Wieder hat uns ein "Großer" der Edgar-Wallace-Szene (natürlich auch May) verlassen: Der Regisseur Franz-Josef Gottlieb ist am vergangenen Sonntag gestorben.
Einer der wenigen der es verstand, die teils schundigen Filme (mit Ausnahme seiner Krimis und May-Verfilmungen) mit hoher Kenntnis und handwerklicher Genauigkeit zu inszenieren. Brachte auch das Kunststück fertig, altgediehnte hochmögende Schauspieler (Thomalla, Weck) und völlige Laien (Black, Roberts) gleichberechtigt und ohne ein gegenseitiges Ausspielen homogen in einem Film unterzubringen.
Die Interviews auf der 2. BEW-Box und das auf der "Gelben Schlange"-DVD waren dann wohl seine letzten öffentlichen Auftritte. Er wirkte so vital und sympathisch - schön, wenn er uns so (und durch seine Filme) in Erinnerung bleibt.
Gruß Joe Walker Ja, ja da haben Sie recht - Wo Sie recht haben, haben Sie recht (Harry Palmer in "Finale in Berlin" - Paramount)
Nach dem Tod von Eva Ebner wird die Wallace Fan-Gemeinde erneut mit traurigen Neuigkeiten konfrontiert. Ich hatte das Glück und konnte beide auf den Wallace Festivals hautnah erleben. Ein echter Verlust.
Mit Gottlieb starb nun der letzte Trivialregisseur, der einen bleibenden Eindruck der Filme der 60er/70er-Jahre hinterlies. (Franz Antel lebt zwar mit 93 Jahren auch noch, aber er verstand sich ausschließlich als Komödienregisseur; Jürgen Roland und Helmut Ashley haben gemeinsam nur rd. 20 Filme inszeniert was nicht einmal die Hälfte der Filme ihrer Kollegen Gottlieb, Reinl, Vohrer und Jacobs sind) Wie seine genannten drei Kollegen war auch Gottlieb in allen Genre firm, stand jedoch immer in deren Schatten. Auch im Gegensatz zu ihnen wagte sich Gottlieb ins Erotik- und Aufklärungsfach, was ihm seinen größten Erfolg, Oswalt Kolle – Das Wunder der Liebe 1.Teil, mit über 5 Millionen Besucher einbrachte und ihm seine einzige Goldene Leinwand bescherte (Vohrer,2, Reinl, 5, Jacobs, 5). Weitere Erfolge waren Der schwarze Abt, Klassenkeile, Die vollkommene Ehe 1.Teil und Wenn die tollen Tanten kommen. War Reinl ein Regisseur, der vor allem Landschaften ins rechte Bild rücken konnte so war Gottlieb vor allem ein Regisseur, der ausgezeichnet seine Schauspieler führen konnte. Seine eigentliche Schwäche waren seine eigenen Drehbücher, die er ohne Bearbeitung inszenierte, dagegen bei Vorlage von fertigen Drehbüchern, die er überarbeitete und ihnen den letzten Schliff gab, verfilmte er ausgezeichnet. Weitere Filme: Die Gruft mit dem Rätselschloß, Das Phantom von Soho, Das 7. Opfer, Durchs wilde Kurdistan, Im Reiche des silbernen Löwen, Saison in Salzburg, Ferien mit Piroschka, Meine Nichte tut das nicht, Die Försterchristel, Mister Dynamit – Morgen küsst euch der Tod, Ehepaar sucht Gleichgesinntes, Liebesspiele junger Mädchen, Das Leben zu Zweit, Auf der Alm da gibt’s koa Sünd, Trubel um Trixi, Rudi benimm dich, Crazy total verrückt, Wir hau’n den Hauswirt in die Pfanne, Ein Zwilling kommt selten allein, Tanze Trude aus Buxtehude, Die tollen Tanten schlagen zu, Hilfe die Verwandten kommen, Wenn du bei mir bist, u.v.a.. Oftmals wurden auch Gottlieb-Filme angekündigt, die dann aus welchen Gründen auch immer nie realisiert wurden wie z.B. Jerry Cotton - Der heulende Tod, Edgar Wallace – Der grüne Brand, Edgar Wallace – Im Banne des Unheimlichen, Karl May – Der blaurote Methusalem, Rolf Torring – Der Fluch des Maharadscha, Champagner mit dem Chef oder Heißes Pflaster - Casablanca.
Die mir in Zusammenhang mit Gottlieb in Erinnerung gebliebene Geschichte rankt um den Film "Das Geheimnis der schwarzen Spinne" nach dem Roman "Die Königin der Nacht" von Louis Weinert-Wilton.
Neben karin Dor und Eddy Arent waren auch Klaus Kinski und O.W. Fischer dabei. Bei den Dreharbeiten, so Gottlieb selbst, soll Kinski wieder ausgeflippt sein. Gottlieb bot Kinski an, die Sache ein für allemal zu klären. Der winkte ab mit den ungefähren Worten: nein danke, Du schlägst ja immer direkt zu!"
Hintergrund war, dass kurz zuvor "Der schwarze Abt" abgedreht worden war und Gottlieb höchstpersönlich den lieben Eddy Arent bei der Demonstration einer Schlägerei einen richtigen Kinnhaken verpasst hatte ...
Kurzum: F.J. Gottlieb hatte aufgrund dieser Anekdote sich deutlich Respekt mit Kinski verschaffen können.
Die Geschichte ist nach meiner Erinnerung im Buch von Christos Tsee (so ähnlich) entweder bei der Besprechung des Film der Schwarze Abt oder im Interview mit F.J. Gottlieb am Ende des Buches zu finden.