Da gehen wir diesmal ziemlich auseinander. Warum nicht ein gutes Rezept nochmal probieren? Wir haben ja auch nicht schon beim zweiten Wallace-Film entnervt aufgegeben. Außerdem füllt Zypern mit seiner Strategie eine wichtige Lücke für Songs, die einfach Spaß machen. Seit vorgestern habe ich "Replay" quasi in Dauerschleife und somit bereits häufiger als alle anderen diesjährigen Lieder (außer Sanremo) gehört und finde es mittlerweile sogar noch eingängiger als "Fuego". In Bezug auf den ESC-Erfolg wird es zwar schwierig, Elenis übergroße Fußstapfen zu füllen, aber für mich persönlich ist "Replay" ein ganz klarer Top-3-Kandidat. Richtig solider Pop.
Mit Katerine Duskas "Better Love" kann ich dagegen nicht so viel anfangen. Die erste Strophe gefällt mir zwar, aber der Chorus ist ziemlich faul (der Vergleich mit Australien 2018 stimmt) und ihre Stimme irritiert mich. Das ist so eine Art "Love Love Peace Peace"-Ballade, die kein Leben außerhalb des ESC haben könnte und entsprechend relativ langweilig auf mich wirkt. Zur Ehrenrettung: Immerhin ist es ein hochwertiges Gesamtpaket.
Es fehlen nur noch drei Lieder fürs diesjährige Line-up und dank der letzten Vorentscheide und vieler hochwertiger interner Nominierungen hat sich das Teilnehmerfeld doch noch nach Kräften verbessert. Hier nur ganz kurz meine aktuelle Top-10:
12 Pkt.: Tamta - Replay 10 Pkt.: Mahmood - Soldi 08 Pkt.: Chingiz - Truth 07 Pkt.: Luca Hänni - She Got Me 06 Pkt.: Hatari - Hatrið mun sigra 05 Pkt.: Duncan Laurence - Arcade 04 Pkt.: John Lundvik - Too Late for Love 03 Pkt.: Sergey Lazarev - Scream 02 Pkt.: Serhat - Say Na Na Na 01 Pkt.: KEiiNO - Spirit in the Sky
Die Schweiz und die Niederlande haben mich auch positiv überrascht.
Von Russland und Sergey Lazarev (Televoting-Sieger 2016) war ja ohnehin Top-Ten-Material zu erwarten. Und man "You are the only one" sowieso kaum übertreffen kann, was die Entscheidung für eine Ballade sicher auch keine schlechte. Bin gespannt, wie der Kontrast zwischen den ruhigen Strophen und dem musikalisch hochdramatischen Refrain auf der großen Bühne inszeniert werden wird.
Und noch gespannter bin ich heute auf die drei verbliebenen Songs. Wobei meine größten Erwartungen da bei Armenien liegen.
Zitat von Count Villain im Beitrag #828Und noch gespannter bin ich heute auf die drei verbliebenen Songs. Wobei meine größten Erwartungen da bei Armenien liegen.
Meine nicht. Und damit habe ich Recht behalten. Armenien hat den schlechtesten Song des heutigen Trios. Mit Ausnahme des Rundum-sorglos-Pakets Iveta Mukuchyan war Armenien jedes einzelne Jahr seit einschließlich 2011 extrem schwachbrüstig. Die goldenen Zeiten von "Qele qele", "Jan jan" und "Apricot Stone" sind halt endgültig vorbei.
Ich räume das Feld also einmal von hinten auf und widme mich erstmal nur den heute bekanntgegebenen Titeln: Armenien schickt mit Srbuks "Walking out" Frauenpower-Song Nummer 8354, der eher aggressiv als einladend wirkt. Dazu wurde die unangenehme Attitüde und Optik von Kaukasus-Horror Nina Sublatti übernommen und mit einer ähnlich nervigen Hookline unterlegt. Geht gar nicht!
Israels Heimspiel-Beitrag heißt naheliegenderweise "Home" und wird von Kobi Marimi gesungen. Sehr klassische, dramatische Ballade, mit der sich der Gastgeber nicht blamieren wird - egal, ob damit Punkte gesammelt werden können oder (eher) nicht. Um vom etwas abgedroschenen Text abzulenken, hätte ein (gern möglichst hoher) Hebräisch-Anteil geholfen. Okay.
Malta schlägt wie mehrere andere Länder auch in die "Fuego"-Kerbe und vermischt es mit bunter, unbeschwerter Teenie-Note. Plastik-Pop mit geringem Haltbarkeitsdatum, aber cool genug für den einmaligen Auftritt. Mittelfeld.
Top-10-Ware ist da heute eigentlich nicht mehr dabeigewesen. Zu den insgesamt gelungeneren Acts, die zwischenzeitlich bekanntgegeben wurden, schreibe ich später noch etwas.
Es wird Zeit, endlich auch die Lieder zu begutachten, die bisher hier im Thread unter den Tisch gefallen sind:
Auf Weißrusslands ZENA mit "Like It" trifft das zu Recht zu - übles infantiles Gesumse mit Nervpotenzial. Am besten nur zweimal gehört: einmal aus Neugier vorab und ein zweites Mal, wenn es im ersten Semi rausfliegt. Polen agiert erneut professioneller. Die folkloristische Mädchenband Tulia singt großteils auf Polnisch und mit Anklängen an schwermütige osteuropäische Melodien. Etwas lau für den großen Wurf (insbesondere im Vergleich mit Donatan & Cleo), aber recht respektabel. Bleibt aus Semi 1 dann nur noch San Marino mit dem (im wahrsten Sinne des Wortes) alten Bekannten Serhat. Er singt diesmal "Say Na Na Na" und es dürfte sich mit ziemlicher Sicherheit um San Marinos professionellsten Beitrag bislang handeln. Singen kann Serhat zwar immer noch nicht, aber das Lied geht in die Beine und er vermittelt echten Spaß an dem mit großem Aufwand in Szene gesetzten und einprägsamen Beitrag.
Aus Semi 2 hielten sich viel mehr Länder länger bedeckt. Österreich (Pænda: Limits) und Irland (Sarah McTernan: 22) können den Einzug ins Finale gleich streichen; sie reihen sich nämlich in den 2019er-Trend ein, absolut Austauschbares zu schicken, wobei Irland zusätzlich billig wirkt und Österreichs Stimme dem Hörer durch Mark und Bein dringt wie eine Kreissäge. Mazedonien ist geringfügig besser, weil wenigstens die Melodieführung stimmt, auch wenn Tamara Todevska mit ihrer Feminismus-Hymne "Proud" glaubt, an der Haupt-Followerschaft des ESC vorbeisingen zu müssen.
Apropos Zielgruppe: Dann bleiben nur noch fünf junge Männer übrig, die dem durchschnittlichen ESC-Fan optisch und nebenbei auch noch musikalisch gefallen dürften: Schwedens John Lundvik (Too Late for Love), der Schweizer Luca Hänni (She Got Me), Aserbaidschans Chingiz (Truth), Duncan Laurence aus den Niederlanden (Arcade) und der Russe Sergey Lazarev (Scream). Es dürfte davon auszugehen sein, dass sich aus dieser starken Herrengruppe mindestens drei Beiträge in den schlussendlichen Top-5 wiederfinden. Damit ist auch das zweite Semi das eindeutig stärkere in diesem Jahr.
Musikalisch am wenigsten überzeugt Lazarev, dessen Komponistenteam ihm diesmal eine sperrige Ballade halbwegs zwischen Filmsoundtrack und Musical schrieben, bei der man schon in der Studioversion hört, an welchen Stellen dann die großen Bühneneffekte gezückt werden. Das Lied ist recht repititiv und der Chorus überdramatisch, aber es wird durch Sergeys guten Gesang und Persönlichkeit aufgewertet. Dennoch: Einen Sieg wird er damit im zweiten Anlauf nicht einfahren. Und wenn er damit schon 2016 angetreten wäre, wäre ich auch kein großer Fan von ihm geworden.
John Lundviks MF-Siegersong klingt in der Live-Version wie Schwedenschlager von 2004, ist in der Studioversion aber gut konsumierbar und höllisch catchy (mein Mitsing-Award dieses Jahr geht nach Schweden). Er scheint zudem nicht so abgehoben zu sein wie einige seiner eitlen Vorgänger.
Aserbaidschan beglückt Europa nach einer gewissen qualitativen Durststrecke endlich wieder mit richtig hochklassiger Ware à la 2013. "Truth" ist modern und super atmosphärisch und balanciert erfolgreich zwischen Chartqualität und musikalischem Anspruch.
Auf Anspruch muss man beim Beitrag der Schweiz verzichten, aber dafür ist es die wohl beste männliche Uptempo-Nummer des Jahres. Zudem hat Luca Hänni Liveshow-Erfahrung und ist für perfekt choreografierte Tanzeinlagen bekannt, die aus besten Boyband-Zeiten stammen könnten. Eventuell der "Fuego"-Erfolg dieses Jahres?
Das gläserne Mikrofon, also die Siegertrophäe, dürfte aber diesmal Duncan Laurence aus den Niederlangen abstauben. "Arcade" ist das, was "Scream" sein will und nicht schafft: eine düstere Ballade, die nicht theatralisch wirkt, sondern einem wirklich nahegeht. Solange die Dutchies das Staging nicht versieben, sollten sie damit die beste Chance seit Anouk haben und damit vielleicht zum ersten Mal seit 1975 wieder siegen.
Mein neues Komplettranking. Es gibt einige Lieder, die ich mir doch noch schöngehört habe (Griechenland, Kroatien, Slowenien, Spanien, Tschechien), aber nach wie vor auch ungeheuer viel Schwaches.
19. Polen 18. Spanien 17. Australien 16. Slowenien 15. Kroatien 14. Malta 13. Israel 12. San Marino 11. Frankreich 10. Griechenland 09. Norwegen 08. Russland
07. Schweden 06. Niederlande
05. Island 04. Schweiz 03. Aserbaidschan 02. Italien 01. Zypern
01 Punkte an Serbien 02 Punkte an Albanien 03 Punkte an Aserbaidschan 04 Punkte an Slowenien 05 Punkte an Russland 06 Punkte an Schweiz 07 Punkte an Portugal 08 Punkte an Niederlande 10 Punkte an Island 12 Punkte an Italien
15 Punkte an Ukraine
Sechs Länder haben wir beide in unserer Top Ten. Das ist doch ein ganz guter Schnitt.
In meiner Top-3 wäre sie auch gewesen. Insofern hat Maruv wohl gar nicht so Unrecht, wenn sie sich die diesjährigen Buchmacher-Favoriten Holland, Russland und Schweden ansieht und urteilt: "They are lucky that I do not participate".
Zitat von Gubanov im Beitrag #614Eurovision Through the Years
Platz 1 von 63: Spanien 1969 Salomé – Vivo cantando (I live singing) Die spanische Sängerin (*1939) erinnert optisch an Uschi Glas in „Der Gorilla von Soho“ und umgeht mit ihrem hellblauen Fransenkleid, das aus Porzellan hergestellt wurde und angeblich 14 Kilo wog, die Tanzverbot-Regel der frühen Wettbewerbsjahre, indem sie ihrem Temperament freien Lauf lässt und Lebensfreude pur ausstrahlt. Den ebenso optimistischen Siegertitel nimmt sie nach dem Grand Prix in acht Sprachen auf. Der Vorteil der Komposition ist, dass sie fast nur aus Kehrreimen besteht und folglich besonders einprägsam ist. Und welche Textzeile würde besser auf den ESC passen als: „Since you arrived, I live singing“?
Salomés Auftritt mit Percy Listers und meinem ESC-Lieblingssiegersong jährt sich heute auf den Tag genau zum fünfzigsten Mal. Obwohl Spanien auch 2019 wieder keine Aussicht hat, die lange Durststrecke seit dem letzten Triumph zu beenden, kann man heute trotzdem mit "Vivo cantando" ins Wochenende swingen:
Meine Eindrücke zum heutigen ersten Semi des ESC 2019 in schamlos von Count kopierter Kurzform:
+ Netta heizt gleich am Anfang gut ein, schöner Remix von Toy nach einem etwas naiven Introfilm. + tolle Postkarten, zumindest bei den Acts, die tanzen können (Zypern, Weißrussland, Portugal), Eliot, Victor und Serhat glänzen durch blanke Tanzverweigerung - zu kurze Songtitel- und Komponisteneinblendungen - Zypern wirkt erschreckend langweilig und billig auf der Bühne + Staging von Finnland (Tänzerin, Hintergrundvideo) - Polen: was ein schönes Lied sein könnte, ist ein einziges Gequäke + was letztes Jahr das spanische Pärchen war, sind diesmal die Slowenen; süßer als in Nutella getauchte Hundewelpen + Tschechien: cool, kreativ, energetisch + Cyprus almost won last year, but in the end they didn't. - Ach, Serbien gab's ja auch noch. Sie gibt sich alle Mühe, aber früher (TM) waren die Balkanballaden einfach besser. - Warada, warada. Ich kann mir nicht helfen, aber dieser Teil ist doch unfreiwillig komisch. + Australien: Was für eine Performance! ~ Die Kommentatoren erledigen ihren Job sehr unterschiedlich. Assi supercool (positive troll vibes), Bar routiniert, Erez ungewöhnlich locker, nur Lucy etwas anstrengend. + Island: Was für eine Performance! Und sehr clever: Es wirkt, als wären mehr als 6 Leute auf der Bühne. Leider sitzen nicht alle Noten. Wird's im Finale noch besser? - Estland stimmlich leider auch nicht besonders, man merkt, wie aufgeregt er ist; am Ende erstmal tief durchatmen + Notiz an mich: dem Duska-Fanclub beitreten - Nach unzähligen Jahren ist es nicht mehr lustig, ständig den "Französisch ist so schwer"-Witz zu ziehen. - Kiss-Cam muss nicht unbedingt - A-Ba-Ni-Bi ist wirklich einer der nichtssagendsten ESC-Gewinner aller Zeiten. Dazu noch die Postkarten aus den kommenden Shows zu verraten, ist alles andere als clever. Typischer Intervalact zum Weglassen, ebenso wie die JESC-Siegerin. ~ Talking about simple language for the cognitively disabled and then showing Tamta ... + Eurovision History Tribute + sehr zufriedenstellende Qualifier: 9 von 10 aus meiner Live-Wunschliste, dazu das Guilty Pleasure von Serhat
Während der Show habe ich folgende persönliche Wertungen vergeben:
Zitat von Gubanov im Beitrag #835Meine Eindrücke zum heutigen ersten Semi des ESC 2019 in schamlos von Count kopierter Kurzform:
Und ich kann es noch kürzer machen: Ich kann jeden deiner Sätze unterschreiben.
Bis auf den letzten. Meine Quote war nur 8 von 10. Neben San Marino (knapp draußen) hatte ich auch Weißrussland draußen gesehen. Da hat mir wohl meine eigene Antipathie gegen "I like it" den Verstand ein bisschen vernebelt.
Island und Australien fand ich ebenfalls am beeindruckendsten. Hatari mun sigra!
+ Das Motto "Dare to Dream" wird im Intro gut eingebunden (Whose dreams will come true?). - Madonna jetzt schon ankündigen? ~ Armenien: Fehlte da bei einigen Einstellungen das Publikum? Aus den Proben reingeschnitten? Sehr merkwürdig. - Irland: Oh mein Gott, wie weit kann man sich denn noch vom Erfolg der Neunziger entfernen? Ein neuer Tiefpunkt. - Moldau: Wir hatten Ukraine 2011 gerade vergessen. Punkteklau mittels Sandlady wird diesmal nicht funktionieren! + Luca macht vor, wie es geht. Prima, wenn auch sehr außer Atem am Ende. + Wow, Esters Postkarte! Ist halt nur blöd, wenn das Intro besser ist als der eigentliche Beitrag. + Ich revidiere mich. Rumänien stagt die Hölle aus dem Liedchen heraus. New land of fire? - Die Wurst sollte eigentlich sogar zwei Enden haben; im ESC geht sie leider nie zu Ende. + Schweden gesanglich nicht 100 %, aber eine wundervolle Performance. ~ Wenn Paendas Lied auch nur ein Zehntel des Schwungs ihrer Postkarte hätte ... Aber auch hier: Sehr effektive Bühnenübersetzung, zumindest bevor die großen Scheinwerfer ins Spiel kommen. + Das ist doch 'mal etwas anderes aus Malta. Der Mut wird belohnt werden. - Das genaue Gegenteil: Litauen. Die sind halt wieder ... Litauen. + Im Greenroom-Interview schonmal Großbritannien dissen. Wo Bar Recht hat, hat sie Recht ... + Sergey did it again. Im Spiegelkabinett überwindet er seine Kindheitsängste. ~ Die Halle geht auf den norwegischen Beat ab. Etwa kein Fanflop? Im Rückblick hören sie sich dann aber doch etwas schräg an. + Duncan so gut wie erwartet. + Der mazedonische Auftritt ist mal kein Carcrash. Sachen gibt's. + Ich hatte keine so hohen Erwartungen ans heutige Semi. Aber der Schnelldurchlauf belegt: Es waren doch wirklich gute Sachen dabei und auch mehrere sehr positive Überraschungen. + Shvala to Eurovision for Israel! Und in dem Zuge bitte gleich die Beschränkung bzgl. der Personenzahl auf der Bühne anheben. + Spaß mit Zahlen und Lior Narkis, pardon: Suchard. - Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen (die Ex-Sieger machen's ja auch): die Wurst, die Heroes singt - das ist der Stoff, aus dem Alpträume gemacht sind. + Eurovision History Tribute - Habe ich da "zufällig" Madonna gehört? Man muss schon echt verzweifelt sein, das so oft zu betonen. - Autsch für die Vorschau: Großbritannien hat den letzten Platz im Finale schon so gut wie in der Tasche.
Diesmal habe ich auch "nur" acht Wunschqualifikanten zu verzeichnen, aber die Verluste (Rumänien und Österreich gegenüber Albanien und Dänemark) halten sich in Grenzen. Insgesamt kann ich also wieder ein zufriedenes Fazit ziehen, wenngleich man die Enthüllung der letzten zwei Qualifikanten (es mussten ja Schweiz und Malta sein) nicht unspannender hätte gestalten können.
Bei mir sind es bei meinem Pre-Show-Tipp nur sieben Richtige. Hätten Acht sein können, da ich die ganze Zeit zwischen Kroatien und Malta geschwankt habe. Während der Show wurde mir dann klar, dass Kroatien mit dieser Performance hochkantig rausfliegt. Womit hat der arme Junge nur so ein Staging verdient gehabt?
Armenien hatte ich auch in meinem Tipp drin. Aber Srbuk wirkte alleine auf der Bühne einfach verloren. Die habe ich dann während der Show auch abgeschrieben. Österreich hatte ich allerdings auch nach Sichtung des Auftritts noch fest drin. Das tut mir echt leid, dass Paenda nicht weiter ist. Dabei war das doch nicht minder zerbrechlich und intim als der Niederländer. Komische Welt.
Albanien fand ich bereits seit dem ersten Hören letztes Jahr sehr einnehmend. Da hätte ich auf mein erstes Gefühl vertrauen sollen. Ich hatte mittlerweile nicht mehr zu hoffen gewagt, dass Jonida (und die nordmazedonische Tamara) ins Finale einzieht (einziehen).
Ansonsten waren meine Tops: Norwegen (nach einem Zwischentief ist der Funke gestern Abend wieder übergesprungen), Niederlande (definately the one to beat), Aserbaidschan (guter Closer für die Show), Russland (nach wie vor ein toller Sänger) und die Schweiz (mein gestriger Wow-Moment).
Meine Anrufe - von zwei Apparaten - gingen an Schweiz (20), Österreich (5) und Albanien (2). Das zweite Semi war auf jeden Fall das bessere der beiden.
Zitat von Count Villain im Beitrag #838Das zweite Semi war auf jeden Fall das bessere der beiden.
Das würde ich so nicht sagen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Jahren, in denen es immer ein klar stärkeres und schwächeres Semi gab, fand ich diesmal beide sehr ausgewogen. In SF 2 waren natürlich mehr sichere Bänke dabei, aber auch mehr schwache Beiträge (das Level von Irland, Lettland, Litauen gab es in SF 1 nicht). Zugleich kam für meinen Geschmack in SF 2 an der Spitze höchstens Luca Hänni an die ikonischen Auftritte von Kate Miller-Heidke und Hatari aus SF 1 heran.
Das Finale hat großen Spaß gemacht und gezeigt, dass die Spitzengruppe dieses Jahres so ausgeglichen war wie selten sonst. Es gab wenig künstlichen Hype um Last-Minute-Kandidaten und somit auch einen fairen Sieger. Die Israelis haben drei sehr gute Shows auf die Beine gestellt, Gratulation an sie und an Duncan Lawrence.
Meine Notizen:
+ Prima Opening. Netter Einspieler mit Netta und Jon Ola. Die Begrüßung der einzelnen Länder in der Arena ist sowieso eine der besten Ergänzungen der letzten Jahre. Diesmal schon unterbrochen mit Auftritten von Dana International und Ilanit (). + Malta ist ein hervorragender Opener. ~ Albanien: Postkarte > Lied. Aber deutlich besser als am Donnerstag. ~ Deutschland wird mit seinem Lied keinen Blumentopf gewinnen, aber wenigstens ist's nicht peinlich. Halt nur total lapidar. Staging auf den Laufstegen thematisch passend. ~ Ich bleibe dabei: Man hätte Sergey für seine ESC-Rückkehr unbedingt ein besseres Lied gewünscht. Es könnte ihm zugute kommen, dass wenige Ex-Sowjets im Finale sind. Aber eigentlich dürfte er damit keine Top-5 machen. - Interview mit einem kaum verständlichen Jean-Paul Gautier, wie überflüssig + Leonoras Auftritt gefällt mir von Mal zu Mal besser. Der mehrsprachige Teil ist toll für den ESC! Trotzdem natürlich Füllmaterial. - Es ist schade um "Say Na Na Na". Serhats Livegesang ist wirklich nicht das Gelbe vom Ei und die bunte Fröhlichkeit aus dem Video ist einer eher gestellten Animierstimmung gewichen. + Tamara ist superstark. Top-10 für Mazedonien? - Schade, eigentlich gefiel mir die flexible Moderatorenaufteilung ganz besonders in diesem Jahr. Aber jetzt hat man doch wieder nur einen Greenroom-Host, dem der Kameramann zwischen den Lounges hinterherrennen muss? + Hatte ich es schon erwähnt? Cool, dass bei landessprachlichen Titeln eine englische Übersetzung des Titels eingeblendet wird! + Sebi! Zala und Gasper! ~ Enorm starke Songfolge: Schweden - Slowenien - Zypern - Niederlande - Griechenland. Ein typischer Björkman: Alle starken Lieder so spät wie möglich. Bitte wieder zur Zufallsauslosung der Startreihenfolge zurückkehren! + Ich heule fast schon mit Kobi. Mir geht "Home" viel näher als "Arcade". - Wow, UK hat nicht nur das peinlichste Lied, sondern holt auch aus der Postkarte an einem der schönsten Plätze in Israel nicht das Geringste raus. Das grenzt schon an Totalverweigerung. Aber die wichtigste Frage: Muss man jemanden mit solchen Oberschenkeln in solche Hosen stecken? + Meine Plätze 26 und 1 direkt hintereinander. Bravo, Hatari! + Victor stimmlich deutlich besser als im Semi. Das wird was! ~ Zena hat wirklich eine krasse Präsenz (sollte man vielleicht mal den ganzen verschreckten belgischen Dreikäsehochs zeigen) und coole Tänzer. Da verkommt das Lied zur Nebensache. ~ Chingiz klang heute besser. Trotzdem: Das Lied ist ein typischer Studio-Song. Bühnenshow mit viel Tam-Tam; näher am Video wäre mir lieber gewesen (war doch auch angekündigt). ~ Frankreich: Ich mochte das Lied von Anfang an. Aber die Performance ist wirklich too much. Eine Dicke und eine Taube? Seriously? Und für die ganz Blöden alles nochmal im Hintergrund aufgeschrieben. "We are all queens." Dort in der Halle sicher. ~ Mahmood macht auch auf Textbotschaft und Ausdruckstanz. Naja, zumindest das Klatschen kommt gut in der Halle. Sonst ist auch "Soldi" wie "Truth" nicht für Livedarbietungen gemacht. + Im gleichen Maße, in dem Sacha Jean-Baptiste Zypern hängen gelassen hat, hat sie der Schweiz zu einem perfekten Auftritt verholfen. Dazu Lucas Bühnenpräsenz und ein echter Banger von einem Song. + Australien haut zum ersten Mal richtig rein. Genial! + Selbst der sonst schwache spanische Sender liefert. Gut, die riesige Puppe war doof, aber sonst passt alles. Und ich bin mittlerweile "La venda"-Fan. + Fazit nach allen 26 Liedern (hätte in der Vorentscheidungszeit nicht gedacht, dass ich das sagen würde): War das songmäßig vielleicht das beste Finale der Dekade? Da war ja kaum etwas Schwaches und wenig langweiliges Juryfutter dabei. + Meine Top-Ten: 1. Island, 2. Schweiz, 3. Schweden, 4. Griechenland, 5. Australien, 6. Zypern, 7. Slowenien, 8. Russland, 9. Israel, 10. Italien - Meine einzigen Flops des Abends: 24. San Marino, 25. Deutschland, 26. Großbritannien - Kaum schreibe ich von einem gelungenen Finale, kommt die Wurst. Na herzlichen Dank. Ton aus. Und Schmonz-Monz und das Fuego-Mädchen gleich hinterher (immerhin mit einem echten Klassiker). Das ist ein billiger Interval-Act für KAN auf "Sing meinen Song"-Niveau. - Wenn man sich überlegt, was für tolle Lieder Israel am ESC hatte, ist es echt tragisch, mit welchen Ladenhütern sie gewonnen haben. Hallelujah, wenn diese Darbietung vorbei ist. - Ach, Madonna kommt? Wusste ich noch gar nicht ... + The Idan Raichel Project - so sehen ordentliche Interval-Acts aus. Give us a taste of the host country. ~ Immerhin: Mit ihren mehr oder weniger geschmackvollen Gimmicks passt Madonna besser zum ESC als Justin Timberlake. Ich denke trotzdem, dass Europa genug kulturellen Input hergibt, um eine gute Show ohne US-Sternchen zu bestreiten. ~ Countdown zum Ende des Votings "schon" um 0 Uhr 7. Wie war das noch gleich? "Die Sendung läuft zu lang und wir können das nur eindämmen, indem wir die Votingbekanntgabe einkürzen." Tell that to your grandma! + Saubere Votingabläufe, gut durchmischt, lustige und nervige Ansager geben sich die Klinke in die Hand. + Germany, I'm sorry, from the public you received 0 points. ~ Die Niederlande gewinnen wie prognostiziert. Geht okay, auch wenn Stärkeres im Angebot gewesen wäre. Auf jeden Fall der beste Sieger seit Loreen 2012, aber das ist auch nicht schwer. ~ Während des Votings habe ich mit Italien mitgefiebert, auch wenn Mahmood deutlich niedriger in meinem Ranking lag als Schweden oder die Schweiz. + Einige Abweichungen zwischen Jury und Televoting sowie die Reaktionen darauf waren herrlich anzusehen. Das neue System der Punktebekanntgabe betont es auch noch so schön. + Im Gegensatz zu den letzten Jahren sehr gerechte Top-Ten ohne größere Makel. - Griechenland, Spanien und Israel hätte ich bessere Ergebnisse gewünscht.
Scoreboard mit meinen Einschätzungen und den Ergebnissen der Show:
Sieger des ESC 2019: Duncan Laurence aus den Niederlanden mit "Arcade"