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Dieses Thema hat 157 Antworten
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 Filmbewertungen
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Ray Offline



Beiträge: 1.930

13.08.2016 13:29
#121 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Es geht mir nicht in erster Linie um die Figur selbst - da gab es später sicher viele weitere in der Art -, sondern eher darum, wie über Bhag von Seiten der anderen Figuren, vor allem der von Heinz Drache, der schließlich als Sympathieträger vorgeschoben wird, gesprochen wird. Da sind einfach einige Äußerungen zweifelhafter Natur bei. Nostalgie hat eben auch seine Schattenseiten und solche Momente gehören für mich dazu und sollten m.E. Erwähnung finden.

Die Figur selbst ist schlicht und ergreifend platt und wenig effektvoll, das hat man beim "Blinden Jack" wesentlich besser gemacht, bei späteren Figuren Adi Berbers (z.B. bei "Tür") war es hingegen ähnlich schwach.

Da ich aber offenbar der einzige bin, dem das aufgefallen ist bzw. den das stört, will ich da jetzt auch nicht weiter darauf heumreiten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

13.08.2016 16:10
#122 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #121
Da ich aber offenbar der einzige bin, dem das aufgefallen ist bzw. den das stört, will ich da jetzt auch nicht weiter darauf heumreiten.


Ich werde mal darauf achten, ob mir beim nächsten Sehen etwas auffällt. Das letzte Mal ist schon wieder länger her und irgendwie habe ich gerade wieder richtig Lust auf den Film bekommen.

Aber erstmal werde ich mich wohl um meine heute endlich angekommene Weinert-Wilton-Box kümmern.

Jan Offline




Beiträge: 1.753

15.08.2016 11:26
#123 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Rächer ist auch in meinen Augen kein wirkliches Highlight, er ist jedoch in den vergangenen Jahren in meiner Gunst eher gestiegen als gefallen. Karl Anton war ein guter Regisseur - nur leider kein ausgemachter Krimi-Profi. So sind die Schwankungen in der Spannung sowie die ausgelassenen Chancen offenkundig. Aus der Vorlage hätte man einige Jahre später - nicht zuletzt vor dem Hintergrund des Wissens der eingefahrenen Krimi-Welle - mehr gemacht. So haftet dem Rächer eher eine gewisse Getragenheit der 1950er Jahre an, die Harald Reinl kurz zuvor mit dem Frosch besser umschifft hat. Dass Ina Duscha gegenüber Eva Anthes und erst recht gegenüber Renate Ewert völlig abschmierte, bescherte dem Film zusätzlich das Problem, ohne echte Hauptdarstellerin auskommen zu müssen. Alles in allem aber ist der Rächer für ein Frühwerk durchaus annehmbar. Mir fallen schon ad hoc drei Rialto-Filme aus der Schwarzweiß-Ära ein, die ich deutlich (!) schwächer einstufe.

Gruß
Jan

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.08.2016 22:10
#124 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Ray im Beitrag #121
(...) sondern eher darum, wie über Bhag von Seiten der anderen Figuren, vor allem der von Heinz Drache, der schließlich als Sympathieträger vorgeschoben wird, gesprochen wird.


So, ich habe den Film jetzt wieder gesehen und muss (leider?) gestehen: Einer meiner liebsten Wallace-Filme! Auf jeden Fall nicht so schlecht wie sein Ruf hier. Für einige mag er angestaubt wirken, für mich passt diese Nostalgie hingegen sehr gut zu Wallace.

Und was Brixan betrifft, am Auffälligsten fand ich, dass er einmal "Neger" und einmal "Wilder" sagt. Der erste Begriff gehörte damals ja noch mehr oder weniger zum Sprachgebrauch und das andere ist eigentlich eine passende Beschreibung für den allein im Dschungel aufgewachsenen. Außerdem sagt er das ja nicht einfach so, sondern in eher aufgebrachter Stimmung. Nicht nett, aber jetzt auch nicht völlig unverzeihlich.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

15.08.2016 22:20
#125 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #124
[quote=Ray|p7383405]

Und was Brixan betrifft, am Auffälligsten fand ich, dass er einmal "Neger" und einmal "Wilder" sagt. Der erste Begriff gehörte damals ja noch mehr oder weniger zum Sprachgebrauch und das andere ist eigentlich eine passende Beschreibung für den allein im Dschungel aufgewachsenen. Außerdem sagt er das ja nicht einfach so, sondern in eher aufgebrachter Stimmung. Nicht nett, aber jetzt auch nicht völlig unverzeihlich.



Solche Begriffe kommen in zahlreichen von mir geschätzten Western und Dschungelabenteuern en masse vor. Da kann ich mich nicht dran stossen.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

15.08.2016 23:29
#126 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ich mag den Film auch und sehe ihn immer mal wieder gern.Manche Kritik wirkt doch sehr an den Haaren herbei gezogen.Wenn dann noch "Political Corectnes " in Feld geführt wird........Ist natürlich alles Geschmackssache ...aber Filme muss man eben auch in ihrer Zeit betrachten und politisch waren sie doch eher unschuldig.
Die Diskussionen sind ja nicht neu ....Tim und Struppi im Kongo ( was jetzt wirklich eher grenzwertig ist ) oder ein Bundespräsident der einen Staatsbesuch mit "liebe Neger" einleitete.( Und sich wohl auch nichts böses dabei dachte )Also ich versuche da die Kirche im Dorf zu lassen.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

17.08.2016 17:59
#127 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zunächst einmal freut es mich, dass mein Bericht zumindest mitursächlich für die erneute Sichtung von Seiten von Count Villain war. Wenn diese auch noch erfreulich verlaufen ist, umso schöner. Ich möchte hier niemandem die Freude an irgendwelchen Filmen vermiesen, sondern schildere nur meine eigene Wahrnehmung. Und ob einen diese Begriffe u.ä. nun stören, ist genauso eine Frage der eigenen Empfindung wie die Frage, ob ein Film spannend ist oder nicht oder der Humor übertrieben oder nicht usw.. Ich kann die heutigen Gegebenheiten bei der Sichtung eben nicht vollkommen ausblenden. Wenn andere dies können - fein. Und dass es zu jener Zeit schon "ohne" ging, zeigen schließlich die Rialto-Produktionen, jedenfalls kann ich mich bei jenen Filmen an keine Äußerungen in der Richtung erinnern.

Lord Low Offline




Beiträge: 746

26.09.2016 20:17
#128 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Auch hier habe ich wieder eine Frage zu einem Drehort:

Ist bekannt, welches Gebäude für das britische Außenministerium Pate stand?

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

24.11.2018 13:20
#129 Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Rächer

Zum zweiten Mal in Folge haben wir einen Wallace-Krimi einer Guillotine zu verdanken. Mit einem kleinen Unterschied: Diesmal hindert kein Nagel das Fallbeil, das vom „Wohltäter“ großzügig eingesetzt wird. „Der Rächer“ ist der dritte Krimi der German Wallace Wave und zugleich die erste rein deutsche und die erste Konkurrenz-Produktion zum Rialto-Kanon. Traditionell sind die Meinungen zum Film eher kritisch. Doch nachdem einige Mitschreiber hier in den letzten beiden Themen ihren Hang zum klassisch-altmodischen Kriminalfilm wiederentdeckt haben, sehen sie vielleicht auch den „Rächer“ mit einem milderen Blick.

Auf jeden Fall gibt es viel Spektakel: Filmsetaufnahmen, brutale Morde, zum ersten Mal Drache, Kinski und Schürenberg bei Wallace – und wem das nicht genügt, der läuft Gefahr, in die Fänge von Halbwesen Bhag zu geraten ...!

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 23 von 36 (68,48 %)

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

24.11.2018 20:14
#130 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

"Der Rächer" nimmt in meinem Ranking der Wallace-Filme einen Platz im Mittelfeld ein.
Das erste und das letzte Drittel des Films sind recht ordentlich und spannend inszeniert. Dazwischen gibt es jedoch einige Längen. So kann er in diesem Punkt seinen Vorgängern "Der Frosch mit der Maske" und "Der rote Kreis" nicht das Wasser reichen. Die Auflösung gefällt mir allerdings besser als beim "Frosch". Die Besetzung der Darsteller ist grösstenteils gut. Einzig Ina Duscha, die "Over the Top" agiert , fällt negativ ab. Zudem ist die Rolle des Bhag im Vergleich zu einer ähnlich verorteten Figur wie der des "Blinden Jack" in "Die toten Augen von London" eher lächerlich ausgefallen. Das ist allerdings weniger dem Darsteller anzulasten, bieten sein Part und seine Maskerade doch kaum Entfaltungsmöglichkeiten. So kann Bhag bei mir weder Angst noch Grusel verbreiten. Die Tatsache, dass mehrere englische Namen im Film deutsch ausgesprochen werden, ist aus heutiger Sicht ein Ärgernis. In damaligen deutschen Filmen kam dies aber leider häufiger vor. Dass Brixan Bhag als "Neger" bezeichnet, ruft heutzutage natürlich auch Unmut hervor, ist aber ebenfalls der damaligen Zeit geschuldet. Insofern lasse ich die letzten beiden Punkte bei der Kritik zwar nicht aussen vor, möchte sie aber nicht zu stark gewichten. "Der Rächer" erhält von mir 3 von 5 Punkten.

PS: Aufgrund der Bewertungsskala, die bis zu fünf Punkten reicht, werden bei mir immer wieder Filme die gleiche Punktzahl erhalten, auch wenn ich in ihnen schon eine unterschiedliche Qualität sehe. So finde ich "Der Rächer" z.B. insgesamt schwächer als "Der Frosch mit der Maske".

Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.519

24.11.2018 20:39
#131 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #1
Doch nachdem einige Mitschreiber hier in den letzten beiden Themen ihren Hang zum klassisch-altmodischen Kriminalfilm wiederentdeckt haben, sehen sie vielleicht auch den „Rächer“ mit einem milderen Blick.



Leider nicht. Es gibt in den Gewerken Drehbuch, Regie und Schnitt leider zu viele Unzulänglichkeiten. Zuallererst ist der Film ungefähr zehn Minuten zu lang. Dieses fehlende Tempo raubt dem "Rächer" einiges an Energie, der Film wirkt bisweilen etwas schwerfällig und zäh. Dann sind aber einige Schnitte rein vom handwerklichen Standpunkt aus gesehen reichlich dilettantisch, beispielsweise gleich am Anfang, während des Briefings von Brixan durch Major Staines. Das Drehbuch setzt falsche Spotlights, weiß zum Beispiel mit dem Umstand, dass die Mitglieder eines Filmteams zum Figurenensemble gehören, viel zu wenig anzufangen. Wir wissen als Zuschauer ja nicht einmal, was da eigentlich für ein Film gedreht wird. Was hätte es da alles für interessante Möglichkeiten gegeben beispielsweise einen Film-im-Film-Subplot mit in die Handlung einzubauen, aber in der vorliegenden Ausführung ist das alles zu beliebig und austauschbar. Zudem weiß das Buch mit einigen potentiell reizvollen Nebenfiguren, beispielsweise Stella Mendozza, viel zu wenig anzufangen. Stattdessen die Fokussierung auf Sir Gregory Penn und seine merkwürdigen Lebensumstände und Vorlieben.

Der Regie von Karl Anton fehlt es an Härte, gerade im Vergleich mit den beiden Rialto-Vorgängern. Klar, die Morde sind brutal, aber sie finden allesamt Offscreen statt, was den Schauerfaktor doch erheblich mindert. Was hätte man für gruselige Szenen erstellen können (der Vorwurf geht natürlich auch ans Buch), etwa mit dem maskierten Rächer, der seine Opfer durch die Katakomben Richtung Guillotine schleift. Stattdessen zeigt man ein startendes Auto im Hof der Zitadelle Spandau... Klar - der Umstand, dass die Opfer mit einer Guillotine geköpft wurden, sollte erst am Ende enthüllt werden - auch um den Verdacht nicht von Sir Gregory abzulenken, dem man natürlich zutraut, einem Menschen mit einem einzigen Schwerthieb den Kopf abzutrennen. Unabhängig davon leistet sich Anton vermeidbare Schludrigkeiten - so kann er sich nicht entscheiden, wie denn nun der Name Ruth Sanders ausgesprochen wird (deutsch, englisch, irgendwas dazwischen) - beziehungsweise überlässt er das dem/der jeweiligen Darsteller/in. Das darf einfach nicht sein. Und ein Fremdschäm-Moment ist es immer, wenn die gute Ruth den Namen Michael schmachtend ebenfalls deutsch ausspricht - das passt einfach nicht in einen Wallace-Film.

Natürlich hat der Film auch seine Vorzüge - so muss man ihm zugute halten, dass er in vielerlei Hinsicht Pionierarbeit leistet - angefangen bei den Darstellern Drache, Kinski und Schürenberg, die nur wenig später zum Inventar der Rialto-Filme zählen sollten. Insbesondere Kinski spielt hier schon so präzise, wie man es von ihm gewöhnt ist. Aber auch Schürenbergs Auftritt lässt keine Wünsche offen. Ludwig Linkmann gibt einen herrlich unkonventionellen Schurken. Als erster reiner "Landkrimi" war "Der Rächer" Vorbild für Filme wie "Der schwarze Abt" oder "Der Würger von Schloss Blackmoor". Kameramann Willi Sohm gelingen partiell durchaus atmosphärische Bilder - speziell die Nachtaufnahmen (etwa, wenn Bhag durch den Schlosspark hüpft) können sich sehen lassen. Auch die Auswahl der West-Berliner Kulissen überzeugt - die bereits erwähnte Zitadelle Spandau erweist sich als wunderbar unheimliches Refugium des Rächers.

Retrospektiv fällt es natürlich leicht zu meckern, aber "Der Rächer" erweckt den Eindruck eines Films der verpassten Chancen. Wenn Alfred Vohrer den Stoff drei Jahre später im Rialto-Rahmen verfilmt hätte, wäre wahrscheinlich ein vorzüglicher Horror-Wallace herausgesprungen. Das letztendliche Ergebnis ist natürlich kein Desaster und bietet immer noch liebenswerte Krimi-Unterhaltung, wirkt aber ungleich verstaubter und biederer als die Rialto-Filme jener Jahre.

greaves Offline




Beiträge: 583

25.11.2018 10:55
#132 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Der Rächer

Auch dieser Film hab ich vor 26/27 Jahren als kleiner Junge im Tv gesehen.

Was die Schauspieler angeht,ist er gut Besetzt.Viele sieht man in späteren Wallace Filmen nochmal.
Heinz Drache,Siegfried Schürenberg,Klaus Kinski,Ingrid van Bergen,Rainer Brandt,Maria Litto,Friedrich Schönfelder usw.
Alle von ihnen machen ihre Sache gut.Ina Duscha passt nicht in so einen Film!Das ein Filmteam im Film vorkommt stört mich nicht. Ist das im Roman auch so??

Drehorte wie Spandauer Tor,Zitadelle Spandau gefallen mir gut und werden ja in späteren Filmen der Reihe noch ein paarmal genutzt. Was mir nicht gefällt und in meinen Augen nicht in den Film passt,ist das Jagdschloss Glienicke.Das sieht mir zuwenig nach englischem Schloss aus. Z.b(Zwiebelturm)Klar,um das kann man streiten..
Das die Namen im Film nicht englisch ausgesprochen werden ist auch keine Musik in den Ohren.MICHAEL tönt ja nicht toll.ABER,wenn man auf englisch „MEIKEL“
„in diesem Film rufen würde,tönt es sicher noch komischer,als ein normales MICHAEL. ..
Was noch schlimmer und mehr ein No Go ist,ist das man den Ton der Automotoren soo schlecht wiedergibt.Da gibt es Autos die fahren zuerst lautlos wie ein Tesla und aufeinmal
röhrt das Auto wie eine Amerikanische Bratpfanne.
Apropo Autos:
In diesem „englischen „Film ,(der es ja sein sollte)sieht man ausser Brixans MG (mein Vater hat ein paar solche zuhause/mit denen @Abt und ich früher rumgekurvt sind😜)kein englisches Auto,nur Amerikanische Karren.

Das sind Sachen die man besser berücksichtigen hatte sollen.

Ein Film der bei mir nicht oft im Player liegt...

3 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.11.2018 13:20
#133 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Rächer

Kriminalfilm, BRD 1960. Regie: Karl Anton. Drehbuch: Gustav Kampendonk, Rudolf Carter (d.i. Rudolf Katscher) (Romanvorlage „The Avenger“, 1926: Edgar Wallace). Mit: Heinz Drache (Agent Michael Brixan), Ina Duscha (Ruth Sanders), Ingrid van Bergen (Stella Mendoza), Benno Sterzenbach (Sir Gregory Penn), Ludwig Linkmann (Henry Longvale), Klaus Kinski (Lorenz Voss), Friedrich Schoenfelder (Regisseur Jack Jackson), Siegfried Schürenberg (Major Staines), Al Hoosmann (Kammerdiener Bhag), Rainer Brandt (Reggie Conolly), Franz-Otto Krüger (Regieassistent), Rainer Penkert (Kameramann), Maria Litto (malaiische Tänzerin), Albert Bessler (Zeitungsmann) u.a. Uraufführung: 5. August 1960. Eine Produktion der Kurt-Ulrich-Film Berlin im Europa-Filmverleih Hamburg.

Zitat von Der Rächer
Kurz nachdem sich ein Agent des Geheimdienstes als V-Mann entpuppte, finden Zeugen seinen vom Körper abgetrennten Kopf. Er ist ein Opfer des sogenannten „Kopfjägers“ geworden – eines geheimnisvollen Unbekannten, der Verbrecher und Kranke mit kraftvollen Hieben enthauptet. Die Spur des Toten führt den ermittelnden Agenten Michael Brixan zu Filmaufnahmen nach Winchester, wo Ruth Sanders, die Nichte des Ermordeten, gerade die Hauptrolle in einem Lustspiel erhalten hat. Sir Gregory Penn, ein aufdringlicher Verehrer mit einem brutalen Wilden als Kammerdiener, stellt ihr wiederholt nach und auch vom schmierigen Dramaturgen Voss und dem im Sinken begriffenen Starlet Stella Mendoza scheint Ruth Gefahr zu drohen. Sie wird mehrfach entführt und findet sich schließlich in den schauerhaften Katakomben des „Kopfjägers“ wieder ...


„Ich möchte ihm nicht allein begegnen. Mit diesen Händen kann er einem spielend das Genick brechen.“

Inhaltlich wie formal unterscheidet sich „Der Rächer“ deutlich von den Rialto-Film-Produktionen der Jahre 1959 und 1960. Hierbei macht sich bemerkbar, dass sich die Drehbuchautoren Kampendonk und Katscher noch näher an die Wallace-Vorlage hielten als Eis und seine jeweiligen Co-Writer bei der Rialto, und dass die Inszenierung in den Händen des im Ufa-Filmstil sozialisierten Karl Anton lag. So verschiebt sich der Fokus von den aufregenden Verbrechen einer Gangsterorganisation hin zu einer latenten Spannung, die von den gruseligen Taten eines Einzelverbrechers induziert wird. Der Filmtitel nennt ihn „Der Rächer“, im Film ist vom „Kopfjäger“ oder „Wohltäter“ die Rede – unter diesen Decknamen agiert der vielleicht unheimlichste Schurke der Wallace-Filmgeschichte, denn „Der Rächer“ betritt nicht nur in Besetzungs- und Drehortfragen Neuland, sondern ist auch der erste Wallace-Krimi, bei dem sich eine Mordmethode (und zwar eine besonders radikale) von Anfang bis Ende wie ein rotgefärbtes Fallbeil durch die Filmhandlung und die Hälse der Opfer gleichermaßen durchzieht. Dass Anton sich zunächst auf spannungssteigernde Aufnahmen der schwarzen Limousine des Täters beschränkt und die Guillotine nicht gleich beiläufig enthüllt, bürgt für ein finale furioso. Der große Auftritt der „Witwe“ kurz vor Filmende wird wie die Erfüllung einer gruseligen Prophezeiung regelrecht zelebriert, zumal dazu die martialische Filmmusik Peter Sandloffs äußerst effektiv aufbrandet und die Fratze des Bösen und des Wahnsinns so unverhüllt gezeigt wird wie selten sonst in der Filmreihe.

Im Gegensatz zu den Rialto-Produktionen, die großzügig mit Logik und Wahrscheinlichkeiten umgehen, ist „Der Rächer“ überschaubarer und daher wasserdichter gestrickt. Die Frage, wer die Opfer einen Kopf kürzer macht, beherrscht jede Szene, was den „Rächer“ zu einem Mitratekrimi im besten Sinne macht. Es gelang Karl Anton auch, am Filmset als Hauptschauplatz verschiedenste Figuren verdächtig erscheinen zu lassen. Seine Darstellerführung ist beachtlich und sorgt dafür, dass die Rollen tiefer ausgearbeitet wirken als in den meisten schnelllebigeren Rialto-Filmen und die Darsteller entsprechend vielseitig auftrumpfen können – jede einzelne der Besetzungsentscheidungen wird bei der Romanlektüre 1:1 wieder vor dem inneren Auge zum Leben erweckt. Besonderes Lob gilt in dieser Beziehung Ingrid van Bergen als Idealbild einer blasiert-biestigen Schauspieldiva, Friedrich Schoenfelder als vordergründig freundlichem, aber bei der Umsetzung seiner Projekte knallhartem Regisseur sowie den beiden völlig unterschiedlichen Schlossbesitzern Sir Gregory Penn (Benno Sterzenbach) und Henry Longvale (Ludwig Linkmann). Sowohl Sterzenbach als auch Linkmann hatten hier ihre einzigen Wallace-Auftritte, was in Anbetracht der Qualität ihrer Leistungen völlig unverständlich ist. Sterzenbach erweist sich als perfekte Besetzung für den gefährlichen Macho-Fiesling, während Linkmanns doppelbödige Darstellung Betulichkeit und Gefährlichkeit äußerst glaubwürdig vereint. Der auf Nebenrollen abonnierte Darsteller darf sein Können im „Rächer“ einmal richtig ausspielen und trifft dabei den Ton eines degenerierten britischen Adligen so treffsicher, als käme er direkt aus einem zwanzig Jahre früher gedrehten Propagandastreifen.

In den Hauptrollen bilden Heinz Drache und Ina Duscha ein passendes Paar, denn Draches starke Persönlichkeit verlangt nach einem eher passiven Gegenüber. Duscha verkörpert mit der unerfahrenen Jungschauspielerin eine klar konservative Rolle, was ihr unabhängig von tatsächlichen schauspielerischen Fähigkeiten gegenüber selbstbewussteren, aktuelleren Parts, wie sie von Ewert oder manchmal von Dor verkörpert werden, heutzutage einen Rezeptionsnachteil verschafft. Für Drache dagegen ist der Auftritt als Spezialagent, der sich kaum von dem eines Scotland-Yard-Polizisten unterscheidet, der wirksame, vom Weitblick des Produzenten Kurt Ulrich zeugende Einstieg in eine langjährige Karriere als etwas abgebrühterer Joachim-Fuchsberger-Konkurrent, der über Durbridge-Fernsehumwege wieder zu Edgar Wallace zurückfinden wird. Als ebenso prophetisch erweist sich das Casting von Siegfried Schürenberg und Klaus Kinski in Rollen, die Horst Wendlandt drei Jahre später nicht treffsicherer hätte besetzen können – mit dem feinen Unterschied, dass Kinskis Undurchsichtigkeit hier noch kein Selbstzweck, sondern ein die Handlung wirklich bereichernder red herring ist und Schürenberg noch ohne jeden trottelhaften Humor auskommt, was ihm ungemein gut zu Gesicht steht und den „Rächer“ zu seinem vielleicht nicht größten, sicher aber seriösesten und damit vielleicht auch besten Wallace-Auftritt macht. In Anbetracht der Bilderbuch-Besetzung ist es ein wenig schade, dass die Produktionsunterlagen so wenig Aufschluss über Kleinrollen geben, da auch diese bis zum Ein-Szenen-Part sehr gelungen besetzt sind. Dennoch muss man bis heute auf die Informationen verzichten, wer zum Beispiel den Voss nachfolgenden Dramaturgen, das gefangene Indonesiermädchen, deren Bruder oder die Garderobiere von Ruth Sanders spielte.

Trotz seiner idealen Besetzung ist „Der Rächer“ nicht nur ein Schauspielerfilm. Was ihn besonders auszeichnet, ist die Kontrastierung der eher lustspielartig wirkenden Filmaufnahmen mit der stets dahinter lauernden Gefahr, die sich in einem andauernden Wechsel zwischen freundlich-sonnenbeschienenen und düsteren Innen- und Außenaufnahmen ausdrückt. Kamera und Ausstattung sind hier als besonders wertig hervorzuheben, zumal der Film – entstanden zirka ein Jahr vor Mauerbau im direkten Grenzgebiet von Berlin und Potsdam – über ein einmaliges Flair hinaus auch über historische Relevanz verfügt. Ein Musterbeispiel für die besagten Kontraste ist das harmlose Äußere von Schloss Griff Towers, dessen Inneres sich als schwerterbehangenes Gewalt- und Lustdomizil mit Turmzimmerkerker, Geheimgang hinter der Vertäfelung und mörderischem „Hauspersonal“ entpuppt. Der wilde Bhag (gewissermaßen ein Menetekel der späteren, ähnlich gelagerten Rollen Ady Berbers und gleichzeitig ein effektiver Gegenspieler zum unsichtbaren „Kopfjäger“) bleibt jedoch keine eindimensionale, personifizierte Drohgeste, sondern wandert in den hochspannenden Schlussszenen in den Katakomben der Spandauer Zitadelle unerwartet auf die gute Seite über und rettet damit den anderen Beteiligten die Haut. Man erkennt an kleinen Kniffen wie diesen, dass es dem „Rächer“ um das Erzählen einer guten Geschichte geht und sich diese bestens mit düsteren Schockmomenten kombinieren lässt.

Für den vielleicht originalgetreuesten Wallace-Krimi der 1960er Jahre spricht nicht nur die Wahl eines Spitzenklasse-Romanstoffs, sondern auch die Mischung aus stilprägenden Elementen mit klassischem Schick, die den Film hochwertig und zugleich unheimlich wirken lässt. Eine perfekte Besetzung macht aus einem Whodunit eine veritable Gruppenleistung, bei der das Gleichgewicht aus Insiderscherzen aus der Filmbranche („Sie sind wohl von der Filmselbstkontrolle“) mit einem hauptsächlich düsteren Tenor ideal getroffen wird. Ein Vergnügen ohne Fehl und Tadel.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

25.11.2018 13:27
#134 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Der Rächer (1960)



Regie: Karl Anton

Drehzeit: 31.05.1960 - 20.06.1960

Mit: Heinz Drache, Ingrid van Bergen, Benno Sterzenbach, Ina Duscha, Ludwig Linkmann, Siegfried Schürenberg, Klaus Kinski, Rainer Brandt, Friedrich Schoenfelder, Al Hoosman, Maria Litto, Franz-Otto Krüger, Rainer Penkert, Albert Bessler, Asikin Nazir



Handlung:


Dem Sicherheitsbeamten Michael Brixan bereitet eine ebenso seltsame wie grausame Mordserie Kopfzerbrechen. Ein offensichtlich wahnsinniger Serienmörder, der sich auch noch "Wohltäter" nennt, trennt seinen Opfern, wie es scheint, mit nur einem Hieb fein säuberlich die Köpfe ab und verschickt diese in Schachteln gepackt. Seine Ermittlungen führen Brixan zu dem wenig seriösen und hormongesteuerten Forscher und Abenteurer Sir Gregory Penn und dessen monströsen Diener Bhag, der mehr an einen Affen als an einen Menschen erinnert und der unter dessen Kontrolle für unsaubere Handlangertätigkeiten eingesetzt wird. Außerdem rücken eine Filmgesellschaft und ein schrulliger Schlossherr in den Fokus der Ermittlungen, die sich auf immer unheimlicheres Terrain begeben...

Anmerkungen:


Nachdem sich "Der Frosch mit der Maske" und "Der Rote Kreis" als überraschende Erfolgsfilme der Rialto entpuppten zögerte der Produzent Kurt Ulrich (1905-1967) nicht lange und schickte anno 1960 seinen eigenen Konkurrenz-Edgar-Wallace "Der Rächer" in's Rennen. Dem Film ist anzusehen, wie sehr sich Regisseur Karl Anton (1898-1979) um eine wirklich stimmungsvolle und typische Wallace-Atmosphäre bemüht hat. Es mangelt nicht an Nachtaufnahmen, Nebel, alten Gemäuern, einem bedrohlichen Mordwerkzeug und nicht zuletzt einem monströsen Wilden, der geisterhaft durch die Dunkelheit tappt. Ausserdem wimmelt es regelrecht von Darstellern, die später das Bild der Rialto-Wallace-Filme maßgeblich prägen sollten. Bürgerschreck vom Dienst Klaus Kinski schlägt hier noch vergleichsweise leise Töne an, rückt aber aufgrund einiger betont arrogant ausgetragener Wortgefechte mit Heinz Drache, in denen die beiden ihre gegenseitig Antipathie köstlich zur Schau stellen, bereits deutlich in's Bewusstsein. Heinz Drache macht in seinem vielversprechenden Genre-Debut eine stattliche Figur und sicherte sich damit seine Position als Ermittler in späteren Rialto-Filmen. Besonders erfreulich ist Siegfried Schürenbergs Auftritt als ernstzunehmender und sympathischer Vorgesetzter und lässt bedauern, dass er später zur Witzfigur vom Dienst degradiert wurde. Nicht unbedingt im Gedächtnis verhaftet bleibt dagegen Ina Duscha (geb.1935), deren wenig charismatische Ausstrahlung beliebig austauschbar erscheint.

Absolut störend und thematisch unpassend ist die nach Heimatfilm miefende Schnapsidee mit den Folklore-Einlagen des Films im Film, die wohl der Phantasie eines vom Teufel gerittenen Drehbuchautors entstammen könnte und einen Wallace-Film nicht im geringsten bereichert. Die sonst aber nicht unspannend erzählte Geschichte und deren düsterer Thriller-Charakter verdienen ihren Respekt. Trotzdem erscheint der Streifen billiger und atmosphärisch deutlich weniger potent als seine Rialto-Vorbilder, was wohl nicht zuletzt daran lag, dass man sich selbst unter erheblichen Zeitdruck setzte, um der "Bande" im Kino zuvorzukommen. Kameraführung, Licht-Schatten-Spiel und musikalische Untermalung liefern ein Zeugnis dafür ab, dass hier nicht unbedingt die erste Riege von Thriller-Experten am Werk war. Besonders von der Musik wird man jämmerlich im Stich gelassen. Das Agieren des entlarvten Täters am Schluss ist überzeichnet. Die Szene mit dem Malaien, der plötzlich mit dem Schwert in der Hand aus dem Nichts auftaucht, ist gar arg an den Haaren herbeigezogen und erscheint recht schwerfällig darum bemüht, Geisterbahn-Effekte einzubauen. Die im Rahmen der Weiterentwicklung der Rialto-Reihe immer deutlicher zutage tretenden Qualitätsunterschiede bewirkten, dass der "Rächer" in der Gunst der Wallace-Fans immer weiter nach unten rutschte und schließlich als ziemlich vergessener Streifen sein Dasein fristet. Der Affen-Mensch Bhag hingegen kann sich als hässlicher Unhold durchaus sehen lassen, hätte aber effektivere und bedrohlichere Auftritte verdient. Schließlich war man beim "Frosch" ja auch nicht gerade zimperlich. Den hier sehr plump wirkenden Benno Sterzenbach kann ich als zwielichtigen Zeitgenossen nicht so wirklich ernst nehmen. Ein besonderer Lapsus ist das betont deutsch ausgesprochene "Michaeeel" der bedrohten Maid, was auch einem Rückfall in die Blütezeiten des Heimatfilms gleichkommt, von dem sich das Wallace- Genre doch sonst so erfrischend abgrenzt. Hier schimmert leider eine gewisse Schlamperei durch, die nicht hätte sein dürfen.

Fazit:

Interessanter Trittbrett-Wallace, der zwar besser als sein Ruf ist, dem gut ausbalancierten Fingerspitzengefühlt des Rialto-Teams beim Zusammenspiel von Story, Musik und Kamera dann doch nicht die Stirn bieten kann. Trotzdem ein Achtungserfolg, der ohne Weiteres 3 von 5 Punkten verdient.

Giacco Offline



Beiträge: 2.516

25.11.2018 15:13
#135 RE: Wallace der Woche (03): Der Rächer (1960) Zitat · Antworten

Aus der Film-Echo-Kritik (Aug. 1960):

"Das Drehbuch basiert auf einem Roman von Edgar Wallace, aber anscheinend setzten die Autoren Dr. Gustav Kampendonk und Rudolf Cartier in die Zugkraft dieser Kriminalstory allein doch nicht das rechte Vertrauen, sondern mischten noch ein gut Teil Gruselkabinett und Liebesgeschichte in sie hinein. Das Problem des Happy-Ends wussten sie übrigens sehr herzig zu lösen. Was die Kriminalhandlung anbelangt, ist sie im Grunde reichlich meschugge und abwegig. Immerhin ist es dem Regisseur Karl Anton gelungen, den Verdacht des Zuschauers bis zuletzt auf stets andere und jedes Mal falsche Fährten zu locken. Das geschieht zwar nicht immer mit messerscharfem Verstand und zwingender Logik, aber der Zuschauer wartet dann doch gespannt, bis das Geheimnis um den "Rächer" endlich gelüftet ist.
Von der Besetzung her erfüllen eigentlich sämtliche Darsteller die ihnen zufallenden Aufgaben mit Zufriedenheit und durchaus glaubhaft. Das gilt bei den Männern insbesondere für Heinz Drache, Benno Sterzenbach und Klaus Kinski und bei den Frauen sowohl für Ingrid van Bergen als auch für Ina Duscha. Nicht unerwähnt sei Al Hoosman als affenähnlicher Urwaldmensch, für dessen abschreckendes Aussehen vor allem der Maskenbildner ein Extralob verdient hat.
Wie zu erfahren ist, soll das Publikum dem Film reges Interesse entgegenbringen."


"Der Rächer" wurde in Frankreich am 11.10.1961 uraufgeführt und kam dort noch vor den ersten beiden Rialto-Produktionen in die Kinos.
Er verzeichnete insgesamt 519.575 Besucher ( Paris: 119.473)

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