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Dieses Thema hat 98 Antworten
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Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

14.02.2025 09:41
#76 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Jan-Eric im Beitrag #75
Chris Howland, der sich Anfang der 1960er Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand, war sicher nicht billig zu haben.

Aus dem Karl-May-Filmbuch von Michael Petzel und aus der Karl-May-Wiki geht hervor, dass Chris Howland für seine Rolle in "Der Schut" nach Lex Barker die zweithöchste Gage bekam.

https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Der_Schut_(Film)

"Der Schut" kam satte zwei Jahre später als "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" und man darf hierbei seine vorige Mitwirkung an "Winnetou 1. Teil" nicht außer Acht lassen.
Wenn man liest, was ich ursprünglich geschrieben habe, ging es mir darum, dass Brauner für die "Koffer" (zu diesem Zeitpunkt (!) wohl noch mit relativ wenig (nicht gar keinem!) Geld) einen Eddi Arent-Ersatz gefunden hat, der so gut ankam, dass er danach auch in "Die weiße Spinne" und "Der Henker von London" in ähnlicher Rolle und schließlich in "Winnetou 1. Teil" zum Einsatz kam. Den Status, den er dann bei den Verhandlungen für "Der Schut" hatte, hatte er sicher noch nicht, als Brauner ihn für seinen sichtlich überschaubar budgetierten Wallace-Epigonen engagierte.
Ich behaupte ja nicht, Howland hätte gratis für Brauner gearbeitet.
Für Chris Howland war es (trotz wiederum komischer Rolle) die erste Mitwirkung in einem Genre-Film abseits von Lustspielen, Komödien und Schlagerfilmen und öffnete überhaupt erst das Tor für seine Mitwirkung in (heute wesentlich bekannteren) Abenteuer-, Western-, Agenten- und Kriminalfilmen, von denen er dann allein 1963 und 1964 einige drehte. Vielleicht wäre aufgrund seiner Popularität auch ein anderer Produzent früher oder später auf die Idee gekommen, ihn in solch einem Film zu besetzen, es war nun aber Brauner.
Mein Punkt war ja, dass der komplette Cast der "Koffer" nicht gerade aus Spitzenverdienern bestand und viele Schauspieler noch nicht auf ihren Typus festgelegt waren - das ist ja der Punkt "unverbrauchte Gesichter", der immer genannt wird:
Joachim Hansen war gerade einmal fünf Jahre im Geschäft und hatte zwar Erfolge vorzuweisen, abgesehen vom Film Noir "Der Satan lockt mit Liebe" aber kaum im Krimi-Genre.
Senta Berger stand bekanntlich von 1960-1962 bei Brauner unter Vertrag - er "lieh" sie in diesem Zeitraum zwar für 1-2 Filme an andere Produzenten "aus", setzte sie aber 1962 in fast jedem seiner Filme ein, weil er die günstige Vertragssituation verständlicherweise noch nutzen wollte. Schon ein Jahr später übersiedelte sie ja in die USA und rief ganz andere Gagen auf.
Hans Reiser war ein gutbeschäftigter Theater-Schauspieler und wurde gern in Nebenrollen eingesetzt, Leonard Steckel war ebenfalls ein Vielarbeiter und war auf Theaterbühnen ebenso Zuhause wie in den Hörspielstudios des Rundfunks.
Vielleicht war Chris Howland also sogar bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" schon der bestbezahlte Mann am Set, aber er war nicht das "als komischer Sidekick erprobte Krimigesicht", das man für viel Geld engagiert, weil das Publikum dann genau weiß, was es erwartet. Der Film spielt ja sogar (wenn auch schlecht) damit, dass er sich sogar als der Messerwerfer entpuppen könnte.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

14.02.2025 11:53
#77 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Bitte nicht falsch verstehen. So lange wir keine Unterlagen haben, ist die Behauptung, dass Chris Howland günstig war, rein spekulativ und m. E. nicht ganz richtig eingeordnet. Von seinen Erfolgen als Sänger ausgehend, war Howland zwischen 1958 und 1962 am erfolgreichsten, wo er immer wieder in den Top 10 auftauchte. 1963/64 wurden die deutschen Charts längst von der Beatwelle dominiert. Und auch die Ära der erfolgreichen Schlagerfilm war vorbei bzw. flackerte dann erst wieder Ende der 1960er Jahre wieder auf, allerdings mit "neuen Gesichtern" wie Roy Black, Chris Roberts usw.

Giacco Offline



Beiträge: 2.733

14.02.2025 12:04
#78 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Was Joachim Hansen anbelangt, damals ein gefragter Star des Deutschen Kinos, so hat er vorher bereits in 2 weiteren Filmen gespielt, die durchaus dem Krimi-Genre zuzuordnen sind:
1958 "Romarei, das Mädchen mit den grünen Augen" (Regie: Harald Reinl)
Mischung aus Krimi und Abenteuerfilm. Hansen ist der Held, der im Auftrag eines Oligarchen als "Detektiv" auf einem Schiff ermittelt und anschließend seine Geliebte aus den Händen von Entführern befreit.
1959 "Der Schatz vom Toplitzsee" (Schüsse im Morgengrauen)
Hier spielt er einen Reporter, der in einen Kriminalfall verwickelt wird.

Dass er sich von Brauner mit einer geringen Gage abspeisen ließ, kann ich mir nicht vorstellen.

Der Punkt "unverbrauchte Gesichter" dürfte sich eher darauf beziehen, dass es sich nicht um die üblichen Wallace-Darsteller handelt.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

14.02.2025 14:26
#79 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Wir reden glaube ich aneinander vorbei. Ich meine "günstig" noch immer nicht im Sinne von "fast kostenlos", sondern im Sinne von "günstiger als gestandene und aus ähnlichen Rollen bekannte Schauspieler".
Wenn man das für Chris Howland nicht gelten lassen will und der Überzeugung ist, dass Eddi Arent, Harald Juhnke, Walter Giller, Heinz Erhard oder andere die Rolle (zu diesem Zeitpunkt!) für die selbe Gage gespielt hätten, dann akzeptiere ich das wie gesagt und bin bereit es als rein künstlerische und im Nachhinein sehr erfolgreiche Entscheidung zu werten, dass man Howland für diese Rolle besetzte.

Und dass es sich nicht um die üblichen Wallace-Darsteller und "unverbrauchte Gesichter" handelt ist ja gerade der Punkt:
Es ist doch offensichtlich, dass Brauner nur ein Jahr später für "Der Fluch der gelben Schlange" keine Kosten scheute der Rialto Fuchsberger und Arent "abzuwerben" und mit Brigitte Grothum, Pinkas Braun und Werner Peters weitere aus der Rialto-Reihe bekannte Gesichter verpflichtete, für den quasi zeitgleich zu den "Koffern" entstandenen Mabuse-Film Lex Barker, Karin Dor, Siegfried Lowitz, Rudolf Fernau, Werner Peters und Wolfgang Preiss auffuhr und seinen 1962er-Holmes-Film (mal abgesehen von Christopher Lee) mit Hans Söhnker, Hans Nielsen, Ivan Desny und Wolfgang Lukschy aufwertete, ja sogar beim zweiten BEW-Film dann außergewöhnlich viele Schauspieler, die man als "Edgar Wallace"-Gesichter bezeichnen kann einsetzte - bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" aber eben keine ähnlich namhafte, bzw. vorgeprägte Riege vor der Kamera versammelte.

Für spätere BEW-Filme lasse ich die Themen "eigene Handschrift" und "Verfügbarkeit" ja absolut gelten. Weil sowohl Fuchsberger als auch Drache nicht verfügbar waren, musste Brauner für folgende (stilistisch noch stärker an die Rialto-Reihe angelehnte!) BEW-Filme andere Schauspieler finden und verfiel so beispielsweise auf Harry Riebauer und dann Hansjörg Felmy für die Ermittlerrollen. Dass man dies ganz bewusst entschied, weil man ein eigenes Personal etablieren wollte, wage ich zu bezweifeln, weil man schließlich auch Karin Dor oder Barbara Rütting (quasi frisch aus ähnlichen Rollen bei der Rialto) für die weiblichen Hauptrollen übernahm und auch gern Flickenschild und andere "Wallace-Gesichter" einsetzte um das Publikum davon zu überzeugen, man sei ganz nah dran am "Original". Wäre es zeitlich und vertraglich möglich gewesen, hätte Brauner sicher auch Heinz Drache oder gar Joachim Fuchsberger beispielsweise in "Der Würger von Schloss Blackmoor" besetzt.

Bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" aber versuchte Brauner scheinbar nicht einmal, einen "Rialto-Cast" zu präsentieren - der ein oder andere sagt vielleicht "weil er ganz kreativ war und etwas eigenes machen wollte", aber ich vermute, weil es ein möglichst günstiger Versuchsballon sein sollte - parallel zu der bereits erfolgreich etablierten Mabuse-Reihe, dem Holmes-Projekt, dass er für den Weltmarkt drehte und "Der Fluch der gelben Schlange", den er möglichst nah an die Rialto-Reihe anlehnte, weil er nur diesen "einen Schuss" hatte.
Das beginnt ja schon beim Drehbuch. Während die Arca-Winston für "Die weiße Spinne" und "Das Wirtshaus von Dartmoor" Egon Eis für das Drehbuch verpflichtete und die International Germania Film für "Das Geheimnis der schwarzen Witwe" das Ehepar Rolf und Alexandra Becker einspannte (Hörspiel-Straßenfeger wie "Gestatten, mein Name ist Cox" und "Dickie Dick Dickens"), ließ Brauner für "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" einen völlig Krimi-unerfahrenen Mann wie Gustav Kampendonk ran, dessen Buch dann auch noch von Brauner selbst und anderen überarbeitet wurde - anders lässt sich die Wahl des Pseudonyms "Percy Allan" nicht erklären. Das geht weiter bei der Wahl des Regisseurs, der 1962 nicht auf Höhe seines Schaffens war und nach dem zeitnah realisierten "Das Testament des Dr. Mabuse" im Gruselkrimi-Genre nur noch den österreichischen Krimi-Reihen-Versuch "Das Haus auf dem Hügel" inszenierte. Und natürlich setzt sich das fort in der Besetzung.

Wenn Joachim Hansen die selbe Gage kassierte wie Fuchsberger, Barker, Drache, O.W. Fischer und andere, dann würde mich das extrem wundern, bzw. legt die Frage nahe, warum die Rolle nicht an jemanden von ihnen ging?
Falls Siegfried Lowitz oder Hans Söhnker für die Rolle des Doktors/Schlossherrn die selbe Gage bekommen hätten wie Leonard Steckel, hätte Brauner wohl auch eher diese besetzt.
Auch Hans Reiser ist zwar ein guter Schauspieler, aber wäre für mich nicht die erste Wahl gewesen, wenn zeitgleich Dieter Eppler, Dietmar Schönherr oder andere für das selbe Geld verfügbar gewesen wären.
Es drängt sich der Eindruck auf, als hätte Brauner mit der frisch erworbenen Bryan Edgar Wallace-Lizenz schnellstmöglich einen Film auf den Markt werfen wollen und wäre mit der Vorproduktion 1. zu spät dran gewesen um einen Rialto-ähnlichen Cast auf die Beine zu stellen und 2. sich auch noch nicht sicher gewesen, ob das Ganze überhaupt lukrativ genug ist und daher (im Gegensatz zu den mehr oder weniger parallel entstandenem Mabuse-, Holmes- und "ECHTER WALLACE"-Film) bewusst auf "günstigere", bzw. schnell verfügbare Schauspieler gesetzt.
Dass außer Chris Howland niemand später mehr eine Rolle in der deutschen Gruselkrimi-Welle spielte (Hans Reiser nur noch in "Der Würger von Schloss Blacmoor", Joachim Hansen eigentlich nur noch in einem sehr, sehr weiteren Sinne im selben Jahr im Abenteuerkrimi "Zwischen Schanghai und St. Pauli") spricht doch eine deutliche Sprache!

Man unterschätzt hier meiner Meinung nach auch den Schauspielerberuf, bzw. dessen Schattenseiten. Während Leute wie Joachim Fuchsberger wahrscheinlich zeitgleich 20 Anfragen für Kriminalfilme hatten und ihre Gagen mehr oder weniger frei diktieren konnten, gab es natürlich auch zahlreiche Schauspieler, die mehrere Monate (unbezahlten!) Leerlauf zwischen zwei Filmen hatten oder es sich leisten konnten eine Filmrolle wegen eines festen Theater-Engagements nur als willkommenes Zubrot zu sehen. Unter diesen Umständen gibt es (auch heute noch!) nicht eben selten die Umkehrung des Prinzips, das wir immer als selbstverständlich annehmen, dass nämlich nicht der Schauspieler einen Preis aufruft und der gewillte Produzent ihn verpflichtet, sondern vielmehr der Produzent ein Budget setzt und Gagen für einzelne Rollen festlegt und auf dieser Basis Schauspieler abfragt, bis jemand für die angebotene Gage zusagt.
Ein Beispiel aus wesentlich späteren Tagen, aber: Uwe Boll bekam noch 2007 für seinen finanziell nicht eben üppig ausgestatteten Film "Dungeon Siege" einen Cast mit Jason Statham, John Rhys-Davies, Ray Liotta, Burt Reynolds, Ron Perlman und Kristanna Loken auf die Beine. Nicht etwa, weil er diesen fette Gagen bot und sie vom Projekt überzeugte, sondern weil er für jede Rolle einfach Listen mit halbwegs passenden, aber möglichst prominenten Schauspielern anlegte und diese abtelefonierte, bis jemand für die angebotene Gage zusagte, weil bei diesen gerade schlicht kein anderes Projekt anlag.
Bei Hansjörg Felmy ist ja die halbernste Anekdote überliefert, er habe die Rolle in "Die Tote aus der Themse" angenommen, weil er seinen neuen Gartenzaun bezahlen musste. Selbst als Gag in einem Interview ist an solchen Aussagen immer etwas Wahres dran. Nicht nur Schauspieler, auch Selbstständige kennen es doch nur zu gut: Man hat gerade Zeit, man braucht Geld, also nimmt man auch mal den ein oder anderen Job an, bei dem man eigentlich sagen müsste "das liegt eigentlich unter meiner Mindestgrenze".
Zumindest in Deutschland gibt es Schauspieler, die in den unbeschäftigten Zeiten teilweise sogar lieber unbezahlt für Studentenfilme vor der Kamera stehen als gar nicht zu arbeiten. Das ist natürlich auch vor dem Hintergrund von Nachwuchsförderung super und wertet so manchen Film deutlich auf, ist aber nicht selten aus der Not geboren.
Und zu guter Letzt gibt es noch die Fälle, wo Schauspieler aufgrund der Rolle oder des Genres von üblichen Gagenvorstellungen abweichen. Wenn man die Chance geboten bekommt sich in einem Genre zu profilieren, das gerade gute Zukunftsaussichten verspricht, nimmt man auch geringer dotierte Angebote an, in der Hoffnung auch für die A-Produktionen besetzt zu werden.
Auch hier ein eher aktuelleres Beispiel: "Twilight"-Star Robert Pattinson sah beim Angebot des aggressiven Kleinkriminellen im Low Budget-Thriller "Good Time" die Chance aus seinem Vampir-Schönlings-Image auszubrechen und ist nicht zuletzt wegen dieser (an und für sich wenig lukrativen Rolle) nun ein gern gesehener Gast sowohl im Arthouse-Kino als auch in Blockbustern wie Nolans "Tenet".
Soll heißen: über die bloße Gage hinaus kann eine Rolle einen Mehrwert haben. Hätte Leonard Steckel beispielsweise in der Rolle wirklich brilliert und eine eindrückliche Figur gemacht, hätte es über die Gage hinaus ja die Möglichkeit gegeben gut bezahlt in die Stamm-Besetzung der Rialto-Wallace-Filme aufzurücken. So passierte es ja Heinz Drache, Siegfried Schürenberg und Klaus Kinski, die im "Rächer" einer kleiner Produktionsfirma so sehr überzeugten, dass sie ihre Rollen (ähnlich) auch bei den größeren Wallace-Filmen der Rialto wiederholen durften.
Chris Howland etablierte sich ja ebenfalls über "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" und "Die weiße Spinne" in der Rolle des komischen Sidekicks in ernsten Genre-Filmen und stieg so über seine Mitwirkung in "Winnetou 1. Teil" zum Topverdiener bei "Der Schut" auf.

Das Theater-Thema traf zumindest auf Albert Bessler und Leonard Steckel zu, Bessler übernahm ja oft kleine Rollen, die nicht mit Proben und Vorstellungen am Theater kollidierten. Hans Reiser spielte ebenfalls oft Theater in Berlin und könnte zwischen zwei Engagements das Angebot von Brauner für die "Koffer" daher dankend angenommen haben. Senta Berger stand ohnehin (exklusiv?) bei Brauner unter Vertrag.
Ich halte es einfach für extremst unwahrscheinlich, dass Brauner für keine einzige Rolle (außer vielleicht Senta Berger und Chris Howland) die naheliegendsten A-,B- oder C-Lösungen bekam und dann bei den Schauspielern landete, die wir nun sehen. Da müsste dann (neben Ledinek) noch mindestens ein anderes Wallace-Gesicht auftauchen oder der ein oder andere Name - wenn schon nicht im Krimi-Genre - prominenter sein.
Wenn Brauner nach dem Prinzip "ich stelle was Eigenständiges auf die Beine" vorgegangen wäre, erklärt sich vielleicht noch Joachim Hansen, aber in anderen Rollen wären dennoch bekanntere Stars möglich gewesen. Außerdem schließt seine bekannte Vorgehensweise beim parallelen Mabuse- und Holmes-Film sowie den folgenden Wallace-Filmen eine solche Taktik quasi aus. Warum sollte er sich bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" um einen frischen Cast bemühen und dieses Prinzip (trotz angeblich großem Erfolg des Films) direkt für den nächsten Film in die Tonne treten?
Dann wäre es ja sinniger gewesen, viel Geld in ein richtig gutes Buch für den Nachfolger zu stecken und Joachim Hansen erneut als Ermittler zu präsentieren?

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

14.02.2025 15:46
#80 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Bevor das falsch verstanden wird: Die Leute hier haben sicher alle gutes Geld bekommen. Brauner hat sich einfach nicht um ein Wettbieten um die gefragtesten Gesichter bemüht, sondern lokale und verfügbare Darsteller unter Vertrag genommen.
Und ich möchte auch noch einmal unterstreichen, dass dies ja zum Großteil auch gut funktioniert: Joachim Hansen ist einigermaßen okay, Hans Reiser finde ich überzeugend, Leonard Steckels Rolle ist nur schlecht geschrieben.
Der Film krankt nicht am Cast, er leidet unter einem lieblosen Drehbuch.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

15.02.2025 00:37
#81 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #79
Es ist doch offensichtlich, dass Brauner nur ein Jahr später für "Der Fluch der gelben Schlange" keine Kosten scheute der Rialto Fuchsberger und Arent "abzuwerben" und mit Brigitte Grothum, Pinkas Braun und Werner Peters weitere aus der Rialto-Reihe bekannte Gesichter verpflichtete, ...


Der wesentliche Unterschied zu den "Koffern" und den anderen Bryan-Edgar-Wallace-Filmen der Schwarzweiß-Ära ist, dass "Der Fluch der gelben Schlange" vom Constantin-Filmverleih mitfinanziert und vertrieben wurde. Eddi Arent hatte dort einen mehrjährigen Exklusiv-Vertrag. Brauner musste ihn also nicht abwerben sondern bekam ihn quasi geschenkt. Nicht selten bekamen die Produzenten von der Verleihern auch Darsteller aufs Auge gedrückt, die sie gar nicht wollten, was ja anfangs auch auf Eddi Arent zutraf. Fuchsberger und Reinl hätten im "Frosch" ursprünglich lieber Harald Juhnke in der Rolle des Butlers gesehen, während Constantin-Film auf Arent bestand. Auch ist überliefert, dass Horst Wendlandt alles andere als ein Heintje- und Peter-Alexander-Fan war, diese aber im Auftrag von Constantin-Film einsetzen musste.

Die Verleiher hatten in der Nachkriegszeit mindestens 50 % Mitsprache-Recht, wenn nicht sogar mehr. In den Kramp-Büchern wird ja sehr oft darauf hingewiesen, dass Horst Wendlandt erst nach dem Ausstieg von Constantin-Dramaturg Gerhard F. Hummel 1963/64 mehr Einfluss auf die Filme hatte, was sich ja z. B. unmittelbar auf die Roman-Treue der Reihe auswirkte.

Brigitte Grothum, Senta Berger, Lex Barker und Elke Sommer standen übrigens bei Artur Brauner unter Exklusiv-Vertrag.

Bei Angeboten anderer Firmen wurden dann entsprechende Ablöse-Summen bezahlt oder auch Tauschgeschäfte betrieben, sodass man Lex Barker oder Elke Sommer auch in Rialto-Constantin-Filmen sah, aber dafür auch mal Constantin-Regisseur Harald Reinl für CCC-Gloria den "Würger" drehte. Auch das Vohrer-Fuchsberger-Gespann im CCC-Nora-Film "Lange Beine - lange Finger" dürfte auf so ein Tausch-Geschäft zurückzuführen sein.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #79
Weil sowohl Fuchsberger als auch Drache nicht verfügbar waren, musste Brauner für folgende (stilistisch noch stärker an die Rialto-Reihe angelehnte!) BEW-Filme andere Schauspieler finden ...


Auch Heinz Drache hatte zwischen 1962 und 1968 einen Exklusiv-Vertrag bei Constantin-Film. Bei Fuchsberger müsste ich jetzt nachblättern und genauer recherchieren, aber auch der hat zeitweise fast nur in Constantin-Filmen mitgewirkt. Constantin-Film ist es jedenfalls zu verdanken, dass Fuchsberger und Drache in internationalen Co-Produktionen mit der International Germania Film oder mit Harry Alan Towers zu sehen sind.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #79
Warum sollte er sich bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" um einen frischen Cast bemühen und dieses Prinzip (trotz angeblich großem Erfolg des Films) direkt für den nächsten Film in die Tonne treten?


Beim "Würger" von CCC-Gloria waren eindeutig Regisseur Harald Reinl und Hauptdarstellerin Karin Dor die Zugpferde, die Artur Brauner ansonsten ja nur in Zusammenarbeit mit Constantin-Film bei den Mabuse-Filmen oder beim letzten Karl-May-Film zur Verfügung standen. Wie es genau zum Ausnahme-Deal beim Würger kam, ist m. E. nicht bekannt. Aber es hat sicherlich mit derartigen Tausch-Geschäften zu tun.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #79
Man unterschätzt hier meiner Meinung nach auch den Schauspielerberuf, bzw. dessen Schattenseiten.


Keineswegs. An den oft bis kurz vor Drehbeginn geänderten Besetzungslisten ist ja sehr gut zu erkennen, wie knapp die Entscheidung zwischen Hauptrolle in einem Spielfilm und gar keiner Rolle oftmals war.

Grundsätzlich denke ich übrigens nicht, dass wir aneinander vorbeireden. Das Forum ist ja dazu da, Meinungen und Wissen auszutauschen. Und selbstverständlich gebe ich Dir in vielen Punkten recht, denn natürlich wirkt einiges bei Bryan-Edgar-Waallce wie die Zweite Wahl und nicht unbedingt frisch. Nur hat es mitunter andere Gründe als unbedingt den Wunsch des Produzenten. Neben den von Dir genannten terminlichen sind es halt auch oft diese vertraglichen Gründe und das etwas eigenwillige Verleih-Produzenten-Geflecht der 1950er und 1960er Jahre. Man darf in diesem Zusammenhang nicht die Macht der damaligen Film-Verleiher außer Acht lassen. Diese bestimmten die Aufträge für die Produzenten, die Start-Termine, die Anzahl der eingesetzten Filmkopien, den Einsatz in Großstadt- oder Kleinstadt-Kinos und hatten auch maßgeblich bei der Besetzung das Sagen.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

15.02.2025 01:35
#82 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #80
Bevor das falsch verstanden wird: Die Leute hier haben sicher alle gutes Geld bekommen. Brauner hat sich einfach nicht um ein Wettbieten um die gefragtesten Gesichter bemüht, sondern lokale und verfügbare Darsteller unter Vertrag genommen.


Nun, Brauner hatte in den 1960ern oftmals das Nachsehen, und das hat er sicher nicht gewollt. Auch hier ist die Ursache bei den Verleihern zu suchen. Der viel früher auf Krimi und Sex (bzw. was man damals darunter verstand) setzende Constantin-Filmverleih hat den noch lange auf Familien-Unterhaltung ausgerichteten Gloria-Filmverleih während der Kinokrise ab 1960/61 geschäftlich überholt.

Für die beiden ertragreichsten Filmserien des Constantin-Verleihs, spricht die Karl-May-Western und die Edgar-Wallace-Filme, bekam Rialto-Film den Zuschlag. Brauner war darüber alles andere als zufrieden.

Der Gloria-Filmverleih unter Ilse Kubaschewski (Zitat eines ehem. Mitarbeiters: "Ihre Filme sind stets für Hausfrauen berechnet.") ist erst mit den "Koffern" auf die Krimi-Welle aufgesprungen und übernahm die CCC-Karl-May-Orient-Filme und auch den letzten Mabuse-Film, nachdem die Gloria-typischen Heimatfilme nicht mehr erfolgreich waren und Constantin-Film durch den weniger erfolgreichen "Das Testament des Dr. Mabuse" und der Nora-Filmverleih nach "Scotland Yard jagt Dr. Mabuse" kein Interesse mehr an Mabuse hatten.

Brauner hatte schon bei den Constantin-Mabuse-Filmen und sowieso schon in den 1950er Jahren bewiesen, dass er sich um die gefragtesten Gesichter bemüht. "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" ist vielmehr als Versuchs-Ballon der Gloria-Film als der CCC-Film zu betrachten. Es würde mich auch nicht wundern, dass die Besetzung von Joachim Hansen dem Gloria-Filmverleih und Ilse Kubaschewskis Vorliebe für Heimatfilme zu verdanken ist, in denen Hansen vor 1962 mehrmals mit großem Erfolg Hauptrollen spielte.

Zitat von Fabi88 im Beitrag #80
Joachim Hansen ist einigermaßen okay, Hans Reiser finde ich überzeugend, Leonard Steckels Rolle ist nur schlecht geschrieben.
Der Film krankt nicht am Cast, er leidet unter einem lieblosen Drehbuch.


Da stimme ich Dir 100%ig zu. Umso seltsamer finde ich es, dass Brauner ausgerechnet von den "Koffern" ein Remake drehen ließ, wobei mich ein Jess-Franco-Remake vom "Phatom von Soho" vermutlich auch nicht unbedingt überzeugt hätte.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

15.02.2025 12:20
#83 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Vieles von dem, was Du schreibst ist mir bekannt. Die Vertrags-Konstellation mit Constantin und Reinl habe ich an anderer Stelle ja beispielsweise auch schon öfter erwähnt.
Dennoch hatte Brauner auch für andere Filme für den Gloria-Verleih ganz andere Besetzungen als bei den "Koffern". Mein Eindruck bleibt, dass bei Mabuse, Holmes und Fluch ganz einfach mehr Vorproduktion stattfand und man mehr Mühe in die Besetzung investierte, während "Koffer" ziemlich schnell abgewickelt wurde. Gut möglich, dass wir "Der Würger von Schloss Blackmoor" niemals erlebt hätten, wenn der "Koffer"-Versuchsballon komplett abgestürzt wäre. Da das Publikum den "Bryan"-Zusatz aber trotz der eher unbekannten Gesichtern schluckte und Tickets löste, wurde dem "Würger" dann ähnlicher Aufwand zu Teil wie den Mabuse-Filmen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.701

15.02.2025 14:07
#84 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Jan-Eric im Beitrag #81
Grundsätzlich denke ich übrigens nicht, dass wir aneinander vorbeireden. Das Forum ist ja dazu da, Meinungen und Wissen auszutauschen


Ich finde diese Diskussion übrigens sehr interessant. Man bekommt dadurch einige Hintergrundinfos zur Filmproduktion mit, die man sonst nicht so auf den Schirm hatte.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

15.02.2025 15:54
#85 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #83
Dennoch hatte Brauner auch für andere Filme für den Gloria-Verleih ganz andere Besetzungen als bei den "Koffern". Mein Eindruck bleibt, dass bei Mabuse, Holmes und Fluch ganz einfach mehr Vorproduktion stattfand und man mehr Mühe in die Besetzung investierte, während "Koffer" ziemlich schnell abgewickelt wurde.


Das sehe ich auch so, wobei ich hier aus den genannten Gründen nicht unbedingt die "Schuld" bei Artur Brauner suchen würde. Dazu müsste man im Einzelnen wissen, inwiefern bei der Besetzung einschließlich des Filmstabs, Drehbuch-Autoren etc. die Gloria-Film mitbestimmt hat.

Giacco Offline



Beiträge: 2.733

15.02.2025 19:14
#86 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Habe mal in alten Film-Echos geblättert:

Die Dreharbeiten zu "Geheimnis der schwarzen Koffer" begannen am 17. November 61, d.h. die Besetzung ist vorher zusammengestellt worden. Drehschluss war der 22.12.
Zeitgleich entstand "Die unsichtbaren Krallen des Dr.Mabuse". Der gesamte Cast, angeführt von Lex Barker, stand also nicht zur Verfügung.
Auch Joachim Fuchsberger war anderweitig beschäftigt. Er drehte gerade "Auf Wiedersehen" (Drei gegen Amerika). Der Film war zwar Ende November abgedreht, da er aber als Weihnachtsfilm eingeplant war und und man teilweise im Ausland gedreht hatte, musste Fuchsberger anschließend für die Nachsynchronisation zur Verfügung stehen.

Joachim Hansen und Senta Berger boten sich als Darsteller an, denn sie hatten kurz vorher den Dreh zum Gloria-Film "Ramona" beendet, wo sie auch als Liebespaar vor der Kamera standen.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

16.02.2025 13:59
#87 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Jan-Eric im Beitrag #85
Zitat von Fabi88 im Beitrag #83
Dennoch hatte Brauner auch für andere Filme für den Gloria-Verleih ganz andere Besetzungen als bei den "Koffern". Mein Eindruck bleibt, dass bei Mabuse, Holmes und Fluch ganz einfach mehr Vorproduktion stattfand und man mehr Mühe in die Besetzung investierte, während "Koffer" ziemlich schnell abgewickelt wurde.


Das sehe ich auch so, wobei ich hier aus den genannten Gründen nicht unbedingt die "Schuld" bei Artur Brauner suchen würde. Dazu müsste man im Einzelnen wissen, inwiefern bei der Besetzung einschließlich des Filmstabs, Drehbuch-Autoren etc. die Gloria-Film mitbestimmt hat.

Es geht ja auch nicht um "Schuld", schließlich ist eine bewusst sparsame Herangehensweise an einen Film kein Verbrechen.
Aber wie Giacco ja auch richtig schreibt, drehte Brauner parallel andere Filme, die teilweise einfach Priorität hatten. Eben weil die Filme zum Teil gar parallel gedreht wurden, hätte ja auch Barker in den "Koffern" und Hansen bei Mabuse spielen können - nur um ein Beispiel zu nennen, (auch wenn nicht ganz parallel) Steckel hätte ja auch Moriarty und Söhnker den Arzt/Schlosshern in den "Koffern" spielen können.
Die Mabuse-Reihe lief jedoch noch ausgezeichnet, "Fluch der gelben Schlange" war unter anderem wegen der Beteiligung der Constantin mehr oder weniger Selbstläufer und in "Halsband des Todes" setzte man riesige Hoffnungen als Start einer international auswertbaren Krimireihe. Absolut verständlich also, dass dort die Budgets höher waren und man die bekannteren Gesichter dort einsetzte. Auch Constantin, bzw. die damals ebenfalls recht große Gloria-Film hatten daran mit ihren zugesicherten Beteiligungen sicherlich ihren Anteil.
Die "Koffer" waren im Vergleich zu alledem eben ein Versuchsballon und (selbst mit den typischen Krimigesichtern) kein halbwegs sicher planbares Geschäft, weshalb die Constantin-Film eben nicht zuschlug und wohl auch die Gloria-Film eher zurückhaltend war - keine große Premiere und keine riesige Anzahl an Kopien - anders als später bei "Der Würger von Schloss Blackmoor" mit Premiere im Ufa-Filmpalast in Köln und 50 Kopien bundesweit.
Weinert-Wilton und Victor Gunn - um andere Epigone zu nehmen - waren vielgelesene Krimi-Autoren, Bryan Edgar Wallace jedoch hatte nur ein paar Romane geschrieben, die wenig Resonanz erhielten. Der Name an sich und die entsprechende Lizenz versprach also ersteinmal an und für sich kein großes Geschäft und man wusste nicht, ob genügend Zuschauer das "Bryan" überlesen würden. Dies war ja dann der Fall - sogar die Presse behandelte den Film mehr oder weniger, als sei er Teil der Rialto-Reihe. Nachdem dies also geklärt war (und nebenbei der Holmes-Film floppte und so schnell kein zweites Original-Wallace-Projekt möglich war), stockte Brauner für den "Würger" das Budget merklich auf und versammelte einen Cast, der auch bei Mabuse (oder vielleicht gar den Rialto-Wallace-Filmen) nicht fehl am Platze gewesen wäre. Getoppt wurde dies dann natürlich noch durch die Verkürzung auf "B. Edgar Wallace" - die möglicherweise sogar eher auf den "Mist" vom Gloria-Verleih denn nur auf Brauner zurückzuführen ist.

So typisch bestimmte Schauspieler wie Dieter Eppler bei Reinl oder Hendriks bei Vohrer waren, Klingler hatte zuvor zwar auch schon einmal mit Joachim Hansen gedreht, aber auch (teilweise mehrfach - und teilweise sogar bei Brauner-Produktionen) mit Schauspielern wie Marisa Mell, Hellmut Lange, Richard Häussler, Ira Fürstenberg, Klausjürgen Wussow, Han Hendriks, Horst Frank, Werner Peters, Dietmar Schönherr, Charles Regnier, Walter Giller, Heinz Drache oder Günter Pfitzmann. Klingler kannte diese Schauspieler also und hätte wohl auch einige davon für Rollen vorgeschlagen, wenn er großes Mitbestimmungsrecht gehabt hätte - bzw. die finanziellen Rahmenbedingungen da gewesen wären.

Während die Constantin-Film bei der Edgar Wallace-Reihe fester Partner der Rialto-Film war und daher teils großes Mitspracherecht hatte (siehe Reinl, siehe Eddi Arent), hatte Brauner bei Mabuse und BEW die Lizenz als auch Gesamtverantwortung (samt komplettem Risiko) und konnte daher nicht nur vom Buch bis zur Produktion alle Schritte selbst entscheiden, sondern auch über die Auswertung von Beginn an frei mit diversen Verleihern verhandeln. So wechselten die Mabuse-Filme ja vom Prisma-Verleih über die Constantin zum Gloria-Filmverleih, so wie die meisten Bryan Edgar Wallace-Filme von der Gloria ins Kino gebracht wurden, nach dem erfolgreichen "Der Würger von Schloss Blackmoor" aber sogar ein Deal für den "Henker" mit dem Columbia-Verleih zu Stande kam, bevor die Reihe beim kleinen Nora-Verleih zu Ende ging.
Während die Rialto also mit ihren Paket-Deals immer sehr sicher fuhr und "Flops" in der Wallace-Reihe mehr oder weniger erst einmal "nur" Justierungen für den nächsten Film erforderten, bzw. wenn überhaupt erst den nächsten Deal für mehrere Filme gefährdeten, scheint Brauner bei den Bryan Edgar Wallace-Filmen oft komplettes Risiko gegangen zu sein, also die Verleihrechte teils erst spät verkauft zu haben, als die Projekte im Prinzip schon in Produktion gingen.
Das sorgte mit Erfolg (nach den "Koffern" und erst recht dem "Würger") für bessere Deals mit der Gloria, bzw. Columbia, schließlich aber auch für ein halbes Fiasko mit "Das siebente Opfer", den er nicht mehr bei einem großen Verleih unterbringen konnte.
Soll heißen: die Constantin-Film, bzw. auch das alte Rialto-Geflecht mit dem Prisma-Verleih, nahm (vor allem zu Beginn) bei Edgar Wallace extremen Einfluss und setzte nicht nur gezielt Autoren an die Treatments, sondern schrieb auch Reinl als Regisseur vor oder brachte Eddi Arent unter. Bei "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" erwarb Brauner die Bryan Edgar Wallace-Lizenz, setzte Kampendonk (der schon in den 50ern so etwas wie der Hausautor von Kurt Ulrich und Artur Brauner für leichte Stoffe war) die Aufgabe einen Wallace-artigen Krimi zu schreiben und wandte sich möglicherweise sogar erst an den Gloria-Verleih, als auch die Besetzung bereits stand und gestaltete die Besetzung daher ganz bewusst ein paar Nummern kleiner um das Risiko zu minimieren.

Giacco Offline



Beiträge: 2.733

16.02.2025 15:32
#88 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Kleine Ergänzung: Bereits im Filmkatalog 1961/62, der im September 1961 erschien (also schon vorher in Druck ging) wird der Film als "Ein Toter pakt die Koffer" vom Gloria-Verleih angekündigt. Regie: Alfred Vohrer, Buch: Georg Hurdalek, Kamera: Georg Krause. Darsteller wurden noch nicht genannt.

Richtigstellen möchte ich noch, dass Nora kein kleiner Verleih war. Entstanden aus dem Konkurs des NF-Verleihs, gegründet von den Produzenten Luggi Waldleitner, Kurt Ulrich und Hans Schubert, im Besitz der Rechte am gesamten NF-Filmstock, galt er schon kurz darauf als der dritte deutsche Großverleih nach Constantin und Gloria. Bereits 1962 hatte er mit "Kohlhiesels Töchter" den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres nach "Der Schatz im Silbersee" im Programm und konnte mit "Eheinstitut Aurora" einen weiteren Kinoerfolg vorweisen. 1963 konnte man mit "Das große Liebesspiel" und "Die schwarze Kobra" nachlegen. Auch derLeuwerik-Film "Elf Jahre und ein Tag" oder Rolf Thieles "Venusberg" liefen ordentlich. 1964 folgte mit "Die große Kür" ein weiterer Kassenschlager.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.083

16.02.2025 15:50
#89 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #88
Kleine Ergänzung: Bereits im Filmkatalog 1961/62, der im September 1961 erschien (also schon vorher in Druck ging) wird der Film als "Ein Toter pakt die Koffer" vom Gloria-Verleih angekündigt. Regie: Alfred Vohrer, Buch: Georg Hurdalek, Kamera: Georg Krause. Darsteller wurden noch nicht genannt.

Richtigstellen möchte ich noch, dass Nora kein kleiner Verleih war. Entstanden aus dem Konkurs des NF-Verleihs, gegründet von den Produzenten Luggi Waldleitner, Kurt Ulrich und Hans Schubert, im Besitz der Rechte am gesamten NF-Filmstock, galt er schon kurz darauf als der dritte deutsche Großverleih nach Constantin und Gloria. Bereits 1962 hatte er mit "Kohlhiesels Töchter" den erfolgreichsten deutschen Film des Jahres nach "Der Schatz im Silbersee" im Programm und konnte mit "Eheinstitut Aurora" einen weiteren Kinoerfolg vorweisen. 1963 konnte man mit "Das große Liebesspiel" und "Die schwarze Kobra" nachlegen. Auch derLeuwerik-Film "Elf Jahre und ein Tag" oder Rolf Thieles "Venusberg" liefen ordentlich. 1964 folgte mit "Die große Kür" ein weiterer Kassenschlager.

Danke für die Ergänzungen! Dann hatte ich das bei Kramp und Co falsch verstanden und der Nora-Verleih selbst war zwar nicht klein, brachte den Film aber eben nur mit wenigen Kopien ins Kino.
Zumindest bei der Krimi-Welle spielte der Nora-Verleih eher eine untergeordnete Rolle und brachte mit Filmen wie "Mord in Rio", "Die schwarze Kobra" "Der Fall X 701" nicht gerade die A-Titel ins Kino, sondern oft von kleinen unabhängigen Firmen hergestellte oder österreichische (Co-)Produktionen.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

16.02.2025 17:17
#90 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Die "Die schwarze Kobra" würde ich nicht als zweitklassigen Film bezeichnen. Der Film ist insgesamt sehr prominent besetzt und weist mit Klaus Kinski und Ady Berber echte Edgar-Wallace- sowie mit Wolfgang Preiss den echten Mabuse-Darsteller auf. Der Erfolg des Films ebnete Regisseur Rudolf Zehetgruber ja schließlich auch den Weg zur Constantin-Film.

"Mord in Rio" mag unter heutiger Betrachtung unspektakulär sein. Der Film hatte aber jede Menge Außenaufnahmen an Original-Schauplätzen zu bieten, was 1963 alles andere als selbstverständlich war.

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