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Dieses Thema hat 127 Antworten
und wurde 11.799 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
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Jan Offline




Beiträge: 1.753

10.07.2020 00:02
#121 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Hotel der toten Gäste
Kriminalfilm BRD/ES 1965 • mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Wolfgang Kieling, Renate Ewert, Frank Latimore, Hans Nielsen, Monika Peitsch, Claus Biederstaedt, Gisela Uhlen, Manuel Collado, Hans Epskamp sowie Adi Berber und Gus Backus • Musik: Gert Wilden mit Gesangeinlagen von Hannelore Auer und Elke Sommer • Drehbuch: Hanns Karl Kubiak, Michael Dreesen, Max Rottmann nach dem Roman "Die rote Vase" von Heather Gardiner • Kamera: Dieter Wedekind • Schnitt: Elisabeth Neumann • Gesamtleitung: Dr. jur. Karl-Heinz Busse
Regie: Eberhard Itzenplitz


Es soll bereits Anfang 1964 gewesen sein, als "Plattenkönig Busse" (1926 - 1979) nach zahlreichen mal mehr und mal weniger erfolgreichen Musikfilmen den Anlauf unternahm, sich seine Scheibe von der Wallace-Welle abzuschneiden und mit seiner Music-House-Produktionsgesellschaft den Heather-Gardiner-Krimi "Die rote Vase" zu verfilmen. Als alter Weggefährte des ebenso umtriebigen Leo Kirch hatte der promovierte Jurist Busse erkannt, dass alleine durch das Auffahren von seinerzeit populären Darstellern reichlich Kasse zu machen wäre. So verwundert es nicht, dass er sein Ansinnen zunächst dem Constantin-Verleih andiente, der sich jedoch kaum überzeugt zeigte, sodass "Hotel der toten Gäste", wie der Film letztlich hieß, analog zu einigen früheren Busse-Produktionen im Ceres-Verleih erschien.

Die Handlung Gardiners Roman wurde kurzerhand nach San Remo verlegt und um das im Film bildlich nicht vorkommende Schlagerfestival drappiert, dem der nun mehr kriminalfilmproduzierende Plattenkönig bereits Jahre zuvor Songs entnahm, die er eingedeutscht im deutschsprachigen Raum vermarktete - so auch der von Elke Sommer im Film vorgetragene Titel "Ich sage no". Die Vorgehensweise, eine möglichst große Masse erprobter Wallace-Stars auf die Leinwand zu bringen und der - ganz nebenbei bemerkt - über Busses Schlager und Schlagersternchen wohlwollend berichtenden Illustrierten "Bunte" eine kleine Plattform zu bieten, vermengt sich letztlich im vorliegenden Film zu einem geschickt angelegten Kalkül.

Rein filmisch betrchtet hingegen darf hinter Busses Ausflug in die Welt des Kriminalfilms durchaus hier und da ein Fragezeichen gesetzt werden. Zwar bediente sich der Selfmademan nonchalant bei Rialtos absoluten Zugpferden Joachim Fuchsberger und Karin Dor, verpasste jedoch die Gelegenheit, hinter der Kamera die versierten Profis zu versammeln, die einen Gutteil des enormen Erfolges der Krimiwelle ausmachten. Die Wahl des im TV überaus versierten, im Kino jedoch gänzlich unerfahrenen Eberhard Itzenplitz gehört dabei ebenso zum fragwürdigen Händchen des Produzenten wie die Vergabe des Drehbuches an den im Genre reichlich unerfahrenen Hanns Karl Kubiak. Kaum mehr Erfahrung im Kriminalfilm-Sujet konnte Chefkameramann Dieter Wedekind ("Ich kauf mir lieber einen Tirolerhut") vorweisen, sodass es letztlich an Komponist Gert Wilden war, seine im Wesentlichen bei den Hongkong-Reißern der Rapid erworbene Krimi-Expertise auszuspielen.

So darf dann auch festgehalten werden, dass "Hotel der toten Gäste" von Wilden einen durchaus schmissigen und eingänglichen Score verpasst bekam. Mehr noch überrascht, dass sich Produzent Busse weitgehend zurückhielt, im Rahmen seines Films allzu viele Schlagersternchen zu promoten. Die beiden von Elke Sommer und Hannelore Auer vorgetragenen Songs vergrämen vermutlich selbst weniger Schlager affine Zuschauer kaum, stören den Handlungsverlauf letztlich auch nicht sonderlich, wenngleich Itzenplitz kein besonderes Talent bewies, die kalkulierten Auftritte der Damen harmonisch in die Handlung einzubetten. Vor allem Elke Sommers Auftritt verbleibt recht unbeholfen im Raum stehend.

"Hotel der toten Gäste" bleibt insofern tatsächlich unter dem Strich ein Kriminalfilm, wenngleich einer, der das Mittelmaß in gewisser Weise zur Perfektion treibt. Das alles in allem dramaturgisch einem flachen Plateau gleichende Drehbuch (immerhin streckenweise mit einigen netten Dialogen!) verfilmte Eberhard Itzenplitz ohne Schnitzer oder handwerklichen Pfusch durchaus solide und schnörkellos. Allerdings brachte er es tatsächlich fertig, nahezu keinen einzigen inszenatorischen Höhepunkt zu finden. Die von ihm unscheinbar geführten Darsteller bleiben einigermaßen konturlos und bleiben so in der Art der Darstellung ein gutes Stück weit hinter dem zurück, was ihnen bei Rialto oder CCC von Vohrer, Reinl oder Gottlieb abverlangt wurde, und sie leisten ohne Frage mitnichten das, was sie dort zu leisten hatten.

Dennoch ist "Hotel der toten Gäste" ein Ensemble-Film, der heute (vermutlich sogar mehr denn früher) von seinen Darstellern lebt. Allein die schiere Zahl an renommierten Stars, die der Film auffährt, macht ihn zu einem interessanten Sehvergnügen. Wenn auch kaum jemand aus dem bekannten Cast hervorzustechen vermag, so ist alleine das Aufeinandertreffen sehenswert. Interessanterweise gelingen Itzenplitz die wenigen Akzente, die er zu setzen vermochte, gerade bei den Nebendarstellern wie Adi Berber oder Gus Backus. Mag einem bei Letzterem in den Credits noch ein kurzer Schauer über den Rücken rennen, muss man doch zugesetehen, dass die Besetzung des smarten Liftboys mit dem "Häuptling der Indianer" durchaus treffsicher gelungen ist und gut funktioniert. Gleiches gilt für den knuffigen und leider viel zu früh verstorbenen Adi Berber, der hier einmal etwas mehr zeigen darf als das animalische Ungeheuer von der Rialto.

Ob, um auf Produzent Karl-Heinz Busse noch einmal zurück zu kommen, der Film ein gutes Geschäft war, bleibt ungewiss. So oder so zerbrach sein Medienkonzern nur zwei Jahre nach diesem Film, und Busse musste mit allen seinen zahlreichen Firmen Konkurs anmelden. Insofern verwundert es auch nicht, dass dieses skurrile Zusammentreffen von Musikproduzent, renommiertem Fernsehfilmer und Wallace-Stars ohne Nachfolger blieb.

"Hotel der toten Gäste" bietet Krimiunterhaltung in zur Perfektion gebrachter Mittelmäßigkeit. Da an dem Film kaum etwas sonderlich gelungen ist, gleichermaßen aber auch kaum etwas misslungen ist, darf sich der Zuschauer anderthalb Stunden lang am Staraufgebot erfreuen und das Ganze nach der letzten Einstellung auch ohne Reue schnell wieder vergessen. Nett gemeinte 3 von 5 Punkte.

Gruß
Jan

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

10.07.2020 19:59
#122 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Im Grunde ist der Film ein kompletter Langweiler dem damals wie heute aufgrund des Staraufgebotes (Hallo.... ein Film mit Fuchsberger und Dor kann/darf nicht langweilig sein !!) eine wohlwollende Bewertung bekommt.A. Berber total verschenkt ( ...was anderes Zeigen darf....wohl sehr wohlwollend ausgedrückt. )G. Backus...geschenkt ...ein Clown muss ja dabei sein.Die Stars sind eben wie sie sind ...wer sie gerne sieht ( wie wir ) kann sicher was finden
um den Film als "nicht schlecht " zu empfinden.Wie geschrieben wurde ...er ist zu schwammig /seicht /vorhersehbar um schlecht zu sein.....Ich habe ihn einmal gesehen und dann wieder "entsorgt "
Und das obwohl "unsere " Stars so zahlreich dabei sind.
Die Musik ...macht die Sache nicht besser......

Jan Offline




Beiträge: 1.753

10.07.2020 22:21
#123 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #122
Im Grunde ist der Film ein kompletter Langweiler


Natürlich kann sich der Film nicht mit den allermeisten Reißern aus Rialto- oder CCC-Provenienz messen. Streckenweise hatte ich den Eindruck, dies sei (zumindest) von der Regie auch gar nicht recht gewollt gewesen. Vergleicht man "Hotel der toten Gäste" mit einem anderen waschechten Atelierfilm wie "Das indische Tuch", fällt unweigerlich auf, dass Itzenplitz weit weniger extrovertiert an die Sache heranging als es Vohrer tat. Berber ist da zwar ein schlechtes Beispiel; ihn finde ich im "Hotel" fast besser. Der übrige Cast indes exaltiert sich kaum derart erfreulich wie die "Tuch"-Truppe es unter des Meisters Regie in bekannter Art und Weise tut. Es geht letztlich dann schon etwas vom erwarteten oder besser erhofften Flair flöten, wenn sich die populäre Darstellerriege seicht und gemütlich vom Regisseur durch die Szenerie schieben lässt und die eher flach verlaufende Geschichte auch eher weniger zur Kompensation beizutragen hat. Da bei einem reinen Atelierfilm neben den Darstellern und der Geschichte die inszenatorischen Kniffe doch überschaubarer sind als bei wechselnden Drehorten, kommen Cast und Buch schon besondere Bedeutung zu, und sie entscheiden ein Stück weit mehr über Gelingen oder Misslingen.

Dennoch kann ich Eberhard Itzenplitz nicht vorwerfen, dass er einen schluderigen Streifen hinterlassen hätte. Ich kann da handwerklich nichts Schlechtes finden und bin am Ende froh, dass sich an dem Stoff nicht etwa Rudolf Zehetgruber vergriffen hat, der sicher als Mann im Regiestuhl auch infrage gekommen wäre.

Insofern: Ja, das ist sicher alles recht seicht in diesem Film, aber es tut auch irgendwie kaum etwas richtig weh.

Im Übrigen war ich doch überrascht, dass das Internet tatsächlich nichts vergisst und dass ich 2008 den Film auf Premiere sah und hier ein paar Seiten zuvor seinerzeit einen recht anständigen Verriss hinterließ. Da bin ich heute tatsächlich milder gestimmt.

Gruß
Jan

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

11.07.2020 08:11
#124 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #122
ein Film mit Fuchsberger und Dor kann/darf nicht langweilig sein

Na ja, DER TEPPICH DES GRAUNES ist sicher nicht besser. Obwohl, da haben wir ja nur die "halbe" Karin...

Ray Offline



Beiträge: 1.929

18.07.2020 09:23
#125 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

@Jan: Auch wenn ich den Film sehr schätze, kann ich die im Ergebnis zurückhaltendere Bewertung durchaus nachvollziehen. Lediglich die positive Bewertung der Backus- und insbesondere der berber-Rolle wundert mich. Muss da speziell am Ende bei der "Pointe" mit der "Menschen im Hotel"-Geschichte immer mit den Augen rollen und finde Berbers Darbietung gerade in der Szene nicht besonders geglückt (heraugestreckte Zunge usw.).

Jan Offline




Beiträge: 1.753

19.07.2020 22:24
#126 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #130
@Jan: Auch wenn ich den Film sehr schätze, kann ich die im Ergebnis zurückhaltendere Bewertung durchaus nachvollziehen. Lediglich die positive Bewertung der Backus- und insbesondere der berber-Rolle wundert mich. Muss da speziell am Ende bei der "Pointe" mit der "Menschen im Hotel"-Geschichte immer mit den Augen rollen und finde Berbers Darbietung gerade in der Szene nicht besonders geglückt (heraugestreckte Zunge usw.).

Gus Backus war ja so eine Art Maskottchen des Produzenten. Betrachtet man Backus' zurückliegende "Filmkarriere", so stellt man unweigerlich fest, dass da in seinen Filmen eigentlich immer Music House verantwortlich war. In einem Kriminalfilm zuckt man dann aber schon etwas, wenn der Name fällt. So wirklich naheliegend ist das ja eigentlich nicht, obschon Artur Brauner es mit dem ähnlich gelagerten Chris Howland bei BEW vergleichbar hielt und auch nicht davor zurück schreckte, einen Vertreter aus der Schlager-Hitparade zum Eddi-Arent-Pendant zu machen. Dass Backus nicht völlig untergeht und einen wie ich finde durchaus anständigen Part spielt, verdankt er sicher seiner (nur kleinen) Liftboy-Rolle, die ihn kaum fordern muss und ihn so auch nicht bloßstellen kann, denn ein Schauspieler reinsten Wassers war er sicher nicht. So kann er doch mit Sympathie und kleinen Verschmitztheiten das Beste aus seinen Möglichkeiten machen. Ich kenne sicher Eddi-Arent-Auftritte aus echten Wallace-Filmen, die missglückter ausfielen als das, was Backus hier abliefert.

Was Adi Berber anbelangt, so kann auch er kaum erwarten, hier den Preis für den besten Nachwuchsdarsteller abzuräumen. Entgegen seiner Auftritte als ausgemachtes Ungeheuer bei Alfred Vohrer, hatte er aber durchaus knuffigen Charme, wenn er einmal mit etwas Text ausgestattet wurde und richtig mitsielen durfte. Ich meine, dass ich das für "Die schwarze Kobra" ähnlich erinnere. Man wird schon keine ganz große Kunstvorstellung erwarten, wenn es um Adi Berber geht. Aber das muss - finde ich - auch gar nicht immer sein.

Gruß
Jan

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

20.07.2020 00:37
#127 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Adi Berber hatte schon eine gute Rolle in "Der Herr Kanzleirat" 1948

Gruss
Havi17

Ray Offline



Beiträge: 1.929

20.07.2020 22:45
#128 RE: Bewertet: "Hotel der toten Gäste" (1965, Stilverwandte) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #126

Was Adi Berber anbelangt, so kann auch er kaum erwarten, hier den Preis für den besten Nachwuchsdarsteller abzuräumen. Entgegen seiner Auftritte als ausgemachtes Ungeheuer bei Alfred Vohrer, hatte er aber durchaus knuffigen Charme, wenn er einmal mit etwas Text ausgestattet wurde und richtig mitsielen durfte. Ich meine, dass ich das für "Die schwarze Kobra" ähnlich erinnere. Man wird schon keine ganz große Kunstvorstellung erwarten, wenn es um Adi Berber geht. Aber das muss - finde ich - auch gar nicht immer sein.


Im Falle der "schwarzen Kobra" habe ich auch relativ gute Erinnerungen an seine Leistung. Beim Hotel liegt es sicher auch ein Stück weit am Buch, insbesondere an der missglückten "Menschen im Hotel"-Pointe. Trotzdem zählt Berber in dem für mich insgesamt sehr guten Film zu den Schwachpunkten.

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