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Dieses Thema hat 28 Antworten
und wurde 2.730 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker national
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fritz k Offline



Beiträge: 243

09.10.2006 20:46
11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

@rainbow hat vorgeschlagen, die Reinecker-Dreiteiler ebenfalls zu bewerten. Eine gute Idee! Ich schicke meine Bewertung in Kürze nach.

rainbow Offline




Beiträge: 1.597

09.10.2006 20:58
#2 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Danke für das Kompliment. Sollen die Bewertungen jetzt hier in diesem Thread gepostet werden oder wird es da entsprechende Threads im Wallace-Bereich unter "Stilverwandte" geben?

ewok2003 Offline




Beiträge: 1.290

10.10.2006 20:54
#3 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

"11 Uhr 20" ist meiner Meinung nach ein Dreiteiler, der leider viel zu sehr in Vergessenheit geraten ist. Damals ein Straßenfeger, heute nie mehr zu sehen (mal abgesehen von einer Ausstrahlung im ZDF Theaterkanal). Die Idee der Handlung ist einfach grandios: Die Wassems (Fuchsberger und Weitershausen) finden in ihrem Türkeiurlaub in ihrem PKW einen Toten. Da sie Probleme mit der örtlichen Polizei befürchten, wollen sie die Leiche am Bosperus entsorgen. Dabei kommt Maria Wassem ungeklärt ums Leben, der Tote verschwindet. Thomas Wassem versucht, den Mord aufzuklären.

Die Story ist aus der Perspektive von Fuchsberger gedreht, was ich für ein gutes Stilelement halte. Bei Wallace hat es das nicht gegeben, hätte wahrscheinlich auch nicht gepasst. Die schauspielerischen Leistungen sind allesamt sehr gut: Vor allem Friedrich Joloff und Werner Bruhns stechen neben Fuchsberger deutlich heraus. Ebenso gut gefällt mir auf jeden Fall die Musik. Hier würde sogar die Verwendung des Themas aus dem Vor- und Nachspann während des Films in einem musikalischen Auftritt noch das I-Tüpfelchen gesetzt werden (so wie z.B. in "Babeck").

Insgesamt bewerte ich "11 Uhr 20" mit 5 von 5 Punkten. Nennt mich ruhig den Reinecker-Dreiteiler-Fan!

Gruß, Ewok

rainbow Offline




Beiträge: 1.597

11.10.2006 21:09
#4 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Da bist du nicht allein - ich bin auch großer Fan der Reinecker-Dreiteiler. "11 Uhr 20" bietet eine tolle Story, unglaublich gute Schauspieler, sehr schöne Musik - und natürlich vor allem auch die phantastischen Drehorte. Das Ende wurde gegenüber dem Buch leicht geändert, die Version im Film gefällt mir aber ehrlich gesagt sogar etwas besser. Hier gibt es wirklich rein gar nichts zu bemängeln - ganz, ganz klare 5 von 5 Punkten!

ewok2003 Offline




Beiträge: 1.290

11.10.2006 22:44
#5 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Wie sieht denn das Drehbuch-Ende aus?

Gruß, Ewok

fritz k Offline



Beiträge: 243

11.10.2006 23:43
#6 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Reinecker hat das Buch erst nach der Verfilmung geschrieben.

rainbow Offline




Beiträge: 1.597

12.10.2006 19:35
#7 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Ich weiss nicht wie das Ende im Drehbuch aussieht - aber ...

SPOILER

... im Taschenbuch erschießt Wassem Minotti, jedoch nicht in Notwehr, sondern er zieht einfach seine Waffe und schießt ihn direkt nieder.

fritz k Offline



Beiträge: 243

12.10.2006 21:56
#8 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

"11 Uhr 20" hat ein unglaublich fantastisches Aufgebot an Darstellern: Joachim Fuchsberger ist als Hauptdarsteller in Topform und war anscheinend mit viel Spaß beim Dreh dabei. Gila von Weitershausen ist leider nur in einer kurzen Rolle zu sehen. Christiane Krüger steht noch am Anfang ihrer Karriere. Götz George brilliert als unglaublich schmieriger und schließlich erschreckend brutaler Ingeneur. Werner Bruhns gibt den Inbegriff eines nur auf seine Geschäfte fixierten Finanzmagnaten ab. Anthony Steel ist mit seinem prägnanten Gesicht ein grandios undurchschaubarer Nachtclubbesitzer. Und Friedrich Joloff gibt ein drittes Mal bei Reinecker den höchst undurchschaubaren Typ, der immer mehr (oder doch viel weniger?) weiß als der Zuschauer.

Außerdem sehen wir Karl Walter Diess (kann sogar als Türke überzeugen), Konrad Georg als ängstlichen Botschafter (ein Kabinettstückchen für sich) und Vadim Glowna als gutmütigen LKW-Fahrer mit grausigem Schicksal (liefert eine Glanzleistung ab). Jochen Busse (!!!) überzeugt als schon fast unheimlich kalter und illoyaler Charakter. Hans-Michael Rehberg war als düsterer Killer eine echte Entdeckung damals. Nadja Tiller spielt die stolze Frau, der es doch nur Geld geht, und Esther Ofarim (damals eine höchst populäre Sängerin) tritt als Gaststar auf. Peter Carsten als erstes Mordopfer erhält in den Rückblenden noch breiteren Raum.

Daneben zu bemerken sind eine hervorragende Kamera (Rolf Kästel, "Der Kommissar" und später "Derrick"), tolle Musik von Peter Thomas (mit leichtem Orient-Touch, funkiger als bei Wallace mit bekannt kreischenden Blechbläsern, z.B. in der Rückblende in Teil 3), eine sehr saubere Regie mit Sinn für Timing und schöne Bilder (Wolfgang Becker wird "der" Fernsehkrimi-Regisseuer der Siebziger mit "Der Kommissar", "Derrick" und "Tatort"; im Krimi-Kino der Zeit sucht man außer Vohrer so einen Könner vergeblich).

Das Buch von Reinecker übertrifft wie auch schon in den vorangegangenen Dreiteilern die Storys von Durbridge, dessen ARD-Mehrteilern vom ZDF die Reinecker-Dreiteiler entgegengesetzt wurden. Wo bei Durbridge mit einem höchst spannenden "Whodunit"-Raten unterhält, haben Reineckers Figuren darüberhinaus viel mehr Schärfe und Charisma, die Story viel mehr dramatisches Salz und die Auflösung bei Reinecker ist immer zwingend und dramaturgisch logisch.

Wenn auch "Babeck" sogar noch stärker ist - "11 Uhr 20" ist eine Meisterleistung des Fernsehkrimis mit natürlich 5 von 5 Punkten.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

13.10.2006 07:52
#9 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Zitat von fritz k im Beitrag #8
Wolfgang Becker wird "der" Fernsehkrimi-Regisseuer der Siebziger mit "Der Kommissar", "Derrick" und "Tatort"; im Krimi-Kino der Zeit sucht man außer Vohrer so einen Könner vergeblich

Stimmt!
Zitat von fritz k im Beitrag #8
Werner Bruhns gibt den Inbegriff eines nur auf seine Geschäfte fixierten Finanzmagnaten ab.

Werner Bruhns ist der Inbegriff eines Schauspielers für Rollen als zwielichtiger Geschäftsmann. Seine beste Rolle hatte er in "Tatort: Wer andern eine Grube gräbt". Dort hat auch Manfred Heidmann seinen besten Part.
Zitat von fritz k im Beitrag #8
Das Buch von Reinecker übertrifft wie auch schon in den vorangegangenen Dreiteilern die Storys von Durbridge

Stimme ich voll zu. Auch von mir volle 5 Punkte.

Gruß
Havi17

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

27.04.2008 19:50
#10 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Ich finde "11 Uhr 20" sehr gelungen und genauso gut wie "Babeck". Das Aufgebot an Darstellern ist überragend: Anthony Steel, Götz George, Christiane Krüger, Peter Carsten, Ann Smyrner, Gila von Weitershausen u.a. Joachim Fuchsberger zeigt hier, dass er ein exzellenter Schauspieler ist. Gerade in diesem Film, finde ich, kann man es sehen. Man steckt am Anfang in seiner Verzweiflung richtig mit drin.

Die Musik von Peter Thomas gefällt mir auch. Überraschend, dann die Aufklährung zum Schluss. Der Film hat eine äußerst spannende Geschichte, schöne Schauplätze, tolle Schauspieler und einen brillianten Hauptdarsteller vorzuweisen. Jedem Filmfreund nur zu empfehlen.


Infos zum Nachlesen:
"11 Uhr 20" bei TV-Nostalgie.de

MfG
Mike

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.08.2009 01:17
#11 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

„11 Uhr 20“ (BRD 1969, TV)

Mit: Joachim Fuchsberger, Gila von Weitershausen, Nadja Tiller, Esther Ofarim, Christiane Krüger, Vadim Glowna, Götz George, Jochen Busse u.a. Regie: Wolfgang Becker. Drehbuch: Herbert Reinecker.

Der deutsche Ingenieur Thomas Wassem und seine Frau finden auf ihrer Istanbul-Reise einen Toten in ihrem Wagen. Aus Angst vor möglichen Konsequenzen beschließen sie, sich der Leiche unbemerkt zu entledigen. Dieser Plan geht jedoch fürchterlich schief: Maria Wassem stirbt und der Tote aus dem Auto verschwindet. Thomas Wassem muss nun versuchen, sich selbst aus einer sehr unbequemen Situation zu befreien und gleichsam den Tod seiner Frau zu rächen.

Teil 1: Mord am Bosporus

Mit „11 Uhr 20“ kann sich das ZDF auf die Fahnen schreiben, noch vor der ARD mit ihrem Durbridge-Reißer „Wie ein Blitz“ den ersten großen Krimimehrteiler in Farbe realisiert zu haben. Sowohl dieses Novum als auch die exquisite Darstellerliste und die exotischen Aufnahmen führen die Mühe und das offensichtlich große Budget vor Augen, das der Sender in den dritten und mir bisher unverständlicherweise letzten Teil seiner Reinecker-Trilogie steckte.

In der Hauptrolle ist wie in „Der Tod läuft hinterher“ Joachim Fuchsberger zu sehen, der als „Held wider Willen“, wie es die DVD-Beschreibung ausdrückt, abermals brilliert. Wie bereits in seiner anderen erwähnten Rolle hat er auch hier einen sehr persönlichen Antrieb für sein Handeln, was sich den Zuschauer in besonderem Maße mit ihm identifizieren und mit ihm mitfiebern lässt. An Götz Georges Leistung als undurchsichtiger Muller gibt es darüber hinaus ebenso wenig auszusetzen wie an den übrigen Leistungen des starken männlichen Cast. Ein wenig missglückt wirkt es da lediglich, dass die zunächst die Position des potenziellen weiblichen Hauptcharakters einnehmende Gila von Weitershausen schnell stirbt und die anderen weiblichen Darsteller des Teils, allen voran Ann Smyrner und Christiane Krüger, soviel Mühe sie sich auch geben, Nebenfiguren bleiben.

„11 Uhr 20“ (man darf gespannt sein, ob die titelgebende Uhrzeit noch mehr Bedeutung zuerkannt bekommt als aus dem ersten Teil ersichtlich) macht aus den „höheren Ambitionen“, die die ZDF-Mehrteiler im Gegensatz zu den Durbridge-Schauerstücken von Anfang an verfolgten, keinen Hehl. Offen zeigt sich das einleitende Verbrechen als zu merkwürdig, um nur der Ausgangspunkt für eine kleine Tragödie zu sein, und genauso offen wird über das mögliche Motiv geologischer Forschungen von massiver Bedeutung gesprochen. Reinecker hatte aus der Enttäuschung, die den beiden ersten Mehrteilern in ihren letzten Teilen innewohnte und die auch mich jeweils heimsuchte, offenbar gelernt, nicht zu lange um den heißen Brei herumzuschreiben.

Und dennoch gibt es genug Überraschungen, Mysterien und Todesfälle, um den Zuschauer in Teil 1 von „11 Uhr 20“ auf Trab zu halten und ihn gespannt auf Teil 2 warten zu lassen. Die Morde (noch ist offen, ob drei oder vier an der Zahl) zeigen sich dramatisch realistisch und ungeschönt, mit der harten und heißblütigen Note des Südens, die auch sonst, vor allem in der gewöhnungsbedürftigen, aber gelungenen Musik von Peter Thomas, omnipräsent ist. Thrillige Spannung zwischen Bosporus und Hagia Sophia ist da allemal garantiert und wird wohl auch im nächsten Teil nicht vermisst werden.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

01.08.2009 11:46
#12 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Ich finde, bei "11 Uhr 20" verliert sich die Spannung von Teil zu Teil (die Spannung in Teil 1 steigert sich ja ins Unerträgliche). Die Handlung wurde zu sehr gestreckt zu Gunsten der sicherlich teuren Außenaufnahmen in der Wüste etc. Zwei Teile hätten hier auch genügt.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

03.08.2009 00:58
#13 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Teil 2: Flucht in die Sahara

Befürchtungen, die ich aufgrund diverser Kritiken in diesem und anderen Threads bezüglich der Stringenz des zweiten Teils von „11 Uhr 20“ hegte, bewahrheiteten sich – ich muss es nach meiner Begeisterung für Teil 1 leider eingestehen – in gewissem Maße. Dies schließt allem voran die Dynamik des Drehbuchs ein. Reinecker verliert sich in „Flucht in die Sahara“ in Handlungsumschwüngen, die zwar interessant zu betrachten, an sich aber nicht immer notwendig und aufgrund der Tatsache, dass sich ihre Maßgeblichkeit nicht immer erschließt, eher willkürlich sind. Als problematisch muss man auch die großen Wechsel in der Örtlichkeit der Filmgeschehnisse ansehen. Nicht nur die klassische Dramentheorie schreibt die Einheit des Ortes vor – auch für das Schaffen kompakter und durchgängiger Spannungs- und Charakterentwicklung in einem Kriminalfilm bietet ein möglichst geschlossenes Setting fruchtbarere Voraussetzungen. So nimmt sich der Film eher schwerfällig aus, was die Einführung wichtiger Charaktere angeht (so man über die Wichtigkeit bestimmter Figuren nach Ansicht nur zweier Teile bereits Aussagen treffen kann). Glowna und Tiller tauchen erst in der ersten Hälfte des zweiten Abschnitts auf, Friedrich Joloff gar noch später.

All diesen Kritikpunkten zum Trotz hält die beeindruckende Darstellerriege – die vielleicht beste der ZDF-Mehrteiler, der nur, wie sich hier noch stärker bemerkbar machte, eine weibliche Hauptrolle fehlt – sämtliche nur irgend möglichen Fahnen hoch. Blacky Fuchsberger ist mit ganzem Einsatz dabei; seine Leistungen gibt er gleichbleibend perfekt und mitreißend ab und kann mit seiner verbissenen Heldenhaltung über einige Schwächen und Längen des Drehbuchs hinwegtäuschen. Nadja Tiller schafft es, die Worte „Ja“ und „Nein“ auf regelrecht beeindruckende Weise zu intonieren, und Götz Georges spezieller Verdienst ist es, der durch und durch karikativen Böser-Mann-Rolle ein anhaltend überzeugendes, beinahe realistisch ausschauendes Antlitz zu verleihen.

In einem kleinen, aber erinnerungswürdigen Part tritt Hans-Michael Rehberg auf, der mit seiner Erzählung über den von ihm begangenen Mord den wahrscheinlich gelungensten Anlauf Reineckers verbuchen kann, Spannung in die Geschehnisse zu induzieren. Was an diesem Spannungsaufbau bemerkenswert ist, ist, dass er genau andersherum funktioniert als sonst bei Krimis dieser Art und eher an Hitchcock-Suspense erinnert: Statt etwas Interessantes zu verschweigen, wird etwas Interessantes erzählt, das zuzuordnen der Zuschauer nicht in der Lage ist, bis er aus dem Gesagten eine direkte Gefahr ableiten kann. So kommt beim Anblick der Metallschlinge in der Szene mit dem Angriff auf Fuchsberger sofort nicht nur das herkömmliche Angstgefühl auf, sondern die Gewissheit über alle seelischen Hintergründe des Täters. Nun weiß ich nicht, ob ich mich über diesen hoch anzurechnenden Aspekt freuen oder ihn bedauern soll, führt er doch umso stärker vor Augen, dass er weitestgehend ein Einzelfall in dem zwar leidlich ergreifenden, aber dennoch recht drögen zweiten Teil von „11 Uhr 20“ ist.

Aus dem eher bedauernswerten Sprung in der Lokalität macht die sichere Inszenierung von Wolfgang Becker ein so geringes Übel, dass man geneigt ist, entschuldigend darüber hinwegzusehen und den wunderbaren Farbaufnahmen der Wüstendrehorte in ihren erdigen Spektren mehr als den Charme der Selbstzweckhaftigkeit zuzugestehen. Durch die extrem hohen Schauwerte und den gleichzeitigen Verzicht, naheliegende Schauerelemente einzubauen, die des Produktionsniveaus nicht angemessen wären (ich denke dabei vor allem an allerlei kreuchendes und fleuchendes in der Wüste beheimatetes Getier), gewinnt das Endprodukt an Wertigkeit und Sympathie beim Zuschauer. Das Rätsel um die das Geschehen einleitenden Ereignisse wirkt dagegen inzwischen eher nebensächlich, sodass ich mich ertappe, gerade erst beim Verfassen der Besprechung und keine Sekunde eher darüber nachgedacht zu haben, wer denn die treibende Kraft hinter allen Komplotten sein mag. Schlussfolgerung des kurzen Nachdenkens: Viele bleiben wieder einmal nicht übrig, doch die Namen Bruhns, Krüger, Tiller und Joloff (auch wenn sie alle eigentlich viel zu offensichtlich sind) springen Purzelbäume in meinen Vermutungen.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

03.08.2009 12:12
#14 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #13
All diesen Kritikpunkten zum Trotz hält die beeindruckende Darstellerriege – die vielleicht beste der ZDF-Mehrteiler ...

Ich finde, dass hier DER TOD LÄUFT HINTERHER die Nase vorn hat. Hätte BABECK einen zugkräftigeren Hauptdarsteller gehabt (obwohl Lohner seine Sache nicht schlecht macht), wäre dies wohl der beste Reinecker-Dreiteiler geworden.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.08.2009 10:51
#15 RE: 11 Uhr 20 (1969/70, TV) Zitat · Antworten

Teil 3: Tod in der Kasbah

Leider bewahrheitete sich die Aussage von @Georg, „11 Uhr 20“ verliere von Teil zu Teil an Spannung, auch für mich. Auch wenn am Ende, wie natürlich zu erwarten, mit erklärenden Rückblenden wieder ein höheres Spannungsniveau erreicht wurde, so fielen die Spielminuten vor der Aufklärung noch wesentlich stärker ab als der zweite Teil. Dies ist nicht in geringem Maße auch der von mir in Teilen 1 und 2 so gelobten Besetzung geschuldet, die von Götz George (und Vadim Glowna) zusammengehalten wurde und nun, nachdem beide fehlen, nicht mehr wie eine glaubhafte Einheit wirkt.

Wie stets und ständig in den Reinecker-Dreiteilern trägt der dritte Part auch hier das Kreuz der unbefriedigenden Lösung. Nicht nur, dass der, um mit Hitchcock zu sprechen, absolut uninteressante Macguffin zu elementarer Wichtigkeit aufgeblasen wird, die den Zuschauer indes in einem gegen Null tendierenden Maße interessiert, – auch wirken viele Elemente in der Auflösung unausgegoren, unlogisch oder fehlen schlicht und ergreifend:



SPOILER
  1. Warum zum Teufel versteckt sich Korska nun überhaupt in dem Auto und wartet ab, dass er hübsch von Vogt abgeknallt wird?
  2. Am Anfang meint Blacky Fuchsberger noch, es müsse Zweifel an einem Zufall geben, dass ein toter deutscher Ingenieur in dem Auto eines deutschen Ingenieurs gefunden wurde. Am Ende möchte uns Reinecker dann aber doch glauben machen, dass es ein Zufall war, oder sehe ich das falsch?
  3. Es ist für mich nach wie vor absolut unglaubwürdig, dass Maria Wassem das falsche Bild im Pass übersehen haben soll. Das Bild ist doch das erste, worauf ich in einem Pass überhaupt sehe!
  4. Es ist für mich ebenso unglaubwürdig, wie der Tod von Maria Wassem abgelaufen sein soll. Sie hätte das Auto ohne Probleme zum Stehen bringen oder einfach herausspringen können.
  5. Und die elementare Frage des Films scheint sowieso im Charakter von Anthony Steel zu liegen: Warum erschießt er seinen Partner und warum rettet er Blacky aus der Wüste?



Das Beste an Teil 3, der nun auch in seinen optischen Werten eher repetitiv wirkt, ist noch das hübsche Lied, das Esther Ofarim singen darf. Kurzum, da ich eigentlich auch kein Bedürfnis habe, weiter über „11 Uhr 20“ nachzudenken: 4,5 Punkte für Teil 1, 3 Punkte für Teil 2 und 2 Punkte für Teil 3 machen in etwa 3 Punkte für diesen schlechtesten der drei ZDF-Reinecker-Straßenfeger. Vielleicht war es doch gut, dass es keinen weiteren gab.

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