Peter Thomas feierte bereits am 1. Dezember 2005 seinen 80. Geburtstag!!!
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Hunderttausend heulende Höllenhunde
Zum 80. Geburtstag des Filmkomponisten Peter Thomas
Carmen BökerNie klang ein Walzer mehr nach unendlichem Weltraum, schien eine Geige verzweifelter darüber zu schluchzen, dass sie gefangen ist auf der einsamen Umlaufbahn eines feindseligen Planeten: Der Komponist Peter Thomas gilt als Schöpfer des "New Astronautic Sound" - und seine Musik für die Serie "Raumpatrouille" wird als meistgesampleter Soundtrack der Welt geführt. Und so wie das Raumschiff Orion mit einem umfunktionierten Bügeleisen gesteuert wird und die schwarzen Löcher im All anhand eines Wasserstrudels im Waschbecken visualisiert werden, so konnte sich auch Thomas verlassen auf die verblüffend simplen futuristischen Effekte eines hallend gesungenen Schubidus, kombiniert mit sphärisch wabernden Hammondorgeln.
Schon die Titel künden von heiterstem Einfallsreichtum: "Pizzicato-Leo", "Slimfinado", "Bolero On The Moon Rocks", "Song And Sound The Stars Around", "Jupiter's Pop Music". Unvergessen auch "Take Sex", jenes Stück, zu dem die Crew des Raumschiffs Orion nach Feierabend eine Art Ententanz hinzulegen pflegte: Die Arme eng an den Körper gelegt, ließen sie die Köpfe rucken wie hungrige Hühner und taumelten dabei eher hüftsteif um die eigene Achse wie Brummkreisel. "Take Sex" beginnt als langsamer Walzer mit einem schnöselig intonierten "Ladadaa", das sich erst in einen Scat-Gesang und weiter in wildes Gekreische hineinsteigert; eine vielsagende Mischung aus moderner Enthemmtheit und konservativer Verklemmtheit.
Peter Thomas wurde am 1. Dezember 1925 in Breslau geboren und wuchs in Berlin auf. Nach dem Krieg studierte er Musik und spielte zunächst Piano in den Clubs der Alliierten, bis er dann in den 50ern für fünf Jahre für die Pausenmusik der Radiosendung "Berliner Feuilleton" verpflichtet wurde. Mit einem kleinen Ensemble hatte Thomas Überleitungen zwischen aktuellen Kulturereignissen zu schaffen; einmal musste er es dabei vom Tod Thomas Manns zur Premieren-Berichterstattung von Henzes Oper "König Hirsch" schaffen. Über diese Musik nach Themen kam er zum Film: Sein Debüt gab er 1958 mit der Dokumentation "Dem deutschen Volke". Er hat seitdem für Musical-, Theater- und Hörspielproduktionen komponiert, vor allem aber rund 550 Fernseh- und Filmmusiken geschrieben, neben der "Raumpatrouille" auch für die deutschen Verfilmungen der Edgar-Wallace- und Jerry-Cotton-Romane.
Er habe immer gern Musik für mäßigere Filme produziert, bekannte Thomas einmal: "Eine gute Filmszene kann man auch mit einer Triangel begleiten, aber schlechte Szenen verlangen nach einer musikalischen Idee." Auch so manche Schauspieler hätte er "begabter" arrangieren müssen Das kann etwa anhand eines hysterischen Hustenanfalls geschehen, um den herum ein lässiger Sixties-Beat gebastelt wird. In den Edgar-Wallace-Verfilmungen hingegen herrscht eher schwerer musikalischer Bodennebel vor, mit damals recht kühnen psychedelischen Anklängen und Experimenten mit selbstgebauten Synthesizern. Manche Stücke steigern sich in ein derart sinistres Jaulen hinein, dass man an einen der liebsten Flüche Kapitän Haddocks denken muss: "Hunderttausend heulende Höllenhunde!"