Es soll ja auch viele Leute geben, die die Flickenschildt mit der Dagover vertauschen. Meine Eltern sagen immer: "Die seltsame Gräfin, das ist doch die olle Flickenschildt!"
Das habe ja auch nicht ich gesagt! Aber als Kaschemmenwirtin wirkt sie trotz hoheitlicher Eleganz schon relativ oll. In der "Gräfin" wäre das natürlich so oder so nicht der Fall gewesen.
Die Flickenschildt hätte zu einer Ikone des klassischen Horrorfilms werden können, wenn derartiges bei uns in Deutschland produziert worden wäre. In manchen Einstellungen wirkt sie dermaßen furchteinflößend, das man ihr im Dunkeln lieber nicht über den Weg laufen möchte... Allein schon diese Körpergröße und ihre faszinierende Art zu sprechen läßt einen erschaudern... und durch die wunderbaren S/W Aufnahmen in den Wallace-Filmen wird diese Wirkung nur noch verstärkt.
Gubanov
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24.10.2007 22:08
#21 RE: Elisabeth Flickenschildt - Meinungen zur Schauspielerin (9)
Die perfekte Verkörperung einer Horrorfigur liefert sie in den Lausbubenfilmen ab. Dafür möchte ich ihr meinen vollen Respekt aussprechen! (Mein seliger Mann war Postexpeditor! )
Zitat von Jomei2810Die Flickenschildt hätte zu einer Ikone des klassischen Horrorfilms werden können, wenn derartiges bei uns in Deutschland produziert worden wäre. In manchen Einstellungen wirkt sie dermaßen furchteinflößend, das man ihr im Dunkeln lieber nicht über den Weg laufen möchte... Allein schon diese Körpergröße und ihre faszinierende Art zu sprechen läßt einen erschaudern... und durch die wunderbaren S/W Aufnahmen in den Wallace-Filmen wird diese Wirkung nur noch verstärkt.
Desgleichen gilt für den männlichen Part für Fritz Rasp !
Elisabeth Flickenschildt ist auch für mich eine großartige Schauspielerin, die die Wallace Filme sehr bereichert hat und für mich als eine der besten Schauspielerinnen ganz weit oben steht. Wenn man sich reinzieht dass sie Jahre lang an der Seite von Gustaf Gründgens am Hamburger Schauspielhaus tätig war und u.a. in "Der zerbrochene Krug" und "Faust" mitgewirkt hat, dann ist es kein wunder dass sie so eindrucksvoll bei den Zuschauern ankommt!
Auf jeden Fall hat diese grandiose Schauspielerin alle drei Wallace-Filme bereichert und durch ihre große Darstellungskunst geprägt.
Genauso verhält es sich auch bei "Das Phantom von Soho".
Alleine ihre Präsenz ließ viele Darsteller oft in den Hintergrund treten.
Sie war eine Erscheinung von unglaublicher Eleganz mit einer sehr eindrucksvollen Stimme.
Herrlich komisch war ihre Rolle in "Das ideale Brautpaar" als Heiratsvermittlerin Baronin Windschildt.
Es ist immer wieder schön, sie agieren zu sehen: "Sohn ohne Heimat", "Scampolo", "Wir Wunderkinder", "Eheinstitut Aurora", "Das Schwarz-weiß-rote Himmelbett" usw.
Im Spiegel ist ein Bild von mir aus einem Kriminalfilm, den ich gemacht habe. Darin wird noch einmal erwähnt, dass ich Mitglied des Hamburger Schauspielhauses bin. Ich weiß nicht, wie Du darüber denkst, aber wenn es Dir nun ganz und gar unangenehm ist, dass diese Schandtat von mir im Zusammenhang mit Dir erwähnt wird, bin ich gern bereit, an den Spiegel ein Telegramm zu schicken, dass ich den Film gemacht habe, als ich nicht bei Dir war. Aber vielleicht nimmst Du es gar nicht so wichtig. Ich weiss es nicht. Ich wohne in Berlin im Hotel Bristol-Kempinski. Vielleicht schickst Du eine kleine Nachricht dorthin. Herzliche Grüße Flicki"
GG an EF
"Dein Name kann im Zusammenhang mit meinem Theater gar nicht oft genug genannt werden stop see you in NY Gustaf 17.00 30.11.60"
Es war also gar nicht so, dass die Flickenschildt zufrieden war mit den Krimis, in denen sie mitwirkte. Wie sie auch in einem Interview mit Friedrich Luft mal sagte, verstand sie es nicht, warum denn gute Kriminalfilme in Deutschland nur selten möglich seien. Schaut man sich das Datum von GGs Telegramm an, kann m.E. nur von "Die Bande des Schreckens" die Rede sein.
Zitat von niobe im Beitrag #27 Es war also gar nicht so, dass die Flickenschildt zufrieden war mit den Krimis, in denen sie mitwirkte. Wie sie auch in einem Interview mit Friedrich Luft mal sagte, verstand sie es nicht, warum denn gute Kriminalfilme in Deutschland nur selten möglich seien. Schaut man sich das Datum von GGs Telegramm an, kann m.E. nur von "Die Bande des Schreckens" die Rede sein.
Ich denke, dass die Flickenschildt da kaum eine Ausnahme bildet. Schon damals verlief zwischen den "Niederungen" des Unterhaltungsfilms, zu dem die Krimis nach Wallace de facto zählten, und der "großen Kunst" an der Bühne eine Trennlinie. Man liest das immer wieder heraus, wenn (bedeutende) Bühnenschauspieler zu ihren Filmengagements befragt werden. Ich glaube, dass man einen Lowitz, Kieling, de Kowa, Deltgen, Teege oder sonst wen Vergleichbares hätte fragen können und eine ähnliche Meinung bekommen hätte. Manche waren schlau genug, es nicht offen zu sagen, was sie vermutlich dachten, andere wiederum konnten mit ihrer Beurteilung weniger hinter dem Berg halten (Kinski, Lowitz, Wischnewski zum Beispiel).
Gruß Jan
Gubanov
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26.08.2015 09:58
#29 RE: Elisabeth Flickenschildt - Meinungen zur Schauspielerin (9)
Wobei sicher auch zu merken ist, dass es da gerade in den 1960er Jahren einen Unterschied gab zwischen der "alten Garde", auf die deine Beobachtungen sicher zutreffen, und den Jungschauspielern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass z.B. Joachim Fuchsberger ähnlich gedacht und es nur verschwiegen haben würde. Und deswegen würde ich ihm trotzdem keinerlei künstlerische Ambitionen absprechen.
Vielen Dank für die interessante "Korrespondenz" dieser beiden Heroen des Schauspiels!
Allerdings ist gerade GG ein Sonderfall, da er speziell es in seiner Zeit als Intendant ungern sah, wenn seine Ensemblemitglieder allzu sehr mit der leichten Muse des Unterhaltungsfilmes liebäugelten. Teilweise untersagte er den Schauspielern (vgl. Aussage von F. G. Beckhaus) sogar, überhaupt andere Engagements anzunehmen, solange sie bei ihm unter Vertrag waren. Allerdings war - so interpretiere ich das Antworttelegramm von GG - er wohl auch über gute Werbung dankbar und wenn eine Aktrice vom Rang einer EF über den Umweg 'Krimi' Publicity für sein Theater machen konnte - warum denn nicht?
Andere Theaterspielleiter ließen sich wiederum Kniffe einfallen, um von den Unterhaltungsfilmen ihrer Ensemblemitglieder zu profitieren: bestes Beispiel ist Albert Bessler, damals Chefdramaturg am Berliner Schiller-Theater, der immer eine kleine Filmrolle für sich als Bedingung stellte, um eines seiner 'Schäffchen' freizugeben (vgl. Diana Körner in "Die blaue Hand").