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Dieses Thema hat 58 Antworten
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 Filmbewertungen
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Peitschenmönch Offline




Beiträge: 536

08.03.2006 00:09
Bewertet: "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (1961, Mabuse 2) Zitat · Antworten

Der erste Mabuse-Film hat durch die Beteiligung von Fritz Lang irgendwie einen hervorgehobenen Stellenwert, die anderen 60er Mabuses nehmen sich bei mir in der Bewertung wirklich nicht viel.
"Stahlnetz" zählt bei mir zu den zweiten drei. Mir gefällt es nicht so, dass die Story auf einen betont jüngeren Ermittler zugeschnitten ist, als der erste Film, wobei anzumerken ist, dass dies im Prinzip einer der ersten wirklichen 60s-Agenten-Filme war, der allein vom Heldentypis her schon charakteristisch ist, wenngleich natürlich sichtbar ein früher, von Bond unbeeinflusster Film. Dass das Werk vor Bond selbst kam ist interessant. Die Inszenierung fand ich weniger prägnant als bei den meisten anderen Mabuse-60er-Filmen und auch die Story ist insgesamt
vergleichsweise(!) relativ unspektakulär und als erste Fortsetzung zu Fritz Lang wirklich zu bieder-trashig. Dagegen bombt die Besetzung, wie bei allen Mabuse-Filmen, aber äußerst und das reißt viel raus.

3,5/5 Punkten

fritz k Offline



Beiträge: 243

08.03.2006 22:32
#2 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Nach den klassischen "großen" Fritz-Lang-Mabuse-Filmen wird nun das Thema Mabuse endgültig zum reinem Unterhaltungsfilm.
Ich finde, daß "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" der beste Nicht-Lang-Mabuse-Film ist. Viele unheimliche Typen, die überall zu sein scheinen, eine geradezu beängstigende Schwarzweißatmosphäre bei den Zuchthäuslern, tolle Schauplätze und die immer noch sehr misteriöse Figur des Dr. Mabuse machen den Film zu einem Klassiker der 60iger-Reihe. In der Atmosphäre erinnert mich einiges an "Die toten Augen von London". Ein hervorragendes Darsteller-Ensemble mit beeindruckend vielen und guten Namen runden den guten Film ab.
Persönlich gefällt mir Rudolf Fernau wieder einmal mehr außergewöhnlich gut und Gert Fröbe als Lohmann ist wie schon in seinem Vorgänger ein Glücksgriff.
In meinen Augen Harald Reinls bester Krimi überhaupt. Danach gehts in der Mabuse-Serie immer weiter abwärts. 4,5 von 5 Pkt

Tom Offline



Beiträge: 739

11.03.2006 17:46
#3 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

So - Bewertung zu Nummer zwo - Der Film hat mich jetzt auch nicht wirklich überzeugt. Klar die Schauspielerischen Leistungen - allen voran Gerd Fröbe - waren super bis gut. Aber die Story ließ doch einiges zu Wünschen übrig.
Also mehr als 2/5 Punkten kann ich hier nich vergeben.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

12.03.2006 11:26
#4 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Sehr positiv fallen sofort die Musik von Peter Sandloff und der Ton von Eduard Kessel auf. Die interessanten Übergänge bei den nächtlichen Straßenszenen, das Knarzen der beschlagenen Absätze, das "Klock, Klock" des Holzbeins, das Pianola in der Bimbo Bar, der Ziehharmonika-Spieler ...

Eine unheimliche Atmosphäre und sehr gewagte Tötungsformen (die öffentliche Verbrennung von Mrs. Pizzarro durch eine Feuerattacke aus einem Rohr, das Vernichten der Leiche von Sandro im Schwefelbad) sowie der gute Einstieg am Anfang mit dem Verschwinden von Oberst Haack von der Interpol fesseln sofort und lassen den Film auch heute noch frisch und spannend wirken. Gert Fröbe als Lohmann ist wieder mal erste Sahne und auch die vertrauten Gesichter wie Albert Bessler und Werner Peters überzeugen. Als Gefängnisdirektor Wolf ist Fausto Tozzi dämonisch und obwohl man ihn wirklich nicht als Mabuse erkennt, ahnt man sofort den Zusammenhang mit den Verbrechen.

Insgesamt ist der Film internationaler als seine Vergänger (der Grieche Dimitrios, das Syndikat aus Chicago u.a.), was sicher auch auf die gemeinsame Produktion von Berlin, Paris und Rom zurückgeht. Man wollte Dr. Mabuse wohl entstauben und vom typisch deutschen Ganoven (der er eigentlich nie war, da er ja immer nach Großem gestrebt hat) weg- und zum modernen Thriller hinführen. Lex Barker agiert als eine Art James Bond (sein cooles Auftreten, das sofortige Anbaggern der weiblichen Hauptfigur). Alles in allem ein kurzweiliger Film mit vielen schönen Szenen. Das finale furioso ("Ich habe nur einen Herrn und Gebieter, Dr. Mabuse") und die Entlarvung von Wolf / Mabuse sind wieder einmal super.

Dr.Collins Offline



Beiträge: 4

27.03.2006 17:23
#5 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Diesen zweiten Teil der 60ger Jahre-Mabuse-Reihe finde ich völlig gelungen. Ich erachte ihn sogar auf weiten Strecken ebenbürtig mit Langs "1000 Augen". Im Gegensatz zu den nachfolgenden Filmen hat man sich hier noch nicht total auf SF-Gimmicks wie Unsichtbarkeit, den Hypnose-Apparat oder Todesstrahlen verlassen. Die "Macht" und Manipulation kommt hier, wie in "1000 Augen" auch, noch von Mabuse selber (o.k. unterstützt natürlich von den Dr. Bäumler und den Spritzen die verabreicht werden) und nicht von technischen Spielereien. ich finde der Film hat eine sehr schöne Atmosphäre, beispielsweise zu Beginn im Zug oder die Szenerie rund um die Bar. Die Besetzung ist erstklassig und Fröbe ist egal ob er nun Krass oder Lohmann heisst einfach super. Ein Manko allerdings: Während man in 1000 Augen Wolfgang Preiss selber in den Masken sah und ihn bis zum Schluss nicht erkannte wählte man hier einen anderen Weg, indem "Mabuse in der Maske" ganz einfach von einem anderen Schauspieler verkörpert wurde. So konnte man zwar verhindern dass man Preiss' inzwischen bekanntes Gesicht frühzeitig entdeckte, nahm dem Zuschauer aber auch die Möglichkeit rational hinter Mabuses Identität zu kommen. Eigentlich hätte es so ja jeder sein können.

4 von 5 Punkten

ewureuab ( Gast )
Beiträge:

13.04.2006 20:39
#6 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Für mich leider ein sehr schwacher Reinl. Obs am Drehbuch liegt? Wirre Story bei der man nicht immer ganz folgen kann. Ob das beabsichtigt ist? Schauspieler agieren recht blass. Wird wohl an der inszenierung liegen.
Das Positivste finde ich ist die düstere Atmosphäre und die letzten 10 Minuten.
Positiv ist auch das Mabuse hier abermals wie ein Phantom ist. Er ist da und doch nie wirklich.

Trotzdem bin ich froh den Film in meiner Sammlung zu haben und mag ihn auch irgendwie.

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

07.10.2007 18:39
#7 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Toller Film!Reinl hat ihn routiniert abgedreht.Es wird richtige und unheimliche Spannung erzeugt.Leichen fallen nur so am laufenden Band und nicht gerade zimperlich.Beeindruckendes Star-Aufgebot und schön bewegliche Kamera von Karl Löb.Eindrucksvoll auch die Demaskierung von Wolfgang Preis am Ende.Für mich der beste Mabuse-Film.Auf Reinl konnte man sich eben immer verlassen!

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

29.02.2008 17:20
#8 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten
Nun habe ich mir STAHLNETZ zum zweiten mal angesehen und bin immer noch geteilter Meinung. Sicherlich hat der Film Atmosphäre aber irgendwie gehen Story und Inszenierung nicht wirklich an mich ran. Schon am Anfang, als die Familie von Gert Fröbe vorgestellt wird, nehme ich es dem ansonsten guten Schauspieler einfach nicht ab. Es passt einfach nicht zu Herrn Fröbe. Als ermittelnder Kommissar bekommt er Unterstützung von Lex Barker, der auch irgendwie unbeholfen durch die Gegend stolpert. Daliah Lavi kann auch nicht wirklich glänzen und bleibt farblos und fade.
Nur nett aussehen ist einfach zu wenig.
Der geniale Werner Peters kommt auch nicht rüber wie in die 1000 Augen.
Woran liegt es denn?
Hier würde ich behaupten, die Zutaten stimmen, Atmosphäre wird aufgebaut aber was letztendlich rüberkommt ist einfach ein fader Beigeschmack, was ich wohl dem Regisseur Reinl anlasten muss. Dem Film fehlte es irgendwie an Intensität und Dynamik. Der Film schmeckt wie ein Cheeseburger von McDonald, man ißt ihn, ist irgendwie zufrieden, weiß aber daß er nix besonderes ist. Die Musik von Peter Sandloff ist auch nicht der Knüller.
Meiner Meinung nach ist der Film, eine magere Reinl Leistung, wobei er keinesfalls als schlecht zu bezeichen ist. Er ist einfach nur nichts "besonderes".
Als nächstes werde ich mir nochmal DIE UNSICHTBAREN KRALLEN anschauen, den habe ich sehr gut in Erinnerung.

Unfreiwilliger Lacher am Rande ist: Die "Bimbo" Bar. Totlach! Für eine Bar, würde man solch einen Namen heute nicht mehr wählen auch nicht in einem Film. War Bimbo eigentlich 1961 bereits eine abwertende Bezeichnung für schwarze Menschen?

Im Rahmen der Serie:
2,5 von 5
Mamba91 Offline



Beiträge: 745

25.06.2009 12:56
#9 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Nachdem Fritz lang mit "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" einen realistischen Thriller drehte und dabei bewusst oder unbewusst Elemente des 33er Mabuse-Films kopierte, steuerte Autor Ladislas Vodor die Reihe nun in eine ganz andere Richtung. Das Ladislas Vodor und Dr. Harald Reinl sich offenbar bei Horst Wendlandts Wallace Reihe inspiriert hatten ist nicht zu leugnen. Die Strafanstalt mit den hypnotischen Insassen erinnert sehr an den im gleichen Jahr entstandenen Wallace-Reißer "Die toten Augen von London". Auch der invalide Mann dessen humpeln auf dem Pflaster „Klack, klack“ macht lässt Wallace Atmosphäre aufkommen.
Und anscheinend wollte man die Zuschauer noch mehr schockieren, man beachte die verbrennende Mrs. Pizarro oder das Säurebad in dem der "Gorilla" Alberto Sandro vernichtet wird oder die Schießerei vor den Atommeilern. Die Musik von Peter Sandloff wirkt ebenfalls unheimlicher und dämonischer.
Gert Fröbe als Kommissar Lohmann, wieso er nicht Krass wie im Vorgänger heißt ist fraglich, und Lex "Shatterhand" Barker machen ihre Sache ausgezeichnet. Die drei Namen von Barker sind jedoch beneidenswert kreativ und wohl das typische amerikanische Klischee. Natürlich müssen Gangster der 60er Jahre so "dreckige" Namen wie Nick Scapio oder Bob Arco haben. Und der smarte amerikanische FBI- Agent muss natürlich Joe Como heißen. Sonst wär’s ja nicht cool.
Einziger Schwachpunkt der Besetzung ist Werner Peters. Seine Rolle spielt er lustlos und desinteressiert.
"Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" ist meiner Meinung nach neben "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse" der beste der sechsteiligen Reihe. Keiner der nachfolgenden Filme schafft es erneut, beim erzählen der Geschichte so ernsthaft und kalt zu wirken.
5/5 Punkten

Glasauge Offline




Beiträge: 1.321

10.05.2010 20:26
#10 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Was mich inzwischen wundert, ist das bei eBay fast nur noch dieser Film angeboten wird.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

06.01.2011 18:41
#11 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Ein paar interessante Anmerkungen zu "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse":

Zitat von Hans Schmid: "Herrschaft des Verbrechens", in: "Das Testament des Dr. Mabuse", Rowohlt-Verlag, Reinbek 1997
Es geht multikulturell zu bei Mabuse. In "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (1961) steht Lex Barker [...] in der Rolle des FBI-Agenten Joe Como Kommissar Kras aus den "1000 Augen" bei, der immer noch von Gert Fröbe gespielt wird, jetzt aber wieder Lohmann heißt. Schließlich mischt nun das Syndikat aus Chicago mit, weshalb Mrs. Pizzaro die Bimbo Bar besucht und von Dimitrios, dem Griechen, beobachtet wird. Alberto Sandro wird in Schwefelsäure aufgelöst. [...] Ein Pfarrer trinkt am liebsten Rémy Martin, doch wenigstens Lohmann mag kein Kleenex und ist gut versichert, wie der DAS-Aufkleber an seiner Windschutzscheibe beweist.


So einfach kann man die Handlung dieses erstklassigen Kriminalfilms zusammenfassen.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

07.11.2011 14:24
#12 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Bei "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" handelt es sich um eine sehr gelungene Fortsetzung innerhalb dieser Reihe und um meinen persönlichen Favouriten. Sehr gut herausgearbeitet ist hier die Frage, ob Dr. Mabuse wirklich noch lebt, denn im Vorgänger sah man ja bereits sein vermeintliches Ende.
Der Film bedient sich einer ungewöhnlich exzessiven Härte, für die damalige Zeit bekommt man ziemlich brutale Ermordungsszenen zu Gesicht, die aber die Figur des Dr. Mabuse am treffendsten charakterisieren, das war in keinem anderen Film der Reihe in diesem Ausmaß der Fall. Immer wieder fallen Quervergleiche mit der Figur des oder eines Teufels, auch das mehrmals präsente Buch "Die Anatomie des Teufels" weist auf einen unmenschlichen Verbrecher hin. Es kommt zu hochinteressanten Ansätzen, zunächst wird dieses Buch als heiße Spur in eine bestimmte Richtung eingesetzt und wirft später auch gewisse Verdachtsmomente auf ob Mabuse selbst am Werk ist, oder ob Jemand sein Erbe angetreten hat.
Der Film legt von Anfang an ein sehr hohes Tempo vor, ein bestialischer Mord jagt den Nächsten. Die beteiligten Charaktere werden gut in das Geschehen integriert, noch besser werden die jeweiligen Beziehungen der Personen langsam aufgerollt und stellen sich als passend heraus. Die Besetzung ist sehr beachtlich.

Gert Fröbe als Kommissar Lohmann ist ein sachlicher und höchst misstrauischer Ermittler, der den Personen stets unmissverständlich direkt und eisern gegenübertritt. Man bekommt den Eindruck, dass er von Mabuse und dessen Katz und Maus Spiel an die Grenzen seiner Geduld und seiner Kompetenzen gebracht wird. Fröbe spielt wie immer hervorragend und zeichnet den perfekten Gegenspieler von Dr. Mabuse. Lex Barker, zu dem ich persönlich überhaupt keinen Draht als Schauspieler habe, sehe ich hier ganz gerne. Er schafft es zwar kaum, seinem Charakter das gewünschte doppelte Gesicht zu geben und irgedwie verdächtig zu erscheinen, spielt seine Rolle aber der Anforderung nach recht passabel und relativ sympathisch. Daliah Lavi, die ich aus anderen, und bevorzugt späteren Produktionen als Hingucker bewundere, zeigt sich hier lediglich im gehobenen Rahmnen der Anforderungen. Ihr fehlt als Reporterin zu sehr Eigenständigkeit und Schlagfertigkeit, zu Lex Barker passt sie meines Empfindens leider nicht. Allerdings wird ihre Maria Sabrehm und ihre Beziehung zu anderen Personen recht gut in das Gesamtgeschehen integriert, es bleibt also unterm Strich nicht nur der Eindruck der bedrohten, hilflosen jungen Frau.
Andere Akzente kann hier Rudolf Fernau als lange zwielichtig dargestellter Pfarrer Briefenstein setzen. Er zeigt schauspielerische Rafinesse auf höchstem Niveau. Er ist als Autor der "Anatomie des Teufels", als Gefängnisgeistlicher und wegen der Kirche, in die der Teufel scheinbar beten kommt, lange nur schwer zu durchschauen. Fausto Tozzi als Gefängnisdirektor Wolf stellt sich als Glücksgriff für die Besetzung heraus, der ebenfalls nicht gut einzuordnen ist, Werner Peters, der sich innerhalb dieser Reihe in unterschiedlichsten Rollen austoben durfte, wirkt da vergleichsweise etwas schwach, aber doch sehr vertraut. Rudolf Forster steigt leider erst sehr spät in das Szenario ein, seine für die Handlung doch sehr wichtige Rolle verliert sich aufgrund der kurzen Anwesenheitsdauer leider in gefühlter Belanglosigkeit, auch in schauspielerischer Hinsicht setzte er schon ganz andere Ausrufezeichen.
Überhaupt wimmelt es nur so von Verdächtigen und zwielichtigen Personen, sodass man als Zuschauer interessiert damit beschäftigt ist, dieses Puzzle mitzuverfolgen und zusammenzufügen. Laura Solari, Henry Coubet und Ady Berber interpretierten äußerst eindrucksvolle und harte Ermordungsszenen. Das Verbrennen der Mrs. Pizarro, das Zerquetschen des Blinden durch einen Lastwagen und das Hinausspringen von Alberto Sandro aus einem der oberen Stockwerke des Polizeigebäudes, wirkt überaus authentisch und brutal. So stelle ich mir persönlich die Machenschaften eines Dr. Mabuse vor. Nicht unerwähnt bleiben sollten hier noch Albert Bessler, der mit seiner Rolle in Erinnerung bleibt, und selbstverständlich Wolfgang Preiss, dessen kurzer Auftritt in einem spektakulären Abgang gipfelt. Es bleibt eine fast rundum gelungene Besetzung, die hier an der Überzeugungskraft tatkräftig mitwirkt.

"Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" überzeugt durch seinen klaren Aufbau und wegen des hohen, gut dosierten Tempos, außerdem prägt den Film seine ernste und harte Grundstimmung, wie ich es persönlich am liebsten mag. Der Zuschauer bekommt innerhalb kurzer Abstände viel Informationen und Geschehnisse geboten, was nicht zu überladen wirkt, sondern fast durchgehend spannend. Hier unterstützt die eher klassisch für Kriminalfilme ausgefallene, aber schwierig eingängige Musik von Peter Sandloff den Film sehr angemessen.
Die Umschlagplätze für Verbrechen und Planung in Form von Gefängnis und Kirche überzeugen, insgesamt fängt die Kamera viele beeindruckende Bilder ein, die sich wie ein roter Faden durch den Film ziehen. Das Finale ist, wie für diese Reihe üblich, spektakulär ausgefallen. Nur die Idee, dass man mit einem Verbrechersyndikat kooperieren wollte, wird zu schwach herausgearbeitet, und es scheint, dass gerade die Aspiranten aus Chicago nur mangelhaft vorbereitet waren. Auch die Sedierung durch eine neue, unbekannte Droge, die Personen gefügig macht und die dadurch zu Robotern werden ist etwas unglaubwürdig, beziehungsweise unspektakulär.
Was diesen Beitrag von Harald Reinl auszeichnet, ist die deutliche Konzentrierung auf Dr. Mabuse, der von Anfang bis Ende überall und nirgens zu sein scheint. Zwar nicht im Bild eingefangen bemerkt man seine unheilvolle Präsenz doch überall. Das offene Ende mit Lohmanns Ankündigung, nicht eher beruhigt zu sein, bis Mabuse gefasst sei, ziehe ich einem Barker-Lavi-Happy-End eindeutig vor. Von Reinls kriminalistischen Beiträgen insgesamt und innerhalb der Reihe rangiert "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" bei mir ganz hoch oben.
Zuletzt gibt es noch eine interessante Anmerkung zu diesem Film aus Unterhaltungen mit drei verschiedenen Zeitzeugen, von denen zwei Personen diesen Film damals im Kino gesehen haben, eine Person erinnerte sich an eine TV-Wiederholung. Man konnte mir fast nichts mehr vom Film an sich berichten, geschweige denn von Titel, Besetzung und Handlung, doch jeder einzelne konnte mir noch einen gewissen, prägnanten Satz vorsprechen: "Ich habe nur einen Herrn und Gebieter, Dr. Mabuse".
Na, wenn Dr. M. da mal nicht ganze Arbeit geleistet hat...

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

13.12.2011 12:09
#13 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Nach Fritz Langs atmosphärischen Knüller „Die 1000 Augen des Dr. Mabuse“ genießt dieser Film als zweiter Mabuse bei mir Sonderstatus, da er sich meines Erachtens auf der einen Seite im Unterschied zu dem Lang-Werk endgültig und klar zu den Wallace-Epigonen einreiht und sich als solcher bekennt, auf der anderen Seite dem Epigonentum durch einen (wohl) bewusst ununterdrückten „deutschen“ Anstrich ganz neue Facetten hinzufügt, die sich leider im weiteren Verlauf der Mabuse-Reihe verloren, auch weil die Darstellung der demagogischen und massenbeeinflussenden Mabuse-Ur-Strahlkraft als Triebfeder hinter den unheimlichen Geschehnissen immer mehr zugunsten irgendwelcher technischer Gadgets und Spielereien bzw. quasi übersinnlicher Phänomene zurückgefahren wurde, ganz abgesehen davon, dass man sich noch später sogar augenscheinlich hilfesuchend direkt in Wallace und sogar James-Bond-Territorium flüchtete.

Kurz gesagt: Im Unterschied zu den „1000 Augen“ ist dieser Film von Inszenierung und Erzählweise her eindeutig Wallace-typischer und damaligen Krimi-Konventionen entsprechender, und doch wirkt er gleichzeitig (noch) nicht explizit bemüht darum.

Gleich die erste Szene mit dem Kommissar untermauert dies: der Kommissar schwelgt mit seiner Familie im trauten idyllischen Heim in Urlaubsvorfreuden, und lässt sich derart beschwingt sogar zu einer phantomimisch-gestischen(-gutturalen) Darstellung derselben hinwegreißen: im See angelnd-stehend (kastenweise) Pils hinabzugluckern nämlich. Viel weiter distanzieren in punkto Lebenssituation und Verhalten kann man sich von dem typischen Wallace-Ermittler wohl kaum.

Und gleichzeitig ist dieses quasi „Heinz-Erhardt-Setting“ ein herrlich wirkungsvolles Stilmittel, um im Kontrast zu diesen harmlosen Familienfreuden die außergewöhnlich düstere, kalte, beklemmende und brutale Atmosphäre des sonstigen Films, der vor allem mit einem sehr temporeichen und gelungenen Beginn punkten kann, zu betonen, in die der Kommissar nun erstmal geworfen werden wird. Um bei seinen ersten Gehversuchen innerhalb des gefühlten STAHLNETZES der Gewalt (welches definitiv und ganz klar kein wohlig-schauderhaftes, womöglich sogar taubehangenes britisches Spinnennetz ist) zunächst (ein bisschen hämisch und überheblich) von dem sich doch in Verhalten und Gebaren deutlich anders gebenden und dadurch direkt auffallenden Amerikaner Joe Como (gespielt von dem Nicht-Wallace-Gesicht Lex Barker) beobachtet und taxiert zu werden.

Für mich daher ein Film mit einer unverwechselbaren Stimmung, die mir leicht darüber hinweghilft, dass das letzte Drittel mir etwas allzu geradlinig verläuft und nicht so nicht ganz das (zugegeben sehr große) Versprechen des Auftakts erfüllen kann. Und selbst hier beim Finalteil muss ich noch positiv anmerken, dass ich die „Raumflutungsszene“ einen ganzen Zacken druckvoller, beklemmender und besser inszeniert finde als beispielsweise das Pendant dazu im "grünen Bogenschützen" und auch die Szenen mit Mabuse auf der Lokomotive ganz zum Schluss des Filmes noch einmal die Intensität und Atmosphäre des Filmanfangs heraufbeschwören und wirklich ein-halten und -lösen können. Sodass unterm Strich wirklich alles gut, halt, Stopp: sogar sehr gut ist.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.12.2011 16:29
#14 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Mr Keeney
Sodass unterm Strich wirklich alles gut, halt, Stopp: sogar sehr gut ist.



Haben wir es hier vielleicht mit dem besten Epigonen zu tun?

Mr Keeney Offline




Beiträge: 1.365

14.12.2011 15:42
#15 RE: Bewertet: Mabuse - "Im Stahlnetz des Dr. Mabuse" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov


Haben wir es hier vielleicht mit dem besten Epigonen zu tun?



Ich habe mir jetzt zwar über diesen (sehr interessanten) Gedankenansatz bisher noch keine Gedanken gemacht, und kenne auch noch beileibe nicht sämtliche Epigonen, aber wenn ich so drüber nachdenke, und die Epigonen, die ich bislang gesehen habe und zusätzlich mein mir aufgrund von Besprechungen und Kritiken gebildetes (möglicherweise unrichtiges) Epigonen-Gesamtbild so Revue passieren lasse, scheint mir dies nach meiner Einschätzung tatsächlich gut im Bereich des Möglichen zu liegen.

Jedenfalls stufe ich diesen Film für mich persönlich höher und besser ein als die recht oft mit dem Prädikat „bester Epigone“ gepriesenen Filme „Der Würger von Schloß Blackmore“, „Der Henker von London“ und „Die weiße Spinne“. Soviel kann ich zumindest getrost sagen.

Wie ist Deine Meinung dazu, Gubanov? Hast Du Dir schon mal irgendwann eine persönliche TOP 5 zurechtgelegt? Fände ich hochinteressant.

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