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Dieses Thema hat 178 Antworten
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 Filmbewertungen
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Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

30.09.2015 19:18
#151 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Zitat von Blinde Jack im Beitrag #150
Ich weiß also nicht, ob man dem Drehbuch die Schuld zuschieben kann, dass der Film es nicht ganz bis an die Spitze der Farbwallace geschafft hat, weil bereits darin zuviel unnötiger Blödsinn stand, oder ob es hauptsächlich den Schauspielern und deren Interpretation zu verdanken ist, dass der Film die Grenzen des erträglichen Humors auslotet. Ich neige eher zu letzterem und fände es interessant mit euch über alternative Besetzungen zu diskutieren.


Ich würde das allerdings nicht nur den Schauspielern ankreiden, sondern auch dem Regisseur, der die Schauspieler schließlich führt, ermuntern oder bremsen kann.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

30.09.2015 19:21
#152 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Ja da muss ich dir recht geben. Vorher sollte natürlich in hohem Maße in meine Kritik eingeschlossen werden!

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

30.09.2015 19:53
#153 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Was ich vorhin vergaß...Ich wollte meine Review doch mit der einzigen Szene abschließen, die mich wirklich zum Schmunzeln gebracht hat:

Sergeant Pepper darf sich nun endlich auch einen Whiskey nehmen - auf ausdrückliche Erlaubnis von Perkins. Während er sich also ein Glas eingießt bekommt er weitere Anweisungen von Perkins diktiert. Jenes "Diktat" endet mit den Worten: "Uuuund...lassen sie noch was in der Flasche!" Leider ist diese bereits leer, sodass Perkins nichts weiter übrigbleibt als sich mit einem: "Schon gut..." abzuwenden und zu gehen.

Hier finde ich, dass die Charaktere perfekt miteinander harmonieren und von diesem Humor hätte ich mir mehr gewünscht. Steht Tappert auch sehr gut!

Jan Offline




Beiträge: 1.753

01.10.2015 10:47
#154 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Zitat von Blinde Jack im Beitrag #153

Hier finde ich, dass die Charaktere perfekt miteinander harmonieren und von diesem Humor hätte ich mir mehr gewünscht. Steht Tappert auch sehr gut!

Von dieser Art Humor hat sich Tappert einiges in seine frühen Derricks hinübergerettet; vor allem in Episoden, die von Alfred Vohrer, Dietrich Haugk oder Zbynek Brynych inszeniert wurden. Gegenpol war da häufig Kriminalassistent Echterding oder auch Harry, selten auch Schröder. Leider ist das dann in Folge nahezu komplett verloren gegangen. Mit Willi Berger gab es sowas eigentlich nicht mehr...

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.929

01.11.2016 21:55
#155 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Der Mann mit dem Glasauge (BRD 1969)

Regie: Alfred Vohrer

Darsteller: Horst Tappert, Karin Hübner, Stefan Behrens, Hubert von Meyerinck, Fritz Wepper, Narziss Sokatscheff, Harry Riebauer, Harry Wüstenhagen, Jan Hendriks, Friedel Schuster, Ilse Pagé, Christiane Krüger, Marlies Draeger, Heidrun Hankammer, Kurd Pieritz, Maria Litto, Rudolf Schündler, Otto Czarski, Iris Berben, Ewa Strömberg, Tilo von Berlepsch, Heinz Spitzner u.a.



Der Qualitätseinbruch durch den "Gorilla" hatte seine Gründe. Deshalb bedurfte es keiner besonderen Konsequenzen, man musste lediglich wieder die übliche Sorgfalt an den Tag legen, damit am Ende mit ziemlicher Sicherheit ein besserer Film herauskommen würde. "Der Mann mit dem Glasauge" bildet nach "Der unheimliche Mönch" die zweite große Zäsur in personeller Hinsicht. Viele verdiente Kräfte vor und hinter der Kamera sollten ihren Abschied nehmen.

Der Film beginnt sogleich mit einer kleinen Überraschung. Statt einer Pre-Title-Sequenz bekommt man nach den bekannten Constantin- und Alfred Vohrer-Fanfaren direkt die Credits präsentiert. Nachdem man lange Zeit auf bunte Namensschriftzüge gesetzt hatte, die zuletzt aus allen Richtungen durchs Bild wanderten, bekommt man die Namen der Darsteller hier in Form von Leuchtreklamen serviert. Ein netter Einfall.

Anschließend folgt dann doch der obligatorische erste Mord. Ein Phantom mit Hut, Mantel und Umhang tötet einen Mann im Hotelzimmer mit einem zielsicheren Messerwurf. Hier setzt Regisseur Vohrer denn auch das einzige Mal in diesem Film - und dazu noch stimmig in den Handlungsablauf eingebettet - nackte Haut in Szene. Ein Aspekt, der den Film von seinem Vorgänger schon mal ein wenig abhebt. Überhaupt zeigt sich Vohrer inszenatorisch kreativ wie lange nicht. Nicht nur die Morde gelingen ganz ausgezeichnet (z.B. Ermordung Sokatscheffs auf dem Schiff), kleine Einstellungen wie der Wurf der Billardkugel seitens Inspektor Perkins in Sir Arthurs Büro, an die sich flüssig ein Stoß im Billardschuppen anschließt oder jene, in der Perkins das Wurfmesser in der Szene mit Christiane Krüger und Marlies Draeger zentral vor die Kamera hält, sorgen für Wohlwollen beim Zuschauer. Obschon letztlich unklar bleibt, warum genau sich der Täter als Mann mit Glasauge verkleidet, zieht sich das Glasauge doch geschickt als Leitmotiv durch den Film (Boss, Täter, "Eintrittskarte" im Billardclub). Darüber hinaus hält Vohrer - abgesehen von einem kleinen Hänger im Mittelteil (Phase mit der Schlägerei im Club) - das Tempo auf einem ordentlichen Level.

Worauf man offenbar nicht verzichten wollte war Klamauk, der abermals in erster Linie durch Sir Arthur und Sergeant Pepper (kaum besser als Friedrichsen: Stefan Behrens) vermittelt wird.

Auf Seiten der Darsteller sind es vor allem zwei Damen, die sich Meriten verdienen. Die Figur der Nora Wilson/Yvonne Duval gehört mit Sicherheit zu den reizvollsten weiblichen Rollen im Wallace-Film-Kosmos. Wie erfreulich, dass man mit Karin Hübner eine versierte Darstellerin auswählte, die der wichtigen Rolle zu jeder Zeit des Films gewachsen ist. Bei wiederholter Betrachtung fällt auf, wie entschlossen, distanziert und manchmal abwesend Hübner von Anfang an agiert. Da hat eine Frau einen klaren Plan und niemand - nicht einmal der Ex-Lover - kann sie von diesem Vorhaben abbringen. Von Hübner ist es nicht weit zu Frau Schuster, denn diese beiden spielen im Finale die zentralen Rollen. Für einen Wallace-Film durchaus ungewöhnlich, eine derart wichtige Figur so spät in die Handlung einzuführen. Bei der Festnahme sehen sich Perkins und Lady Sharringham das erste Mal. Schuster agiert in der Tradition von Elisabeth Flickenschildt und Ilse Steppat. Bewunderung und Verachtung zugleich empfindet der Zuschauer für die "honorige" Dame, die ihre Machtposition gnadenlos ausnutzt, um ihren Sohn nah bei sich zu behalten.

Horst Tappert spielt wie zuletzt sehr engagiert, zielstrebig und recht dynamisch. In einem überzeugenderen Film kommt dies zwangsläufig noch besser zur Geltung. Ansonsten freut man sich über kleine Auftritte von bekannten Gesichtern wie Wüstenhagen oder Hendriks, wenngleich Letzterer auf einmal aus dem Film austritt, ohne in Form einer Ermordung oder Verhaftung "verabschiedet" worden zu sein. Gleiches gilt für Harry Riebauer. Riebauer und Sokatscheff machen ihre Sache als "Verrichtungsgehilfen erster Klasse" ganz hervorragend. Insgesamt ist das schauspielerische Niveau wieder stark verbessert im Vergleich zum "Gorilla". Über die jungen Damen wurde von Vorrednern z.T. ein wenig gelästert, ihre Funktion, attraktive junge Frauen darzustellen, erfüllen sie allemal.

Ob die schwungvolle Titelmelodie oder die - anders als im "Gorilla" - passenden melancholischen Untertöne, Peter Thomas liefert wieder saubere Arbeit ab.

"Der Mann mit dem Glasauge" ist der zweite Film nach "Zimmer 13", der den Zuschauer ein bisschen nachdenklich zurücklässt. In beiden Fällen handelt es sich beim Täter um eine Frau. Wie schon in "Zimmer 13" wollte man es aber nicht mit traurigen Bildern enden lassen. So kreuzt zuletzt wieder der gute Sir Arthur auf und sorgt für (überflüssige) abschließende Kalauer. Nun gut.


Alfred Vohrer gelingt nach dem enttäuschenden Vorgänger mit "Der Mann mit dem Glasauge" ein versöhnlicher Abschied. Zwar steht der ernste Grundton in Widerspruch zu den flachen (Altherren-)Witzen, dennoch ist der Film insgesamt zufriedenstellend. Dazu tragen ein solider Cast, eine annehmbare Geschichte und nette kleine Regieeinfälle bei. Das stimmt auch mich milde. Gerade noch 4 von 5 Punkten.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

01.11.2016 23:55
#156 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #155
Wie erfreulich, dass man mit Karin Hübner eine versierte Darstellerin auswählte, die der wichtigen Rolle zu jeder Zeit des Films gewachsen ist.


Wie wahr! Ich gehe soweit zu sagen, dass Karin Hübner nicht nur eine der eindrucksvollsten Darstellerinnen der gesamten Reihe war, sondern mit ihrem Auftritt bei der "Endabrechnung" mit der bitterbösen Friedel Schuster für eine ungeheuer eindringliche, intensive und bewegende Szene der Wallace-Reihe sorgte. Zudem handelt es sich um eine glanzvolle, gar meisterliche Inszenierung Alfred Vohrers. Eine der besten Szenen, die er in seinen vielen Filmen gemacht hat.

Gruß
Jan

Ray Offline



Beiträge: 1.929

03.11.2016 19:20
#157 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Absolut. Wenn ich einen EW-Oscar für die beste Hauptdarstellerin vergeben dürfte, wäre sie jedenfalls eine heiße Kandidatin. Generell fällt mir unter den Aktricen, die bis dato in Wallace-Filmen auftraten, keine ein, welche die Rolle besser ausgefüllt hätte. Vohrer gebührt für die finale Szene insoweit natürlich wirklich ein Sonderlob. Ein derartiges Gespür sieht man ansatzweise vielleicht in mancher Szene mit Ruth Leuwerik in "Ein Alibi zerbricht".

Mea Offline



Beiträge: 2

06.02.2017 11:30
#158 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Welche Normen und Werte bzw. Moral wird in dem Film, eurer Meinung nach, vorgeführt?
Könntet ihr ein spezif. Weltmodell beschreiben?

Wenn ich den Film mit dem Film "Der Hexer" vergleiche, sind doch recht viele Parallelen vorhanden.
- Rächerfigur
- Handeln im Sinne einer übergeordneten Moral

Doch, was mich irritiert, ist beim Mann mit dem Glasauge, die weibliche Täterin. Die nackte Darstellerin zu Beginn des Films etc.
Klar, der Film ist in den 68ern produziert worden.. Emanzipation usw. Aber irgendwie muss da doch mehr hinterstecken?!

Lord Low Offline




Beiträge: 746

20.07.2017 14:08
#159 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Wo wurden denn die Szenen in und um Donovans Anwesen gedreht?

Lord Low Offline




Beiträge: 746

26.07.2017 13:17
#160 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Hab nochmal in den Drehplan geschaut und da steht auch was von einer Villa. Genaueres konnte ich jedoch nicht entziffern. Hat da jemand bessere Augen?

Lord Low Offline




Beiträge: 746

02.11.2017 22:17
#161 RE: Bewertet: "Der Mann mit dem Glasauge" (28) Zitat · Antworten

Hier noch ein paar Aufnahmen von meiner Berlin-Tour:



Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

08.06.2019 19:45
#162 Wallace der Woche (31): Der Mann mit dem Glasauge (1968/69) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Mann mit dem Glasauge

Mit Tieren, Kutten und Masken hatten Wallace-Farbschurken schon genug Schindluder getrieben: Nach dem Dilemma des „Gorillas“ entschloss sich der neue Drehbuchautor Paul Hengge, stattdessen einen Mann mit Glasauge zur Titelfigur des neuen, moderneren Serienkrimis zu machen. Das Auge – ähnlich wie ehedem die indischen Tücher offenbar im Dutzend gefertigt und gekauft – fungiert praktischerweise gleich noch als charakteristische Visitenkarte.

Betrachtet ihr den letzten Vohrer-Wallace mit Wehmut oder mit Aufbruchstimmung? Ergreift euch die Geschichte von Yvonne Duvall? Weisen die Zeichen nach dem letzten Film wieder in positive Richtung? Oder ist der Einäugige im wahrsten Sinne des Wortes der König unter den Blinden?

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 22 von 36 (69,88 %)

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

08.06.2019 20:19
#163 RE: Wallace der Woche (31): Der Mann mit dem Glasauge (1968/69) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #1
Betrachtet ihr den letzten Vohrer-Wallace mit Wehmut oder mit Aufbruchstimmung?


Ich wollte erst sagen Wehmut. Aber eigentlich ist es beides. Für Alfred Vohrer ist es der Aufbruch zu neuen Ufern und einiges seiner folgenden Werke ("Sieben Tage Frist" usw.) klingt auch hier schon an. In Sachen Rialto-Wallace-Reihe wirkt Vohrers Schwanengesang auf mich allerdings wie ein Abgesang. Man gibt sich nach dem Gorilla wieder moderner, hochwertiger und versammelt vor und hinter der Kamera noch einmal den ein oder anderen profilierten Veteranen der Reihe. Und doch hat man sich sowohl von den Anfängen als auch den knallbunten "Super-Wallaces" entfernt, als wäre die Reihe plötzlich erwachsen geworden und sich damit quasi selbst entwachsen.

Allen, die in dem Glasauge eher einen stimmigen Endsechziger-Krimi als einen wirklichen Wallace sehen, vermag ich nicht zu widersprechen. Zumindest nicht vehement. Gelungen ist er allemal. Vohrer inszeniert wieder inspirierter als beim Vorgänger, die ernste Geschichte wird von Thomas passend untermalt und Hübners tragisch-doppelbödiges Spiel weiß ebenso zu überzeugen wie die grausam-charismatische Darstellung Schusters. Vor allem die gemeinsamen Szenen gehören mit zum Besten der gesamten Reihe. Auch Sir Arthur war wieder erträglicher. Dass dafür stattdessen nun Miss Finlay an der Reihe ist, die Grenzen der Dummheit auszuloten, geschenkt. Ich fand den Humor bei dieser Sichtung jetzt nicht zu überdosiert. Behrens als Pepper ist auch viel besser als sein Ruf. Was seiner Figur am meisten schadet, ist leider seine "Stimmbruch"-Stimme. Letztendlich ist aber das Licht größer als der Schatten.

Was bleibt sonst noch zu sagen?

Eigentlich nichts weiter, außer: Goodbye, Freddy! Du hast uns viele schöne Wallace-Stunden beschert!

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 106

08.06.2019 23:00
#164 RE: Wallace der Woche (31): Der Mann mit dem Glasauge (1968/69) Zitat · Antworten

Nach der Sichtung von eben bin ich überrascht - der Film ist viel besser als ich ihn in Erinnerung hatte.

Das Intro erinnert zwar ein wenig an die damals in Mode kommenden leicht schmuddeligen Filme - und die Musik passt ebenfalls dazu.
Allerdings ist das auch mal anderes und die Musik gehört zu den besseren von Peter Thomas.

Der Film beginnt temporeich und geht so weiter - das ist das Wesentliche. Straff inszeniert, wenig Längen.

Stefan Behrens ist wahrlich keine Offenbarung - vor allem die Stimme ist unerträglich - aber im Gegensatz zu Friedrichsens
Interpretation des Sergeant Pepper kommt er wenigstens nicht nur tumb sondern ein wenig aufmüpfig rüber (ganz zum Zeitgeist passend), was
er gut erledigt. Auch bei den Prügeleien zeigt er sich als erstaunlich robust und gut austeilend.

Friedel Schuster als Lady Sharringham ist ein Knaller! Sie erinnert mich ein wenig in der Art an Margaret Thatcher. Ich hätte sie gerne
in mehr EW-Filmen gesehen, z.B. statt Gisela Uhlen.

Ich hätte auch gerne mehr Filme mit Marlies Draeger gesehen - beim Glasauge ist sie eine Augenweide

Der "Boss" Narziss Sokatscheff wirkt (vielleicht auch wegen der Synchro) ein wenig sehr überzeichnet - im Vergleich zur Lady wie eine Witzfigur.

Was ich nicht verstehe:

--> Wenn man weiß, dass der Club demnächst Besuch von Scotland Yard bekommt, versucht man doch normalerweise, so harmlos wie möglich zu sein. Hier
allerdings werden möglichst alle aufzufindenen Knastbrüder versammelt, die bei erster Gelegenheit gleich losprügeln. Wo ist da die Logik?

--> Was war das eigentlich für ein albernes Schienenfahrzeug bei Donovan? Die Damen steigen in eine Kabine, fahren gefühlt zwei Meter auf Gleisen in eine alte Garage, wo sie dann wieder aussteigen, um zu seinem Pool zu kommen.
So sehr ich mich freue, Klaus Miedel zu hören (einer meiner Lieblingssprecher) - so sehr muss ich mich immer wieder über diese "Transportszene" wundern.

Nach dem unsäglichen Gorilla wieder ein hochwertigerer Beitrag und ein guter Abschied von Vohrer.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

09.06.2019 07:20
#165 RE: Wallace der Woche (31): Der Mann mit dem Glasauge (1968/69) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #1


Edgar Wallace: Der Mann mit dem Glasauge


Betrachtet ihr den letzten Vohrer-Wallace mit Wehmut oder mit Aufbruchstimmung? Ergreift euch die Geschichte von Yvonne Duvall? Weisen die Zeichen nach dem letzten Film wieder in positive Richtung? Oder ist der Einäugige im wahrsten Sinne des Wortes der König unter den Blinden?




Ich würde sagen "teils-teils". Der Film ist auf jeden Fall ein interessanter Modernisierungsversuch.


Was dem Film leider fehlt, sind potentielle Mordverdächtige. Gerade die Nebenfiguren meistens sehr eindimensional geraten. Vor allem die Dialoge zwischen Sokatscheff und Riebauer sind an Platittüden nicht zu überbieten. Letzter hat ja in der ganzen Reihe fast nur solche oberflächlichen Rollen bekommen. Undurchsichtige Charaktere, bei denen man nicht weiß, welche Rolle sie in der Geschichte spielen, bzw. mit wem oder gegen wen sie agieren gibt es im Film praktisch gar nicht. Das hat man im Hund von Blackwood Caste deutlich besser gelöst. So aber ist das Ende nicht wirklich überraschend, denn viele Verdächtige gibt es ja nicht. Auch, dass anscheinend jeder vor dem Ende weiß, wer Yvonne Duvall ist fördert nicht gerade die Spannung.


Apropos, das Ende des Films ist wunderbar gelungen.
Karin Hübners Spiel dürfte wohl nicht zur Debatte stehen.

Sie wissen, wie es in den Bordellen ist, nicht wahr? Und trotzdem habe Sie hunderte junger Mädchen in diese Hölle geschickt...Haben sie je so ein Mädchen wieder gesehen? Nach einem Jahr sind sie alte Frauen.Wracks.

Der Schlussdialog mit Lady Sheringham sorgt für Gänsehaut pur, vor allem , wenn weil man versteht, dass Nora sich selbst meint. So ergibt auch das "Es hat keinen, Bruce." am Ende absolut einen Sinn. Friedel Schuster spielt wirklich bemerkenswert. Wie man einer Rolle nach einem so kurzen Auftritt die Pest an den Hals wünschen kann...wirklich beeindruckend. Wahrscheinlich wäre sie mit den Gefühlen ihrem Sohn gegenüber ein Fall für fünf Psychater.

Der Film liefert insofern etwas Neues, da man am Ende tatsächlich denkt:

Eine fünffache Mörderin.

-Ja, aber ein paar 100 Mädchen würden ihr wahrscheinlich ein Denkmal bauen, wenn sie wüssten, was für ein Schicksal ihnen durch Nora Wilson erspart worden ist.


Wo gibt es das in der Reihe sonst noch? Mir fällt kein Film ein.


Das Inspektor-Gespann funktioniert wunderbar. Gerade Behrens ist im Vergleich zu Friedrichsen eine Offenbarung. Er wirkt immer wieder etwas nervig mit seiner Lache oder seinem Humor, aber man versteht weshalb Perkins ihn schätzt.

Pagé und von Meyerinck hatten ja schon im Gorilla die Grenze zur Peinlichkeit überschritten...davon kommen sie in diesem Film auch nicht wieder zurück.


FAZIT: Ein gelungener Wallace-Film, der wie so oft mit einem guten Drehbuch noch besser hätte werden können.

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