Sie sind vermutlich noch nicht im Forum angemeldet - Klicken Sie hier um sich kostenlos anzumelden Impressum 
Forum Edgar Wallace ,...



Sie können sich hier anmelden
Dieses Thema hat 44 Antworten
und wurde 6.919 mal aufgerufen
 Filmbewertungen
Seiten 1 | 2 | 3
Fabi88 Offline



Beiträge: 3.894

28.02.2006 16:45
#16 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Ich finde den Film an sich recht gut, aber für einen großen Fehler halte ich den Umstand, dass der deutsche Produzent alle Hauptrollen an deutsche Schauspieler vergeben hat und so plötzlich ein deutscher Schauspieler neben 4 Spaniern agieren muss. Diese Szenen fallen meiner Meinung nach schon sehr ab. Diesen Fehler hat man bei "Das Geheimnis der schwarzen Witwe" nicht wider gemacht, dort war es ausgewogener. Der Teppich unterhält ganz gut, aber ist auch etwas langatmig. Alles in allem aber noch ganz gut.
3 von 5
---
http://www.agentennetz.de.vu
---

zinker84 Offline



Beiträge: 198

28.02.2006 19:02
#17 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Ich bin mir sicher, dass alle Wallace-Filme und die Epigonen frei von Logik sind. Der eine mehr, der andere weniger. Ich mag die Filme trotzdem. Die James-Bond-Schinken guck ich mir auch gerne an, bei denen ist es mit der Logik auch nicht gerade weit her...

Um noch mal auf "Bob" zurückzukommen: Diese Rolle ist anscheinend eine Kopie der Kopie. Chris Howland, der eigentliche Eddi-Arent-Ersatz aus den Wallace-Epigonen, war wohl nicht zu haben...


Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.08.2007 13:26
#18 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Nachdem ich den Film mittelweile gesehen habe, möchte ich mich auch dazu äußern.

Der Einstieg in die Handlung ist sehr spannend aufgebaut und fesselt sofort. Die Methode des Tötens ist originell gewählt und wird anschaulich gezeigt. Die Kameraführung ist professionell und zieht den Zuschauer ins Geschehen hinein. Die Zugpferde des Films sind die deutschen Stars, die hier neben Spaniern agieren, die für exotisches Flair sorgen ( Eleonora Rossi-Drago ). Warum man Joachim Fuchsberger als Secret-Service-Agenten einen Diener zur Seite gestellt hat, der eigentlich nur für Erheiterung sorgt, bleibt offen.
Er ist zwar bei den zahlreichen Kämpfen eine Hilfe, sein Auftreten und vor allem die schreckliche Synchronstimme stehen jedoch nicht für positiven Humor á la Eddi Arent, sondern für üblen Klamauk.

Karin Dor wurde hier ebenfalls synchronisiert, was ihr leider nicht gut bekommt. Sie wirkt dadurch schwächer, da ihre eigene Stimme sehr erwachsen und damenhaft ist und ihr immer Sicherheit und Stil verliehen hat. Die Rollen der Schurken sind mit Werner Peters und und Carl Lange gut besetzt, der allerdings nur am Rande vorkommt und so sein Potenzial nicht voll entfalten kann. Da war sein Auftritt im "Frosch mit der Maske" viel prägnanter und überzeugender.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

26.08.2007 20:45
#19 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Die Handlung ist logisch und hat nur wenige Durchhänger ( z.B. die Szene, in der Bob und Harry Reffold aus unerklärlichen Gründen in der Pension die Treppe hinunterfallen ).

Einzig die Ränkespiele von Mabel Hughes mit Vane und Oberst Gregory ( sogar Harry Reffold wird noch umworben ) sind verwirrend und ergeben nur den Sinn, daß die Dame etwas zu verbergen hat und sich eine neue Identität aneignen will.

Eine Frage blieb am Ende offen : Warum wurden die betreffenden Personen eigentlich ermordet ? Das Gift wurde aus Indien importiert, aber es wurde nur in den eigenen, abtrünnigen Kreisen verwendet.

Mike Pierce ( gelöscht )
Beiträge:

20.10.2008 17:05
#20 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten
Auch dieses Plakat hat seinen Reiz:
http://www.essenzposters.com/relaunch/sh...ail.php4?id=580

Gruß
Mike
Der unheimliche Mönch Offline




Beiträge: 299

20.10.2008 18:30
#21 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Ich habe leider nur eine Aufnahme mit sehr schlechter Qualität.
Ist es eigentlich bei allen so das die Personen reden und der Text erst ca eine Sekunde später zu hören ist ??

Das macht Freude
Eddi Arent

HorstFrank Offline



Beiträge: 699

13.05.2009 15:03
#22 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Finde den Film recht gelungen, hat schon ziemliche viel wallace-Feeling. Werner Peters ist natürlich wieder große Klasse. Auch Carl Lange in seiner undurchsichtigen Rolle ist toll. Die Story gefällt mir ebnfalls.
Die einzigen zwei Kritikpunkte:
- die Musik ist relativ schwach
- unpassende Synchronisation von Karin Dor, was den Filmgenuß doch schon schmälert
Ansonsten 4/5 Punkten

Drei Freunde brauchst du im Leben: Verstand, Glück und 'n Kaugummi!
(Horst Frank in "Das Geheimnis der chinesischen Nelke")

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

31.03.2011 16:40
#23 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten



Der Teppich des Grauens (Terror en la noche / Il terrore di notte)
Kriminalfilm nach Louis Weinert-Wilton, BRD / ES / IT 1962. Regie: Dr. Harald Reinl. Drehbuch: Felix Lützkendorf, Eugenio Martin, Giuseppe Mangione. Mit: Joachim Fuchsberger (Harry Raffold), Karin Dor (Ann Learner), Werner Peters (Crayton), Carl Lange (Oberst Gregory), Lorenz Rohleder (Sam), Eleonara Rossi-Drago (Mabel Huge), Antonio Casas (Dr. Shipley), Roberto Rey (Millner), Gabriel Lopart (Flesh), José Maria Caffarel (Vane) u.a. Uraufführung: 31. Juli 1962.

Zitat von Der Teppich des Grauens
Weiße Kugeln, die eine Mischung verschiedener exotischer Gifte enthalten, bringen in London mehreren Männern den Tod. Wie sich herausstellt, standen die Opfer mit einer Gangsterbande in Kontakt und besaßen Dokumente, die diese schwer belasteten. Der Geheimagent Harry Raffold lässt sich von den Ereignissen nicht abschrecken und macht sich – auch der jungen Ann Learner zuliebe – auf die Suche nach dem Kopf hinter den Verbrechen...


„Wie kann ein Teppich grauenerregend sein?“ ist wohl die am häufigsten in Verbindung mit diesem Film gestellte Frage. Selbst nach der Sichtung kann man sie nicht ganz beantworten, werden die Teppiche doch nur als Wirkbeschleuniger für das eigentlich auch so schon grauenerregende Gift benutzt. Der Methode, sich des tödlichen Rauchs weißer Giftkugeln zu bedienen, werden unblutige Gesellen unter uns einiges abgewinnen können, zumal sie für eine enorm spannende Pretitelsequenz und einen effektvollen Einsatz der Maske zumindest beim ersten Opfer sorgt.
Leider können im weiteren Verlauf nur einige wenige Einzelszenen an diese vorgelegte Intensität anknüpfen: Vor allem die Machenschaften Carl Langes, die Giftmorde, die Geschehnisse in der Hütte im Wald und das gelungene Finale zeigen noch einmal die Fähigkeiten Reinls, fesselnde Geheimnisse in Bild und Ton umzusetzen. Zwischendurch findet sich einiger Füllstoff, der zwar unmittelbar zum Aufbau der insgesamt logischen Geschichte zählt, aber für den Zuschauer nicht von großem Interesse ist (die Pension, die düsterer hätte ausfallen sollen; der Bankier Vane, der nur als falscher Köder hinhalten muss; der verfrühte Heiratsantrag Raffolds, für den es offenbar genügt, einmal fälschlicherweise mit Ann Learner verhaftet worden zu sein; der Besuch bei seiner Mutter etc.).
Percy Lister wirft einen hervorragenden Punkt mit der Frage auf, worum es der „Mörderbande“, wie sie – nicht sonderlich einfallsreich – genannt wird, überhaupt geht. Den ganzen Film über ist sie damit beschäftigt, gefährliche Zeugen auszuschalten; zu eigenen Coups kommt es nie – darüber beschwert sich sogar einer der Gangster. Immerhin fällt die Art und Weise des Chefs, zu antworten, einfallsreich aus: Über ein Display wendet er sich in schriftlicher Form an seine Untergebenen, was durchaus einen gewissen Hinweis auf den gen Ende hin doch etwas offensichtlichen Haupttäter gibt.

Noch stärker als in „Das Geheimnis der schwarzen Witwe“ riecht im „Teppich der Grauens“ alles nach Spanien. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt des Films das Gefühl, mich in London zu befinden, sondern dachte in jeder Außenszene aufs Neue an Madrid. Nichtsdestotrotz (oder gerade darum) wirken die Aufnahmen frisch und sommerlich, die teils (zu) erlesenen Gebäude beeindruckend und die Wälder und Sümpfe trotz der Schwarzweiß-Aufnahmen richtiggehend grün. Der genaue Beobachter wird auch entdecken, dass die Brücke, von der der Täter in den Tod stürzt, die gleiche ist wie die, die man in der „Witwe“ mehrfach sehen kann. Insgesamt stört die spanische Ader den Film nicht so sehr, verhehlt der „Teppich“ doch ohnehin nicht seine Absicht, weniger das Köpfchen als vielmehr die Abenteuerlust des Zuschauers zu bedienen.
Obschon die Verantwortlichkeit für den spanischen Koproduktionspart zwischen 1962 und 1963 von Epoca Films SL zu Procusa Film (beide in Madrid) wechselte, gleicht sich ein nicht unwesentlicher Teil der landsmännischen Schauspieler in „Teppich“ und „Witwe“: Vor allem Antonio Casas (Dr. Shipley / Antiquitätenhändler Bronsfield), Gabriel Lopart (Flesh / Selwood) und José Maria Caffarel (Bankier Vane / Cartwright) hinterlassen in beiden Produktionen bleibende Eindrücke.
Das Beste, was einem Kriminalfilm der Sechzigerjahre passieren kann, ist eigentlich, Joachim Fuchsberger und Karin Dor in der Hauptrolle präsentieren zu können. Wenn beide auch hier routinierte Auftritte hinlegen, so entfaltet sich der Charme dieser Paarung dennoch nicht im vollen, üblichen Maße, was vor allem der Nachsynchronisation von Dor durch Ursula Herwig geschuldet ist. Durch sie wirkt Karin Dor jünger und weniger überzeugend und damenhaft als in ihren anderen Auftritten, hat gar etwas Plumpes, Weibchenhaftes an sich, was wiederum nicht zu dem passt, was sie optisch darbietet. Fuchsberger findet Unterstützung bei seinem dunkelhäutigen Diener, gespielt von Pitt (Pierre) Besari, der insgesamt nur zwei Werke in seiner Filmografie vorweisen kann. Vor allem in den reinl-typisch ausgefeilten Kampfszenen beweist Bob sich als hilfreich – der Umgang mit diesem lässt eine gewisse rassistisch herabblickende Ader hervorblitzen –, wohingegen er, wenn er den Mund aufmacht, in der Stimme von Thomas Braut für den, nun ja, speziellen Humor des Films sorgt.

Nicht alles passt zusammen in „Der Teppich des Grauens“. Obwohl er unterm Strich einen guten Eindruck hinterlässt, hat man das Gefühl, in vielen Punkten nur halbe Arbeit gesehen zu haben. Als Einstieg in die Welt des Louis Weinert-Wilton legte Reinl damit ein bei weitem nicht wallace-ebenbürtiges, aber einigermaßen liebenswertes Filmchen hin, das im guten Mittelfeld der Epigonenlandschaft zu Hause ist. 4 von 5 Punkten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

31.03.2011 18:22
#24 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Sehr schönes Review! Schade, dass ich den Film immer noch nicht kenne.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

31.03.2011 21:36
#25 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Geht mir leider ganz genau so.
Aber trotzdem schöne Zusammenfassung!

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

03.04.2011 19:16
#26 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Wie Gubanov es so treffend formulierte, stellte ich mir lange Zeit ebenfalls die Frage, wie ein "Teppich des Grauens" wohl aussehen mag? Das Spekulationskarussell hat sich also jahrelang gedreht. Zuerst einmal hielt ich alleine den Titel "Der Teppich des Grauens" für sehr vielversprechend und auch wirksam, beim Anschauen des Films stellte er sich als durchaus passend heraus und im Gegensatz zu vielen anderen, diffusen Titeln ziemlich prägnant. Eine gelungene Abwechslung.

Und Abwechslung steht bei diesem Krimi tatsächlich in vielerlei Hinsicht im Vordergrund. Bekannte Darsteller treffen auf eher unbekannte Gesichter, die aber in puncto schauspielerischer Qualität sehr positiv auffallen. Beeindruckend in Szene gesetzt wurde das Mordwerkzeug in Form von Giftkugeln, deren tödlicher Rauch sich auf dem Teppich langsam ausbreitet und die Opfer qualvoll dahinrafft. Das oft bemängelte Mordmotiv hatte bei mir eine positive Umkehrreaktion. Das Vorgehen der "Mörderbande" und deren Arbeit wird dem Zuschauer vorenthalten, es wird kein Coup gezeigt, man gewinnt keinen Eindruck von Transparenz. Meines Erachtens handelt es sich dabei um einen gelungenen Einfall, man sieht keine Verbrecherbande auf dem Höhepunkt ihres Schaffens, die dann im Verlauf des Films zur Strecke gebracht wird, sondern der Chef ist notgedrungen damit beschäftigt, die eigenen Reihen als Sicherheitsvorkehrung zu säubern. Der Chef hat seine besten Zeiten gesehen und die Kontrolle verloren, er weiß, dass ihn jeder weitere Fehler Kopf und Kragen kosten kann, die Truppe wird mit fadenscheinigen Ausreden hingehalten. Dies geschieht, wie bereits erwähnt übrigens wortlos, per Display, auf dem man nur schriftliche Anweisungen verfolgen kann. Man kann es als einen sehr geistreichen Einfall nehmen, oder möglicherweise als heiße Spur, oder als plumpen Effekt. Das liegt mal wieder im Auge des Betrachters. Mir hats gut gefallen, denn ich finde diese Idee gelungener als eine Nachsynchronisation, bei der man sich die stimmlichen Unterschiede kaum herleiten kann.

Die Besetzung steht dieser Produktion hervorragend, die unterschiedlichen Charaktere machen richtig Laune. Allen voran steht natürlich Joachim Fuchsberger, den man gewohnt agil und resolut bestaunen kann. Seine Interaktionsleistung mit Partnerin Karin Dor hat den Charakter der Verlässlichkeit, die beiden vermitteln mir stets eine hohe Glaubwürdigkeit. Karin Dors Rolle offenbarte sich mir etwas befremdlich, was wohl an mehreren Faktoren liegt. Zunächst liegt das wohl an der Synchronisation, die Stimme wirkt tatsächlich etwas zu jung, was ihr allerdings einen komplett unterschiedlichen Charakter verleiht. Sie wirkt lange Zeit stark unterkühlt, das heißt emotions- und temperamentlos, und man muss wirklich betonen, dass sie erst im späteren Verlauf der Handlug in darstellerischer Hinsicht auftaut.
Störend fand ich das eigentlich weniger, vergleichsweise ziegt sie hier jedoch eine ganz eigenartige Leistung und eine fremdartige Aura.
Werner Peters und Carl Lange sieht man gewohnt solide, wobei ich Abstriche bei letzterem machen muss. Darstellerisch gesehen überaus stichhaltig, die Anlegung der Rolle ist vielleicht etwas unglücklich ausgefallen.
Ich persönlich habe ungeduldig auf das Auftreten einer ganz bestimmten Person gewartet: die großartige Eleonora Rossi Drago. Ein Name, der wie Musik klingt. Im Kampf der weiblichen Hauptrollen liegt sie eine gute Nasenlänge vorn. Man kann eine Frau bestaunen, die in erheblichem Maße von ihrer bloßen Ausstrahlung zehrt, ein Blick, ein Augenaufschlag, eine Geste...einfach faszinierend. Gerade ihre Präsenz wertet das Geschehen nochmals auf.

Die musikalische Untermalung ist vielleicht im Gegensatz zu all den klassischen Thomas- und Böttcher-Scores etwas gewöhnungsbedürftig und tempoarm, rundet das Geschehen hier aber treffend ab und bringt beispielsweise bei den Mordszenen ein gewisses Flair. Die Kamera liefert oftmals recht eindrucksvolle Bilder, es ist schön, diesen Film endlich gesehen zu haben!

Ein Meisterwerk mag vielleicht anders aussehen, aber "Der Teppich des Grauens" weiß wirklich zu unterhalten und hinterlässt mir einen erfrischenden und angenehmen Eindruck, sodass ich ebenfalls 4/5 Punkten aus dem Stand geben kann.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

05.06.2011 02:39
#27 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Nein, eine bloße Wallace-Kopie ist diese erste LWW-Verfilmung nicht geworden. Das ist aber leider auch schon einer der wenigen postiven Aspekte. Für mich ist dies neben "Dynamit in grüner Seide" der schwächste Kriminalfilm von Harald Reinl. Sogar die genre-typische Action - eigentlich eine der großen Stärken Reinls - wirkt hier merkwürdig unspiriert. Da hilft es auch nicht, dass reihenweise Autos und Waldhütten in die Luft gejagt werden. Möglicherweise ist dieser Umstand auch dem betulich-routinierten Schnitt zu verdanken. Die eigentlich originelle Mordmethode - in der Eröffnungssequenz noch effektiv in Szene gesetzt - nutzt sich schnell ab. Die Kameraarbeit von Godofredo Pacheco ist nicht schlecht, erreicht aber längst nicht die Klasse eines Kalinke. Treffend wurde hier Francesco De Masis Score als "amerikanisch" tituliert; das trifft es in meinen Augen ziemlich gut. Völlig misslungen und unpassend ist sie nicht; ein eingängiges Thema sucht man leider vergeblich. Später vertonte der Komponist mit "Der letzte Mohikaner" und "Kommissar X jagt die roten Tiger" noch zwei weitere Reinl-Filme.

Die Kritikpunkte am Drehbuch sind hier bereits ausreichend dargelegt worden. Die eigentlichen Verbrechen der nicht gerade kleinen Bande werden nicht gezeigt, die genauen Mordmotive bleiben letztendlich unklar, die Erklärung der kriminellen Motivation des Haupttäters wird in einem Nachsatz nachgereicht. Die Schauspieler sind natürlich ein zu nennender Pluspunkt. Fuchsberger überzeugt in einer für ihn typischen Rolle, auch Werner Peters ist in einem auf ihn zugeschnittenen Part zu bewundern - und muss natürlich ins Gras beißen. Als sehr störend empfinde ich die Synchronisation von Karin Dor durch Ursula Herwig. Nicht falsch verstehen: Herwig macht einen guten Job, aber Karin Dor hatte gerade damals eine sehr markante, unverwechselbare Stimme. Speziell im Zusammenspiel mit Fuchsberger geht dadurch einiges an jener positiven Wirkung verloren, die man sich durch die Besetzung des Krimi-Traumpaares wohl erhofft hatte. Eleonora Rossi-Drago hingegen kann auf ganzer Linie begeistern und dominiert jede Szene in der sie auftritt.

Noch ein Wort zur Figur des von Pierre Besari verkörperten dunkelhäutigen Dieners Bob. Hier wird "Der Teppich des Grauens" bisweilen übel rassistisch. Bob wird von Harry Raffold (Fuchsberger) heruntergemacht; er solle den Mund halten, er solle nicht nachdenken... Eine eventuell angedachte ironische Brechung kann ich da zumindest nicht erkennen. Im Umgang mit Bob zieht sich ein latenter Rassismus durch den gesamten Film, leider noch verstärkt durch die witzig gemeinte Synchronisation von Thomas Braut, die der Figur aber auch noch jegliche Restwürde nimmt und ihn klingen lässt wie den dummen Urwald-Neger aus Taka-Tuka-Land. Man hat regelrecht Mitleid mit ihm.

Natürlich sollte der geneigte Wallace-Fan trotzdem einen Blick riskieren - allein schon der Vollständigkeit halber. In Punkten ausgedrückt würde ich dem Film aber maximal 2,5 von 5 zukommen lassen.

Georg Offline




Beiträge: 3.259

29.10.2011 12:15
#28 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Der Teppich des Graunes
(Span. Titel: Terror en la noche, it. Titel: Il terrore di notte)
BR Deutschland/ Spanien/ Italien 1962

Ich fand diesen Film bei erneutem Wiedersehen durchwegs recht spannend. Zwar besitzt er auch alle Zutaten eines "Märchenkrimis" (nur z.B.: der Boss, der nur über einen Bildschirm schriftlich mit den Bandenmitgliedern kommuniziert), ist aber doch recht zügig und flott inszeniert. Hinzu kommen eine gute Kameraführung und recht gut gewählte Locations. Der Kritik, die Schauplätze sähen zu sehr nach Spanien aus, kann ich mich nicht anschließen. Ich finde die Gebäude recht gut gewählt und hatte sogar zuerst den Eindruck, es sei tatsächlich in Großbritannien gefilmt worden. Vielmehr muss man zahlreichen Edgar-Wallace-Filmen ankreiden, dass hier auch ein Blinder erkennt, dass man die BRD und nicht England vor sich hat.
Die Schauspieler sind ebenfalls gut gewählt und auch die nichtdeutschen Darsteller passen gut zum restlichen Ensemble (z.B. die Ermittler). Werner Peters gibt einen gewohnt guten "fiesen" Part ab und Carl Lange als Oberst spielt sehr undurchsichtig, wodurch er natürlich den Verdacht gewollt auf sich zieht. Störend wirkt allerdings, dass er synchronisiert wurde. Nervig finde ich diesbezüglich auch die Synchronstimme des Dieners Bob, die jemand im Synchronstudio wohl als besonders "gelungenen" Coup empfunden haben dürfte. Blacky und Karin Dor spielen ihre üblichen 08/15-Rollen im positiven Sinne, aber anders wollte man sie auch gar nicht sehen.
Die deutsche Titelwahl finde ich jetzt nicht unbedingt schwach, im Gegensatz zu den span. und it. Titeln, die etwa "Schrecken/ Angst in der Nacht" (span.) bzw. "Nächtlicher Schrecken/ Nächtliche Angst" bedeuten, klingt er nicht nach 08/15 und bleibt im Gedächtnis, was ja wohl bezweckt war. Zudem trägt ja der Originalroman laut Vorspann den gleichen Titel.
Die Musik wurde von Francesco de Masi, einem Italiener komponiert (im dt. Vorspann wie üblich bei Carcasona-Produktionen eingedeutscht: Franz Demasi) und kann daher dem deutschen Publikum, wie im Hallo-Buch erwähnt, nicht zu "spanisch", sondern allenfalls zu "italienisch" geklungen haben. Ich finde, der Soundtrack ist angemessen.
Interessant sind auch die Credits: so gibt der dt. Vorspann als Cutterin Rosemarie Laudien an, die imdb Edith von Seydewitz, als Autoren werden nur Felix Lützkendorf und Helmut Harun genannt, die imdb weist noch den Spanier Eugenio Martín (ebenfalls ein Regisseur) und den Italiener Giuseppe Mangione aus (wohl für die jeweilige Sprachversion?).

Insgesamt also ganz gute Krimihandlung ohne jeglichen Anspruch auf Realität (den darf man natürlich bei keinem jener 60er-Märchenkrimis stellen!). Ein Film, der unterhält. Nicht mehr, nicht weniger.

Regie: Harald Reinl, Drehbuch: Felix Lützkendorf, Helmut Harun (sowie laut imdb Eugenio Martín (wohl für die span. Version) und Giuseppe Mangione (wohl für die it. Version)) nach dem gleichnamigen Roman von Louis Weinert-Wilton, Kamera: Godofredo Pacheco, Musik: Francesco de Masi, Produzent: Alfonso Carcasona
Mit Joachim Fuchsberger, Karin Dor, Carl Lange, Werner Peters, Eleonora Rossi-Drago, Marco Guglielmi, Pitt Besari, Josef Rohleder u.v.a.


Joe Walker Offline




Beiträge: 755

29.11.2013 16:01
#29 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Zitat von Georg im Beitrag #28
[...] Die Musik wurde von Francesco de Masi, einem Italiener komponiert (im dt. Vorspann wie üblich bei Carcasona-Produktionen eingedeutscht: Franz Demasi) und kann daher dem deutschen Publikum, wie im Hallo-Buch erwähnt, nicht zu "spanisch", sondern allenfalls zu "italienisch" geklungen haben. Ich finde, der Soundtrack ist angemessen. [...]

Der Soundtrack zum Film ist übrigens kürzlich erschienen: http://www.soundtrackcorner.de/il-terror...00a9b54201b3c3b

Gruß
Joe Walker

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

19.12.2013 15:23
#30 RE: Bewertet: L. Weinert-Wilton - "Der Teppich des Grauens" (1) Zitat · Antworten

Der Teppich des Grauens ist ein ungemein unterhaltsames Machwerk und beschert ausgelassene 90 Minuten. Aufgrund dieses hohen Spaßfaktors würde ich den Film sogar noch vor den ernsteren LWW-Streifen wie Witwe und Spinne sehen, aber leider ziehen sich, für meinen Geschmack, teilweise doch zu stark rassistische, oder einfach abwertende Tendenzen durch den Film. Mag das möglicherweise dem Zeitgeist der Entstehungsepoche geschuldet sein, halte ich ein Darüberwegsehen, vor allem aus heutige Sicht, dennoch für problematisch und es spricht auch nicht unbedingt für einen reflektierten Umgang mit der unmittelbaren Geschichte. Andererseits ist der Film damit vielleicht auch ein Zeugnis einer nahezu gesamt-deutschen Tendenz nach dem 2. WK.

Zurück zum Film...dieser beginnt eigentlich ziemlich flott und kommt mir einer so ungewöhnlichen, wie auch unterhaltsamen Tötungsmethode daher. An dieser Stelle wird auch recht schnell klar, wie plakativ der eigentliche Filmtitel ausgefallen ist und allein das hat mir schon ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert. Die Giftkugel ist wirklich ein Schmankerl und nach dem Ableben der Opfer gab es auch gleich eine erstaunlich gute Maske zu sehen, was schon sehr beeindruckt.
Auch danach geht es rasant weiter und innerhalb kürzester Zeit gibt es die ein oder andere Prügelei. Vielleicht steckt darin der Grund für das Dasein des Dieners von Blacky, denn unabhängig davon, hätte man den Charakter, in diese Form zumindest, nicht in der Geschichte gebraucht. Pierre Bersari ist letztlich ein großes Opfer des Films. Ein Großteil aller "Witze" gehen auf seine Kosten und mittels dieser furchtbaren Synchronstimme (mal ehrlich...das ist doch eine Zumutung) wird der Gute von vornherein in eine ziemlich fragwürdige Rolle gedrängt. Abgesehen davon ist sein Humor so subtil wie ein Panzer. Dennoch fand ich es viel zu hart, was Blacky ihm das ein oder andere Mal um die Ohren wirft und er "lieber mal was zu trinken ranschaffen soll...".
Das ist auch der Grund, warum mir unser guter Fuchsberger hier eindeutig nicht so gut gefällt. Was sonst in einem sympathisch-charmanten Mix aus Frauenmagnet und Frezeitheld aufgeht, schlägt hier eindeutig in gar zu bedenkliche Gefilde aus. Für mich ganz klar eine seiner schwächsten Rollen, wenngleich der sicherlich dem Drehbuch gemäß handelte und dementsprechend auch weniger er, als sein vorgeschriebener Charakter zu kritisieren ist. Sehr gut hat mir nur sein schwarzer Trenchcoat gefallen!
Karin Dor ist leider in diesem Film kein wirklicher Garant für eine tolle Wallace-Dame, was eindeutig von ihrer Nachsynchronisation herrührt. Man vermisst schmerzlich ihre echte Stimme, die ihrer unglaublich schwachen Rolle wohl noch das beste abgewonnen hätte.
Generell war die Liebesgeschichte sehr eigenartig inszeniert...Nach 40 Minuten gibt es einen Heiratsantrag, wo die beiden sich kaum kennen, der (sinnlose) Besuch bei der Mutter, etc. Von geschickter Einflechtung kann hier keine Rede sein, aber darüber verliere ich später noch ein paar Worte.
Noch zu den restlichen Darstellern ein paar Worte. Werner Peters spielt überzeugend, aber auf keinem herausragenden Niveau, Carl Lange hat mir eigentlich gut gefallen und am unterhaltsamsten fand ich die Rolle von Marco Guglielmi, der einen wunderbaren Charakter darzustellen hat. Eine echte Bereicherung für diesen lustigen Film.

Wie schon gesagt fängt der Film gut an, verliert aber zwischendrin auch mal das Profil. Zwar leistet die Kamera wirklich eine ausgezeichnete Arbeit und fängt herrliche Motive ein, aber leider kann man das vom Drehbuch nicht gerade sagen. Einige Szenen haben in meinen Augen gar keine Daseinsberechtigung (Szene bei Blackys Mutter zum Bsp.) und andere habe ich dafür sehr vermisst. Die Auflösung kommt viel zu kurz und geht in dem, wenn auch genial umgesetzten, Geknalle ein wenig unter.
Das reißt im Gesamtbild doch einige Lücken, aber irgendwie fällt es dennoch weniger ins Gewicht, weil der Film so absolut unterhaltsam ist.
Ich meine wir haben eine Chefin, die per digitalen Textbotschaften mit ihren Handlanger kommuniziert, wir haben wirklich schöne Einstellungen, vor allem als zum Schluss die Action-Keule geschwungen wird und einfach viele, viele fragwürdige Dialoge und Szenen. Während mich sowas in anderen Film abschreckt, habe ich mich hier absolut unterhalten gefühlt. Ich bezweifle zwar, dass das die Rechnung der Macher war, aber angekommen ist bei mir eben dieses Gefühl.

Also diesem handwerklich einwandfreien, politisch dafür umso hinterfragungswürdigem Film gebe ich letztlich

3 von 5 Punkten

einfach weil ich es für zu wichtig halte ein reflektiertes Denken der bloßen Unterhaltung überzuordnen und auch sonst der Film mit einigen Mängeln daherkommt.
Dennoch sei eingestanden, dass ich oft habe schmunzeln müssen und der Film schon Spaß machen kann, wenn man ein flexibles Moralempfinden mitbringt.

Seiten 1 | 2 | 3
 Sprung  
Xobor Einfach ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz