Karin Baal war seit "Die Halbstarken" im deutschen Film bis weit in die 70/80iger Jahre auf die Rolle der proletarischen, willensstarken Frau, die ihr Schicksal selbstbewußt in die hand nimmt, festgeeicht. Bei Wallace ist weit von ihrem Rollentypus entfernt. In "Die toten Augen von London" spielt sie überzeugend Nora Ward, auch wenn der Rolle noch etwas 50iger-Jahre-muff anhängt. Ganz anders die selbstbewußte Jane Wilson, die sie in "Der Hund von Blackwood Castle" spielte. In den 60iger Jahren hat sich das Frauenbild doch wohl deutlich verändert. Ihr letzter Wallace-Film war "Das Geheimnis der grünen Stecknadel".
Glücklicherweise hat man Karin Baal nicht so häufig als weibliche Hauptfigur bei Wallace verwendet, das sie wie fritz_k einfach zu dominant/willensstark wirkt. So hat man schon richtig entschieden, dass man am Ende von Hund oder Augen nicht noch eine "Knutsch-Szene" mit dem Inspektor eingeführt hat (dafür wären eher Grothum und Dor geeignet). In Stecknadel finde ich sie ganz passend besetzt. Bei "Die toten Augen von London" ist sie zwar das unschuldige Mädchen, was allerdings hier noch einigermaßen passt (Karin Baal war bei den Dreharbeiten 21 Jahre alt).
Karin Ball spielte später bei "Der Kommissar" mal die Rolle einer vom Leben enttäuschten Frau, der ihre Familie völlig egal ist und selber ständig betrunken war. Diese Rolle passt meiner Meinung nach ganz gut auf sie.
Das war Folge 92 "Fährt der Zug nach Italien?".Da war sie wieder der aufsässige Typ,der ihr so gut steht.Bei den "Toten Augen von London" war sie jedoch auch gut besetzt.Sie ist nicht die klassische Unschuld vom Lande,sondern hat einen frechen Charme und man nimmt ihr die berufstätige Waise sofort ab.Sie himmelt Fuchsberger nicht an,sondern gibt ihm auch mal selbstbewußt kontra.Sie nimmt die Dinge in die Hand und widerspricht auch den Gangstern.Bin schon gespannt auf Ihre Darstellung im "Hund von Blackwood Castle",den ich mir morgen bestellen werde.Bewertung folgt.
Mike Pierce
(
gelöscht
)
Beiträge:
29.07.2008 20:05
#4 RE: Karin Baal - Meinungen zur Schauspielerin ( 41 )
Karin Baal sehe ich sehr gerne. Am Besten hat sie mir in "Die toten Augen von London" gefallen. Aber auch ihre Auftritte in "Der Hund von Blackwood Castle" und "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" waren sehr gut und glaubhaft, obwohl ich letztgenannten Film, wie ja schon bekannt, nicht so mag.
Ich hätte sie echt gerne mehr in den SW-Wallace-Filmen gesehen.
Toll mit ihr ist z.B. auch der Film "Der Jugendrichter" an der Seite von Heinz Rühmann.
Sie ist bei den Wallace-Darstellerinnen mit der anderen Karin meine Nr.1 und ich habe schon einige Filme mit ihr aufgenommen. Besser als in "Der Jugendrichter" gefällt sie mir noch in "Die junge Sünderin" aus dem gleichen Jahr. Verglichen mit Karin Dor spielt sie im Durchschnitt auch in den anspruchsvolleren Filmen mit.
Heute ein ernüchternder Bericht bei Bild Online, natürlich mit dem üblichen Ton der Yellow Press. Aber jemand anders berichtet ja leider kaum...
Zitat Sie ist eine bekannte deutsche Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin, spielte in Kultfilmen von Rainer Werner Fassbinder und Edgar-Wallace-Verfilmungen mit, drehte Familienserien wie „Liebling Kreuzberg“, „Praxis Bülowbogen“ oder „Schwarzwaldklinik“.
Jetzt lebt Schauspielerin Karin Baal (69) nach eigenen Angaben von nur 250 Euro im Monat.
Der Grund: Sie habe sich nie um ihre Altersvorsorge gekümmert.
„Ich habe nie in die Rente einbezahlt. Ich wollte leben und Spaß haben. Alles andere war egal. Wenn ich darüber nachdenke, könnte ich heute eine wohlhabende Frau sein – wenn ich alles richtig gemacht hätte.“, erklärte Karin Baal der Zeitschrift „Das Neue“.
Doch mit ihrem Schicksal hadert sie nicht: „Ich bin mit meinem Leben nicht unglücklich. Millionen Deutsche leben von ähnlich wenig Geld wie ich."
Nach vier Ehen lebt die Goldene-Kamera-Preisträgerin heute allein in Berlin-Charlottenburg. Ihre Alkoholkrankheit und Depressionen habe sie überwunden.
„Inzwischen bin ich seit zwölf Jahren trocken. Es war ein schwerer Weg, ein Tal mit viel Tränen“, resümierte die Schauspielerin, die 1956 mit dem Film „Die Halbstarken“ an der Seite von Horst Buchholz berühmt wurde. 2009 spielte sie Episodenrollen in den Serien „Pfarrer Braun“ und „SOKO Köln“.
Gruss
Havi17
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"Den Reifegrad einer Gesellschaft erkennt man daran, wie man mit dessen schwächsten Glied umgeht- den Alten und den Kindern" Hopi-Indianer
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1956 wurde die Berlinerin Karin Baal für den Film "Die Halbstarken" aus über 700 Bewerberinnen auserwählt. Man suchte ein neues, unverbrauchtes Gesicht, das ganz authentisch eine Berliner Göre aus der Mittelschicht der bundesrepublikanischen Wirtschaftswunderjahre darstellte.
Wer könnte dies besser als ein Mädel aus dem Volk?
Mit Georg Tresslers Jugenddrama, das die Jugendlichen so darstellte wie sie wirklich sind oder vielleicht sein wollten, fernab von den Filmen über "Höhere Töchter, Prinzessinnen oder gar einer jungen Königin aus Österreich-Ungarn(...)" bekam der "Heile-Welt-Film" der 50er Jahre eine realistischen Gegenwartsbezug.
Dieser Film der damals vor allem bei eben dieser Jugend sehr gut ankam, machte Horst Buchholz endgültig zum Star und Karin Baal über Nacht bekannt. Durch die Rolle der Sissy(!) wurde sie als junge Rebellin mit den verführerischen Katzenaugen und der markanten Stimme, in der immer auch etwas von Tragik mitschwingte, und den verführerischen weiblichen Reizen festgelegt.
Auch bei ihren drei Edgar-Wallace-Filmen war sie von vornherein und ganz im Gegensatz zu ihren Wallace-Kolleginnen nie nur das unschuldige, sanftmütige und eigentlich auch schwache Opfer. Nein, sie haderte nicht mit ihrem Schicksal und bot den bösen Dämonen und ihren Intrigen erst einmal Paroli.
Sie war eben nie bereit sich nur kampflos zu ergeben und einfach zu warten, bis der Retter um die Ecke kommt.
Karin Baal war eben nicht so das typische Wallace-Mädel, wie etwa Brigitte Grothum oder Sabina Sesselmann.
Ihre beste Wallace-Rolle war wohl zweifelslos die der ehemaligen Blindenpflegerin Nora Ward in Alfred Vohrers Debüt Die toten Augen von London aus dem Jahr 1961. In dem gefährlichen Thriller, wo das große Unheimliche und Böse eigentlich der Londoner Nebel ist und es mit Kinski, Borsche, Lukschy, Wüstenhagen und vor allem Addy Berber an Horror-Figuren nur so wimmelt, passt die Baal genau hinein.
Nach einer langen Wallace-Pause konnte man die blonde Berlinerin dann 1967 im 30. Wallace-Jubiläumsfilm Der Hund von Blackwood Castle dann auch zum ersten Mal in Farbe bewundern. Als Kapitänstochter Jane erbt sie einen alten Kasten, der doch für eine Menge Leute ganz interessant zu sein scheint. Doch auch mit bösen Hunden, wehenden Vorhängen, mehr als toten Gerippen und Schlangen im Bett bekommt man die mistrauische und selbstbewußte Karin nicht aus dem Haus. Im Gegenteil, jetzt legt sie erst so richtig los - so nicht meine Herren! Auch dieses Nebel(!)-Abenteuer macht Freude und eine schöne Karin Baal mit langer Mähne und Nachtgewand ist mehr als ein Hingucker.
Im vorletzten Wallace-Film innerhalb der Reihe konnte man Karin Baal dann noch einmal neben Joachim Blacky Fuchsberger auf der Kinoleinwand sehen. In Das Geheimnis der grünen Stecknadel spielt sie die Frau eines verdächtigen Lehrers auf einer Mädchenschule der sich mehr für seine Schülerinnen interessierte als es eigentlich üblich ist. Sie zweifelt ist wieder mistrauisch und geht sogar auf Täterjagd. Auch wenn dieser Film, angesiedelt in den 70er Jahren mit den s/w-Filmen der vorangegangenen Dekade nicht mehr viel zu tun hat und auch der Nebel hier so gut wie keine Rolle mehr spielt, wir befinden uns ja jetzt auch in Italien, so bietet der Film doch reichlich Spannung und man bleibt dann bis zur letzten Minute hängen. Sehenswert ist er allemal schon wegen dem einstigen Krimipaar Baal/Fuchsberger, rund 10 Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Einsatz, noch noch einmal in Farbe zu sehen.
In diesen drei Edgar-Wallace-Filmen hat Karin Baal zweifelsohne eine Spur hinterlassen, die anders als Anthes, Dor, Grothum, Peitsch oder Glas ihre "Beschützerinnenrolle" interpretiert hatte. Sie war eben nicht nur das ängstliche Mädchen das sich ihrem Schicksal ergeben hatte und darauf wartete gerettet zu werden, sondern kämpfte gegen das Böse und stellte sich selbstbewußt der Gefahr und reagierte auch schon mal trotzig gegenüber dem Guten. Ein Happy End war bei ihr zwar nie ausgeschlossen doch mußte es nicht zwangsläufig vorm Altar enden.
Am 26.10.12 um 21.45 Uhr wird Karin Baal im "Kölner Treff" im WDR zu Gast sein. Scheinbar hat sie eine Autobiographie geschrieben. Zuletzt hieß es ja sie hätte Geldprobleme was das ja erklären würde.
Die Autobiografie von Karin Baal ist durchaus empfehlenswert, nicht nur wegen des eigens eingestreuten Edgar-Wallace-Abschnitts. Ihre Sprache ist so unverblümt, wie es der Titel "Ungezähmt" verspricht. Was in ihrem Leben passierte - und das waren mehrere Reisen vom Gipfel in die Depression und zurück - wird ebenso schnörkellos und ehrlich auf den Punkt gebracht wie ihre Meinungen und Empfindungen. Man reist nur leider alles in allem viel zu flott durch Karin Baals Leben. Es hätten gern mehr Kapitel sein können...
1959 wirkte Karin Baal in einem italienischen Film mit: "Juke Box - Urli d´amore" (R: Mauro Morassi) Ein musikalisches Lustspiel mit Gesangseinlagen von Adriano Celentano, Mina, Coleen Hicks u.a. Karin spielt die Freundin von Terence Hill, der sich damals noch Mario Girotti nannte.