef prominenter und wohl auch Budget-mäßig üppiger ausgestatteten "Sabata"-Filme. Interessant ist ja ohnehin, dass Gianfranco Parolini nach "Sartana – Bete um Deinen Tod" das Konzept quasi "mitnahm" und mit mehr Geld und Lee van Cleef die "Sabata"-Reihe startete, während Giuliano Carnimeo dann die "Sartana"-Reihe fortführen durfte. Die Qualität der Arrow-Blu-Rays ist fantastisch! Ehrlich gesagt liebe ich jedoch die kompromisslose Brandt-Synchro auf "Sartana - Noch warm und schon Sand drauf" und finde auch die nicht minder "unangemessene" Synchro mit Arnold Marquis auf Garko bei "Sartana kommt" fantastisch. Daher wäre ich ein großer Freund von einer deutschen Gesamtbox - dem steht aber wohl die Rechtelage entgegen. Schon im Kino wurden die fünf Filme ja einzeln vom Nora-Filmverleih, Adria Filmverleih, Constantin Film, Novis und schließlich AB Filmverleih ausgewertet. Daraus resultierten dann auch fünf unterschiedliche Stimmen für Sartana und unterschiedlich hoher "Blödelgrad" der Synchronisationen. Die DVDs/Blu-Rays stammten dann auch wieder zerstückelt von Colosseo, Best und EuroVideo. Dass sich da jemand herantraut die Rechte zu bündeln und eine Box zu veröffentlichen, glaube ich nicht. Es genügt ja, dass man einen Film nicht bekommt, dass eine Box für das Label ins Wasser fällt.