Ich kann da auch keinen Zusammenhang mit der Regie entdecken. Eddi Arent hat halt seine typischen Rollen gespielt, unabhängig davon, wer Regie führte. Die genannten Unterschiede zwischen manchen Filmen könnten vielleicht schon durch die Gestaltung der jeweiligen Rollen im Drehbuch bedingt sein. Zumindest der "Frosch" und der "Mönch" hatten ja den gleichen Drehbuchautor.
Vielleicht ist die Erklärung ganz einfach, Eddie war ein Meister seines Fachs. Er konnte alle Rollentypen spielen, so als wäre er es selbst. Das mag vielleicht unglaubwürdig erscheinen, da man bei den heutigen "Darstellern" zumeist Selbstdarstellungen sucht, findet und liebt. Ein Negativbeispiel, zurecht dafür geehrte, ist Adele Neuhauser, die sich den Zuschauern nicht an den Hals wirft.
Gruss
Havi17
Wenn die Macht der Liebe die Liebe zur Macht übersteigt, erst dann wird die Welt endlich wissen, was Frieden heißt (Jimi Hendrix)
Die Rüstungsindustrie ist eine der größten Gefährdungen der Menschheit. Albert Einstein
Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen, die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen. Albert Einstein
Zitat von Count Villain im Beitrag #93Hier bis zum Ende der Seite habe ich bereits über Arents Schauspiel im Zusammenspiel mit einigen Regisseuren mit Gubanov diskutiert.
Dort habe ich nun einmal quergelesen und finde viele von Dir genannte Punkte sehr stimmig. In der Öffentlichkeit existieren bekanntlich einige schiefe Bilder von der Arbeit, die Schauspieler oder Regisseure leisten. Weder ist der Regisseur das "alleinherrschende Genie" am Set, noch arbeiten Schauspieler großartige Rollen aus zumeist doch eher wortkargen Drehbüchern ganz allein heraus. Selbst bei Nebenrollen sind die Hintergrundgeschichte einer Figur, ihre Marotten und Erfahrungen etwas, was in der Regel Regisseure und Schauspieler gemeinsam erarbeiten oder Regisseure vorgeben und Schauspieler dann mit Leben füllen. Bekanntlich schreiben Drehbuchautoren hin und wieder auch bestimmte Rollen extra für Schauspieler XY, der jeweilige Schauspieler kann dann aber natürlich ebenso ganz andere eigene Ideen haben oder der Regisseur durch die allgemeine Inszenierung oder Auflösung, Licht und Co die Figur anders darstellen. Wichtig ist in dieser Hinsicht aber natürlich auch, ob es sich um Schauspieler oder "Darsteller" handelt. Bei Heinz Drache beispielsweise habe ich im Grunde in jedem Film den Eindruck, dass er sich selbst inszeniert und die "Lippe krausziehen"-Marotte und Ähnliches ausschließlich der eigenen Persönlichkeit entspringen. Da haben Buch und Regie kaum Chancen komplett andere Personen aus ihm herauszukitzeln. Eddi Arent ist da in der Tat wesentlich flexibler und sein wirkliches Können, bzw. die überzeugendsten Täterrollen zeigen sich - wie Du ganz richtig anmerkst - in den britischen Produktionen, wo vom Drehbuchautoren über den Regisseur ganz einfach mangels Kenntnis seiner Person und seiner Rollen niemand Arent als den "typischen komödiantischen Sidekick" einplante, sondern man seine Rollen mehr oder minder mit dem selben Ernst anlegte wie alle anderen. Es ist auch gut möglich, dass die britischen Regisseure ihn aufgrund der Geschmacksunterschiede wesentlich stärker bremsten, wenn er anfing zu vordergründig zu spielen, wie man es bei Gottlieb oder bei "Zimmer 13" betrachten "darf".
Dass Arents Rollen auch in den (rein) deutschen Produktionen Unterschiede aufweisen, hat viele Gründe. Seine Rolle in "Der Frosch mit der Maske" war ja bekanntlich eher ein Zufallsprodukt. Wirklich viele Pointen hatten ihm Eis und Bartsch da nun wirklich nicht hereingeschrieben, er bringt den Humor erst so richtig durch die pseudobritische, steife Haltung hinein. Sergeant Haggett im "roten Kreis" bringt mit seinen Verkleidungskünsten eine neue Note ein und war wohl ebenso wenig wie Butler James zuvor speziell für Arent geschrieben worden. Das änderte sich dann ab "Die Bande des Schreckens", bei dem (zumindest in meiner Erinnerung) Arent erstmals wirklich schon beim ersten Auftritt nach dem Motto "Seht her! Der lustige Kerl betritt die Szenerie!" eingeführt wird und weniger zur Dramaturgie beiträgt, als für Entspannungsmomente sorgen soll. Dies setzte sich beim "Bogenschützen" fort, wo Wolfgang Völz quasi die Inspektoren-Variante von Arents Butler James aus dem "Frosch" gibt - keine dicken Pointen, aber eine drollige Briten-Karikatur und Arent selbst bereits wesentlich klamaukiger agiert. Etwa ab dem dritten Film schrieben also wohl bereits die Autoren das, was sie für "typische Arent-Rollen" hielten, bzw. die Rollen wurden spätestens in der Regiefassung so interpretiert. Natürlich hing dann noch von Tonalität des gesamten Films sowie dem sonstigen Ensemble ab, wie viel Raum Arent tatsächlich bekam und wie der jeweilige Regisseur ihn inszenierte. Jürgen Roland nutzte ihn schon beinahe als Meta-Figur und außenstehenden Beobachter, der sich quasi stellvertretend für den Zuschauer in die gruselige Handlung "verirrt". "Die toten Augen von London" wurde dann allgemein stilprägend für die Reihe, Sunny Harvey ist aber im Grunde ein Konglomerat aus den vorigen Rollen, bzw. nimmt in gewisser Hinsicht mehr oder weniger das Beste der bisherigen Rollen zusammen. Vohrer hielt sich jedoch anfangs eher an Reinls unterkühlte Inszenierung als Rolands aus meiner Sicht etwas zu vordergründig komödiantisch angelegte Rollenauslegung. Der Nachbar Stone im "Fälscher" wirkt beinahe nachträglich hineingeschrieben, um dem Zuschauer nach den "Narzissen" wieder Arent präsentieren zu können. Ansonsten war Arent aber ja wirklich quasi immer an Bord, hier und da wird man ihn sicherlich auch besetzt haben, obwohl eine markante "Komiker-Rolle" im Buch fehlte und ihn folglich eine ursprünglich ernst geplante Rolle etwas augenzwinkernder interpretieren lassen. Ob nun Vohrer immer stärker in allgemeine Plakativität verfiel und somit auch Arent immer klamaukiger agierte oder man Arent aufgrund seiner Beliebtheit allgemein mehr Freiraum gab (die angesprochenen Improvisationen), lässt sich kaum noch klären. Aber schon in "Das Gasthaus an der Themse" hätte man in der Theorie seine Rolle wesentlich unterkühlter anlegen können, weil es spätestens am Ende zu seinem Ruder-Sport ja eine Pointe gibt. So wirkt das Ganze hochgradig albern. Mit etwas weniger Tolpatschigkeit und mehr "britischer Ernsthaftigkeit" wie er sie noch im "Frosch" zeigte, hätte Arent in seinen Szenen die Mundwinkel der Zuschauer ebenso nach oben gezogen, der Schlussgag wäre aber vielleicht etwas stärker gewesen und es hätte eine Fallhöhe gegeben. So sehen wir den ganzen Film lang einem Trottel zu, der am Ende etwas Trotteliges tut. Wie wunderschön absurd (und auch sehr britisch!) wäre es gewesen, den Zuschauer wirklich den ganzen Film lang glauben zu lassen, er betriebe seinen Sport ernsthaft um ihn dann erst am Ende allein in seinem noch dazu viel zu langsamen Boot zu zeigen. "Zinker", "Abt" und "Tuch" zeigten Arent dann aber nur noch als zumeist trottelige Nebenfiguren, die Gags lieferten - auch wenn beim "Zinker" zumindest am Ende aufgelöst wurde, dass doch mehr dahintersteckt, als man dachte. Mit so vordergründigen Gags wie Josua Harras' Ping Pong-Match (so toll es gespielt ist!) kann ich aber eher weniger anfangen. Reinl übernahm erst 1963 wieder die Regie eines Wallace-Films, als es schon zu spät war, um bei Arents Rolle in der Inszenierung an ähnlich zurückhaltende wie in "Frosch" und "Bande" anzuknüpfen. Produzenten und Zuschauer erwarteten von der Paarung Wallace+Arent mittlerweile Klamauk und vordergründige Komik und die gab auch Reinl ihnen. Aus meiner Sicht zeigt sich jedoch, dass Reinl zwar ein gutes Händchen für trockenen, schwarzen Humor hat (der in seinen frühen Wallace-Beiträgen nicht nur von Arent geliefert wird), aber ihm Slapstick und Co nicht lagen. Die Szenen sind noch dazu schlecht geschrieben und auch Arent würde ich eine "Teilschuld" geben. Während man bei "Der Hexer" das Gefühl hatte, die Beteiligten hätten aus "Zimmer 13" gelernt und Arent daher wieder ähnlich wie im "Frosch" eingesetzt, folgte direkt mit "Das Verrätertor" wieder eine Rolle, die zumindest bei mir das Prädikat "störend" erhält. Es war dann wieder Reinl, unter dem Arent sich in "Der unheimliche Mönch" quasi neu erfand. Dass Arent die Faszination für Gwendolyn etwas zu stark ausspielt, sehe ich ähnlich und ich kann mich leider nicht mehr völlig in meine Erstsichtung hineinversetzen, habe aber durchaus in Erinnerung, dass es mich dezent verstört hat, dass der sonst so komische Arent hier eher melancholisch wirkt und ständig fast schon lüstern Gwendolyn "hinterhergafft". Da Reinl Pedell Smiths Reaktionen auf Gwendolyn teils in Nahaufnahmen zeigt, bei denen ich ganz objektiv schreien möchte "sag ihm, er soll es kleiner spielen!" oder Einstellungen hier und da zu lange stehen lässt, würde ich all das aber klar als Reinls Intention interpretieren. Eddi Arent war so sehr als komischer Sidekick etabliert, dass Reinl sicherlich Spaß daran hatte, den Zuschauer über Pedell Smiths Beweggründe rätseln zu lassen und ihn sogar schon frühzeitig leicht dubios zu zeigen, weil selbst dann noch niemand ihn ernstlich als Täter in Erwägung ziehen würde.
@ Count Villain: Danke für den Hinweis auf die Diskussion! Die muss ich seinerzeit beim Verfolgen der Besprechungen entweder übersehen habe, oder sie ist mir entfallen.
@Fabi88: Danke für den kleinen Essay! Teilweise würde ich dem zustimmen, da mir z. B. auch der Gedanke kam, dass Arents Rollen und Spielweise erst ab dem dritten Film zur "Marke" wurden. Was die "toten Augen" angeht, so wäre zum Stichwort "Konglomerat" noch zu ergänzen, dass man hier zwei kleine Nebenrollen aus der Romanvorlage zu einer zusammenlegte: Inspektor Holts leicht komisch angelegten Diener Sunny (er heißt dort wirklich so, allerdings mit Nachnamen) und Sergeant Harvey (eine ernsthafte Nebenfigur, die nicht sehr wichtig ist). Was die "ursprünglich ernst geplante Rolle" aus der Vorlage angeht, die er "etwas augenzwinkernder" anlegte, so denkst du dabei sicher in erster Linie an Selwyn Moron? Abgesehen von dem dazu gedichteten Running Gag mit dem Versuch, den Großvater zu zitieren, wurde die Figur eigentlich recht vorlagengetreu umgesetzt, trotz der Kürzungen: Das versuchte Aufbegehren gegen die Unterdrückung und Bevormundung, die Frustration über das Scheitern, die Ahnung, dass etwas Übles im Schilde geführt wird und auch das Detail, dass er am Ende zum Retter wird (wenn auch im Buch auf andere Weise als im Film) wurden ganz gut übernommen. Was Gottliebs Führung angeht, so brauchen wir über die "Gruft" nicht zu reden; aber der Auftritt im "Abt" wurde früher öfter zu Arents besten Rollen gezählt, der in der "Schlange" bekam auch öfter Lob. Bei der "schwarzen Witwe" bin ich zwiegespalten: Der erste Auftritt war für mich amüsant, aber wenn Fish nach langer Pause plötzlich gegen Ende wieder auftaucht, wird es unangenehm klamaukig. Was die Rollen bei Reinl angeht, so fand ich Arent bei seinen drei Karl-May-Auftritten in "Winnetou II" am besten, zumal Lord Castlepool hier sinnvoll in die Handlung eingebaut ist und etwas zu ihr beiträgt; aber das lag natürlich am Drehbuch. Was dicker aufgetragenere Rollen angeht, so fand ich diese bei den Filmen passend, die sich sowieso nicht so ernst nehmen, wie "Bogenschütze", "Orchidee", "Tuch" und (zumindest teilweise) "Zinker"; bei "ernsthafter" angelegten Filmen wie "Fälscher", "Gasthaus" oder "Zimmer 13" reißen die Auftritte teilweise heraus und wirken wie Störfaktoren. Was den "Mönch" angeht, so finde ich sein Spiel jetzt nicht so plakativ, beim ersten Sehen hat mich die Auflösung sogar umgehauen; erst bei der zweiten Sichtung fiel mir manches auf. Und als "lüstern" habe ich Smith nie empfunden. Beim "Dreieck" wirkte die Figur bis zur Auflösung eigentlich wie eine typisch Arent-Rolle, die zur Auflockerung hineingeschrieben wurde, aber nichts mit der "eigentlichen" Handlung zu tun hat; insofern kommt sie mir dort nicht so "anders" vor.
Zitat von Savini im Beitrag #95Abgesehen von dem dazu gedichteten Running Gag mit dem Versuch, den Großvater zu zitieren, wurde die Figur eigentlich recht vorlagengetreu umgesetzt, trotz der Kürzungen: Das versuchte Aufbegehren gegen die Unterdrückung und Bevormundung, die Frustration über das Scheitern, die Ahnung, dass etwas Übles im Schilde geführt wird und auch das Detail, dass er am Ende zum Retter wird (wenn auch im Buch auf andere Weise als im Film) wurden ganz gut übernommen.
Deshalb ist Selwyn auch meine liebste Arent-Rolle. Sie gibt ihm mal etwas mehr unterschiedliche Facetten zum Spielen. Aus demselben Grund mag ich Fuchsbergers Rolle im Abt auch sehr gerne.
Zitat von Savini im Beitrag #95der in der "Schlange" bekam auch öfter Lob. Bei der "schwarzen Witwe" bin ich zwiegespalten: Der erste Auftritt war für mich amüsant, aber wenn Fish nach langer Pause plötzlich gegen Ende wieder auftaucht, wird es unangenehm klamaukig.
Das eint beide Filme. In der "Schlange" ist Arent klar das größte Pfund (neben dem Zusammenspiel Peters/Regnier) der doch recht drögen ersten zwei Drittel, im Finale dann aber völlig fehl am Platz. Da würde ich tatsächlich Gottlieb die Schuld für geben.
Zitat von Savini im Beitrag #95bei "ernsthafter" angelegten Filmen wie "Fälscher", "Gasthaus" oder "Zimmer 13" reißen die Auftritte teilweise heraus und wirken wie Störfaktoren.
Ja, Reinl scheint - aus heutigem Humorverständnis heraus - mit Arent als klamaukiger Figur nicht das rechte Maß gefunden zu haben. Das klappte besser in den Filmen, in denen der Humor zurückgenommener war ("Frosch", "Mönch"). Was in "Zimmer 13" aber nach wie vor super funktioniert ist - wie bereits zuvor in den "Augen" - das Zusammenspiel Fuchsberger/Arent. Schade, dass man daraus in der Reihe nicht mehr gemacht hat.
Zitat von Savini im Beitrag #95Beim "Dreieck" wirkte die Figur bis zur Auflösung eigentlich wie eine typisch Arent-Rolle, die zur Auflockerung hineingeschrieben wurde, aber nichts mit der "eigentlichen" Handlung zu tun hat; insofern kommt sie mir dort nicht so "anders" vor.
Da sind es natürlich die letzten Minuten, die man betrachten muss, und wo er auf mich tatsächlich gefährlich wirkt. Im "Buckligen" hat das im Vergleich etwas mehr Chargenhaftes an sich.
Zitat von Count Villain im Beitrag #96Das eint beide Filme. In der "Schlange" ist Arent klar das größte Pfund (neben dem Zusammenspiel Peters/Regnier) der doch recht drögen ersten zwei Drittel, im Finale dann aber völlig fehl am Platz. Da würde ich tatsächlich Gottlieb die Schuld für geben.
Da Gottlieb bei den von ihm inszenierten Krimis maßgeblich am Drehbuch beteiligt war, erscheint das wahrscheinlich. Bei der "Schlange" habe ich ebenso wie beim "Abt" den Eindruck, er wusste nicht so recht, wie er den Film beenden sollte, und schrieb deswegen einen unnötigen Auftritt von Arent plus dämlichen Schlussgag hinein.
Zitat von Count Villain im Beitrag #96Was in "Zimmer 13" aber nach wie vor super funktioniert ist - wie bereits zuvor in den "Augen" - das Zusammenspiel Fuchsberger/Arent. Schade, dass man daraus in der Reihe nicht mehr gemacht hat.
Ich habe es wahrscheinlich schon woanders erwähnt, aber egal: In einem anderen Forum meinte jemand, Fuchsberger und Arent hätten in der "Schlange" die beste Interaktion und seien hier besonders "facettenreich" inszeniert. Man muss natürlich sagen, dass die Art der Chemie, wie sie zwischen den beiden oft herrschte, mit Heinz Drache z. B. kaum möglich gewesen wäre: Für kumpelhafte Szenen war er schlicht nicht der Typ, auch nicht für Judokämpfe und gemeinsame Prügeleien wie im "Frosch".
Zitat von Savini im Beitrag #95bei "ernsthafter" angelegten Filmen wie "Fälscher", "Gasthaus" oder "Zimmer 13" reißen die Auftritte teilweise heraus und wirken wie Störfaktoren.
Ja, Reinl scheint - aus heutigem Humorverständnis heraus - mit Arent als klamaukiger Figur nicht das rechte Maß gefunden zu haben. Das klappte besser in den Filmen, in denen der Humor zurückgenommener war ("Frosch", "Mönch"). Was in "Zimmer 13" aber nach wie vor super funktioniert ist - wie bereits zuvor in den "Augen" - das Zusammenspiel Fuchsberger/Arent. Schade, dass man daraus in der Reihe nicht mehr gemacht hat.
Beim "Frosch" war Arent noch ein unbeschriebenes Blatt und Philipsen (+Beck) sowie letztendlich Reinl bekamen ihn ja bekanntlich mehr oder weniger von der Constantin "aufgedrückt". Da konnten die Rialto und Reinl seine Rolle aber noch relativ frei ausgestalten - und Arent eher trockenen Humor einbringen. Später, als Arent dann eine eigene Marke war, waren die Regisseure höchstwahrscheinlich nicht mehr in der Position seine Rollen "frei" auszugestalten. Vorgabe von Constantin und der Rialto war platt gesagt "Arent muss in mindestens XY Szenen rumblödeln" und das wurde dann vom jeweiligen Regisseur (mal besser, mal schlechter) umgesetzt. Ob Reinl solche Szenen daher relativ widerwillig inszenierte und Arent (zu viel?) freie Hand ließ oder ob er ganz einfach kein Händchen für komödiantische Szenen hatte, mag ich nicht sagen. Bei "Der unheimliche Mönch" war Reinls Aufgabe wohl ganz einfach eine andere. Der riesige Erfolg von "Das Gasthaus an der Themse" mit vier Millionen Zuschauern legte die Messlatte extrem hoch und nach den noch zufriedenstellenden "Der Zinker" und "Der schwarze Abt" mit jeweils über 2,5 Millionen Zuschauern waren die Zuschauerzahlen mit "Das indische Tuch", "Zimmer 13" und dem Tiefpunkt "Die Gruft mit dem Rätselschloss" mit gerade einmal noch 1,3 Millionen Zuschauern deutlich rückläufig. "Der Hexer" fällt als Prestigeprojekt tatsächlich gegenüber den Vorgängern auf - man wählte einen der bekanntesten Wallace-Titel und setzte den Film mit verhältnismäßig großem Aufwand um, die 2,6 Millionen Zuschauern waren daran gemessen aber sicherlich enttäuschend. Daraus ein eigenes "Sub-Franchise" zu machen, scheiterte mit "Neues vom Hexer" ebenfalls und der dazwischenliegende "Das Verrätertor" erreichte 1,5 Millionen Zuschauer, was gegenüber vielen Vorgängern sowie für eine internationale Co-Produktion auch eher enttäuschend war. Das ist nur eine Schlussfolgerung von mir, aber Reinl dürfte für den "Mönch" von der Constantin als "Retter in der Not" gerufen worden sein, weil man Rialtos Weg mit Vohrer nicht mehr vertraute. Entsprechend viel "Macht" dürfte Reinl bekommen haben, beispielsweise den albernen Humor und Meta-Ebenen wieder zurückzuschrauben, mit Leipnitz einen neuen Ermittlertypus einzubringen und auch Arent eine komplett neue Funktion zu geben. In der Öffentlichkeit heißt es häufig, Reinl wäre der "Handwerker" und Vohrer der "Freigeist" gewesen, ich sehe es in gewisser Weise genau umgekehrt. Reinl setzte mit seinem Stil in "Frosch mit der Maske" und "Die Bande des Schreckens" den klassischen Edgar Wallace-Stil erst auf's Gleis und gab der Reihe mit Filmen wie "Der Fälscher von London" oder "Der unheimliche Mönch" immer wieder neue Impulse - teils gegen bereits etablierte Stile. Seine Rolle ist der von Martin Campbell bei der James Bond-Reihe gar nicht unähnlich, der mit "Goldeneye" und "Casino Royale" zwei komplett unterschiedliche Neustarts der Reihe inszenierte. Wallace-Filme wie "Der grüne Bogenschütze" brachten zusätzlich, bzw. im Kontrast zu Reinl die später immer wichtiger werdende Ironie und Selbstreferenzialität ein und Vohrer nahm zwar grundlegende Grusel- und Action-Elemente von Reinl und trieb die Selbstreferenzialität auf die Spitze, war aber nicht unbedingt für verschiedene Stile bekannt. Er erfüllte die Vorgaben (Grusel+Humor) und füllte die Freiräume mit teils durchgeknallten Ideen, die "besseren" und auch handwerklich "saubereren" Filme lieferte Reinl. Ausnehmen möchte ich da allerdings ausdrücklich "Die toten Augen von London", der meisterhaft umgesetzt wurde! In gewisser Weise verfiel Vohrer anschließend in den Modus, Parodien eben jenes noch ernst gemeinten Films zu drehen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #98Später, als Arent dann eine eigene Marke war, waren die Regisseure höchstwahrscheinlich nicht mehr in der Position seine Rollen "frei" auszugestalten. Vorgabe von Constantin und der Rialto war platt gesagt "Arent muss in mindestens XY Szenen rumblödeln" und das wurde dann vom jeweiligen Regisseur (mal besser, mal schlechter) umgesetzt.
Das könnte ich mir zumindest beim "Fälscher" vorstellen, da sein Auftritt dort völlig aus dem Rahmen fällt. Es wäre interessant, ob die Szene mit dem Nachbarn im ursprünglichen Drehbuch eventuell noch ernsthaft angelegt war.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #98Bei "Der unheimliche Mönch" war Reinls Aufgabe wohl ganz einfach eine andere. Der riesige Erfolg von "Das Gasthaus an der Themse" mit vier Millionen Zuschauern legte die Messlatte extrem hoch und nach den noch zufriedenstellenden "Der Zinker" und "Der schwarze Abt" mit jeweils über 2,5 Millionen Zuschauern waren die Zuschauerzahlen mit "Das indische Tuch", "Zimmer 13" und dem Tiefpunkt "Die Gruft mit dem Rätselschloss" mit gerade einmal noch 1,3 Millionen Zuschauern deutlich rückläufig. "Der Hexer" fällt als Prestigeprojekt tatsächlich gegenüber den Vorgängern auf - man wählte einen der bekanntesten Wallace-Titel und setzte den Film mit verhältnismäßig großem Aufwand um, die 2,6 Millionen Zuschauern waren daran gemessen aber sicherlich enttäuschend. Daraus ein eigenes "Sub-Franchise" zu machen, scheiterte mit "Neues vom Hexer" ebenfalls und der dazwischenliegende "Das Verrätertor" erreichte 1,5 Millionen Zuschauer, was gegenüber vielen Vorgängern sowie für eine internationale Co-Produktion auch eher enttäuschend war. Das ist nur eine Schlussfolgerung von mir, aber Reinl dürfte für den "Mönch" von der Constantin als "Retter in der Not" gerufen worden sein, weil man Rialtos Weg mit Vohrer nicht mehr vertraute.
Dagegen würde sprechen, dass Vohrer gerade 1965 zwei Karl-May-Filme für die Rialto inszenierte; aufgrund des höheren Budgets (Dreh in Jugoslawien, Darsteller aus verschiedenen Ländern) waren das Prestigeprojekte, die man sicher nicht jemandem anvertraut hätte, der gerade in Ungnade gefallen war. Daneben drehte er 1966-68 dann als alleiniger Regisseur Wallace-Filme, abgesehen von der "weißen Nonne", die bekanntlich eine Coproduktion mit Großbritannien war.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #98Entsprechend viel "Macht" dürfte Reinl bekommen haben, beispielsweise den albernen Humor und Meta-Ebenen wieder zurückzuschrauben, mit Leipnitz einen neuen Ermittlertypus einzubringen und auch Arent eine komplett neue Funktion zu geben.
Wobei hier die Frage wäre, inwieweit das bereits durch das Drehbuch vorgegeben war, in dem Smith abgesehen von einer Szene (als er fast einen Unfall verursacht) eher als zurückhaltende Figur angelegt war und der Inspektor relativ spät erst zur wichtigen Figur wurde und kaum Momente bekam, die ihn als Sympathieträger erscheinen ließen.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #98In der Öffentlichkeit heißt es häufig, Reinl wäre der "Handwerker" und Vohrer der "Freigeist" gewesen, ich sehe es in gewisser Weise genau umgekehrt. Reinl setzte mit seinem Stil in "Frosch mit der Maske" und "Die Bande des Schreckens" den klassischen Edgar Wallace-Stil erst auf's Gleis und gab der Reihe mit Filmen wie "Der Fälscher von London" oder "Der unheimliche Mönch" immer wieder neue Impulse - teils gegen bereits etablierte Stile. Seine Rolle ist der von Martin Campbell bei der James Bond-Reihe gar nicht unähnlich, der mit "Goldeneye" und "Casino Royale" zwei komplett unterschiedliche Neustarts der Reihe inszenierte.
Wenn schon James Bond, dann fiele mir zum Vergleich eher der Anfang der Reihe ein: Terence Young begründete den Stil mit zwei Filmen, danach inszenierte Guy Hamilton "Goldfinger" und schuf damit vieles, was zum Kultstatus beitrug, woran sich Young danach bei "Feuerball" orientiert zu haben scheint.
Zitat von Fabi88 im Beitrag #98Wallace-Filme wie "Der grüne Bogenschütze" brachten zusätzlich, bzw. im Kontrast zu Reinl die später immer wichtiger werdende Ironie und Selbstreferenzialität ein und Vohrer nahm zwar grundlegende Grusel- und Action-Elemente von Reinl und trieb die Selbstreferenzialität auf die Spitze, war aber nicht unbedingt für verschiedene Stile bekannt. Er erfüllte die Vorgaben (Grusel+Humor) und füllte die Freiräume mit teils durchgeknallten Ideen, die "besseren" und auch handwerklich "saubereren" Filme lieferte Reinl. Ausnehmen möchte ich da allerdings ausdrücklich "Die toten Augen von London", der meisterhaft umgesetzt wurde! In gewisser Weise verfiel Vohrer anschließend in den Modus, Parodien eben jenes noch ernst gemeinten Films zu drehen.
Wobei sich das mit der parodistischen und selbstreferenziellen Note bei Vohrer erst nach und nach gekommen zu sein scheint: "Tür" und "Gasthaus" sind trotz humoriger Einlage noch vergleichsweise "ernsthaft" inszeniert, der "Zinker" teilweise auch noch. Im "Tuch" nimmt der Humor dann stärker zu, und die beiden "Hexer"-Filme haben stilistisch schon viel mit der Farbphase der Serie gemeinsam.
Zitat von Fabi88Seine Rolle in "Der Frosch mit der Maske" war ja bekanntlich eher ein Zufallsprodukt. Wirklich viele Pointen hatten ihm Eis und Bartsch da nun wirklich nicht hereingeschrieben, er bringt den Humor erst so richtig durch die pseudobritische, steife Haltung hinein. Sergeant Haggett im "roten Kreis" bringt mit seinen Verkleidungskünsten eine neue Note ein und war wohl ebenso wenig wie Butler James zuvor speziell für Arent geschrieben worden. Das änderte sich dann ab "Die Bande des Schreckens", bei dem (zumindest in meiner Erinnerung) Arent erstmals wirklich schon beim ersten Auftritt nach dem Motto "Seht her! Der lustige Kerl betritt die Szenerie!" eingeführt wird und weniger zur Dramaturgie beiträgt, als für Entspannungsmomente sorgen soll. Dies setzte sich beim "Bogenschützen" fort, wo Wolfgang Völz quasi die Inspektoren-Variante von Arents Butler James aus dem "Frosch" gibt - keine dicken Pointen, aber eine drollige Briten-Karikatur und Arent selbst bereits wesentlich klamaukiger agiert. Etwa ab dem dritten Film schrieben also wohl bereits die Autoren das, was sie für "typische Arent-Rollen" hielten, bzw. die Rollen wurden spätestens in der Regiefassung so interpretiert.
Möglich, dass durch Arents Rollen in den ersten beiden Filmen erst sein komödiantisches Potential erkannt wurde und dann bewusst komische Rollen für ihn geschrieben wurden. Das war halt die Frühphase, in der sich die Merkmale der Wallace-Serie erst entwickelt haben - eben auch Eddi Arent.
Zitat von Savini im Beitrag #95 Beim "Dreieck" wirkte die Figur bis zur Auflösung eigentlich wie eine typisch Arent-Rolle, die zur Auflockerung hineingeschrieben wurde, aber nichts mit der "eigentlichen" Handlung zu tun hat; insofern kommt sie mir dort nicht so "anders" vor.
Vielleicht kam dies durch Werner Jacobs zustande, der ja auch am Set anwesend war. Möglicherweise hat er drauf geachtet, dass Arents Rolle so interpretiert wird, wie es das deutsche Publikum gewohnt ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass John Moxey als britischer Regisseur auf sowas geachtet hat. Vergleiche hierzu Eddi Arent unter dem Briten Cyril Frankel in der "Nonne" - total untypische Rolle.