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Dieses Thema hat 283 Antworten
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 Filmbewertungen
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

26.04.2019 08:49
#256 RE: Wallace der Woche (24): Der Bucklige von Soho (1966) Zitat · Antworten

Dann können wir uns nur bei "Neues", "Gorilla" und "Glasauge" einigen. Was an Meyerincks Rolle im "Buckligen" gelungen oder gar würdevoll sein soll, erschließt sich mir aufgrund seiner strunzdummen Szenen nicht. Auch kann ich mich nicht daran erinnern, dass er in "Banne" übermäßig lüstern agiert hätte (im Gegensatz übrigens zu Sir John im "Buckligen") oder vertrottelter gewesen wäre als Schürenberg in den Filmen seit "Neues vom Hexer".

Dr. Oberzohn Offline



Beiträge: 644

03.05.2019 13:12
#257 RE: Wallace der Woche (24): Der Bucklige von Soho (1966) Zitat · Antworten

Der Bucklige von Soho - definitiv nach keinem Roman von Edgar Wallace. Dafür jede Menge Versatzstücke aus Vorgängerproduktionen, doch auch durchaus neue Wege, über deren Gelungenheit man natürlich streiten kann. Jedenfalls am Augenfälligsten jede Menge knallbunte Farbe. Mit der schönen Schwarzweissatmosphäre ist es auf jeden Fall vorbei. Ob die Produzenten der Wallace-Reihe ahnen konnten, dass sich irgendwann mal Filmgucker in einer von computergenerierten 3D-Effekten übersättigten Zeit nach dem einfachen, aber geschickt arrangierten Licht- und Schattenspiel von Weiß und Schwarz zurücksehnen würden ? Wahrscheinlich nicht, jetzt, Mitte der Sechziger, war auch bei Wallace erst mal viel schreiende Buntheit angesagt.
Die Handlung des Filmes führt in eine von Erbschleicherei, Mord, Erpressung und Zwangsarbeit und -prostitution geprägte Welt, in welcher eine Hauptfigur nach der anderen sich als noch böserer Bösewicht als der Vorgänger entpuppt. Die Schauspieler an sich sind allererste Güte. Besonders Pinkas Braun sticht in seiner skrupellosen Bösartigkeit hervor, er ist ein durchaus glaubwürdiger Gangster. Eddi Arent als janusköpfiger Reverent stellt in jedem Fall eine Bereicherung dar, doch ich zweifel jedes Mal, inwieweit man ihm den Schurken abnehmen kann. Tatsächlich ist er ja hinter Oberst Perkins der zweite Mann in der Organisation, aber seine Schlechtigkeit erscheint manchmal etwas aufgesetzt. Doch sein Filmtod ist hier besonders schrecklich, einer der grausamsten in der ganzen Reihe. Gisela Uhlen als geldgierige "Puffmutter" erscheint geradezu ideal besetzt. Auffällig ist, dass sie in allen Wallace-Auftritten auf Frauen festgelegt wurde, die sehr unangenehm dem schnöden Mammon verfallen sind.
Hubert Meyerinck gibt ja lange Zeit den großen Jungen, der seine verlorenen Schlachten im Sandkasten nochmal neu schlägt, so dass sein plötzlicher Platz als Nummer 1 der Verbrecher überraschend herüberkommt, obwohl ja eigentlich nur er etwas von der Beseitigung seiner Nichte haben kann, wenn man mal logisch denkt, was auch bei diesem Film nicht gerade zu Aha-Erlebnissen führt. Seine von Agnes Windeck wieder mal hervorragend gespielte Frau (oder Schwester, das hab ich nie verstanden) entblößt hinter ihrer netten liebenswerten Alte-Lady-Fassade doch erstaunlich rücksichtslose Züge, die einem in der Wirklichkeit wohl die Sprache verschlagen lassen würden. Daneben gibt es noch einige Gehilfen der Schurken, neben der ewigen Lageraufseherin Hilde Sessak (diesmal sogar mit unterdrückten lesbischen Regungen) diverse recht hübsche junge Damen, die allerdings auch nicht das ewige Leben haben, und natürlich die titelgebende Figur. Was man sich dabei gedacht, den Mordbuben mit diesem albernen Buckel auszustatten, wissen sicher nur die Drehbuchschreiber. Er macht überhaupt keinen Sinn, außer als Maskottchen im Spielcasino zu dienen.

Im Prinzip ist es schon starke Kost, der Sprung von betulichem Schwarzweiss zu grellem Bunt: ein Schneidbrenner als Mordwaffe, grausam dahingemeuchelte Opfer, Szenen wie aus einem Frauengefängnisfilm ( hat sich zu dieser Zeit grad erst etabliert, da war Vohrer wohl innovativ) sowie recht deutliche erotische Anspielungen und andere Neuerungen zeigen die Richtung an, wohin es gehen sollte. Natürlich wecken die in der Wäscherei schuftenden jungen Damen schon die eine oder andere abwegige Phantasie, doch so schlimm und umwahrscheinlich finde ich die ganze Sache nicht. Hat man doch auch vor gar nicht so langer Zeit erfahren, dass die Zustände in den Waisenhäusern, Erziehungsanstalten etc. der sechziger Jahre durchaus nicht so sonderlich rosig waren. Vielleicht sogar ein -ungewolltes- Abbild der Wirklichkeit ? Weiterhin gefällt mir die Verbindung zum geheimen Spielclub samt Bordell recht gut, hat etwas durchaus Realistisches, das allerdings durch den humpelnden buckligen Massenmörder samt seiner überzeichneten Auftraggeber wieder einige Schrammen bekommt.
Aber die Handlung hat viele Schwachpunkte. Dass in kurzer Folge über ein halbes Dutzend junge Frauen erwürgt aufgefunden wird, und die Polizei hat überhaupt keine Anhaltspunkte, das ist schon seltsam. Schließlich waren doch alle schon mal mit dem Gesetz in Konflikt geraten, es müssen polizeiliche Unterlagen existiert haben, und auch mit den damaligen erkennungs-dienstlichen Mitteln sollte doch eine Zuordnung möglich gewesen sein. Von da ergibt sich doch ein direkter Weg in die Perkinssche Erziehungsanstalt. Außerdem müssen die Damen doch auch offiziell dort eingewiesen worden sein, es hätten doch auch staatliche Kontrollen durchgeführt werden müssen. Na gut, hier wurde und wird viel verschlampt… Doch man hätte nur mal alle Wäschereien abklappern müssen…
Alles in allem ist das Ganze nicht sehr glaubwürdig. Dass Sir John Wanda Merville auf dem Foto nicht erkennt, ist wohl seiner Senilität zuzuschreiben, kann durchaus passieren, aber dass er ohne etwas zu merken im Mädchenheim ein- und ausgeht, ist nun sehr unwahrscheinlich. Und die Geschichte mit dem Telefonhörer: Da ist eigentlich überhaupt nichts Logisches dran, schon gar nicht, dass der geistig minderbemittelte Bucklige den komplizierten Plan des Reverenten erkennt und den Hörer wieder auflegt. Wie soll ein Mann eigentlich zweimal aus einiger Entfernung auf sich schießen ? Denn das hätte die ballistische Untersuchung auf jeden Fall ergeben müssen (fehlende Schmauchspuren, Eintrittswinkel etc.). Man lebt ja nicht mehr im Jahre 1930, wo der Täter im Roman Der leuchtende Schlüssel der Polizei weißmachen kann, der tödliche Schuss auf einen Rollstuhlfahrer wäre aus großer Entfernung mit einem Gewehr abgegeben wurden, obwohl er selber ihn aus nächster Nähe mit einer Pistole hinterrücks erschossen hatte.
Sicher gibt es hier noch jede Menge andere Schwächen, das sinnlose Attentat auf die falsche Wanda Merville samt dem Inspektor wurde ja schon angeführt.
Allerdings muss man dem Film schon eine abwechslungsreiche Handlung bescheinigen. Manches wirkt wie billiger Trash, manches dagegen gelungen und ausbaufähig. Auch hier wieder – ein paar Leichen weniger hätten es auch getan, man hätte ja mal die arme Laura im Spielclub am Leben lassen können.
Die Filmmusik von Peter Thomas ist wohl unter dem Prädikat „Besonders nervig“ einzustufen.

Im Prinzip ist eine Bewertung schwierig. Ein Vergleich der Farb- mit den Schwarzweiss-Filmen ist doch fast so wie die berühmten Äpfel und Birnen. Im Prinzip verknüpfe ich mit „den“ Edgar-Wallace-Filmen immer die früheren Werke, die späteren knallbunten Produktionen sind eine eigene Kategorie und müssten eigentlich auch im eigenen Kontext bewertet werden. Demgegenüber kriegt der „Bucklige“ noch eine recht gute Bewertung.

Persönliche Wertung (Farbfilme) : 3,5 von 5 Punkten

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

04.05.2019 01:30
#258 RE: Wallace der Woche (24): Der Bucklige von Soho (1966) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #28
Die Filmmusik von Peter Thomas ist wohl unter dem Prädikat „Besonders nervig“ einzustufen.

Danke, endlich schreibt's einer. "Buckliger" = gleiche Kategorie wie "Verrätertor".

Havi17 Offline




Beiträge: 3.764

04.05.2019 10:41
#259 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Das ist Geschmackssache

Gruss
Havi17

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

12.05.2019 09:19
#260 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Im Zuge des Blu-ray Uprades habe ich gestern Abend "Der Bucklige von Soho" seit langer Zeit mal wieder gesehen.

Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung wie gut der Film ist.
Das ist ja echt ein buntes Knallbonbon, von einer seltenen Rasanz innerhalb der Serie, in der für den Zuschauer wenig Zeit zum Luftholen bleibt.
Eine unglaubliche Farb Optik, die den Film in jedem Moment zum Hochgenuß macht, klasse Darsteller, spannende Geschichte und mit einem genialen Peter Thomas Soundtrack, der mir ansonsten manchmal auch etwas auf die Nerven gehen kann.
Geradezu genial ist die Darstellung Eddie Arent`s als Bösewicht, die man ihm zu jederzeit abnimmt und den ich mir nach dieser Rolle, auch in einem James Bond Film als "Henchman" des Bösen hätte vorstellen können. Man glaubt es nicht aber das hätte Eddie Arent locker drauf gehabt, zumindest wenn man "Der Bucklige von Soho" gesehen hat.
Wenn man den Film aus der heutigen Perspektive sieht und die vielen Knallfrosch Ideen und die Hau drauf Methode, sowie die fantastische Farbgestaltung und die rasante ziemlich irre Musik betrachtet, dann ist das schon ein kleines Meisterwerk der Swinging 60s. Nicht zu vergessen, die vielen Gimmicks, in Form von bösartigen Foltermethoden und ständig brummt und blinkt etwas. Grandios!
Schon zum Start des Films wird total überzogen und klar gemacht, was man zu erwarten hat. Alleine die Vor Titelsequenz, die mit einem Mord endet und der völlig übertriebene Schrei in die Musik der Titelsequenz übergeht ist sensationell.

Völlig durchgedreht! Auch für nicht Wallace Fans geeignet, die eine Schwäche für Knallbonbons der Sixties haben!
10/10 Punkte

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

12.05.2019 11:28
#261 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Wer Edgar-Wallace-Filme nach den gleichen Kategorien bewertet wie Kinderspielzeug, der wird seine helle Freude am "Buckligen" haben.

eastmancolor Offline



Beiträge: 2.622

12.05.2019 23:10
#262 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #261
Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Wer Edgar-Wallace-Filme nach den gleichen Kategorien bewertet wie Kinderspielzeug, der wird seine helle Freude am "Buckligen" haben.



Interessanterweise kann der darauffolgende BLAUE HAND nicht im geringsten mithalten in allen Belangen. Hat mir zwar gefallen aber weit entfernt vom Buckligen.

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

29.05.2019 10:42
#263 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Zitat von eastmancolor im Beitrag #262
Zitat von Gubanov im Beitrag #261
Dieser Einschätzung kann ich mich nur anschließen. Wer Edgar-Wallace-Filme nach den gleichen Kategorien bewertet wie Kinderspielzeug, der wird seine helle Freude am "Buckligen" haben.



Interessanterweise kann der darauffolgende BLAUE HAND nicht im geringsten mithalten in allen Belangen. Hat mir zwar gefallen aber weit entfernt vom Buckligen.


Wenn man es bewertet wie Kinderspielzeug...

Wenn man den Film nach handwerklichen Kriterien bewertet, ist er höchstens Mittelmaß.... Ich finde auch die blaue Hand ehrlich gesagt auch besser. Da wird wenigstens auf diese ganzen Klamauk-Einlagen verzichtet.

Andreas Offline




Beiträge: 435

08.07.2019 11:53
#264 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Willkommen in der Farbfilm-Ära, der abwechslungsreichen Zeit der EW Filme.

Diese Ära startet mit einem Film, der mit einem "Buckligen" Angst und Grusel erzeugen will. Aus heutiger Sicht und mit modernisiertem gesellschaftspolitischen Blick geht sowas natürlich überhaupt nicht. Man macht kein körperliches Leiden zum Stigma des Bösen.

Allerdings ist der Bucklige auch nicht gruselig, sondern absurd und trashig, ähnlich wie der Gorilla, der ja ebenfalls Soho im Film-Namen trägt.

Von Diskriminierungsaspekt abgesehen ist dieser Film ein wunderbarer Film, bei dem man bestens unterhalten wird. Die tollen Darsteller, die surrealen Farben der Pappkulissen und die fantasierreiche Vielzahl bunter Schauplätze sorgen für temporeiche Unterhaltung.

Ich fühle mich allerbestens unterhalten und gebe diesem Film 4,5 / 5 Punkten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

08.07.2019 13:11
#265 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Zitat von Andreas im Beitrag #264
Aus heutiger Sicht und mit modernisiertem gesellschaftspolitischen Blick geht sowas natürlich überhaupt nicht. Man macht kein körperliches Leiden zum Stigma des Bösen.


Letztendlich stellt sich doch ohnehin heraus, dass der Bucklige in Wahrheit gar nicht bucklig ist.

Andreas Offline




Beiträge: 435

08.07.2019 19:07
#266 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Schon klar. Trotzdem sollte ein Buckliger den damaligen Zuschauern Angst einjagen. Das finde ich halt nicht gut. Ansonsten der Film leider geil.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

09.07.2019 08:32
#267 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Ein paar JAhre vorher sollte ein Blinder den Zuschauern Angst einjagen. Komisch, dass sich daran noch keiner gestört hat.

Andreas Offline




Beiträge: 435

09.07.2019 09:38
#268 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Komisch. Das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Aber es stimmt, du hast völlig recht!

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

09.07.2019 12:37
#269 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Wenn man mit solchen Argumenten anfängt, darf bald niemand mehr der Mörder sein. Keine Buckligen und Blinden mehr, keine Kirchenmänner und erst recht keine Frauen, Juden, Muslime, Homosexuelle oder politisch opportun Agierende. Der einzige noch offene Weg ist dann vorgezeichnet in Richtung Propagandakrimis, wie sie zu DDR-Zeiten und teilweise zur NS-Zeit entstanden.

Edgar007 Offline




Beiträge: 2.595

09.07.2019 15:49
#270 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21) Zitat · Antworten

Mich hat das auch noch nie gestört, aber hier wurde es ja diskutiert. Und da frage ich mich dann schon, warum wird das nicht schon bei den toten Augen - ein für mich völlig überbewerteter Film - angesprochen.

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