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Dieses Thema hat 24 Antworten
und wurde 1.482 mal aufgerufen
 Film- und Fernsehklassiker international
Seiten 1 | 2
Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

14.09.2019 12:32
#16 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Es gab noch ein paar alte Beiträge zu den Mr.-Moto-Filmen, die ich diesem Thread nun vorangestellt habe.

@Dr. Oberzohn: Ich freue mich auf weitere Besprechungen. Die ersten zwei Filme waren mir bekannt und ich kann deine Schilderungen absolut unterschreiben. Auf den Review zum dritten Teil, dem ja nun die "Vorschusslorbeeren" vorauseilen, kein "echter" Moto zu sein, bin ich nun umso mehr gespannt.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

14.09.2019 21:31
#17 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

@Gubanov : Bei so einer liebenswürdigen Bitte kann man ja nicht Nein sagen .

Mr. Moto und der Wettbetrug

Mr. Moto, der geheimnisvolle Herr aus dem Lande der aufgehenden Sonne, darf einer aufmerksamen Zuhörerschaft in der Universität von San Francisco eine Vorlesung in Kriminologie halten. Die Zuhörer, alles erwachsene Männer, verhalten sich manchmal eher wie fröhliche Kinder, doch Motos Persönlichkeit sorgt hier schnell für Ordnung, und einen besonders hartnäckigen Zweifler wirft er schonmal quer durch den Raum. Das ist natürlich nicht ernst gemeint, aber ein wenig muss er seine Nahkampfkenntnisse schon anbringen, da ihm bei dem bald folgenden klassischen Kriminalfall nicht so viel Gelegenheit dazu gegeben wird wie bei seinen exotischen Abenteuern.
Moto wird von Lieutenant Riggs, einem befreundeten Polizeibeamten, zu einem Boxkampf eingeladen. Mit von der Partie sind Lee Chan, der erste Sohn des berühmten Detektivs Charlie Chan, sowie ein ehemaliger Boxer und bekehrter Dieb, "Knockout" Wellington, beide begeisterte Teilnehmer von Motos Seminar und für den Humor zuständig, bzw. was dafür damals gehalten wurde. Dass bald etwas passieren wird, ahnt man spätestens dann, wenn allerlei finstere Gestalten im Vorfeld des Kampfes gegenseitige Drohungen ausstoßen und über den Ausgang spekulieren. Denn viel Geld ist im Spiel, da Wetten auf den Sieg abgeschlossen werden. Der Boxer Bill Steele tritt gegen Frank Moran an, und irgendwann geht der zu Boden. Der Knockout ist final, letztlich ist es zum großen Teil Mr. Moto zu verdanken, dass sein Tod als ein ein sehr raffinierter Mord erkannt wird, wobei vergiftete Boxhandschuhe zum Einsatz kamen. Damit gerät der junge Boxer Steele in große Schwierigkeiten, doch er ist nicht der einzige Verdächtige, zahlreiche Unterweltgestalten hätten ein Motiv für den Mord gehabt, da es ja um eine Menge Geld geht. Die Tochter von Bills Sponsor Philip Benton, Linda, hat ein Auge auf den jungen Mann geworfen, ebenso eine junge Reporterin. Und während beide um die Gunst des jungen, unter Mordverdacht stehenden Sportsmannes buhlen, treiben Moto und Riggs ihre Ermittlungen voran. Sie suchen einen geheimnisvollen Herrn, der in mehreren Städten große Summen auf Stantons Niederlage gesetzt hatte, und stehen am Ende wieder vor einer Leiche.
Moto wird den Leuten im Hintergrund gefährlich, sein Leben gerät mal wieder in Gefahr, doch zum Schluss kann er den eigentlichen Drahtzieher des Ganzen durch eine für ihn konstruierte Todesfalle überführen. Alles ist wieder mal gut gegangen.

Dass der Film ursprünglich für Charlie Chan konzipiert war und Mr. Moto notgedrungen einspringen musste, merkt man ihm deutlich an. Er weicht stark vom sonstigen Moto-Schema ab, ist ein reiner Detektivfilm. Selbst ein Mordanschlag auf Moto in seiner Wohnung durch einen Helfershelfer entspricht dem üblichen Charlie-Chan-Schema, wenngleich Moto hier ein wenig Jiu-Jitsu praktiziert, womit der hawaiianische Ermittler mit den chinesischen Wurzeln nun nicht dienen konnte. Nebenher gibt es mehr weise Sprüche von Moto als sonst, die musste er nun anstelle von Chan zum besten geben. Bei dem Versuch, Humor in die Geschichte einzubauen, tat man wirklich ein wenig zu viel des Guten: neben dem ohnehin die Nerven strapazierenden ersten Sohn von Chan gibt es da noch als zusätzlichen Sidekick den Ex-Boxer, der immer Sachen stiehlt und bei der bald einsetzenden Reue vergessen hat, wer seine Opfer waren. Die beiden tun sich zusammen und wollen natürlich den Fall auf eigene Faust klären, was überhaupt nichts Sinnvolles für den weiteren Verlauf der Story zur Folge hat. Dabei geraten sie noch an einen unglaublich vertrottelten Sheriff. Der stoppt übrigens Fahrer mit überhöhter Geschwindigkeit dadurch, dass er Reißnägel auf die Straße wirft. (Wenn das damals tatsächlich die gängige Verfahrenspraxis war, dann sind wir heute mit unseren viel kritisierten Radarfallen wesentlich zivilisierter geworden ). Und als würden so nicht schon genug unterbelichtete Ermittler durch Handlung laufen, gibt auch noch Lieutenant Riggs den in dieser Art Filmen gern verwendeten Einfaltspinsel eines Polizisten, der jedes Wort des überirdisch schlauen Meisterdetektivs an seiner Seite in sich aufsaugt und später als eigenen Plan ausgibt und dessen eigenständige Aktionen eher nur Verwirrung stiften. Wahrlich ein bisschen zu viel Klamauk auf einmal.
Daneben kann man mächtig viel Boxring-Luft schnuppern, wer nicht unbedingt ein Fan dieser etwas rohen Sportart ist, wird dabei womöglich das eine oder andere Gähnen unterdrücken müssen. Und die ganzen Intrigen der Wettspielmafia, wer gegen wen das Geld verloren hat und wieviel und warum, ist schwer durchschaubar. Selbst wenn der Film ein "Charlie Chan" geworden wäre, läge er wohl nur im Mittelfeld, da gibt es viel bessere. Einer der Ganoven, ein gewisser Connors, ragt mit seiner Physiognomie über die anderen Schauspieler heraus und bleibt im Gedächtnis.
Kurioserweise wird Mr. Moto im Zusammenhang mit seinem Uni-Auftritt ab und zu Mal als "Professor" angeredet. Vielleicht ist es nur der Synchro geschuldet, aber ansonsten hätte er ja sogar einen akademischen Hintergrund, bei seiner Persönlichkeit nicht verwunderlich und ein Teil seines geheimnisvollen Hintergrunds.
Leider ist der Film im Hinblick auf die ersten beiden Teile ein Rückschritt, doch allemal unterhaltsam.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

15.09.2019 20:50
#18 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Mr. Moto und der Dschungelprinz

Eine junge attraktive Frau fliegt in ihrem Privatflugzeug über dem Urwald Kambodschas. Dann tut sie etwas Merkwürdiges, sie entzündet Brandfackeln, springt mit ihrem Fallschirm ab und lässt das Flugzeug abstürzen. Als sie schließlich im Busch landet, tritt ihr ein höflicher Herr im Tropenanzug entgegen, der unverwüstliche Mr. Moto, der scheinbar mit archäologischen Ausgrabungen beschäftigt ist. Schnell durchschaut er den Trick der abenteuerlustigen"abgestürzten" Victoria Mason, die sich als Weltumrunderin ausgibt. Sie befinden sich im Landes des Rajahs Ali, des Dschungelprinzen, welcher sein Gouvernement allem Anschein nach recht zufrieden abhängig von Frankreichs Gnaden führt, ganz im Gegensatz zu seinem Hohepriester Bokor, der unablässig gegen alle "weißen Teufel" wettert. Außerdem stolpern noch zwei amerikanische Kameramänner auf der Suche nach gewinnbringenden Aufnahmen in der Gegend herum, dem attraktiveren der beiden, einem gewissen Weston, verdreht die plötzlich aufgetauchte Flugzeugführerin gehörig den Kopf. Die Handlung spitzt sich erst mal zu, als die beiden eine "Kamera-Session" mit Rajah samt Anhang machen wollen und dabei dessen Lieblingsfrau plötzlich tot umfällt. Natürlich denken die "Wilden" sofort, dass nur dunkle Magie aus dem Filmkasten daran Schuld sein kann, und die tölpelhaften Kameramänner sollen als Strafe dem Gott Shiva geopfert werden, was der böse Priester Bokor persönlich übernehmen will. Mr. Moto hat längst entdeckt, dass die tote Frau einem vergifteten Blasrohrpfeil zum Opfer fiel. Er taucht, unschwer zu erkennen, in der Maskerade eines uralten Wanderpredigers auf und schafft es, Bokor von der geplanten Hinrichtung abzubringen und sogar dessen Vertrauen zu gewinnen. Scheinbar vertragen sich jetzt alle wieder, doch unter der friedlichen Oberfläche geht es weiter: Bokor lässt ein geheimes Waffenlager anlegen, um die Herrschaft über das Land zu erringen und sowohl den Rajah als auch die Weißen zu verjagen, während der Dschungelprinz auch sein eigenes Süppchen kocht und nicht so arglos ist wie gedacht. Die gestrandete Pilotin Mason, neue Lieblingsfrau des Rajahs in spe, spioniert auffallend gerne in der Gegend herum, während Moto mal verkleidet und mal nicht allerlei Untersuchungen durchführt und den einen oder anderen auf ihn angesetzten Spitzel ins Jenseits schickt. Nach einigem Hin und Her kommt es in einem als Waffenversteck dienenden Tempel zum dramatischen Showdown - eine wilde Schießerei mit abschließender Explosion, die die Helden der Geschichte selbstverständlich unbeschadet überstehen, wobei auch wieder eine zarte Romanze nicht fehlen darf.

Leider, so muss man sagen, merkt man dem Film seine B-Movie-Qualitäten mitunter recht deutlich an. Die Amerikaner mit ihrem gänzlich fehlenden Respekt ihren einheimischen Gastgebern gegenüber sind schwer zu ertragen, womöglich sogar unfreiwillig realistisch dargestellt. Aber die Synchronisation ist schauderhaft. Sie zerstört auch die spannenden oder "harten" Stellen des Filmes, wenn Gefangene mit glühenden Eisen gefoltert werden und dann ein gänzlich unpassendes albernes Gequatsche einsetzt. Auch der böse eingeborene Bokor, unschwer als Weißer mit stets sorgfältig getragener Fönfrisur zu erkennen, fügt sich schön in das Klischee des fanatischen blutrünstigen und abergläubischen Wilden ein. Vollkommen unglaubwürdig ist es auch, wenn die Amerikaner in einem Moment als Opfer fast in einen Brunnen geworfen werden und im nächsten wieder friedlich vereint mit den Einheimischen an einem Tisch sitzen. In das leider oft sehr naive Geschehen passen auch Motos Auftritte als steinalter Guru, der die abergläubischen Bewohner mit allerlei Brimborium beeindrucken kann. Andererseits, es gibt auch ein paar bessere Momente, wenn etwa der Rajah Motos heimlich gesendete Brieftauben abschießt und ihm eine davon bei einem gemeinsamen Essen gebraten und mit am Fuß umwickelten "Antwortbrief" zukommen läßt. Mehr solche intelligenteren Szenen hätten dem Film gut getan. Man fragt sich aber, wie der Rajah Motos in Japanisch geschriebene Briefe lesen konnte... Irgendwann kommen alle wieder zusammen, Miss Masons wahre Identität wird genauso wie die von Moto aufgedeckt, und es wird für die Helden brenzlig. Das Ende dann allerdings ist doch recht blutig und bleihaltig, die Schießerei um den Tempel, bei der irgendwie jeder gegen jeden kämpft und in die sogar ein Schmuggel-Kapitän namens Zimmermann (ein Nazi im Busch ?) verwickelt ist, fordert etliche Opfer. Moto, der offenbar Schusswaffen nicht mag und lieber "Handarbeit" anwendet, muss hier mit einem Maschinengewehr hantieren. Doch schließlich sieht man nach einem ziemlich abrupten Sprung alle "guten" Überlebenden auf einem romantischen Bootsdeck vereint in den Sonnenuntergang fahren...
Dieser Film ist im Prinzip der gewalttätigste der Reihe, so viel Folter und Schießerei gibt es in keinem anderen Moto-Abenteuer, doch leider hat die naive Regie und sicher auch die klamaukige Synchronisation hier viel verdorben, so dass man das ganze nicht so recht Ernst nehmen kann.
Aber das sollte man sowieso nicht, es ist halt ein Dschungel-Trip der Dreißiger, wegen Moto und auch der mysteriösen Miss Mason unbedingt sehenswert.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

16.09.2019 13:15
#19 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Mr. Moto und der Kronleuchter (1938)

Durch den tropischen Urwald der berüchtigten "Teufelsinsel" im fränzösischen Kolonialgebiet Chayenne (Französich-Guyana) hetzen zwei Männer in Sträflingskleidung. Einer ist unschwer als Moto zu erkennen. Sie befinden sich auf der Flucht, die Wachsoldaten sind ihnen auf den Fersen und im Kugelhagel ihrer Verfolger gelingt es ihnen gerade so, sich mit einem versteckten Kanu dem Zugriff zu entziehen und sich später auf einen Dampfer zu retten, der Richtung Europa fährt. Moto, der sich als japanischer Mörder ausgibt, lässt sich als Diener des anderen Flüchtigen, Paul Brissac, einstellen, welcher ein berüchtigter Krimineller ist und zudem Gründungs-mitglied der sogenannten "Liga der Mörder", die auf dem alten Kontinent ihr Unwesen treibt.
Das Ziel der beiden ist London, wo sie unter einer vornehmen Adresse absteigen. Bald bekommt Brissac Besuch von zwei Herren, Higgins und Litmar, ebenfalls Mitgliedern der Mörderliga. Ein neuer Coup ist geplant, der tschechische Stahlmagnet Darvak soll unter Mordandrohung erpresst werden, die Zusammensetzung einer neuen Stahllegierung herauszurücken (wohl, so darf vermutet werden, für einen Endkunden in der Rüstungsindustrie). Moto gibt sich währenddessen dem Scotland-Yard-Chef als Interpol-Agent zu erkennen und berichtet ihm von den Aktivitäten der Mörderliga nun auch in England. Eine Agentin von Moto hat sich ein Quartier über einer schäbigen Halbwelt-Spelunke genommen, wo sie einen weiteren Angehörigen des Verbrecherclubs erfolgreich um den Finger wickelt. Sie kann ihrem Chef Moto den entscheidenden Hinweis auf Darvak geben. Der verleugnet jedoch die Gefahr, in der er schwebt, und lässt sich weder von seiner Sekretärin Ann noch von seinem stets einem guten Tropfen zugeneigten Bekannten Scott-Frensham zur Vernunft bewegen. Mittlerweile ist Motos Tarnung aufgeflogen, die Burschen wollen ihm ernsthaft ans Leder, und aus dem Jäger wird vorerst ein Gejagter. Doch am Ende klärt sich alles auf, der mysteriöse Boss der Mörderliga findet sein Moto-typisches Ende, bei dem der titelgebende Kronleuchter die Hauptrolle spielt. Der undurchsichtige Asiate hat wieder einmal über seine Gegner triumphiert.

Dieser Film, dem das Lexikon des Internationalen Films Film-noir-Qualitäten bescheinigt, ist tatsächlich in seiner Grundstimmung wesentlich düsterer als die Vorgänger. Der Slapstick-Faktor und auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zwischen Darvak und seiner Sekretärin bleiben angenehm dezent im Hintergrund. Mr. Moto, der kleine Japaner, hat es nicht leicht im Lande der Briten, die häufig mit offenkundiger Hochnäsigkeit auf ihn herabblicken. Es gibt gut organisierte durch Unfälle getarnte Morde und eine Menge Unterwelt-Atmosphäre, besonders in der Elendskneipe in Limehouse, die im Prinzp als Schnittstelle für die die Drecksarbeit machenden Handlanger aus der Gosse und die Häupter der Verbrechergesellschaft aus den besseren Kreisen fungiert. Obwohl es bis auf die Anfangssequenz auf der Teufelsinsel keine exotischen Schauplätze gibt, vermag der Film durch seinen häufigen Wechsel zwischen den Schauplätzen in London zu fesseln. Das ist ein Unterschied zu dem beispielsweise eher "kuscheligen" Wettbetrug-Film. Moto muss tatsächlich kämpfen, um den Schergen der Mörderliga zu entkommen und seine Haut zu retten, Autoverfolgungsjagd eingeschlossen. Seine Künste in waffenloser Selbstverteidigung kommen ihm besonders am Ende zugute. Auch seinem Hang zu mitunter absurden Verkleidungen kann er frönen. Als zeitgenössischen Seitenhieb kann man seinen Auftritt als sehr heruntergekommen aussehenden deutschen Künstler sehen, der in einer Kunstausstellung gegen die modernen Bilder geifert und lieber schwülstige Gemälde bevorzugt. Die Entlarvung des Oberhauptes der Mörderliga sollte indes, auch mangels großartiger Alternativen, für den Zuschauer keine große Überraschung sein.
Obwohl der Streifen diesmal nur eine Stunde dauert, kommt er einem wegen des dichten Inhaltes viel länger vor.
Der Film ist mein heimlicher Moto-Favorit. Vielleicht auch wegen einiger Gemeinsamkeiten mit meinem Lieblings-Wallace Der Rote Kreis (Flucht der Verbrecher aus Chayenne, geheimnisvolle Mord-Organisation in London, als Ganove getarnter Polizeispitzel). Spannende Unterhaltung.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

17.09.2019 14:00
#20 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Mr. Moto und die Flotte (1939)

Auf einem Passagierdampfer Richtung Ägypten reist ein (tatsächlicher) Japaner, der sich als Mr. Moto ausgibt. Er ist stets im Umfeld der Gattin eines hochrangigen französischen Marineoffiziers zu finden, an der auch ein gewisser Mr. Norvel Interesse zu haben scheint. Daneben tritt auch noch ein tollpatschiger Schriftsteller auf, der fortan für die Auflockerung des Geschehens sorgen soll. Dem falschen Moto soll seine Rolle schlecht bekommen, nach Ankunft in Port Said wird er auf Betreiben des intriganten Norvel ermordet.
Doch der richtige Moto ist schon auf den Plan getreten, sein Double sollte nur ein Ablenkungsmanöver sein. Er ist einer großen Sache auf der Spur: Ein geplantes gemeinsames Manöver der französischen und britischen Flotte soll sabotiert und ein ernsthafter Konflikt, wenn nicht sogar ein Krieg ausgelöst werden. Die Spur führ Moto zu einem Bauchredner namens Fabian, welcher sich als das Haupt der Verschwörung herausstellt und eine attraktive Geliebte aushält, die zwar alles andere als ein Unschuldsengel ist, aber von den tatsächlichen Bestrebungen ihrers Verführers keine Ahnung hat. Weiter gibt es da noch einen sehr englisch aussehenden Mitverschwörer, Mr. Danforth, in Wirlichkeit jedoch ein Agent des britischen Geheimdienstes. Das ist für Moto, der schon munter in allerlei Verkleidungen in der unmittelbaren Nähe der Schurken herumspioniert, längst kein Geheimnis mehr. Es kommt, wie es kommen muss: Danforth' wahre Identität fliegt auf, er wird von Fabian auf sehr heimtückische Art und Weise umgebracht. Auch Moto ist man nun wieder auf den Fersen. Der kennt jetzt den Plan der Ganoven: als Bergungsteam getarnte Taucher verminen die Einfahrt der Fahrrinne, um die Schiffe der Franzosen zu sprengen und die Engländer zu belasten. Doch er ist wieder mal ein Gejagter, es gelingt ihm nur knapp, gemeinsam mit dem trotteligen Möchtegern-Autoren Venables einem schrecklichen Ertrinkungstod zu entrinnen und den Plan der feindlichen Agenten zu vereiteln, wobei ihm diesmal auch die verratene Liebe einer schönen Frau zu Hilfe kommt.

Im sechsten Abenteuer verschlägt es Moto in die Sphären der internationalen Politik. 1939 stand die Welt kurz vor der Katastrophe. Kein Wunder, dass der verschlagene kleine Japaner auch mal in diesem Umfeld ermitteln musste. Der Start ist ja recht viel versprechend, der Doppelgänger von Moto hat fast schon etwas Bond-haftes. Aber leider ist die Komik, vertreten durch den nervigen Venables, mitunter arg überzogen. Die Unterwasser-Trickaufnahmen lassen manchmal unschwer eine Spielzeug-Taucherglocke erkennen, das ist aber nicht weiter tragisch. Außerdem dümpelt der Film eine Zeitlang ungewohnt tempoarm vor sich hin, eigentlich der schlimmste Fauxpas des Streifens. Erst zum Ende hin rafft man sich noch einmal auf, da geht es wie gehabt turbulent weiter. Man hätte aus dem Thema wirklich mehr herausholen können. Moto ist wieder als Interpol-Mitarbeiter tätig, er zeigt auch in diesem Film wieder seine vorher ab und zu schon anklingende Vorliebe für Antiquitäten. Diesmal gibt es eher eine tragische Liebesgeschichte als Hintergrund. Ansonsten bleiben die Hintermänner der ganzen Aktion nebulös, man kann natürlich Deutschland vermuten, aber eine seltsame Bemerkung Motos könnte sogar auf Japan als Urheber hindeuten. Der Krieg zwischen französischer und britischer Flotte ist im Film nochmal ausgeblieben, der wirkt aber fast prophetisch, wenn man bedenkt, dass die Royal Navy schon ein Jahr später aufgrund des ausgebrochenen Weltkrieges den Großteil der französischen Kriegsschiffe in einem nordafrikanischen Hafen zusammenschoss. Leider war da kein Mr. Moto mehr rechtzeitig zur Stelle.
So bleibt der Film ein Spionageabenteuer mit historischen Hintergrund, durch den schwächeren Mittelteil etwas abgefallen. Trotzdem eine typische lohnenswerte Moto-Geschichte.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

18.09.2019 10:56
#21 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Mr. Moto und die geheimnisvolle Insel (1939)

Der Film beginnt, wie so oft, mit einem Mr. Moto an Deck eines Dampfers. Diesmal steuert das Schiff Puerto Rico an, Moto hat sich auf der Reise mit einer jungen hübschen Frau angefreundet, Joan Castle, der Tochter des Polizeichefs Major Castle und die Verlobte von Georg Bentley, der wiederum der Sohn des Gouverneurs ist. Moto muss sich auf gewohnte Art und Weise der Attacken eines verärgerten Catchers erwehren, was ihm die Freundschaft von dessem «Kollegen» Twister McGurk einbringt, der fortan als Motos «Helfer» dient. Allerdings erleidet Moto einen Schwächeanfall, offenbar hat er eine schwere Blinddarmentzündung. Derweil tagt auf Puerto Rico im Gouverneurspalast gerade eine Sitzung der Hautevolee, neben Polizeichef und dem Gouverneur sind noch andere hochrangige Polizisten, die Commissioner Gordon und Madero, der Besitzer einer Schifffahrtsgesellschaft, Mr. Sutter, sowie Vertreter von Pflanzern und Diamantenhändlern anwesend. Denn es geht um Diamantenschmuggel, der ungeahnte Ausmaße angenommen hat. Ein Ermittler namens Graham wurde kurz zuvor ermordet. Die Anwesenden beschuldigen sich gegenseitig, Major Castle wird der Rücktritt nahegelegt.
Als Moto auf der Insel ankommt, wird er samt seinem neuen Assistenten in einen Krankenwagen gebracht und prompt von der Bande eines gewissen Captain Dahlen entführt, gerade so gelingt seine Rettung. Wer hat seine Ankunft verraten ? Mittlerweile wieder recht munter, beginnt Moto die Nachforschungen. Dabei macht er sich nicht sonderlich beliebt, was eine unter Strom gesetzte Badewanne verdeutlicht. Es gibt wieder einen Mord, die Spuren der ganzen Affäre scheinen alle in ein großes Sumpfgebiet zu führen, das schon früher der Schlupfwinkel eines berüchtigten Piraten war. Irgendwann müssen sich Moto und sein tölpelhafter, aber kampferprobter Helfer in die Sümpfe fliehen, die Handlung nimmt noch einige dramatische Wendungen, bis der Hintermann durch eine wieder mal typische Moto’sche List enttarnt werden kann.

Diesmal legt Moto, wie in seinen besten Zeiten, ein atemberaubendes Tempo vor. Die Handlung hat keine Längen, ein ordentlicher Whodunit-Faktor ist auch gegeben, da es eine Menge Verdächtiger gibt. In der Beziehung ähnelt der Film eher einem Charlie Chan, tatsächlich wurde der Stoff auch schon einmal für einen solchen verwendet. Moto wendet allerlei Tricks an, um sich das Vertrauen der Schmuggelbande zu erwerben, obwohl er damit nicht so erfolgreich ist wie sonst. Sein Assistent von der Ringermatte ist natürlich mit seiner Dämlichkeit gewöhnungsbedürftig, doch hat er für Moto sogar einen gewissen Nutzen. Außer den Szenen in den Sümpfen merkt man vom tropischen Ambiente nicht viel, das macht aber kaum etwas aus. Mit der Logik sollte man es, wie bei allen Moto-Filmen, nicht zu genau nehmen.
Es gibt Prügeleien, Mordanschläge, Schiessereien und eine Motorboot-Verfolgungsjagd. Eben alles, was einen typischen derartigen Film ausmacht, keine sonderlich tiefschürfende, aber spannende Story.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

19.09.2019 13:36
#22 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Mr. Moto und sein Lockvogel (1939)

Als in Ägypten unter der Leitung des noch recht jungen amerikanischen Ausgrabungsleiters Manderson die sagenumwobene «Krone der Königin von Sheba» entdeckt wird, befindet sich auch ein kleiner deutscher Archäologe mit im Team. Natürlich ist es in Wirklichkeit der verkleidete Mr. Moto, der sich überall auf der Welt herumzutreiben scheint. Später, auf der Überführung in die USA, erscheint er als harmloser japanischer Tourist an Bord des Ozeandampfers, doch seine Identität wird von einem übereifrigen Bekannten aus London, Archie Featherstone, vorfristig enthüllt. Dieser ist der übliche lustig gemeinte Sidekick von Moto, und er kann nach Ankunft in San Francisco durch seine Aufmerksamkeit den Raub der wertvollen Krone verhindern, die nach einer wilden Schießerei durch die Polizei wieder sichergestellt wird. Doch der Chef der Gangster, ein übler Geselle namens Borodoff, kann entkommen. Daneben gibt es auch noch ein Pärchen, das die Krone stehlen will, die junge Dame des Gespanns hatte sich schon sehr aufdringlich an Manderson herangemacht, sehr zum Ärger von dessen Verlobter. Doch Mr. Moto interessiert sich für alle diese Leute weniger, sein Hauptaugenmerk gilt einem als tot geltenden Meisterverbrecher mit dem Synonym Metaxa, auf den das kostbare Artefakt einen unwiderstehlichen Reiz ausüben sollte. Dass der geschickt fassadenkletternde Ganove tatsächlich noch lebt, beweist das Revolverattentat eines Unbekannten auf Moto mit anschließender Flucht über Hauswände und Dächer. Aber wer ist Metaxa ? Mr. Wong, der asiatische Diener von Professor Hildebrandt, eines Mäzens der Ausgrabungen, wird ermordet, kurz bevor er Moto vielleicht hätte Hinweise geben können. Auch die anderen Gauner sind nicht untätig, alle wollen die Krone in ihren Besitz bringen, und als die gesamten Sicherheitsvorrichtungen im Kunstmuseum blockiert sind, weiß Mr. Moto, dass die Entscheidung naht. Selbstverständlich gibt es auch hier wieder das unvermeidliche Happyend.

Mr. Motos letzter Kriminalfall läuft inzwischen sehr routiniert ab. Alle sind an ihrem Platz, das junge Liebespaar, das schon länger nicht mehr so im Vordergrund steht, der für die humoristische Auflockerung zuständige «Helfer» des japanischen Ermittlers, allerlei zwielichtige Gestalten und ein Hauptschurke mit ungeklärter Identität. Der geheimnisvolle Metaxa kommt bei den vielen anderen Konkurrenten um die Sheba-Krone gar nicht recht zur Geltung, außer dass er Moto ab und an als schwarzgekleidete Gestalt mit einem schallgedämpften Revolver hinterherschleicht. Mr. Moto, der eigentlich Ferien machen wollte, kann ihm zuguterletzt trotzdem die Maske vom Gesicht reißen, dabei hat er mit dem restlichen Diebsgesindel eigentlich schon genug zu tun. Tatsächlich ist die Handlung mittlerweile schon etwas stereotyp. Das heißt aber nicht, dass sich Langeweile breit macht, der Film weiß trotz aller Oberflächlichkeit immer noch gute Entspannung zu garantieren. Doch nach acht Folgen ist für den höflichen, aber etwas unheimlichen Ermittler jetzt Schluss, Mr. Moto geht offenbar doch in seine Ferien…


Warum auch immer die Serie eingestellt wurde, ob es an Peter Lorres Abneigung gegen seine Hauptrolle, wegen der internationalen Großwetterlage oder schwindenden Einnahmen der Produzenten lag, zurück bleibt eine recht originelle Figur. Ein undurchsichtiger Japaner mit geheimdienstlichem Hintergrund, der von einem aus Deutschland emigrierten Schauspieler mit österreichisch-ungarischen Wurzeln gespielt wurde und stets Amerikaner in seinem Umkreis hat.
Moto erscheint rätselhaft und unergründlich wie sein «Heimatland». Seine in den Filmen gezeigte Zuneigung zu Katzen ist wohl nicht zufällig, seine Sanftmütigkeit und Höflichkeit kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass er wie ein Raubtier seine Beute rücksichtslos verfolgen und erlegen kann.
Bei den letzten Filmen ist er etwas zurückhaltender geworden, doch in den ersten geht ihm das Töten recht leicht von der Hand, eine Doppelnull-Lizenz der Dreißiger sozusagen.
Die Palette von Motos Engagement ist dabei recht weit, es geht von Schmuggel, Diebstahl, Erpressung bis hin zu Sabotage und Mord.
Wer gute alte Schwarzweiss-Krimis liebt, sollte es mal mit Mr. Moto und seinen Fällen versuchen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

19.09.2019 19:02
#23 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Danke für diesen tollen Überblick über die Filme der Reihe. Hat meine Vorfreude mächtig angeheizt. Meine Box soll morgen geliefert werden.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

19.09.2019 19:33
#24 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Gern geschehen.
Noch ein Tipp für die Detektiv-Box: Die Moto-Filme sind mit der Beschriftung teilweise etwas durcheinander geraten.

Wettbetrug = Kronleuchter
Kronleuchter = Dschungelprinz
Dschungelprinz = Wettbetrug

Viel Spaß.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

20.09.2019 14:45
#25 RE: "Mr. Moto"-Filme mit Peter Lorre (1937-39) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #22
Als in Ägypten unter der Leitung des noch recht jungen amerikanischen Ausgrabungsleiters Manderson die sagenumwobene «Krone der Königin von Sheba» entdeckt wird (...)


Manderson ist allerdings nicht der Ausgrabungsleiter, sondern der Finanzier. Der Archäologe heißt Howard Stevens.

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