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Dieses Thema hat 157 Antworten
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 Filmbewertungen
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Georg Offline




Beiträge: 3.259

04.05.2012 16:38
#106 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Eben habe ich „Der Rächer“ wiedergesehen und muss den Film etwas in Schutz nehmen. Allzusehr wird er nämlich immer wieder verrissen, u. a. auch in Joachims Büchern. Im Vergleich zu den ersten drei Rialto-Filmen ist der Film zwar weniger unheimlich, hat aber auch seine gruseligen Szenen (die Prätitelsequenz, das Finale, das „Monster“) und ist auch mit nicht wenig Humor ausgestattet. Die Schlagabtausche zwischen Klaus Kinski und Heinz Drache fallen mir dazu spontan ein oder generell die lockeren Sprüche des Hauptdarstellers (so z.B.: Schoenfelder: „Was soll diese Schießerei mitten in der Nacht?“ – Drache: „Tut mir leid, dass ich nicht bis zum Tag damit warten konnte!“). Der Film hält sich ziemlich an die Vorlage, was man ja von den meisten Rialto-Produktionen nicht gerade sagen kann, und einiges, was man der Handlung als langatmig anlastet, muss somit eigentlich dem Roman zugeschrieben werden. Auch der Vorwurf, dass Karl Anton bisher keinen Kriminalfilm gedreht hatte, kann so nicht stehen gelassen werden. Das stimmt zwar, nur hat Reinl z. B. meines Wissens vor „Der Frosch mit der Maske“ auch keinen Krimi gedreht und hat damit auch Neuland betreten. Anton hat eine durchaus passable Arbeit abgeliefert, die zwar nicht immer ganz flott, aber durchwegs nicht schlecht und streckenweise doch sehr spannend in Szene gesetzt ist. Schließlich sollte man bedenken, dass diese Produktion im Gegensatz zu den drei anderen Start-Produktionen der Rialto eine völlig andere Besetzung aufweist, die allerdings so beeindruckend gewesen sein muss, dass man gleich mehrere Darsteller aus dem Film (Drache, Schoenfelder, Schürenberg und Kinski) als wichtige Bestandteile der folgenden Rialto-Filme genommen hat. Man kann als Wallace-Fan also dem Produzenten Kurt Ulrich nur dankbar sein, dass er die Rechte an seinem Roman gleich wahrgenommen hat und bereits 1960 die Verfilmung angegangen ist. Ohne diese wären die späteren Rialto-Wallace-Filme möglicherweise ohne Drache, Schürenberg und Kinski gedreht worden und auch in das „Das Halstuch“ hätte sicherlich nicht Heinz Drache als Inspektor Yates (der aber auch nicht erste Wahl war!) ermittelt. Insofern nimmt „Der Rächer“ also einen besonderen Status ein, der unter diesem von mir erwähnten Aspekt eigentlich viel zu wenig berücksichtigt wird.
„Der Rächer“ (zugegebener Maßen bildgestalterisch weniger beeindruckend als „Der Frosch mit der Maske“, „Die Bande des Schreckens“ und natürlich „Der rote Kreis“) ist passable Wallace-Unterhaltung, die schauspielerisch überzeugt und sehr nahe an der Vorlage ist. Als Fan des „echten“ Edgar Wallace also unverzichtbar.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

05.05.2012 11:37
#107 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Meine 100%-ige Zustimmung, Georg.

tilomagnet Offline



Beiträge: 585

06.05.2012 15:45
#108 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Georg
Allzusehr wird er nämlich immer wieder verrissen, u. a. auch in Joachims Büchern.



Ich empfand dies bei der Lektüre der Kritiken des Hallo Buchs durchaus als störend, dass man allzu deutlich merkt, dass Joachim da durchweg die "Rialto-Brille" aufhatte. An mehreren Stellen wird einfach deutlich, dass er an die Konkurrenzfilme schon so herantritt, dass man sie eigentlich von vornherein nur hinter die entsprechenden "offiziellen" Filme einordnen könne.

Dementsprechend hält er den RÄCHER auch für schwächer als alles aus dem Hause Rialto - was in Anbetracht der Filme nach 1965 - eine Ansicht ist, die wohl von den Wenigsten mit einer objektiven Sicht auf die Dinge geteilt werden dürfte.

Auch von mir nicht. Klar, an die Highlights der Rialto Reihe kommt der RÄCHER nicht an, aber trotz ein paar Längen im Buch ist das ein handwerklich einwandfrei gemachter, toll besetzter Film mit einigen wunderbar schaurigen Szenen und einer durchaus nicht vorhersehbaren Auflösung.

Mark Paxton Offline




Beiträge: 347

01.06.2012 20:09
#109 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von tilomagnet
Ich empfand dies bei der Lektüre der Kritiken des Hallo Buchs durchaus als störend, dass man allzu deutlich merkt, dass Joachim da durchweg die "Rialto-Brille" aufhatte. An mehreren Stellen wird einfach deutlich, dass er an die Konkurrenzfilme schon so herantritt, dass man sie eigentlich von vornherein nur hinter die entsprechenden "offiziellen" Filme einordnen könne.

Ja, da erinnere ich mich an einen Satz, in dem sinngemäß stand: "An die Rialtoproduktionen kam keine Konkurrenzproduktion heran" oder "Die schlechteste Rialtoproduktion war besser als die beste Konkurrenzproduktion". Das sehe ich auch anders. Gerade Filme wie "Der Rächer", den ich auch sehr mag und der wie schon erwähnt wurde, wenigstens Romangetreu ist, hat streckenweise gruselige Szenen, die in anderen Filmen abgehen. Auch "Das Rätsel des silbernen Dreieck" halte ich allemal besser gelungen als z. B. die "Gräfin".
Wäre der Film eine Rialto-Produktion, man würde nicht so mit ihm umgehen.

schwarzseher Offline



Beiträge: 626

01.04.2013 19:45
#110 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Da ich mir den Rächer in meinem Osterpaket mitbestellt hatte,habe ich ihn mir auch noch mal angesehen.
Der Film hat alles, was ich von einem guten Wallace ( Krimi ) verlange.Unabhängig von der Herstellungsfirma.Schauspieler ,Story,Wallace Stimmung.
also 3,5/5

patrick Offline




Beiträge: 3.245

23.03.2014 20:50
#111 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Rächer ist besser als sein Ruf. Rialto oder nicht Rialto ist mir völlig egal. BEW, Mabuse und Brauers Kara Ben Nemsi Filme sind ja auch nicht Rialto. Der Film hat durchaus typische Wallace Elemente und ist vielen Rialtos überlegen.Den Affen-Mann find ich ziemlich gelungen, auch wenn er für viele lächerlich wirkt. Er ist für mich nicht einen Bruchteil so lächerlich wie der "Gorilla".Das Verließ mit der Guillotine ist "Wallace-ganz-toll". Die Nachtszenen passen auch. Sehr unterhaltsam sind die frechen Entgegenungen Kinski`s auf Drache`s Fragen ( "Auch wenn ich`s wüsste, würd ich mich nicht dazu verpflichtet fühlen, es Ihnen zu sagen". "Wenn Sie`s wissen, warum fragen Sie dann"). So richtig kaltschnäutzig und ohne Respekt.

Siegfried Schürenberg in einer ernsten Rolle gefällt mir auch sehr gut. Schade, dass er später immer den Dummkopf verkörpern musste (außer im Tuch). Ernst hat er mir eigentlich besser gefallen.
Die Folklore Einlagen find ich weniger toll und vollkommen überflüssig.

Mindestens 3,5 von 5 Punkten.

Andy79 Offline



Beiträge: 55

17.06.2014 14:41
#112 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Mir ist jahrelang gar nicht bewusst gewesen, dass es sich hierbei um ein Konkurrenzprodukt handelt. Der Film hat alles, was die Rialto-Filme haben. Er war sogar den Rialto-Filmen voraus: Er hatte als erster richtig gruselige Szenen sowie die Schauspieler Heinz Drache, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg. Lediglich Eddi Arent fehlt, aber er war ohnehin nicht in jedem dabei.

Ich muss lediglich zugestehen, dass er ein paar Längen hat. Kein Wunder, er ist ja auch länger als jeder Rialto-Wallace-Film.

Auch schön hier den jungen Rainer Brandt mal zu sehen. Er tauchte ja später noch mal im "Hund..." auf bzw. dort tauchte er unter.

Von mir bekommt also der Film 4 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

23.07.2014 00:03
#113 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

"Der Rächer" belegt im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014 Platz 23 von 36. Der Film erhielt 68,48 % der möglichen Punkte. Das entspricht einer durchschnittlichen Filmwertung von 3,42 von 5 Punkten.

1. 3,8 Punkte p.P. = Platz 19 (+4) in der Kategorie Ermittler
2. 3,8 Punkte p.P. = Platz 18 (+5) in der Kategorie Verbrecher und Verbrechen
3. 3,3 Punkte p.P. = Platz 29 (–6) in der Kategorie Regie und Inszenierung
4. 3,3 Punkte p.P. = Platz 20 (+3) in der Kategorie Drehbuch und Logik
5. 3,6 Punkte p.P. = Platz 22 (+1) in der Kategorie Atmosphäre
6. 2,7 Punkte p.P. = Platz 34 (–11) in der Kategorie Musik
7. 3,5 Punkte p.P. = Platz 18 (+5) in der Kategorie Prätitelsequenz und Vorspann
8. 3,7 Punkte p.P. = Platz 19 (+4) in der Kategorie Wallace-Faktor
9. 3,2 Punkte p.P. = Platz 28 (–5) in der Kategorie freie Wertung

In der Vorrunde (Kampf um die Top-10) wurde "Der Rächer" auf Platz 24 gewählt.

Blinde Jack Offline




Beiträge: 2.000

12.10.2015 12:16
#114 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ich habe mir den Rächer mal wieder angesehen und hier meine Meinung dazu:

Was die Besetzung betrifft, war der Film sogar den Rialto-Wallace ein Stück voraus. Künftige Stars der Reihe wie Drache, Kinski und Schürenberg geben hier ihr Debüt.
Heinz Drache spielt hier eine meiner Lieblingsrollen als Inspektor. Er bewegt sich zwischen grenzenlosem Charm und bei Flirtversuchen bisweilen kindlicher Vorsichtigkeit. Bei seinen Ermittlungen beweist er Stil, Eleganz, einen schlauen Kopf und dennoch eine zupackende Art. Mir gefällt er ausgesprochen gut und ich sehe ihn immer sehr gerne in diesem Film, was auch daran liegt, dass er hier ein tolles Intermezzo mit Klaus Kinski bietet. Jener weiß als als Voss wirklich zu überzeugen. Keine Wutausbrüche, oder geistige Unstabilität - Kinski überzeugt vor allem durch den Einsatz seiner Stimme und macht die Dialoge mit Drache zu unvergesslichen Szenen des Films.
Schürenberg, hier noch weit entfernt von seinem späteren Sir John, gefällt mir ebenfalls sehr gut. Er zeigt auch hier sein großes schauspielerisches Talent.

Einen absolut brillianten Part gibt Benno Sterzenbach zum Besten, der den Sir Gregory Penn einfach nur widerlich in Szene setzt. Für mich ganz klar zu bedauern, dass er nicht öfter die Chance bekam, in einem EW mitzuwirken. Mit seinem Auftritt im Rächer hat er sich ja mehr als empfohlen!
Ingrid van Bergen überzeugt als Diva, wie auch später im Narzissenfilm und hätte für meinen Geschack noch etwas mehr Platz im Drehbuch erhalten können.
Ihr gegenüber steht Ina Duscha, die mir eigentlich ganz gut gefällt. Sie ist sicherlich nicht an der Spitze weiblicher Hauptdarstellerinnen, aber ihren Auftritt als schlecht zu bwerten, halte ich für sehr übertrieben.
Zum Schluss will ich noch Ludwig Linkmann erwähnen, der seiner Figur auf tolle Art und Weise Leben einhaucht. Er wirkt gebrechlich, merkwürdig - aber harmlos. Im Finale allerdings hatte ich wirklich Angst vor ihm!

Der Rächer ist ein sehr spannendes Kammerspiel. Die Zahl der Verdächtigen ist zwar überschaubar, wie auch die Schauplätze, aber die Jagd nach dem Rächer ist dennoch toll inszeniert.
Mitunter hatte der Film sogar etwas einer Dokumentation, was vielleicht daran liegt, dass man als Zuschauer nie direkt an den Morden beteiligt ist, sondern durch bestimmte Schlüsselaufnahmen darauf hingewiesen wird. (Auto verlässt die Stollen, Paket wird gefunden, Zeitungsannonce usw.).
Jedenfalls gefiel mir die Art und Weise, mit der die Geschichte erzählt wird und die mit kleinen Rätseln und Überraschungen im Laufe der Handlung immer spannend bleibt. Dadurch, dass ein "Komiker" fehlt, erhält der Streifen einen sehr ernsthaften und realistischen Anstrich. Sicherlich ein Faktor, der das Finale in den Stollen so furchtergend macht.
Der Film lebt, wie jedes Kammerspiel, von den Akteuren und hat hier glückerweise nichts zu befürchten. Innerhalb des Filmteams gibt es Unstimmigkeiten und Konflikte, Gregor Penn hat genug Dreck am Stecken und zudem einen fürchterlichen Kammerdiener und über all dem natürlich die Frage: wer ist der Rächer?

Die Szenen wurden dunkel und bedrückend eingefangen, was einerseits an der Kameraarbeit Willi Sohms liegt und andererseits an den tollen Kulissen.
Ich musste zwar lachen, als ich bemerkte, dass ein einziges Zimmer sowohl Brixans Appartement, Ruth Sanders Garderobe und das Büro Jacksons ist, aber die restlichen Kulissen gefallen mir sehr gut. Das Schloss Penns ist wunderbar eingerichtet und vermag eine dichte Stimmung zu versprühen. Auch Longvales Schloss ist sehr stimmungsvoll hergerichtet und über die Szenen in den Stollen muss ich wohl nichts sagen.

Der Film, dem sicherlich ein anderes Tempo und eine andere Dynamik anzumerken ist, gefällt mir trotzdem sehr gut. Ein gutes Ensemble, tolle Drehorte und ein geniales Finale (furchteinflössend und absolut verstörend) sind klare Pluspunkte. Die Musik ist leider etwas mittelmäßig, aber fällt nicht so schwer ins Gewicht.
Für mich ein sehr guter Beitrag...

4 von 5 Punkten.

Ray Offline



Beiträge: 1.929

12.08.2016 22:05
#115 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Rächer (BRD 1960)

Regie: Karl Anton

Darsteller: Heinz Drache, Ina Duscha, Ludwig Linkmann, Friedrich Schoenfelder, Benno Sterzenbach, Ingrid van Bergen, Klaus Kinski, Rainer Brandt, Al Hoosmann, Maria Litto, Albert Bessler u.a.



Der Bericht enthält Spoiler.


Mag der vorliegende Film aus der Kurt Ulrich-Schmiede kommerziell ein Erfolg gewesen sein, qualitativ ist er ein "Wallace-Flop" und liefert sich mit einem anderen Film ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel "Schwächster Schwarzweiß-Wallace von 1959-1965".(Mit welchem wird noch nicht verraten).

Die ersten knapp dreißig Minuten sind noch recht vielversprechend. Gleich im Vorspann wird ordentlich Spannung aufgebaut, wenn man hinter den Credits sieht, wie "Der Rächer" mit seinem Auto durch die Tunnel fährt. Doch hier direkt der erste Kritikpunkt. Daraus hätte man viel mehr machen müssen. Von den Morden wird nur nachträglich "berichtet". Wesentlich mehr Spannung hätte man erzeugen können, wenn man den "Rächer" bei der Arbeit gezeigt hätte, d.h. zumindest Fahrten im Auto durch die Tunnel, um die Identität nicht vorwegzunehmen. Aber zurück zum gelungenen ersten Drittel. Die Hauptfigur des Ermittlers wird sehr gut eingeführt, die Chemie zwischen Drache und Schürenberg stimmt. Nächster Kritikpunkt: auch hier wurde das Potential nicht ausgeschöpft, im zweiten Drittel taucht Schürenberg nicht ein einziges Mal auf. Die erste Spur führt den Agenten an das Set des Historien-Films. Hier werden umgehend eine ganze Reihe an reizvollen Figuren eingeführt (Jack Jackson (Schoenfelder), Stella Mendoza (van Bergen)), kurz darauf folgt Lorenz Voss (Kinski) und man kann die Konflikte förmlich spüren.

Doch dann beginnt das zweite Drittel und das Niveau begibt sich auf Talfahrt. Da wäre einerseits die Figur des Bhag, gespielt von Al Hoosman, die aus heutiger Sicht erhebliche Bauchschmerzen bereitet. An dieser Stelle wird der Film mitunter offen rassistisch. Andererseits hängt die Spannung im zweiten Drittel gänzlich durch. Insofern hätte man getreu dem Motto "Leichen sind gefragt, Leichen" die ein oder andere Ermordung zur Spannungssteigerung einbauen sollen. Die wenigen Spannungsszenen sind im Übrigen ziemlich unbeholfen und weitgehend ohne Dynamik inszeniert. "Eingerahmt" wird das Ganze durch die - für Laienohren - unharmonische Musik.

Im letzten Drittel zieht man dann wieder ein wenig an, allerdings mutet das Geschehen wie auch im zweiten Drittel mitunter derart grotesk an, dass man sich ein wenig mehr Humor herbeigewünscht hätte. Bei dem Trash, den man dem Publikum serviert, hätte man gut daran getan, sich und das eigene Produkt nicht so ernst zu nehmen. Endlich hatte man bei den "Bad Boys" kein gutes Händchen. Benno Sterzenbach wirkt wie ein vorweggenomener Abklatsch von Gert Fröbes Abel Bellamy. Ludwig Linkmanns Darbietung ist auch eher belustigend denn angsteinflößend. Die Dramatik um die Guillotine verpufft gänzlich.

Der einzige und eigentliche Verdienst des Films ist - wie schon mehrfach erwähnt wurde - die Einführung einiger Darsteller in die Wallace-Welt, die bei den Rialto-Filmen zu festen Säulen werden sollten, allen voran natürlich Heinz Drache, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg. Drache hat man später sicher weitaus überzeugender gesehen, insbesondere schießt sich auch seine Figur mit rassistischen Äußerungen ins Abseits. Siegfried Schürenberg spielt seriöser als in späteren Wallace-Streifen, deutet sein Können in seinen wenigen Auftritten dennoch an. Kinski schließlich zeigt sich schon in absoluter Hochform und liefert sich mit Drache den ein oder anderne herrlichen Schlagabtausch. Ina Duscha sehe ich seit ihrer gelungenen Darbietung in "Eheinstitut Aurora" positiver, wenngleich man sich bei ihren "Miiichaeeel"-Rufen in Heimatfilme versetzt fühlt. Dies ist allerdings allgemein dem Drehbuch anzulasten, dass alle Personen mit "Herr", "Frau" oder "Fräulein" anstatt "Mr", "Mrs" oder "Miss" angesprochen werden. Dennoch: "Miiichaaeeel" ist und bleibt der Gipfel, womit man wieder beim Heimatfilm wäre... Friedrich Schoenfelder liefert eine ganz starke Vorstellung gehabt, ihm hätte man ruhig öfter größere Rollen geben dürfen. Neben den exqusiten Darstellern schaute man sich seitens Rialto bei den Drehorten später übrigens ebenfalls etwas ab: so sieht man hier erstmals in einem Wallace-Film die Zitadelle Spandau als Kulisse.


Aufgrund des offen zu Tage tretenden Rassismus ist "Der Rächer" heute kaum noch vorzeigbar. Insoweit wäre eine Modernisierung auch anno 1960 wohl unabdingbar gewesen. Weit überwiegend sehr gute Darsteller in einen vergleichsweise schwachen Wallace-Film. 2,5 von 5 Punkten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.08.2016 23:40
#116 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Schade, ausgerechnet dieser Wallace hätte keinen herzhaften Verriss mehr gebraucht. Dass ich in vielen Punkten anderer Meinung bin, ist nicht viel mehr als eine Geschmacksfrage, aber die Kritik an der Bhag-Rolle finde ich dann doch ziemlich überzogen.

Matze K. Offline



Beiträge: 1.060

13.08.2016 08:37
#117 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ich find den Rächer eigentlich auch voll cool ;) Also gehört definitiv in die Top 10 für mich

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Immer wenn du lügst, muss Jesus Blut weinen.
(Todd Flanders)
Wie kann Dummheit entscheiden was klug ist
(meine Frau)

Ray Offline



Beiträge: 1.929

13.08.2016 09:27
#118 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #116
Schade, ausgerechnet dieser Wallace hätte keinen herzhaften Verriss mehr gebraucht. Dass ich in vielen Punkten anderer Meinung bin, ist nicht viel mehr als eine Geschmacksfrage, aber die Kritik an der Bhag-Rolle finde ich dann doch ziemlich überzogen.


Das wiederum wundert mich ein wenig, zumal du das Problem beim "Teppich des Grauens" auch angemahnt hast. Da ich jetzt den direkten Vergleich habe, kann ich nur sagen, dass dies hier noch eklatanter zum Vorschein kommt. Insoweit hat man sich wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

13.08.2016 09:36
#119 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Verteidigung des Films schließe ich mich an. Der Rächer ist eigentlich ganz in Ordnung. Folklore und Michaeeeel stoßen mir allerdings auch recht sauer auf. Bhag finde ich toll.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

13.08.2016 12:44
#120 RE: Bewertet: "Der Rächer" (1960, Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Na ja, Bhag ist ja eigentlich nur eine krudere Vorgängerversion des "Blinden Jack", den man dann eigentlich auch anmahnen müsste. Man kann es mit der Political Correctness auch übertreiben. Immerhin kommen die Vertreter einer anderen Ethnie (die Verschleppte und ihr Bruder) in dem Film ganz gut weg und erhalten Brixans Dank. Außerdem gibt es im Verlauf der Serie auch genug weiße, "degenerierte" Brutalos (z. B. Giacco, Buckliger, blaue Hand) und unter denen kommt Bhag jetzt auch nicht am schlechtesten weg.

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