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Dieses Thema hat 410 Antworten
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patrick Offline




Beiträge: 3.245

27.01.2015 22:06
#331 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von Josh im Beitrag #330
Zitat von patrick im Beitrag #329
Zitat von Josh im Beitrag #328

Die Rakete, die sich öffnet, um die Weltraumkapsel zu schlucken, der Tanker, der sich öffnet, um das U-Boot zu schlucken, beides mit dem Ziel, einen dritten Weltkrieg auszulösen. Klingt schon ziemlich ähnlich.



Ja. Über diese Parallelen hab ich nicht nachgedacht, bzw. sind sie mir in der Vielzahl der Filme nicht aufgefallen. Aber du hast Recht. Auf jeden Fall find ich den "Spion" wesentlich gelungener inszeniert.

Ich mag beide, aber jetzt sollten wir vielleicht mal zum Thema Stecknadel zurück kommen, sonst gibt es hier noch eine Abmahnung


Mögen tu ich auch beide, aber eben nicht gleich gern. Du hast Recht. Wer hier nach der Stecknadel sucht, denkt noch, er wäre im falschen Film, äh Thread. Die Diskussion können wir mal im Bond-Thread fortsetzen, den ich leider bis heute nicht geschafft habe ordentlich anzugehen. Mehr Zeit sollte man haben.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

27.01.2015 22:26
#332 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Können wir gerne machen, bei Bond haben wir beide anscheinend ein paar mehr gemeinsame Vorlieben als bei Wallace, Craig und Dalton mal ausgenommen

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

28.01.2015 06:28
#333 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von patrick im Beitrag #317
Als Thriller ohne Etikett ist die Stecknadel für mich gehobener Durchschnitt, nicht mehr und nicht weniger. Ich würde ihm als solchen vielleicht 3 Punkte geben. Hat auf jeden Fall auf mich nicht den Zauber, den ein "echter" Wallace ausübt, sondern ist wesentlich austauschbarer.
Quantum würde mir auch unabhängig von Bond nicht gefallen. Die Handlung ist platt, was durch, sich an Unwahrscheinlichkeit überbietenden, Actionsequenzen ausgeglichen werden sollte. Das ist nicht mein Fall. Ich mag phantasievolle und abenteuerliche Plots. Drum gefallen mir die Bonds der 60er am Besten.
Bzgl Stecknadel, um beim Thema zu bleiben, keine volle Zustimmung. Als Wallace-Film nur 1 Punkt. Bzgl. Quantum volle Zustimmung, auch bzgl. Deiner Sichtweise auf das Drehbuch und die alten Bonds.

Gruss
Havi17

patrick Offline




Beiträge: 3.245

28.01.2015 07:43
#334 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von Havi17 im Beitrag #333

Bzgl Stecknadel, um beim Thema zu bleiben, keine volle Zustimmung. Als Wallace-Film nur 1 Punkt. Bzgl. Quantum volle Zustimmung, auch bzgl. Deiner Sichtweise auf das Drehbuch und die alten Bonds.


Als Wallace Film gebe ich der Stecknadel auch nur 1 Punkt. Das mit den 3 Punkten war als Giallo-Genre-Film gemeint. Ich kenne zwar nicht so viele Giallos, aber "Der Killer von Wien" hat mir zumindest besser gefallen.

Markus Offline



Beiträge: 683

10.09.2015 19:52
#335 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Die italienisch-englische Fassung des Films kommt, als Giallo vermarktet, im Dezember auf Blu Ray in England raus (bei Arrow, einem sehr engagierten Label):



Arrow Video will release on Blu-ray director Massimo Dallamano's film What Have You Done to Solange? (1972), starring Fabio Testi, Cristina Galbo, Karin Baal, Joachim Fuchsberger, and Günther Stoll.

UK Release Date: 14th December 2015
US Release Date: 15th December 2015

Synopsis: From director Massimo Dallamano, cinematographer on both A Fistful of Dollars and For a Few Dollars More, comes giallo classic What Have You Done to Solange?, the debut feature of actress Camille Keaton (I Spit on Your Grave).

A sexually sadistic killer is preying on the girls of St. Mary's school. Student Elizabeth witnessed one of the murders, but her hazy recollections of a knife-wielding figure in black do nothing to further the police's investigations. Why is the killer choosing these young women? And what does it have to do with a girl named Solange?

Also starring Cristina Galbo (Living Dead at the Manchester Morgue) and Fabio Testi (I Spit On Your Grave), What Have You Done with Solange? features all the hallmarks of classic gialli – the amateur detective, the black-gloved killerl – as well as a lush score from Ennio Morricone.

Special Features:
Brand new 2K restoration of the film from the original camera negative
High Definition Blu-ray (1080p) and Standard Definition DVD presentations
Original Italian and English soundtracks in mono audio (uncompressed PCM on the Blu-ray)
Newly translated subtitles for the Italian soundtrack
Optional English subtitles for the deaf and hard of hearing for the English soundtrack
Brand new audio commentary with critics Alan Jones and Kim Newman
Newly filmed cast interviews
Original Theatrical Trailer
Reversible sleeve featuring original and newly commissioned artwork by MALLEUS [www.malleusdelic.com]
Booklet featuring brand new writing on the film, illustrated with original stills
More!

Quelle: http://www.blu-ray.com/news/?id=17548

Vermutlich wird der Film dort auch uncut sein, also 15 Minuten länger als die deutsche Kinofassung.

Gruß
Markus

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

12.10.2015 15:21
#336 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Wie manch aufmerksames Forummitglied vielleicht festgestellt hat, ist der Stecknadel-Thread, genau wie der Halbmond-Thread, bisher von meinen Kommentaren verschont geblieben.
In meiner Hochphase hier im Forum, war ich vom Bild des klassischen s/w Wallace-Film sehr geprägt und konnte daher mit den letzten Beiträgen der Serie nur wenig anfangen. Ich hörte immer nur "Giallo" und wusste nicht einmal was das war.
Jedenfalls habe ich mich damals nicht an eine Bewertung getraut und hatte auch kein so großes Interesse daran, weil mir die Filme so weit weg von den EWs erschienen und ich mich nicht weiter mit ihn beschäftigt habe.
Nun ist das anders...ich habe inzwischen den ein oder anderen Gialli gesehen und einige Werke (die schwarzen Handschuhe bspw.) haben mir sehr gut gefallen. Dennoch hat mich das keineswegs zu einem Fan dieses Genres gemacht, was sich auch in meiner Bewertung zeigen wird.

Das Geheimnis der grünen Stecknadel weist, trotz vieler neuer Darsteller, eine recht vertraute Riege auf. Blacky - oder Herr Fuchsberger (passt hier irgendwie besser) spielt seine letzte Rolle bei Wallace und weicht klar von seinem üblichen Rollenschema ab. Ich denke, dass ihm das sehr zugesagt hat und das merkt man auch deutlich. Er geht in seiner Rolle auf und überzeugt auch hier.
Fabio Testi, als "unbekannter" Italiener, macht seine Sache sehr gut. Er passt gut ihn die Rolle des Verdächtigen und später auch ihn die Rolle des ermittelnden Privatmannes. Man kann wahrscheinlich fast von einem Genremerkmal sprechen, aber ich mag es persönlich lieber, wenn Professionelle die Täter überführen. Besonders in einem Film der ansonsten sehr realistisch inszeniert wurde.
Seine Frau, gespielt von Karin Baal, ist nicht nur eine spannende Person, sondern wird gleichsam toll von Baal verkörpert. Über die plötzliche Annäherung der beiden kann man zwar streiten (tue ich vielleicht später noch), aber ihr Auftritt hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Günther Stoll, ebenfalls vertraut, spielt hier sehr überzeugend und hat wahrscheinlich seinen besten Auftritt bei Wallace hier in diesem Film.
Der Rest des Ensembles ist okay; einige des Lehrerkollegiums wirken schön mysteriös und zwielichtig und die Mädchen? Naja...in einem Giallo sollte man, abgesehen von den optischen, vielleicht keine zu großen Ansprüche hegen. Aber hier finde ich die Leistung durchaus noch mehr als in Ordnung.

Das Ensemble stimmt also - genau wie die Musik von Ennio Morricone. Konstant trifft er die richtigen Töne, unterstreicht die Handlung, erzeugt Spannung und schafft außerdem eine sehr einprägsamee und gleichsam schöne Titelmelodie. Dass man ihn als Musiker engagieren konnte, war ein absoluter Gewinn!

Was die Inszenierung betrifft. Ja ja...Wallace braucht man hier nicht zu suchen, schon klar, aber auch gialloeske Momente habe ich mitunter vermisst. Ich bin beileibe kein Fachmann auf dem Gebiet, fand aber die Morde unglaublich lahm inszeniert, im Vergleich zu anderen Werken dieses Genres. Auch die Figur des Mörders wird nicht sehr spannend herausgearbeitet und den ganzen Film über habe ich eine gewisse Furcht vor dem Mörder vermisst.
Andererseits wurde hier schön mit den Farben gearbeitet. Besonders, natürlich dem Titel entsprechend, mit der Farbe grün, was den Film optisch sehr reizvoll gestaltet.
Persönlich muss ich dann aber doch eingestehen, dass ich, wenn ich die Wahl zwischen einem s/w Krimi der 60er Jahre und einem Giallo habe, wahrscheinlich immer ersteres vorziehen würde.
Es ist mehr als die Art und Weise der Inszenierung. Es ist mehr das gesamte Gefühl, dass ich vermisse. Der Umgangston ist ein anderer in den Gialli und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich liebe einfach die Stimmung der 60er Jahre-Krimis, die Ausdrucksweise der Menschen, die Mode, usw.
Die Gialli wirken als andere als elegant, sondern vielmehr schmuddelig und dreckig. Dass macht sie mitunter interessant und auch sehenswert, aber eine echte Liebe zu ihnen, kann ich leider bisher noch nicht entwickeln. Ich finde auch, dass die Stecknadeln weit weniger zeitlos sind, als zum Bsp. der Frosch mit der Maske.

Abgesehen also von meinem persönlichen Geschmack, kann ich dem Film nur wenig anlasten. Die Drehorte sind sehr gut gewählt und ich habe mich über die Abwechslung sehr gefreut.
Einzige Kritikpunkte seien die etwas wacklige Annäherung des Ehepaares Rossini und das Motiv des Täters. Es kommt etwas aus dem Nichts, dass die angestaute Verachtung für einander verschwindet und beide ihre Liebe wiederentdecken.
Das Motiv des Täters hat nicht unbedingt die psychologische Tiefe die es vielleicht haben sollte. Mich hat es jedenfalls nicht restlos überzeugt, wie das ganze passiert ist und das niemand etwas von der "gestörten" Tochter wusste.

Insgesamt, weniger des Filmes wegen, als meinem persönlichen Geschmack:

3 vom 5 Punkte.

greaves Offline




Beiträge: 583

27.10.2015 18:12
#337 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Kann mir jemand erklären wie das entstanden ist,dass die Italiener und die deutschen einen Film "für 2" machen konnten?zum einen einen italo giallo und für die deutschen einen wallacefilm.? Ich meine,ob das alles geplant worden ist im Voraus das zB blacky und Karin Baal und Günter stoll mitspielen und das man in beiden Filmen eine grüne Stecknadel sieht?(habe die längere version nicht gesehn)und dann hat man wieder einen Wallace fertig.umd für die Italiener einen giallo.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

27.10.2015 19:34
#338 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Das war der Sinn dieser späten Co-Produktionen. Die Rialto beteiligte sich an den Produktionskosten, stellte eine Reihe Darsteller und konnte den Film in der BRD als Wallace vermarkten. Anderswo lief der Film ohne Wallace Etikett.

Ray Offline



Beiträge: 1.928

12.11.2016 22:47
#339 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Das Geheimnis der grünen Stecknadel (I/BRD 1972)

Regie: Massimo Dallamano

Darsteller: Joachim Fuchsberger, Fabio Testi, Karin Baal, Günther Stoll, Claudia Butenuth, Cristina Galbó, Rainer Penkert u.a.



"Das Geheimnis der grünen Stecknadel" spaltet die Gemüter wie wohl kaum ein anderer Wallace-Film. Schon in der Literatur stehen sich Lobeshymnen und die Einschätzung, es mit einer drittklassigen Produktion zu tun zu haben, gegenüber. Hier im Forum ist es nicht anders, dieser Thread ist auf dem besten Wege die Anzahl von 20.000 Zugriffen zu knacken, während viele Filme aus der SW-Ära noch weit unter 10.000 liegen. Das Tischtuch zwischen "Traditionalisten" und "Aufgeschlossenen" scheint weitgehend zerrissen. Ich denke jeder - ob er den Film nun mag oder nicht - denkt mit einem Grinsen an die Stelle in der Dokumentation "German Grusel" zurück, als Joachim Fuchsberger, der sich sonst bereitwillig lang und breit zum Thema Wallace äußerte, zu diesem Film befragt wurde und (verschmitzt lächelnd) in etwa kurz und bündig zu Protokoll gab:

"Ja, da klingelt irgendwas. Ja, aber da ist nicht so furchtbar viel hängen geblieben."

Ähnlich wie bei "Gesicht" merkt man dieser Co-Produktion durchaus an, dass man von deutscher Seite gewillt war, zumindest ansatzweise bekannte ("deutsche") Elemente unterzubringen, ohne dass dafür der Grundton, der schließlich den Geschmack eines internationalen Publikums treffen sollte, wesentlich verändert werden musste. So spielt das Geschehen in Kontrast zum typischen Giallo in der Wallace-Heimat, mit dem Handlungsort "Mädchenheim" präsentierte man ein vertrautes Milieu. Dazu konnte man den italienischen Partner davon überzeugen, mit Joachim Fuchsberg dem Zugpferd der Reihe die Ermittlerrolle anzuvertrauen. Endlich verpflichtete man mit Karin Baal und Günther Stoll zwei weitere aus Wallace-Sicht vertraute Gesichter. Alles in allem kommt "Stecknadel" daher ein wenig wie ein Hybrid aus "Wallace" und "Giallo" daher, ohne dass dies außerhalb des deutschsprachigen Raums groß aufgefallen sein dürfte.

Trotz der oben genannten Parallelen unterscheidet sich das Endprodukt deutlich von den übrigen Filmen. Auch abseits von dem hier auszublendenden Totschlagsargument "Kein Wallace" gibt es manches, was man dem Film vorwerfen kann.

Massimo Dallamano hat später mit "Der Tod trägt schwarzes Leder" gezeigt, dass er Kriminalfilm mit Sozialkritik verquicken und daraus einen stimmigen Film machen kann. Dies gelingt hier nicht. Anders als der Grundton des Films und die bittersüßen Melodien Ennio Morricone es erahnen lassen, ist die Umsetzung an vielen Stellen überaus grobschlächtig ausgefallen, was dem sensiblen Thema "Abtreibung" nicht wirklich gerecht wird. Hier wäre weniger definitiv mehr gewesen. Ob die Tötungsszenen, die Szene mit der Abtreibung selbst, die arg übertraumatisierte Solange oder die quälend langen Duschszenen, bei denen man nicht nur eine Hand voll weiblicher Genitalien, sondern auch noch eine ordentliche Portion "Trash Talk" eingefangen hat - in seiner Gesamtheit geben all jene Elemente dem Film einen überaus faden Beigeschmack.

Es dauert darüber hinaus geschlagene vierzig Minuten, bis die so wichtige von Günther Stoll verkörperte Figur das erste Mal wirklich in Erscheinung tritt (davor darf er nur einmal freundlich aus dem Klassenzimmer winken). Ihn hätte man schon früher mehr in die Handlung einbauen müssen. Dass mit Cristina Galbó die einzige wirkliche Sympathieträgerin gegen Mitte des Films ausscheidet, tut selbigem nicht besonders gut und sorgt dafür, dass die zweite Hälfte schwächer ausfällt als die erste. Die wenigen Humor-Versuche (bärtiger Vermieter, der ein Priester-Trauma bekommt) scheitern kläglich und passen so gar nicht in das triste Geschehen.

Von diesen Punkten abgesehen ist "Stecknadel" ein ordentlicher Thriller. Die Musik Ennio Morricones ist traumhaft. Fabio Testi spielt den nicht ganz einfachen Part recht überzeugend. Joachim Fuchsberger, der zumindest in der deutschen Fassung formal die Hauptrolle übernimmt, hält sich im Vergleich zu früheren Rollen etwas zurück, hinterlässt aber einen soliden Eindruck. Karin Baal gelingt die Wandlung von der verbitterten Betrogenen (gut unterstrichen durch ihr in dieser Phase ungeschminktes Aussehen) zur wieder glücklichen Ehefrau (dann auch wieder geschminkt) ganz großartig. Günther Stoll liefert sicherlich eine seiner besten Leistungen ab und sorgt für einen unvergesslichen Auftritt. Über Claudia Butenuth lässt sich ebenfalls nichts Negatives sagen.

"Das Geheimnis der grünen Stecknadel" gehört zu den wenigen Wallace-Filmen, die einen nachdenklich zurücklassen. Nicht nur wegen des ernsten Themas, sondern auch, weil man wie schon bei "Gesicht" das Gefühl hat, dass mehr drin gewesen wäre. Die Wahrheit liegt also wie so oft in der Mitte: weder Meisterwerk noch drittklassiges Machwerk, vielmehr durchschnittliche (zweitklassige) Thriller-Kost.


Durchaus ambitionierter Thriller, der seine ernste Botschaft jedoch allzu plakativ vermittelt. 3 von 5 Punkten.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

21.05.2017 12:47
#340 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Von den 3 Italo-Wallaces ist "Stecknadel" sicher noch der beste, und der englische Schauplatz tut der Sache auch noch recht gut. War früher (zu VHS-Zeiten) auch durchaus ein gern gesehener Gast im Recorder. Nachdem ich ihn jetzt allerdings (nachlängerer Zeit) in der (technisch einwandfreien) BD-Aufarbeitung von Koch gesichtet habe, bleibt doch ein fader Beigeschmack.

Der Besetzung ist kein Vorwurf zu machen, Karin Baal etwa ist ihr (im Bonus-Interview angesprochenes) Unbehagen bei manchen Szenen nicht anzumerken, lediglich Blacky scheint sich nicht so recht wohlzufühlen und hält sich übermäßig oft an seiner Pfeife fest. Bis auf Testi (und anfangs Galbo) werden allerdings auch so ziemlich alle Figuren vom Skript im Stich gelassen, und da liegt der Hase im Pfeffer. Waren Reineckers Arbeiten oft auch hanebüchen, so hatten sie doch selten derartige Logiklöcher. Etwa die Mädchenclique. Laut Klassengespräch gehörten da Hilda, Janet, Brenda und Helen zusammen. Später wird dann (vom Fotografen) noch Elizabeth beigefügt, doch auch Susan (die mit Helen und Brenda im Park ist) ist in der Rückblende dabei. Da ergeben sich dann die ersten Fragen:

- Warum läßt der Killer Helen und Susan ungeschoren? Die waren genauso dabei, und im Gegensatz zu Janet und Elizabeth waren sie auch für die Abtreibung.
- Warum tötet der Killer Elizabeth auf verhältnismäßig humane Art, wo er doch sonst immer sein brutales Trademark-Messer einsetzt? Wäre sie "nur" als Zeugin gefährlich, würde sich das erklären, aber sie war ja Mitglied der Clique.
- Überhaupt Elizabeth - die soll mit den anderen Sexpartys gefeiert haben? Sie ist noch Jungfrau und läßt nicht mal ihren Enrico ran. Zudem wechselt sie mit den anderen während des Films kaum ein Wort, nach Freundinnen sieht das echt nicht aus.

Das ganze Konstrukt knarzt hinten und vorne, wenn man zu genau darüber nachdenkt, da stören dann Kleinigkeiten (Warum erkennt Elizabeth Hilda am Anfang nicht? Warum kann sie - im Boot liegend - überhaupt an Land gucken? Warum bringt Brenda Enrico per Brief auf die Spur von Mrs. Holden? Wieso meldet Bascombe seine Tochter als vermißt, wenn er sie schon am Hyde Park eingesammelt hat? Wieso überlebt Brenda? etc. pp.) schon nicht mehr.

Dallamano weiß immerhin, wie man einen Giallo inszenieren muß, die Bilder sind erlesen, die sleazingen Elemente dagegen eher routiniert. Morricones bittersüßer Score ist auch durchaus passend. Summa summarum bleibt allerdings nur ein eher durchschnittlicher Film, der mit Edgar Wallace nur den Namen gemein hat.

3 von 5 Punkten (mit Nostalgiebonus)

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2019 01:30
#341 Wallace der Woche (35): Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971/72) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Das Geheimnis der grünen Stecknadel (Cosa avete fatto a Solange?)

Mädchenheime und -internate hatte es in der Wallace-Filmserie schon einige gegeben; dennoch entlockte Massimo Dallamano diesem Umfeld in seinem 1971er Krimi noch einmal ganz neue Schattierungen, die diesmal nicht allein blutrot und auch nicht nur stecknadelgrün, sondern gleichsam giallo-gelb schimmern. Zum zweiten Mal kollaborierte die Rialto bei Wallace mit Italien, konnte sich aber diesmal im Gegensatz zum „Gesicht“ auf ein professionelles Team stützen.

In Anlehnung an den italienischen Originaltitel des Films fragen sich im Kommenden sicher einige: „Was habt ihr mit Edgar Wallace gemacht?“ Veränderungen sind in einer nunmehr in ihrem 13. Jahr befindlichen Reihe aber unumgänglich. Fragt sich also: Wie gut ist es Dallamano und Konsorten gelungen, den alten Wallace zu updaten?

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 26 von 36 (67,71 %)

Andreas Offline




Beiträge: 435

06.07.2019 15:49
#342 RE: Wallace der Woche (35): Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971/72) Zitat · Antworten

Was bin ich froh, dass die EW Serie mit zwei grandiosen Beiträgen endet und nicht mit dem Gesicht oder der Themsetoten. Die STECKNADEL erzeugt endlich mal wieder die Spannung und den Grusel, den man zuletzt bei vielen EW Filmen vermisste. Der Film verbindet perfekt den freien Zeitgeist, die Lust am Leben, mit der allgegenwärtigen Bedrohung, dem Bösen, dass hinter jeder Ecke lauern kann. Es ist ein Gänsehaut- Streifen, der auf Klamauk und abgelutschte Klischees verzichtet. Die STECKNADEL ist gewiss nicht einer der repräsentativen EW Filme, aber definitiv einer der spannendsten. Giallo hin oder her, von mir gibt es 5/5Punkte.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.07.2019 20:00
#343 RE: Wallace der Woche (35): Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971/72) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Das Geheimnis der grünen Stecknadel (Cosa avete fatto a Solange?)

Kriminalfilm, IT / BRD 1971/72. Regie: Massimo Dallamano. Drehbuch: Bruno di Geronimo, Massimo Dallamano, Peter M. Thouet (frei nach der Romanvorlage „The Clue of the New Pin“, 1923: Edgar Wallace). Mit: Fabio Testi (Enrico Rosseni), Karin Baal (Herta Rosseni), Joachim Fuchsberger (Inspektor Barth), Cristina Galbó (Elizabeth Seccles), Günther Stoll (Professor Bascombe), Claudia Butenuth (Brenda Pilchard), Camille Keaton (Solange Beauregard), Pilar Castel (Janet Bryant), Giovanna di Bernardo (Helen Edmonds), Maria Monti (Mrs. Erickson), Giancarlo Badessi (Mr. Erickson), Rainer Penkert (Schulleiter Mr. Leach), Marco Mariani (Pater Webber), Antony Vernon (d.i. Antonio Casale) (Mr. Newton), Emilia Wolkowicz (Ruth Holden) u.a. Uraufführung (BRD): 9. März 1972. Uraufführung (IT): 23. März 1972. Eine Produktion der Italian International Film Rom, der Clodio Cinematografica Rom und der Rialto-Film Preben Philipsen Berlin im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Das Geheimnis der grünen Stecknadel
Der Tod der Schülerin Hilda Erickson erschüttert Mitschüler und Lehrerschaft eines katholischen Mädcheninternats in London. Die Tote wurde auf bestialische Weise mit einem Messer ermordet. Augenzeugin der Tat war die gleichaltrige Elizabeth Seccles, die ein geheimes Verhältnis mit dem Italienischlehrer der Schule, Enrico Rosseni, unterhält. Elizabeth glaubt, einen Priester als Mörder erkannt zu haben, und wird seit diesem Zeitpunkt von Alpträumen verfolgt. Als sie ihre Mitwisserschaft endlich eingesteht, dauert es nicht lange, bis sie und weitere Mädchen ebenfalls sterben. Das Motiv des geheimnisvollen Täters, der neben der Priesterrobe auch einen falschen Bart trägt, scheint in Verbindung mit der vor einiger Zeit verschwundenen Schülerin Solange zu stehen ...


„Aber es ist immer sie – diese arme, unglückliche Person –, die weiterhin für alles bezahlen muss.“

Mit ihren letzten zwei Beiträgen erhielt die Edgar-Wallace-Kinofilmserie noch einmal eine gänzlich andere Färbung, die bei der Bryan-Edgar-Wallace-Konkurrenz bereits zwei Jahre zuvor mit „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ Einzug gehalten hatte. Bei den Rialto-Produktionen etablieren sowohl „Das Geheimnis der grünen Stecknadel“ als auch „Das Rätsel des silbernen Halbmonds“ einen aufgefrischten, charakterlich wie cinematisch anspruchsvollen Thriller-Charme, der sich aus kompromissloser statt verspielter Bösartigkeit und einer guten Prise realistischen Pessimismus anstelle märchenhafter Fantasterei speist. Der Mörder in der „Stecknadel“ ist keine Faschingsfigur, die nebenbei ein bisschen mordet, sondern ein sadistisches Racheungeheuer, das nicht davor zurückschreckt, Figuren zu töten und zu quälen, die dem Zuschauer ans Herz gewachsen oder zumindest als bemerkenswert aufgefallen sind. Seine Vorgehensweise gleicht Berichten, die man tatsächlich in der Presse hören oder lesen könnte, anstatt das Publikum mit ironisch-verklausulierter Distanz in Sicherheit zu wiegen. Die Verbrechensserie, welche die Schule heimsucht, ist nicht nur ein Suspense-Element um seiner selbst Willen, sondern zugleich ein Sozialkommentar, der sich mit sexueller Liberalisierung in nach wie vor patriarchalischen Zeiten auseinandersetzt: mit Mädchen und Frauen, die eine Grenze überschritten haben, mit dem Messer als phallischem Instrument männlicher Macht und mit Beziehungskisten, die den akzeptierten Normen der Gesellschaft zuwiderlaufen.

Dass Massimo Dallamano in ein derartiges Wespennest sticht, hält den „Stecknadel“-Film bis heute unbequem und aufrüttelnd. Weniger weckt die Sichtung die üblichen nostalgischen Wonnegefühle, durch die sich andere Wallace-Filme vom heutigen Standpunkt auszeichnen. Stattdessen macht ernstlich betroffen, was sich auf dem Bildschirm abspielt – ein Beweis für die stilvolle Zeitlosigkeit, in der Dallamano bei der Umsetzung des Stoffes vorging. Das Gefühl des Regisseurs für dichte atmosphärische Stimmungen lässt sich auch an anderen Einträgen seiner Filmografie nachvollziehen; in „Stecknadel“ kommt es aber besonders deutlich und vielfältig zum Tragen. Es gibt erstens das klassische Rätselelement in Form einer Mordserie und eines Whodunit, es gibt zweitens den kirchlichen Aspekt, es gibt drittens Liebe und Abneigung in ihren unterschiedlichsten Facetten, die von den Akteuren, von der Kamera und vor allem der träumerischen Musik von Ennio Morricone nachfühlbar ausgestaltet werden. Der Film verströmt eine ausgeprägte britische Atmosphäre, die von dezenten Außenaufnahmen unterstrichen wird. Zugleich werden Tageszeiten, Wetterstimmungen oder die Isolation von der Außenwelt im hermetischen Polizeibüro oder dem (vermeintlich) schutzgebenden Liebesnest von Enrico und Elizabeth effektiv genutzt, um Eindrücke und Gemütslagen zu schaffen oder Bedrohlichkeit zu signalisieren.

Obwohl zwischen dem ersten und dem zweiten Mord des Films eine recht lange Zeitspanne liegt, bleibt das Geschehen auf persönlicher und psychologischer Ebene interessant. Natürlich bewegen sich sowohl die polizeilichen Ermittlungen als auch die Täterauflösung auf Küchenpsychologie-Niveau, aber dieses Kennzeichen italienischer Giallo-Filme darf man gewissermaßen als Kuriosum voraussetzen. Immerhin bereichert es den Motivkanon der Wallace-Reihe, der sich allzu oft auf Geld oder undurchsichtige Komplizenschaften gestützt hat, um eine zeitgemäße und durchaus mutige Thematik. Die Rückblende am Ende, die im italienischen Vorspann ein gewisses Foreshadowing erfährt (so wie die italienische Filmversion im Allgemeinen viel flüssiger und sehenswerter geschnitten ist), erweckt Mitleid mit den Mordopfern, zeigt aber auch deutlich auf, dass dieser Geschichte eine weitere Person entspringt, die schweres Leid zu tragen hat. Positiver verlassen Enrico und Herta Rosseni das Geschehen, die sich über den Mord an Enricos Liebschaft und die gemeinsame Tätersuche nach Jahren des Auseinanderlebens einander wieder angenähert haben. Fabio Testi und Karin Baal bieten ein fein nuanciertes Spiel und der Umstand, dass sich Karin Baal kontinuierlich negativ über die „Stecknadel“ äußert, half ihr damals vielleicht dabei, ihrer Rolle eine besondere Kratzbürstigkeit zu verleihen.

Nach dem einnehmenden, obwohl zweifelhaft agierenden Enrico Rosseni aka Fabio Testi nimmt Joachim Fuchsberger als Inspektor Barth nur eine Position in der zweiten Reihe ein, überzeugt aber als gleichsam abgehärteter und verständnisvoller Ermittler im Maigret-Stil. Der Pfeifenraucher hat offenbar schon so viel Abseitiges gesehen, dass er die Verhöre in diesem Fall routiniert und mit kühler Präzision steuert – eine reife und befriedigende Abschlussleistung für Fuchsberger, dem auch insofern besondere Ehrung gebührt, als er quasi sowohl im ersten als auch letzten Rialto-Film mit an Bord war (der Drehzeitraum für „Stecknadel“ lag chronologisch nach dem des „Halbmonds“). Den Charakterköpfen, mit denen das Lehrerkollegium besetzt ist, kommen kaum tragende Funktionen zu; hingegen überzeugen verschiedene Jungdarstellerinnen in Schülerinnenrollen ganz besonders: Sowohl die „hinreißende Unschuld“ Cristina Galbó als auch die etwas verschlagenere Claudia Butenuth und natürlich die einprägsame Camille Keaton dürfen in dieser Hinsicht nicht ungenannt bleiben. Günther Stoll verabschiedet sich mit einer interessanten, etwas trance-artigen Performance aus der Wallace-Reihe – der Part des Professor Bascombe kommt seinen Fähigkeiten auch viel eher entgegen als die vorangegangenen blassen Polizistenrollen. Alles in allem ist Massimo Dallamano sowie allen Beteiligten hier ein herausragender Film gelungen, der genug Eigengewicht hat, um nicht nur auf der Nebel-Schlösser-und-Kutten-Skala gemessen werden zu müssen.

Die für Wallace-Verhältnisse erstaunlich schwere Kost spiegelt den Anspruch der italienischen Koproduktionspartner wider, hier einen hochkarätigen Krimi abzuliefern, der emotional und mit Spannung aufgeladen ist und gut abgestimmte gesellschaftskritische Spitzen in etwas simplifizierter, aber geschmackvoller Verpackung abfeuert. Weder Wallace-Fans noch die damals Mitwirkenden haben einen Grund, sich über die „Stecknadel“ zu echauffieren, und sollten trotz eines gewissen Etikettenschwindel-Potenzials froh sein, dass dieser hochwertige Film die Reihe ziert.

Havi17 Offline




Beiträge: 3.761

06.07.2019 20:02
#344 RE: Wallace der Woche (35): Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971/72) Zitat · Antworten

Diessr Film hat mit Wallace-Feeling rein garnichts mehr zu tun. Als Psychothriller verdient er gute Bewertungen

Gruss
Havi17

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

06.07.2019 20:31
#345 RE: Wallace der Woche (35): Das Geheimnis der grünen Stecknadel (1971/72) Zitat · Antworten

Auch wenn "Gubanov" die Kritik an diesem Film von vornherein eindämmen will.......gerade Wallace Fans können sich "echauffieren".Die Stecknadel hat nichts mehr mit Wallace zu tun ,nicht das geringste ist von Wallace übrig geblieben und reiht sich nahtlos in den mehr oder weniger gelungenen Etikettenschwindel ein.Kein Wallace -Feeling ( da rettet auch Fuchsberger nichts,genau wie vorher auch Kinski nichts retten konnte)mehr zu fühlen,die Reihe wurde nicht modernisiert sondern beerdigt .
Was jetzt jeder über diesen Krimi/Thriller als solchen denkt ......geschenkt ......aber Wallace ???nein .

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