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Dieses Thema hat 107 Antworten
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 Filmbewertungen
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

11.09.2017 07:27
#91 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

„Der Todesrächer von Soho“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 47 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 2,81 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 15 von 17 (11x „gut bekannt“, 4x „länger her“)
Top-10-Tipps: 0 von 8
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Bryan-Edgar-Wallace-Film)


mit 3,17 Pkt. Platz 47 in der Kategorie Schauspieler (~ 0)
mit 2,46 Pkt. Platz 46 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (+ 1)
mit 2,60 Pkt. Platz 46 in der Kategorie Drehbuch / Logik (+ 1)
mit 2,21 Pkt. Platz 48 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 1)
mit 3,33 Pkt. Platz 34 in der Kategorie Musik (+ 13)
mit 3,42 Pkt. Platz 29 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 18)
mit 2,48 Pkt. Platz 47 in der Kategorie freie Wertung (~ 0)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#157) (11)

Blacky81 Offline



Beiträge: 36

18.07.2022 21:03
#92 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Da ich die Geschichte grundsätzlich sehr spannend finde und auch einige Bilder des Filmes wie z.B. den Nachtclub sehr mag, stellt sich mir die Frage was Harald Reinl oder vielleicht sogar Rolf Olsen aus der Story gemacht hätten. Generell ist es schade, das Atze Brauner für seine Endsechziger/Frühsiebziger - Projekte nicht Reinl statt Franco verpflichtet hat.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

19.07.2022 15:14
#93 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Blacky81 im Beitrag #92
Da ich die Geschichte grundsätzlich sehr spannend finde und auch einige Bilder des Filmes wie z.B. den Nachtclub sehr mag, stellt sich mir die Frage was Harald Reinl oder vielleicht sogar Rolf Olsen aus der Story gemacht hätten. Generell ist es schade, das Atze Brauner für seine Endsechziger/Frühsiebziger - Projekte nicht Reinl statt Franco verpflichtet hat.

Ja, man muss den Franco-Stil heute schon als ganz eigene Kunstform auffassen, um damit glücklich zu werden. Ganz viel am Stück kann ich davon auch nicht gucken. Ab und an einmal eingestreut kann ich mich an meiner eigenen Überraschung darüber dann allerdings erfreuen, dass Franco wirklich so stumpf war, wie es das ansonsten eigentlich nirgends gibt. Aus damaliger Sicht ist es schon erklärlich, dass Brauner Franco statt Reinl engagierte, denn Franco dürfte doppelt so schnell und deswegen halb so teuer produziert haben. Ich glaube nicht, dass sich Harald Reinl dafür hergegeben hätte. Rolf Olsen, in Bezug auf den Krautploitation-Touch deutlich dichter bei Franco als es Reinl je war, sicher aber auch nicht.

Gruß
Jan

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

25.07.2022 13:21
#94 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #93
Zitat von Blacky81 im Beitrag #92
Da ich die Geschichte grundsätzlich sehr spannend finde und auch einige Bilder des Filmes wie z.B. den Nachtclub sehr mag, stellt sich mir die Frage was Harald Reinl oder vielleicht sogar Rolf Olsen aus der Story gemacht hätten. Generell ist es schade, das Atze Brauner für seine Endsechziger/Frühsiebziger - Projekte nicht Reinl statt Franco verpflichtet hat.

Ja, man muss den Franco-Stil heute schon als ganz eigene Kunstform auffassen, um damit glücklich zu werden. Ganz viel am Stück kann ich davon auch nicht gucken. Ab und an einmal eingestreut kann ich mich an meiner eigenen Überraschung darüber dann allerdings erfreuen, dass Franco wirklich so stumpf war, wie es das ansonsten eigentlich nirgends gibt. Aus damaliger Sicht ist es schon erklärlich, dass Brauner Franco statt Reinl engagierte, denn Franco dürfte doppelt so schnell und deswegen halb so teuer produziert haben. Ich glaube nicht, dass sich Harald Reinl dafür hergegeben hätte. Rolf Olsen, in Bezug auf den Krautploitation-Touch deutlich dichter bei Franco als es Reinl je war, sicher aber auch nicht.

Gruß
Jan

Ob Franco wirklich "stumpf" war, würde ich so gar nicht unterschreiben. Nur, ähnlich wie beispielsweise Vohrer, an einigen Dingen mehr interessiert als an anderen. So wie Vohrer seine Krimis gern nur als Vehikel für Geisterbahngrusel und Absurditäten nutzte, hat Franco mehr Interesse an weiblichen (gern unbekleideten) Körpern und psychotronischen Szenen. Für einen kohärenten Krimi fehlte ihm wahrscheinlich schlicht das Interesse. Brauner dürfte ihn eher aus Kostengründen verpflichtet haben und es spielte ja auch eine gewisse Rolle, dass man so (teilweise) in Spanien und mit spanischen Schauspielern arbeiten konnte. Das tat Reinl ja bei "Teppich des Grauens" beispielsweise auch, das Resultat wirkt aber ebenfalls etwas uneben.
Ob man nun in Jugoslawien "nur" die Landschaft und Komparsen nutzt und ein paar logistische Aufgaben oder die Bauten an dortige Filmschaffende vergibt oder in Spanien mit dortigen Schauspielern in größeren Rollen und Kamera-, Licht-, Kostüm- und Make-Up-Departments, die komplett aus Spaniern bestehen am Set steht, ist ja schon ein gravierender Unterschied.
Jess Franco musste ja nur 1-2 vom Produzenten vorgegebene Schauspieler mit "durchschleppen" und konnte sich ansonsten auf sein Netzwerk und sein bekanntes Team verlassen.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

25.07.2022 20:09
#95 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #94
Zitat von Jan im Beitrag #93
Zitat von Blacky81 im Beitrag #92
Da ich die Geschichte grundsätzlich sehr spannend finde und auch einige Bilder des Filmes wie z.B. den Nachtclub sehr mag, stellt sich mir die Frage was Harald Reinl oder vielleicht sogar Rolf Olsen aus der Story gemacht hätten. Generell ist es schade, das Atze Brauner für seine Endsechziger/Frühsiebziger - Projekte nicht Reinl statt Franco verpflichtet hat.

Ja, man muss den Franco-Stil heute schon als ganz eigene Kunstform auffassen, um damit glücklich zu werden. Ganz viel am Stück kann ich davon auch nicht gucken. Ab und an einmal eingestreut kann ich mich an meiner eigenen Überraschung darüber dann allerdings erfreuen, dass Franco wirklich so stumpf war, wie es das ansonsten eigentlich nirgends gibt. Aus damaliger Sicht ist es schon erklärlich, dass Brauner Franco statt Reinl engagierte, denn Franco dürfte doppelt so schnell und deswegen halb so teuer produziert haben. Ich glaube nicht, dass sich Harald Reinl dafür hergegeben hätte. Rolf Olsen, in Bezug auf den Krautploitation-Touch deutlich dichter bei Franco als es Reinl je war, sicher aber auch nicht.

Gruß
Jan

Ob Franco wirklich "stumpf" war, würde ich so gar nicht unterschreiben. Nur, ähnlich wie beispielsweise Vohrer, an einigen Dingen mehr interessiert als an anderen. So wie Vohrer seine Krimis gern nur als Vehikel für Geisterbahngrusel und Absurditäten nutzte, hat Franco mehr Interesse an weiblichen (gern unbekleideten) Körpern und psychotronischen Szenen.

Ja, nur dass Vohrer halt am Ende noch darauf achtete, dass da ein zusammenhängender Film entstand. Währenddessen halte ich Jess Franco, dessen Filme ich in angemessener Dosis übrigens nicht missen möchte, für ausreichend stumpf, dass er darauf komplett gepfiffen hat. So kommt es, dass ich Vohrer- oder Reinl-Filme wohl alle am Stück sehen könnte, währenddessen ich bei einer Gesamtschau des Franco-Œvre vermutlich zwischendurch einmal jemanden umbringen müsste - zwecks Ausgleich quasi.

Gruß
Jan

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

26.07.2022 18:58
#96 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #95
Ja, nur dass Vohrer halt am Ende noch darauf achtete, dass da ein zusammenhängender Film entstand.

Naja, ich persönlich glaube ja immer noch, dass Vohrer bei "Neues vom Hexer" komplett dort angekommen war, wo er hin wollte und danach wieder Kompromisse machen musste, weil das Publikum einen so konfusen, mit Meta-Ebene versehenen, Krimi nicht goutierte. Schon bei der "Tür mit den sieben Schlössern" arbeitet die Regie aus meiner Sicht teilweise gegen das (gute) Drehbuch und setzt den Fokus auf völlig unwichtige Dinge, bzw. verschleppt das Tempo an den falschen Stellen.
Vohrer hat vielleicht einfach nur die Reihe, für die er da arbeitete mehr respektiert als Jess Franco. Ob Franco überhaupt klar war, dass sein Film eine Reihe mit Filmen wie "Der Würger von Schloss Blackmoor" oder "Der Henker von London" bilden würde?

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

26.07.2022 22:11
#97 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #96
mit Meta-Ebene versehenen


Diese Meta-Ebene müsstest du mir mal erklären. Das höre ich zum ersten Mal.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

26.07.2022 22:55
#98 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #96
Zitat von Jan im Beitrag #95

Ja, nur dass Vohrer halt am Ende noch darauf achtete, dass da ein zusammenhängender Film entstand.

Naja, ich persönlich glaube ja immer noch, dass Vohrer bei "Neues vom Hexer" komplett dort angekommen war, wo er hin wollte und danach wieder Kompromisse machen musste, weil das Publikum einen so konfusen, mit Meta-Ebene versehenen, Krimi nicht goutierte.


Dass das Publikum den Film nicht goutierte, steht aber in einem gewissen Widerspruch dazu, dass er mit 1,8 Mio. Zuschauern doch denselben Zustrom hatte wie die folgenden rein deutschen Filme im Schnitt auch (uMönch ausgenommen). Ganz so schwach kann es also nicht gewesen sein. Ansonsten stimme ich aber zu, dass Hexer II kein Meilenstein ist. Vergleiche ich ihn aber mit Francos "Akasava", so bleibe ich doch dabei, dass auch Hexer II trotz aller Schwächen ein zusammenhängender Film geworden ist. "Akasava" scheint mir hingegen wahllos montiert worden zu sein. Wenn man bei Vohrer etwas Franco-Gleiches finden will, dann wäre das am ehesten noch "Wer stirbt schon gerne unter Palmen". Da kann Vohrer Meister Franco in puncto Verwirrtheit zwar auch nie erreichen, müht sich aber redlich, auf dessen Spuren zu wandeln.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #96

Ob Franco überhaupt klar war, dass sein Film eine Reihe mit Filmen wie "Der Würger von Schloss Blackmoor" oder "Der Henker von London" bilden würde?

Ich glaube, Franco war teilweise nicht einmal klar, an welchem Film er da gerade arbeitete, da konten weitere Herausforderungen darüber hinaus sicher nicht auch noch bewältigt werden. Ganz gewiss war ihm das auch schnurzpiepegal. Auch darf man natürlich nicht vergessen, dass Meister-Autor Art Bernd für ausreichend gute Vorlagen sorgte, um das Zusammengehörigkeitsgefühl der Serie entsprechend zu stimulieren.

Gruß
Jan

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

28.07.2022 13:59
#99 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #97
Zitat von Fabi88 im Beitrag #96
mit Meta-Ebene versehenen


Diese Meta-Ebene müsstest du mir mal erklären. Das höre ich zum ersten Mal.

Der Hexer (oder war es sein Butler?) liest den Wallace-Roman um herauszufinden, was als nächstes passiert - das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Dem Publikum dann einen Täter zu präsentieren, der nie zuvor auftauchte, geht auch schon als "Grenzen austesten" durch.
Die Besucherzahlen mögen gut gewesen sein, aber man wird auch damals schon in irgend einer Weise die Zufriedenheit gemessen haben und die dürfte ähnlich durchwachsen gewesen sein, wie heute.
Ich will Franco und Vohrer gar nicht auf eine Stufe stellen, mir ging es nur um den Punkt, dass Franco wohl nie das Ziel hatte, einen kohärenten Krimi Marke "Wallace" zu drehen. Ich bin kein Franco-Fan und spare mir Sichtungen seiner meisten Filme, aber finde es eben nicht richtig ihn für etwas zu kritisieren, was er gar nicht liefern wollte oder konnte.
Da ist Brauner wahrscheinlich der richtige Adressat für Kritik. Nach selbst (?) zusammengeschusterten Drehbüchern mit möglichst günstigem Team Krimis zu produzieren um von der langsam verblassenden Marke "Wallace" zu profitieren, ist etwas schräg.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

28.07.2022 15:55
#100 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #99
Der Hexer (oder war es sein Butler?) liest den Wallace-Roman um herauszufinden, was als nächstes passiert - das ist nur die Spitze des Eisbergs.


Diese Szene verdränge ich immer so gut es geht.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

28.07.2022 17:29
#101 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #99

Die Besucherzahlen mögen gut gewesen sein, aber man wird auch damals schon in irgend einer Weise die Zufriedenheit gemessen haben und die dürfte ähnlich durchwachsen gewesen sein, wie heute.



Hier die Publikumsbewertungen einiger Wallace-Filme von 1965/66:

Der Hexer (2,2)
Die Gruft .. (3,0)
Neues vom Hexer (2,9)
Dreieck (3,2)
Der unheimliche Mönch (2,5)

Jan Offline




Beiträge: 1.753

28.07.2022 22:57
#102 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #99
Zitat von Count Villain im Beitrag #97
Zitat von Fabi88 im Beitrag #96
mit Meta-Ebene versehenen


Diese Meta-Ebene müsstest du mir mal erklären. Das höre ich zum ersten Mal.

Der Hexer (oder war es sein Butler?) liest den Wallace-Roman um herauszufinden, was als nächstes passiert - das ist nur die Spitze des Eisbergs.
Dem Publikum dann einen Täter zu präsentieren, der nie zuvor auftauchte, geht auch schon als "Grenzen austesten" durch.


Ich kann die Kritik an "Neues vom Hexer" durchaus nachvollziehen. Vor dem Hintergrund der Gesamtheit aller Wallace-Filme mag er mir noch streckenweise gefallen; unter den Vohrer-Beiträgen halte ich ihn zusammen mit "Die blaue Hand" allerdings für den schwächsten. Kann ich das mit dem Nachlesen im Buch noch goutieren, stoßen mir die unambitioniert wirkende Inszenierung und die genannten Schwächen des Drehbuches schon saurer auf. Bei aller (berechtigter) Kritik wäre mir der Film aber tatsächlich nicht im Zusammenhang mit Francos Desinteresse an einem - wie Du es nennst - kohärenten Krimi eingefallen. Denn kohärent ist "Neues vom Hexer" schon, halt trotzdem etwas ...äh... öde.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #99

Ich will Franco und Vohrer gar nicht auf eine Stufe stellen, mir ging es nur um den Punkt, dass Franco wohl nie das Ziel hatte, einen kohärenten Krimi Marke "Wallace" zu drehen. Ich bin kein Franco-Fan und spare mir Sichtungen seiner meisten Filme, aber finde es eben nicht richtig ihn für etwas zu kritisieren, was er gar nicht liefern wollte oder konnte.


Wenn Du Dich weiterhin am Wort stumpf störst, dann ersetze es gerne gegen desinteressiert. Ich wollte da eigentlich gar nicht groß kritisieren, denn wer Franco in den Player schiebt, der bekommt Franco, und der weiß in aller Regel, auf was er sich da einlässt. Wie gesagt, in annehmbarer Dosierung kann das aus meiner Sicht sehr amüsant sein, wobei ich immer nicht ganz sicher bin, ob der Macher diese Form meines Amüsements immer so beabsichtigte.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #99

Da ist Brauner wahrscheinlich der richtige Adressat für Kritik. Nach selbst (?) zusammengeschusterten Drehbüchern mit möglichst günstigem Team Krimis zu produzieren um von der langsam verblassenden Marke "Wallace" zu profitieren, ist etwas schräg.

Ja, bei Art Bernd fragt man sich halt immer, ob der Vorname nun die liebgemeinte Koseform des Artur sein soll oder ob bei der Wahl des Pseudonyms tatsächlich die tiefere Absicht dahintersteckte, auf subtilem Weg eine wie auch immer gelagerte Kunstbeflissenheit hervorzuheben. Ansonsten finde ich die Vorgehensweise Brauners eigentlich typisch Brauner: Der Markt verlangt nach Sex, Crime und Krautploitation. Das gibt's so im Fernsehen noch nicht. Was liegt da näher, als sich selbst an die Schreibmaschine zu setzen, somit den Autoren einzusparen, Musik aus der Konserve zu ordern und einen arbeitswütigen Filmer von der schnellen (und damit günstigen) Truppe irgendwo in Portugal (bei sicher günstigen Löhnen) und ohne Atelier das Ganze herunterkurbeln zu lassen. Ich finde das eigentlich ganz konsequent, wenn man nicht mehr darauf achten muss, eine Marke zu bewahren bzw. sich von ihr nur noch ein paar Mitnehmereffekte erwartet.

Gruß
Jan

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.905

29.07.2022 12:42
#103 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Jan im Beitrag #102
Zitat von Fabi88 im Beitrag #99

Da ist Brauner wahrscheinlich der richtige Adressat für Kritik. Nach selbst (?) zusammengeschusterten Drehbüchern mit möglichst günstigem Team Krimis zu produzieren um von der langsam verblassenden Marke "Wallace" zu profitieren, ist etwas schräg.

Ja, bei Art Bernd fragt man sich halt immer, ob der Vorname nun die liebgemeinte Koseform des Artur sein soll oder ob bei der Wahl des Pseudonyms tatsächlich die tiefere Absicht dahintersteckte, auf subtilem Weg eine wie auch immer gelagerte Kunstbeflissenheit hervorzuheben. Ansonsten finde ich die Vorgehensweise Brauners eigentlich typisch Brauner: Der Markt verlangt nach Sex, Crime und Krautploitation. Das gibt's so im Fernsehen noch nicht. Was liegt da näher, als sich selbst an die Schreibmaschine zu setzen, somit den Autoren einzusparen, Musik aus der Konserve zu ordern und einen arbeitswütigen Filmer von der schnellen (und damit günstigen) Truppe irgendwo in Portugal (bei sicher günstigen Löhnen) und ohne Atelier das Ganze herunterkurbeln zu lassen. Ich finde das eigentlich ganz konsequent, wenn man nicht mehr darauf achten muss, eine Marke zu bewahren bzw. sich von ihr nur noch ein paar Mitnehmereffekte erwartet.

Vor allem war die Szene schon damals sicherlich gut vernetzt, bzw. Besucherzahlen kannte ohnehin jeder, der sie kennen wollte.
Dass "Das Gesicht im Dunkeln" kein riesiger Erfolg war und die Rialto erst einmal pausierte, wollte Brauner ja auch schon mit "Der Teufel kam aus Akasava" ausnutzen. Zu dem Zeitpunkt gab es seit einem guten Jahr keine Wallace-Produktion mehr im Kino und bei Karl May war ihm mit "Im Tal der Toten" ja schon Ähnliches geglückt - eine offiziell tote Reihe aus "Gutmütigkeit für das liebe Publikum" noch einmal fortzusetzen.
Nun waren die Abenteuer-Filme nach Wallace aber ohnehin schon nie der große Erfolg und Tappert, Strömberg, Schürenberg und Rilla waren zwar "Wallace-Gesichter", aber (mit Ausnahme vielleicht von Schürenberg) nicht gerade die, für die man in einen Wallace-Film ging. Es ist auch gut möglich, dass Brauner einfach noch auf den Akasava-Rechten saß und die letzte Chance sah, den Film noch zu machen, bevor gar kein Zuschauerzuspruch mehr zu erwarten war.
Der "Todesrächer" wurde dann ganz kurz nach "Die Tote aus der Themse" produziert, gut möglich, dass Brauner hier die Hoffnung hatte, dass die Marke "Wallace" mit der Rückkehr zur deutschen Produktion nochmal Aufwind bekommt und er sich da gut "anhängen" kann. Die Produktion mit Franco gewährleistete auf jeden Fall sehr schnell zu sein. Das Drehbuch wurde wahrscheinlich von ihm selbst auf Basis der schwarzen Koffer zusammengeschrieben. Gut möglich also, dass die Vorplanung zum Film mehr oder weniger zum Drehstart von "Die Tote aus der Themse" erfolgte und man es dennoch schaffte zwei Monate nach dessen Drehende auch fertig zu sein.
Die Constantin war dann aber auch schon klug genug, die Rialto-Wallace-Reihe in soweit zu schützen, dass man für die letzten drei Beiträge keine Konkurrenz in die Kinos brachte. So wartete man mit der Auswertung gute 1,5 Jahre.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

30.07.2022 01:53
#104 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #103
[quote=Jan|p7404381]
Die Constantin war dann aber auch schon klug genug, die Rialto-Wallace-Reihe in soweit zu schützen, dass man für die letzten drei Beiträge keine Konkurrenz in die Kinos brachte. So wartete man mit der Auswertung gute 1,5 Jahre.


Quatsch - wenn die Constantin den Film als halbwegs passabel eingeschätzt hätte, wäre er bereits wenige Monate nach der gar nicht so unerfolgreichen „Themsetoten“ veröffentlicht worden. Es gab doch im Gruselkrimi-Segment zu dem Zeitpunkt keinerlei Konkurrenz mehr; Kannibalismus-Effekte zwischen den beiden Filmen wären äußerst unwahrscheinlich gewesen. Da hätte man womöglich noch ein gutes Geschäft machen können, aber im November 1972 (!) war der Ofen endgültig aus.

Eigentlich ist es unglaublich, dass der Film in dieser Form entstanden ist. Mag Brauner auch an allem gespart haben - die Besetzung mit Tappert, Rütting, Schürenberg und Kieling ist zumindest objektiv absolut hochwertig und vermittelt allein von den Namen her pures Wallace-Feeling. Aber es ist generell bemerkenswert, dass Tappert und Schürenberg damals quasi Dauergäste bei Franco waren. Weiß man eigentlich, warum das so ist?

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

30.07.2022 01:55
#105 RE: Bewertet: "Der Todesrächer von Soho" (1971, BEW 9) Zitat · Antworten

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