- "Der Frosch mit der Maske" - "Der rote Kreis" - "Die Bande des Schreckens" - "Die seltsame Gräfin" - "Das Rätsel der roten Orchidee"
Ein Mann der durch bloße Präsenz eine Rolle spielen kann, auch in den Wallace-Filmen. In der Tat scheinen schauspielerische Variationen bei ihm relativ wenig sichtbar, aber er passt in seine Rollen klasse und betont, so wirkt es auf mich zumindest, bestimmte Adern seines Spiels einfach der Rolle entsprechend etwas mehr oder weniger. Hauptsächlich wird sein Spiel aber durch eine grundlegende Präsenz intensiv, die im Prinzip egal was er macht, alles weitere durch ihre Intensivität glaubwürdig macht. Er fährt sozusagen nie wirklich schauspielerisch aus der Haut, wahrt sich immer sein Grundlegendes filmisches Ich und baut darauf auf. Es ist irgendwie genial, weil es nicht viele Darsteller gibt, die selbst wenn sie im Prinzip schon nur dasitzen eine Art erwartungsvolle Spannung im Zuschauer wecken können, selbst wenn die Pose eigentlich total unspektakilär ist. Aufgrund dessen ist Fritz Rasp bei Wallace für mich ein stark mysteriöses Element, der mir in allen Rollen sehr gut gefiel. Er strahlt innerhalb des Geschehens immer eine auffallende Erhabenheit aus, im Unterschied zur Soveränität besonders bei Elisabeth Flickenschildt, aus. Szenischer Höhepunkt ist, für mich, im Moment, die Szene als er den "roten Kreis" stellt. Sehr stylisch und intensiv.
Fritz Rasp war bereits in Stummfilmzeiten u.a. bei Fritz Lang ein gefragter Darsteller für dämonische und kriminelle Typen. Er hat in die Edgar-Wallace-Filme immer eine große Portion Unheimlichkeit gebracht, obwohl er niemals wirklich einen Bösewicht gespielt hat. Seine Unheimlichkeit rührt eher daher, daß er fast immer eine geheimnisvolle Verbindung zu Verbrechen in der Vergangenheit hat und über vergangene Geschehnisse mehr weiß als der ermittelnde Inspektor. (Besonders in "Die Bande des Schreckens" und "Die seltsame Gräfin", aber auch in "Der rote Kreis" ist er es, der in der Vergangenheit die Lösung des Falles findet). In einem Essay über Fritz Rasp wurde er in den Wallace-Filmen als "ein Gespenst aus der Vergangenheit" bezeichnet, was ich ganz treffend finde. In allen Rollen liegt aber auch ein erschreckender Druck seitens der unbekannten Verbrecher auf ihm. Diese Mischung aus Geheimnis und Zwang macht seine Rollen zu Parade-Charaktere der Wallace-Reihe. Ich finde ihn in allen Filmen ausgezeichnet, vielleicht ist seine Rolle in "Der rote Kreis" nicht ganz so rund wie in den übrigen Filmen und in "Das Rätsel der roten Orchidee" ist seine Rolle leider sehr kurz, dennoch bleibt er meiner Meinung nach Höhepunkt des Films. Meiner Meinung nach ist Fritz Rasp der interessanteste Schauspieler in den ersten Rialto-Wallace-Filmen.
Der Mann war einfach nur genial. Selbst in seinem vorletzten Film "Lina Braake" von 1975 (wo er immerhin schon 84 Lenze zählte) strahlt er noch eine Präsenz aus, die ihresgleichen sucht.
Für Freunde des Unheimlichen:
er hat auch mal zwei Erzählungen von Edgar Allan Poe auf Schallplatte eingelesen, "Das verräterische Herz" und "Das Fässchen Amontillado", ist sogar vereinzelt noch zu bekommen, z. B. hier:
Gruss
Havi17
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Inzwischen habe ich auch die beiden Vorkriegs-Wallace Filme gesehen, in denen Fritz Rasp mitwirkt. Im Zinker spielt er den Autohändler Frank Sutton(der hier nicht der Zinker ist), im Hexer den Rechtsanwalt Maurice Meister. Auch hier überzeugt Fritz Rasp wieder durch seine Präsenz, er kann fast mühelos die Szenen dominieren, in denen er auftritt. Auf Grund seines markanten Äusseren wurde er ja auch und gerade vor dem Krieg gerne in der Rolle des Schurken besetzt, so von Fritz Lang in Metropolis oder in Frau im Mond (meine allererste Begegnung mit Fritz Rasp überhaupt). In allen 5 Rialto-Wallace Filmen ist er eine Bereicherung, egal wie ausgeprägt seine Rolle nun ist. Seine Auftritte bleiben einfach im Gedächtnis haften.
Meine persönliche Lieblingsszene mit ihm in einem Wallace ist auch seine leider letzte: er wird, an seinem Schreibtisch sitzend, von Schergen einer der beiden Erpresserbanden (welcher eigentlich ?) mit eine MP-Salve erschossen, dabei legt er sanft seinem Kopf auf die Tischplatte, köstlich. (Man stelle sich vor Quentin Tarantino hätte diese Szene inszeniert, der Tatortreiniger müsste Überstunden machen)
Ich finde Fritz Rasp in seiner Rolle in „Der Frosch mit der Maske“ am Allerbesten. Er verkörpert dort die kalte und von undurchsichtigen Hierarchien durchzogene Welt, vor der der junge Ray Bennet entfliehen möchte einfach so punktgenau und treffsicher und ist dabei tatsächlich gleichzeitig noch die kaum auszudenkende Steigerung bzw. das Pendant zu dessen hinkenden, pardon henkenden (Über-?)Vater, der von Carl Lange ja auch schon überaus beeindruckend mysteriös-kühl dargestellt wird und für mich der eigentlich kalte Frosch der Folge. Kein Wunder, das Jochen Brockmann sich so in seiner Rolle als „väterlicher Freund“ Ray Bennets derart aalen kann, bei diesen verstörendem Umfeld! Fritz Rasp darf hier jedenfalls in einer in sich überaus stimmigen und beeindruckenden und das Wallace-Debüt herrlich durchwebendem Personenkonstellation (ja, die frühen Wallace-Filme waren schon richtig hübsch ausgeklügelt in dieser Hinsicht) so richtig wirken und ausstrahlen… und sein Ende in diesem Film und die Szene mit seinem verräucherten Büro gehört bei mir zu den letztens bereits an anderer Stelle im Forum thematisierten Schlüsselseherlebnissen und Ingredienzien der Wallace-Reihe, die nach dem ersten Sehen für immer hängen blieben und im Gedächtnis untrennbar mit den Filmen verknüpft und jederzeit abrufbereit bleiben.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
18.01.2013 12:43
#12 RE: Fritz Rasp - Meinungen zum Schauspieler (12)
Zitat von Mr Keeney im Beitrag #11Ich finde Fritz Rasp in seiner Rolle in „Der Frosch mit der Maske“ am Allerbesten.
... wobei ich bei aller Kunst Rasps (und er spielt den Part wirklich beeindruckend) die Original-Figur des Ezra Maitland aus dem Roman ja noch einmal viel interessanter finde. Ich ärgere mich immer wieder einmal, wenn mir der Stoff in die Finger kommt, dass man da für die Verfilmung so deutliche Abstriche gemacht hat.
Im Rückblick ist Fritz Rasp für mich nach oder neben Klaus Kinski der interessanteste und faszinierendste Darsteller in der gesamten Wallace-Reihe.
Wenn ich heute hin und wieder einen der alten Streifen aus dem Archiv fische, dann sind es vor allem die Auftritte dieser beiden Ausnahme-Schauspieler und ihre Ausstrahlung, die mich ungebrochen fesselt.
Fuchsberger, Schürenberg, Arent & Co. spielen ja oft recht nett und beflissen - bleiben für mich im Vergleich zu Kinski & Rasp jedoch austauschbar bis entbehrlich.
Wer Fritz Rasp auch mal in einer atypischen Rolle sehen möchte:
In der frühen Tatort-Folge 'Frankfurter Gold' (1971) verkörpert er - mit hessischem Dialekt - den alten Jean Wimper: ein Familienoberhaupt, der mit seinen Ersparnissen Opfer eines windigen Anlagebetrügers wird....
Das sehe ich genauso. Rasp sah ich zum ersten Mal in "Emil und die Detektive" 1931. Noch ein Jahr vor seinem Tod spielte er in Lina Braake an der großartigen Seite von Lina Carstens. Rasp war ein Schauspieler dsr alten Schule, der neben seinem Können noch seinerzeit (70er Jahre) die Möglichkeit hatte als alter Schauspieler besetzt zu werden. Damals hatte die Verantwortlichen noch Achtung und Verständnis für erbrachtre Leistungen.