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Dieses Thema hat 157 Antworten
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 Filmbewertungen
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Peitschenmönch Offline




Beiträge: 536

03.02.2010 00:52
#91 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

positiv:
- Klaus Kinski in einer seiner besten Wallace-Rollen, jeden Dialog lautmalerisch gestaltend, wie ich es sonst nur aus Beurteilungen von Alan Rickmans Rolle als Severus Snape vergleichbar kenne
- Siegfried Schürenberg in seinem einzigen positiven Wallace-Part, wo er auch mal ohne zu blödeln agieren durfte
- hervorragende darstellerische Leistungen von Benno Sterzenbach und Ludwig Linkmann
- ein ansprechender Soundtrack mit coolen Percussion-Einlagen
- schöne Regie, die etwas "neorealistischer" als bei Rialto wirkt und mit einigen guten Effekten (Schatteneinsatz, Reißzoom, rasante Bewegungen mit Körper ohne Gesicht im Bild, in einer Szene als der Diener wegläuft) punktet

negativ:
- Ina Duschas deutsch ausgeprochenes "Michael" ist nervtötend und (aus heutiger Sicht) extrem peinlich; dass es gerade im Finale mehrmals zu hören ist, ist enttäuschend und führt das Geschehen völlig unnötig ad absurdum; auch wäre es angebracht gewesen, den Namen des "Onkels" französisch auszusprechen, aber das ist vergleichsweise nur eine Kleinigkeit
- das Filmset-Ambiente hätte reichlich Möglichkeiten geboten das Täterrätsel etwas besser zu konstruieren; die Story schießt sich zu sehr auf einen Verdächtigen ein
- der unfreiwillig komische Auftritt des asiatischen Retters, der ein wenig wirkt, als hätte man einen Chuck-Norris-Witz vorweg verfilmt

4/5 Punkten

Blap Offline




Beiträge: 1.128

28.03.2010 00:32
#92 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Rächer (Deutschland 1960, Originaltitel: Der Rächer)

Der sogenannte Kopfjäger treibt sein Unwesen. Dieser üble Mensch enthauptet seine Opfer, packt die abgetrennten Köpfe in eine Schachtel und entsorgt sie irgendwo in der Landschaft. Den Behörden qualmen mehr und mehr die Socken, ergo setzt der Geheimdienstler Major Staines (Siegfried Schürenberg) den pfiffigen Ermittler Michael Brixan (Heinz Drache) auf den Fall an. Im Zuge seiner Nachforschungen stösst Brixan auf eine Filmcrew, man inszeniert gerade unter der Leitung des Regisseurs Jackson (Friedrich Schönfelder) einen romatischen Film, der vor einer ländlich-herrschaftlichen Kulisse spielt. Die verdächtige Seite eines Manuskripts erregt das Interesse Brixans, doch auch die liebliche Schauspielerin Ruth Sanders (Ina Duscha) bringt den Detektiv in Wallung. Extrem verdächtig macht Sir Gregory (Benno Sterzenbach), der wenig sympathische Besitzer eines Anwesens, der zu allem Überfluss auch noch Ruth nachstellt. Welche Rolle spielt der verschrobene Lorenz Voss (Klaus Kinksi), der Jackson zuarbeitet und gern zu tief in die Flasche schaut? Kann Brixan die zahlreichen Knoten lösen, den Täter letzlich stellen und dingfest machen? Es gilt einige Intrigen zu durchschauen und sich fiese Schergen vom Leib zu halten...

"Der Rächer" kam 1960 in die Kinos, wurde aber nicht -wie der überwiegende Teil der Edgar Wallace Verfilmungen- von Rialto Film produziert. Dieser Streifen geht auf die Kappe von Kurt Ulrich-Film, Regie führte Karl Anton. Noch bevor Heinz Drache und Siegfried Schürenberg in zahlreichen Rialto Produktionen zu sehen waren, gaben sie in "Der Rächer" gewissermaßen ihren Wallace Einstand. Drache spielt seinen üblichen Stiefel herunter, kommt mir hier aber noch ein wenig hüftsteifer als sonst vor. Siegfried Schürenberg gibt in diesem Film nicht den liebenswerten Kasper, seine Rolle ist weitaus ernsthafter angelegt. Überhaupt verzichtet man hier weitgehend auf Humor, dafür tritt aber immer wieder ein -Achtung: Neudeutsch- Trashfaktor in Erscheinung, was dann durchaus für einige Schenkelklopfer sorgt. Ein Diener namens Bhag (Al Hoosmann) poltert ab und an durch die Kulissen, der Bursche sieht aus wie ein Werwolf auf Fleischentzug, eigentlich kaum zu beschreiben, muss man gesehen haben! Kinski gibt sich gewohnt glibbrig, bleibt für seine Verhältnisse aber nahezu solide. Die übrige Besetzung fällt nicht weiter auf. Sicher, Ingrid van Bergen darf sich als Diva präsentieren, Ina Duscha ist hübsch anzusehen. Gut, Benno Sterzenbach und Ludwig Linkmann sollen nicht unerwähnt bleiben, denn sie spielen in der Tat überdurchschnittlich auf. Der Film beginnt sehr atmosphärisch, das Finale wird zwar ein wenig verschleppt, weiss aber ebenso zu gefallen. Doch der Mittelteil neigt einfach zu häufig zum Geplätscher, hier hätte man die Handlung straffen sollen, was dem Gesamteindruck vermutlich sehr gut getan hätte. Einige Teile der Handlung führen zu keinem sinnvollen Ergebnis, von daher würden zehn Minuten weniger eindeutig mehr sein. Die Auflösung ist gut gelungen, da gibt es nichts zu meckern. Die Filmmusik hat mir nicht besonders gut gefallen, immerhin aber nicht genervt. Im Vergleich zu den Rialto Filmen, fallen die bei dieser Produktion teils altbackenen, steifen Dialoge auf. Es fehlt einfach an Pepp. Immerhin sorgte die Stumpfheit macher Zeilen, dann doch wieder für ein leichtes, freudiges Zucken meiner Mundwinkel.

Auf mich wirkt der Film ein wenig unausgegoren. Manches passt nicht wirklich zusammen. Starke Momente sind vorhanden, doch etlicher Leerlauf sorgt für nachlassendes Interesse. Trotz der Schwächen passiert immer noch gerade zur rechten Zeit irgendein Unfug. Sei es das Erscheinen des grotesken Dieners, oder der plötzlich auftauchende Asiate, der genauso flott wieder in der Dunkeheit verschwindet. "Der Rächer" wurde von Kinowelt auf DVD ausgewertet. Man hat sich eindeutig weniger Mühe gegeben, als Universum es bei den Rialto DVDs getan hat. Ein Debakel ist die DVD aber keineswegs, man kann mit der Scheibe recht gut leben. Empfehlen möchte ich den Film nur Sammlern, die jeden "Nachkriegs-Wallace" im Regal haben müssen. Für mich ist diese Scheibe also eine Pflichtübung. Es fällt mir ein wenig schwer den Film anhand des Zahlenrasters zu bewerten. Die schwächsten Rialto Filme ("Die seltsame Gräfin", "Der Zinker") habe ich mit 6/10 bedacht, ich sehe "Der Rächer" knapp unterhalb dieser Werke. Wenn die Konkurrenz nicht so stark wäre, könnte ich mich zu 6/10 hinreissen lassen, doch mehr als 5/10 sind in diesem Fall leider nicht drin. Der Fairness halber sei erwähnt, dass ich den Streifen keinesfalls schwach finde, doch die "Anderen" liegen mir einfach mehr am Herzen!

Lieblingszitat:

"Sie sind wohl von der Filmselbstkontrolle..."

***

Vom Ursprung her verdorben

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.629

16.04.2010 16:19
#93 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Der Film ist sehr unterhaltsam und zum Ende hin besonders spannend, hat aber im Mittelteil mit einigen Längen zu kämpfen.
Ein ganz besonderer Pluspunkt ist die Besetzung, denn hier sieht man erstmals in einem Wallace Krimi Heinz Drache, Klaus Kinski und Siegfried Schürenberg,
die alle später noch in die Wallace Geschichte eingehen sollten.
Trotz der guten Besetzung erreicht der DER RÄCHER aber nie die Qualität des zur gleichen Zeit entstandenen Reinl Films DER FROSCH MIT DER MASKE.

DER RÄCHER hat aber neben seiner guten Besetzung einige Pluspunkte aufzuweisen, speziell die Szenen mit dem unheimlichen schwarzen Diener erinnern mich an die britischen Hammer Horror Filme.
Die unfreiwillige Komik des Films werte ich auch als Pluspunkt, weil sie für den ein oder anderen Lacher sorgt.

Fazit:
5,5 von 10 Punkten

Joachim Kramp Offline




Beiträge: 4.901

16.04.2010 16:50
#94 "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von eastmancolor
Trotz der guten Besetzung erreicht der DER RÄCHER aber nie die Qualität des zur gleichen Zeit entstandenen Reinl Films DER FROSCH MIT DER MASKE.



Nicht DER FROSCH MIT DER MASKE ist gleichzeitig entstanden, sondern DIE BANDE DES SCHRECKENS!

Joachim.
*Filme bleiben ewig jung!*

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.629

16.04.2010 19:37
#95 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ich weiß aber es erschien mir besser vom Vergleich, weil FROSCH und KREIS kurz vorher gestartet waren und man Anhand des Vergleiches gut erkennen kann, daß Reinl schon einen ganz neuen Style geschaffen hat, bzw. mehr auf der Höhe der Zeit war.

wallace-fan Offline




Beiträge: 895

12.07.2010 16:53
#96 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Ich verstehe überhaupt nicht, warum dieser Film so schlecht von manchen von euch bewertet wurde. Ich finde, dass er einer der besten Wallace-Filme ist und selbst die DVD von Kinowelt in Ordnung ist. Ich würde 8,5 von 10 Punkten geben. Aber der Punktabzug nur wegen mancher Fehlbesetzung im Film, z.B Klaus Kinski in unglücklicher Rolle und dieser lächerliche "Diener" aus dem Dschungel.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.642

12.07.2010 17:06
#97 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von wallace-fan
Ich verstehe überhaupt nicht, warum dieser Film so schlecht von manchen von euch bewertet wurde.



Wie ich bereits im Filmanschauthread geschrieben habe, bin ich der Meinung, dass bei dem Film das Tempo verschleppt wurde und die Modernisierung des Stoffes nicht gelungen ist oder jedenfalls nicht in dem Maße wie bei den frühen Rialtos. Würde der Film bewusst in den 20ern/30ern spielen, dann wäre er gewiss höher in meiner Gunst. Als Romanverfilmung hat er sich nicht allzuviel vorzuwerfen. Dazu kommen dann allerdings auch noch manche Unsauberheiten wie z.B. das deutsch ausgesprochene "Michael", bei dem man sich auf einmal wie in einem deutschen Heimatfilm fühlt. Mich stört ebenfalls, wie schnell Brixan Jackson einweiht, dabei dürfte dieser doch auch ein potentiell Verdächtiger sein.

Joe Walker Offline




Beiträge: 755

15.07.2010 14:48
#98 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von wallace-fan
Ich verstehe überhaupt nicht, warum dieser Film so schlecht von manchen von euch bewertet wurde. Ich finde, dass er einer der besten Wallace-Filme ist und selbst die DVD von Kinowelt in Ordnung ist. Ich würde 8,5 von 10 Punkten geben.

Geschmäcker sind eben verschieden: für mich ist und bleibt "Der Rächer" (neben "Das Verrätertor" und "Das Gesicht im Dunkeln") der Wallace, den ich am Wenigsten gesehen habe. Wie bereits erwähnt ist die Romanadaption einfach nicht geglückt und der Film wirkt speziell im Mittelteil derart behäbig, dass ich mich wirklich zusammenreißen muss, den überhaupt bis zum Ende durchzuhalten. Manche gute Einzelszene ist dabei (Pre-Title, Dialoge Drache-Schürenberg, Schlusstwist), die Musik von Peter Sandloff ist auch annehmbar (obwohl er mit den "Mabuse"-Scores viel, viel Besseres schreiben konnte) und die Darsteller (Ina Duscha mal ausgenommen - die vergeigt durch ihr 'Miii-chaaa-eeeeeel'-Geschrei bei mir einfach völlig ; in ihren anderen Filmen wie etwa "Drei Mann in einem Boot" gefällt sie mir, aber beim "Rächer" bildet sie das Sahnehäubchen auf einem Wallace-Heimatfilm-Operetten-Wirrwarr-Streifen) gefallen mir auch in ihren Rollen (gerade der von die als Fehlbesetzung genannte Klaus Kinski macht als Dramaturg eine gute Figur), aber das alleine macht noch keinen guten Film. Da sind die gleichzeitig entstandenen Rialto-Wallaces mehrere Preisklassen drüber. Aber wie gesagt: persönliche Meinung.

Gruß
Joe Walker

florian Offline




Beiträge: 368

18.07.2010 19:01
#99 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Inspiriert durch den Besuch des Jagdschloßes Glienicke am letzten Mittwoch wurde heute "der Rächer" aus den hinteren Reihen des Regals gezogen.
Nun habe ich mir angewöhnt, vor dem Abspielen der Wallace-DVD's mir vorher jeweils den passenden Trailer anzuschauen.
Häufig beinhalten Trailer Filmszenen, die im Originalfilm fehlen, geschnitten wurden oder nie eingesetzt wurden.
So auch beim Rächer: Im Trailer finden 2 Frauen mit Strickjacke und Kopftuch das Paket des Kopfjägers. Im Original sind es 2 Radfahrerinnen in Regenkleidung die neben der Bahnstrecke das Paket finden.
Es wäre schon interessant zu wissen, wieviele zusätzliche Szenen bei Filmen gedreht werden, die letztendlich nie zum Einsatz kommen....
Florian

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

25.07.2010 13:09
#100 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Nachdem der Film in jüngster Zeit hier wieder einmal schlechte Kritiken eingefahren hat, habe ich beschlossen, mir den "Rächer" wieder einmal komplett anzusehen.
Ich muss hinzufügen, dass mir der Film nicht als DVD, sondern in der VHS-Fassung von Kinowelt vorliegt, die als Cover die roten nostalgischen Goldmann-Titelbilder verwendet. Auf der Rückseite der Kassette sieht man links oben ein kleines Bild, das Ludwig Linkmann über Heinz Drache gebeugt zeigt. Also durchaus ein kleiner Spoiler. Positiv fällt sogleich auf, dass die Darsteller mit ihren Rollennamen angeführt werden, eine Dienstleistung an den Zuseher, der somit einen Überblick erhält und ihm unbekannte Namen richtig zuordnen kann. Was die hier vielgescholtene Verwendung des deutschen "Michael" anbelangt, muss hinzugefügt werden, dass es für einen Film der in England spielen soll, relativ viele deutsche bzw. deutsch ausgesprochene Namen gibt. Es sei auf "Lorenz Voss" hingewiesen und vor allem auf "Ruth Sanders", die von Heinz Drache ebenfalls deutsch ausgesprochen wird. Allerdings hat dies noch niemand beanstandet.
Der Film beginnt mit einer sehr ansprechenden Vortitel-Sequenz und kann die Spannung in den ersten zwanzig Minuten mühelos halten. Die Ereignisse laufen flüssig ab und der Zuseher erhält alle wesentlichen Informationen. Hervorzuheben seien hier die Szene am Zeitungskiosk mit Albert Bessler und das Gespräch zwischen Drache und Schürenberg in dessen Büro im Foreign Office. In der Mitte des Films gibt es einige Szenen, die die Handlung verlangsamen (der Tanz der Malaiin und die Filmpläne von Mendoza, Voss und Conolly), wobei die Geschichte rund um die Frau im Turm der Ablenkung dient - eine Nebenhandlung, die es nicht unbedingt gebraucht hätte. Sir Gregory Penn wird so offensichtlich als skrupelloser Kraftprotz dargestellt, dass man misstrauisch wird. Ein Mann wie er würde sich gar nicht erst die Mühe mit den Zeitungsannoncen machen. Schade, dass die alte Frau, die des Wohltäters Anzeigen in die Zeitung setzen ließ, nur nebenbei erwähnt wird. Es hätte für zusätzliche Spannung gesorgt, ihren Weg ins Zeitungsbüro zu zeigen. Die vielen nächtlichen Szenen rund um Schloss Griff Towers tragen zum typischen Wallace-Gefühl bei. Die Darstellerriege agiert frisch und unverbraucht, da sie erst am Anfang ihrer Wallace-Laufbahn steht. Siegfried Schürenberg verleiht seiner Rolle den nötigen Ernst, Klaus Kinski hält seinen Wahnsinn zurück, Friedrich Schoenfelder überzeugt als sympathischer Regisseur, Benno Sterzenbach nimmt man seine Figur jede Minute ab und Ludwig Linkmann zeigt senile Tattrigkeit gepaart mit entschlossener Bosheit. Was die beiden Hauptdarsteller angeht, deren gute Zusammenarbeit die Fotos in Christos Tses' Buch "Der Hexer, der Zinker und andere Mörder" (Seiten 24 und 25) dokumentieren, kann man sagen, dass beide einen Hang zu Schlagfertigkeit, Selbstverliebtheit und einer gewissen Arroganz haben, die sich bei Drache jedoch immer in Grenzen hält. Somit harmonieren beide Darsteller und zeigen ein facettenreiches Spiel, das vor allem Heinz Draches Rolle bereits als Vorwegnahme seines Inspektors Yates ("Das Halstuch") ausweist. Die Leichtfüßigkeit, mit der er sich auf dem Set bewegt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Das Genre nimmt sich selbst ein wenig aufs Korn. Vermutlich ist es der "Film im Film", der bei den meisten nicht ankommt und da es sich um einen Folklorefilm handelt, umso mehr. Die Musik von Peter Sandloff unterstreicht die Handlung auf passende Weise, was im Vorspann und beim ersten Auftritts von Bhag besonders gut zur Geltung kommt. Das Finale gestaltet sich spannend, obwohl ein paar zusätzliche erklärende Sätze nett gewesen wären. Mit einem Augenzwinkern endet der Film in einer typischen Liebesszene.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

25.07.2010 13:25
#101 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Zitat von Percy Lister
Ich muss hinzufügen, dass mir der Film nicht als DVD, sondern in der VHS-Fassung von Kinowelt vorliegt, die als Cover die roten nostalgischen Goldmann-Titelbilder verwendet.


Da beide Veröffentlichungen aus dem Hause Kinowelt stammen, dürfte das gleiche Master verwendet worden sein und somit kein über das Medium an sich hinausgehender Unterschied zwischen der VHS und der DVD vorliegen.

Zitat von Percy Lister
Was die hier vielgescholtene Verwendung des deutschen "Michael" anbelangt, muss hinzugefügt werden, dass es für einen Film der in England spielen soll, relativ viele deutsche bzw. deutsch ausgesprochene Namen gibt. Es sei auf "Lorenz Voss" hingewiesen und vor allem auf "Ruth Sanders", die von Heinz Drache ebenfalls deutsch ausgesprochen wird. Allerdings hat dies noch niemand beanstandet.


Auch ich halte Ina Duscha nicht für so schlecht wie viele sie machen wollen. Ihr Spiel ist eine überzeugende Abwechslung, zumal sie eine Ausstrahlung hat, die ihr durchaus den überraschenden Aufstieg von einer Komparsin zu einer Filmhauptdarstellerin ermöglichen könnte. Auch halte ich es für ungerecht, ihr fehlende Glaubwürdigkeit vorzuwerfen, nur weil sie nicht "Maikel", sondern "Micha-el" ruft. In diesem Falle würde man nämlich tatsächlich mit zweierlei Maß messen: Auch Heinz Drache spricht den Namen "Ruth Sanders" am laufenden Band deutsch aus - und ihm hat das noch niemand zum Vorwurf gemacht. Ich erinnere mich überdies meines Vorwurfs, Albert Lieven hätte in "Francis Durbridge: Die Schlüssel" den Namen "Sean" korrekt aussprechen müssen, was von anderen als Kleinkrämerei und falscher Vorwurf abgetan wurde.

Darüber hinaus ist es zu dem Problem der "vielen deutschen Namen" vielleicht interessant, zu erfahren, dass das Drehbuch hieran nicht unwesentlichen Anteil hatte. Schon dort wurden die Namen gegenüber dem Roman "eingedeutscht":
- Michael Brixan heißt im Original Mike Brixan.
- Ruth Sanders heißt im Original Adele Leamington.
- Jack Jackson heißt im Original Jack Knebworth.
- Lorenz Voss heißt im Original Lawley Foss.
- Gregory Penn heißt im Original Gregory Penne.
- Henry Longvale heißt im Original Sampson Longvale.

Zitat von Percy Lister
Schade, dass die alte Frau, die des Wohltäters Anzeigen in die Zeitung setzen ließ, nur nebenbei erwähnt wird. Es hätte für zusätzliche Spannung gesorgt, ihren Weg ins Zeitungsbüro zu zeigen.


Das ist eine hervorragende Idee und findet meine vollste Zustimmung.

Zitat von Percy Lister
Die Musik von Peter Sandloff unterstreicht die Handlung auf passende Weise


Ich muss sagen, dass mir Sandloffs Musik auch ganz hervorragend gefällt, weil sie interessante Melodien aufweist. Vor allem die Folklorethemen der Film-im-Film-Musik haben es mir so angetan, dass sie mir bis heute im Kopf herumspuken.

Percy Lister Offline



Beiträge: 3.589

10.09.2011 19:58
#102 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Im reich bebilderten Buch "Der klassische Kriminalfilm Band 2 - Edgar & Bryan Edgar Wallace" von Tobias Hohmann findet sich auf Seite 81 oben rechts eine Aufnahme von Ruth Sanders (Ina Duscha), die in ihrem Folklore-Kostüm am Ufer eines Gewässers liegt; ein mit einem dunklen Strumpf maskierter Mann kniet über sie gebeugt. Seine Hände sind an ihrem Hals. Da diese Szene im fertigen Film fehlt, würde es mich interessieren, ob es sich um eine geschnittene Aufnahme handelt. Ein Pressefoto scheint es nicht zu sein.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

10.09.2011 20:18
#103 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Mir ist das Bild auch schon einmal aufgefallen. Wie man an der Vignette erkennt, ist es ein Aushangfoto. Dabei dürfte es nicht das erste Motiv sein, das im fertigen Film fehlt (meist nicht, weil irgendwo nachträglich die Schere angesetzt wurde, sondern weil man in der Kinowerbung von vornherein gern mehr versprach, als ein 90-Minuten-Film halten konnte). Offenbar soll es eine Szene des Tanzfilms darstellen, da Ina Duscha in ihrem Folklorekleid zu sehen ist. Der Mann ist entweder ein Schauspieler (dann Film-im-Film) oder ein Helfershelfer von Sir Gregory Penn bei einem alternativen Entführungsversuch. Das Foto dürfte vor allem deshalb von Interesse sein, weil es sich wohl um das einzige Wallace-Bild handelt, auf dem DDR-Territorium zu sehen ist. So wie ich es sehe, könnte es in der Nähe des Jagdschlosses mit Blick über die Glienicker Lake nach Potsdam-Babelsberg aufgenommen worden sein.

Cora Ann Milton Offline



Beiträge: 5.110

29.11.2011 20:24
#104 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Michael Brixan in “Der Rächer”

“Ich wollte schon immer zum Film. Aber bitte, wenn Sie mich nicht wollen, gehe ich eben zum Fernsehen!”

“Das habe ich schon mal in irgend einem Lustspiel gesehen ...” (nachdem er mit seinem Kopf gegen den von Ruth Sanders geprallt ist)

“Was kann ich dafür, wenn Sie an Sinnestäuschungen leiden? Aber das eine kann ich Ihnen sagen. Wenn dem Mädchen irgend etwas zustößt durch Sie oder durch Ihren verdammten Kammerdiener, das ist mir ganz egal, dann werde ich nicht nur den Wilden ins Jenseits befördern sondern auch Sie!”

“Der Kerl, den Sie hergeschickt haben, um mich fertig zu machen, kann von Glück sagen, dass ich nur auf die Fensterläden gezielt habe und nicht unter seine schwarzen Locken.”

“Ich habe was übrig für hemmungslose Damen ...”

“Ich wirke sehr beruhigend auf Herzkranke ...”

“Ich kann nicht darauf bestehen, mich hier gründlich umzusehen. Ich habe keinen Haussuchungsbefehl, aber damit werde ich Sie bald erfreuen.”

“Welch liebliche Erscheinung am frühen Morgen ...” (über den an seinem Bett stehenden Major Staines)

“Suchen Sie den Kopfjäger im Bett?” (Major Staines)
“Ja, der kommt hier immer um diese Zeit vorbei ...” (Michael Brixan)


Captain Michael Brixan ist als Detektiv für den Sicherheitsdienst des Foreign Office tätig.
Der attraktive junge Mann tritt äußerst weltgewandt auf und scheint bereits weit herumgekommen zu sein. So hat man ihn für seinen neuesten Fall aus Istanbul zurückbeordert, und nachdem er den Kopfjäger zur Strecke gebracht hat, wird er nach Südamerika reisen und für das Happy End mit seiner Herzdame zurückkehren.

Michael Brixan kleidet sich überaus elegant.
Bei seinem ersten und seinem letzten Auftritt trägt er jeweils eine weiße Nelke am Revers. Neben seinen modischen Anzügen, komplettieren ein Trenchcoat (Kragen dekorativ nach oben geschlagen), eine Sonnenbrille, Lederhandschuhe sowie ein Schal (den er in der milden Jahreszeit nur um des Effektes willen tragen kann und nicht, um sich warm zu halten) das distinguierte Erscheinungsbild.

Sein Vorgesetzter Major Staines hält große Stücke auf Brixan, läßt ihm bei seinen Ermittlungen freie Hand und unterstützt ihn nach Kräften.
Zum Dank dafür bringt ihm der Michael Brixan, der neben Zigaretten auch Pfeife raucht, echte türkische Zigaretten mit, die er selbst geschmuggelt hat, weil er weiß, dass das Foreign Office immer an der falschen Stelle spart.

Michael Brixan fährt ein helles Sportkabriolett, das zwar mitunter seltsame Geräusche von sich gibt, dennoch aber sehr flott wirkt und von seinem Besitzer in einem ebensolchen Tempo gefahren wird.

Bei seinen Ermittlungen geht der eloquente Michael Brixan äußerst dynamisch vor, ohne sich von Beschwerden über seine Methoden auch nur mindesten beeindrucken zu lassen.
Wenn es ihm gegeben scheint, verfügt der energische Herr jedoch auch über die leisen Töne - etwa wenn er den geistesgestörten Kopfjäger entlarvt hat und mit der Wahrheit konfrontiert.

Für seine Tätigkeit scheut Michael Brixan keine körperliche Anstrengung, indem er zum Beispiel diverse Fassaden erklimmt.
Weil er keine Risiken scheut, ist es kein Wunder, dass ihn man ihn am Ende seiner Ermittlungen bandagieren und verpflastern muß.

Nur in Momenten scheinbar auswegloser Hoffnungslosigkeit, in denen er sein Leben bedroht sieht, verliert Michael Brixan seine unerschütterliche Selbstsicherheit.

Weniger forsch als bei seinen Ermittlungen umwirbt Michael Brixan die zur Hauptdarstellerin avancierte Filmkomparsin Ruth Sanders.
Mit einem kleinen Blumenstrauß, den er überdies aus der Hotellobby stiebitzt hat, und bei dessen Überreichung er zudem mit seinem Kopf gegen ihren prallt, wirkt er geradezu rührend jungenhaft.
Erst als er sie ganz und gar für sich gewonnen hat, wird er leidenschaftlicher mit ihr umgehen.

Die Mendoza Offline




Beiträge: 51

04.02.2012 14:08
#105 RE: Bewertet: "Der Rächer" (Außer der Reihe) Zitat · Antworten

Gestern wieder den "Rächer" gesehen, und ich muss sagen - er zählt nach wie vor zu meinen Lieblings-Wallace-Filmen! Heinz Drache spielt hier - in meinen Augen - seinen besten Wallace-Part und Klaus Kinski gibt seinen hervorragenden Einstand. Große Vorlagentreue, gewitzte Dialoge, ansprechendes Setting und ein spannendes Finale ...
Einziger Schwachpunkt - ja, auch ich muss es zugeben: Ina Duscha. Das ist keine Heldin, mit der ich Sympathien haben kann. Eigentlich hätte sie auch gut den Part von Ingrid van Bergen übernehmen können...

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