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Dieses Thema hat 64 Antworten
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 Filmbewertungen
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Georg Offline




Beiträge: 3.259

30.10.2011 15:09
#46 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Ach ja, klar - danke! Mit dem W, das umgedreht ein M sein könnte, wird ja auch in einer Szene "gespielt".

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

18.07.2013 09:08
#47 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Zufällig entdeckt:



Gruß
Joe Walker

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

19.07.2013 19:40
#48 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

In Anlehnung an den vorherigen Beitrag von "Joe Walker" folgt ein weiteres Dokument von damals.

Es ist ja hinlänglich bekannt, dass Arthur Brauner mit seinen Wallace-Epigonen
den Rialto-Filmen Paroli bieten wollte.
Aus Brauners Archiven wurde eine ""Interne Korrespondenz zur Beschleunigung des Filmstarts"
von "Der Würger von Schloss Blackmoor" veröffentlicht.
Während der laufenden Dreharbeiten schickte Brauner am 3.Mai 1963 eine vertrauliche Nachricht
an den Herstellungsleiter Eberhard Meichsner:

Nachdem wir erfahren haben, dass der Film "Der schwarze Abt" - der 14 Tage später begann
als unser "Würger von Schloss Blackmoor" begann - schon am 7.6. startet, müssen wir unbedingt
am 24.5. mit 200 Kopien
am 26.5. mit weiteren 15 Kopien
am 31.5. mit weiteren 15 Kopien starten,
so dass wir bis zum 7.6. mit dem vollen Einsatz rechnen können.
Diese Termine müssen striktestens eingehalten werden, weil wir andernfalls die Führung
und die notwendigen Einnahme-Chancen verlieren."


Eingehalten werden konnte dieser Termin damals nicht, denn der "Würger" startete erst am 21.6.,
immerhin aber noch 2 Wochen vor dem "Abt", denn auch hier musste der angepeilte Starttermin
verschoben und auf den 5.7. verlegt werden.

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

20.07.2013 12:20
#49 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #48

am 24.5. mit 200 Kopien


Kleine Korrektur: es sollte natürlich "20 Kopien" heißen.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

16.11.2013 16:19
#50 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Wie von Harald Reinl nicht anders zu erwarten, bekommt man hier erstklassige Unterhaltung geboten. Auch wenn dem WÜRGER der Großfilmcharakter von FROSCH oder MÖNCH abgeht, so ist doch die Handschrift des Regieseurs unverkennbar.

Zu bemängeln habe ich dennoch zwei Dinge: die Rolle von Dieter Eppler ist furchtbar überzogen und passt nicht in das sonst eher nüchtern, sachliche Geschehen. Außerdem ist der Täterkreis leider sehr eingeschränkt und die Demaskierung des Würgers letztlich wenig überraschend. Sonst überwiegt das Positive: Die Besetzung ist bis in die Nebenrollen hervorragend, die Komik dezent eingesetzt, die nächtlichen Szenen rund um das Schloss wunderbar. Der Mord an dem Motorradfahrer ist für damalige Verhältnisse schon hart und gewagt. Die musikalische Untermalung ist absolut außergewöhnlich - im positiven Sinn eine schöne Abwechslung, die zeigt, dass nicht nur Peter Thomas und Böttcher hervorragende Wallace Soundtracks komponieren konnten.

Fazit: Insgesamt nicht ganz auf dem Niveau von Reinls Rialto Wallace und nicht gerade hochspannend, aber immer noch sehr sehenswert hinsichtlich Besetzung und Schauplätzen. Vor allem der eine besagte Mord sorgt dafür, dass der Film im Gedächtnis bleibt. Dafür gibts 4 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.03.2014 20:31
#51 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Hervorragender BEW Film, der in der Nebenlinie nur noch vom Henker übertroffen wird. Tolle Nacht/Nebel Atmosphäre.Die Musik ist ungewöhnlich, passt aber sehr gut zum Geschehen.Der Würger-Charakter wirkt sehr vital und entschlossen und bringt die von ihm ausgehende Bedrohung äußerst glaubwürdig rüber. Auf Reinl ist (fast) immer Verlaß. Albernheiten werden, wie es dem Charakter der BEW`s und auch Reinl`s Stil entspricht weitestgehend ausgespart.Harry Riebauer find ich nicht grad eine Idealbesetzung, aber egal.Handwerklich ist der Film ein echter
(BE)Wallace. Und das ist es, was für mich zählt. Karin Dor ist wie immer eine Augenweide.Die First Lady der Wallace Filme.
5 von 5 Punkten.

Giacco Offline



Beiträge: 2.499

01.05.2014 19:25
#52 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Zur Abwechslung mal eine zeitgenössische Bewertung:

"Ein altes Schloß mit ehemaliger Folterkammer im Keller und blubberndem Moor ringsum, ein zwielichtiger Hausherr mit doppelbödigem Butler und ahnungsloser Nichte, ein Spelunkenwirt, eine Barfrau, die zwischenzeitlich als Dame auftritt, ein Reporter in ständiger Nähe des Würgers und ein Rechts(?)-Anwalt sind die gängigen Zutaten dieses Krimis. Wieder einmal benimmt sich fast ein jeder prachtvoll verdächtig - einschließlich des Kriminal-Assistenten. Wieder einmal findet der Herr Kommissar inmitten dieser verrotteten Gesellschaft die Frau fürs Leben.
Das nach einem Roman von Bryan Edgar Wallace geschriebene Drehbuch schließt für den Besucher zwar nicht die Möglichkeit aus, den "Würger" alsbald zu entdecken, bietet aber dennoch hinreichende Verwirrungsmomente, um die Spannung bis zum Schluss zu erhalten. Dr. Harald Reinl, dessen dezente Verulkung dieser Sujets in einer dem Publikum noch genehmen Dosis beigement ist, hat abermals einen gängigen Krimi abgeliefert. Fotografie mit Atmosphäre (Ernst W. Kalinke), leicht ironische Klangkulisse (Oskar Sala) und passable schauspielerische Leistungen vervollständigen das Bild dieser publikumswirksamen Gebrauchtware. Die Darsteller fügen sich zu einem verläßlichen Team zusammen, das keine wesentlichen Stärken und keine ins Auge fallenden Schwächen zeigt."
(Film-Echo Juli 1963)

Ray Offline



Beiträge: 1.929

14.02.2016 20:32
#53 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Der Würger von Schloss Blackmoor (BRD 1963)

Regie: Harald Reinl

Darsteller: Karin Dor, Harry Riebauer, Rudolf Fernau, Dieter Eppler, Ingmar Zeisberg, Walter Giller, Richard Häussler, Hans Nielsen, Albert Bessler u.a.



Über ein Jahr nach dem Erstling startete Der Würger von Schloss Blackmoor, nachdem Brauner in der Zwischenzeit seinen vorläufig einzigen „echten“ Wallace-Film, Der Fluch der gelben Schlange, in die Filmtheater gebracht hatte. Bereits beim zweiten Film emanzipierte man sich vollständig von seinem Namensgeber, indem man nicht nur eine ganz eigene Story erfand, sondern auch von Anfang an keinen Titel eines Romans aus Wallace´ Feder den Planungen zugrunde legte.

Dank eines einjährigen Engagements bei CCC konnte man keinen geringeren als Harald Reinl für den Film gewinnen, den Mann, der die Kriminalfilmwelle mit Der Frosch mit der Maske angestoßen hatte. Selbstverständlich brachte er auch seine Frau, Karin Dor, mit ans Set. Die Grand Dame des deutschen Kriminalfilms zeigt einen ihrer besten Auftritte. Sie ist äußerst präsent, trägt gefühlt so viele unterschiedliche Frisuren und Kostüme wie in keinem anderen Genrefilm zur Schau und verleiht jeder Szene unter ihrer Mitwirkung somit eine ureigene Grazie. Schließlich darf sie auf der Brücke auch einen besonders schönen Schrei zum Besten geben. An ihre Seite stellte man Harry Riebauer, einen Darsteller, der den meisten eher als Fiesling aus den Farb-Wallace-Filmen der Rialto bekannt sein dürfte. Geht man entsprechend voreingenommen an den Film heran, erscheint es zunächst seltsam, ihn in der Rolle des Inspektors zu sehen. Riebauer gelingt jedoch das, was Joachim Hansen im Vorgänger nicht glückte: er entwickelt einen ganz eigenen Charme und verleiht dem Film so das „gewisse Etwas“. Auch die Nebenrollen sind herausragend besetzt, allen voran Rudolf Fernau, der als der geborene Wallace-Schlossbesitzer erscheint. Eitel, egoistisch, durchtrieben, dämonisch – eine wahre Freude, diesem großen Mimen zuzuschauen. Passend dazu gesellt sich Richard Häussler in der Rolle des Rechtsanwalts und Notars, beide standen schon in Die seltsame Gräfin gemeinsam vor der Kamera. Für die Besetzung des Butlers gelang es Reinl, anstelle von Hans Nielsen Dieter Eppler durchzuboxen. Nielsen übernahm dafür den Part des Tavish, Besitzer des „Old Scavenger Inn“. Eppler ging in der Rolle voll auf, spielte wunderbar überkandidelt und konnte so die Abstinenz Klaus Kinskis, den man auch gerne verpflichtet hätte, weitgehend ausmerzen. Ingmar Zeisberg, bekannt u.a. aus dem Durbridge-Mehrteiler Wie ein Blitz, spielt überzeugend die wandlungsfähige Bardame/“Gräfin“. Hans Reiser gab mit seinem zweiten Auftritt gleichzeitig seinen Ausstand.

Ein wunderschönes Schloss samt eines manischen Besitzers, ein maskierter Killer, ein verrückter Butler, eine schöne Schlossbewohnerin, ein Moor, eine verruchte Bar... Der Würger von Schloss Blackmoor enthält im Grunde alle Zutaten, die man sich wünscht, geht aber noch darüber hinaus, indem er ihm eigene Stärken aufweist und wird so zur Blaupause eines Gruselkrimis. Besonders auffällig ist die düstere Grundstimmung sowie die vergleichsweise ausgeprägten Härten. Nicht nur die oft zitierte Szene, in der der Motorradfahrer geköpft wird oder der Kopf Albert Besslers im Paket überreicht wird, auch die Würgeszenen oder die harten Kampfszenen im Schloss, die für die damalige Zeit ungemein intensiv daherkommen und spannend inszeniert sind, belegen diese These. Überhaupt zieht Reinl alle Register. Ob es der Rettungssprung des in Flamme geratenen Inspektors ins Wasser oder die Verfolgung des Würgers bis ins Moor ist: in Sachen Action und Spannung setzt der Film Maßstäbe. Der Würger wirkt besonders unheimlich und perfide, was er durch sein unverfrorenes Eindringen ins Schloss und seine tückischen Fallen nachhaltig demonstriert. Reinl und Kameramann Kalinke gelingen gewohnt herausragende Außenaufnahmen, die das Grundgerüst für die wunderbare Atmosphäre des Films bilden. Die Musik Oskar Salas ist zunächst ungewöhnlich bis befremdlich, entwickelt bei genauerem Hinhören und Betrachten des Films gleichwohl ungeahnte Qualitäten, weil sie äußerst stimmungsvoll die jeweiligen Szenen untermalt und sich stets dem Film unterwirft und ihm so zugutekommt. Ein netter Kontrast zu den Musiken von Thomas oder Böttcher, die von den Filmen weitaus stärker verselbstständigt waren und auch fernab von den eigentlichen Filmen funktionierten. Was endlich Story und Drehbuch angeht, so zeigt sich, dass Ladislas Fodor – hier im Gespann mit Gustav Kampendonk – wusste, wie man einen spannenden Gruselkrimi im Wallace-Stil zu schreiben hatte. Dies sollte er einige Jahre später auch noch in der Rialto-Wallace-Reihe unter Beweis stellen (Im Banne des Unheimlichen).

Einen gelungenen doppelbödigen Scherz hat man sich mit dem Plakat erlaubt: auf diesem sieht man den Würger, wie er die Hände um Karin Dor zum Würgeangriff schließt, die einen Telefonhörer in der Hand hält. Dies entspricht der Szene im Film, in der Mike Pierce alias Hans Reiser dies in der Telefonzelle tut. Dort sieht man zunächst nur die Handschuhe, rechnet mit dem Würger und atmet dann auf, als sich dieser als ein Kollege von ihr entpuppt. Letzten Endes stellt sich heraus, dass die erste Assoziation doch richtig war, denn er ist der Würger, so dass diese Szene für Eingeweihte quasi die Lösung vorwegnimmt, ohne dass der Zuschauer es merkt. Großartig.


Wer hätte das nach dem eher durchwachsenen Start gedacht? Beim "Würger" wurde wahrlich geklotzt und nicht gekleckert. Der Film setzt Maßstäbe in puncto Action und Spannung und dient so als Blaupause für den Gruselkrimi. Glasklare 5 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

14.02.2016 21:15
#54 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Eine sehr schöne Bewertung. Auch ich liebe diesen Film, der mit den Topfilmen der echten Wallace-Reihe auf Augenhöhe ist. Auf Harald Reinl ist einfach Verlass.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

01.01.2017 20:28
#55 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Bryan Edgar Wallace: Der Würger von Schloss Blackmoor (1963)



Regie: Harald Reinl

Produktion: CCC-Filmkunst - Artur Brauner, BRD 04.04.1963 - 17.05.1963

Mit: Harry Riebauer, Rudolf Fernau, Hans Nielsen, Ingmar Zeisberg, Walter Giller, Dieter Eppler, Hans Reiser, Richard Häussler, Peter Nestler, Gerhard Hartig, Albert Bessler, Werner Schott, Carl de Vogt, Stephan Schwartz, Egon Vogel, Klaus Miedel


Handlung:

Lucius Clarke, Mieter von Schloss Blackmoor, erhält wiederholt ungebetenen Besuch von einem schwarz maskierten Unbekannten, der die Diamanten für sich beansprucht, welche Clarke im Schloss versteckt hält. Der, wie ein Phantom in Erscheinung tretende, Fremde erwürgt der Reihe nach Männer, die in Clarkes Dienst stehen und entwendet dabei kleinere Diamantensendungen, welche dieser auf dem Schwarzmarkt verkaufen will. Inspektor Mitchell, der eines Nachts in Schloss Blackmoor bleibt, wird ebenfalls von dem maskierten Würger attackiert, der etwas gegen seine Anwesenheit zu haben scheint. Es gelingt ihm aber, ihn abzuwehren und in die Flucht zu schlagen. Kurz darauf entdeckt der Inspektor, dass Lucius Clarke vor Jahrzehnten ein Verhältnis mit der Frau seines besten Freundes hatte, welches nicht ohne Folgen blieb. Das Ergebnis dieser Beziehung scheint der maskierte Unbekannte zu sein, was jedoch weder Clarke noch Letzterer wissen. Auch ermordete Clarke damals seinen Freund und nahm dessen Diamanten an sich...

Anmerkungen:

Nachdem Artur Brauners Testlauf mit "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" den gewünschten Erfolg brachte, legte er erst so richtig los, um in Sachen Wallace mit Horst Wendlandt gleichzuziehen und in die Spur zu kommen. Dazu ließ er den zuverlässigen Harald Reinl im Regiestuhl Platz nehmen und engagierte typische Darsteller der Rialto-Reihe, wie Karin Dor, Dieter Eppler und Albert Bessler, die einen hohen Wiedererkennungswert garantierten und die Grenzen der beiden Reihen nahezu verwischten. Reinls Frau Karin Dor und sein Protege Dieter Eppler gehörten, genauso wie der Kameramann Ernst W. Kalinke, ohnehin zu dessen festen Team.

Das Ergebnis kann sich mehr als nur sehen lassen und steht den Top-Filmen der Wallace-Senior-Reihe in nichts nach. Atmosphärisch werden wirklich tolle und unheimliche Nacht-und-Nebel-Aufnahmen im und um's Schloss geboten, dessen Einrichtung ein nicht minder tolles Dekor ziert. Oskar Salas Musik passt dabei ganz hervorragend zu den Bildern und zum gruseligen Geschehen und der unheimliche schwarze Würger ist ebenfalls eine ausgesprochen Genre-wirksame Figur, die Dank ihrer überdurchschnittlichen Körperkraft und Brutalität sehr wirkungsvoll eingesetzt wird. Außerdem ist die Verkleidung weniger skurril und erinnert an einen schwarz gekleideten Bankräuber. Nicht besonders gut finde ich hingegen Harry Riebauer als Inspektor, da ich nie ein Fan seines Typus war, kann damit aber leben.

Besonders begrüssenswert ist die für die BEW-Reihe typische Ernsthaftigkeit und Düsterheit der Geschichte, die fast ohne Albernheiten auskommt, bzw. solche auf Walter Giller beschränkt. Der Film würde zwar gewiss auch ohne diesen auskommen, doch kann man über ihn hinwegsehen. Man war ja damals offenbar der Meinung, dass irgendein Clown unbedingt dabei sein musste. Handlung und Motive des Täters sind einigermaßen logisch und die Morde sind für Krimis dieser Zeit ungewöhnlich brutal, nachdem hier sogar klar sichtbar die Köpfe rollen. Der Streifen ist deutlich härter und gruseliger als die meisten echten Wallace-Filme, wodurch er sich wirklich auszeichnet. Genau diese Merkmale hätte ich mir viel öfter in der Wendlandt-Reihe gewünscht, die im Laufe der Zeit immer mehr in den Klamauk abflachte und den Ansprüchen von Fans ernsthafter Thriller-Kost dadurch auch immer weniger gerecht wurde.

Fazit:

Artur Brauners Wallace-Krimi Marke Eigenbau erreicht tatsächlich die Qualität der besten Filme der Original-Reihe und ist sowohl ein herausragendes Meisterwerk als auch ein waschechter Gruselkrimi mit der notwendigen Härte und Atmosphäre. Geboten wird eine Gothic-Krimi-Märchenwelt zum immer wieder gern sehen. Daher volle 5 von 5.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

01.01.2017 20:30
#56 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten



Bryan Edgar Wallace: Der Würger von Schloss Blackmoor


Kriminalfilm, BRD 1963. Regie: Harald Reinl. Drehbuch: Gustav Kampendonk, Ladislas Fodor (frei nach Bryan Edgar Wallace). Mit: Karin Dor (Claridge Dorsett), Harry Riebauer (Inspektor Jeff Mitchell), Rudolf Fernau (Lucius Clark), Walter Giller (Lord Edgar Blackmoor), Ingmar Zeisberg (Bardame Judy), Hans Reiser (Reporter Mike Pierce), Dieter Eppler (Butler Anthony), Richard Häußler (Dr. Tromby), Hans Nielsen (Hehler Tavish), Stephan Schwartz (Philip, genannt Phips) u.a. Uraufführung: 21. Juni 1963. Eine Produktion der CCC-Filmkunst Berlin im Gloria-Filmverleih München.

Zitat von Der Würger von Schloss Blackmoor
Ein schwarz maskierter Mann konfrontiert den ehemaligen Kolonialverwalter Lucius Clark auf dessen Schloss Blackmoor und drängt ihn, das Geheimnis verschwundener Rohdiamanten, für die er einst seinen Mitarbeiter ermordete, preiszugeben. Als Zeichen, dass es ihm ernst ist, erwürgt das Phantom einen der Hausangestellten und hinterlässt ein charakteristisches Brandzeichen auf dessen Stirn. Wird Clark sein Geheimnis bewahren können – auch wenn ihn Geldnöte gerade jetzt dazu zwingen, einen Teil der Diamanten zu verkaufen?


Auch wenn bei den Bryan-Edgar-Wallace-Filmen von Anfang an oft nur der Titel der Vorlage im Vorspann oder den Drehunterlagen übrig blieb und dazu weitgehend neue Handlungen verfasst wurden, so ist es doch ein kurioses Zeichen, dass der (mit Ausnahme des „Ungeheuers“, welches wiederum dem unkaputtbaren Jack the Ripper-Kult folgte) einzige Film, dem keine BEW-Buchvorlage zugrunde liegt, der beste der Schwarzweißära der Serie ist. Auf einem leeren Reißbrett kombinierte der durch die „Koffer“ bereits eingeübte Kampendonk in Kooperation mit Mabuse-Scriptwriter Fodor traditionelle Zutaten der Wallace-senior-Reihe auf so geschickte Weise, dass im Endeffekt kaum ein nennenswerter Unterschied zu einem „echten“ Wallace-Film auszumachen ist. Diese Anbiederung an die Vorbildreihe sorgt zwar dafür, dass mit „Der Würger von Schloss Blackmoor“ einer der engsten und am besten konsumierbaren Verwandten der Wallace-Welle entstand. Sie ist aber zugleich Anzeichen einer Kapitulation Brauners vor der bestimmenden Wegweisung durch die Rialto. Selbst die über lange Zeit eigenständige Mabuse-Reihe assimilierte der Produzent 1963 mit „Scotland Yard jagt Dr. Mabuse“ ins ironisch-pseudobritische Milieu.

Harald Reinl sorgte dafür, dass der Film sich qualitativ auf einer völlig anderen Stufe bewegt als sein Vorgänger. Vergessen ist die ungeschickte Handschrift Klingers; stattdessen wird routiniertes A-Klasse-Kino abgeliefert, das geschickt eine gefällige Mischung aus Gruselelementen mit entspannender, aber nicht dick aufgetragener Komik und verschiedenen Anflügen von Romanzenseligkeit austariert. Als wirklich mutig oder andersartig fallen nur zwei Umstände auf: die ungewöhnliche Geräusch-Musik Oskar Salas und der Verzicht auf einen etablierten Hauptdarsteller. Während das erste Experiment überzeugt (anders als im „Fluch der gelben Schlange“ findet Sala hier eine gute Mischung aus Eigenständigkeit und Wiedererkennbarkeit), ist das zweite eine der wenigen Schwächen des Films. Karin Dor, die Reinl natürlich vor die Kamera holte und die hier bezaubernd selbstbestimmt wie eh und je agiert, fehlt mit einem eher schuljungenhaften Harry Riebauer ein entsprechend durchschlagender Gegenpol vom Schlage eines Blacky Fuchsberger.

Rudolf Fernau bedient sich althergebrachter und etwas theatralischer Mittel, um seinem zwielichtigen Lucius Clark Profil zu verleihen, was mit dem fürs Genre eher stereotypen Gesamteindruck des Films gut harmoniert. Fernau und Reinl verbindet das Vertrauen in die alte Schule – realitätsferner, aber vergnüglicher Kinntopp soll entstehen. Der vergleichsweise jüngere Dieter Eppler genoss diese solide Ausbildung nicht mehr, was ihn zu ärgerlichem Overacting veranlasst – sein umnachteter, Diamanten schleifender Diener gerät gewissermaßen zu einer Parodie auf den Rollentypus, den bei der Rialto Kinski im Handumdrehen ausfüllte. Walter Giller und Ingmar Zeisberg geben eine unwahrscheinliche, aber reizende Paarung aus schöngeistigem Landtrottel und wandelbarem Vamp, während Richard Häußler und Hans Nielsen (letzterer mit scheußlich gefärbten Haaren) für kleine Schurkereien gut sind. Eine der schönsten Todesszenen im schwarzweißen BEW-Kosmos kommt darüber hinaus Albert Bessler zu, der vom Würger in eine fiese, aber äußerst ansehnliche Falle gelockt und anschließend in Point of View-Perspektive angegriffen wird.

Überhaupt beweist Reinl seine Stärke vor allem in den actionreichen Momenten des Films. Dazu gehören neben einigen Mord- und Anschlagsszenen (andere hätten von höherem Budget für Spezialeffekte deutlich profitiert) auch das Händchen für die Schauplatzauswahl bei Spannungshöhepunkten wie der Friedhofsszene oder der abschließenden Verfolgung durchs neblige Moor. So könnte ein fast rundum gelungener Eindruck zurückbleiben, wenn man nicht als Identität des Würgers ausgerechnet die uninteressanteste und andernfalls überflüssigste Figur des Films, die damit schon von weitem „Ich bin der Täter“ schreit, ausgewählt hätte.

„Der Würger von Schloss Blackmoor“ berücksichtigt alle atmosphärischen Maßregeln zur Herstellung eines hochklassigen Sixties-Krimis. Der Film ist so nah am originalen Wallace-Flair dran wie kein anderer BEW, tappt dabei aber dank verlässlicher Größen wie Reinl, Dor und Fernau nicht in die naheliegende Falle, unkreativ zu wirken. Hätte man mehr Wert auf eine überraschende, nicht so konstruierte Auflösung gelegt, anstatt sie nur mit schönen Moorbildern zu kaschieren, und darüber hinaus noch einen markanteren Hauptdarsteller engagiert, hätte man einen perfekten Epigonen drehen können. 4,5 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

02.01.2017 18:43
#57 RE: Bewertet: BEW - "Der Würger von Schloss Blackmoor" (2) Zitat · Antworten

Ich denke, beide Rezensionen werden dem Film gerecht, insbesondere habt ihr potentielle Schwachstellen gut herausgearbeitet. Giller halte ich auch für entbehrlich, aber wie @patrick schon richtig schreibt, ganz ohne komödiantische Momente ging es wohl nicht. Dies ändert aber kaum etwas an der düsteren Grundstimmung. Gleichfalls bietet Harry Riebauer eine Angriffsfläche, für mich ist er aber kein Schwachpunkt. Im Gegenteil, in meinen Augen hat seine Besetzung - wie ich oben schon bemerkte - einen ganz eigenen Charme, den man mit genretypischen Gesichtern in der Ermittlerrolle verfehlt hätte. Auf den Täter zu kommen ist in der Tat "machbar", doch nahm ich bei der Erstsichtung dieses kleine Erfolgserlebnis gerne mit, zumal die Story insgesamt absolut zufriedenstellend ausfällt. Da wurde am Reißbrett eine wirklich schaurig-schöne Gruselgeschichte entworfen. Auch nach meinen frischen Eindrücken der "echten" Wallace-Filme muss ich nochmal bekräften, dass sich der "Würger" selbst vor den Filetstücken der Konkurrenz nicht zu verstecken braucht.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.09.2017 05:51
#58 RE: Bewertet: "Der Würger von Schloss Blackmoor" (1963, BEW 2) Zitat · Antworten

„Der Würger von Schloss Blackmoor“ belegt im Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017 Platz 10 von 48. Der Film erhielt von den Teilnehmern im Durchschnitt eine Bewertung von 4,18 von 5 Punkten.

zugrundeliegende Wertungen: 16 von 17 (16x „gut bekannt“, 0x „länger her“)
Top-10-Tipps: 7 von 8 (höchster Tipp: 5x Platz 1)
Auswahlrunde: vorqualifiziert (Bryan-Edgar-Wallace-Film)


mit 4,19 Pkt. Platz 17 in der Kategorie Schauspieler (– 7)
mit 4,47 Pkt. Platz 07 in der Kategorie Inszenierung / Spannung (+ 3)
mit 3,94 Pkt. Platz 10 in der Kategorie Drehbuch / Logik (~ 0)
mit 4,16 Pkt. Platz 12 in der Kategorie Ausstattung / Wertigkeit (– 2)
mit 3,50 Pkt. Platz 29 in der Kategorie Musik (– 19)
mit 4,88 Pkt. Platz 02 in der Kategorie Epigonenfaktor (+ 8)
mit 4,16 Pkt. Platz 12 in der Kategorie freie Wertung (– 2)

Edgar-Wallace-Epigonen-Grandprix 2017: Ergebnisse (#205) (14)

Jan Offline




Beiträge: 1.753

10.07.2020 23:24
#59 RE: Bewertet: "Der Würger von Schloss Blackmoor" (1963, BEW 2) Zitat · Antworten

Der Würger von Schloss Blackmoor
Kriminalfilm BRD 1963 • mit Harry Riebauer, Karin Dor, Dieter Eppler, Ingmar Zeisberg, Rudolf Fernau, Richard Häußler, Hans Nielsen, Hans Reiser, Gerhard Hartig, Albert Bessler und als Lord Blackmoor: Walter Giller • Musik: Oskar Sala • Drehbuch: Gustav Kampendonk, Ladislas Fodor frei nach Bryan Edgar Wallace • Kamera: Ernst W. Kalinke • Schnitt: Walter Wischniewsky • Produktionsleitung: Eberhard Meichsner • Gesamtleitung: Artur Brauner
Regie: Dr. Harald Reinl


Insofern sich einmal die Frage stellen sollte, welchen Kriminalfilmreißer der 1960er Jahre man zur Aufführung bringen müsste, wenn es darum ginge, einen der typischsten Vertreter seiner Zunft zu zeigen, so könnte die Wahl zweifelsohne auf den "Würger" fallen. Nachdem Artur Brauners BEW-Erstling aus der Hand von Werner Klingler diesbezüglich kaum den Anspruch der Rialto-Vorbilder zu treffen vermochte, tat Atze gut daran, beim zweiten Versuch auf das eingespielte Team um Regisseur Harald Reinl und Kameramann Ernst W. Kalinke zu setzen, um eben das zu bekommen, was bei der Konkurrenz die Kinosäle füllte. Reinl zog alle Register, einen waschechten Gruselkrimi zu kreieren, der den Rialto-Originalen durchaus ebenbürdig gegenüber stehen konnte und kann.

Setzen konnte Reinl dabei auf eine geradewegs rastlos daherkommende Drehbuchgrundlage, die offenbart, dass die beiden Autoren Kampendonk und Fodor keineswegs bereit waren, halbe Sachen zu machen. Sei es der beachtliche Body Count des Maskenmannes, das schaurige Schloss im Moor, der irre Butler mit dem Faible für Diamanten, die Bar der skurrilen Typen, das geköpfte Haupt des Gärtners im Pappkarton oder die erstarrte Hand des im Moor Ersoffenen: Des "Würgers" Sache ist die Zurückhaltung gerade nicht. Im Gegenteil hat es den Anschein, als haben die Autoren mit Macht alles daran gesetzt, der Konkurrenz ein irres Potpourri der reißerischen Effekte vorzusetzen, an dem diese doch länger zu knabbern haben sollte.

Regisseur Harald Reinl lässt sich dabei kaum zweimal bitten. Ohne jede Hemmung fegt er inszenatorisch durch das Geschehen, dass es eine wahre Freude ist. Beachtlich sind dabei die von ihm gesetzten Akzente: Der Kopf eines Helfershelfers findet sich abgeschnitten im Karton, der andere kugelt auf der Straße umher. Beides präzis und gekonnt inszeniert, die Effekte sitzen. Kaum minder begeisternd sind die zahlreichen Schlägereien arrangiert. Hauptdarsteller Harry Riebauer hat diesbezüglich gleich mehrfach das Vergnügen. Und als könne es keine Steigerung mehr geben, überrascht Harald Reinl vor allem zum Ende hin mit einem nochmals angezogenen Tempo und - Ernst W. Kalinke sei Dank! - mit bestechenden Schwarzweiß-Bildern in nächtlich-nebeliger Kulisse. Das Licht ist bravourös gesetzt, die Stimmung hervorragend. Einige Einstellungen aus den letzten Minuten des "Würgers" sollten sich zwei Jahre später auch bei Rialtos "Der unheimliche Mönch" wiederfinden, was mit Blick auf die Männer hinter der Kamera auch kaum verwundert.

Setzt Artur Brauners zweiter BEW insofern also in puncto Buch, Regie und Kamera alles daran, die Konkurrenz zu überholen, so geht der Film hinsichtlich der Musik und des Hauptdarstellers überraschend eigene Wege. Oskar Salas elektronische Klänge, kaum mit Peter Thomas' oder gar Martin Böttchers Musikthemen vergleichbar, finden den besten Widerhall in jenen Szenen, die Reinl in der Bar inszenierte. Bei den hier herumlungernden irren Typen verwundert der exaltierte Musikgeschmack weniger als im Hause Lucius Clarks. Hier wäre wünschenswert gewesen, Artur Brauner hätte das Geld investiert, noch etwas klassischere Klänge von einem anderen Komponisten zu bekommen. Salas Geräuschkulisse will nur widerwillig zur morbiden Umgebung des Schlosses passen und verhindert eine gelungene Verbindung des Tons mit dem Bild.

Auch die Wahl des Hauptdarstellers hätte noch Feinschliff vertragen. Harry Riebauer, ansonsten häufig gekonnter Mime halbseidener Nebenfiguren, vermag dem Inspektor nicht jenes Charisma mit auf den Weg zu geben, das von diesem Rollentypus gemeinhin ausgeht. Etwas gar zu hölzern bleibt sein Inspektor, etwas gar zu unglaubwürdig die plötzliche Sehnsucht der bedrohten Unschuld. Angesichts des beachtlichen Aufgebotes überzeugender Schergen hätte ein gewichtiger Gegenpart, der dann möglicherweise auch etwas mehr Zeit zur Entfaltung bekommen hätte, dem Geschehen gut getan. Riebauer hält sich letztlich wacker und geht nicht komplett unter, bleibt aber gerade im Vergleich mit den großen Vorbildern vom Schlage Fuchsberger, Drache, Lowitz oder selbst Felmy doch eine Spur zu unscheinbar.

Abgesehen von lediglich minimalen Schwächen bei der Besetzung und der Musik kann Artur Brauners "Würger" zu recht als umfangreich geglücktes Werk gelten, das insgesamt so urig und schaurig daherkommt, wie es die Originale, die es im Visier hat, nicht immer waren. Nachvollziehbarerweise gilt der "Würger" als einer der besten BEW-Filme. So heimst er sich erwartbar gute 4,5 von 5 Punkte ein.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.929

18.07.2020 09:18
#60 RE: Bewertet: "Der Würger von Schloss Blackmoor" (1963, BEW 2) Zitat · Antworten

Danke für die schöne Besprechung.

Beim "Würger" scheint weitgehende Einigkeit über seine Qualitäten zu bestehen. Knackpunkt im Detail sind dann die gewöhnungsbedürftige Musik, die ich aber zusehends zu schätzen gelernt habe, und die Besetzung der Inspektor-Rolle mit Harry Riebauer.

Wollte mir den Film auch schon länger mal wieder ansehen. Mal gucken, ob es nochmal mit der "alten" DVD klappt oder ob es dann schon die neue Blu-Ray von Pidax wird...

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