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Dieses Thema hat 82 Antworten
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 Filmbewertungen
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

17.07.2013 00:35
#61 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Ich finde, dass "Das 7. Opfer" der am besten besetzte deutsche Bryan-Edgar-Wallace-Film ist. Einige Vorschläge sind trotzdem sehr interessant, z.B. Karin Dor, Adelheid Seeck und Anita Kupsch. Auch Schroth hätte gern einmal einen Auftritt in der Krimiwelle absolvieren dürfen. Ich könnte ihn mir auch in der Rolle von Rudolf Fernau im "Würger" vorstellen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.593

17.07.2013 22:42
#62 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Wirklich sehr interessante Alternativen. Wenn ich mir das so anschaue, komme ich nicht drum herum zu sagen, dass ich insbesondere gerne anstelle von Ann Smyrner die bezaubernde Helga Lehner gesehen hätte.
Danke fürs posten!

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.375

03.11.2013 10:46
#63 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Nach der kurzen Diskussion beim „Epigonen-Retten“ gönnte ich diesem Film noch eine weitere Spielzeit.
Als durchaus positiv werte ich nunmehr hierbei den durchaus eigenwilligen Charakter des Films, den dieser sich, trotz einer recht stereotypen, durchschnittlichen und mich nicht wirklich mitreißenden Story, gnadenlos bewahrt.
Der etwas schrullige Titel (viele Opfer wurden schon durchsiebt, aber welches siebt schon selbst ), der natürlich voll dem herrlichen Peter Vogel-Duktus (hier übrigens recht jung noch aber schon beinahe in späterer Kottan-Form zu genießen) entlehnt wurde, in Kombination mit der noch schrulligeren Herleitung desselben, sprechen da schon Bände...
Auch die Fülle der aufgebotenen und durchwegs passabel bis fulminant besetzten Rollen, deren Spielzeit tatsächlich recht „demokratisch“ verteilt und daher eine klare Identifikation mit Schlüsselfiguren erschwert, sind charakterbildend für diesen Film.
Ann Savo stellt mit ihrer Performance in meinen Augen Ann Smyrner in den Schatten, die mir hier nicht so gut gefällt. Auch Felmy, Nielsen und Rilla hatten bereits bessere Rollen. Gut gefallen haben mir der bereits erwähnte Peter Vogel, der dem Film mit seinem Humor einen durchaus markanten und auszeichnenden Stempel aufdrückt, und Wolfgang Lukschy. Insbesondere auch Harry Riebauer und Helmuth Lohner holen das menschenmögliche aus ihren Rollen raus.

Regisseur Gottliebs Filme kommen mir häufig etwas überambitioniert vor, so dürfte wohl sein schwarzer Abt als Versuch den gruseligsten und verwirrendsten aller Edgar Wallace Filme zu drehen angelegt worden sein, und das Phantom von Soho schien sich bemüßigt zu fühlen, alle typischen Bryan-Edgar-Wallace-Ingredenzien in sich aufzusaugen. Dementsprechend überfrachtet sind seine Filme dann stellenweise eben auch, doch in seinem partiellen Scheitern liegt doch zumeist noch genügend Größe, um einen unterhaltsamen Film daraus bergen zu können.
Beim 7. Opfer scheint mir eher die Mission gewesen zu sein, einen absolut durchschnittlichen Film zu drehen, der die unterschiedlichsten Erwartungshaltungen bedient. Diesbezüglich passt auch die Verpflichtung von everybody`s Inspektoren-Darling Heinz Engelmann sehr gut ins ausgewogene Bild. Und die bösen Buben auf dem Trainingsgelände mit der Schlange zu Beginn des Filmes, sehen sie nicht aus und sind sie nicht inszeniert wie die bösen Buben schlechthin aller dieser Krimis?
Die erwähnte Mission hat Gottlieb als Regisseur und Drehbuchautor jedenfalls natürlich auch bravourös und kompromisslos erfüllt, ein wenig Gartenparty, ein wenig Nachtleben/Bar, eine Flussszene, Begegnungen im Park, die Bedrohung, die von außen in die Schlafzimmer drängt (das Gewehr, auf welches ich hier anspielen, hat schon das Zeug, als psychologisches Alptraumsymbol Verwendung zu finden), Familienszenen in der Halle und viel Reitszenen und Turf. Dies alles ist von Regisseur Gottlieb und Kameramann Richard Angst, durchaus mit ein paar wohltuenden Mätzchen und Spielereien versehen, geschickt aufbereitet und ohne größere Aufregung zum Köcheln gebracht worden.

Der nette Durchschnittskrimi ohne Aufreger aber mit Humor wächst beim Wiedersehen. Wenn auch nicht überdurchschnittlich. Ein paar überraschende Wendungen hätten den Film zu einem Klassiker machen können. In Punkten: 3,5 von 5.

tilomagnet Offline



Beiträge: 586

16.11.2013 19:00
#64 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

"Entsetzlich....mitten im Solo!"

Begeisterung und große Verwunderung, das beschreibt meinen Eindruck nach der ersten Sichtung des Films als letztem BEW, den ich noch nicht kannte.

Begeisterung über den Film. Verwunderung, dass wirklich FJ Gottlieb für Buch und Regie verantwortlich war, der selbe Regieseur, der bei Rialto den celluloid - gewordenen Krampf GRUFT und den sehr sehr durchwachsenen SCHWARZEN ABT inszeniert hat. Der Kontrast zwischen diesen Filmen ist ungefähr so, als wenn man GASTHAUS und HUND nacheinander sieht.....nicht zu glauben, dass sie vom selben Regieseur stammen.

Das 7.OPFER hat meines Erachtens die beste Mischung aus Humor und Spannung aller deutschen s/w Krimis der 60er Jahre. Herrlich selbstironisch, dabei kommen aber auch durchaus hart inszenierte Morde nicht zu kurz. Die Schauplätze sind wunderbar abwechlungsreich und herrlich eingefangen, die Besetzung famos: Felmy, Savo, Riebauer und Nielsen waren öfters bei Wallace und Co dabei und spielen hier ihre besten Rollen. Einziges Manko: Nielsens Rolle ist etwas zu leicht durchschaubar.

Fazit: 90 Minuten beste Unterhaltung, sehr kurzweiliger, hochkarätig besetzter Film mit absolut treffsicherer Balance aus Humor und Spannung und dabei doch innerhalb des Wallace Kosmos völlig eigenständig. Zusammen mit dem HENKER die beste Wallace Epigone und aus dem Haus Rialto nur durch die absoluten Topfilme übertroffen....viel viel besser als die meisten "Originale". Eindeutig 5/5 Punkten.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.601

17.11.2013 16:53
#65 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Auch für mich zählt dieser Film zu den besten Epigonen. ABer täusche ich mich, oder wurde der Film im flaschen Format auf DVD (Universum) gebannt? Lt. Joachim Kramps Lexikon wurde der Film in 1:1,66 gedreht (wäre denkbar) und auf DVD liegt er im 4:3-Format 1:1,33 vor (unwahrschinlich für die damalige Zeit). Weiß hier jemand etwas genaueres???

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

23.02.2014 20:55
#66 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Vor zwei Tagen habe ich das 7. Opfer zum ersten Mal gesehen und hier nun meine Meinung dazu:

Gleich zu Beginn wusste der Film Pluspunkte bei mir zu sammeln, da endlich einmal ein Pferderennen im Vordergrund stand und dies ja bekanntlich ein wichtiger Faktor zu Zeiten Wallace' war. Der erste Mord kommt zwar etwas sehr ereignisarm und lahm daher, aber spätestens beim Vorspann hatte ich darüber hinweg gesehen.
Mit den eingeblendeten Bildern und der herrlichen Titelmusik ist das wirklich ein Augenschmaus. Was die Musik betrifft, so kann ich sie für den gesamten Streifen nur in den Himmel loben. Sie ist wunderschön und zählt nun definitiv zu meinen Lieblingen innerhalb des Wallace-Film-Universums.

Kommen wir zu den Darstellern...Auch hier bekommt man gute Kost vorgesetzt und die Rollen werden ansprechend dargestellt. Sei es Riebauer als fragwürdiger Tierarzt, Peter Vogel als Butler, Hans Nielsen als "frommer" Christ oder Walter Rilla als Lord Mant.
Das Ensemble spielt harmonisch miteinander und dadurch funktioniert auch der Humor sehr gut. Peter Vogel gefällt mir in diesem Part wirklich ziemlich gut und bleibt trotz seiner Spielart immer fern von Klamauk.
Felmy als Versicherungsdetektiv geht als Zugpferd in Ordnung und auch seine Herzdame, Ann Smyrner findet ihren Platz. Ein weiterer Clou ist Heinz Engelmann als Inspektor, der, ich glaube etwa nach 25 Minuten, für eine wirklich geniale "Verhörszene" im Anwesen Lord Mants sorgt. Eine klasse Szene.
Keinesfalls ungenannt bleiben sollte Wolfgang Lukschy der ausgesprochen gut spielt und seine Rolle ins "rechte" Licht zu rücken weiß.
Zu letzt noch was zu den Cameos von Peters und Borsche - zumindest ersterer hat Lust auf mehr gemacht, aber leider war wohl kein Platz mehr in der Riege. Betrachten wir es als Luxusproblem...

Neben den Darstellern, die mir durchweg gefallen, hatte ich auch eine Schwäche für den Aufbau der Handlung über die Pferderennbahn. Dadurch gewinnt der Film einiges an Originalität und kann trotz teils sehr klassischer Schauplätze, diesen Anspruch bis zum Ende halten.
Nicht nur, dass alles extra für den Film gedreht wurde und dadurch stimmiger wirkt, sondern auch, dass dies mit einem gewissen Aufwand geschah, den man als Zuschauer spürt.
Unterstrichen wurde dieser Eindruck durch die Kamera Richard Angsts, die ich persönlich (und ohne große Kenntnisse) als eine seiner besten Arbeiten bezeichnen würde.
Die Bilder die er liefert, fangen nicht nur die Drehorte wunderschön ein und sorgen häufig mit Motiven im Vordergrund (Geländer, Lampen, etc.) für spannende Aufnahmen, sondern sie erzeugen auch eine durchgängige Atmosphäre des Films. Das war wirklich super Arbeit.

Die Handlung ist schlüssig und weniger verwirrend, als ich es erst angenommen hatte und dass manche das Tempo bemängeln, kann ich eigentlich nicht nachvollziehen. Ich gebe zu, dass die ein oder andere Szene (beispielsweise der erste Mord) ein wenig mehr Sensation hätten vertragen können, aber in der Gesamtwirkung stimmt die Erzählgeschwindigkeit. Dynamik erzeugen die Darsteller, die Musik und die Bilder und ersticken aufkommende Längen sofort wieder. Daran kann ich nichts aussetzen.
Vielmehr beschlich mich das Gefühl, in einem gewissen Klischee zu sitzen, als ich den Film sah. Manche Dialoge wirken so "typisch Krimi", so überzogen und längst tausendmal gehört, dass bisweilen der ganze Film wie ein "Idealkrimi" wirkt. Selbiges ließe sich auch über die Schauplätze sagen, was ich oben schon angedeutet habe.
Im Grunde stört es mich nicht, weil ich Liebhaber alter Anwesen mit edler Innenausstattung (d.h. in EW-Filmen ) bin und auch an umtriebigen Bars meinen Gefallen finde (siehe eine Klammer weiter vorn). Dennoch fiel es mir auf und ich dachte es sollte hier Erwähnung finden.
Gänzlich vertraut kommt der Film dann aber doch nicht daher, vor allem nicht, wenn plötzlich jemand mit einer HEUGABEL ermordet wird. Ach...herrlich.

Um zum Schluss zu kommen: der Film hat mir eindeutig gut gefallen und überzeugt durch eine starke Schauspielerriege, wunderschöne Musik, sowie Kamera und mit der Pferderennbahn auch über etwas Außergewöhnliches. Die Handlung wird mal frisch, mal etwas zu betont krimimäßig vorangebracht, aber das geht in Ordnung.
Zur Spitze fehlt mir hingegen eine bessere Auflösung, die hier leider auch an der Stimme erahnbar war.
Dennoch

4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

03.08.2014 22:50
#67 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Kann den vielen positiven Kritiken zu diesem Film nicht zustimmen. Für mich der schwächste SW-BEW. Neben den Giganten Henker und Würger, dem auch noch sehr guten Phantom und dem überdurchschnittlichen Ungeheuer finde ich "Das siebente Opfer" profillos und ohne Höhepunkte. In jeder Hinsicht Mittelmaß, das ich schnell wieder vergesse. Nicht umsonst hatte ich die Handlung gar nicht mehr in Erinnerung.
Felmys Performance ist, im Gegensatz zu seinen Auftritten im Henker und Ungeheuer, vollkommen platt und unbeeindruckend. Ann Smyrner ditto.Auch wurde hier zuviel Humor beigemengt, was für die BEW´s eigentlich völlig untypisch ist. Peter Vogel ist an einigen Stellen zwar recht unterhaltsam-witzig, trägt aber im Verlauf des Films zu dick auf. Vor Allem den Schluß find ich hanebüchen. Dass Nielsen der Bösewicht ist, hab ich mir gleich gedacht.Welchen Sinn hätte seine Rolle und sein etwas merkwürdiges Verhalten wohl gehabt, hätte man ihn nicht im Finale nochmal gebraucht?
Die Atmosphäre um die Pferderennen find ich auch nicht besonders interessant. Ein spannungsarmes Filmchen, dass ich halt mal wieder gesehen hab.

2 von 5 Punkten.

greaves Offline




Beiträge: 583

04.09.2014 21:41
#68 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Für mich ist das siebente Opfer auch eher ein lahmer BEW Film. Er hat zwar seine spannenden Momente wie der Mord z.b mit der Harpune an Harry riebauer oder mit dem Seil an Helmut Lohner.da kommt schon kurz BEW Stimmung auf.dem Film hätten mehr London Aufnahmen gutgetan.wie schon gesagt das Pferderennen ist mal eine gute Idee.
Schauspieler sind ein Paar aus den edgar erfolg Filmen herausgenommen.wie lukschy,borsche,savo,engelmann,Nielsen,Beckhaus.Dazu kommt ein gutes Gemisch zusammen mit den Bryan Darstellern wie Felmy,Vogel.
Für mich sticht Felmy gut heraus als typischer Engländer von seinem Aussehen.
Drehorte stehen zum Teil schon auf Wikipedia.hinzuzufügen wäre noch die Villa herz am grossen Wannsee.

Für mich gibt es bessere BEW filme. Besonders der Henker und Würger.!
Aber das Opfer ist sicher besser als die farbigen Bryans

Gebe 2 von 5 punkten

Ray Offline



Beiträge: 1.948

01.03.2016 22:13
#69 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Das 7. Opfer

Regie: Franz Joseph Gottlieb

Darsteller: Hansjörg Felmy, Ann Smyrner, Hans Nielsen, Harry Riebauer, Wolfgang Lukschy,Peter Vogel, Trude Herr,Helmuth Lohner, Walter Rilla, Heinz Engelmann, Ann Savo u.a.




Mit „Das 7. Opfer“ endete 1964 die klassische Ära der Bryan Edgar Wallace. Danach gab es ab 1970 analog zur Serie der Rialto nur noch vier lose Produktionen ohne übergeordnetes Konzept. Grund für den finanziellen Misserfolg des Films dürfte der Wechsel zum kleineren Nora-Verleih gewesen sein.

Für Regie und Drehbuch war Franz Joseph Gottlieb verantwortlich. Vor der Kamera versammelte man zum Abschluss die drei prägenden Gesichter, nämlich Hansjörg Felmy, Harry Riebauer und Hans Nielsen. Darüber hinaus sah man erstmals in der CCC-Reihe bekannte Gesichter wie Walter Rilla, Ann Savo oder Wolfgang Lukschy. Insbesondere bei Lukschy ist die Freude besonders groß, ihn mal wieder in einem Genre-Vertreter zu sehen, gehört es doch zu den großen Mysterien der Wallace-Zeit, warum man diesen Mimen, der mit „Die toten Augen von London“ einen so fulminanten Einstand feierte und gar am Drehbuch (genauer gesagt an den Dialogen) mitwirkte, danach nicht mehr in der Wallace-Serie der Rialto besetzte. Ann Smyrner bekam den Part der weiblichen Hauptrolle und soll dabei gar Karin Dor ausgestochen haben. Das lässt sich nur damit erklären, dass sie für die Reitszenen möglicherweise geeigneter war, denn was sie darstellerisch ablieferte, war ein Offenbarungseid. Von ganz anderem Format war da schon Ann Savo, die einmal mehr ihre Klischeerolle mit ihrer ihr eigenen Süffisanz ausfüllte. Apropos süffisant: da wäre man auch schon bei Peter Vogel, der wie schon im „Phantom“ höchst angenehm leisen Humor versprühte. Die Schlusspointe ist abgesehen davon, dass etwas unklar bleibt, ob es nicht das achte Opfer ist, gelungen und passt sich der recht heiteren Grundstimmung an. Trude Herr machte ihre Sache zumindest besser, als zu befürchten war und fiel nicht sonderlich negativ auf. Insgesamt handelt es sich um einen Ensemble-Film ohne klare Hauptfigur und genau darin liegt der Reiz des Films. So geschehen recht unvorhersehbare Morde wie das frühe Ausscheiden Walter Rillas. Die vielen Konflikte und Intrigen zwischen den Figuren sorgen dafür, dass niemals rechte Langeweile aufkommt. Angenehm fällt auch der Wechsel in Sachen Inhalt und Handlungsort auf. Hatte man sich zuletzt eingehend mit psychologischen Motiven und Londons Rotlichtvierteln auseinandergesetzt, spielt dieser Film schwerpunktmäßig im vornehmen Milieu und kommt ohne tiefer psychologisch motivierte Morde aus. Eine nette Abwechslung. Handwerklich ist das, was Gottlieb und sein Kameramann Angst abliefern, astrein, vor allem halten sie das Niveau anders als im „Phantom“ neunzig Minuten hoch. Die Ermordung Trents oder der actionreiche Showdown bleiben insoweit besonders in Erinnerung. Abgerundet wird das Ganze noch durch die netten kleinen Cameos von Werner Peters und Dieter Borsche. Die Musik von Raimund Rosenberger ist nicht der Rede wert, so dass es verwundert, dass man ausgerechnet diese für „Das Rätsel des silbernen Dreieck(s)“ recycelte.

Somit wurde „Das 7. Opfer“ unverhofft der vorerst letzte Bryan Edgar Wallace-Film. Schade eigentlich, weil man nach dem Stotterstart mit „Das Geheimnis der schwarzen Koffer“ stets mit mehr oder weniger gelungenen Beiträgen aufwarten konnte, teilweise inhaltlich gar neue Wege ging und sich so ein Stück weit vom Vorbild emanzipieren konnte. So wäre es sicher spannend gewesen zu sehen, wie sich die Reihe entwickelt hätte, insbesondere wie ein „echter“ Bryan Edgar Wallace-Film in Farbe ausgesehen hätte.


Insgesamt ist „Das 7. Opfer“ ein würdiger Abgesang auf die Schwarzweiß-Ära der Bryan Edgar Wallace-Filme. Ein äußerst leichtfüßiger Ensemblekrimi, der auch nach mehrfachen Sichtungen immer wieder Spaß macht. Womöglich der stimmigste Kriminalfilm Gottliebs überhaupt. 4,5/5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

16.04.2017 14:25
#70 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Bryan Edgar Wallace: Das siebente Opfer (1964)




Regie: Franz Josef Gottlieb

Produktion: 10.08.1964 bis 11.09.1964

Mit: Hansjörg Felmy, Ann Smyrner, Hans Nielsen, Wolfgang Lukschy, Heinz Engelmann, Helmuth Lohner, Walter Rilla, Harry Riebauer, Peter Vogel, Trude Herr, Alice Treff, Ann Savo, Friedrich G. Beckhaus, Edgar Wenzel, Rolf Eden, Werner Peters, Dieter Borsche, Rolf Zacher


Handlung:

Der alte Lord Mant und zahlreiche Personen aus seinem teilweise familiären Umfeld werden der Reihe nach von einem Unbekannten ermordet. Daneben ist der äußerst zwielichtige Ed Ranova bestrebt, das favorisierte Turnierpferd Satan, welches sich im Besitz der Mants befindet, gesundheitlich zu schwächen, um dessen fast sicheren Sieg im Derby zu verhindern. Er erpresst daher den dubiosen Tierarzt Trent, welcher eine dunkle Vergangenheit besitzt und später auch noch den jungen Gerald Mant. Allerdings ist der unbekannte Mörder auch hinter Ranova her, der 15 Jahre zuvor in ein Verbrechen verwickelt war und die Beweise so manipulierte, dass sein Komplize Falconetti deswegen gehängt wurde, während er selbst mit einem Freispruch davonkam. Lord Mant war damals Richter und verurteilte Falconetti zum Tode. Nun scheint er wieder auferstanden zu sein und fordert seine mörderische Rache...

Anmerkungen:


Nachdem auf den Höhenflug der BEW-Reihe hin bei "Das Ungeheuer von London-City" erste Schwächen erkennbar wurden, folgte nun der Totalabsturz. In diesem Film wird praktisch alles über Bord geworfen, was den besonderen Reiz und die Würze dieser alternativen Wallace-Filme ausmacht. Die mittlerweile gewohnte Grusel-Krimi-Atmosphäre weicht einer öden Pferderennbahn und die Inszenierung ist, trotz der zahlreichen Ereignisse und des relativ hohen Body-Counts, völlig lahm und reizlos. Hier kommt genau das auf, was einem Thriller am allerwenigsten zuträglich ist, nämlich gähnende Langeweile, was schließlich zur Folge hat, dass man an der Aufdeckung des Mörders mehr und mehr das Interesse verliert. Der Täter ist übrigens alles andere als schwer zu erraten, handelt es sich doch um einen geradezu typisch auffällig unauffälligen Zeitgenossen.

Da es gerade der besonderen schwarzweissen "Schattenspiel-Atmosphäre" und der tollen Kameraführung zu verdanken ist, dass die Edgar-Wallace- und Bryan-Edgar-Wallace-Filme ihren Kult-Status bis heute behaupten können, nimmt es nicht Wunder, dass dieser Film beim Publikum durchfiel, lässt er doch genau jene "Assets" missen, welche die Filme zu kleinen Kunstwerken gemacht haben. Dieser liebgewonnenen und typischen Vorzüge beraubt, bleibt ein uninteressanter und fader alter Schwarzweiß-Schinken übrig, der kaum einen Grund liefert, ihn sich heute überhaupt noch anzusehen. Das Publikum blieb naturgemäß aus und die Reihe wurde zu Grabe getragen. Es sollte kein BEW-Krimi mehr folgen, sondern erst Jahre später lediglich das Etikett "Wallace Junior" missbrauch und einfach schamlos irgendwo draufgeklebt werden, wo es absolut nichts zu Suchen hat. Aber das ist dann wohl eine andere Geschichte...

Hansjörg Felmy, der im "Henker" einen mehr als respektablen Auftritt hatte und auch im "Ungeheuer" ganz passabel agierte, wirkt hier ausgesprochen blass und bei Helmuth Lohner hat man den Eindruck, er habe sich in's falsche Genre verirrt. Harry Riebauer war als Ermittler im "Würger" zweifellos eine Fehlbesetzung. Der moralisch labile und nicht sonderlich gerissene Tierarzt Trent, den er hier verkörpert, entspricht dagegen sehr viel mehr seinem Typ. Eine ansehnliche Präsenz haben allenfalls Wolfgang Lukschy als verschlagener Bösewicht und Heinz Engelmann als zynischer Inspektor, den das Drehbuch jedoch etwas vernachlässigt. Ansonsten sorgt Ann Smyrner (1934-2016) für einen der wenigen Glanzpunkte in diesem recht glanzlosen Film. Peter Vogel schafft es, trotz seines auffälligen Overacting, tatsächlich recht witzig zu wirken. Leider mündet das Ganze dann in einen geradezu erschreckend dämlichen Schluss, der Fans der Reihe wohl die Haare zu Berg stehen und den Titel des Films praktisch zur Farce verkommen lässt. Spätestens hier wird überdeutlich, dass sich diese kleine Wallace-Nebenlinie praktisch selbst aus dem Verkehr gezogen hat und sogar ihren angenehm ernsthaften Thrilller-Charakter in die Mülltonne warf.

Fazit:

Atmosphäre, Musik, Inszenierung, Spannung.....es schwächelt hier praktisch an allen Ecken und Enden. Ein wirklich schockierend lahmer Krimi und damit der mit Abstand schwächste Schwarzweiß-BEW. Gähn! Ein stinklangweiliger und unwürdiger Abschluß dieser im Großen und Ganzen recht ordentlichen Reihe. 2 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

16.04.2017 14:30
#71 RE: Bewertet: "Das 7. Opfer" (1964, BEW 6) Zitat · Antworten



Bryan Edgar Wallace: Das 7. Opfer


Kriminalfilm, BRD 1964. Regie und Drehbuch: Franz Josef Gottlieb (Vorlage „Murder Is Not Enough“, 1964: Bryan Edgar Wallace). Mit: Hansjörg Felmy (Peter Brooks), Ann Smyrner (Avril Mant), Wolfgang Lukschy (Eduardo Ranova), Ann Savo (Yo Ma), Helmuth Lohner (Gerald Mant), Hans Nielsen (Reverend Turner), Heinz Engelmann (Inspektor Bradley), Peter Vogel (Butler Irving), Walter Rilla (Lord Mant), Harry Riebauer (Veterinär Trent) u.a. Uraufführung (BRD): 22. November 1964. Eine Produktion der CCC-Filmkunst Berlin im Nora-Filmverleih München.

Zitat von Das 7. Opfer
Lord Mant ist stolz auf seinen Satan. Das Pferd wird von allen Buchmachern als großer Favorit für das nächste Rennen gehandelt – von allen außer Eduardo Ranova. Dieser wittert das Geschäft seines Lebens, indem er hohe Quoten auf Satan anbietet und zugleich versucht, das Pferd heimlich rennuntauglich zu machen. Zunächst mithilfe des zwielichtigen Veterinärs Trent, dann durch die Hand seines Bruders, des Jockeys Giuseppe, soll Satan das Derby verlieren. Doch hat Ranova auch seine Hand im Spiel bei den Morden, die Schloss Mant auf einmal heimsuchen?


Edgar Wallace’ Romane und Kurzgeschichten spielen – in Anbetracht der Pferde- und Wettleidenschaft des Autors wenig verwunderlich – oft im Turfmilieu. Mit Ausnahme kleinerer Randerwähnungen in den Filmen „Der Fälscher von London“ und „Der schwarze Abt“ hatte Wendlandts Rialto-Reihe allerdings darauf verzichtet, den Rennplatz zum Austragungsort der Fehden eines Wallace-Krimis zu befördern, sodass Gottliebs Vorstoß, stattdessen eine Bryan-Edgar-Wallace-Adaption nach Turfart zu schreiben, zugleich Kreativität und Kenntnis der Werke des King of Crime demonstriert. Vielleicht spielte auch der Erfolg des Miss-Marple-Films „Der Wachsblumenstrauß“ (1963) bei der Ideenfindung für „Das 7. Opfer“ eine Rolle – schließlich zeigte man dort in einer ähnlich austarierten Mischung aus Spannung und Humor, welch eine urbritische Angelegenheit der Pferdesport doch ist.

Vorteil des Konzepts, den Film zu größten Teilen auf dem Schloss der Familie Mant, ihrem Gestüt und schließlich auch in teuer aussehenden Szenen auf dem Rennplatz anzusiedeln, war nicht zuletzt die Loslösung vom heruntergekommenen, abstoßenden Look der letzten beiden Bryan-Edgar-Wallace-Filme. Nach den Verleihfanfaren blendet der Film mit einer taghellen, von Vogelgezwitscher unterlegten Sequenz im Grünen auf, die zwar nicht die rasche Tücke eines guten Krimis vermissen lässt, aber wie eine bitter benötigte Frischzellenkur gegenüber dem vermieften „Phantom“ und „Ungeheuer“ wirkt. Auch trifft der Gottlieb-Film damit eine gute Mischung aus eleganten, humorvollen und undurchschaubaren Charakteren, die – auch wenn sie genauso wenig wie die in allen anderen BEW-Titeln auftauchenden Figuren die typischen Merkmale der Überzeichnung vermissen lassen – ein Stück abwechslungsreicher und lebensechter wirken als Schablonenrollen, wie man sie unter Zbonek zu sehen bekam. Die spezielle Herausforderung beim „7. Opfer“ besteht in der Größe des Cast, der über die sonst übliche Anzahl von Haupt- und wichtigen Nebendarstellern weit hinausgeht. Vor allem Hansjörg Felmy durfte seinem Depressionsklischee endlich entkommen und zeigen, dass Tatkraft, Esprit und eine scharfe Zunge in ihm steckten. Heinz Engelmann, der als TV-Ermittler aus dem „Stahlnetz“ jedem Kinogänger ein vertrautes Gesicht gewesen sein dürfte, besticht ebenfalls durch ausgeprägte Entschlossenheit, sodass die unkonventionelle Ermittlerkonstruktion bestens funktioniert.

Als bedauerlich muss freilich bezeichnet werden, dass Franz Josef Gottlieb der gleiche Fehler unterlief wie seinem Kollegen Helmuth Ashley in „Das Rätsel der roten Orchidee“. Den Täter an seiner Stimme zu erkennen, fällt dem Zuschauer wegen des Verzichts auf eine Nachsynchronisation der entsprechenden Stellen leider sehr leicht, sodass die Rätselkomponente des Films vorschnell an Reiz einbüßt. Dass es sich dennoch um den wahrscheinlich besten Gottlieb-Krimi der 1960er Jahre handelt, liegt daran, dass der Regisseur mit einer ganzen Armada an Ablenkungsmanövern aufwartet, sodass die Täterfrage nicht mehr gar so relevant erscheint: In erster Linie verlässt sich „Das 7. Opfer“ auf seine fantasievollen, unvorhersehbaren Mordmethoden und deren stimmungsvolle, nicht übermäßig brutale Fotografie durch Richard Angst, der sich für ein 1964 eher ungewöhnliches Vollbildformat entschied, in diesem aber – wie schon der bebilderte Vorspann verdeutlicht – eine ganze Reihe ikonischer Einstellungen festhielt. Zweitens wartet der Film mit Wolfgang Lukschy mit einem hervorragenden mit offenen Karten spielenden Schurken auf – sein Eduardo Ranova ist ein skrupelloser Ganove, der selbst der Rialto-Reihe gut zu Gesicht gestanden hätte. Drittens spielt Humor eine zentrale Rolle im „7. Opfer“, allerdings nicht in plumper Form wie in manchem Bryan-Edgar-Wallace-Film zuvor. Die zum Schmunzeln anregenden Momente mit Peter Vogel, Hansjörg Felmy und Trude Herr bewahren stets Maß und Stil – ein gutes Beispiel ist die Schlussszene, in der die finale Alberei von der Abführung des Hauptverbrechers zur Variation des Hochzeitsmarsches eingeleitet wird.

Wer den Film aufmerksam verfolgt, wird jedoch überrascht feststellen, dass der ironische Filmtitel dem Zuschauer einen Bären aufbindet. Der Todesfall in den letzten Filmsekunden fordert keineswegs das siebte, sondern vielmehr das achte Opfer. Interessant wäre, zu klären, weshalb es zu dieser Unstimmigkeit kam. Vielleicht war die Prätitelsequenz auf dem Trainingsplatz zunächst nicht im Drehbuch enthalten und wurde erst so spät in den Film eingefügt, dass der Tod des unbenannten Jockeys erst nach Abdreh der Schlussszene ausgemachte Sache war? Peter Brooks, ermitteln Sie!

Wie ein Schaulaufen der namhaften deutschen Krimigesichter wirkt „Das 7. Opfer“, das nicht nur stark besetzt, sondern auch ein spannender, vor kurzweiligen Einfällen geradezu sprühender Krimi ist. Die pessimistische Grundstimmung der vergangenen drei Serienteile scheint endlich überwunden; der spielerische Charme eines guten Schwarzweißkrimis fand zurück in die CCC-Studios und die vielen attraktiven Außensets. Da ist es schade, dass Brauner der Bryan-Edgar-Wallace-Serie gerade nach dem „7. Opfer“ ein zwischenzeitliches Ende bereitete, bevor er es sich viele Jahre später eines Besseren besann. Vergnügliche 4,5 von 5 Punkten.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

25.07.2017 00:09
#72 RE: Bewertet: "Das 7. Opfer" (1964, BEW 6) Zitat · Antworten

Wo wurden denn die Szenen vor dem "Silver Whip" gedreht?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.09.2017 06:26
#73 RE: Bewertet: "Das 7. Opfer" (1964, BEW 6) Zitat · Antworten

„Das 7. Opfer“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 13 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,08 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 16 von 17 (16x „gut bekannt“, 0x „länger her“)
Top-10-Tipps: 4 von 8 (höchster Tipp: 1x Platz 5)
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Bryan-Edgar-Wallace-Film)


mit 4,25 Pkt. Platz 15 in der Kategorie Schauspieler (– 2)
mit 3,94 Pkt. Platz 21 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (– 8)
mit 3,72 Pkt. Platz 19 in der Kategorie Drehbuch / Logik (– 6)
mit 4,00 Pkt. Platz 20 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 7)
mit 3,78 Pkt. Platz 21 in der Kategorie Musik (– 8)
mit 4,72 Pkt. Platz 07 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 6)
mit 4,16 Pkt. Platz 12 in der Kategorie freie Wertung (+ 1)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#192) (13)

Jan Offline




Beiträge: 1.753

20.07.2020 13:38
#74 RE: Bewertet: "Das 7. Opfer" (1964, BEW 6) Zitat · Antworten

Das siebente Opfer
Kriminalfilm BRD 1964 • mit Hansjörg Felmy, Ann Smyrner, Hans Nielsen, Wolfgang Lukschy, Heinz Engelmann, Helmuth Lohner, Walter Rilla, Harry Riebauer, Ann Savo, Alice Treff sowie Trude Herr und Peter Vogel und in kurzen Cameo-Auftritten Werner Peters sowie Dieter Borsche • Musik: Raimund Rosenberger • Drehbuch: F.J. Gotlieb nach dem Roman "Mit Mord begann es" von Bryan Edgar Wallace • Kamera: Richard Angst • Schnitt: Walter Wischniewsky • Herstellungsleitung: Dr. Götz-Dieter Wulf • Gesamtleitung: Artur Brauner
Regie: F.J. Gottlieb


Der vorerst letzte Schrei aus Artur Brauners Bryan-Edgar-Wallace-Welle hört auf den etwas sperrigen Namen „Das siebente Opfer“. Ganz davon abgesehen, dass es zu diesem erst im Rahmen einer dem Altherrenwitz nahen Form zum allerletzten Schluss des Films kommt, hat der Titel kaum eine weitere Bedeutung. Die von Wallace jun. ersonnene Vorlage in jedem Fall trägt den Namen „Murder is not enough“ bzw. zu Deutsch „Mit Mord begann es“, wodurch die Verbindung zur Handlung des fertigen Films noch erheblich weniger wiedergegeben ist.

Nach dem „Henker von London“ und dem „Ungeheuer von London-City“ (beide von Edwin Zbonek inszeniert) läuft sich erneut Hansjörg Felmy warm, den Part des die Unschuld vom Lande umgarnenden Ermittlers auszufüllen. Im Gegensatz zu den Einsätzen bei Edwin Zbonek nimmt ihm Regisseur F.J. Gottlieb im „7. Opfer“ von Beginn an jede Schwere, lässt ihn under-cover mit Nickel-Brille und offenem Vorkriegssportwagen anrauschen, gehüllt in fein karierten englischen Tweed und mit Schlägermütze auf dem Kopf. Um nicht zur Karikatur zu verkommen, beeilt sich Gottlieb indes, rasch durchblicken zu lassen, dass der nervige Anschein des ungeliebten Schlossgastes mehr ist als nur ein Zufall inmitten einer Mordserie in der feinen Gesellschaft. Dass es sich bei Felmys Peter Brooks um keinen zufälligen Zaungast des Geschehens handelt, wird spätestens mit Einführung der skurrilen Trude Herr klar, die vorgeblich als Diät-Schwester (!) das humorige Gefolge Peter Brooks‘ mimt. Die Konstellation aus Felmy und Herr funktioniert dabei im Film erheblich besser, als es sich vorab auf dem Papier vermutlich für manchen Betrachter gelesen haben dürfte. Trude Herr, filmgewordene Ulknudel mit herbem Rheinländer Charme, chargiert sich zwar von Szene zu Szene, indes behält Regisseur Gottlieb die Fäden bei ihr gekonnter in der Hand als es ihm in manchem Falle mit beispielsweise Eddi Arent möglich gewesen war. Kurzum: Trude Herrs „Diät-Schwester“ weist einen gewissen Charme auf und verulkt das Geschehen in akzeptabler Dosis.

Ganz ähnlich verhält es sich diesbezüglich mit dem nach Gottliebs „Phantom von Soho“ abermals verpflichteten Peter Vogel. War er im „Phantom“ noch als Kriminalassistent unterwegs, wandelt er dieses Mal auf informell ähnlichen Pfaden, gibt jedoch formell den Buttler, der ironischerweise für seine Buttler-Dienste einen eigenen Buttler besitzt. Vogels Distinguiertheit wohnt dabei eine kaum als ernsthaft angelegt zu verstehende Spielart zugrunde, die schnell zur flachen Persiflage hätte mutieren können. Auch hier ist Gottlieb aber offenbar rasch zur Stelle gewesen, um das Abdriften in völlige Albernheit zu verhindern. Leider gelang es dem Regisseur nicht, diese Grundeinstellung bis zum allerletzten Ende durchzuhalten. Die von ihm selbst (als einzigem Drehbuchautoren) verfasste Schlusssequenz ist Albernheit pur und in Art und Ausgestaltung ähnlich unfreiwillig komisch wie die Testamentsverkündung in Alfred Vohrers „Das indische Tuch“.

Überdies wartet der Film mit einem Stelldichein des Who-is-Who der seinerzeitigen Kriminalfilmunterhaltung auf. Neben dem BEW-Dauergast Hans Nielsen darf sich der Zuschauer an der vornehmen Verkörperung des Lord Mant durch Walter Rilla erfreuen, Wolfgang Lukschys berechnend-böswilligen Buchmacher beobachten sowie Helmuth Lohners missraten Filius dabei zuschauen, wie dieser händeringend seine unzähligen Schuldscheine zusammensucht. Kurzum: Die Besetzung des Films ist vortrefflich. Die Rollen allesamt wunderbar besetzt, die Spiellaune stimmt, wie dies so häufig in Gottlieb-Filmen der Fall war. Letzteres wird noch dadurch untermauert, dass der Regisseur zwei altgediente Veteranen des Kriminalfilms dazu bewegen konnte, kurze Cameo-Auftritte zu absolvieren: Während Werner Peters als Partygast bedrohlich an der Kamera vorbei lugt, bekam Dieter Borsche einen Bart angeklebt und rückt sich so als Club-Besucher (in dem der junge Rolf Zacher bedient!) ins Bild.

Der, in Abweichung zu allen bis dahin produzierten BEW, von der CCC Kunstfilmstudio und Atelierbetrieb GmbH offiziell verantwortete Streifen entstammt der Herstellungsgruppe des ehemaligen Filmreferenten der Hamburger Kulturbehörde Dr. Götz-Dieter Wulf. „Das siebente Opfer“ war Wulfs erste Produktion in Diensten Artur Brauners, wobei bis ca. 1968 noch einige weitere folgen sollten (u.a. die geglückte Komödie „Lange Beine – lange Finger“). Nach Erwin Gitt („Koffer“), Eberhard Meichsner („Würger“) sowie Heinz Willeg („Henker“, „Ungeheuer“ und „Phantom“) war Dr. Wulf insofern der bereits vierte Herstellungsleiter bei Brauner Bryan-Edgar-Wallace-Serie.

War der Herstellungsleiter insofern nochmals ausgetauscht, griff Artur Brauner beim restlichen Stab auf bewährte Crew-Mitglieder zurück. Neben dem bereits erwähnten F.J. Gottlieb - der hier auch ein ansehnliches Drehbuch verfasste, welches sich abgesehen von einem evtl. etwas reichlich präsent dargebotenen Hauptverbrecher kaum Spannungslöcher erlaubt – entwickelte der gerade in Kombination mit Gottlieb stets kreative Richard Angst die einschlägigen Bilder. Besonders hervorzuheben sind seine zahlreichen Aufnahmen von schräg unten, die es auch in die Credits des Films schafften. Gerade auch Angsts Nacht-Aufnahmen am Berliner Westhafen können mühelos als nebelverhangenes London durchgehen, bedrohlich-scharurig und einfach schön anzusehen.

Ebenso Vorzeigbares schuf abermals Komponist Raimund Rosenberger, dessen gewohnt schriller Score dankenswerterweise für die DVD-Auswertung wieder entdeckt wurde, sodass der Titel entgegen der bis dahin verfügbaren ZDF-Auswertung nicht mehr stumm, sondern sogar in Farbe und mit den bereits erwähnten Standbildern aus Richard Angsts Kamera in überaus hochwertiger Darreichungsform vorliegen. War Bryan-Edgar himself in Gottliebs „Phantom von Soho“ noch höchst selbst vor die Kamera geschritten, so bekommen wir ihn hier immerhin noch als Bild präsentiert.

Flott inszeniertes Stelldichein der Sixties-Stars in allerhöchster Spiellaune präsentiert der vorerst letzte Streich aus der BEW-Serie. Regisseur und Autor Gottlieb sowie Kameramann Angst und Komponist Rosenberger ziehen alle Register, einen kurzweiligen und optisch reizvollen Film auf die Rolle zu legen. 4 von 5 Punkte für anderthalb spannend-vergnügliche Stunden!

Gruß
Jan

Fabi88 Offline



Beiträge: 3.958

20.07.2020 17:27
#75 RE: Bewertet: BEW - "Das siebente Opfer" (7) Zitat · Antworten

Zitat von Edgar007 im Beitrag #65
Auch für mich zählt dieser Film zu den besten Epigonen. ABer täusche ich mich, oder wurde der Film im flaschen Format auf DVD (Universum) gebannt? Lt. Joachim Kramps Lexikon wurde der Film in 1:1,66 gedreht (wäre denkbar) und auf DVD liegt er im 4:3-Format 1:1,33 vor (unwahrschinlich für die damalige Zeit). Weiß hier jemand etwas genaueres???

Auch wenn die Frage Jahre her ist, bin ich gerade drüber gestolpert. Da es ja vielleicht im Zuge der mittelfristig erscheinenden Blu Ray nochmal Thema werden könnte:
Die Deutsche Kinematek führt für ihre Archivkopie 1:1,375 als Bildformat auf. Es besteht die Möglichkeit, dass 1:1,66 das intendierte Format war und im Kino abgekascht wurde.

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