Zitat von Jan-Eric im Beitrag #96
Zitat von Fabi88 im Beitrag #76
"Der Schut" kam satte zwei Jahre später als "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" und man darf hierbei seine vorige Mitwirkung an "Winnetou 1. Teil" nicht außer Acht lassen.Wenn man liest, was ich ursprünglich geschrieben habe, ging es mir darum, dass Brauner für die "Koffer" (zu diesem Zeitpunkt (!) wohl noch mit relativ wenig (nicht gar keinem!) Geld) einen Eddi Arent-Ersatz gefunden hat, der so gut ankam, dass er danach auch in "Die weiße Spinne" und "Der Henker von London" in ähnlicher Rolle und schließlich in "Winnetou 1. Teil" zum Einsatz kam. Den Status, den er dann bei den Verhandlungen für "Der Schut" hatte, hatte er sicher noch nicht, als Brauner ihn für seinen sichtlich überschaubar budgetierten Wallace-Epigonen engagierte. Ich behaupte ja nicht, Howland hätte gratis für Brauner gearbeitet. Für Chris Howland war es (trotz wiederum komischer Rolle) die erste Mitwirkung in einem Genre-Film abseits von Lustspielen, Komödien und Schlagerfilmen ...
Das Genre "Schlagerfilm" oder "Komödie" sagt zunächst einmal gar nichts Negatives über die Gage von Chris Howland aus. Im Gegenteil: Einer der erfolgreichsten deutschsprachigen Spielfilme der Kinosaison 1961/62 war der im Oktober 1961 gestartete Spielfilm "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn" (mit Chris Howland). Der erfolgreichste deutschsprachige Film 1961/62 war übrigens das Berg-Drama "Via Mala" (mit Joachim Hansen), gefolgt von "Unsere tollen Tanten", wiederum ein Schlagerfilm. Ob man bestimmte Film heute mag oder nicht, spielt für die damalige Popularität einzelner Darsteller und deren Gagen keine Rolle. Gleiches gilt für die Produzenten, die damit ordentlich verdienten. Das änderte sich - wie schon erwähnt - erst mit der Beat-Welle, aber auch danach gab es noch zahlreiche erfolgreiche Schlagerfilme und Komödien.
Bei Howland kommt noch die bereits von @Giacco erwähnte und im Oktober 1961 gestartete Musik-Fernsehsendung "Musik aus Studio B" hinzu (bis auf die 50. Jubiläumsfolge leider nicht archiviert). Die Sendung war insbesondere beim jugendlichen Publikum sehr beliebt, weil man darin auch Interpreten von Rock'n'Roll, Twist usw. zu sehen bekam, die für die üblichen, "erwachsenen" Unterhaltungsshows zu "wild" waren. Also gewissermaßen ein Vorläufer des späteren Beat-Club.
Es tut mir Leid, dass Du meinen Hinweis auf Genres als persönliche Wertung interpretiert hast. Natürlich sagen Genres per se noch Nichts über die Gagen aus. Die meisten Schauspieler landen aber (leider) in bestimmten Schubladen. Es gibt Schauspieler, die in ernsten Rollen fantastische Leistungen und die Kassen zum Klingeln bringen, sich bei Komödien aber als "Kassengift" erweisen und für solche Rollen entweder gar nicht mehr in Frage kommen oder zumindest keine Spitzengagen aufrufen können. Natürlich hat es Auswirkungen auf die Gagen, ob ein Schauspieler mit ähnlichen Rollen, wie der, die er nun angeboten bekommt, schon Erfolge vorweisen kann. Ich würde (beinahe!) jede Wette eingehen, dass Pierre Brice beispielsweise für seine Rolle in "Die goldene Göttin vom Rio Beni" oder "Schüsse im 3/4 Takt" nicht das selbe Geld erhielt, wie als Winnetou in "Old Shatterhand". Außerdem spielen natürlich auch andere Aspekte - wie die Anzahl der Drehtage - eine große Rolle. So kann - ganz vereinfacht gesagt und sehr zugespitzt - ein bekannter Schauspieler als Nebendarsteller dank vieler Drehtage an vielen Locations durchaus am Ende mit mehr Geld aus einer Produktion gehen als der Hauptdarsteller, dessen Szenen in einem kompakteren Zeitraum an wenigen Locations gedreht wurden.
Erfolg an der Kinokasse sagt übrigens aber ebenso wenig über die für den jeweiligen Film zuvor (!) an die Schauspieler gezahlte Gagen aus.

Es gibt schließlich eine riesige Anzahl an Filmen, bei denen bekannte Schauspieler (in Erwartung eines sicheren Erfolgs) wahnsinnig viel Geld erhielten, die aber an der Kinokasse scheiterten und teils nicht einmal ihre Kosten einspielten.
Gerade bei (deutschen) Unterhaltungsfilmen der damaligen Zeit war es teilweise absolutes Glücksspiel, was an der Kasse funktionierte und was nicht. Viele Filme wurden möglichst günstig produziert, damit sie die Gewinnschwelle schnell erreichen konnten und man freute sich (als Verleiher und Produzent) dann über Überraschungserfolge. So wählte man für Nebenrollen unbekannte Nachwuchs- oder Theaterschauspieler anstatt gestandener Kino-Stars oder setzte auf (aus anderen Feldern) bekannte, aber eben schauspielerisch ungelernte Gesichter. Noch heute besetzt man gern für Synchronisationen von Animationsfilmen Influencer oder Musik-Sternchen, weil diese 1. aufgrund fehlender Schauspielausbildung und Erfahrung in diesem Bereich durchaus auch mal weniger verdienen als erfahrene Sprecher, 2. die Erhöhung der Reichweite ein größerer Grund für ihr Mitwirken ist als eine hohe Gage und 3. Verleiher und Produzenten ihre Prominenz aus völlig anderen Bereichen der Unterhaltungsbranche für den Film nutzen können. Ähnliche Publicity-Stunts gibt es ja auch immer wieder vor der Kamera. Die Rollen, die Berti Vogts oder Helene Fischer im "Tatort" spielten, hätten Berufsschauspieler besser hinbekommen, aber zumindest Berti Vogts wirkte (wenn ich es richtig erinnere) kostenlos mit und auch Helene Fischer hat das eher aus Spaß mitgemacht, bzw. vielleicht darauf gehofft, ihr Image mit Ecken und Kanten zu versehen und eine neue Zielgruppe für ihre Musik anzusprechen.

Gerade im Bereich der Musikfilme (oder Komödien mit Gesangseinlagen) gab es außerdem viele Fälle, wo Musikproduzenten ihre "Schäfchen" unterbrachten um die jeweilige Single zu bewerben, der Filmproduzent bei bestimmten Leuten also höchstens Teil-Gagen zahlen musste, aber ein bekanntes Gesicht vor die Kamera bekam.
Um noch einmal zum angesprochenen Film "Am Sonntag..." zurückzukehren: Alfred Bittins war vor allem Produktionsleiter (unter anderem bei "Die 1000 Augen des Dr. Mabuse") und "Am Sonntag will mein Süsser mit mir segeln gehn" (der Debütfilm der neu gegründeten Piran-Film) war sein erster richtig großer Erfolg als Produzent, dem dann weitere stilistisch ähnliche Filme folgen sollten. Der Film war also (trotz Constantin-Verleih) keine Großproduktion, die in allen Belangen mit Geld nur so um sich warf.
Und man muss sich noch einmal vergegenwärtigen, wie damals die klare Hierarchie aussah: Kino war die absolute Königsklasse, Fernsehen war für Schauspieler schneller Broterwerb und wer Schauspiel als ernste Kunst betrachtete, blieb am Theater und ließ sich nur durch gutes Geld zu einem Ausflug auf Bildschirme und Leinwände überreden.

Wer also primär im Fernsehen stattfand, konnte sich glücklich schätzen, im Kino auch mal in kleiner Rolle aufzutauchen, anders herum gaben sich kaum Kinostars für das Fernsehen "her". Auch das übrigens keine Qualitätsaussage, sondern bloße Feststellung, wo das dicke Geld saß und wo eher mit weniger gearbeitet werden musste.
Chris Howland war noch dazu Moderator, kein Fernseh-Schauspieler, wie Heinz Drache, der bis 1961 (neben dem Kino) viel im TV spielte, nach "Die Tür mit den sieben Schlössern" aber nur noch sehr selten TV-Rollen annahm und fast ausschließlich - meist in Hauptrollen - in Kinofilmen spielte. Howlands "Musik aus Studio B" lief noch dazu wochentags um 21:00, war also weit entfernt von den Shows zur besten Sendezeit, die die gesamte Familie vor dem Fernseher versammelten. Er war also bei der Jugend bekannt und beliebt, diese Zielgruppe allein reichte aber wohl kaum aus um Zuschauerzahlen im Bereich von 1,5 bis 3,5 Millionen Zuschauern (die damaligen Rialto-Wallace-Filme) zu generieren.
Brauner (und andere Produzenten) werden seine Popularität als Moderator und Sänger gern genutzt, aber dabei realistische Gagen gezahlt haben.
Chris Howland mag beim genannten "Am Sonntag will mein Süsser mit mir segeln gehn" eine größere Rolle in der Handlung haben, wird aber im Filmprogramm und auf dem Plakat an 12. (!) Stelle genannt. Wer jemals mit Produktionsbelangen bei Spielfilmen zu tun hatte, weiß, dass die Position in den Credits in der Regel sehr viel mit der Gage (und dem allgemeinen Standing) zu tun hat.
Man denkt vielleicht, die Credits gehen schlicht nach Umfang und Wichtigkeit der Rolle (dann müsste Howland wohl dort an Platz 4 oder zumindest 5 stehen), aber schon ein Blick auf das Plakat von "Der rote Kreis" ist ein gutes Beispiel: Nicht etwa Klausjürgen Wussow oder Karl Saebisch steht an erster Stelle, sondern Renate Ewert. Auch "Der grüne Bogenschütze" ist ein gutes Beispiel: Nicht Karin Dor oder Klausjürgen Wussow steht an erster Stelle, sondern bekanntlich Gert Fröbe. Eddi Arent hatte sich hier übrigens schon auf Platz 4 "vorgearbeitet", obwohl seine Rolle eher kleiner war als die von Harry Wüstenhagen, dessen Name direkt hinter seinem stand. Andersherum werden sehr bekannte (und teure!) Gaststars in kleinen Rollen in den Credits oft ganz bewusst ganz am Ende in den Titeln mit einem bildfüllenden "und..." hervorgehoben. Auch bei Wallace lässt sich hier Eddi Arents und Klaus Kinskis wachsendes Standing in der Reihe gut ablesen. Während lange Zeit beide sowohl in den Credits als auch auf Plakaten im hinteren Teil quasi im Block mit Schauspielern wie Fritz Rasp oder Ulrich Beiger genannt wurden, gab es trotz später Nennung beispielsweise bei "Das Rätsel der roten Orchidee" auf dem Plakat dann markante Hervorhebung, die sonst nur Christopher Lee, Marissa Mell und Adrian Hoven ganz oben zu Teil wurde. Spätestens beim "Zinker" gab es dann in den Credits eine eigene Tafel am Ende, bei der beide allein unter dem "und" standen. Das ist einerseits Teil der Vertragsgestaltung, andererseits aber natürlich auch im Interesse der Produzenten und Verleiher. Wenn sie für jemanden schon viel Geld hinlegen mussten, wollen sie mit dem Namen entsprechend groß werben.
Noch bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" stand Howland übrigens auf dem Plakat "nur" an sechster Stelle - noch hinter Peter Carsten, der ja nun wirklich eine noch kleinere Rolle innehatte! Wäre Howland bei den "Koffern" also der Spitzenverdiener gewesen, hätte sich das wohl an der Position in der Besetzungsliste ablesen lassen.
Ein Blick zurück zu "Der Frosch mit der Maske": Eddi Arents Gage war dort noch recht gering - er profitierte vom Erfolg des Films jedoch indirekt, weil er für spätere Filme der Reihe mehr Geld verlangen konnte.
Chris Howlands Popularität mag schon damals groß gewesen sein, gestandener Kinoschauspieler war er zu diesem Zeitpunkt nicht. Dass er sich durch markante, komische Nebenrollen bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer", "Die weiße Spinne", "Der Henker von London", "Winnetou – 1. Teil" und "Die Diamantenhölle am Mekong" einen festen Platz im Kino - und eine Spitzengage bei "Der Schut" erkämpfte, habe ich doch nie in Abrede gestellt?
Er wird aber definitiv davon profitiert haben, dass Brauner für "Der Schut" neben Lex Barker möglichst viele Gesichter von "Winnetou 1. Teil" bekommen wollte und Chris Howland, Marie Versini und Ralf Wolter sich das wahrscheinlich gut bezahlen lassen konnten. Bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" war er noch nicht derart vorgeprägt. Brauner hätte es kaum gestört, wenn er stattdessen Peter Vogel, Harald Juhnke oder sonst wen in der Rolle eingesetzt hätte. Bei "Der Henker von London" war Howland nicht nur wegen seiner Mitwirkung im ersten BEW-Film, sondern wohl vor allem wegen seiner bereits größeren Rolle in "Die weiße Spinne" dann mehr oder weniger erste Wahl (Arent war ja kaum zu bekommen). Wenn man diese Filme nacheinander schaut, fällt auch auf, wie er sich in Präsenz und Selbstbewusstsein in der Zwischenzeit weiterentwickelt hatte.

Die Gagen von Schauspielern orientieren sich an den Erfolgen voriger Filme. Nach "Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln gehn" oder "Via Mala" ist der "Marktwert" von Howland und Hansen möglicherweise gestiegen, aber der Vergleich hinkt komplett. Während Hansen bei "Via Mala" noch nicht die Hauptrolle spielte (die gehörte Gert Fröbe, auch die anderen Mitglieder der Familie Lauretz sind teils zentraler für die Handlung), ist er bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" der Star, der den Film tragen soll und in fast jeder Szene auftaucht, während Chris Howland hier sogar wieder eine kleinere Rolle spielt als noch bei "Am Sonntag will mein Süsser mit mir segeln gehn".
Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" zielte auf eine größtenteils andere Zielgruppe als "Sonntag" und "Via Mala", so dass vielleicht noch Hansen, der dort wie hier einen Ermittler spielt, auf den Erfolg einer ähnlichen Rolle verweisen konnte, der Kriminalfilm für Howland aber Neuland war und man nicht wissen konnte, wie das Publikum ihn in einem Gruselkrimi, noch dazu in einer Rolle ohne Gesangsnummer, aufnehmen würde.
In "Der Henker von London" ging man ja sicher und gab ihm eine musikalische Nummer, um sich noch enger an Howlands Erfolg im Radio und dem genannten "Musik aus Studio B" zu orientieren.
Weg von Howland - zurück zu "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" selbst:
Während alle, wirklich alle Produktionen von 1962 im Edgar Wallace-Fahrwasser stets mindestens einen Schauspieler/eine Schauspieler vor der Kamera hatten (ob gezielt oder zufällig), der/die oft kurz zuvor noch prominent in einem Rialto-Wallace-Film zu sehen war - Fuchsberger, Dor, Peters und Lange in "Der Teppich des Grauens", Christopher Lee, Hans Nielsen und Wolfgang Luckschy in "Das Halsband des Todes" und Klaus Kinski und Brigitte Grothum in "Der rote Rausch", von Brauners beiden "Mabuse"-Filmen mit Fröbe, Dor, Löwitz, Fernau, Peters und Wüstenhagen ganz zu schweigen - ist hier nur Stanislav Ledinek ("Der grüne Bogenschütze") und Albert Bessler (je eine Tages-Nebenrolle in "Der Rächer" und "Die seltsame Gräfin") an Bord. So viel Pech kann man doch gar nicht haben, dass sogar aus anderen Krimis bekannte Gesichter wie Herbert Fux, Horst Frank, Friedrich Schoenfelder usw. keine Zeit hatten? Man hatte hier einen Cast, in dem außer Ledinek und Bessler niemand wirkliche Krimi-Erfahrung hatte und dessen Großteil primär auf (Berliner) Theaterbühnen Zuhause ist und nur selten im TV und noch seltener im Kino zu sehen war?
Die gern bei Hansen ins Feld geführten Filme "Der Satan lockt mit Liebe" und "Der Schatz vom Toplitzsee" hatten mit unter 0,5 Millionen und etwa 300.000 Zuschauern keine große Reichweite, die Hansen zwangsläufig als Zugpferd für einen Grusel-Krimi Marke Wallace erscheinen ließen, der Millionen ins Kino lockt. Man kann noch argumentieren, dass er nach "Via Mala" ein bekanntes Gesicht war und der ein oder andere Zuschauer dachte "Och, Hansen in einem Wallace als Ermittler? Mal schauen!", aber "Via Mala" startete am 08.09.1961 überhaupt erst im Kino - zwei Monate vor Drehstart für "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" und somit waren die Verträge mit den Schauspielern (selbst bei der möglicherweise kurzen Vorbereitungszeit) sehr wahrscheinlich längst geschlossen.
Senta Berger hatte immerhin im Jahr zuvor in der amerikanischen Alistair MacLean-Verfilmung "Geheime Wege" und den beiden "Kaviar"-Simmel-Filmen mitgespielt, aber ersterer hatte ebenfalls auch nur 0,5 Millionen Zuschauer in Deutschland und die anderen beiden fielen eher (wie andere Berger-Filme zuvor) ins Komödien-Genre - zumal die Berger ja ohnehin bei Brauner unter Vertrag stand, er sich da also nicht direkt um ihre Verpflichtung prügeln musste.
Hans Reiser war im Kino in (meist) kleineren Filmen in Nebenrollen zu sehen und arbeitete (neben dem Theater) viel für das Fernsehen, Leonard Steckel war in den Jahren zuvor hin und wieder zwar im TV und Kino beschäftigt, spielte aber primär Theater, Helga Sommerfeld stand eher noch am Anfang ihrer Karriere als auf dem Höhepunkt, Kurt Waitzmann sollte zwar ab 1964 zum Rialto-Wallace-Stammpersonal zählen, war 1961 aber gerade einmal in zwei Nebenrollen im Kino zu sehen und vor allem ein Berliner Theaterschauspieler.
Wenn man sich die Biografien der Beteiligten bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" anschaut, stößt man extrem häufig auf Berlin als Wohnort und viele sind, wie von mir ausgeführt, primär Theaterschauspieler (was keine Qualitätsaussage sein soll!).
Dass "günstige Schauspieler" nicht die einzige Erklärung für die Besetzung ist, habe ich selbst schon erwähnt.
Aber bei den drei Optionen "Brauner wählte ortsansässige Schauspieler, die mangels Bekanntheit und Konkurrenz anderer Filme "einfach" und recht günstig zu bekommen waren", "Brauner wollte für alle Rollen eigentlich namhafte Stars wie Drache, Dor und Co, aber niemand hatte Zeit, so dass es ausnahmslos Dritt- und Viertbesetzungen wurden" und "Brauner/Klingler entschieden sich bewusst für eine komplett alternative Besetzung mit frischen Gesichtern, obwohl diese exakt genauso teuer war wie eine mit Kassenträchtigen Krimi-Gesichtern wie Fuchsberger und Co", weiß ich sofort welche ich für die plausibelste halte.
Die zweite Option ist einfach extrem unwahrscheinlich, weil Brauner ja genau diese Leute für seine Mabuse-Filme sehr wohl bekam, also ein Teil davon durch Tausch und Ähnliches auch für "Koffer" machbar gewesen wäre und die dritte Option ist rein wirtschaftlich Harakiri und passt nicht zu Brauners sonstiger Herstellungsweise.
Noch einmal zum Vergleich:
"Halsband des Todes" und "Wartezimmer zum Jenseits" waren "geplante Erfolge", die ganze Film-Reihen starten sollten und bei denen entsprechend großer Aufwand betrieben wurde. Gerade bei "Wartezimmer zum Jenseits" machen das harte Ringen um das Drehbuch (fünf Autoren!), das Budget von immerhin 1,5 Millionen Mark, die "Rückkehr" in die Real-Film-Studios in Hamburg, viele Drehs im Ausland und die Verpflichtung von Hildegard Knef deutlich, dass man wesentlich größere Zuschauerzahlen als für damalige Edgar Wallace-Filme erwartete und anstrebte.
Ich mache es zur Verdeutlichung jetzt etwas polemisch:
"Das Geheimnis der schwarzen Koffer" hat ein Drehbuch, auf dass die Beteiligten so "stolz" waren, dass ein Pseudonym verwendet wird, ist in Bauten, Kostümen und Kameraarbeit sehr überschaubar gestaltet und hat eine Besetzung, in der die bekanntesten Namen Joachim Hansen (kurz nach "Via Mala") und Chris Howland (bekannt als Moderator von Musiksendungen) sind.
Das Alles, darauf weise ich immer wieder gern hin, sind nur Feststellungen.
Alles, wirklich Alles, was man ohne Unterlagen, nur durch Sichtung des Films und Vergleich zum zeitgleich produzierten Film "Das Testament des Dr. Mabuse" im dem selben Genre, von der selben Produktionsfirma und sogar vom selben Regisseur, analysieren kann, weist doch deutlichst darauf hin, dass dies hier ein günstiger produzierter Film war.
Ich hätte es exakt genauso gemacht wie Brauner damals. Ohne irgendwelche Publikumsgeschmackanalysen durch Beratungsagenturen und andere moderne Methoden war die einzige Möglichkeit der Standortbestimmung und Taxierung des Wertes der "Bryan Edgar Wallace"-Lizenz schnell (noch vor der nächsten Welle an Rialto-Filmen sowie den eigenen "Mabuse"-Produktionen) einen günstig produzierten Film auf den Markt zu schmeißen und zu schauen, wie es läuft.
Brauner kam mit "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" dem ersten Rialto-Wallace des Jahres 1962 "Das Rätsel der roten Orchidee" zuvor - die "Koffer" starteten am 23.02., die "Orchidee" am 01.03. und beide Filme nahmen sich ordentlich Zuschauer weg. "Orchidee" erreichte 1,5 Millionen Zuschauer, die "Koffer" aber wohl sogar etwas mehr. Wie es ausgesehen hätte, wenn nicht auch (zufällig?) die "Orchidee" auf neue Gesichter gesetzt und mit Fuchsberger, Dor und Co gegen Brauners "Koffer" angetreten wären, wird man nie erfahren.
