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Dieses Thema hat 98 Antworten
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 Filmbewertungen
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Siegfried Lowitz Offline




Beiträge: 47

03.06.2018 12:27
#61 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von StefanK im Beitrag #36
Zitat von Edgar007 im Beitrag #35
Zitat von tilomagnet im Beitrag #34
Weiß jemand etwas über das Ausgangsmaterial für die Universum DVD (also die aus der BEW Box) dieses Films? Die Qualität ist schon sehr viel schlechter als bei WÜRGER und UNGEHEUER. Sieht aus wie ein VHS oder altes Fernsehmaster.

Es gab ja bei den meisten CCC-Filmen Probleme mit dem Ausgangsmaterial. Die Filmmaster wurden anscheinend über viele Jahre unsachgemäss gelagert, was natürlich Spuren hinterlassen hat. Angeblich war Arthur Brauner nicht bereit, Geld in die (korrekte) Lagerung zu investieren. Ich denke da in erste Linie an den Karl May-Film IM REICHE DES SILBERNEN LÖWEN, von dem scheinbar kein brauchbares Master mehr existiert, wodurch der Film seiner von der VHS auf die DVD gebannt wurde und auf BluRay gar nicht erschienen ist.


Die DVDs basieren auf dem Material, welches Universum von der CCC zur Verfügung gestellt bekam, bzw. Universum hat das Material der CCC aufgearbeitet, neu abtasten lassen usw. Und wie Edgar schon schrieb, hat der Koffer wohl etwas mehr gelitten als die anderen s/w BEW Filme. Abgesehen von dem doch etwas störenden Laufstreifen finde ich das Bild aber auch hier okay.

Der Löwe wurde jedoch nicht von einer VHS auf DVD überspielt, da hätte das ganze noch schlechter ausgesehen. Ausgangsmaterial war wohl vermutlich ein altes analoges Master.

Ist das der grund weshalb der film " Winnetou und sein Freund Old Firehand" in die DVD box kahm ? Und warum ist eigentlich der film" Winnetou und sein Freund Old Firehand" nicht in der Karl May Filmschatz - Jubiläumsausgabe?

Jan Offline




Beiträge: 1.753

13.07.2020 23:20
#62 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Das Geheimnis der schwarzen Koffer
Kriminalfilm BRD 1962 • mit Joachim Hansen, Senta Berger, Leonard Steckel, Hans Reiser, Peter Carsten, Helga Sommerfeld, Stanislav Ledinek, Kurt Waitzmann, Elfriede Irrall, Hans W. Hamacher und als Arnold Wickerly: Chris Howland • Musik: Gert Wilden • Drehbuch: Percy Allan (d.i. Gustav Kampendonk) nach Motiven von Bryan Edgar Wallace • Kamera: Richard Angst • Schnitt: Walter Wischniewsky • Produktionsleitung: Erwin Gitt • Gesamtleitung: Artur Brauner
Regie: Werner Klingler


Wenn ein Drehbuchautor sich letztlich dazu entscheidet, die Credits des fertigen Films lieber mit einem Pseudonym versehen zu lassen, so verheißt dies zumeist nichts Gutes. Im Falle von Percy Allan haben wir es mit dem renommierten Drehbuchautoren Gustav Kampendonk zu tun, der sich sicherheitshalber namentlich aus dem "Geheimnis der schwarzen Koffer" entfernen ließ, obschon er in Artur Brauners "Würger von Schloss Blackmoor" und in Kurt Ulrichs "Der Rächer" durchaus bereit war, sichauch mit Klarnamen nennen zu lassen. Es könnte eine weise Entscheidung gewesen sein, denn zu besonderen Lorbeeren verhilft dieser Film seinem Drehbuchautoren gewiss nicht. Selten war ein Skript derart unentschlossen, was es mit seinen (zahlreichen!) Figuren anfangen sollte. Es ist die vermutlich größte Schwäche des Drehbuches, sich immer wieder in zu vielen kleinen Handlungssträngen zu verheddern, die von einer Vielzahl an Nebendarstellern besetzt werden, von denen unter dem Strich kein einziger wirklich zur Geltung kommt. Sei es der nutzlos in der Geschichte mitlaufende Seargent Hans W. Hamacher, Kleinganove Zeev Berlinsky oder Stripperin Helga Sommerfeld.

Ist der Haupt-Plot der "Koffer" an sich interessant und böte er zudem die Basis eines stringenten Krimis, verzögern die mit dem Haupt-Plot nur notdürftig verbundenen Verästelungen das Geschehen und lenken von ihm allzu sehr ab. Die Konsequenz sind einigermaßen unausgegoren Typen wie beispielsweise Humphrey Curtis (Hans Reiser), aus dessen Rolle sich vielmehr hätte herausholen lassen, insofern sich das Buch auf ihn mehr konzentriert hätte, anstatt die zwar adrette aber letztlich entbehrliche Helga Sommerfeld einzubauen. Ohnehin wirkt die Grundlage der "Koffer" eher so, als hätten sich an Kampendonks Buchvorlage nicht eben wenige andere auch versucht, um die Geschichte (aus ihrer jeweiligen Sicht) zu bereichern. Nachvollziehbar ist das zwar heute nicht mehr, die Zerfaserung der Geschichte sowie Kampendonks Wahl des Pseudonyms Percy Allen indes verleitet zu der Annahme, dass es so gewesen sein könnte.

Schauspielerisch wird der Film zumeist mit dem viel gescholtenen Joachim Hansen in Verbindung gebracht. Schlecht macht er seine Sache dabei nicht. Er ist ausreichend smart, die schöne Senta Berger zu umgarnen und bietet die nötige Härte, sich in den Katakomben des Schlosses eine wilde Schießerei zu leisten. Sicher geht Hansen in dieser Rolle das ganz große Charisma ab. Die Schuld ihm dafür alleine in die Schuhe zu schieben, springt aber zu kurz. Das unausgegorene Buch bietet Hansen kaum die Möglichkeiten, die seine Kollegen von der Rialto zumeist geboten bekamen. Auch Hansen ist Opfer der vernachlässigten Charakterisierungen des Drehbuches und verkommt so zum Inspektor von der Stange, obwohl er sich schauspielerisch gar keine besonderen Schnitzer erlaubt.

Umso bemerkenswerter ist der Auftritt des wunderbaren Leonard Steckel. Dass das Drehbuch auch mit ihm kaum recht etwas anzufangen weiß, umschifft Steckel gekonnt. Sein Doktor der Armen könnte auch eine Figur aus einem echten Edgar-Wallace-Roman sein. Steckel spielt mal verschmitzt auf, dann wieder bärbeißig und mürrisch. Selbst den Heiratsantrag an seine schöne Sprechstundenhilfe kann man ihm getrost abnehmen. Diese liebestolle Verirrung gewinnt durch Steckels Spiel eine naive Liebenswürdigkeit anstatt unfreiwillig komisch zu enden. Zweifelsohne ist Leonard Steckel der Schauspieler dieses Films. Selbst die völlig unerwartete Kapriole des Drehbuches, ihn ohne Vorwarnung in der zweiten Hälfte des Filmes auf einmal zum Schlossbesitzer zu befördern, goutiert der hervorragende Mime klaglos.

Apropos klaglos: Neben dem vortrefflichen Leonard Steckel sind es die Herren Gert Wilden und Richard Angst, die den Film in der Gesamtschau zu einem sehenswerten Ganzen machen. Währenddessen Werner Klinglers Inszenierung prinzipiell bodenständig bleibt und sich keine gravierenden Schlenker erlaubt, formte Gert Wilden einen Ohrwurm gleichen Soundtrack von hohem Wiedererkennungswert. Gleiches gilt für den für die Optik zuständigen Altmeister Richard Angst, der in gewohnter Weise erstklassige Schwarzweiß-Bilder einfing, Licht und Schatten aufwändig nutzte und wieder einmal für besonders einprägsame Bilder verantwortlich zeichnete. Ist es Leonard Steckel, der aus dem Cast fraglos herauszuheben ist, so sind es Gert Wilden und Richard Angst bei der Crew.

Holpriger Auftakt zu Artur Brauners Konkurrenzveranstaltung: Währeddessen das Buch offenbar durch zahlreiche Hände ging und nicht halten kann, was der an sich gute Plot verspricht, sorgt der wunderbare Leonard Steckel für die schauspielerischen Akent, währenddessen Gert Wilden einen schmissigen Soundtrack schrieb und Kamera-Urgstein Richard Angst die schaurigen Bilder schuf. Alles in allem - wegen der drei genannten Herren - gerade noch 3 von 5 Punkte.

Gruß
Jan

Giacco Offline



Beiträge: 2.720

14.07.2020 13:39
#63 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Da Artur Brauner bekannt dafür war, die Drehbücher immer wieder umschreiben zu lassen, kann ich mir schon vorstellen, dass auch hier "viele Köche den Brei verdorben haben". Selbst der Titel wurde ja mehrfach geändert. Zunächst war "Ein Toter packt die Koffer", dann "Das Schloß des Grauens" vorgesehen.
Vielen Dank auch für die Ehrenrettung des oft kritisierten Joachim Hansen, den ich durchaus mag und gerne sehe. An seiner darstellerischen Leistung gibt es hier rein gar nichts auszusetzen. Seinerzeit wurde der Film ohnehin nicht so negativ gesehen wie heute und auch das Publikum war mehr als zufrieden. Die Erstnote 2,7 kann mit den Wallace-Filmen der Rialto durchaus mithalten.

"Ein Junior-Schriftsteller der Wallace-Dynastie lieferte die Motive für diesen Krimi, in dem ein mysteriöser und treffsicherer Messerwerfer seinen Opfern vor ihrem gewaltsamen Ende gepackte Koffer vor die Tür stellt. Verdächtige gibt es für den sympathischen Inspektor Joachim Hansen genug: einen blinden Bettler, den skurrilen Armenarzt, seine Lordschaft samt Kammerdiener und schizophrener Nichte. Ja, selbst die Dame seines Herzens und der mit den Hütern des Gesetzes verbündete Kriminalwissenschaftler könnten die Täter sein. Es geht um Rauschgift. Auf die Spur des Verbrechers kommt die Polizei durch das Bandgerät des Tonjägers Chris Howland, der auch für das Happy-end sorgt und dem ebenso gefesselten wie amüsierten Publikum zuzwinkert, Werner Klinglers an Spannungs-, Überraschungs- und Gruseleffekten reiche Story nicht allzu tragisch zu nehmen. Londoner Nebel, winklige Vorstadtstraßen und ein geheimnisvolles Schloss sorgen für Atmosphäre und einen milieugerechten Rahmen. Gesamtfazit: Ein zünftiger und gelungener Reißer der inzwischen bewährten deutschen Kriminalfilm-Serie." (Film-Echo)

Jan Offline




Beiträge: 1.753

14.07.2020 19:44
#64 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #63

Vielen Dank auch für die Ehrenrettung des oft kritisierten Joachim Hansen, den ich durchaus mag und gerne sehe. An seiner darstellerischen Leistung gibt es hier rein gar nichts auszusetzen.


Ich habe diese Generalverbannung ohnehin nie verstanden. Dass Hansen ein ernstzunehmender Darsteller war, stand für mich immer außer Frage. Die beiden Gulbranssen-Verfilmungen sind für mich eng mit ihm verbunden. Kaum weniger eindrucksvoll sein Auftritt in "Via Mala". Als Vertreter des typischen Deutschen war er ja auch international recht gefragt.

Zitat von Giacco im Beitrag #63

Seinerzeit wurde der Film ohnehin nicht so negativ gesehen wie heute und auch das Publikum war mehr als zufrieden. Die Erstnote 2,7 kann mit den Wallace-Filmen der Rialto durchaus mithalten.


Ich habe den Film tatsächlich an die 20 Jahre nicht gesehen und hatte ihn schwächer in Erinnerung. Auch hatte ich den Abstand zu Werner Klinglers "Testament des Dr. Mabuse" gravierender im Kopf. Regisseur Klingler kann man nicht viel vorwerfen. Er hatte gar ein paar nette Einfälle wie beispielsweise die Ausgestaltung der Verfolgungsszenen Stanislav Ledineks im Park mit dem leicht psychedelischen Touch. Von der Palastreveolution (siehe Seite zuvor) konnte ich dem fertigen Film eigentlich nichts ansehen. Will man (abgesehen vom Drehbuch) handwerklich etwas bemängeln, dann am ehesten vereinzelte Anschlussfehler des Schnittes. Sowohl Hans Reiser als auch Alain Dijon zünden sich ihre Zigarette binnen kürzester Zeit gleich zweimal an.

Gruß
Jan

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

19.07.2020 10:47
#65 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Ich musste mir die Koffer auch erstmal wieder ansehen um zu einigen Einschätzugen was beitragen zu können.An den BEW hat mir sofort gefallen das man versucht hat neue unverbrauchte Gesichter wie hier zB. J. Hansen einzubauen.
Das man natürlich alle bekannten/beliebten/erfolgreichen Wallace Versatzstücke eingebaut hat war wohl unumgänglich ( siehe auch Interview )
Aus heutiger Sicht ( damals wohl unumgänglich ) ist für mich der lächerliche ( nicht lustig wohlgemerkt )Auftritt von C. Howland.Das zieht den Film fast etwas zu sehr runter.Hätte man besser weggelassen .Auch der gelobte Leonard Steckel beeindruckt mich nicht besonders.Seine altväterliche Art /Auftritt plötzlich als Schlossherr hat mich eher an Hans Moser erinnert als an einen Schurken.Die ein oder andere Einstellung seiner Gesichtszüge ( Wandlung vom gütigen Doktor zum Schurken ) können überzeugen .
Musik gewöhnungsbedürftig ,Ende etwas plötzlich ( aber wohltuend ohne die Liebenden Hand in Hand )

Fazit : Story gut/ neue Gesichter /J. Hansen braucht sich als Sympathieträger nicht zu verstecken.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.080

10.02.2025 12:27
#66 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Nun war bei mir auch einmal wieder "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" dran - ganz unchronologisch eingestreut, weil die Rialto-Sichtungsreihe Pause machen musste.
Es war beinahe eine Erstsichtung, weil ich den Film meines Wissens nur ein einziges Mal in meiner Jugend gesehen habe.
Im Großen und Ganzen hat sich bestätigt, wie ich den Film in Erinnerung hatte - Man merkt ihm deutlich seinen Charakter als "Versuchsballon" und schnelle Massenware für die Krimi-Welle an.

Artur Brauner konnte 1962 noch nicht wissen, wie lang die Rialto-Edgar Wallace-Reihe noch erfolgreich sein würde, die 1961er-Filme "Der Fälscher von London" und "Die seltsame Gräfin" hatten wieder weit unter 3 Millionen Zuschauer, der erste Wallace des Jahres 1962 "Das Rätsel der roten Orchidee" sackte gar auf 1,5 Millionen Zuschauer ab.
Die "Bryan Edgar Wallace"-Rechte dürften nicht all zu teuer gewesen sein - wahrscheinlich hatte Wallace' Sohn nie damit gerechnet, dass jemand überhaupt einmal Geld für die Verfilmungsrechte seiner Romane zahlen würde und er stand finanziell wohl auch so auf recht gutem Fundament.
Brauner ging hier (aus wirtschaftlicher Sicht nachvollziehbar) den risikoärmsten Weg: ein recht günstiges Drehbuch mit überschaubarer Anzahl an Locations, die sich größtenteils auf dem Firmeneigenen Produktionsgelände umsetzen ließen, ein erfahrener Regisseur, dessen letzte Großtaten schon viele Jahre her waren, die Verpflichtung ortsansässiger Schauspieler, die entweder ohnehin bei ihm unter Vertrag standen oder zumindest nicht wahnsinnig teuer waren usw.
Gustav Kampendonk war wenig Krimi-Erfahren, schrieb jedoch zuvor schon das Drehbuch zu "Der Rächer", was vielleicht eine gewisse Nähe zu diesem Film erklärt, die ich bei der Sichtung verspürte.

Die "frischen Gesicher", die oft positiv erwähnt werden, waren wohl kaum so beabsichtigt.
Durch die Rialto-Wallace-Reihe und die parallele Weinert-Wilton-Produktion "Der Teppich des Grauens" (ebenfalls von Constantin-Film) waren Schauspieler wie Joachim Fuchsberger allein schon zeitlich gebunden, andere Schauspieler der Rialto-Reihe wären zumindest wohl teurer gewesen als viele der Theater-Schauspieler, die man im "Koffer" sieht - sei es wegen der Gage, sei es, weil man sich um Flüge, Bahnreisen und Unterbringung hätte kümmern müssen.
Wenn man sich anschaut, wer im selben Jahr bei Werner Klinglers Mabuse-Beitrag "Testament des Dr. Mabuse" vor der Kamera agierte, dann klingen Gert Fröbe, Charles Regnier, Walter Rilla, Wolfgang Preiss oder Harald Juhnke nach einer anderen Liga. Mit Ann Savo ist dort sogar ein bekanntes Gesicht aus dem Rialto-Wallace-Erfolg "Die toten Augen von London" dabei. Nur Senta Berger und Albert Bessler spielen auch beim "Koffer" mit - erstere war ohnehin damals CCC-Vertragsschauspielerin und Albert Bessler ja immer gern für Nebenrollen, auch in Rialto-(Berlin-)Wallace-Filmen gesehen. Ich meine mich da an eine Anekdote von Joachim Kramp zu erinnern, dass Bessler als Regisseur, Chefdramaturg und stellvertretender Intendant der Staatlichen Schauspielbühnen Berlin die Freigabe seiner Schauspieler gern an die Bedingung koppelte selbst einen Auftritt im betreffenden Film zu erhalten.
Im "Koffer" sind jedenfalls primär Berliner Schauspieler zu sehen, man könnte also durchaus unterstellen, Brauner bzw. Klingler besetzten Rollen vor allem nach der Devise "wer wohnt eh in Berlin oder gastiert gerade an einem hiesigen Theater?".
Chris Howland beispielsweise haben wir heute allein wegen der Karl May-Filme als "großen Namen" im Kopf. Zum Zeitpunkt der "Koffer"-Produktion war er (nicht despektierlich gemeint!) ein Radiomoderator mit ein paar Gesang-Auftritten in Schlager-Schmonzetten. Eher durch Zufall "entdeckte" Brauner also hier seinen Eddi Arent-Konterpart, den schließlich sogar die Rialto für ihre Winnetou-Filme übernahm.

Inhaltlich macht sich beim "Koffer" stark bemerkbar, dass die Rialto-Wallace-Formel noch nicht etabliert war, auch die Epigonen also noch keine Schablone "übernehmen" konnten.
Serienmorde, ein junger Ermittler und eine bedrohte Schönheit sind die (auch später bei der Rialto noch zu findenden) Klischee-Bestandteile. Andere Elemente, die man vermeintlich aus den Rialto-Filmen entnahm, spielten dort später eher keine Rolle mehr. So gibt es hier mit Humphrey Curtis einen Amerikaner, den es nach London verschlagen hat (so wie bei "Das Geheimnis der gelben Narzissen"). Auch Drogen spielten zwar auch in "Das Geheimnis der gelben Narzissen" eine große Rolle, stellten sich aber (zumindest bis in die späten 60er) in der Folge nicht als zentrales Rialto-Wallace-Thema heraus. Auch hieraus entsteht eine gewisse Eigenständigkeit der "Koffer", die aber wenn man gemein sein will, nur auf der Übernahme der "falschen Elemente" aus der Rialto-Wallace-Reihe basiert.

Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg.
In der Folge gibt es jedoch vielerorts Alles andere als gut geleuchtete Einstellungen, die oft sogar nicht kongruent in der Lichtstimmung sind und deutlich auf einen engen Drehplan und überschaubare technische Ausstattung schließen lassen. Naturgemäß sind die Atelier-Aufnahmen besser gestaltet. Zumindest auf dem Papier hatten parallele Rialto-Wallace-Filme wie "Die Tür mit den sieben Schlössern" oder "Das Rätsel der roten Orchidee" nicht mehr Drehzeit, wirken jedoch auch in ihren Außenaufnahmen wesentlich sauberer und einfallsreicher gestaltet.
Perspektivisch sind schon beim ersten Mord vor dem Hotel einige Dinge nicht stimmig - die Wand, hinter der der Messerwerfer sich verbirgt und von wo er das Messer wirft und später Chris Howland daher kommt, steht nicht wirklich in stimmiger Beziehung zum Eingang des Hotels - Wurfbahn des Messers und Fußweg Howlands zum Tatort fand zumindest ich in Punkto Richtung und erzählter Entfernung sehr verwirrend bis fragwürdig. Die Breite des Fußgängerwegs variiert in der ganzen Sequenz auch fröhlich, was auf unterschiedliche Drehorte hinweist.
Dass Joachim Hansen nach Amerika fliegt um eine Auskunft zu erhalten, die so ähnlich auch telefonisch oder telegrafisch eingeholt hätte werden können, bietet nur die Gelegenheit eine tatsächlich ganz nett ausgestaltete FBI-Büro-Szene einzustreuen.

Joachim Hansens Ermittler ist anfangs ganz getreu dem Fuchsberger-Typus nachempfunden und darf ähnlich forsch bis grenzüberschreitend ans Werk gehen, wie Blacky beispielsweise in "Die seltsame Gräfin". Dass er Senta Berger quasi mit seiner dienstlichen Funktion zum gemeinsamen Restaurantbesuch zwingen will, bzw. es schließlich auch mit Erfolg tut, ist wohl nicht nur aus heutiger Sicht etwas fragwürdig. Dass er ihr bei diesem ersten "privaten" Treffen in einem Nebensatz eröffnet, sie sei seine künftige Ehefrau, wurde früher vielleicht mal als "charmant" verklärt.
Dafür kann Joachim Hansen jedoch wenig, das ist einfach schlecht, bzw. sehr altbacken/naiv geschrieben. Ähnliche Probleme finden sich ja auch schon in "Der Rächer", wo das Filmsetting absolut lachhaft ist und der Diener Bhag heute auch ein eher peinlich berührtes Gefühl beim Zuschauer hervorruft. Schade ist, dass Hansen dann irgendwann komplett farblos agiert, weil ihm das Drehbuch Nichts mehr an die Hand gibt.
Leonard Steckel funktioniert sehr gut als dubioser Arzt, den Schlossherr spielt er gar nicht so übel, es fehlt eher an dramaturgischer Einbindung. Warum wird das Doppelspiel nicht viel früher etabliert? Dass der Arzt eigentlich ein reicher Schlossbesitzer ist, ist eine der Wendungen, die einen Krimifan, der miträtseln will, eher beleidigen als erfreuen.
Senta Bergers Figur erinnerte mich in der Rollenanlage stark an die von Marissa Mell in "Das Rätsel der roten Orchidee" - ähnlich taff und selbstbewusst und ganz nebenbei wie Marissa Mell mit Adrian Hoven hat auch Senta Berger mit Joachim Hansen einen Gegenpart erhalten, der es in Punkto Charisma nicht mit ihr aufnehmen kann und die Beschützerrolle daher nicht glaubhaft ausfüllt, aber das kann auch nur meine Wahrnehmung sein.
Hans Reiser spielt die zwielichtige Figur des Humphrey Curtis recht überzeugend, wenn auch recht früh klar wird, dass er nicht der ist, für den er sich ausgibt.

Unter dem Strich bleibt ein Film, der optisch, dramaturgisch, handwerklich deutlich schwächer als die Rialto-Filme daher kommt, mit seinen 85 Minuten aber zumindest recht kurzweilig ist und durch die unverbrauchten Gesichter ein wenig Abwechslung bietet. Erfolgreich genug scheint er gewesen zu sein, dass Brauner Hans Reiser erneut und Wallace-Recken Reinl, Dor und andere für den Nachfolger verpflichtete und dort scheinbar auch mehr Budget freigab.
Chris Howland wurde einstweilen von der Constantin-Film für den zweiten Weinert-Wilton-Krimi "abgeworben" um auch dort als Eddi Arent-Ersatz zu fungieren.

DanielL Online




Beiträge: 4.189

10.02.2025 12:50
#67 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #66
Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg.


Siehe Materialliste bei Filmportal.de: Dort kannst du eine Bestellliste für die London-Schnittbilder der CCC einsehen.

Gruß,
Daniel

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.080

10.02.2025 13:45
#68 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #67
Zitat von Fabi88 im Beitrag #66
Handwerklich ist der Film einigermaßen okay. Richard Angst' Kameraarbeit ist aus meiner Sicht aber sogar schwach. Die teils "aus der Hüfte geschossenen" London-Bilder der Titelsequenz stammen offensichtlich aus irgendwelchen Drittquellen, sind vielleicht sogar 16mm-Dokumentarfilm-Material und sorgen für einen holprigen Einstieg.


Siehe Materialliste bei Filmportal.de: Dort kannst du eine Bestellliste für die London-Schnittbilder der CCC einsehen.

Danke für den Hinweis! Ich erinnere mich, dass ich letztens sogar noch drüber gestolpert bin!
Aber holprig sind die Aufnahmen trotzdem... vielleicht ohne Drehgenehmigungen mit Handkamera innerhalb von 1-2 Tagen weggekurbelt.

Giacco Offline



Beiträge: 2.720

11.02.2025 12:14
#69 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Chris Howland war damals in der Tat "ein großer Name" und ein Publikumsliebling und keineswegs nur "Radiomoderator mit ein paar Gesangsauftritten in Schlager-Schmonzetten."
Seit Mitte der Fünfzigerjahre war er als Schauspieler (!) und als Sänger (Top-Ten-Notierung) erfolgreich. Ab 1961 war er Moderator der beliebten Fernsehshow
"Musik aus Stdio B". Mit der Sendung "Vorsicht Kamera" (ab Juli 1961) brachte er einen Vorläufer von "Verstehen Sie Spass" ins Deutsche Fernsehen und sorgte damit für Top-Quoten.
Brauner hat ihn also ganz sicher nicht "durch Zufall" entdeckt.

Das wollte ich nur mal richtig stellen, auch wenn ich auf seine Krimi-Auftritte gern hätte verzichten können. Besonders schlimm war er ja in "Der Henker von London".

Count Villain Offline




Beiträge: 4.697

11.02.2025 16:40
#70 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #69
Besonders schlimm war er ja in "Der Henker von London".


Wobei ich auch niemanden wüsste, der die Rolle viel besser hätte spielen können.

max Offline



Beiträge: 260

11.02.2025 16:57
#71 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Ich finde Chris Howland im Koffer nerviger, als im Henker, wenn man mal von der Szene mit den Frauenklamotten absieht.
Ist aber eher den jeweiligen Drehbuchautoren anzukreiden, selbst Eddi Arent hätte in einer so geschriebenen Rolle genervt.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.080

12.02.2025 11:29
#72 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #69
Chris Howland war damals in der Tat "ein großer Name" und ein Publikumsliebling und keineswegs nur "Radiomoderator mit ein paar Gesangsauftritten in Schlager-Schmonzetten."
Seit Mitte der Fünfzigerjahre war er als Schauspieler (!) und als Sänger (Top-Ten-Notierung) erfolgreich. Ab 1961 war er Moderator der beliebten Fernsehshow
"Musik aus Stdio B". Mit der Sendung "Vorsicht Kamera" (ab Juli 1961) brachte er einen Vorläufer von "Verstehen Sie Spass" ins Deutsche Fernsehen und sorgte damit für Top-Quoten.
Brauner hat ihn also ganz sicher nicht "durch Zufall" entdeckt.

Das wollte ich nur mal richtig stellen, auch wenn ich auf seine Krimi-Auftritte gern hätte verzichten können. Besonders schlimm war er ja in "Der Henker von London".

Da habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Er war kein großer Name für die Leinwand. Die Auftritte als Schauspieler bestanden größenteils aus den von mir angesprochenen Gesangsauftritten, er war kein Gesicht, das die Leute in ernsten Rollen/Filmen sehen wollten (zu diesem Zeitpunkt). Zwar durfte er auch in Filmen mitspielen, sein Grund für die Mitwirkung war aber in der Regel eine oder mehrere Gesangsnummer(n). Bei den meisten Revuefilmen brachten Plattenfirmen und Produzenten ihre Zugpferde unter, so waren diese Produktionen für Filmproduzenten überhaupt nur lukrativ. Ich wollte darauf hinaus, dass Artur Brauner mit Chris Howland ein bekanntes Gesicht günstig einkaufen konnte, weil seine Gage für eine "normale" Rolle kaum horrend gewesen sein dürfte zur damaligen Zeit.

Giacco Offline



Beiträge: 2.720

12.02.2025 12:17
#73 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Fabi88 im Beitrag #72
Zwar durfte er auch in Filmen mitspielen, sein Grund für die Mitwirkung war aber in der Regel eine oder mehrere Gesangsnummer(n). Ich wollte darauf hinaus, dass Artur Brauner mit Chris Howland ein bekanntes Gesicht günstig einkaufen konnte, weil seine Gage für eine "normale" Rolle kaum horrend gewesen sein dürfte zur damaligen Zeit.


Nicht ganz korrekt. Filme wie "Der Major und die Stiere", "Verlobung am Wolfgangsee", "Die letzte Nacht der Titanic" (TV) u.a. waren keine Revue- oder Musikfilme. Und in fast allen Schlager-Filmen hatte er durchgehende Rollen. Außerdem hängt die Höhe der Gage auch von der Popularität ab und er hatte zu dem Zeitpunkt einen hohen Bekanntheitsgrad und musste sicher nicht den Rollen hinterher laufen.
Aber nichts für ungut. Wir sollten das jetzt auch nicht unnötig ausweiten.

Fabi88 Offline



Beiträge: 4.080

13.02.2025 11:23
#74 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Giacco im Beitrag #73
Aber nichts für ungut. Wir sollten das jetzt auch nicht unnötig ausweiten.


Richtig, wir haben ja keinen Einblick in die Bücher. Aber ohne ihn in diese Schublade stecken zu wollen, haben ja auch einige heutige Comedians, Musiker oder Influencer eine hohe Popularität, kassieren für Kino-Auftritte aber längst nicht die Gagen, die gestandene Schauspieler aufrufen können. Aber das ist wirklich komplett egal. Wahrscheinlich hat Howland spätestens bei "Die weiße Spinne" und erst recht in den Karl May-Filmen recht gut verdient.

Jan-Eric Offline



Beiträge: 39

13.02.2025 19:04
#75 RE: Bewertet: BEW - "Das Geheimnis der schwarzen Koffer" (1) Zitat · Antworten

Chris Howland, der sich Anfang der 1960er Jahre auf dem Höhepunkt seiner Karriere befand, war sicher nicht billig zu haben.

Aus dem Karl-May-Filmbuch von Michael Petzel und aus der Karl-May-Wiki geht hervor, dass Chris Howland für seine Rolle in "Der Schut" nach Lex Barker die zweithöchste Gage bekam.

https://www.karl-may-wiki.de/index.php/Der_Schut_(Film)

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