Vorab: Im Laufe der zeit wurde ich von diesem Film immer mehr enttäuscht.
Als Hörbuch genossen schwelgte man angesichts des Scriptes wohl in den kühnsten geistigen Gemälde und (Schädel-)Deckenstukkaturen.
Und das steht da alles unter anderem drin: Ausbrüche aus dem Knast, Morde in der Dorfkirche bei der Frühmesse und im nächtlichen (Mitternachts-) Linienbus, ein Mädcheninternat mitsamt dem schwitzig-verkrampften Lehrerinventar…und als Zeit 1967, mitten im summer of love.
Und mir scheint tatsächlich, dass die Macher selbst derart von der Strahlkraft ihrer Story und der Schauplätze und Ideen überzeugt waren, dass Spannungsaufbau und Dynamik vernachlässigt wurden. Die meisten Szenen wirken wie verschenkt, und ich kann leider noch immer nicht verstehen, weshalb „Der Bucklige von Soho“ immer derart gescholten wird. „Der Bucklige von Soho“ nimmt doch im Laufe des Films immer mehr Fahrt auf und zieht einen regelrecht in seinen Bann, während hier selbst die „Ausbruchsfahrten“ (in LKW und Rolls Royce) aus dem Knast so verkürzt dargestellt werden, dass kein rechter Dampf aufkommt. Ein kleines Beispiel wie so etwas aussehen kann, wenn es funktioniert, ist die Szene als Keeney nach dem ersten Mord in der Kirche flüchtet, zeitgleich die rote Kutte des Pfarrers (?) im Treppenhaus erscheint und der Musikeinsatz treffsicher dazu erfolgt. So etwas möchte ich öfter sehen, das ist wirklich liebevoll inszeniert und mit Sinn für Effekte in Szene gesetzt. Auch die Szenen, die letzten Endes in dem Mord im Bus kulminieren, will ich jetzt nicht völlig verdammen. Weitaus mehr Anschauungsmaterial, dass man eine potentiell spannungsgeladene und unheimliche Szene auch komplett vergeigen kann, liefert dieser Film aber leider auch. Als Paradebeispiel sei die Szenenabfolge um die Entführung von Anne Portland durch den falschen Mönch genannt, die für mich nur lieb- und leblos wirkt, und in einer simplen Prügelei endet. Sehr lahm und geradezu lächerlich wirkt in diesem Zusammenhang speziell auch die nächtliche Autofahrt mit dem Mönch und die Auflösung, wer hinter der Maske steckt. Hier hätte wesentlich mehr suspense und Bildkraft drin sein können. Aber offenbar bestätigt sich hier nur eine Erfahrung aus dem schwarzen Abt: wann immer Blacky mitmischt und, zur Verwirrung der Zuschauer und um das Mysterienspiel auf den Gipfel der Chargenkunst zu treiben, weitere Vermummte eingeführt werden, wird’s brenzlig, und die Drehbuchautoren überfordern in erster Linie sich selbst…vielleicht wiederum auch geblendet vom schönen Schein des sich so genial anhörenden dramaturgischen Schachzuges. Aber ein Film ist nun mal kein Hörbuch. Als positiv möchte ich noch ein paar nette mysteriöse Nachtszenen im Internat herausstreichen, jeweils nachdem die eigentliche „Actionsequenz“ mit Mönch und Co vorüber ist, unter anderem die wirklich (und schon von dem Vorschreiber HorstFrank angeführte) geniale Stelle, in der Jan Hendriks sein herrlich vielsagendes (und seine ganze zurückhaltend-ausdruckskräftige Person so treffend charakterisierendes) „Unangenehm“ zum Besten gibt, in der Tat eine köstliche Szene. Auch Sir John ist grandios, ich finde ihn in diesem Film (aber nicht wegen seines „Psycho-Ticks“) von seiner Darstellung her irgendwie sehr „modern“, die Sprüche teilweise sehr flappsig-schnoddrig (als zwei von fast schon unzähligen Beispielen:. „Was? Unter dem Schwimmbad? Sowas ist selten..“ (als ihm der Schauplatz eines erneuten Leichenfundes zugetragen wird) oder sein bissiger Kommentar als Blacky mit dem Rolls Royce aufkreuzt). Teilweise erinnert mich sein Humor tatsächlich an die Münsteraner Tatorte bzw. an Freddy Schenk in Köln (auch wenn dies weit hergeholt scheint, aber es geht mir wirklich auch nur in diesem Film so). Die Schlussszenen des Filmes wirken dann wieder sehr forciert und James Bond mäßig, mit einem Schuss altbekannter Wallace-Elemente (der Mann mit dem MP, in schwarz-weiß wäre das wohl noch Kinski gewesen).
Zusammenfassend bleibt zu sagen: trotz Farbe sehe ich hier viel Schatten und wenig Licht, für mich mittlerweile einer der schwächsten Wallace-Filme, man hat alles schon besser gesehen oder wird es (innerhalb der Chronologie der Reihe noch besser sehen). Zwar kein so absolut unnötiger Aufguss und Totalausfall wie „Der Gorilla von Soho“ (deshalb hab ich wohl bis hierher auch den „unheimlichen Mönch“ nicht herangezogen und erwähnt, nichtsdestotrotz sprechen die unterschiedliche Ausgestaltung der finalen Szenen in diesen beiden Filmen allein schon Bände!), aber für mich noch nicht mal (wie Count Villain es formulierte) als „guilty pleasure“ so richtig geeignet (wie ich insgeheim hoffte). Dafür scheinen mir fast alle anderen Farbfilme geeigneter.
Zunächst möchte ich Mr Keeney's ersten Satz aufgreifen. Im Laufe der Jahre rutschte "Der Mönch mit der Peitsche" auch bei mir cascadenartig in die unteren Ränge. Als Kind fand ich diesen Film doch ziemlich faszinierend, heute sehe ich ihn nicht einmal mehr gerne. Woran das liegt? Aus meiner heutigen Sicht und mit Augenmerk auf die darstellerischen Leistungen ist er als inkonsequent und unpräzise zu bezeichnen, das Ensemble spielt mit höchstem Widerstand gegeneinander, viele Personen zeigen Verhältnislosigkeit und Naivität, oder neigen zu maßlosen Übertreibungen, die ja bekanntlich nichts neues sind, hier aber oftmals über ihr Ziel hinausschießen. Da wirkt alles nicht so rund wie es hätte sein können/müssen/sollen. Der Opener ist voll Atmosphäre und dann bekommt man eine lange, laaange Liste der beteiligten Schauspieler zu sehen, die anfangs sehr eindrucksvoll aussieht...
Die unglaubwürdigste Konstellation bilden Uschi Glas und Joachim Fuchsberger, den ich immer sehr gerne sehe. Hier allerdings kann ich mir nicht helfen und empfinde seinen Auftritt nur als gehobenes Mittelmaß, was mir für einen Fuchsberger Auftritt nicht ausreicht. Uschi Glas ist innerhalb der Reihe mit jedem Auftritt gewachsen, zeigt hier jedoch grauenhaftes. Im Spektrum der dargestellten Emotionen versagt sie auf ganzer Linie, ach ja, in allen anderen Belangen auch. Ein Totalausfall. Die junge Dame in gelb, Grit Böttcher überzeugt leider ebenso wenig, (wenngleich sie im Gegensatz zu Kollegin Uschi Glas wie eine Offenbarung erscheint) ihre kurze Rolle gipfelt in einem unfreiwillig komischen Abgang. Sie hatte mit ihren zwei Wallace-Auftritten meines Erachtens großes Pech und findet sich in der Gruppe "beliebig austauschbar" wieder. Konrad Georg als abstoßenden Lehrer finde ich mit seiner gehemmten und undurchsichtigen Art und Weise recht überzeugend, ebenso wie Harry Riebauer und Claus Holm, die ihre mysteriösen Charaktere glaubhaft vermitteln. An Tilly Lauenstein komme ich seit der Margot Trooger und vor allem der Ruth Maria Kubitschek-Umbesetzung nur noch mit einem Seufzer vorbei. Sie liefert als Schlüsselfigur einen Gastauftritt, der nicht im Entferntesten ein Ausrufezeichen zu versetzen weiß. Ein schönes, wenn auch unspektakuläres Wiedersehen gibt es beispielsweise mit Jan Hendriks, Hans Epskamp und Suzanne Roquette, dennoch bleibt insgesamt der Eindruck eines spektakulär aussehenden Ensembles auf Untertouren. Siegfried Schürenberg als Sir John macht des weiteren lange nicht so viel Laune wie bei seinen bisherigen Auftritten und verfehlt so manche Pointe. Die Gewichtsverteilung auf Higgins und Sir John gefällt mir sehr gut und wirkt hier ambitioniert aber nicht innovativ.
Es ist ziemlich schade, dass diese Besetzung dem Film so wenig zu Gute kommt. Langkettige, atemberaubende Szenen sucht man hier zwar nicht gerade vergeblich, aber es folgt hier und da zu viel Leerlauf. Die Auflösung wirkt dann versöhnlicherweise noch überraschend ist aber gewiss nicht von dieser Welt. Die Musik von Martin Böttcher ist für seine Verhältnisse fast misslungen, ja wenig aussagekräftig und unterstützt das Geschehen nicht ausreichend, beziehungsweise nur bedingt. Hier hatte sich eideutig Routine eingeschlichen und präsentiert wurde ein alter Hut mit neuem Namen, der zu wenig auf eigene Kapazitäten setzte. Für mich ist "Der Mönch mit der Peitsche" nicht nur im Farbfilmbereich, sondern insgesamt einer der schwächsten Produktionen der Reihe, was wie gesagt vom Eindruck nicht immer so war. Gerade dieser Film schafft es aber nicht, eine Konstante zu bilden.
Meine 100%-ige Zustimmung, Prisma. Auch ich fand den Film früher spannend und fesselnd. Mittlerweilen aber eher langweilig und unspektakulär. Ich glabue jedoch, daß dies am Alter liegt. Als Jugendlicher gefiel mir so mancher Film, den ich jetzt mit über 40 Jahren nur noch als dumm oder einfach schlecht empfinde. Bei anderen Filmen wiederum ist es genau umgekehrt.
Halt, Einspruch! Wie wird hier auf meinen geliebten Peitschenmönch eingeprügelt?
Anhand meines Profilbildes kann man es bereits erahnen - ich bin ein glühender Verehrer dieses Films und werde es auch immer bleiben. Ich sah ihn das erste Mal 1997, kurz vor meinem 12. Geburtstag. Ich hatte das Video bei Karstadt entdeckt - und sogar die Kassiererin an der Kasse über mein Alter angelogen. Meine Fähigkeit zu differenzieren (und durchaus auch Schwächen des Films anzuerkennen) hat sich seitdem selbstredend weiterentwickelt. Aber dennoch bleibt er für mich der beste Farbfilm. Blacky veredelt den Film durch seine Präsenz; das viel kritisierte Kaugummikauen empfinde ich als lässig. Zusammen mit "Assistent" Sir John wirkt er in seiner Paraderolle viel konzentrierter als im "Hexer". Was aber viel wichtiger ist: Skript, Regie und speziell die Kameraarbeit von Karl Löb empfinde ich als überaus gelungen. Immer wieder wird Löb zu Recht für seine stimmungsvollen Bilder beim "Hund von Blackwood Castle" gelobt. Aber hier ist seine Arbeit nicht weniger brillant. Die Eröffnungssequenz auf dem Friedhof, das Zusammentreffen des Mönchs mit Betty im Wald - das kann man einfach nicht besser fotografieren. Das ist pure Wallace-Stimmung at its best. Aber auch die visuelle Auflösung weiterer Szenen (z.B. im Schwimmbad, in der Gefängniszelle und natürlich in der Villa des Haupttäters) ist kaum besser zu bewerkstelligen.
Man kann ja von Herbert Reinecker halten was man will, aber zumeist gefallen mir seine frei erfundenen Wallace-Plots. Besonders interessant ist bei ihm immer die Täter-Konstruktion. Florian Pauer hat in diesem Zusammenhang den Begriff "Verbrecherpyramide" geprägt. Doch wo dies bei der "blauen Hand" am Ende in einer endlosen Laberei aufgelöst wird, so nutzt Reinecker hier im Finale die Möglichkeit, um richtig auf den Putz zu hauen. Wie hier der Mönch, Greaves und Portland auf spektakuläre Art und Weise nacheinander ins Jenseits befördert werden - das ist einfach grandios und dermaßen "over the top", dass es eine wahre Freude ist.
Richtig ist: absolut herausragende Darstellerleistungen sucht man hier vergebens, was wohl auch der schieren Anzahl an Figuren geschuldet ist. Kaum eine Nebenfigur wird differenziert charakterisiert, dennoch gelingen einigen Schauspielern in ihren knapp bemessenen Szenen mehr als ansprechende Auftritte. Konrad Georg ist zuerst zu nennen. Von Joachim in seinem Buch verrissen (trotzdem hat er es aufs Cover geschafft ), sehe ich das komplett anders. Man ekelt sich vor diesem Menschen und hat trotzdem Mitleid mit ihm. Claus Holm mausert sich überraschend vom Gärtner zum Actionheld und überzeugt im Finale auch durch seine physische Präsenz. Eine lobende Erwähnung verdienen ebenfalls Harry Riebauer, Hans Epskamp, Kurt Waitzmann und Siegfried Rauch. Ein besonderes Kabinettstückchen gelingt Rudolf Schündler, der einen mehr als gelungenen Gastauftritt absolviert. Uschi Glas spielt freilich schwach, da gibt es nichts zu beschönigen, aber gravierend für den Gesamteindruck des Films ist das nicht.
Alfred Vohrer drückt aufs Tempo, unterstützt von einem hervorragenden, peitschenden Score von Martin Böttcher, auf den ich auch als ausgesprochener Thomas-Verehrer nicht verzichten möchte. Die Kulissen sind sorgfältig und mehr als passend ausgewählt. Weiterhin gilt: die knallrote Mönchskutte ist das spektakulärste, beste Mörder-Kostüm der kompletten Serie. Dennoch - auch bei mir ist der Film im Laufe der Jahre in meiner persönlichen Wallace-Rangliste abgerutscht. Aber nicht cascadenartig, sondern nur von 2 auf 4. Weiter nach unten wird es kaum gehen.
Marmstorfer, Du hast ja recht wenn Du noch einmal auf die unterschiedlichen Blickwinkel aufmerksam machst. Bei der handwerklichen Betrachtung gibt es ganz bestimmt andere Filme, die im Gegensatz zum Mönch mit der Peitsche passen dürften. Ich wollte gar nicht sagen, dass der Mönch vorzugslos ist. Bei mir hat er einfach seinen Reiz und sein Flair verloren und das hat tatsächlich, wenn auch nur bedingt etwas mit dem Alter zu tun. Edgar007 erwähnte das bereits. Als Kind faszinierten mich die rote Kutte, Schlangen, Krokodile und Ratten, eine sprechende Puppe... und auch Uschi "Marion Nietnagel" Glas, die meine Schwester und Ich damals toll und witzig fanden. Heute kann ich sie nur noch schwer ertragen, ich meine natürlich die Uschi Glas. Aber das ist nicht generell so. In "Das Rätsel des silbernen Halbmonds" sehe ich Uschi Glas sehr gerne und finde ihre Leistung bemerkenswert stichhaltig, auch in "Die Tote aus der Themse" stört sie mich keinesfalls. Jeder Film steht und fällt im Grunde genommen mit persönlichen Präferenzen. Meine Beurteilungen bewegen sich bekannterweise hauptsächlich rund und dicht um die Darstellerriege, deswegen hat mich der Film über die Jahre hinweg eigentlich immer mehr enntäuscht, da es die spektakulär aussehende Besetzung nicht schafft, Nachhaltigkeit zu vermitteln oder gar große Momente zu konstruieren. Ich nenne meine eigenen Einschätzungen bei Filmen allerdings auch selbst manchmal eindimensional, natürlich mit einem Augenzwinkern Die handwerkliche Komponente und alles was dazu gehört ist wenn überhaupt nur sekundär für mich und wenn von dieser Seite überzeugendes, überraschendes geboten wird, nehme ich das als Bonbon mit Du siehst also, die zügellose Naivität die ich manchen Filmen vorwerfe ist ein fester Bestandteil meiner Art, Filme zu bewerten. Und eigentlich wollte ich hier doch nur "Der Mönch mit der Peitsche" kritisieren
Mein Einspruch war auch in keinster Weise gegen dich, oder deine Art der Bewertung gerichtet. Im Gegenteil, ich lese deine Berichte sehr gerne; sie sind pointiert geschrieben und in ihrer Argumentation stets nachvollziehbar. Und da das auch in diesem Fall so ist, kann ich deine Kritik problemlos akzeptieren, nur teile ich sie eben nicht.
Ach, so habe ich das auch bestimmt nicht aufgefasst. Ich war im Nachhinein nur selbst ein wenig überrascht, dass der Mönch dieses Mal so schlecht bei mir weggekommen ist. War beim letzten Ansehen noch nicht so. Ich gewinne ja jedem Film sein Gutes ab. Bei Wallace ist das sowieso immer der Fall
Ein sehr interessanter und vielseitiger Gedankenaustausch aktuell hier, wie ich finde. Ein Filmdiskurs, exakt so, wie er geführt werden soll, mit lohnenden peitschenbehafteten Sujets!
Ich glaube, mein Hauptanliegen und meine Verwunderung kristallisieren sich mittlerweile dahingehend, dass ich für mich zunehmend immer weniger verstehe, dass dieser Streifen unterm Strich doch einen insgesamt recht guten bis exzellenten Leumund hat, während auf Zeit- und Artgenossen wie „Die blaue Hand“ und vor allem „Der Bucklige von Soho“ doch ungleich stärker und teilweise durchaus deftig eingedroschen wird…
Beide genannten Filme geben mir persönlich tatsächlich wesentlich mehr als der Mönch, und lagen diese in meiner Erinnerung/Einschätzung anfangs fürwahr noch grob auf einer Qualitätsebene, so sank der Stern des Mönches, wie Prisma es beschreibt, kontinuierlich, während es mit diesen beiden eher aufwärts geht (der „Bucklige“ überzeugt mich vor allem aufgrund des stringenten Drehbuches, während ich „Die blaue Hand“ eher aufgrund der von Marmstorfer für den Mönch beschriebenen regie- und kameratechnischen Finessen schätze).
Das wir hier insgesamt mit allen drei Filmen keine sicheren Kandidaten für das Wallace-Treppchen vor uns haben ist mir ebenfalls natürlich klar
Zitat von Mr Keeney Das wir hier insgesamt mit allen drei Filmen keine sicheren Kandidaten für das Wallace-Treppchen vor uns haben ist mir ebenfalls natürlich klar
So würde ich das nicht einmal unbedingt sehen. Die sieben Vohrer-Farbfilme bilden eigentlich sogar meine Lieblingsphase innerhalb der Reihe, was auch damit zusammenhängt, dass ich überwiegend durch diese Filme mit dem Wallace-Virus infiziert worden bin. Gleichwohl ich mittlerweile natürlich die Qualität vieler SW-Filme der Reihe zu schätzen gelernt habe, so werden Vohrers Farbfilme bei mir immer "einen Stein im Brett" haben. Sogar den "Gorilla" verdamme ich nicht, auch wenn er mit riesigem Abstand innerhalb dieser sieben Filme den letzten Platz einnimmt. Was du bezüglich der handwerklichen Qualitäten der "blauen Hand" schreibst, so möchte ich dir unbedingt beipflichten. Nur deswegen funktioniert der Film überhaupt, denn das Drehbuch von Herbert Reinecker ist eindeutig seine schwächste Arbeit für einen Wallace-Farbfilm.
Vohrer in bunt als persönliches Wallace-Steckenpferd (und dann später das Steckenpferd des alten Derrick ) kann ich gut nachempfinden, auch wenn bei mir die Vorliebe für die schwarz-weißen Filme noch einen Hauch überwiegt, empfinde ich viele Farbfilme oft sehr unterbewertet und ganz wichtig im Wallace-Kosmos.
Sie sind innerhalb der Reihe für mich ein bisschen wie nach einem guten Konzert ein ausgiebiger Zugabenteil, alles wirkt etwas ausgelassener, impulsiver und weniger goldwaagig (bis ins Letzte durchdacht), eher primär dem Ziel unterworfen, die gute Stimmung am Kochen zu halten. Und dass dann mal im Rausch der Sinnlichkeit der eine oder andere kleine „Fehler“ (wie bei einem nicht restlos durchgeprobten aber für die Verlängerung des Konzertabends und zum mutigen öffentlichen Ertestens doch wohlweislich hervorgezauberten Musikstück) sich einschleicht, dass die Protagonisten im Eifer des Gefechtes sich zu der einen oder anderen etwas dreckig-verkürzteren „Spieltonfolge“ hinreißen lassen und die Verspieltheit die Protagonisten auch mal zu nicht ganz ausgegorenen Stilmitteln greifen lässt, das verzeiht man doch gerne. Mit Protagonisten meine ich natürlich alle Beteiligten, ob vor oder hinter der Kamera!
Allerdings würde ich fürs Treppchen eher meinen Lieblingsfarbwallace „Im Banne des Unheimlichen“ vorschlagen. In meiner alltime Wallace Top 3 ist der jedenfalls locker…
Bei der „blauen Hand“ macht das abstruse und seltsame Drehbuch allerdings für mich einen Teil des Reizes aus, wie charmant ungezwungen und unauffällig und doch extrem gut als reiner Wallace genießbar kommt da daher, was man böswillig beinahe schon als unfreiwillige Selbstparodie der Filmreihe bezeichnen könnte. Es ist so ein bisschen wie „Eine Leiche zum Dessert“ als Wallace, nur ungleich lässiger, da nicht als Komödie per se angelegt und forciert.
Das undurchsichtige Drehbuch fördert jedenfalls das sich Versenken in die optischen Sehenswürdigkeiten und Regieeinfälle des Filmes meines Erachtens ungemein.
Der Mönch mit der Peitsche und der Gorilla von Soho waren die ersten beiden Wallace Filme die ich gesehen habe. Auch wenn beide nicht zu den besten gehören werden sie immer einen gewissen Charme für mich haben. Allerdings ist der Mönch doch um einiges besser als der Gorilla. Ich gebe dem Film 3,5/5 Punkten da er im großen und ganzen ganz gut gelungen ist.
Nun habe ich auch den roten Mönch mal in Schwarz-Weiß bewundert.
Im Gegensatz zu den Filmen davor, die entweder klar dadurch gewonnen (Bucklige, Hand) oder klar verloren haben (Nonne, die hochwertige Ausstattung muss man einfach in Farbe bewundern), tut der Peitschenmönch beides. Schwarz-Weiß lässt ihn zwar zum einen viel seriöser wirken, andererseits kommen aber auch all die ganzen logischen Unzulänglichkeiten und Übertreibungen des Films viel stärker zur Geltung, wenn die plakative Farbgestaltung einen nicht mehr davon ablenken kann.
Reinecker und Vohrer haben sich aber auch in den frühen Farbfilmen immer was zusammengeschwurbelt. Man merkt, dass sich Autor und Regie da richtig austoben konnten. Muss wohl ziemlich viel Spaß gemacht haben. Die wirklichen Schwar-Weiß-Filmen sind dagegen aber um Welten durchdachter. So stark wie jetzt nach dem Anschauen des Peitschenmönchs in Schwarz-Weiß, was natürlich umso mehr zu Vergleichen einläd, ist mir das noch nie zu Bewusstsein gekommen.
Habe den Film eben mal wieder gesehen und mich ob der haarsträubenden Unlogik bei vielen Szenen blendend amüsiert. Aber ohne diese wären diese Krimis ja auch nicht so interessant und kultig. Schauspielerisch fand ich neben Siegfried Schürenberg vor allem Günter Meisner sehr überzeugend. Als Bösewicht wäre er für zahlreiche weitere Filme eine überaus interessante Alternative zu den üblichen Bösewichten gewesen. Schließlich muss ich hier mal loswerden, dass die so oft auch in gedruckter Form angebrachte Kritik an Konrad Georg vollkommen unangebracht ist. Dieser wunderbare Schauspieler gibt den Lehrer, der sich an Schülerinnen vergeht/ vergehen will, überaus glaubwürdig. Sein ganzer etwas verklemmt anmutender Habitus und die Art, wie er das Verlangen, doch dem Trieb nachgehen zu wollen spielt, sind vorzüglich. Eine optimale Wahl für diese Rolle, in der er beweist, welch große Schauspielkunst er hatte. Von wegen Fehlbesetzung!
P.S.: Ich habe vom "Mönch mit der Peitsche" nur eine DVD-Aufzeichnung von Kabel 1, in der gleich wie bei meiner Uralt-Video-Aufnahme von Pro7 auf dem Drohbrief für den Chemielehrer auf italienisch "Farai la stessa fine" (Du wirst das gleiche Ende finden) steht. Ist in der DVD-Fassung die deutsche Schrift zu sehen?