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Dieses Thema hat 29 Antworten
und wurde 890 mal aufgerufen
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Seiten 1 | 2
Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

26.06.2006 00:29
Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Hallo zusammen,

ich weiß das es verdammt heikel ist, über diesen Film ein gutes Wort zu verlieren, aber es würde mich doch mal interessieren, ob ihn hier jemand gesehen hat und was ihr davon haltet.

Ich muss gleich vorab sagen, das man den Film nur dann pervers und abartig findet, wenn man ihn nicht verstanden hat. Und dadurch, das er eben nicht allzu leicht zugänglich ist, wurde er auch so oft missverstanden und entwickelte sich zu einem der Skandalfilme des 20. Jahrhunderts.

Pier Paolo Pasolini, der bekennender Marxist war hat folgerichtig als Quintessenz aus seinem Schaffen einen Film GEGEN des Faschismus geschaffen, wie er aggressiver und schonungsloser nicht sein könnte. Um auch die faschistische Politik in Frage zu stellen, sind die vier Reichen Lebemänner hochgebildete und kultivierte Menschen, denen man unter normalen Umständen derart abstoßende Delikte und sexuelle Perversionen gar nicht zugetraut hätte. Diese Attacke auf "gutbürgerlichen Schein und Sein" etwa wird leider nur viel zu selten erkannt.

Auch die Darstellung der Handlungen nimmt dem Film jeglich Fragwürdigkeit und lässt von vornherein durchblicken, das Pasolini selbst abgestoßen von den Taten seiner Protagonisten ist. Er selbst hat einmal gesagt: "Salo (ital. Titel) wird ein grausamer Film sein, so grausam das ich mich, glaube ich, zwangsläufig davon distanzieren muss."

Die Aussage des Filmes ist meiner Meinung nach vermutlich so zu erkennen: Es wird eindeutig gezeigt, das NUR im Faschismus eine solche Ungeheuerlichkeit möglich wäre, da dieser sich über die Humanität erhebt und das selbst die geachtetsten und gebildetsten Menschen von ihrer Intelligenz nicht von Zynismus abgehalten werden müssen und das Zynismus die Grundlage des Faschismus ist, die den Menschen entwürdigt, missbraucht und auslöscht.

Es wäre wirklich interessant, ob noch jemand hier diese Ansicht teilt und ob überhaupt noch jemand außer mir den Film gesehen hat. Wer ihn noch nicht kennt, dem sei er ans Herz gelegt, ich finde, jeder sollte ihn gesehen haben und das sage ich guten Gewissens, obwohl selbst mir danach zwei Stunden lang sterbensübel war.

Grüße,

Christoph

Fadecounter Offline




Beiträge: 2.081

26.06.2006 01:22
#2 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten
Also ich muß zugeben, das ich den Film beim ersten Mal aufteilen mußte, in 3 x 40 Minuten. Im Stück war er mir zu strong.
Das war der erste Eindruck. Ich muß allerdings auch sagen, das man den Film und seine Aussage erst bei mehrmaligem Sehen begreift, denn beim ersten Mal halten einen die Abartigkeiten des Films völlig im Bann. Sie werden derart realistisch gezeigt, das es einem kalt den Rücken runterläuft. Ich sehe ihn allerdings nicht allein als Anklage gegen den Faschismus, sondern als Anklage gegen jegliches totalitäres Regime. Denn derartige Unmenschlichkeiten sind auch unter monarchistischer Herrschaft ( siehe Ludwig XIV oder das Rom von Caligula ), als auch unter anderen Diktaturen nicht auszuschließen. Also immer, wenn eine bestimmte Kaste die Oberherrschaft über das Volk bekommt, gibt es auch diese schrecklichen Nebeneffekte.
Auch ich bin der Meinung, das man diesen Film gesehen haben sollte, um sich darüber klar zu werden.
Premiere hatte ihn vor langer Zeit mal gesendet, was mich allerdings verwundert hat, da er für Videotheken auf dem Index steht.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

26.06.2006 22:14
#3 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Nun ja, ich habe jetzt in meiner freien Schreibweise einfach mal "Faschismus" gleich noch mitbedeutend für all das, was du noch aufgezählt hast verwendet. Allerdings bin ich mir sicher, das insbesondere der Faschismus gemeint ist, denn das die vier Männer rein zufällig Untergebene von Mussolini sind glaube ich nicht.

Immerhin bezeichnest du den Film nicht auch als "pervers" und "total krank und scheiße", ich habe da in Internetforen schon die unglaublichsten Meinungen gelesen, die wie ich finde nur dann zustande kommen, wenn man den Film nicht verstanden hat. Aber um ihn zu verstehen, muss man ihn sicher mehrmals sehen. Und das wollen viele nach dem ersten Mal nicht mehr auf sich nehmen, was ich aber auch irgendwie verstehen kann, denn sicher muss der Film für einen unbedarften Menschen die Hölle sein.

Aber das ist für mich das klassische Beispiel wo Drastik in einer Inszenierung nötig war.

ewureuab ( Gast )
Beiträge:

27.06.2006 16:38
#4 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Irgendwie konnte ich mich nie dazu durchringen den Film anzusehen.

Fadecounter Offline




Beiträge: 2.081

27.06.2006 17:56
#5 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Das ist schade. Denn neben den Abartigkeiten hat der Film durchaus Tiefe.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

27.06.2006 20:12
#6 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Ja, da kann ich dir nur recht geben.

Aber ich kann auch gut verstehen, wenn jemand Abstand davon hält denn auch ich habe gewisse Grenzen, bei denen ich sage: Das muss ich nicht sehen, ich würde mir z. B. niemals "Gesichter des Todes" ansehen, das ist einfach zuviel!

Andreas Offline




Beiträge: 435

28.06.2006 00:45
#7 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Der Film ist genial!
http://carryon.foren-city.de/

Fadecounter Offline




Beiträge: 2.081

28.06.2006 03:04
#8 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Stimmt,Gesichter des Todes habe ich mir auch nie angesehen. Aber es ist doch ein gewaltiger Unterschied, ob ich Schauspielern zusehe, egal in welchen auch noch so abartigen Rollen ( ich möchte hier die geniale Darstellung von Götz George als Hamann in der Totmacher erwähnen ), oder ob ich originale Todesszenen anschaue. Das eine ist Kunst, das andere pervers.

ewureuab ( Gast )
Beiträge:

28.06.2006 11:10
#9 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten
Es gibt auch einen Film der zwar genial gemacht ist aber bei dem ich echt gedacht habe ob ich das nochmals brauche und zwar der französiche Skandalfilm "Irreversible" von 2002. Nicht nur das man in dem Film explizite schwule Sexszenen sieht, die in einem Rahmen stattfinden der mit Sicherheit schon diskriminierend ist und dann mit nie gesehener Brutalität diese sehr, sehr lange Szene beendet, sondern auch zeigt wie Monica Belucci ca. 12 Minuten!!! auf übelste Weise anal vergewaltigt wird, ist schon echt zu viel.
Die Kinozuschauer hatten damals in Cannes zuhauf das Kino verlassen.
Trotzdem hatte ich immer wieder dran gedacht mir den Film doch zu kaufen aber irgendwas sträubt sich was in mir.
Genauso siehts mit "Sodom" aus. "Sodom" hab ich noch nicht gesehen aber der Film steht für mich, für "Sex mit Brutalität" und "Fäkalien Zeugs". Frage: Brauch ich daß?
Eigentlich wäre ich gespannt darauf ob ich diesen Film "verstehen" und "gut" finden würde?

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

28.06.2006 16:18
#10 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Ich sage mal so: Es kommt darauf an, was man gewohnt ist. Wenn man drastische Gewaltdarstellungen öfter sieht (und ich bin als Horror-Fan einiges gewohnt) dann ist "Sodom" sicherlich einfacher zu ertragen, aber selbst mir war schlecht. Wenn man allerdings Distanz aufbaut in dem Sinne, das man sich die ganze Zeit vor Augen hält "Es ist ja nur ein Film" dann funktioniert er auch nicht. Mit Sicherheit ist es einer der schwierigsten, verstörendsten aber auch anspruchsvollsten Filme, die ich je gesehen habe.

Mein ursprünglicher Beweggrund, den Film anzusehen war eigentlich, das er eben erstens einer der größten Skandalfilme überhaupt ist aber zweitens vor allem, das es mir erstaunlich erschien, das der letzte Film eines international anerkannten Autorenfilmers auf dem Index steht und mit Adjektiven wie "pervers" und "menschenverachtend" bedacht wurde (zumindest in bestimmten Internet-Foren), was ja sonst eher selten bei einem "Arthaus"-Film vorkommt. Doch letzten Endes hat der Film einige Einsichten bei mir hervorgerufen und obwohl das Gezeigte wirklich kaum zu ertragen ist, hat man doch gleichzeitig einen durch und durch moralischen Film vor sich.

Es ist mit Sicherheit keine Unterhaltungsware und kein reiner Film, es ist vielmehr eine Erfahrung. Aber wie das eben so ist mit Erfahrungen können sie gemacht werden, müssen aber nicht.

@ Uwe:

Wenn du allerdings "Irreversible" schon kaum erträglich fandest, dann ist "Sodom" wirklich nichts für dich. Denn was dort stattfindet macht vielleicht gerade mal einen Bruchteil dessen aus, was an "Irreversible" so schockiert. Aber falls du doch mit dem Gedanken spielst, wie gesagt, man sollte den Film nicht auf "Gewalt-Sex" und "Fäkalien" reduzieren, denn das ist nicht das, was ihn ausmacht.

Bei beiden Filmen ist allerdings auffällig, das sie so artifiziell sind. Ich glaube, wenn das nicht der Fall wäre, könnte selbst ich sie nicht ansehen und dann wären sie wahrscheinlich auch verboten.

Taunus Offline




Beiträge: 137

04.11.2006 22:46
#11 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Zitat von Reinhard
Hallo zusammen,
ich weiß das es verdammt heikel ist, über diesen Film ein gutes Wort zu verlieren, aber es würde mich doch mal interessieren, ob ihn hier jemand gesehen hat und was ihr davon haltet.
Grüße,
Christoph

Sodom ? - "Und Gomorra",so sagt man manchmal.
Nie gesehen den Film,völlig unbekannt.

Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

05.11.2006 01:26
#12 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Ernsthaft?

zinker84 Offline



Beiträge: 198

05.11.2006 18:40
#13 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Ich geb zu, ich gehör auch zu den Leuten, die sich den Film (noch) nicht "angetan" haben. Aber ich hab einen kurzen Auschnitt in einer Pasolini-Dokumentation gesehen, in der gleich eine dekadente Szene gezeigt wurde. Seitdem nehm ich mir vor, den Film zu sehen. Hoffentlich klappts irgendwann...


Reinhard Offline



Beiträge: 1.373

06.11.2006 01:36
#14 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten
Da er im Fernsehen leider nie gezeigt wird (steht ja auch schon wieder einmal auf dem Index) kann ich nur die sehr schöne deutsche Legend-DVD empfehlen, die all das mitbringt was eine gute DVD zu einem wichtigen Film braucht und für 10 Euro auch sehr günstig erhältlich ist!

Übrigens kann ich alle 5 DVDs aus der "kino kontrovers"-Reihe von Legend nur wärmstens empfehlen. Alles Filme die man gesehen haben muss meiner Ansicht nach. Nur "Ken Park" ist nicht sehr aussagekräftig aber die übrigen drei "Irreversiblé", "Menschenfeind" und "A hole in my heart" sind allesamt Meisterwerke, die wehtun aber beeindrucken.

Taunus Offline




Beiträge: 137

07.11.2006 01:11
#15 RE: Die 120 Tage von Sodom Zitat · Antworten

Zitat von Reinhard
Ernsthaft?

Jo !

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