Zitat von Jan im Beitrag #188Also eine reine Krimikomödie sollte das sicher nicht werden. [...] Man denke auch an "Lange Beine - lange Finger", der recht zeitnah entstand und ein paar ganz ähnlich gelagerte Grotesken enthält.
Bemerkst du selbst den Widerspruch?
Kein wirklicher Widerspruch, denn zwischen einem Film, der als reine Krimikomödie angelegt ist und einem Krimi mit ein paar grotesken Einfällen sehe ich einen Unterschied. Will heißen: Nach meinem Dafürhalten ist der "Bucklige" durchaus als ernsthafter Film angelegt und sollte keine Komödie werden - so lautete ja die ursprüngliche Frage / Anmerkung. Dass es zudem einige für Vohrer eben typische Grotesken gibt, tut dem Ganzen dabei keinen Abbruch. Ebensowenig wie der Umstand, dass so einiges an dem Film - und evtl. auch mehr als bei anderen Farbvohrern - aus heutiger Sicht etwas unfreiwillig komisch daherkommen mag. Die Sehgewohnheiten dürften sich dahingehend verändert haben, dass man mit so einem fies dreinguckenden Onkel, der ein Bein nachzieht und einen Pappbuckel trägt, kaum mehr jemanden hinter dem Ofen wird vorlocken können.
Ansonsten zählt der "Bucklige" auch für mich nicht zur oberen Hälfte der Wallace-Farbvohrer. Ich meine, dass ich ihn neulich bei der dazugehörigen Umfrage auf den vorletzten Platz gesetzt habe (zugegebenerweise schwankt es diesbezüglich bei mir immer ein bisschen). Mir gefällt der Soundtrack, ich mag die paar angesprochenen Grotesken, und Eddi Arent hat hier meiner Meinung nach einen seiner stärksten Auftritte. Der Rest scheitert am Nichtvorhandensein eines Hauptdarstellers - Günther Stoll ist eine liebenswerte zweite Geige - und am nicht eben sonderlich einfallsreichen Plot.
Zitat von Gubanov im Beitrag #194Da braucht man schon wirklich viel Verständnis für Vohrers und Thomas', Arents und Teeges Spielereien, um das alles gut zu finden.
In den meisten Fällen weniger Verständnis, als einen Sinn für gelungene Unterhaltung, würde ich sagen.
Sehe ich auch so. Ansonsten schließe ich mich Jan´s Ausführungen voll an. Endlich mal jemand, der mit fachlicher Kompetenz und nachvollziehbaren Argumenten die Sachen auf den Punkt bringt.
Gubanov
(
gelöscht
)
Beiträge:
25.01.2015 15:32
#198 RE: Bewertet: "Der Bucklige von Soho" (1966, 21)
Schon krass, wie viele Leute es nicht nur gutheißen, sondern geradezu Fan davon sind, dass mit dem "Bucklijen" der Name der Wallace-Reihe an die alberne Trash-Kunst verkauft wurde. Also ich vermag inhaltlichen Schwachmatismus, Farbendurcheinander und platte Witzeleien auch nicht mit Lehrbuchweisheiten zu rechtfertigen. BFN.
als Trash empfinde ich den BUCKLIGEN nicht. Da sind die späteren Wallce-Filme die ersten Kandidaten. Und von Meyerink fand ich nur in einer Wallace-Rolle wirklich gut: Als Richter in NEUES VOM HEXER.
Mann kann dem Buckligen zugute halten, dass er Tempo und einen gewissen Unterhaltungswert besitzt. Trotzdem gehört er für mich zu den schwächeren Farb-Vohrers. Es fehlt die Originalität und die Geschichte erscheint mir aus verschiedenen Wallace-Elementen einfach zusammengeflickt. Der Bucklige selbst ist eine Lachnummer. Diese Gestalt hätte man bereits 1966 wesentlich gelungener hinbekommen können.
Was mir aufstößt, ist die stellenweise sehr auffallende Dummheit der Akteure (siehe der von mir bereits erwähnte Lapsus mit dem Bootshaus).
Denn Soundtrack find ich allerdings recht gut, Meyerinck weniger, wobei er mir hier noch wesentlich besser gefällt, als in der Rolle des Sir Arthur. Dieser Charakter ist für mich einfach unterirdisch.
"Der Bucklige von Soho" war der erste Wallace-Farbfilm den ich je gesehen habe.
Ich hatte 1982 das Wallace Buch von Florian Power bekommen und war richtig neugierig auf die Farbfilme.
Bis ich alle zusammen hatte hat es noch insgesamt 5 Jahre gedauert, so dass ich mein Glück kaum fassen konnte, den Film im Sommer 1983 in einer Videothek zu entdecken.
Aufgrund dieser Nostalgie Komponente sehe ich den Film vielleicht positiver als manch anderer.
Nachdem ich ihn mir gestern nach langer Zeit mal wieder angesehen habe, gibt es für mich die folgenden
Pluspunkte: Gute Täterauflösung, der Fall ist nicht unlogisch
Günter Stoll als nüchterner Ermittler
Agnes Windeck
Gute Nebendarsteller(innen), insbesondere Suzanne Roquette und Albert Bessler
Siegfried Schürenberg als "Playboy Spätlese"
Gangster Rollen von Eddi Arent und Pinkas Braun
Interessante Außenaufnahmen, aber leider nur sehr wenige
Negativ: Blasse Hauptdarstellerin Monika Peitsch
Grelle Farben in den Studiokulissen, die auch eher billig wirken
Jetzt habe ich den Buckligen als letzten Farbfilm gesehen und er war ein unterhaltsamer Abschluss.
Der Cast spielt insgesamt sehr überzeugend auf, wenn man mit einigen Ausnahmen. Günther Stoll bleibt als Inspektor leider ziemlich blass. Zwar ist seine kühle und distanzierte Art durchaus eine nette Abwechslung, aber leider gehen damit seine Fähigkeiten als Zugpferd eindeutig verloren. Zudem wurde er nicht oft genung in die Geschichte eingebunden und man hat es wirklich schwer ihn als Titelheld zu identifizieren. Monika Peitsch bleibt leider ebenfalls farblos und kann es kaum mit anderen Wallace-Girls, was Ausstrahlung, Charme und Überzeugung betrifft, aufnehmen. Die zweite Reihe ist hingegen vortrefflich besetzt. Sir John gibt einen tollen Auftritt, besonders im Zusammenspiel mit Agnes Windeck (viel besser als im Hund, aber leider nicht ganz so genial wie im Zinker) und Hubert von Meyerinck. Jener übertreibt sein militärisches Gehabe leider mitunter, aber diese schreiende und unbeherrschte Facon steht ihm schon sehr gut. Besonders im Finale kommt dadurch echte Stimmung auf. Zu diesem Trio gesellt sich Albert Bessler, der gewohnt undurchsichtig aufspielt. Pinkas Braun und Eddi Arent geben eine ihrer besten Rollen und sorgen gleichermaßen für Gefahr. Besonders Eddi Arent (der sich, zugegeben, einen SEHR markanten Gangsterton zugelegt hat ) weiß als eiskalter Reverend zu überzeugen. Gisela Uhlen, Hilde Sessak und Uta Levka stechen, genau wie Ilse Pagé aus den weiblichen Reihen hervor, wobei ich sagen muss, dass eigentlich alle Frauen des Heims sehr gut besetzt sind. Die Titelfigur wird von Richard Haller verkörpert, der zwar nicht die Unheimlichkeit eines blinden Jack erreicht, aber dennoch positiv auffällt. Wirklich schwach finde ich nur Joachim Tegge, der sich einfach zu dumm gibt...
Der Plot - eine Mädchen wird entführt um ihr Erbe zu erpressen - ist definitv keine Neuheit und wenn man auch dem Drehbuch den ein oder anderen Fehler vorwerfen muss, muss man doch einräumen, dass diese Geschichte ziemlich vielschichtig und unterhaltsam erzählt wird. Im Laufe der knapp 90 Minuten werden einige Überraschungen ausgepackt, wodurch keine Langeweile aufkommt. Die letztlich unnötige Entlarvung am Schluss, betrachte ich einfach als Schmankerl, die die Figur des Buckligen noch ein wenig besser in die Geschichte einbaut. Außerdem gefällt mir das Finale im Keller ziemlich gut, was besonders an Meyerinck liegt, der hier wirklich glänzen kann. Trotz Logikfehler (Wanda Mervilles Bild zum Bsp.) ist die Geschichte flott erzählt und wartet mit diversen Wendungen auf, die die Spannung hochhalten. Kleines Highlight: Sir John am Rande des Todes - in keinem anderen Wallacefilm war er so "hautnah" bei den Ermittlungen dabei.
Im Gegensatz zu vielen hier, fand ich die Kulissen insgesamt recht stimmungsvoll. Die Wäscherei geht für mich voll in Ordnung, genau wie das Mädchenheim und das Schloss von Lady Perkins. Verglichen mit anderen Filmen verstehe ich die hohe Kritik daran ganz und gar nicht. Im Hund fand ich das alles viel billiger und liebloser...Das Bootshaus zum Bsp. war eine spannende Location. Auch die Kamera sorgt für Stimmung und bewegt sich zwischen einer flott-dynamischen und dennoch mitunter spannenden Atmosphäre. Sowohl für Action als auch für düstere Beklommenheit ist Platz und ich war sehr zufrieden.
Die letzten Pluspunkte sammelt der Bucklige durch die peppige Musik von Thomas, die wunderbar zum Film passt. Eine sehr gute Arbeit ohne Frage.
Trotz einer altbekannten Story gelingt es dem Film einen hohen Unterhaltungswert aufzubauen, der zusätzlich mit einigen schönen Charakteren besetzt und von toller Musik untermalt ist. Fehler innerhalb der Geschichte kann ich genauso verzeihen wie den ein oder anderen eher schwach besetzten Part. Das Ergebnis, in Form dieses ersten Farbwallace, funktioniert trotzdem ausgezeichnet.
Zitat von Blinde Jack im Beitrag #202 Kleines Highlight: Sir John am Rande des Todes - in keinem anderen Wallacefilm war er so "hautnah" bei den Ermittlungen dabei
Nach erneuter Sichtung kann dies zu 100 % unterschreiben. Meiner Meinung nach der KLAR beste Auftritt von Siegfried Schürenberg als Sir John. Als Gesamtes würde ich dem Film auch knappe 4 Punkte (wie allen Vohrer-Farbfilmen ausser Gorilla) geben. Gute Darsteller und Regie, mittelmässige Kamera und Drehbuch, dafür aber eine super Musik. Trotzdem gefallen mir Hand, Banne und Glasaue besser, rMönch und Hund seh ich etwa auf gleicher Stufe. Gorilla ist natürlich in allen Belangen unterlegen.
Gesungen? Da singt eigentlich niemand. Oder meinst Du den, der diese Urschrei ähnlichen Laute von sich gibt? Das war einer der Musiker aus dem Peter Thomas Sound Orchester. Peter Thomas hat auch mal erwähnt, welcher es war - hab ich leider aber vergessen. Den Schrei wird irgendwer im CCC eigenen Synchronstudio bei der Postproduktion beigesteuert haben. Der Regisseur war ja diesbezüglih vom Fach.
Zitat von Jan im Beitrag #205Gesungen? Da singt eigentlich niemand. Oder meinst Du den, der diese Urschrei ähnlichen Laute von sich gibt? Das war einer der Musiker aus dem Peter Thomas Sound Orchester. Peter Thomas hat auch mal erwähnt, welcher es war - hab ich leider aber vergessen. Den Schrei wird irgendwer im CCC eigenen Synchronstudio bei der Postproduktion beigesteuert haben. Der Regisseur war ja diesbezüglih vom Fach.
Gruß Jan
Genau diese Schreie im Song mein ich. Hätte ja sein können, dass das bekannt ist, wer das war.
Zitat von Jan im Beitrag #205[...] Das war einer der Musiker aus dem Peter Thomas Sound Orchester. Peter Thomas hat auch mal erwähnt, welcher es war - hab ich leider aber vergessen. [...]
Explizit erwähnt wird das nirgendwo, wer die 'Laute' bei "Der Bucklige von Soho" von sich gegeben hat. Allerdings tippe ich mal auf James D. Atterly, dessen Name für den Song "Caught At Midnight" (Titelmusik zum 3. Jerry Cotton-Film "Um Null Uhr schnappt die Falle zu") auch belegt ist. Allerdings kann es sich bei James D. Atterly, da der Name in keinem anderen Zusammenhang sonst noch auftaucht, auch um ein Pseudonym handeln (z.B. für Sänger & Bassist Jean Thomé, der für Peter Thomas schon die tollen "Der Hexer"-Rufe 1964 verantwortet hatte).
Zitat von Count Villain im Beitrag #208[...] Aber genauso gut könnte man fragen, wer bei Blackwood Castle spricht und lacht.
Ha, das war Joe Quick, die extravagant gekleidete Gitarrensau aus dem Münchner Soul-Schuppen Tabarin. Kurzhaargitarrist, mit Jimi Hendrix und solchen Hippies hatte er nix am Hut, aber er konnte sich rühmen, als einziger Gitarrist in Deutschland den originalen James-Brown-Rückwärtsanschlag auf die Saiten zu zaubern ... und da Peter Thomas ein verrückter Kerl war und ist, ließ er ihn neben der Gitarre auch noch das Mikro in die Hand nehmen ... und dann kam eben sowas wie "Der Hund von Blackwood Castle" dabei heraus! Oldies but goldies!
Zitat von Count Villain im Beitrag #208[...] Aber genauso gut könnte man fragen, wer bei Blackwood Castle spricht und lacht.
Ha, das war Joe Quick, die extravagant gekleidete Gitarrensau aus dem Münchner Soul-Schuppen Tabarin.
Gut möglich, dass ich das sogar mit dem "Hund" verwechselt habe. Von Joe Quick habe ich dem Zusammenhang nämlich definitiv schon mal gelesen und hab ihm ggf. versehentlich nun auch den "Buckligen" angehängt.