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Dieses Thema hat 121 Antworten
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Giacco Offline



Beiträge: 2.517

13.07.2019 16:28
#106 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Da das Film-Echo ab 1973 ein neues Bewertungssystem einführte, liegt für "Das Rätsel des silbernen Halmonds" keine Endnote vor.
Erstnote: 3,9 (10 Meldungen)

Wallacefreund Offline




Beiträge: 241

13.07.2019 16:57
#107 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

@Dr.Mangrove
Da ich diesen Film mit Null Punkten bewertet habe und ihn daher in einem Atemzug mit Akassava und Gesicht nenne antworte ich einfach mal.
Er hat genauso wie Akassava und Gesicht für mich nichts mehr mit Wallace zu tun. Und wer festlegt was typisch Wallace ist oder nicht? Also ich denke das muss jeder für sich selbst definieren. Für dich sind Narzissen, Verrätertor und Orchidee keine. Das ist doch ok, für mich sind die oben genannten inklusive Stecknadel keine mehr.
Und das du sagst der Film ist gut, Punkt. Hört sich so ein wenig an, als ob du das festlegen willst welcher Film gut ist und welcher nicht. Falls ich mich da täusche ok, wenn nicht wäre es doch ein wenig vermessen von dir. Und Wallace hin oder her?!
Für mich sind wir beim Wallace der Woche und von daher ist es ja irgendwie nicht egal, wie die Diskussionen ja auch zeigen. Ich finde es gut, daß es so unterschiedliche Meinungen gibt.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

13.07.2019 19:38
#108 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Meine Meinung bezüglich des Wallace-Kontextes habe ich ja schon beim Film Nr. 35 wiedergegeben. Die Diskussion erschöpft sich nun hier, da im Prinzip alle die gleichen Argumente auffahren können. Deswegen beschränke ich mich auf ein paar Aspekte in Unterscheidung zur Stecknadel. Das Rachemotiv ist bei der Stecknadel dramatischer, vom Zeitgeist bestimmt und insofern vielleicht besonderer. Die Konstruktion, aufbauend auf Fahrerflucht, wirkt hier schon etwas beliebiger, weshalb die von Henry genannten Versatzstücke aus (Wallace-)Krimis der Sechziger als Vergleich einleuchten. Insofern empfinde ich HALBMOND sogar trotz des Handlungsortes im Zweifel noch etwas artverwandter als STECKNADEL zu klassischen Krimis, was aber natürlich nichts daran ändert, dass auch er grundlegend nicht wirklich in die Reihe passt und diesen Anspruch außerhalb der deutschen Vermarktung ja auch nie besessen hat. Wieder einmal zeigt sich, wie Vorsichtig man mit Wikipedia sein muss. Die dort zu lesende Information, Paul Hengge hätte das Drehbuch geschrieben, dürften Falschinformationen sein, die aus Zeiten mit schlechterer Informationslage stammen und die mitunter dazu führen, dass man einen größeren deutschen Einfluss auf die Produktion vermutet. Paul Hengge dürfte wie schon Peter Thouet bei der Stecknadel lediglich für die deutsche Synchronfassung verantwortlich gewesen sein. Deshalb wird er auch nur in der dt. Fassung genannt. Was mir am HALBMOND gut gefällt, ist die sorgsame Fotografie und Bildmotivauswahl. Ein Giallo besticht nach meiner Auffassung doch gerade dadurch, dass er bei einem Thriller nicht nur Szene an Szene reiht, sondern im Allgemeinen und bezüglich Mordszenen im Speziellen auch besonders kreative oder atmosphärische Visualität bietet. Viel zu oft werden mir dabei Filme in den Himmel gelobt, die eigentlich nur mit sich übertrumpfenden Schockeffekten arbeiten. Beim HALBMOND zeugt aber schon die Fahrt mit dem Mercedes mit den im Hintergrund verlaufenden Lichtkegeln von einem durchaus künstlerischen Anspruch. Auch das kommt mit den originalen Titelcredits noch viel besser als in der deutschen Schnittfassung. Auch die Ermordung der Künstlerin Katy bietet neben Schockmomenten auch noch bildästhetische Kreativität, wie etwa das Tropfen der Farbe aus dem Regal. Die Stecknadel ist da durch konsequenten Einsatz der subjektiven Kamera zwar auch aufregend, "funktioniert" aber letztlich nur als dass ich wirklich besonderes an der Kameraarbeit erkenne. Völlig über das Ziel hinaus schießt allerdings die Bohrmaschinenszene in der internationalen Fassung. Schon ein Sprung wenn man sich überlegt, was noch fünf Jahre zuvor so im Kino "ging". Bin ich auch kein Freund von Zwangskürzungen: Weniger ist manchmal mehr. Die Freunde von Exploitation in allen Facetten werden sicherlich über die Szene nur schmunzeln. Aber hier schadet die Einstellung eher dem Film als dass sie hilft, weil diese Schocker eben dann zu viel Aufmerksamkeit einnehmen, vom Rest ablenken. Lenzi ist gleich danach mit Mondo Filmen ja auch in ganz andere Gefilde abgedriftet.
Bei der aktuellen Sichtung bei mir vor den Stecknadel. Thriller mit recht einfacher aber funktionierender Story und schönen Inszenierungsideen. Aber wenn ich in der Schule einen guten Aufsatz geschrieben habe, der gar nicht zum geforderten Thema passt, gab's letztlich auch Null Punkte mit der Begründung "Thema verfehlt". Insofern als "Wallace der Woche" ohne Chance und aus heutiger Sicht ein Fremdkörper in der Edition.
Aus heutiger Sicht wäre es besser gewesen, die Rolle der Giulia stärker anzulegen (und in der Folge evtl. stärker zu besetzen). Nachdem ja die Damen der Reihe nach dem Killer zum Opfer fallen, hätte es durchaus gepasst, das Giulia als letztlich bedrohte über sich hinauswächst und den Täter "schafft", wobei Mario eher ihr Sidekick wäre. Dafür war man wohl noch nicht bereit. So ist es am Ende umgekehrt und der wiederum nicht sonderlich gefühlvolle Mario darf in der letzten Szene den Helden spielen, während Giulia den Film über nur das bedrohte Reh bleibt. Solche Kritik könnte man natürlich bei allen möglichen Filmen der Reihe anbringen, aber hier kam mir es eben beim Anschauen in den Sinn.

Gruß,
Daniel

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

13.07.2019 19:44
#109 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von Wallacefreund im Beitrag #10
@Dr.Mangrove
Da ich diesen Film mit Null Punkten bewertet habe und ihn daher in einem Atemzug mit Akassava und Gesicht nenne antworte ich einfach mal.
Er hat genauso wie Akassava und Gesicht für mich nichts mehr mit Wallace zu tun. Und wer festlegt was typisch Wallace ist oder nicht? Also ich denke das muss jeder für sich selbst definieren. Für dich sind Narzissen, Verrätertor und Orchidee keine. Das ist doch ok, für mich sind die oben genannten inklusive Stecknadel keine mehr.
Und das du sagst der Film ist gut, Punkt. Hört sich so ein wenig an, als ob du das festlegen willst welcher Film gut ist und welcher nicht. Falls ich mich da täusche ok, wenn nicht wäre es doch ein wenig vermessen von dir. Und Wallace hin oder her?!
Für mich sind wir beim Wallace der Woche und von daher ist es ja irgendwie nicht egal, wie die Diskussionen ja auch zeigen. Ich finde es gut, daß es so unterschiedliche Meinungen gibt.


Recht hast Du. Punkt!
Das war nur zur Betonung, natürlich kann man geteilter Meinung über die Qualität des Films sein - selbst in Kreisen der Giallo-Fans gibt es ja viele, die ihn nur mittelmäßig finden.

Und was den Wallace der Woche angeht: für mich ist das nur ein Label, um nicht 400 Filme hier zu sichten.
Von mir aus könnten wir aber ruhig Mabuse, Bryan Edgar & Co. in einen Topf werfen.

Wallace ist für mich kein Premium-Label, keine Auszeichnung, in die ich besondere Erwartungen und Hoffnungen setze.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

13.07.2019 20:04
#110 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Ein wenig seltsam ist es schon wenn in einem "Edgar Wallace Forum " die "Marke " EW als kein Premium -Label /keine Auszeichnung /keine Erwartungen und Hoffnungen usw. bezeichnet wird.
Also ich habe das hier immer als "Fan " Forum betrachtet und nicht als beliebiges Krimi /Giallo Forum.
Wem sowenig an EW und der Serie liegt dessen Meinung geht mir ehrlicherweise ein bischen am selbigen vorbei. Die Epigonen und Giallo haben nicht umsonst eine eigene Abteilung.
Das Gleiche sehe ich übrigens bei den typischen "Straßenfegern" von Durbridge.

Wallacefreund Offline




Beiträge: 241

13.07.2019 20:09
#111 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

@Dr. Mangrove
ist doch schön das es so viele Ansichten gibt. Nichts für ungut.

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

13.07.2019 20:41
#112 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #13
Ein wenig seltsam ist es schon wenn in einem "Edgar Wallace Forum " die "Marke " EW als kein Premium -Label /keine Auszeichnung /keine Erwartungen und Hoffnungen usw. bezeichnet wird.
Also ich habe das hier immer als "Fan " Forum betrachtet und nicht als beliebiges Krimi /Giallo Forum.
Wem sowenig an EW und der Serie liegt dessen Meinung geht mir ehrlicherweise ein bischen am selbigen vorbei. Die Epigonen und Giallo haben nicht umsonst eine eigene Abteilung.
Das Gleiche sehe ich übrigens bei den typischen "Straßenfegern" von Durbridge.


Ich habe geschrieben: besondere Erwartungen und Hoffnungen - als ob man, wie jemand weiter oben etwas theatralisch schrieb, bei den letzten Verfilmungen um eine große Erwartung betrogen wurde.
Es handelt sich immer noch um Unterhaltungsfilme und kein kulturelles Welterbe.
So provokant und beliebig wie du sie verstanden hast, meinte ich meine Aussage gar nicht, aber wenn man Wallace so eng definiert, hätte es nach den ersten Filmen schon aufhören müssen.

Ich finde die Tatsache, dass ich mich auch mit den eher untypischen letzten Filmen auseindersetze und sie versuche sachlich nach handwerklichen Kriterien zu bewerten, ein größeres Indiz von
"Commitment" ist als einfach nur zu sagen: "ist nicht typisch Wallace - weg damit".

Meine Meinung kann dir gerne irgendwo vorbeigehen - aber unterstelle mir bitte nicht, dass mir nichts an EW bzw. der Serie liegt.
Ich bin sehr wohl Fan - sonst hätte ich nicht die Filme und Bücher (und würde hier auch nicht das Forum besuchen - geschweige denn die Zeit nehmen und was schreiben) - aber
ich sehe das halt nicht so verbissen, was EW ist oder besser gesagt sein sollte - und was nicht. Die Kriterien sind da auch etwas vage, denn keiner konnte mir bisher genau definieren, was denn nun einen Wallace unbedingt ausmacht.

Ich persönlich finde Frosch, Kreis und Bande besser als den Peitschenmönch oder den Hund.
Nicht nur weil sie für mich typischer sind (wie ich mir EW so vorstelle halt) - sondern weil ich sie handwerklich besser finde.
Darum geht es mir bei der Bewertung.

Alle Meinungen sind doch subjektiv und in Ordnung - aber jemandem zu unterstellen, er wäre kein Fan, obwohl man ihn nicht kennt, finde ich wiederum seltsam.

Andreas Offline




Beiträge: 435

13.07.2019 20:53
#113 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Ich habe die STECKNADEL vor vielen anderen EW Filmen gesehen und schwer davon begeistert. Insofern gehörte dieser Film für mich schon immer zu EW.

greaves Offline




Beiträge: 583

13.07.2019 23:09
#114 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Das Rätsel des silbernen Halbmonds


Habe ich damals auf Sat 1 nicht gesehen.Später aber dann auf Kabel eins.

Ich habe mir gestern die Langversion angeschaut und heute noch die deutsche Version auf blu Ray.


Mit Uschi Glas,Antonio Sabato,Marisa Mell,Renato Romano,Petra Schürmann,Marina Malfati,Pier Paolo Capponi,Aldo Barbetito u.a


Der einzige Wallace Film der nicht in London spielt,sondern in in Rom und Spoleto.
Schade das man den Film nicht in good Old England spielen lies.Und nicht nochmals mit mehreren bekannten Wallace Schauspielern wie Fuchsberger,Schürenberg,Arent,Wüstenhagen,Baal,Drache,Braun,Waitzmann,Schündler,Dornys ,Arent,Leipnitz,Kinski,Stoll,Clarin usw.besetzte. ..

Uschi Glas in ihrer letzten Wallace Rolle.Scheint hier „erwachsener“und „gereifter“ als in ihrer Vorgänger Filmen der Reihe.Ausser in der Toten aus Themse.Dort spielt sie am besten.

Petra Schürmann in einer undankbaren ,kurzen Rolle .Vielleicht wäre sie in den 60er s/w noch ein gutes Wallace Girl geworden....
Marisa Mell scheint hier auch erwachsener und arrogant,als damals 1961/62 im Rätsel der roten Orchidee.

Der Mörder mit schwarzem Hut und schwarzen Hanschuhen bereitet einwenig Psychofeeling.Tolle Mord—Szene im Krankenhaus/Psychiaterie,wenn der Mörder das Badewasser in die Wanne lässt.

Drehorte waren in Rom und Spoleto.
Das „Hotel-Villa Claudia im Film steht laut Googleearth im Norden von Rom,steht heute noch und ist eine Klinik .
Die Friedhofszenen mit der Beerdigung von Giulia müssten auf dem Friedhof von Spoleto gefilmt worden sein.

Leider sind noch keine Vergleichsbilder hier im Forum.

Ich gebe dem Film 2,5 von 5 Punkten.


Ich Danke euch allen recht herzlich,die hier dabei gewesen sind und mitmachten,vor allem grossen DANK an @Gubanov

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

14.07.2019 20:45
#115 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

London? Rom? Hauptsache Wallace!

Ein bisschen Wehmut überkommt einen nun doch, jetzt wo es vorbei ist. Zumal mir der "Halbmond" dieses Mal besser gefallen hat denn je. Und auch besser als die "Stecknadel". Wo bei dem einen der Schauplatz (englisches Mädcheninternat) die - mehr oder weniger lose - Brücke zur klassischen Rialto-Reihe herstellt, ist es beim anderen der Plot. Wie Gubanov schon ausgeführt hat, hat sich auch Edgar Wallace bereits ähnlicher Rachemotive bedient (ergänzen möchte ich aus der Farbphase auch noch das "Glasauge" und "Im Banne"). Denkt man sich bei der "Bande" mal die familiäre Verbrecherpyramide weg und überführt den Plothook samt der anschließenden Morde in eine Giallo-Stilistik käme sicher etwas ähnliches dabei heraus. Neben der Prämisse "Zur falschen Zeit am falschen Ort" haben wir als weitere Gemeinsamkeiten sogar noch ein Hotel als Dreh- und Angelpunkt sowie ein Zwillingspaar unter den Opfern. Ja, ich fühle mich nach der psychologischen, sexualisierten "Stecknadel" eindeutig wieder mehr auf klassischen Krimipfaden. Von daher halte ich den "Halbmond" tatsächlich für einen schönen, runden Abschluss der Reihe. Vielleicht im Hinblick auf die Quintessenz eines Wallace, aber doch im Hinblick auf die durchlaufene Entwicklung der Reihe.

Neben der schlüssigen, gut aufgebauten Handlung hat mir auch die Größe des Polizeiapparats sehr gefallen. Auch wenn es (leider?) die italienische Polizei und nicht Scotland Yard war. Natürlich bekommt man auch hier die für die Entstehungszeit typischen Hippies und Nacktheit geboten, aber vor allem letzteres fand ich weit weniger voyeuristisch und plakativ als in der "Stecknadel" oder im "Gorilla", sondern eher auf dem "natürlichen" Level der Themsetoten, wo der Fotograf aus dem Bett seiner Gespielin in der Absteige hüpft.

Und um noch einen Vergleich zur "Stecknadel" zu ziehen: Hier fand ich den Vorspann und die Titelmusik nicht so deplatziert wie im Vorgänger. Zwar ist der Titeltrack lässig-entspannt, aber er bleibt gut genug in der Schwebe um die rätselhaften Morde nicht zu konterkarieren. Überhaupt war ich von der Musik einmal mehr sehr angetan. Was ich allerdings völlig vergessen hatte, war der Einstieg mit der Autofahrt und der Besuch im Schlafzimmer er alten Frau. Ich dachte erst, ich wäre versehentlich bei der internationale Fassung gelandet, weil ich mich überhaupt nicht mehr daran erinnern konnte.

Menschen im Hotel

Was bleibt noch zu sagen? Antonio Sabato überzeugt leider nicht auf derselben menschlichen Ebene wie Fabio Testi. Seine Ausstrahlung bleibt im Vergleich distanziert und oberflächlich. Da hat mir Pier Paolo Capponi als zupackender, aber dennoch ins Hintertreffen geratende Inspektor Vismara schon besser gefallen. Auf Seiten der Damen spielt natürlich vor allem Marisa Mell sehr ausdrucksstark, aber auch die anderen Mordopfer sind gut ausgewählt. Uschi Glas vermittelt zu Beginn nur wenig Thriller-Atmosphäre (mag auch daran liegen, dass ihr doch stets ein Hauch bayrischer Provinz anhaftet), steigert sich aber im Laufe des Films. Nach der "Themsetoten" auf jeden Fall ihr zweitbester Auftritt innerhalb der Reihe. Nett auch das Wiedersehen mit dem aus "Die Todesstrahlen des Dr. Mabuse" bekannten Claudio Gora.

Auf Logikschwächen habe ich jetzt nicht so wirklich geachtet. Klar, das Motiv für die Morde, bzw. das Töten auf bloßen Verdacht hin ist natürlich schonungslos menschenverachtend, gerade wenn der Täter tatsächlich ein echter Priester sein sollte, aber mit Wahnsinn lässt sich ja viel erklären. Und dass die Unfallfahrerin theoretisch wohl auch eine hotelfremde Frau hätte sein könne, die ähnlich wie Saunders selbst nur ab und an dort isst, lassen wir lieber mal ganz außen vor.

Fazit

Ein "Sommer-Wallace" italienischer Machart, den ich mir gut auch in rein deutscher Umsetzung in der Reihe hätte vorstellen können.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.07.2019 07:32
#116 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #18
Vielleicht im Hinblick auf die Quintessenz eines Wallace, aber doch im Hinblick auf die durchlaufene Entwicklung der Reihe.


Oha, da fehlt ein wichtiges Wort:

Vielleicht nicht im Hinblick auf die Quintessenz eines Wallace, aber doch im Hinblick auf die durchlaufene Entwicklung der Reihe.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.07.2019 11:03
#117 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #11
Nachdem ja die Damen der Reihe nach dem Killer zum Opfer fallen, hätte es durchaus gepasst, das Giulia als letztlich bedrohte über sich hinauswächst und den Täter "schafft", wobei Mario eher ihr Sidekick wäre.


Das "Final Girl" kam erst später mit den Slashern in Mode, oder?

Ray Offline



Beiträge: 1.930

18.07.2019 00:05
#118 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Da ist er nun, der (formal) letzte Film der Wallace-Ära. Sicher kann man im Falle des "Halbmonds" argumentieren, dass zumindest zur Veröffentlichungszeit das informierte Publikum nach den Eindrücken der "Stecknadel" einigermaßen wissen musste, worauf es sich einließ. Wer aber heute den Fil sichtet, ohne vorher "Gesicht" oder "Stecknadel" gesehen zu haben, und nicht allzu sehr in der Marterie ist, wird natürlich ebenso vor den Kopf gestoßen wie bei den anderen beiden Filmen. Für mich war der "Halbmond" vor einigen Jahren tatsächlich der letzte Wallace, den ich einer Erstsichtung zuführte. Mit entsprechender "Vorbildung" und ohne jedwede Erwartungshaltung in den Film gegangen, war ich doch positiv überrascht von dem Werk Umberto Lenzis. Das gilt im Wesentlichen auch nach der jüngsten Sichtung. Jedenfalls kann ich mich nur mit Nachdruck den Stimmen anschließen, die den "Halbmond" stärker einschätzen als die "Stecknadel". Denn anders als der Vorgänger ist der vorliegende Film in sich stimmig. Er vermeidet heikle Themen und darauf bezogene inszenatorische Fehltritte, sondern will einfach nur spannende Thriller-Unterhaltung bieten.

Der Film startet mit äußerst hohem Tempo. Im Grunde genommen hätte man sich die beiden ersten Morde vor dem Vorspann allerdings sparen und insoweit mit dem stark inszenierten Mord an Katy Adams "einsteigen" können. Auch der vorherige Anruf im Laden bei Giulia (Uschi Glas) hätte nicht zwangsläufig an Spannung einbüßen müssen, immerhin würde der Zuschauer auch so rätseln, warum der Anrufer sich nicht meldet. So wirkt am Anfang alles ein bisschen gehetzt und überfrachtet. Die Darstellung der Hippie- und Schwulenszene fällt sicher arg klischeehaft aus. Mitunter ergötzt sich der Film zudem ein wenig arg am Leid unmittelbar vor dem Tode stehender Menschen. Ansonsten kann man dem Film nicht viel vorwerfen. Absolut bemerkenswert ist sicher der Auftritt von Uschi Glas. Wenn man ihre hiesige Darbietung mal mit ihren Wallace-Anfängen bei den beiden Mönchs-Filmen oder dem "Gorilla" vergleicht, liegen dazwischen schon Welten. Und selbst in Relation zur nicht lange vorher produzierten "Themsetoten" ist ein erheblicher Sprung in schauspielerischer und optischer Hinsicht erkennbar. Aus hiesiger Sicht trägt sie ein gutes Stück zum Charme des Films bei, der in besten Momenten (gemeinsame Autofahrt mit Mario, Szenen im Haus) eine gewisse Wohlfühlatmosphäre versprüht. An Sommer und Seventies-Flair fehlt es definitiv nicht. Enorm aufgewertet wird der Film ferner durch den starken Score von Riz Ortolani, dessen Titelthema im Laufe des Films in verschiedenen Variationen ertönt (besonders gelungen auch die Variante während der gemeinsamen Autofahrt von Giulia und Mario). Antonio Sabato und Pier Paolo Capponi machen in den zentralen Rollen ebenfalls einen sehr ordentlichen Job. Erfreulich und ein kleines Geschenk ans Wallace-Publikum ist zudem die Besetzung Marisa Mells in einer inhaltlich wichtigen Doppelrolle. Einen absoluten Spannungshöhepunkt liefert natürlich das schon angesprochene Finale, das auch heutigen Maßstäben ans Thriller-Kino absolut gerecht wird und einen zum Abschluss der Reihe nochmal richtig mitfiebern lässt.

Gleichwohl überkommt einem, wenn der Abspann mit den italienischen Credits über den Bildschirm läuft (etwas seltsam übrigens, wenn man bedenkt, dass es sich um die "deutsche Kinofassung" handelt und es sonst bei Wallace nie einen Abspann gab) ein komisches Gefühl. Das war es nun mit Wallace? Obwohl der "Halbmond" für sich betrachtet ein guter Film ist, taugt er streng genommen schlecht als Schwanengesang für eine Reihe, die ganz überwiegend eine andere Herangehensweise ans Krimi-Genre hatte. Insofern hätte man es als Wallace-Fan natürlich gern gesehen, wenn man es - zur Not auch mit einem anderen Produzenten als dem offenbar mit anderen Dingen beschäftigten Wendlandt - wenigstens nochmal versucht hätte, im Stile der "Themsetoten" weiter zu machen. Dennoch überwiegt letztlich die Dankbarkeit für das, was einem die Wallace-Filme dieser Ära hinterlassen haben. Für den "Halbmond" gebe ich zum Abschluss versöhnliche 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

20.07.2019 22:19
#119 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #11
Paul Hengge dürfte wie schon Peter Thouet bei der Stecknadel lediglich für die deutsche Synchronfassung verantwortlich gewesen sein.

Laut Synchrondatenbank.de stammt das Synchronbuch für die "Stecknadel" von Reinhold Brandes und das für den "Halbmond" von Thomas Keck.

DanielL Offline




Beiträge: 4.155

20.07.2019 23:29
#120 RE: Wallace der Woche (36): Das Rätsel des silbernen Halbmonds (1971/72) Zitat · Antworten

Zitat von DanielL im Beitrag #11
Die dort zu lesende Information, Paul Hengge hätte das Drehbuch geschrieben, dürften Falschinformationen sein, die aus Zeiten mit schlechterer Informationslage stammen und die mitunter dazu führen, dass man einen größeren deutschen Einfluss auf die Produktion vermutet. Paul Hengge dürfte wie schon Peter Thouet bei der Stecknadel lediglich für die deutsche Synchronfassung verantwortlich gewesen sein. Deshalb wird er auch nur in der dt. Fassung genannt.


Möglicherweise war ich hier vorschnell. Als ich den Beitrag schrieb, hatte ich längere Zeit bereits keine Sekundärliteratur mehr zum Film gelesen. Nun habe ich in Joachim Kramps "Hallo! Hier spricht Edgar Wallace" nachgelesen und Joachims Hinweise sind so eindeutig, dass ich davon ausgehen muss, dass ihm entsprechende Unterlagen vorlagen.

Zitat
Das Drehbuch, das Paul Hengge schrieb, ist eine spannende Story um einen Mann, der seinen Bruder rächt. (...) Regisseur Umberto Lenzi schrieb zusammen mit dem Autor Roberto Gianniti die italienische Fassung, eine leicht bearbeitete Version von Paul Hengges Drehbuch.



Dennoch bleibt es merkwürdig, warum die deutschen Autoren - wenn sie denn eine so große Schöpfungshöhe beitrugen - in sämtlichen nicht-deutschen Fassungen ungenannt bleiben.

Ungeachtet dessen: Mit "deutscher Synchronfassung" meinte ich die Verantwortung für die "deutsche Fassung", nicht die Synchronisation im engeren Sinne, wo es die genannten Dialogbuch-Verantwortlichen gegeben haben kann (Diesen Nachtrag hatte ich dir auch schon per Nachricht geschickt).

Gruß,
Daniel

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