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schwarzseher Offline



Beiträge: 626

08.06.2014 11:22
#256 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Kann ich mich 100 % anschließen.Kein Wallace,da fehlt alles ( für mich ) aber als Krimi ok.Die Serie hätte einfach früher beendet werden müssen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

08.06.2014 18:52
#257 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #256
Kann ich mich 100 % anschließen.Kein Wallace,da fehlt alles ( für mich ) aber als Krimi ok.Die Serie hätte einfach früher beendet werden müssen.


Stimmt. Hier wurde der Name Wallace nur ausgeschlachtet. Ist es wirklich nötig gewesen, diesen Streifen als Wallace zu verkaufen. Ein ganz passabler Streifen, welcher er durchaus auch ist, hätte sich doch sicher auch ohne Wallace-Bezug verkauft. Ich kann mich erinnern, mal gelesen zu haben, das Dario Argento in einem Interview angab, "Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe" wäre von ihm gar nicht als Bryan-Edgar-Wallace Film konzipiert gewesen. Das war nur ein Etikettenschwindel der deutschen Verleiher. Ob das bei der Stecknadel auch so war entzieht sich allerdings meiner Kenntnis, da ich den Roman nicht kenne, könnte ich mir aber gut vorstellen. Stilistisch jedenfalls ist es kein Wallace.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

08.06.2014 20:05
#258 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von patrick ebner im Beitrag #257
Hier wurde der Name Wallace nur ausgeschlachtet. Ist es wirklich nötig gewesen, diesen Streifen als Wallace zu verkaufen?



Aus marketingtechnischen Gründen war es sicherlich sinnvoll, den Film in die Wallace-Reihe einzugliedern. Ich wage zu behaupten, dass die "Stecknadel" ansonsten nicht die Zuschauermillion in den deutschen Kinos geknackt hätte. Und ich glaube zudem, dass die Rialto hier nicht einfach nur co-produzierender Geldgeber war, sondern diesen Giallo so "Wallace-lastig" wie möglich gestaltet hat. Da wäre zum einen London als Handlungsort; typischer geht es ja gar nicht mehr. Durch die zahlreichen Außenaufnahmen an Originalschauplätzen wirkt die "Stecknadel" sehr britisch, sogar britischer als die meisten Vorgängerfilme. Zum anderen natürlich die Besetzung! Hallo, Joachim Fuchsberger spielt den Inspektor! Ganz bewusst wurde Blacky, DER Wallace-Ermittler schlechthin, besetzt. Die Stecknadeln selbst nicht zu vergessen. Für den Verlauf der Handlung sind sie eigentlich überflüssig, aber man wollte unbedingt eine Verbindung zu einem Wallace-Romantitel herstellen.

Persönlich möchte ich hinzufügen, dass die "Stecknadel" einer jener Wallace-Filme ist, die bei mir mit jeder Sichtung an Ansehen gewinnen. Ein Meisterwerk - und aus meiner Sicht ein ganz wichtiger Bestandteil der Reihe.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

08.06.2014 21:50
#259 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Man muss sich vor Augen halten, dass die Wallace - Reihe nach dem kommerziellen Flop mit dem GESICHT IM DUNKELN tot war.

Es gab zu dieser Zeit (1969/70) bei der Rialto und Constantin niemand mehr, der mit "original" Wallace - also mit echtem Bezug zu den Romanen - irgendwas anfangen konnte. Eigentlich war dies bereits mit dem Ausscheiden von GFH (1964) und dann Reinls letztem Wallace DER UNHEIMLICHE MÖNCH der Fall. Die Farbphase 1966 - 69 bestritt man dann noch hauptsächlich als müden Abklatsch der s/w Klassiker und mit Vohrer als Regiesseur, denn er kannte sich schließlich im Fach aus. Einige Jahre stimmte noch die Kasse. Doch dann (1969) war Schluss: die kompetenten Autoren waren weg, die Stammregiesseure waren weg, frische Ideen gab es schon seit Jahren nicht mehr....kurzum die Serie war totgefilmt ohne neue Inspiration oder Richtungsvorgabe.

Dabei wäre es sicher auch geblieben, aber als dann die BEW Reihe mit dem Argento-Erstling HANDSCHUHE nochmal wiederbelebt wurde und ganz brauchbare Ergebnisse brachte, erinnerte man sich auch bei Rialto an die Wallace - Mottenkiste. Es gab mit der TOTEN AUS DER THEMSE einen ganz ansehnlichen, wenn auch wenig spektakulären Spät - Wallace. Bei den letzten beiden Italo - Wallace machte man es dann wie die CCC: Man lies die Italiener einen Film drehen und pappte die Wallace - Schüsse in den Vorspann -> fertig. Erstaunlicherweise hatte man Glück, denn die Azzurri lieferten echte Maßarbeit mit zwei hochklassigen Thrillern, die sämtliche deutschen Farb - Wallace locker in die Tasche steckten und ganz ganz alt und überholt aussehen ließen.

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

09.06.2014 09:22
#260 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #259
Erstaunlicherweise hatte man Glück, denn die Azzurri lieferten echte Maßarbeit mit zwei hochklassigen Thrillern, die sämtliche deutschen Farb - Wallace locker in die Tasche steckten und ganz ganz alt und überholt aussehen ließen.



... die beim Kinopublikum aber nur wenig Zuspruch fanden. Weil die Meinung darüber geteilt sein dürfte.

Ansonsten eine gute Zusammenfassung.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

09.06.2014 10:28
#261 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Natürlich aus heutiger Sicht gesehen und auch ein wenig durch die Giallo - Fanbrille. Allerdings muss man auch bedenken, dass die Besucherzahlen in den Kinos zu dieser Zeit insgesamt zurückgingen, sodass man nicht die Zahlen von 1965 und 1970 für einen einzelnen Film vergleichen und auf Erfolg oder Flop schließen sollte. Ich denke geschäftlich waren die beiden Giallos ein ganz ansehnliches Geschäft, denn mehr als 1/3 der Produktionskosten wird Wendlandt den Italienern nicht überwiesen haben.

Dass man mit einem Film wie HALBMOND - der diametral zu allem steht, was die klassische Wallace Reihe ausmachte - jedem noch so Uninformierten unter die Nase gerieben hat, dass Wallace nur noch ein reines Vermarktungslabel war, sollte klar sein. Der eigentliche Test, ob man dem Publikum alles verkaufen wo Wallace draufsteht, kam aber schon früher (siehe GORILLA etc.)

patrick Offline




Beiträge: 3.245

09.06.2014 10:38
#262 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #261
Der eigentliche Test, ob man dem Publikum alles verkaufen wo Wallace draufsteht, kam aber schon früher (siehe GORILLA etc.)


Der Gorilla hat auch den Bogen völlig überspannt.Sein "Erfolg"liegt in der im Vergleich besseren Qualität des Vorgangerfilms begründet.Nach dem Gorilla wandten sich viele von Wallace ab.Das hätte ich wahrscheinlich auch getan.

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

09.06.2014 11:03
#263 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von patrick ebner im Beitrag #262
Nach dem Gorilla wandten sich viele von Wallace ab.Das hätte ich wahrscheinlich auch getan.


Das kann man so nicht stehen lassen. Der "Gorilla" erfüllte damals voll die Erwartungen des Wallace-Publikums und war auch ein geschäftlicher Erfolg. Die Besucherzahlen stagnierten ja schon vorher ein wenig.
Natürlich wurden die (Farb-)Filme dem sich damals ändernden Zeitgeschmack der späten 60er Jahre angepasst. Das mag aus heutiger Sicht vielleicht qualitativ nicht mehr so hochwertig wirken, aber damals hat es gepasst.

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

09.06.2014 11:40
#264 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet im Beitrag #259
Bei den letzten beiden Italo - Wallace machte man es dann wie die CCC: Man lies die Italiener einen Film drehen und pappte die Wallace - Schüsse in den Vorspann -> fertig.



Und ich behaupte, dass das für die "Stecknadel" eben nicht im selben Ausmaß gilt, wie für den "Halbmond". Faktoren wie Spielort und Besetzung weisen auf einen typischen Wallace-Film hin. Hier hat die Rialto sicher ihren Einfluss geltend gemacht. Natürlich sind das nur äußere Faktoren, kreativ, das ist klar, hatten die Italiener das Zepter in der Hand. Aber die verknappte Zusammenfassung des Plots könnte man beispielsweise auch auf "Die toten Augen von London" anwenden: Scotland Yard Inspektor (Joachim Fuchsberger) klärt Mordserie in London auf.

Zitat von patrick ebner im Beitrag #262

Nach dem Gorilla wandten sich viele von Wallace ab.Das hätte ich wahrscheinlich auch getan.



Dagegen spricht, dass "Der Mann mit dem Glasauge" annährend identische, gute Besucherzahlen verzeichnen konnte - "Gorilla": 1,7 Mio., "Glasauge": 1,6 Mio. Ich glaube auch nicht, dass das Publikum mit dem "Gorilla" so unzufrieden war, wie wir es heute aus retrospektiver Sicht gerne glauben wollen. Der Bruch kam mit "Das Gesicht im Dunkeln".

Zitat von tilomagnet im Beitrag #259
Doch dann (1969) war Schluss: die kompetenten Autoren waren weg, die Stammregiesseure waren weg, frische Ideen gab es schon seit Jahren nicht mehr...



Leider fiel man mit einer frischen Idee (Gesicht) auf die Nase, ansonsten hatte man im Hause Rialto noch viele interessante Projekte in der Pipeline, wie aus Joachims Buch hervorgeht. Etwa "Der Engel des Schreckens" aus der Feder des in meinen Augen durchaus kompetenten Autors Paul Hengge. Auch Reinecker-Bücher lagen noch in der Schublade - und er hätte sich bei einem neuen Auftrag bestimmt nicht zweimal bitten lassen. Vohrer hatte sich zwar in Richtung Waldleitner verabschiedet, aber Harald Reinl himself war doch sogar als Regisseur des dann nicht verfilmten "Stecknadel"-Drehbuchs von Reinecker vorgesehen. Zumal er 1969 auch noch einen weiteren Film für die Rialto realisierte (Dr. Med Fabian); es wäre kein Problem gewesen, ihn für eine neue Wallace-Regie zu verpflichten.

Letztendlich orientierte Wendlandt sich 1969/70 am damals vorherrschenden Zeitgeist und setzte ganz auf die Komödienschiene - bestimmt keine falsche, aber in ihrer Radikalität im Nachhinein doch zu bedauernde Entscheidung.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

22.07.2014 09:07
#265 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

"Das Geheimnis der grünen Stecknadel" belegt im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014 Platz 26 von 36. Der Film erhielt 67,71 % der möglichen Punkte. Das entspricht einer durchschnittlichen Filmwertung von 3,39 von 5 Punkten.

1. 3,7 Punkte p.P. = Platz 21 (+5) in der Kategorie Ermittler
2. 3,6 Punkte p.P. = Platz 24 (+2) in der Kategorie Verbrecher und Verbrechen
3. 3,7 Punkte p.P. = Platz 14 (+12) in der Kategorie Regie und Inszenierung
4. 3,6 Punkte p.P. = Platz 11 (+15) in der Kategorie Drehbuch und Logik
5. 3,4 Punkte p.P. = Platz 30 (–4) in der Kategorie Atmosphäre
6. 3,7 Punkte p.P. = Platz 11 (+15) in der Kategorie Musik
7. 3,1 Punkte p.P. = Platz 28 (–2) in der Kategorie Prätitelsequenz und Vorspann
8. 2,3 Punkte p.P. = Platz 33 (–7) in der Kategorie Wallace-Faktor
9. 3,4 Punkte p.P. = Platz 22 (+4) in der Kategorie freie Wertung

In der Vorrunde (Kampf um die Top-10) wurde "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" auf Platz 17 gewählt.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

14.09.2014 20:05
#266 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten



DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN STECKNADEL / COSA AVETE FATTO A SOLANGE? (1971)
mit Joachim Fuchsberger, Fabio Testi, Karin Baal, Claudia Butenuth, Günther Stoll, Rainer Penkert, Camille Keaton, Pilar Castel und Christina Galbó
eine Produktion der Rialto Film Preben Philipsen | Italian International Film | Clodio Cinematografica | im Constantin Filmverleih
ein Film von Massimo Dallamano





»Ich werde mich um einen ordinären Ton bemühen!«


Die Schülerin eines katholischen Mädchenpensionats wird tot im Londonder Hyde Park aufgefunden. Sie wurde auf äußerst bestialische Weise ermordet und vom Täter fehlt bislang jede Spur. Lediglich eine grüne Stecknadel wird am Tatort aufgefunden, die für Inspektor Barth (Joachim Fuchsberger) zunächst jedoch noch keine heiße Spur darzustellen scheint. Schnell ist ein Verdächtiger gefunden, und zwar der Italienisch-Lehrer Enrico Rossini (Fabio Testi), der sich zur Tatzeit mit seiner Geliebten Elizabeth (Christina Galbó) in einem Boot in unmittelbarer Nähe des Verbrechens befunden hat. Elizabeth ist ebenfalls Schülerin im Internat und konnte den Mord mit ansehen. Als ein weiteres Mädchen der Schule auf die gleiche brutale Weise getötet wird liegt die Vermutung nahe, dass es sich um einen Serienmörder handeln dürfte. Doch nach welchem Motiv handelt er? Um sich von dem bestehenden Verdacht zu befreien, macht Enrico sich selbst auf die gefährliche Suche nach dem Unbekannten...

Für die kurz vor dem Ende stehende Wallace-Reihe ist Gast-Regisseur Massimo Dallamano mit "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" ein bemerkenswert unter die Haut gehender Thriller entstanden und man kann wohl ohne größere Diskussion von einer Art Auslese im Rahmen der langjährigen Serie sprechen. Anders als bei "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" spürt man hier trotz zeitgemäß-progressiver Inhalte noch die eindeutigere Orientierung in Richtung der Wallace-Wurzeln, vor allem in den Bereichen Schauplätze und Besetzung, aber auch die Besinnung, dass es einfach an der Zeit war, neue Impulse mitgeben zu müssen. Im Endeffekt bleibt das Prädikat echt aber genau so gerechtfertigt, wie bei jedem anderen Film der Reihe auch. Die Verbindung zwischen der neuen italienischen Marschrichtung und Grundsätzen des klassischen Konzepts ergibt nicht nur einen erfrischenden Stil, sondern es tauchen nahezu revolutionäre Ansätze auf, die unglücklicherweise nicht lange weiter geführt wurden, weil die Serie eingestellt wurde. Dallamanos Spielfilm wird immer wieder mit einer eigenartigen Kritik aus Wallace-Fankreisen konfrontiert, die der Verlauf mit klarer Kompetenz und Wallace-Prosa aber locker wegzustecken weiß. In diesem Zusammenhang ist vielleicht die ungewohnt harte Gangart zu erwähnen, die Schocks versetzt und dies auch tun möchte, um den gewollt realen Charakter der Geschichte herauszuarbeiten. Deutsche, beziehungsweise eher klassische Anteile gehen eine sehr ausgewogene Allianz mit italienischer Herangehensweise ein, so dass der Wallace-Kosmos in einem späten und ungewohnten Glanz erstrahlen kann. Überhaupt kann man sich in den Bereichen Spannung, Tempo, Tragik und sogar weitgehend bei der Logik überhaupt nicht beklagen. Wenn man den Film insbesondere als Beitrag der Edgar-Wallace-Reihe betrachtet, ist dieses offensive Aufsprengen von alten Strukturen eine weitere, hoch interessante Komponente. Im Grunde genommen war diese Strategie auch der einzig mögliche Weg, denn nach x-Vohrer-Beiträgen en route musste die Serie am Zuschauer orientiert, und zeitgemäß reanimiert werden.

Die Besetzungsliste vereint Teile der Wallace-Stammfraktion mit sehr überzeugenden, neuen Gesichtern. Joachim Fuchsberger als Inspektor Barth verblüfft mit einer vollkommen ungewohnten Stilrichtung hinsichtlich bekannter Strickmuster und auch im Rahmen seines eigenen Darbietungsstils. »Aber aus beruflichen Gründen muss ich mich um einen sachlichen Ton bemühen« bekommt man von ihm bei einer Befragung zu hören, die für jeden Kriminalisten die unbequemste Aufgabe darstellen müsste. Ein junges Mädchen wurde ermordet und er muss den verzweifelten Eltern nicht nur unsensible Fragen stellen und ihnen sachdienliche Antworten entlocken, sondern sie auch noch mit schrecklichen Details konfrontieren. Was generell keine leichte Aufgabe darstellt, wird durch eben die brutalen Tatumstände verschärft und Joachim Fuchsberger sieht man in einer beispiellosen Art und Weise von seiner kontrollierten und über-sachlichen Seite. Eine ungewohnte Situation für den Zuschauer, stattete er seine Figuren ausgleichsweise doch immer mit etwas Witz und leichtfüßigem Charme aus. In keinem anderen Wallace-Auftritt wird auch seine Ermittlungsarbeit derartig strukturiert geschildert und das gängige Zufallsprinzip bei der Lösung von diversen Fällen wurde hier beinahe vollkommen ignoriert. Zwar wurde erneut ein Privatmann, beziehungsweise ein Verdächtiger mit integriert, der der Polizei wichtige Schützenhilfe leisten wird, doch man hat letztlich den Eindruck, dass Inspektor Barth und seine Mannschaft maßgeblich an der Auflösung beteiligt waren. Die unterschiedliche Präsentation der Polizei, der in diesem Zusammenhang komplette Verzicht auf unangebrachten Humor und die nüchterne Zeichnung Barths vermitteln eine hohe Glaubwürdigkeit und klassische Protagonisten-Rollen. Für Joachim Fuchsberger gilt also auch, oder vor allem hier, dass er nicht nur stets der Anforderung entsprechend, sondern auch flexibel in alle Himmelrichtungen agieren konnte. Großartig! Die Zeiten, eine hilfsbedürftige Partnerin zu suchen und neben der Hauptaufgabe amourösen Nebenbeschäftigungen nachzugehen waren also beendet, so dass man als Danebenstehender noch intensiver den Eindruck vermittelt bekommt, dass der Beruf die Berufung und außerdem die Priorität darstellt. Das Prinzip Intensivierung durch Relativierung geht vollkommen auf.







Das persönliche Empfinden weist hier eigentlich Fabio Testi die tatsächliche Hauptrolle zu, Joachim Fuchsberger somit eher die nominelle, doch es entsteht keineswegs der Eindruck eines Revierkampfes, da die Anlegungen der Rollen deutlich unterschieden werden und empfindlich voneinander abgegrenzt sind. Fabio Testio überzeugt mit einer Art Metamorphose, vom Lehrer Enrico Rosseni der seine Schülerin verführt, über den für die Polizei dringend Tatverdächtigen, bis hin zum ebenbürtigen Protagonisten. Groteskerweise fallen hier Eindrücke positiv ins Gewicht, die normalerweise vielleicht Anlass zur Kritik geben. Testi wirkt recht ausdruckslos und darstellerisch unbeweglich, hinzu kommt dass er Zweifel an seiner Integrität nie beseitigen kann, doch aufgrund seiner privaten Ermittlungen macht er einiges an Boden gut. Man fragt sich zwar, ob er dies auch getan hätte, wenn er nicht gerade dazu gezwungen wäre, aber dennoch funktioniert es und der weitere Verlauf und das Drehbuch gehen freundlich mit ihm um. Möglicherweise liegt es auch an Partnerin Karin Baal, dass er beim Zuschauer Verständnis für sein Handeln hervorruft, denn die Berlinerin kommt zunächst in einer überaus verwirrenden Silhouette daher, sprich, es könnte einem glatt das Blut in den Adern gefrieren. Dem Eindruck nach zehn Jahre älter aussehend, kehrt sie beruflich, als auch privat die Lehrerin heraus. Ihr unterschwelliger Zynismus und ihre Eiseskälte offenbaren einen gedemütigten und zutiefst verletzten Charakter, ihre Abwehrmechanismen sollen sie vor weiterem Schaden schützen. Auch Herta Rosseni erfährt im Verlauf eine nicht nur optische, sondern auch emotionale Wandlung, so dass das Gefüge als Paar doch noch funktionieren kann, obwohl es dem Anschein nach alles etwas zu schnell und zu einfach für ein universelles Vergeben und Vergessen ging. Karin Baal macht jedenfalls einen hervorragenden Eindruck. Ein weiterer Wallace-Veteran zeigt sich im Lehrer-Kollegium in Form von Günther Stoll. Seine drei vorher gegangenen, recht kontrastreichen Rollen geben ihm einen Hauch von Undurchsichtigkeit, jedoch beweist er in wichtigen Situationen auch Solidarität, Sachlichkeit und einen kühlen Kopf. Bei den Schülerinnen des Colleges sind im Besonderen Claudia Butenuth und Christina Galbó hervorzuheben, die nicht nur ihre körperlichen Reize zur Verfügung stellen können, sondern über die auch harte Schocks gesetzt werden. Aus vermeintlicher Stärke wird Todesangst, aus unbekümmerter Lebensfreude wird Tragik pur.

Man kann "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" also in einer gewissen Art und Weise als Film der Umkehrreaktionen betrachten, denn der Zuschauer wird oftmals auf falsche Spuren und in dunkle Winkel der Psyche geführt. Der Aufbau von Massimo Dallamanos Beitrag ist sehr klar, erfreulich sind die durchgehend erkennbare Struktur und die recht hoch gelegte Messlatte im Sinne von diversen Qualitätsansprüchen. Egal was man in dieser Produktion sehen mag, oder vermehrt verspüren wird, sie funktioniert sowohl als italienischer Film mit deutscher Seele, oder eben als deutscher Film mit italienischem Gewand, was im übertragenen Sinne nur bedeuten soll, dass die Betrachtung als Gesamtergebnis Film hier unbedingt im Vordergrund stehen sollte. Das Thema: Wallace ja oder nein ist hier vollkommen ohne Belang und falls es doch zum Thema wird, trifft man ihn nicht auf einer sinnvollen Ebene und verpasst Einiges. Neben den erwähnten Darstellern zeigt das Drehbuch seine Stärken und die schockierenden Elemente sind zunächst schwer zu ordnen, deuten aber eine Art Realwert an und zwar insofern, dass die Polizei mit schrecklichen Verbrechen konfrontiert ist, und eben nicht mit Märchenfiguren. Wenn, und vor allem wie der Mörder zuschlägt, wirkt schon ziemlich verstörend und der sich langsam erschließende Hintergrund der Taten wirkt nach dem Finale, beziehungsweise nachdem sich die Thematik gesetzt hat, ernüchternd und tragisch. Der psychologische Hintergrund wird in seiner straffen Erklärungsweise auf ein Minimum an dienlichen Informationen reduziert und der Plot wirkt schlussendlich nicht überfrachtet, lediglich das Finale wirkt etwas hastig konstruiert und manche Personen scheinen aus heiterem Himmel an irgendwelche Informationen gekommen zu sein, was nicht genügend durchleuchtet wird. Die traumhaft-melancholische Score von Ennio Morricone ist ein Genuss und wird dem Charakter des Filmes entsprechend jede Situation hervorragend unterstützen. Im Bereich der Bildkompositionen und der Settings werden jegliche positive Eindrücke abgerundet und es bleibt unterm Strich nur zu sagen, dass man es mit einem bemerkenswerten Film zu tun hat, der nicht nur spannend ist, sondern der auch spürbare Berührungspunkte mit geneigten Zuschauern finden wird. "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" packt von Anfang bis Ende und Scheuklappen sollte man besser direkt an der Garderobe abgegeben.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

14.09.2014 20:27
#267 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Danke, Prisma, eine wunderbare Besprechung eines Meisterwerks

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

15.09.2014 17:59
#268 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Eine super ( positive )Besprechung dieses Filmes und wenn ich ihn nicht kennen würde wäre ich mit Vorfreude sehr gespannt darauf.
Aber leider sehe ich das etwas anders.Die Stecknadel hat (fast ) nichts was ich von einem Wallace erwarte.Weder Wallace Flair,Stimmung ,Nebel,Schloss ,Augenzwinkender Grusel mit etwas Humor.
Wäre es der erste Wallace gewesen wäre ich kein Wallace Fan geworden.Die Modernisierungswut/Italo Vermischung hat dem Ur-Wallace Flair den Rest gegeben.Auch das zurück greifen auf altbewährte Gesichter retten den Film als "Wallace" nicht.
Natürlich kann man den Film als Krimi durchaus positiv sehen und auch schon wegen Fuchsberger sehenswert finden ( sehe ich übrigens auch so )aber mit der ( von mir ) sehr geliebten "Wallace" Stimmung hat das ganze nichts zu tun und wäre besser nicht als Wallace vermarktet worden .Die Serie wurde eindeutig zu lange künstlich am Leben gehalten.

Josh Offline




Beiträge: 7.928

15.09.2014 19:04
#269 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Zitat von schwarzseher im Beitrag #268

Natürlich kann man den Film als Krimi durchaus positiv sehen und auch schon wegen Fuchsberger sehenswert finden ( sehe ich übrigens auch so )aber mit der ( von mir ) sehr geliebten "Wallace" Stimmung hat das ganze nichts zu tun und wäre besser nicht als Wallace vermarktet worden .Die Serie wurde eindeutig zu lange künstlich am Leben gehalten.

Mit dem klassischen Wallacefilmen hat die Stecknadel mit Sicherheit nichts mehr zu tun, das ist hier auch schon des öfteren diskutiert worden. Was bleibt, ist ein perfekter Krimi, der aufgrund der Vermarktung zur Reihe zählt. Und für mich waren die Stecknadel, der Halbmond und die Handschuhe der Einstieg in den Giallo, ohne die Filme hätte ich mich vielleicht gar nicht mit dem Genre beschäftigt. Deshalb bin ich froh, das die Filme in der EW und BEW-Reihe vermarktet wurden.

Prisma Offline




Beiträge: 7.591

15.09.2014 20:42
#270 RE: Bewertet: "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" (1971, 31) Zitat · Antworten

Erst einmal Danke für die Rückmeldungen! Aber ich denke mal, dass die Diskussion über Wallace oder nicht geau so alt ist, wie der Film an sich. Modernisierungswut ist ein beinahe grotesker Begriff. Mal abgesehen von Wallace-Filmen könnte man diesen Begriff auf alle Filme übertragen, die in jeder Dekade entstanden sind, neue Stilrichtungen eingeschlagen haben und dann frage ich mich, wo wir ohne diese Neuerungen heute wären. Vielleicht immer noch beim Stummfilm? Man darf ja nicht vergessen, dass sich Filmschaffende auf den Geschmack der Zuschauer einstellten und sich am jeweiligen Zeitgeist orientierten, doch selbst das ist aus jeder aktuellen Sicht eigentlich nicht von Belang. Betrachtet man nämlich "Das Geheimnis der greünen Stecknadel" in diesem Zusammenhang, hat man es immer noch mit einem überaus innovativen, modernen und vielleicht sogar einigermaßen zeitlosen Film zu tun. Der Wunsch nach sogenanntem Wallace Flair ist nicht mehr in die frühen Siebziger Jahre übertragbar, folglich hört man immer wieder zwischen den Zeilen heraus, dass man die Reihe besser hätte vorher einstellen sollen. Zu welchem Zeitpunkt frage ich mich. 1963 oder 1965? Nicht nur für mich, sondern für viele andere auch ist es ein großes Glück, dass diese Filme, die Josh beispielsweise genannt hat, an den Start geschickt worden sind, da sie jeden klassischen Wallace ohne Mühe in die Tasche stecken.

Es wäre nicht auszudenken gewesen, wenn man sie nicht produziert hätte. Aus Sicht der Anhänger der genannten Produktionen sollte man das vielleicht auch einmal bedenken, denn gerade "Das Geheimnis der grünen Stecknadel" wird schließlich im Großen und Ganzen überaus positiv reflektiert, da die Vorzüge ja offensichtlich sind. Die Vermarktung unter dem Gütesiegel Wallace ist vollkommen logisch und daher auch erforderlich gewesen, warum hätte man eigentlich auf diese bekannte Starthilfe verzichten sollen? Aus Rücksichtnahme auf erzkonservative Wallace-Fans etwa? Zum Schluss möchte ich noch betonen, dass die Serie bestimmt nicht künstlich am Leben gehalten wurde. Mit ihr wurden immer noch Kinobesucher angelockt, zufrieden gestellt und mit ihr wurde auch noch Geld verdient. Die Serie wurde also neu belebt, das ist ein gravierender Unterschied. Auch für mich gilt: wenn man mit Wallace angefangen hat, haben mich der hier besprochene Film und "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" zu vielen anderen Filmen gebracht, meinen Geschmack geprägt und Offenheit gegenüber anderen Genres mit sich gebracht. Ich finde es eigentlich bedauerlich, wenn man aus belanglosen Gründen irgendwo stehen geblieben ist, nur weil man sich mit logischen Konsequenzen nicht abfinden will.

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