Du hast recht! Eigentlich ein interessantes Thema! Beim Gorilla und beim roten Mönch wird's aber schwierig. Oder hast du da auch eine Erklärung in Petto?
Der Gorilla kommt nicht aus einem regulären Wallacefilm, sondern aus der hauseigenen Wallaceverarsche "Gorilla von Soho". Er ist also ein Witz auf Kosten von "King Kong", ebenfalls von Wallace.
Was einmal mehr beweist, daß ein Film, der nur auf Knalleffekte abzielt, nicht ernstzunehmen ist. "Der Gorilla von Soho" ist ein albernes Machwerk und verhöhnt die gute Vorlage. "Der Mönch mit der Peitsche" kann mich ebensowenig überzeugen, obwohl er einige gute Momente hat. Eine feuerrote Kutte zu tragen, ist allerdings nächtens im Wald kaum empfehlenswert.
Jemand hat scheinbar den Sinn der Kostüme der frühen Fassungen missverstanden und sie deshalb in den Farbfilmen so unpassend eingesetzt.
Zitat von Percy Lister "Der Gorilla von Soho" ist ein albernes Machwerk und verhöhnt die gute Vorlage.
Verhöhnen sicher nicht, das wäre zu negativ. Ich bin mir aber mittlerweile sehr sicher, dass die beiden Verantwortlichen des Films eine Persiflage/Veralberung der mittlerweile nahezu totgelaufenen Serie im Kopf hatten. Anders ist der ulkige Gorilla nicht erklärbar. Da nehmen sich Regisseur und Produzent selbst auf den Arm, lassen einen Affen durch den Kunsteisnebel albern und veranstalten drumherum einen knallbunten Zirkus. Wer das zugrunde legt, wird den Film höchst amüsiert zur Kenntnis nehmen! Und so macht halt auch das Kostüm wieder Sinn: Affenkostüm für's Affentheater! Das dürfte wohlüberlegt ausgesucht sein.
Hier gebe ich Dir recht. Der "Gorilla" war eine Erfindung von Herbert Reinecker. Das Buch sollte von Harald Philipp nach eigener Überarbeitung im Sommer 1968 verfilmt werden. Dass daraus dann ein Alfred-Vohrer-Film als Remake von "Die toten Augen von London" wurde, ist immer noch ein großes Rätsel. Inzwischen habe ich die Vermutung, dass Philipp plötzlich erkrankte, Rialto aber für Constantin den Film realisieren mußte - Alfred Vohrer auf seine Art das Projekt rettete. Ich versuche hier immer noch auf den wahren Grund zu kommen. Davon abgesehen finde ich einen "Gorilla" als Mörder durchaus interessant.
Zitat von Jan Verhöhnen sicher nicht, das wäre zu negativ. Ich bin mir aber mittlerweile sehr sicher, dass die beiden Verantwortlichen des Films eine Persiflage/Veralberung der mittlerweile nahezu totgelaufenen Serie im Kopf hatten. Anders ist der ulkige Gorilla nicht erklärbar. Da nehmen sich Regisseur und Produzent selbst auf den Arm, lassen einen Affen durch den Kunsteisnebel albern und veranstalten drumherum einen knallbunten Zirkus. Wer das zugrunde legt, wird den Film höchst amüsiert zur Kenntnis nehmen! Und so macht halt auch das Kostüm wieder Sinn: Affenkostüm für\'s Affentheater! Das dürfte wohlüberlegt ausgesucht sein.
Ich glaube keineswegs, dass Vohrer und Wendlandt ihren GORILLA als Persiflage auf sich selbst verstanden haben. Vielmehr glaube ich, dass Wendlandt die Sache nüchtern betrachtet hat. Es ist bekannt, dass DIE TOTEN AUGEN der Lieblings-Wallace von Wendlandt war. Außerdem musste sich Produktion und Verleih - bei allem Respekt vor dem Kinopublikum - zwangsläufig der Eindruck aufzwingen, jenes Publikum würde alles fressen, was man ihm als Wallace-Film vorwirft. Die Tatsache das man Szene für Szene fast identisch kopiert hat zeigt, dass man nicht das Ziel verfolgte, die Vorlage auf irgend ein neues Level zu bringen, weder durch Persiflage, noch durch irgendwelche anderen neuen Impulse. Nur der Zeitgeist ist angepasst. Warum es zu dieser Behelfslösung aber überhaupt erst kam, ist allerdings in der Tat eine interessantes Rätsel.
Zitat von Daniel Lantelme Ich glaube keineswegs, dass Vohrer und Wendlandt ihren GORILLA als Persiflage auf sich selbst verstanden haben.
Du meinst, anno 1968 wäre es ernsthafte Absicht gewesen, dem an Wallace recht gesättigten und zunehmend "aufgeklärten" Publikum einen Mörder im Affen-Kostüm (!) als ernst gemeintes Remake des im Original in der Tat äußerst gelungenen TOTE-AUGEN-Filmes zu servieren? Ein Affe, der mit einem Hechtsprung in einem Krankenwagen verschwindet? Nein, daran mag ich nicht wirklich glauben. Man denke auch an den (bis ins Absurde getriebenen!) Einfall, den gemeinhin in aller Öffentlichkeit als stockschwul bekannten Hubsi von Meyerinck als weibsgeilen Scotland-Yard-Chef zu zeigen. Die ganzen Aufnahmen im Striplokal, in dem Männer und Frauen auf Podesten fotografiert werden können... Nee, nee. Das kann nicht "Freddy Gregors" Ernst gewesen sein. Da haben sich die beiden zusammen gefunden und haben überlegt, wie und in welche Richtung man als schnelle Ersatzlösung das TOTE-AUGEN-Drehbuch umarbeiten könnte. Bei einigen Einfällen müssen die beiden sich ja vor Lachen förmlich auf die Schenkel geklopft haben...
Schlussendlich wissen kann man das alles natürlich nie, es sei denn, Joachim findet in irgendwelchen Unterlagen wirklich noch etwas Aufschlussreiches. Anders, als oben beschrieben, kann ich mir so einen Film, der, nimmt man ihn ernst, wirklich nur als misslungen gelten kann, nicht erklären!
Zitat von Daniel Lantelme Ich glaube keineswegs, dass Vohrer und Wendlandt ihren GORILLA als Persiflage auf sich selbst verstanden haben.
Du meinst, anno 1968 wäre es ernsthafte Absicht gewesen, dem an Wallace recht gesättigten und zunehmend "aufgeklärten" Publikum einen Mörder im Affen-Kostüm (!) als ernst gemeintes Remake des im Original in der Tat äußerst gelungenen TOTE-AUGEN-Filmes zu servieren? Ein Affe, der mit einem Hechtsprung in einem Krankenwagen verschwindet? Nein, daran mag ich nicht wirklich glauben. Man denke auch an den Einfall, den gemeinhin in aller Öffentlichkeit als stockschwul bekannten Hubsi von Meyerinck als weibsgeilen Scotland-Yard-Chef zu zeigen. Die ganzen Aufnahmen im Striplokal, in dem Männer und Frauen auf Podesten fotografiert werden können... Nee, nee. Das kann nicht "Freddy Gregors" Ernst gewesen sein. Da haben sich die beiden zusammen gefunden und haben überlegt, wie und in welche Richtung man als schnelle Ersatzlösung das TOTE-AUGEN-Drehbuch umarbeiten könnte. Bei einigen Einfällen müssen die beiden sich ja vor Lachen förmlich auf die Schenkel geklopft haben...
Schlussendlich wissen kann man das alles natürlich nie, es sei denn, Joachim findet in irgendwelchen Unterlagen wirklich noch etwas Aufschlussreiches. Anders, als oben beschrieben, kann ich mir so einen Film, der, nimmt man ihn ernst, wirklich nur als misslungen gelten kann, nicht erklären!
Gruß Jan
Tut mir leid Jan, aber hier muß ich Daniel recht geben. Filme werden weit im voraus geplant und von dem Verleih in Auftrag gegeben und vorfinanziert. In einem Interview anläßlich den Dreharbeiten zum "Gorilla von Soho" äußerte sich Vohrer durchweg positiv über diese Produktion: "Wir wollen frisches Blut in die Serie pumpen, und so kamen wir auf die Idee, diese beiden Figuren zu entwickeln, die sich ganz mit dem Stil der Wallace-Filme decken. Perkins ist der Ernstere, Besonnene, Pepper der Lustige, Komische, Witzige, der aber nicht weniger raffiniert arbeitet. Wir haben diesmal neben aller Schießerei auch einen Schuß Sex in der Geschichte. Wenn alles so gut geht, wie wir meinen, dann gibt es beim nächsten Wallace ein Wiedersehen mit Inspektor Perkins und Sergeant Pepper."
Du beschreibst im Prinzip, dass sich die Wallace-Filme selbst nicht allzu ernst nehmen. Das ist hinlänglich bekannt. Gerade in den Jahren des Vohrer Monopols hat sich der subtile Humor teilweise bis hin zu im schlimmsten Falle klamaukartigen Szenen entwickelt. Diese Entwicklung ist beim GORILLA auf einem fragwürdigen Höhepunkt, zeichnet sich aber insbesondere in den Szenen mit Sir Arthur auch schon bei IM BANNE DES UNHEIMLICHEN ab.
Das alles rechtfertigt in meinen Augen aber noch nicht den Film als Persiflage oder Parodie zu verstehen.
In Antwort auf: Du meinst, anno 1968 wäre es ernsthafte Absicht gewesen, dem an Wallace recht gesättigten und zunehmend "aufgeklärten" Publikum einen Mörder im Affen-Kostüm (!) als ernst gemeintes Remake des im Original in der Tat äußerst gelungenen TOTE-AUGEN-Filmes zu servieren?
Zunächst wurde der Film überhaupt nicht als Remake serviert. Nach meinem Wissen wurde dies mit keinem Wort erwähnt. Auch der Presse und den Zuschauern ist die Nähe zu den TOTEN AUGEN überhaupt nicht aufgefallen. Immerhin lag dieser Film in einem Zeitalter ohne Video und DVD 7 Jahre zurück.
Du beschreibst im Prinzip, dass sich die Wallace-Filme selbst nicht allzu ernst nehmen. Das ist hinlänglich bekannt. Gerade in den Jahren des Vohrer Monopols hat sich der subtile Humor teilweise bis hin zu im schlimmsten Falle klamaukartigen Szenen entwickelt. Diese Entwicklung ist beim GORILLA auf einem fragwürdigen Höhepunkt, zeichnet sich aber insbesondere in den Szenen mit Sir Arthur auch schon bei IM BANNE DES UNHEIMLICHEN ab.
Das alles rechtfertigt in meinen Augen aber noch nicht den Film als Persiflage oder Parodie zu verstehen.
In Antwort auf: Du meinst, anno 1968 wäre es ernsthafte Absicht gewesen, dem an Wallace recht gesättigten und zunehmend "aufgeklärten" Publikum einen Mörder im Affen-Kostüm (!) als ernst gemeintes Remake des im Original in der Tat äußerst gelungenen TOTE-AUGEN-Filmes zu servieren?
Zunächst wurde der Film überhaupt nicht als Remake serviert. Nach meinem Wissen wurde dies mit keinem Wort erwähnt. Auch der Presse und den Zuschauern ist die Nähe zu den TOTEN AUGEN überhaupt nicht aufgefallen. Immerhin lag dieser Film in einem Zeitalter ohne Video und DVD 7 Jahre zurück.
Auch hier muß ich Daniel wieder recht geben. Dass "Der Gorilla von Soho" ein Remake von "Die toten Augen von London" ist - wurde ja erst durch unsere Wallace-Bücher untermauert. Nirgends in der Presse stand damals etwas darüber. Als dann am 27. September 1968 "Der Gorilla von Soho" gestartet wurde war "Die toten Augen von London" nicht mehr in der Kinoauswertung und lief bis Dato nicht im Fernsehen. Also wurde seinerzeit überhaupt kein Zusammenhang der beiden Filme erörtert oder ein Gedanke daran verschwendet.
Zitat von Joachim KrampAls dann am 27. September 1968 "Der Gorilla von Soho" gestartet wurde war "Die toten Augen von London" nicht mehr in der Kinoauswertung und lief bis Dato nicht im Fernsehen. Also wurde seinerzeit überhaupt kein Zusammenhang der beiden Filme erörtert oder ein Gedanke daran verschwendet.
Trotzdem dürfte es doch damals dem ein oder anderen aufgefallen sein, daß die Handlungen identisch sind und aus dem "Blinden Jake", der ja auch affenähnlich aussah, einfach ein Gorilla wurde.
Auch ich bin der Meinung, daß der GORILLA im Prinzip ein "modernisiertes Remake" von den toten Augen war bzw. ist. Der Humor war zu dieser Zeit, man schaue sich doch einfach mal andere Filme aus dieser Zeit an, etwas gwöhnungsbedürftig bzw. ziemlich albern. Auch die "Prise (billiger) Sex" war in den letzten Zügen der 60ies bis Mitte der 70er ein Magnet für die Zuschauer.
Richtig. Ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass es wirklich keinem der Kinogänger aufgefallen sein soll. Schließlich wird es bereits damals den einen oder anderen Wallace-Liebhaber gegeben haben. Diese Voraussetzung wäre sogar nicht einmal nötig, denn mit welcher Dreistigkeit beim "Gorilla" sogar Texte vollständig abgeschrieben wurden, kann man ja heute leicht nachprüfen. Das muss doch damals zumindest Einzelnen auch spanisch vorgekommen sein. Man denke nur an Wiederaufführungen der frühen Filme, die auch einige Zeit nach deren Uraufführung noch die "Erstlinge" in Erinnerung hielten. Was war denn da los mit der Mundpropaganda?
In diesem Punkt gebe ich Joachim und Daniel voll und ganz Recht. Wie beide schon sagten, zur damaligen Zeit gab es noch keine Videos und DVD's oder jährliche Fernsehausstrahlungen der Wallace-Filme, und es lagen 7 Jahre dazwischen !!! Ich kann mir auch nicht vorstellen dass das damals jemandem aufgefallen ist. Ganz ehrlich: Mir ist das auch nie aufgefallen, nicht im geringsten. Erst als ich es hier im Forum las wurde es mir allmählich bewusst. Hab mir dann beide Filme hintereinander angesehn und war danach "geschockt" wie ähnlich sich die Filme sind und der Gorilla kam mir danach auch wie eine billigst nachgemachte 1:1 Kopie der Augen vor, auch dass die Dialoge 1:1 übernommen wurden, war mir vorher nie aufgefallen. Ich war selbst auch über mich überrascht, dass mir das vorher nie auffiel.