Der Film ist ein Beispiel, vielleicht eines der besten Beispiele für meine These aus dem "Teppich des Grauens"-Thread, wo ich sinngemäß schrieb, dass es besser ist richtigen 'Trash mit Überzeugung' drehen, als einen Film abzuspulen, der weder als Trash noch sonstwie überzeugt. Dass "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" einen sehr hohen Trashfaktor hat liegt schon allein daran, dass Brad Harris die Hauptrolle spielt. Es gibt eigentlich keinen Schauspieler, der für mich enger im positiven Sinn mit richtig guten Trashfilmen verbunden ist, als Brad Harris. Auf die Filme, die Brad Harris Anfang der 60er in Deutschland drehte, kriege ich schon Bock, wenn ich nur die Titel lese und er setzte diesen Trend ja dann bei "Kommissar X" fort, einer Reihe, die viel guten, aber auch viel relativ miesen Trash bot. Sehr gut gefällt mir hier Horst Frank, der, ähnlich wie Kinski in der "schwarzen Witwe" mal relativ gegen den Strich besetzt worden ist. Die Schlägertypen sind herrlich ausgewählt, besonders einer hat ein unglaublich kantiges 'Boxergesicht' und der sehr kleine Cameo von Zehetgruber fügt sich trotzdem, meines Erachtens, irgendwie sehr gut ins Gesamtbild dieses gut-trashigen Films. Kinski-Flair ist natürlich auch mit dabei. Dadurch dass noch Schauspieler wie Paul Dahlke und Dietmar Schönherr dabei sind, hat der Film ein recht seltsames Flair, da die trashige Handlung und Umsetzung von "Elementen" (wie den Schauspielern) getragen werden, die auch viel Atmosphäre aus Wallace-ähnlicher Richtung mitbringen. Allgemein gefällt mir überhaupt die Art wie die Besetzung international zusammengesetzt wurde. Ulrich Beiger ist hier übrigens als Synchronsprecher eines ein Paar mal relativ zentral in Erscheinung tretenden Polizisten zu hören, dessen Darsteller mir allerdings unbekannt ist.
Fazit: Für einen Trash-Film weitestgehend vorbildlich, wesentlich besser als pseudo-"nicht oder relativ wenig-trashige", aber auch relativ misslungene Filme, wovon es bei Wallace zumindest eine Handvoll gab und bei Weinert-Wilton auch zwei ("Teppich", "Spinne"). Die Besetzung ist sehr interessant, die Umsetzung kurios, eben trashig, die Spannung wird von der Machart und den Schauspielern auf einem Level aufrechterhalten, welches den Film über die meisten Strecken gut unterhaltsam macht. Die Story an sich ist nicht besonders spannend, aber das ist bei diesem Film auch nicht der Knackpunkt, da der Rest Flair hat und auf die Kriminalhandlung aufbauend gut unterhält.
Meiner Meinung nach der deutlich schwächste Weinert-Wilton. Der Versuch, sich von den Rialto-Wallace-Filmen und den ersten beiden Weinert-Wilton-Filmen mit mehr Action und Gangster-Milieu zu distanzieren, scheitert total an Budget und Knowhow. Brad Harris ist einer jener typischen B-Schauspieler, mit denen man wohl Internationalität vorgaukeln wollte, ohne daß der das schauspielerische oder typenhafte Format eines internationalen Stars hatte. Dahlke und Schönherr bleiben erstaunlich blaß, nur Klaus Kinski und Horst Frank bringen darstellerisches Niveau in den Film. Wenn man so will Trash, obwohl man zu jener Zeit überhaupt keinen Trash-Begriff kannte und Produzent und Regisseur doch wohl nichts anderes als einen erfolgreichen Film machen wollten. 1 von 5 Punkten
Ehrlich gesagt sehe ich solche Agenten-/Gangster-Filme nicht so gerne, wenn sie billig produziert worden sind. Und "Nelke" ist so ein Fim. Die Story ist nicht besonders originell, die Darsteller mit Ausnahme von Frank, Kinski und Dominique Boschero können auch nicht wirklich überzeugen - insbesondere Brad Harris und Olga Schoberova als Hauptdarsteller-Duo. Dietmar Schönherr ist ungewohnt blass, ebenso Paul Dahlke. Auch die Inszenierung ist nicht besonders originell. Positiv hervorzuheben ist noch die recht gelungene Musik und der recht spannende Schluss. Die Auflösung allerdings ist wenig überraschend. Insgesamt wirkt der Film eher wie ein müder und billiger James-Bond-Abklatsch mit drei überzeugenden Darstellern und eben dem spannenden Schluss. Insgesamt noch knappe 3/5.
Ich habe ja nicht gesagt, dass man "Trash" um des Trashes willen machen wollte, ich nutzte diesen Begriff allgemein zur Umschreibung der Machart. Ansonsten, wenn man danach geht, wann der Trash-Begriff nun entstand oder nicht, wäre es wohl auch unsinnig die Filme von Jess Franco mit "Trash" zu betiteln.
Ja, aber Francos Filme sind anders trashig - mit den coolen Zooms und seinen wahnwitzigen Bildkompositionen, haarsträubenden Schnitten, Stories voller witziger Unlogik und natürlich seinen berühmten Nachtaufnahmen. So etwas hat die "Nelke" nicht zu bieten.
Das mag sein. Die Frage ist eben nur: Wo hört "Trash" auf und wo fängt "Scheiße" an? "Trash"-Filme habe gerade in ihrer billigen Machart ihre Werte und geben dem Zuschauer dadurch was mit und wenns bloße Unterhaltung ist, Filme wie die von Franco gehen in vieler Hinsicht aber eher auf die Nerven...
Ein Trash-Film ist, meiner Meinung nach, letztlich sowas wie ein Schundroman, den man sich gerade um seiner Leichtigkeit willen durchliest, aber der ist deswegen eben gerade noch lange nicht wirklich quälend schlecht, denn dann würden die sich nicht so einer Beliebtheit erfreuen und mit ihrem Kitsch und/oder einfach gestrickten Storys punkten. Daher würde ich Leuten wie Franco in vielerlei Beziehung sozusagen "Trash-Qualitäten" absprechen wollen, zumindest deutlich mehr als der "Nelke". Francos Filme vermasseln durch ihren Stil letztlich das, was, meines Erachtens, Trash überhaupt ausmacht, die "Nelke" geht aber in vieler Hinsicht sehr in die 'richtige' Richtung. Was geben einem Francos Filme schon, außer "unfreiwilliger Komik" durch die Machart? Dagegen unterhält "Nelke" wenigstens weitestgehend freiwillig durch seine Machart, also nicht so stark unfreiwillig, selbst wenn er nicht gerade ein Reißer sein mag, auch wenn's mir persönlich gut gefällt.
Ich würde sagen (da ich mit vielen Freunden immer erbitterte verbale Gefechte habe, ob Filme wie "Braindead" oder "Texas Chainsaw Massacre" Trash sind oder nicht) dass Trash einfach dass ist, was Mainstream-Kinogänger als Schrott bezeichnen, weil es ihnen zu billig ist und das es unsinnig ist, dass an der Story und den Schauspielern festzumachen, denn wenn es danach ginge müsste man eigentlich auch einige Hollywood-Filme des Trash verdächtigen (ich sag nur: "Van Helsing", "Alone in the dark"). Ich habe mittlerweile die Meinung gewonnen, dass man das alleine am Budget festmachen sollte, da es viele Filme gibt die vom Budget her Trash wären, vom Look aber A-Movies und umgekehrt.
Ich denke mal, dass die "chinesische Nelke" ein Budegt hatte wie die meisten anderen Krimi-Filme dieser Zeit (auch EW) und das dürfte so ungefährt bei einer Million DM gelegen haben.
Die Frage ist, wie man mit dem Budget kalkuliert. Für ein Wallace-Film-Budget läßt sich nun mal kein brillanter Action-Film für den internationalen Markt produzieren. Eine Definition für den Begriff "Trash" ist sicher sehr schwierig und wird sehr uneinheitlich gesehen. Am Budget kann man das nicht festmachen, ansonsten wären z.B. fast alle Ingmar-Bergmann-Filme Trash. Ich sehe Filme als Trash-Filme an, die solche Effekte, Sensationen und Höhepunkte bieten, die entweder nicht durch einen soliden dramaturgischen Handlungsaufbau sondern nur ihrer selbst willen existieren, oder die handwerklich nicht professionell gemacht sind. In diesem Sinne würde ich bei Wallace höchstens den ein oder anderen Farbfilm als Trash bezeichnen oder andere Filme ab Mitte der 60iger, die mehr bieten wollen als sie können. Und wenn das dann auf unfreiwillige Weise unterhält, dann ist es meiner Meinung Trash par exellence.
Kann mir jemand zwei Fragen zu dem Film beantworten:
- In welchem Bildformat wurde der Film gedreht? (Bei dem internationalen Aspekt, den man wohl berücksichtigte, tippe ich auf 2,35:1, aufgrund der billigen Machart wäre mein wahrscheinlicherer Tipp aber 1,66:1, an Vollbild glaube ich nicht) - Wie lang lief der Film im TV/auf Video?
Also, meine Fassung ist in Vollbild, sieht aber stark nach Open Matte aus. Links und rechts fehlt definitiv so gut wie nichts und oben und unten würde es genau passen, wenn man den Film auf 1:1,66 heruntermattet. Somit dürfte mit 99%iger Sicherheit 1:1,66 das Originalformat sein. Laufzeit ist etwa 86 Minuten. Eine TV-Aufnahme ist es nicht, da kein Senderlogo vorhanden ist. Ist der Film überhaupt jemals im Fernsehen gelaufen? (Joachim?) Allerdings ist der Film auf VHS auch nie erschienen. Keine Ahnung, woher die Fassung kommt. Qualität ist auf jeden Fall recht gut.
Mike Pierce
(
gelöscht
)
Beiträge:
11.10.2008 11:54
#12 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Das Geheimnis der chinesischen Nelke" (4)
Auch dieser Film ist Rudolf Zehetgruber bestens gelungen.
Von den Darstellern haben mir am Besten Dietmar Schönherr (sehr überzeugend), Horst Frank, Klaus Kinski und Paul Dahlke gefallen.
Brad Harris spielt hier ganz angenehm. Olga Schoberova fand ich allerdings mehr als blass. Dominique Boschero machte ihre Sache besser.
Die Musik von Milos Vacek hört sich sehr gut an.
Die Geschichte um die geheimnisvolle Formel beginnt ruhig, wird dann aber immer spannender. Das Finale ist sehr gut gelungen.
Interessant, dass Dietmar Schönherr, den ich einfach klasse finde, auch in anderen Filmen öfter als Bösewicht eingesetzt wurde: "Das Ungeheuer von London-City", "Die Verdammten der blauen Berge" o. "Blonde Fracht für Sansibar".
Jedenfalls hat mir auch dieser Film von Rudolf Zehetgruber, wie auch seine anderen Filme "Die schwarze Kobra", "Die Nylonschlinge", "Piccadilly null Uhr zwölf" oder "Das Wirtshaus von Dartmoor", bestens gefallen und ist nur zu empfehlen.
Zitat von Der HexerAlso, meine Fassung ist in Vollbild, sieht aber stark nach Open Matte aus. Links und rechts fehlt definitiv so gut wie nichts und oben und unten würde es genau passen, wenn man den Film auf 1:1,66 heruntermattet. Somit dürfte mit 99%iger Sicherheit 1:1,66 das Originalformat sein. Laufzeit ist etwa 86 Minuten. Eine TV-Aufnahme ist es nicht, da kein Senderlogo vorhanden ist. Ist der Film überhaupt jemals im Fernsehen gelaufen? (Joachim?) Allerdings ist der Film auf VHS auch nie erschienen. Keine Ahnung, woher die Fassung kommt. Qualität ist auf jeden Fall recht gut.
Der Film lief am 4. Juli 1970 in der ARD. Der Film hat das Format !.1.66 (Im 3.Hallo-Buch steht es auch so, nur dort ist irrtümlich UltraScope hinzugefügt worden was definitiv nicht stimmt.)
Mir gefällt der Film sehr gut. Die Musik finde ich eine äußerst gelungene Abwechslung. Die Story ist ganz gut. Beosnders aber die Darsteller im Film: Klaus Kinski in einer Paraderolle, Brad Harris als Privatdetektiv und vor allem Horst Frank in einer enorm coolen Rolle mit fetzigen Sprüchen. Auch Dahle, Schönherr und Boschero machen ihre Sache gut.
5/5 Punkten
Drei Freunde brauchst du im Leben: Verstand, Glück und 'n Kaugummi!
(Horst Frank in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke")
Genial sind vor allen Digen die gemeinsammen Szenen von Frank und Kinski - allein deswegen lohnt es sich den Film anzusehen !
Den Rest finde ich eher Durchschnittlich - Drehbuch ist nich genial , unterhält aber über die ganze Laufzeit . Die meisten andere Schauspieler leisten wenig Auffälliges , nerven aber nie und die Inszenierung ist nicht wiklich rassant oder specktakulähr aber auch nicht extrem Langweilig ....
Für mich trotzdem der schwächste Weinert - Wilten Film ...