Ich kann echt nicht sagen wann ich den Film zuletzt gesehen habe - vielleicht sollte ich das heute Abend endlich mal tun um hier mitreden zu können übrigens, gab es nicht auch mal die "100 Tage von Bottrop"?
Ja ja, die "120 Tage von Bottrop" ist eine Art Hommage von Christoph Schlingensief, soviel ich weiß. Auch ein Regisseur, den ich mir einmal näher vorknöpfen möchte!
Jedenfalls hast du den Film schon einmal gesehen. Erstaunlich das du mir hier nicht irgendwelche Beschimpfungen nachschmeißt, die meisten nennen mich krank wenn ich erwähne das ich den Film für ein wichtiges Meisterwerk halte!
So gut solltest du mich doch inzwischen kennen - ich schimpfe nur sehr, sehr selten Ich hab den Film noch nicht wieder gesehen, mal schauen vielleicht klappt es ja diese Woche endlich
Grundgütiger- So genial ich den Film finde- ich habe ihn zum ersten Mal im Kino gesehen- seit ich ihn mir auch DVD gekauft habe konnte ich mich noch nicht dazu durchringen, ihn noch einmal anzusehen!
Wenn es daran scheitert, das du dich davor "fürchtest" dann hilft es zumindest, vorher viel darüber zu lesen. Wenn man einerseits weiß, was auf einen zukommt und andererseits auch schon die (sachlichen) Interpretationen anderer gelesen hat, dann trifft einen der Film sicherlich nicht mehr so hart. Jedenfalls bin ich froh das ich nicht vollkommen unbedarft an ihn herangetreten bin, sonst hätte ich es vielleicht nicht durchgestanden.
Aber wie schon gesagt, die Welt geht nicht unter wenn man diesen Film nicht kennt; ich finde ihn persönlich eben sehr wertvoll und wichtig. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden! Ich persönlich habe z. B. "Die Klavierspielerin" als mindestens ebenso schmerzhaft und schockierend empfunden- und mich darüber empört, das der Film ab 16 Jahren freigegeben ist!
Ich kann mir vorstellen,daß ein weniger gebildeter Mensch diesen Film als Lustgewinn sieht und sich -salopp gesagt- daran aufgeilt.Den tieferen Sinn und die Moral der Geschichte sehen sicher nur wenige.Gerade weil der Film auf den Index gesetzt wurde,gilt er unter Perversen und Sexualstraftätern als besonderes Schmankerl.Außerdem glaube ich nicht,daß solche Quälereien nur unter der Knute faschistischer Diktaturen stattfinden.Gerade Fälle wie z.B.das Verbrechen an der 14-jährigen Stephanie beweisen doch,daß in den Hirnen vieler Sexualverbrecher solche Filme ablaufen.Ich würde mir den Film nicht ansehen,da ich mich als Mensch/Frau erniedrigt fühlen würde.Daß Menschen zu den schlimmsten Grausamkeiten fähig sind,ist mir klar.Allerdings muß man wohl seelisch sehr gefestigt sein,um ohne Schaden nach dem Film aufzustehen.
Ich hoffe du meinst mit "seelisch gefestigt" nicht abgestumpft. Das bin ich nämlich weiß Gott nicht!
Ich sehe auch hier, das viele mit sich hadern, bzw. es grundsätzlich ablehnen, den Film zu sehen. Fakt ist aber, das die Inszenierung von Pasolini und seinem Kameramann genau darauf abzielt, dem Zuschauer die nötige Distanz zum Geschehen zu ermöglichen. Der Film besteht schließlich nicht NUR aus Ekelszenen und diese werden auch nie unötig in Szene gesetzt, die Kamera begibt sich immer in statische, totale Positionen und hebt kein Detail und keine bestimmte Person hervor (meistens), der Film versucht wirklich, den Augenmerk nicht auf bestimmte Effekte zu setzen, sondern auf das gesamte Szenario und dessen Grausamkeit an sich.
Auch muss man den Film im Kontext von Pasolinis übrigen Filmen sehen. Wenn man es so betrachtet, ist "Saló" ein düsterer Abgesang auf den Menschen an sich und seine Unterwerfung und den alltäglichen, versteckten Faschismus am Beispiel des utopischen. Interessant ist nämlich, das die Jugendlichen im Film nicht aufbegehren, sie leiden schweigend, nur selten brechen sie emotional aus. Sie warten ohne zu murren auf ihr Ende, das gewiss ist. Und dies hat der Regisseur wohl als Metapher für die gesamte Menschheit angesehen; die Menschheit unterwirft sich ohne Gegenwehr einem Faschismus der Reichen und Gebildeten, der sie früher oder später zugrunde richten wird. Damit entspricht Pasolini auch seinem christlich-marxistischem Weltbild: Der jüngste Tag ist nahe und der Kapitalismus und die totalitäre Herrschaft, die dem Menschen keine Möglichkeit gibt, sich einzubringen und zum Gelingen einer gesellschaftlichen Entwicklung beizutragen, beschleunigen diesen Fall noch. Doch das Volk trägt auch Schuld, denn es versucht gar nicht erst, das aufzuhalten sondern weigert sich, es zu bemerken.
So sehe ich "Die 120 Tage von Sodom" und aus diesem Grunde finde ich ihn "wahr" und auch sehr moralisch. Und eben auch wichtig. Damit habe ich nun alles gesagt. Ich hoffe, es ist einigermassen nachvollziehbar!
Zu Percy Listers Kommentar wäre einiges zu sagen. 1. Sexual-Straftäter zu werden, ist keine Frage der Bildung.Deshalb werden sich nicht nur ungebildete Menschen an gewissen Szenen aufgeilen. Ich erinnere nur an die Sittlichkeitsdelikte hoher Würdenträger der Kirchen. Durchweg alles hochgebildete Leute. Und auch in anderen intellektuellen Berufsgruppen wird man derartige Perverse finden. Man denke dabei an die Kindermorde in Belgien. 2. Das nur ein gefestigter Charakter diesen Film schadlos übersteht. Wenn diese These stimmen sollte, sehe ich all die als gefährdet an, die sich Filme wie Gesichter des Todes, Kettensägenmassaker, Freitag, der 13. und ähnliche Filme ansehen, und damit Gewaltorgien in sich reinziehen. Ich gebe zu, auch ich habe solche Filme ( außer Gesichter des Todes ) schon gesehen und in meiner Sammlung. Trotzdem gehe ich nachts nicht morden. Also ist es doch wohl eine Frage, wie man die Filme sieht. Als Metapher oder als Realität. Hier gilt es anzusetzen und nicht zu pauschalieren. Gruß Fadecounter
...habe mir den Film nun endlich mal wieder angesehen - aber irgendwie kann ich trotzdem nicht allzu viel dazu sagen, ich meine - ein Meisterwerk ist der Film für mich nicht unbedingt... Das einige Leute den Film klasse finden kann ich mir schon vorstellen, aber mich hat er auch nun beim zweiten ansehen dann doch eher kalt gelassen, was das besondere an dem Film sein soll hat sich mir ehrlich gesagt noch nicht offenbart
Hast du den Film auf DVD oder aus dem Fernsehen? Als ich das Booklet, das der deutschen DVD beiliegt gelesen habe, war ich überrascht. Der gute Markus Stiglegger hat dort nämlich so ziemlich all das niedergeschrieben, was ich mir beim ersten Sehen des Films vor einem Jahr dachte.