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Dieses Thema hat 157 Antworten
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 Filmbewertungen
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Siegfried Lowitz Offline




Beiträge: 47

25.11.2018 19:32
#136 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Für mich ist „Der Rächer“ nur ein solider Wallace Film und nicht vergleichbar mit seinem Vorgänger „Der Rote Kreis“.
Die Besetzung ist fantastisch vor allem wegen Heinz Drache und Klaus Kinski (den man leider zu wenig gesehen hat)
Ich Glaube das Problem an diesen Film ist dass nur einige stellen wie dass finale spannend sind und der Rest wirklich zu unspannend ist ; Wenn in Filmen unspannende teile vorhanden sind dann sollte man sie doch wenigstens ausgleichen mit Sympathie oder Humor eine Eigenschaft die leider Heinz Drache ein wenig fehlt, für solche Szenen wäre Joachim Fuchsberger oder Siegfried Lowitz passender gewesen auch wenn sie manchmal zu viel Sympathie und Humor reinbringen was einigen Filmen sogar eher schadet.
Ich fand an den Film das Ende ziemlich schlecht inszeniert als die Schauspielerin versuchte den Kopfjäger zu bekämpfen. Als sie merkte dass die Pistole nicht funktioniert hätte sie versuchen können wegzulaufen oder sich zu verteidigen und sie hätte nicht darauf gewartet bis der Kopfjäger sie holt, eine Szene die mir ein wenig unrealistisch erscheint.
Eine weitere Tatsache die mir komisch erscheint ist dass das gefangene Mädchen während der Dreharbeiten nicht um Hilfe gerufen hat oder sich bemerkbar zu machen, man konnte sie doch von draußen hören da sie doch auch Heinz Drache in der Nacht gehört hat.
Ansonsten fand ich den Film recht interessant und gebe ihn 6,5 von 10 Punkten.

Archibald Finch Offline




Beiträge: 30

26.11.2018 10:29
#137 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Der Kurt-Ulrich Film der Rächer ist natürlich ganz anders als seine beiden Vorgänger der Rialto Film. Aber dennoch keineswegs uninteressant. Ich habe mir diesen Film am Wochenende schon Angesehen. Für die Auswahl der Schauspieler, da muss man wirklich sagen, haben die Macher der Kurt Ulrich Film wirklich ein gutes Händchen bewiesen mit Heinz Drache, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg haben drei ihr Wallace-Debüt gegeben die noch echt zu Stars der Reihe wurden. Schürenberg hat hier wirklich noch seine beste Rolle. Ohne blöde Kommentare und dämlichkeiten späterer Rollen als Sie John. Kinski gewohnt cool und aggressiv. Heinz Drache's Rolle finde ich auch sehr gut gespielt. Ina Duscha in der Rolle der jungen Schauspielerin habe ich auch nichts auszusetzen. Ingrid van Bergen kommt vielleicht etwas wenig kurz vor. Noch ein Lob an Friedrich Schönfelder als hammerharten Regisseur, der nicht mal zurückschreckt einen Klaus Kinski rauszuwerfen. Und natürlich die beiden Schlossbesitzer. Ludwig Linkmamn hat die Rolle eines extrem kranken Phychopatem echt hervorragend gespielt wobei Benno Sterzenbach's Rolle schon ein echt ekliger Zeitgenosse ist.

Der Film hat einige Längen die nicht so gut weg kommen vor allem zwischen dem Auffinden des ersten im Film gezeigten Kopfes und dem zweiten gezeigten Auffinden vergeht echt eine irrsinnig lange Zeit. Die Aussprache der Namen auf deutsch regt dann dich hier schon extrem auf wenn man bedenkt das es in England spielt.
Auch wie Brixan sich von Longvale übertölpeln lässt ist für einen Agenten schon ein Armutszeugnis. Muss er doch bedenken wenn er weiss das Longvale der Kopfjäger ist.
Ansonsten ist es ein sehenswerter Wallace Streifen mit gruseligen Szenen z.b. immer wenn Bag auftaucht, den es sich lohnt anzugucken. Gebe 3 von 5 Punkte denn gegen den Frosch und den Kreis hat er definitiv das Nachsehen.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

27.11.2018 11:37
#138 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Bhag muss draußen sein!

Ich muss gestehen, ich war überrascht, hier eine 5-Punkte-Wertung für den Rächer zu sehen. Da ich ebenfalls Sympathisant des Films bin, hat es meine Vorfreude auf die Sichtung gleich noch gesteigert. Und das Beste ist: Ich bin nicht enttäuscht worden!

Interessant zu sehen wie anders aber zugleich auch wegweisend zu der, bzw. für die Rialto-Reihe dieser erste Konkurrenz-Wallace ist. Mit dem Schürenberg-Vorgesetzten, dem Kinski-Verdächtigen, dem Drache-Ermittler und dem Hoosman-Unhold nimmt der Rächer gleich vier wiederkehrende Rollen-Typen vorweg, letzteres allerdings mit anderer Besetzung. Und im Gegensatz zu manch späteren Film wirken alle auch noch sehr frisch. Damit will ich jetzt die späteren Filme nicht zurücksetzen, die punkten mit routinierten und wohlig-bekannten Rollen. Ist eher eine Geschmacksfrage, was man vorzieht. Nicht vergessen werden soll außerdem der erste Auftritt der berühmten Treppe!

Anders als beim Frosch und beim Kreis setzt man beim Rächer nicht auf einzelne dramatische Schlaglichter, sondern auf Werktreue und gibt der Nicht-Nur-Kriminalgeschichte sowie den Figuren in fast reiner Wallace-Typisierung die nötige Zeit, sich bis zum Finale hin zu entwickeln. Das Tempo mag also geringer sein als beid en Vorgängern, der Kurzweil tut das jedoch keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil. Natürlich durchschaut man im Nachhinein das Ansinnen des Regisseurs, sich über den Verlauf des Films hinweg etwas zurückzuhalten, damit das schockierende Finale umso stärker wirken kann. Aber dafür wird man auch ab dem Moment in dem Ruth Sanders gegen Sir Gregory die Pistole zückt mit einem der packendsten und atmosphärischten Finale der gesamten Reihe belohnt (und ich wage zu behaupten, dass es einiges von seinem Effekt eingebüßt hätte, wenn wir im vorherigen Filmverlauf statt "nüchterner" Ermittlungsarbeit ebenfalls schon Kopfjäger-Schauermomente gehabt hätten). Wie sich die Wege der Protagonisten, die sämtlich mehr und mehr in Zugzwang geraten, zuerst trennen und dann in den Katakomben des Wohltäters wieder vereinen ist sehr wallace-like. Um Welten besser gelöst als das überhastete Ende beim Frosch mit dem aus heiterem Himmel dort auftauchenden Joshua Broad.

Handwerkliche Schwächen sehe ich durchaus auch, allerdings nicht in dem Ausmaß wie z. B. Marmstorfer. Einige Schnitte bei Szenenübergängen fand ich etwas abrupt, aber ansonsten habe ich nicht viel auszusetzen. Die Kritik an der Musik kann ich gar nicht nachvollziehen. Sie erreicht zwar bei weitem nicht den Ohrwurmcharakter späterer Thomas- oder Böttcher-Kompositionen, aber als szenische Untermalung empfinde ich sie als prägnanter als bei den beiden Vorgängern. Logikschwächen indes weist natürlich auch der Rächer auf. Wieso ist zufällig Ruth Sanders im Besitz der prekären Drehbuchseite, die sie dann auch zufällig im Beisein von Michael Brixan verliert? Und beide scheinen ja wohl Sprunggelenke aus Stahl zu haben, wenn sie die Stürze aus mehreren Metern Höhe unverletzt überstehen.

Zu der Besetzung von diversen Schlüssel-Typen habe ich ja bereits etwas gesagt. Hier dennoch ein paar weitere Worte. Die Besetzung empfinde ich - wie bei eigentlich fast allen Filmen - durchweg als gelungen. Linkmann gibt - wenngleich nicht ganz so intensiv inszeniert wie später bei Clarin im Tuch - einen überzeugenden Psychopathen. Und auch für Sterzenbach könnte ich mir keinen Ersatz vorstellen, höchstens Gert Fröbe. Dass dessen Präsenz in einem Ensemblefilm allerdings auch ein zweischneidiges Schwert sein kann, zeigt wenig später der Bogenschütze. Drache und Sterzenbach sind jedenfalls ein weit ausgewogeneres Gegenspielerpaar als Wussow und Fröbe. Überhaupt gefällt mir Drache hier sehr gut. Man merkt ihm Spaß an der Rolle an und das Drehbuch meint es auch gut mit ihm, so darf er sich einige hübsche Wortgefechte liefern (neben der nur sehr leicht an Parodie grenzenden Arbeit des Filmteams der einzige Humor des Films). Seine Figur ist im Ensemble sozusagen der Primus inter pares. Wohingegen Ina Duscha im Vorspann noch hinter Ingrid van Bergen genannt wird. Was durchaus auch Ihrer Rolle angemessen ist, als Komparsin, die erst noch aus dem Schatten tritt.

Fazit: Der Rächer ist nicht nur ein ernster, sondern auch allgemein ein ernsthafter Beitrag zur German Wallace Wave. Was ihm an vordergründiger, kinematographischer Strahlkraft fehlt, macht er als respektvolle Literaturverfilmung wett. Ich möchte ihn nicht missen.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

27.11.2018 14:50
#139 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Der Rächer ist sicher anders inzeniert als die Rialto-Wallace-Filme dieser Zeit, auch anders (und viel besser) als das Brauner-Machwerk Die gelbe Schlange. Tatsächlich ist es, wie schon mehrfach festgestellt, eine sehr romangetreue Verfilmung. Der Regisseur hat auch bei der Auswahl der Hauptdarsteller ein sehr gutes Händchen gehabt, man kann sich beim Lesen des Romans mühelos die Schauspieler in Erinnerung rufen. Heinz Drache als der energische Geheimagent Mike Brixon, Siegfried Schürenberg als dessen Vorgesetzter, auch Bruno Sterzenbach als Wüstling Gregory Penne und Klaus Kinski als der erpresserische und aggressive Lorenz Voss passen haargenau. Sogar die Schauspielerin Ina Duscha geht durchaus in ihrer Rolle als Statistin und Darstellerin in einem Film auf, immerhin ist sie hübsch anzuschauen und kann eigentlich so viel nicht falschmachen. Das gleiche gilt auch für den Darsteller des Schlossbesitzers Longvale, Ludwig Linkmann, der den massenmordenden Wahnsinnigen beängstigend gut gibt. Auch heute noch jagt mir der Schlussteil des Filmes einen Schauer über den Rücken, weniger durch die Guillotine im unterirdischen Gemäuer als durch das Gebaren des selbsternannten Henkers. Man spürt sogar die irrsinnige Kraft des Unholds, wenn er seine Opfer auf die Hinrichtungsstätte zerrt.
Wie auch schon durch unseren Forenmaster angemerkt, sieht man wirklich einen logischen Aufbau der Handlung (so gut das eben bei Edgar Wallace geht) und eine sorgfältigere Entwicklung der Geschichte als bei den beiden offiziellen Vorgängern, wenngleich es natürlich tatsächlich Einbußen bei Tempo und Spannung gibt. Beides ist wahrscheinlich auch schwer zu haben…
Sicher bin ich auch etwas zusammengezuckt, als die Heldin „Micheeeel“ im feinsten Ösi-Akzent von sich gab. Da muss man halt mal drüberstehen. Und mal ehrlich – wer sich wirklich ernsthaft daran stört, dass Heinz Drache „Neger“ sagt und Ina Duscha zu wenig Wert auf die Emanzipation der Frau legt, der sollte doch lieber Tatort gucken. Da kann so was bestimmt nicht passieren !
Peinlicher finde ich eher, wie wenig man aus der Figur des Bhag herausgeholt hat. Man hat zwar dankenswerterweise auf einen Darsteller im Affenkostüm verzichtet, aber den Wilden, der alleine im Busch aufgewachsen ist, nimmt man der dargestellten Kreatur nicht ab, die herumläuft, als ob sie gerade in die Hosen… ähem. Gerade solche „Waldmenschen“ bewegen sich doch viel flinker und auch auf allen Vieren, wenn man den Erzählungen glauben darf. Vom Äußeren wirkt der „Wilde“ weit weniger schlimm als der Kopfjäger vor seinem Fallbeil.
Natürlich hätte man durchaus ein wenig mehr aus der schwarzen Limousine herausholen können, die der Kopfjäger zum Transport seiner schaurigen Trophäen benutzt. Sehr schön die wenigen Szenen, in denen sie auftaucht. Hier hätte man sich mehr an das Buch halten sollen, wo der Schurke in einem Absatz die junge Schönheit in seinem Auto verfolgt, und später stellt Brixan dem Verbrecher noch eine Falle, aus welcher dieser gerade so entkommen kann. Im Buch beschäftigt sich Brixon auch mehr mit den unterirdischen Gängen, die es schon zur Römerzeit gab, so dass man sich darauf schon ein wenig vorbereiten kann.
Ansonsten spielen die anderen Filmschauspieler, wie Conolly und Mendoza, keine so große Rolle, was aber nicht weiter schlimm ist, eher zur Handlungsstraffung beiträgt.

Der Rächer ist insofern auch fast einzigartig, dass es nicht um kriminelle Organisationen geht, sondern um einen Einzeltäter, ohne Helfershelfer. Bei vielen anderen Wallace-Filmen mit dieser Ausgangssituation wurde meist noch sehr viel hinzugedichtet (Hexer, Zinker, Tuch, Mönch, Narzissen).
Der Rächer verlässt sich da eben ganz auf seine gruselige Vorlage. Das sollte man wirklich anerkennen, er atmet noch den Geist seines Schöpfers !

Wertung: 4 von 5 Punkten

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

27.11.2018 16:00
#140 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #11
Der Rächer ist insofern auch fast einzigartig, dass es nicht um kriminelle Organisationen geht, sondern um einen Einzeltäter, ohne Helfershelfer.


Fast ohne. Es gibt da immerhin noch eine alte Frau als Botin. Wenn auch nur Offscreen. Wäre aber vielleicht eine schöne Rolle für Hela Gruel gewesen.

Aber interessante Parallele: In den ersten vier Wallace-Filmen (inklusive Konkurrenz) muss im dritten ein Einzeltäter zur Strecke gebracht werden. In den ersten vier James-Bond-Filmen geht es beim dritten nicht gegen Spectre, sondern gegen einen Einzeltäter.

Und die Darstellung des Bhag ist wohl dem damaligen Zeitgeist geschuldet. Animalische Wildheit wäre für die Zeit doch schon arg progressiv gewesen. Da weht dann noch eher ein Hauch von Geisterbahngrusel aus den 50ern (und früher) herüber.

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

27.11.2018 20:25
#141 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Ja, die alte Frau gibt es ja noch, die im Film ebenfalls "kopflos" geworden ist. Im Buch hat sie überlebt, wurde aber auch nur in einem Gespräch erwähnt, glaube ich zumindest.
Helga Gruel ist doch die, die Gerd Fröbe eingesperrt hatte... Die hätte wohl tatsächlich gut in die Rolle gepasst. Da hätte auch ihr Kopf aus der Kiste schauen können...

Goldfinger ist tatsächlich der einzige Schurke in den Connery-Bonds, der nicht irgendwie mit Spectre zu tun hat. Hab ich mir zufälligerweise gerade die Woche wieder angeschaut. Die Wallace-Sichtungen motivieren zu mehr Begegnungen mit Kindheitshelden. Ehrlicherweise muss man ja sagen, dass trotz unvergleichbar höheren Budgets die Logik der Handlung nicht unbedingt besser ist als bei Wallace. Aber der Sixties-Charme macht vieles wieder wett !

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

27.11.2018 20:47
#142 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Was die Botin des Kopfjägers angeht, ist es vielleicht etwas schade, dass man sie nie sieht und auch von ihrer Enthauptung nur aus zweiter Hand berichtet bekommt. Immerhin sorgt ihr Tod für eine Besonderheit im Finale: Als Longvale im Finale Ruth Sanders auf den Block der Witwe zerrt, sagt er, es sei ihm eine besondere Ehre, nun auch einmal eine Dame hinrichten zu dürfen, obwohl Ruth ja genaugenommen eben nicht die erste wäre. (Wen Longvale halt so als "Dame" einstuft und wen nicht ...)

Darüber hinaus freue ich mich, dass hier nun doch auch ein paar wohlwollende Kommentare eintrudeln. Denn außer dem Umstand, dass der "Rächer" nicht im D-Zug-Tempo an einem vorbeisaust, kann ich eigentlich nur Petitessen wie eine Namensaussprache, persönliche Abneigungen gegen die Kostümierung oder falsche Motorengeräusche als Kritikpunkte entdecken. Daran muss man sich schon vorsätzlich abarbeiten wollen ...

Was war noch? Logiklöcher? Gut, als der gefesselte Brixan durch die Luke aus großer Höhe aufs blanke Kopfsteinpflaster fiel, habe ich schon beim Zuschauen Schmerzen bekommen. Geht sowas als Logikfehler durch? Und was ist mit der mysteriösen Drehbuchseite? Warum soll die unglaubwürdig sein? Ruth Sanders erhält als Einspringerin kurzfristig ein Ersatzexemplar des Drehbuchs, das der Regieassistent aus dem Nichts hervorzaubert. Im Trubel könnte da durchaus eine andere Seite dazwischengerutscht sein. Dem letztlich für die Drehbücher verantwortlichen Dramaturgen Lorenz Voss traue ich eher andere Ambitionen als den sauberen Umgang mit den ihm anvertrauten Materialien zu ...

Ray Offline



Beiträge: 1.930

27.11.2018 23:57
#143 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Das Besondere an den Rialto-Wallace-Filmen ist u.a., dass man sie in den überwiegenden Fällen bedenkenlos auch heute noch Leuten vorsetzen kann, die ansonsten so gut wie keine Filme aus der Entstehungszeit konsumieren. Das sollte man beim "Rächer" lieber unterlassen, wenn man nicht Gefahr laufen will, dass es sich dann um den wahrscheinlich vorläufig letzten gemeinsamen Filmabend handelt.

Dem "Rächer" fehlt es an dem Esprit, der die Railto-Filme so auszeichnet, jenes Gespür für die Abwechslung von Spannung und Entspannung, welche die Filme über das Krimi-Vergnügen hinaus zu einem rundum gelungenen Filmerlebnis macht. Humor sucht man im "Rächer" weithin vergebens und wenn handelt es sich in der Regel um solchen der unfreiwilligen und noch dazu unangenehmen Sorte. Der Film beginnt noch recht ordentlich. Heinz Drache wird als patenter Ermittler eingeführt, Siegfried Schürenberg als sein Vorgesetzter, wobei man festahlten muss, dass seine Performance das gewisse etwas seiner späteren Rollenkreation abgeht. In der vorliegenden Form ist er nicht mehr und nicht weniger als ein gleichwertiger Ersatz für Fürbringer. Ina Duscha ist zwar im Ganzen recht "knuffig", schauspielerisch kann sie sich anders als in "Eheinstitut Aurora" hingegen nicht hervortun. Der viel zitierte "Miiiiiiichaeeel"-Ausruf bleibt ein "Abtörner". Überhaupt legt die Produktion wenig Wert auf englische Aussprache, darüber hinaus werden die Figuren anstatt mit Mr/Mrs/Miss mit Herr/Frau/Fräulein angeredet. Allerdings hatte sich die Konkurrenz bis dato auch nicht mit Ruhm bekleckert (man denke an Lowitz und sein "Inschpektor" im "Frosch" oder Wussows "kleine Dorretie"). Die Film-im-Film-Handlung ist grundsätzlich eine reizvolle, indessen schlägt man vorliegend anders als später im Bryan Edgar Wallace-Film "Das Ungeheuer von London-City" keinerlei Kapital daraus, weil die nähere Handlung unklar bleibt und sich keinerlei Parallelen zur Filmhandlung finden. Immerhin werten ein paar Figuren aus der Crew und ihre Darsteller den eigentlichen Film auf. Zu nennen sind zum einen Klaus Kinski, der sich ein paar nette Wortgefechte mit Heinz Drache liefert, bei denen man sich im Übrigen gut vorstellen kann, dass diese nicht einmal "gespielt" werden mussten. Zum anderen Friedrich Schoenfelder, der eine für seine Verhältnisse größere Rolle erhielt und diese recht sympathisch ausfüllt.

Damit wären jedoch nun alle positiven Aspekte erschöpfend genannt. Mit Übergang des zweiten ins dritte Drittel der Filmhandlung verflacht das Werk von Karl Anton. In dieser Phase schlägt der ungehobelte Benno Sterzenbach auf, der für eine Nebenrolle in einem TV-Krimi geeignet gewesen mag, für die große Leinwand aber eine Nummer zu klein erscheint, insbesondere, wenn er sich mit dem souveränen Heinz Drache messen muss. Die wohl undankbarste Rolle der gesamten Wallace-Ära bekam der bemitleidenswerte Al Hoosman, der einen "Wilden" aus dem Dschungel mimen "darf". Schwarz angemalt und mit den Augen rollend, muss er durchs Bild tapsen, dass es einem die (Fremd-)Schamesröte ins Gesicht treibt. Zu Ludwig Linkmann bleibt eigentlich nur zu sagen, dass die Art seiner Performance wohl "sein Stil" war, denn gefühlt interpretiert er jede Rolle, die er seinerzeit ausfüllte, mit leichten Akzentuierungen so wie den wunderlichen Schlossbesitzer Longvale. Regisseur Anton ist anzulasten, dass er das Tempo verschleppt und mit der Intention der Spannungssteigerung eingebrachte Szenen ihre Wirkung völlig verfehlen (nächtlicher Besuch Bhags bei Ruth z.B.). Im Gegensatz zu den vorherigen und vielen kommenden Wallace-Filmen hat das Phantom, also hier der Rächer, zudem viel zu wenig Präsenz. Ein paar kurze Einblendungen der Limousine sind im Vergleich zu den bedrückenden, Respekt einflößenden Auftritten des roten Kreises und des Froschs viel zu wenig. Und entgegen einiger Bekundungen kann auch das Finale dieses "Minus" nicht kompensieren. Und wenn der vorliegende Film das Ergebnis einer vergleichsweise romangetreuen Verfilmung ist, spricht das nicht unbedingt für das zugrunde liegende Werk aus der Feder des Meisters.

Alles in allem ein Film, dessen alleiniger Verdienst es ist, Darsteller wie Heinz Drache, Siegfried Schürenberg und Klaus Kinski in die Wallace-Welt eingeführt zu haben, davon abgesehen aber keinen Beifall verdient und abseits von chronologischen Sichtungen auch nicht mehr den Weg in meinen Player finden würde. 2,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

28.11.2018 05:21
#144 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Hui, da sind aber einige Behauptungen dabei, die mir arg windig vorkommen. Zunächst einmal liegt es mir persönlich fern, bei der Beurteilung eines Films zu beachten, ob dieser nur möglichst Mainstream ist, um jemandem, der mit dieser Art Klassiker eigentlich nichts anfangen kann, auch irgendwie mitzunehmen. Ich schaue Wallace-Filme zu meiner Unterhaltung, weil ich alte Krimis mag und nicht weil ich jemand anderen von etwas überzeugen will, das eigentlich nicht sein Bier ist. Aber da mag jeder seine eigenen Absichten verfolgen. Und ob deine These wasserdicht ist, steht auf einem anderen Blatt: "Der Rächer" ist der einzige Wallace-Krimi, den ich selbst schon auf Kinoleinwand gesehen habe - das war vor fünf Jahren beim Potsdamer Stadtteil-Kinosommer in Groß-Glienicke in der Nähe des Longvale'schen Gutshofs. Die Besucher dieser Veranstaltung waren Locals und keine Wallace-Geeks und ich hatte nicht den Eindruck, als hätten sie sich mit Langeweile oder aus Verwunderung über womögliche Antiquiertheit abgewendet. Eintrittsgelder wurden jedenfalls keine zurückgefordert.

Zum zweiten Mal bereits lese ich die Forderung, der "Rächer" hätte Redundanz in Form einer spiegelnden Film-im-Film-Handlung gebraucht. Die Frage hier ist: Hätte ihm das nicht vielleicht eher geschadet als genützt? Ich tue mich jedenfalls schwer, mir vorzustellen, was genau das eigentlich hätte bringen sollen. Wenn das Filmteam da gerade irgendeinen Spuk über Hinrichtungen dreht und plötzlich von der Realität eingeholt wird, würden 1. hier stante pede die ersten pfiffigen Logikloch-Schnüffler aufschlagen, um das für einen zu großen Zufall zu halten, 2. beim Auffinden der abgetrennten Köpfe der unmittelbare Schockeffekt verpuffen, weil sich Akteure und Zuschauer erstmal fragen müssten, ob es sich da gerade um "echte" Tote oder um Requisiten vom Filmdreh handelt, und 3. die Enthüllung des Mordwerkzeugs vorgezogen werden, was aus dramaturgischen Gründen unerwünscht war und dem Finale an Wirkung geraubt hätte. Ich glaube, dieser Vorschlag ist einfach ein Rohrkrepierer.

Was du im Übrigen gegen das Finale einzuwenden hast, wird aus deinen kritischen Zeilen nicht ersichtlich. Nur dass dich gleich sowohl Sterzenbach als auch Linkmann nicht überzeugen. Dabei handelt es sich bei Sterzenbachs Fiesling und Lüstling Sir Gregory um eine ausgewachsene Verbrechertype, die mit vergleichsweise mehr Offenheit dargestellt wird als z.B. der ähnlich gelagerte Jochen-Brockmann-Part im "Hexer". Kurios ist lediglich, dass Sir Gregory dadurch, dass er am Schluss selbst nur knapp mit dem Leben davonkommt, ein für seine Verhältnisse recht mildes Ende nimmt und seine Strafverfolgung der Fantasie des Zuschauers überlassen bleibt. Sterzenbach agierte zwar hauptsächlich im TV-Bereich, stellt aber nicht nur hier unter Beweis, dass er Kino-Niveau hat, sondern wiederholt ein ähnliches Level von Gefährlichkeit und Abgebrühtheit nochmal in seinem Auftritt in "Max, der Taschendieb", wo gerade die gesamte Filmdramaturgie darauf ausgerichtet ist, dass seine Rolle im Mittelteil fehlt, sich der Zuschauer aber trotzdem seiner bis zum Schluss erinnert. - Bei Linkmann wundere ich mich über die Aussage einer angeblich fehlenden Wandlungsfähigkeit. Erstens ist dieses Kriterium wohlfeil; würde man es zum Beispiel auf Klaus Kinski anwenden, käme dieser in fast allen seiner Rollen ziemlich schlecht weg. Klassisches Kino arbeitete in den allermeisten Fällen nunmal mit Typisierungen von Schauspielern und bot diesen immer wieder Rollen an, die zu ihrer Art, sich vor der Kamera zu präsentieren, passten. Zweitens frage ich mich im Speziellen, was denn Linkmanns Lokalredakteur in "Alibi" oder sein um sympathische Korrektheit bemühter Diener Blume in "Der gläserne Turm" - um nur zwei Beispiele zu nennen - nun eigentlich genau mit seiner Performance als Henry Longvale zu tun haben sollen. Drittens ist es eben nicht ausreichend, Longvale nur als bloßen Wunderling abzutun - so könnte man die Rolle höchstens vereinfachen, wenn man nur eine Fernsehaufzeichnung des Films besäße, bei der die letzten 15 Minuten fehlen.

Was dein abfälliges Urteil zur Buchvorlage angeht: Die Einschätzungen der User, die sie gelesen haben, findest du im relativ umfangreichen Romanthread. Sie klingen ganz anders. Ich kann mich ihnen vorbehaltlos anschließen und würde den "Rächer" als eines der ganz starken Bücher von Edgar Wallace dem geneigten Leser empfehlen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

28.11.2018 09:22
#145 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Ich musste deiner steilen These, "Der Rächer" verdiene die Höchstwertung, ja etwas in dieser Hinsicht gleichwertiges entgegensetzen. Das ist mir scheinbar gelungen.

Dass ich den "Rächer" keinem Dritten vorsetzen würde, war nur eine vorangestellte Feststellung und ist kein Aspekt, dem ich dem "Rächer" selbst ankreide. Dieses Urteil fälle ich vielmehr aus den in meiner Rezension nachfolgend aufgeführten Gründen. Und ich hatte als "Versuchskaninchen" auch nicht solche Leute im Kopf, die zwar nicht viel aus der Zeit schauen, sich aber trotzdem dazu entschließen, sich diesen auf großer Leinwand anzusehen. Das sind ja dann in der Regel solche, die schon mit ein bisschen Nostalgie zufrieden zu stellen sind. Ich hatte vielmehr Leute im Kopf, die man in Sachen Wallace zu ihrem Glück quasi zwingen muss. Leute, die x-fach "Der Wixxer" und "Neues vom Wixxer" gesehen haben, aber noch keinen "echten" Wallace. Inwieweit man dieses Klientel von Wallace-Filmen begesitern kann, welche man dann im speziellen auswählen sollte, um den gewünschten Erfolg zu erzielen und ob diese Leute es überhaupt wert sind, mit Wallace-Filmen "beglückt" zu werden, ist aber sicher ein eigenes Thema.

Bezüglich der Film-im-Film-Handlung bleibe ich dabei, dass sie nicht den Mehrwert hat, welchen sie haben könnte. Darüber, wie man sie hätte ausgestalten müssen, um diesen Mehrwert zu erreichen, habe ich mir offen gestanden gestern keine konkreteren Gedanken gemacht. Ich bin auch kein Autor, vielleicht können da versiertere Kräfte hier im Forum etwas beitragen. Am Finale an sich gibt es für sich genommen auch nicht so viel zu mäkeln, außer eben, dass in diesem ein Mann eine Hauptrolle spielt, der mich schauspielerisch nicht überzeugt. Und das ist dann für die Wirkung doch einigermaßen erheblich. Ich finde es davon abgesehen nicht so grandios, dass man berechtigterweise meinen könnte, es gleiche die vergebenen dramaturgischen Chancen wieder aus. Oder anders gewendet: das Finale ist es in meinen Augen nicht wert, dafür auf größere Auftritte des "Rächers" im Laufe der Filmhandlung zu verzichten. Denn eine übermäßig große Überraschung ist die Täterdemaskierung ja nun auch nicht. Sterzenbach drängt sich allzu sehr auf, der Rest wäre - was bei Wallace zugegebenermaßen nicht selten vorkommt - eher aus dem Hut gezaubert gewesen.

Bei Sterzenbach ist es schlicht wie ich geschrieben habe so, dass er in meinen Augen in Anbetracht dessen, wie seine Figur angelegt ist (Weltenbummler, Schloss, Macht über Diener und Frauen), dem selbstbewussten Drache zu wenig entgegenzusetzen hat. Ich denke daim Vergleich etwa an Drache und Kinski im vorliegenden Film oder Drache und Pinkas Braun in "Die Tür mit den sieben Schlössern". Da ist jeder Schlagabtausch eine helle Freude, weil sich zwei gleichwertige Schauspieler messen. Zwischen Sterzenbach und Drache sehe ich ein Ungleichgewicht, was den Szenen ein ganzes Stück weit ihren Reiz nimmt. Und bei Linkmannn empfand ich es u.a. bei den von dir angesprochenen Rollen, in denen er eben keine "Wohltäter" spielte, so, dass er sie ebenfalls sehr seltsam anlegte. Und wenn jemand sowohl "Normalos" als auch "Verrückte" ähnlich spielt, kommt mir das eben komisch vor. Daher begnüge ich mich mit der Begründung, dass das wohl "sein Stil" war. Ein Kinski konnte schauspielerisch zwischen "Normalos" und "Verrückten" demgegenüber in meinen Augen klar differenzieren.

Und was die Bemerkung zur Buchvorlage angeht: Auch diese will nicht mehr bedeuten, als dass ich mir nicht vorstellen kann, dass mich der Roman aus den Socken hauen würde, wenn der Film, dem relative Romantreue bescheinigt wird, in meinen Augen zu den schlechtesten Wallace-Filmen überhaupt zu zählen ist. Das mag vielleicht auch nicht zutreffen (es ist ja nicht ausgeschlosen, dass ich durch die Romanlektüre erst die wahren "Stärken" des Films zu schätzen wüsste und er in der Folge in meiner Gunst steigen würde; außerdem scheint der Rächer dort eine größere Präsenz zu haben als im Film), aber darauf ankommen lassen will ich es genau wie bei der Vorführung des Films vor Dritten lieber vorerst nicht.

P.S.: Und einen positiven Aspekt habe ich dann doch noch vergessen: das romantische "Happy End" ist zwar sowohl allgemein als auch was den konkreten Verlauf der Szene betrifft, vorhersehbar, aber im Ganzen doch recht charmant.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

28.11.2018 12:28
#146 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #14
Was war noch? Logiklöcher? Gut, als der gefesselte Brixan durch die Luke aus großer Höhe aufs blanke Kopfsteinpflaster fiel, habe ich schon beim Zuschauen Schmerzen bekommen. Geht sowas als Logikfehler durch?


Sagen wir mal großzügig ausgelegte physikalische Realität.

Zitat
Und was ist mit der mysteriösen Drehbuchseite? Warum soll die unglaubwürdig sein? Ruth Sanders erhält als Einspringerin kurzfristig ein Ersatzexemplar des Drehbuchs, das der Regieassistent aus dem Nichts hervorzaubert. Im Trubel könnte da durchaus eine andere Seite dazwischengerutscht sein. Dem letztlich für die Drehbücher verantwortlichen Dramaturgen Lorenz Voss traue ich eher andere Ambitionen als den sauberen Umgang mit den ihm anvertrauten Materialien zu ...



Das stimmt schon. Und was wäre Wallace ohne mindestens einen glücklichen Zufall.

Im Vergleich mit manch anderem Film sind das auch nur Petitessen. Der Rächer ist in Sachen Logik einer der rundesten Wallace-Filme für mich.

Zitat von Ray im Beitrag #15
Dem "Rächer" fehlt es an dem Esprit, der die Railto-Filme so auszeichnet, jenes Gespür für die Abwechslung von Spannung und Entspannung, welche die Filme über das Krimi-Vergnügen hinaus zu einem rundum gelungenen Filmerlebnis macht. Humor sucht man im "Rächer" weithin vergebens und wenn handelt es sich in der Regel um solchen der unfreiwilligen und noch dazu unangenehmen Sorte.


Das stimmt schon. Als klassischer "Kino-Event-Wallace-Reißer" mag der Rächer wenig taugen und steckt natürlich hinter den meisten Rialtos zurück. Das schmälert in meinen Augen seine Meriten als Kriminalfilm allerdings nicht. Man merkt, dass die Herangehensweise eine andere war. Welche man vorzieht, ist dann letztendlich Geschmackssache, bzw. hängt auch von der Erwartungshaltung ab.

Zitat
Und entgegen einiger Bekundungen kann auch das Finale dieses "Minus" nicht kompensieren.



Aha, dann haben wir Befürworter also einfach nicht den richtigen Durchblick. Schön, dass das geklärt ist.

Zitat
Und wenn der vorliegende Film das Ergebnis einer vergleichsweise romangetreuen Verfilmung ist, spricht das nicht unbedingt für das zugrunde liegende Werk aus der Feder des Meisters.



Im Roman gibt es wohl noch - ich habe ihn schon ewig nicht mehr gelesen - einige Zusammentreffen der Protagonisten mit der schwarzen Limousine des Täters. Im Anbetracht der Auto-Szenen in Frosch und Kreis sicherlich atmosphärisch verschenktes Potential. Wenn ich dem Rächer etwas vorwerfen würde, dann zumindest eher das als ein verschenktes Film-im-Film, das einfach nur hinzugedichtet worden wäre. Wobei die fehlende Präsenz des Kopfjägers im Mittelteil durchaus ebenfalls einen dramaturgischen Effekt haben kann. Wenn man etwas über den Verlauf des Films schon fast vergessen hat, vermag manch einen das Wiederauftauchen umso härter zu treffen. Longvale, den man im Hinterkopf irgendwo als freundlichen, leicht verschrobenen Schlossbesitzer im Hinterkopf hat, im weiteren Verlauf keine Rolle mehr gespielt hat, und der dann plötzlich sein wahres Gesicht zeigt. Oder auch im Finale: Wenn Ruth in die lebensgefährlichen Fänge des wahnsinnigen Kopfjägers gerät, kann man leicht aus dem Auge verlieren, dass ja eigentlich auch noch Bhag hinter ihr her war. Der dann als überraschender Retter auftauchen kann.

Aber zu dieser - von der Rialto-Reihe sehr verschiedenen - Inszenierungsart hatte ich ja auch bereits etwas geschrieben. Manch einer ist dafür empfänglich, manch anderer nicht.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

28.11.2018 21:39
#147 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #18

Zitat
Und entgegen einiger Bekundungen kann auch das Finale dieses "Minus" nicht kompensieren.


Aha, dann haben wir Befürworter also einfach nicht den richtigen Durchblick. Schön, dass das geklärt ist.



Das sollte im Ergebnis auch nicht mehr als eine Gegenbehauptung sein. Zugegebenermaßen hätte man das netter formulieren können, was die vorgerückte Stunde und die Unzufriedenheit hinsichtlich des unmittelbar zuvor gesichteten Films scheinbar verhindert haben.

Was mir noch aufgefallen ist: am Anfang raucht Schürenberg in einer Szene. In dem Moment hat sich mir die Frage aufgedrängt, ob er das als Sir John später jemals gemacht hat. Mir ist spontan kein Bild dazu eingefallen. Kann das jemand hier auflösen? Das wirkte jedenfalls irgendwie fremd, freilich, ohne dass man das dem Film anlasten kann.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

30.11.2018 17:26
#148 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Mit kleiner Verzögerung möchte ich nun auch meine Einschätzung des Rächers abliefern, gesehen hab ich ihn schon am Sontag, war aber leider ein wenig zu beschäftigt.

Beim Rächer bin ich immer ein wenig zwiegespalten. Auf der Haben-Seite stehen: eine gute Besetzung, nicht nur auf dem Papier, sondern auch recht gut zu ihren Rollen passend, auch die hier zum Teil kritisierten Benno Sterzenbach und Ina Duscha sind richtig besetzt und machen ihre Sache gut. Ebenfalls gut sind die Locations: Jagdschloss Glienicke und Spandauer Tor werden auch gut in Szene gesetzt, gerade bei den Nachtaufnahmen. Das Finale ist natürlich auch gelungen.
Dem gegenüber stehen aber auch einige Schwächen. So ist der Film im Film zwar eine schöne Idee, aber warum muss das ausgerechnet eine Operetten-Schmonzette sein. Bei einem Mittelalterfilm z.B. hätte man reichlich Schwerter in der Requisite, was den Kreis der Verdächtigen durchaus vergrößerte. Und die Aktivitäten des Wohltäters hätten auch ein wenig ausführlicher und vor allem drastischer inszeniert werden können (auch ohne den Schlussgag vorweg zu nehmen).

Dann gibt es auch wieder die üblichen Klischees: die Hauptdarsteller des Films im Film müssen natürlich rumzicken. Natürlich gibt es auf der Schreibmaschine auf der der Wohltäter seine Briefe schreibt wieder mal rum hängende Buchstaben. Natürlich funktioniert am Ende die Pistole nicht (oder ist nicht geladen).

Es gibt aber auch wieder Details, die einen schmunzeln lassen: die Filmproduktionsgesellschaft bekommt geradezu Berge von Manuskripten zugeschickt (Sir Gregory hat auch 2 beigesteuert), die offensichtlich alle brav gelesen und bewertet werden, und das auch noch in relativ kurzer Zeit. Da wird ganz schön viel Zeit mit Lesen zugebracht (wobei die meisten dieser Machwerke mit 'unbrauchbar' gekennzeichnet sind, nur die 'Enterbten' werden noch überarbeitet ).
In einer andern Szene sehen sich Regisseur Jackson und Michael Brixan Filmaufnahmen von Sir Gregories Schloss an, wo hinter dem Giebelfenster der Kopf der malaiischen Tänzerin zu sehen sein soll. Da Brixan nur eine Bewegung erkennt, wird der Film aus dem Vorführapparat genommen und er schaut sich das Einzelbild auf dem Film selbst an. Was man auf einer 2 Quadratmeter großen Leinwand nicht erkennt, sieht man auf einem 2 Quadratzentimeter großen Bild natürlich sofort .

Das malaiische Geschwisterpaar ist eigentlich völlig überflüssig (und soll wohl Sir Gregories Verruchtheit ein wenig sichtbarer machen). Auch die 'Zwitschergeräusche' an Brixans Wagen braucht es so dringend wie ein Loch im Zahn.

Nett hingegen der Vorspann, in dem die Darsteller erst am Ende gelistet werden, dafür aber dann auch noch mit Rollennamen und Funktion (das hat noch was von Vorkriegsfilm, wo das durchaus üblich war).


Der Rächer gehört bei mir noch zu den Filmen, bei denen man sich auf eine bevorstehende Sichtung freuen kann (so ging es mir jedenfalls vorletzte Woche) und deshalb gibt es von mir auch (aufgerundet): 4 von 5 Punkten

brutus Offline




Beiträge: 13.030

30.11.2018 17:36
#149 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #18
Zitat von Gubanov im Beitrag #14
Was war noch? Logiklöcher? Gut, als der gefesselte Brixan durch die Luke aus großer Höhe aufs blanke Kopfsteinpflaster fiel, habe ich schon beim Zuschauen Schmerzen bekommen. Geht sowas als Logikfehler durch?


Sagen wir mal großzügig ausgelegte physikalische Realität.


Aber schon seeeehr großzügig. Wer schon mal in der Zitadelle die Holztreppe runter (oder besser rauf) gestiegen ist, der kann sich nur wundern, das es nur bei ein paar blauen Flecken bleibt

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

30.11.2018 18:18
#150 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Logik in Filmen...Es handelt sich hier um einen Spielfilm und nich tum eine Dokumentation. "Logikfehler" gibt'S in jedem Wallace-, Winnetou- oder James Bond-Film. Nicht nur beim RÄCHER

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