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TV-1967 Offline



Beiträge: 652

11.02.2019 14:49
#166 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

So ausführlich wie hier geschrieben wird, lässt das leider meine Zeit nicht zu. Nun, für die Synchronfreaks unter den Wallace-Fans könnte man noch in Erwägung ziehen "WINNETOU & WOKADEH" im ZINKER. Damit meine ich THOMAS ECKELMANN (der ab 1964 die Deutsche Stimme von Pierre Brice war) und MICHAEL CHEVALIER (der Gojco Mitic in UNTER GEIERN sprach. Er war außerdem die Deutsche Stimme von Robert Wagner schon im Jahr 1955 in "Die weisse Feder"). Die Titelmusik von Peter Thomas hat mir hier noch nie so richtig gefallen. Dafür umso mehr die einzelnen Musiktakes im Film. Da gab es bessere Titelmusiken wie z.B. Das Verrätertor oder Der unheimliche Mönch.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

11.02.2019 19:27
#167 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

So, dieses Mal wieder in time.

Wobei ich zum Zinker nicht viel zu sagen habe, außer: Mit dem Film werde ich in diesem Leben nicht mehr warm. Mehr noch als im Gasthaus merkt man, was die Marke "Wallace" in Zukunft ausmachen wird: Stil über Substanz. Zeigt sich der Beginn mit dem Kleinkrieg der Ganoven gegen den Zinker noch unterhaltsam, wird der Film mit jeder Minute zäher.

Kamera und Ausstattung sorgen zwar inszenatorisch für eine große atmosphärische Dichte und es gibt viele Szenen, in denen der Geist der Vorlage spürbar wird. Aber dem gegenüber stehen mindestens ebenso viele einfach komplett unlogische Stellen und Skurrilitäten, die wie bloße Laufzeitfüller wirken. Die reinste Nummernrevue!

Eine detaillierte Auflistung habe ich mir mal gespart. Letztendlich muss ich doch sagen, dass mir Experimente wie "Der Fluch der gelben Schlange" dann doch lieber sind als diese hübsch verpackte und mit einigen effektvollen Schauwerten (z. B. auch die Zooms auf die Gesichter, die im Finale der "Tür" noch passten, hier aber mehr Selbstzweck sind) dekorierte Mittelmäßigkeit eines Kriminalfilms. Sorry.

Ach ja, zu dem ein oder anderen Schauspieler könnte ich noch ein paar Worte verlieren: Agnes Windeck dominiert jede ihrer Szenen, sorgt für ein erinnerungswürdiges Finale und ist allgemein die Großmutter, die sich wohl jeder wünscht (abgesehen von dem Dirigenten-Tick); Inge Langen perfekt besetzt; Bessler erstmalig als unheimlicher Butler; Schürenberg in seiner undankbarsten Rolle an der Grenze zum Nervenden.

Und die hektische Titelmusik macht mich ebenfalls noch immer nervös. Abgesehen davon, dass sie zu dem eher betulichen Eindruck des restlichen Films so gesehen auch gar nicht passt.

Um dann aber doch mit einer positiven Note zu enden: Mit Blu-Ray-Qualität macht der Film optisch wirklich einen exzellenten Eindruck.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

12.02.2019 08:59
#168 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Da ich die anderen Beiträge in diesem Thread erst jetzt gelesen habe, muss ich sagen, dass Dr. Oberzohn meine Kritik an dem Film am Besten auf den Punkt bringt (eklatante Logik-Patzer, schleppende zweite Hälfte). Diese Rezension kann ich also nur unterschreiben. Wenn auch vielleicht nicht die Punktzahl.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #3
(...) während John Leslie, der lange Zeit zweifelhafte Held des Buches, nur auf eine simple Polizeispitzel-Rolle reduziert wird und zudem recht bald das Zeitliche segnet.


Gearde damit hat man meiner Meinung nach ein großes Potential einfach so verschenkt. Da hätte man ähnlich wie in "Die weiße Spinne" eine mysteriöse Ermittlerfigur, bzw. ein Mysterium um den Ermittler aufbauen können.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

13.02.2019 21:50
#169 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Der Zinker (L’énigme du serpent noir)

Kriminalfilm, BRD / FR 1963. Regie: Alfred Vohrer. Drehbuch: Harald G. Petersson (Romanvorlage „The Squeaker“, 1927: Edgar Wallace). Mit: Heinz Drache (Inspektor Bill Elford), Barbara Rütting (Beryl Stedman), Günter Pfitzmann (Frank Sutton), Agnes Windeck (Mrs. Mulford), Siegfried Schürenberg (Sir Geoffrey Fielding), Eddi Arent (Josua Harras), Klaus Kinski (Alexander Krishna), Inge Langen (Millie Trent), Jan Hendriks (Mr. Leslie), Wolfgang Wahl (Sergeant Lomm), Albert Bessler (Butler), Siegfried Wischnewski (der „Lord“), Stanislav Ledinek (der „Champ“), Heinz Spitzner (Dr. Green), Erik von Loewis (Juwelier) u.a. Uraufführung (BRD): 26. April 1963. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Berlin und der Les Films Jacques Willemetz Paris im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Der Zinker
Londons Juwelendiebe zittern vor dem sogenannten „Zinker“, der ihnen die Sore unter Wert abkauft oder sie andernfalls mit kompromittierenden Hinweisen an Scotland Yard verrät. Die Polizei hat nichts gegen den Verbrecher in der Hand, bis dieser – weil er selbst verpfiffen zu werden droht – einen heimtückischen Mord mithilfe von Schlangengift begeht. Zur gleichen Zeit verschwindet aus der Tierhandlung Mulford eine Schwarze Mamba und wenig später wird ein Mitarbeiter der Firma vom „Zinker“ getötet. Wie lange wird der „Zinker“ seine Maskerade noch aufrecht erhalten können, bevor Inspektor Elford, die findige Kriminalschriftstellerin Beryl oder Tierhandlugs-Seniorchefin Mrs. Mulford ihm auf die Schliche kommen?


„Können Sie schweigen?“ – „Wie eine Sphinx!“ – „Ich auch.“

Nur einem Rekordwinter wie jenem 1962/63 ist zu verdanken, dass die britisch anmutende und im milden Berlin gedrehte Edgar-Wallace-Reihe über einen gemütlich-atmosphärischen Schneekrimi verfügt. Die Grundstimmung für den „Zinker“ wird dabei neben der außerordentlich gelungenen Auftaktsequenz in der Tierhandlung Mulford auch durch den Mord an Larry Graeme bestimmt, dessen Ende in einer Telefonzelle im verschneiten Hyde-Park-Grunewald zu den ikonischsten Todesszenen der Reihe zählt und im Zusammenspiel mit Krischnas Schlangenraub und Überfall auf den Mulford-Wachmann das Tempo eines durchweg unterhaltsamen Streifens festlegt. Später spielt das Winterweter sogar eine unmittelbar handlungsrelevante Rolle im Film, weil eine Schwarze Mamba nie in derartiger Kälte überleben könnte. Klar ist also, dass der „Zinker“ sich einer raffinierteren Methode bedient, als „nur“ eine Natter auf seine Opfer zu hetzen. Die dem Roman „Die drei Gerechten“ entnommene Vorgehensweise mit dem in einer Apparatur verschossenen Schlangengift ermöglicht auch später im Film sehr geschmackvolle Todesszenen; vor allem das Ableben von Jan Hendriks im nächtlichen Bürogebäude Sutton sei als Musterbeispiel für perfektes Zusammenspiel von Regie, Drehbuch, Kamera und Ausleuchtung genannt.

Ähnlich wie in der „Tür mit den 7 Schlössern“ wird im „Zinker“ eine komplexe Verbrechergeschichte erzählt, die über das Credo „Serienmörder in kreativer Verkleidung“ deutlich hinausgeht. Weil nicht nur Alfred Vohrer, sondern auch Harald G. Petersson hier zum dritten Mal in Folge für einen Rialto-Wallace-Krimi verantwortlich zeichnet, macht sich eine hochgradig professionelle, quasi „geschmierte“ Dramaturgie bemerkbar. Sie entzerrt den etwas zu melodramatisch ausgefallenen Roman zugunsten der „Zinker“-Figur, behält dabei aber pikante Details wie den sich anbahnenden Heiratsschwindel bei, ohne ihn zu sehr auszuschlachten. Andere Elemente wie die vielfältigen Aktivitäten des Haupttäters, eine Racheaktion verschiedener Kleinganoven oder das Einbinden unwahrscheinlicher Figuren wie Mrs. Mulford, Sir Geoffrey Fielding oder Josua Harras stehen weiter oben auf der Prioritätenliste der Produktion – ein Rezept, das trotz hoher Humordichte aufgeht, weil unheimliche und erheiternde Momente in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen und spannungsabträglicher Klamauk nicht so schmerzhaft zum Tragen kommt wie unter der Ägide unerfahrenerer Regisseure (Ashley, Gottlieb). Der Nervenkitzel und die Frage nach dem Whodunit bleiben dank Szenen wie jener des Anschlags auf Frank Sutton auf einem dauerhaft hohen Niveau und einige der angeblichen Logikschwächen entpuppen sich als herbeigeredet. Zum Beispiel dürfte es dem „Zinker“ gerade recht sein, die Tierhandlung zu inkriminieren, um den Verdacht aus persönlichen Gründen auf Millie Trent oder Mrs. Mulford zu lenken. Da diese „Ablenkmanöver“ im Laufe des Films auch dramaturgisch gut bedient werden (zuzüglich dankbarer Rollen wie der des Polizeispitzels, des irren Helfershelfers oder des unheimlichen Butlers) und der letztlich entlarvte Haupttäter vergleichsweise wenig Screentime erhält, sehe ich auch die von manchen Kritikern angebrachte Vorhersehbarkeit der Auflösung nicht als vordringliches Problem des „Zinkers“ an.

Als Mrs. Mulford feiert die rüstige Agnes Windeck ihren zugleich ersten und besten Edgar-Wallace-Auftritt. Auch Siegfried Schürenberg steht an einer attraktiven Gelenkstelle der Geschichte und brilliert sowohl in der Interaktion mit Windeck als auch mit Arent. Dass er hier einen anderen Part als den des Sir John übernimmt, suggeriert, dass man Anfang 1963 noch nicht vorhatte, ihn als Sir John weiter mit der Filmserie mitaltern zu lassen. Es hätte ihr wohl auch besser zu Gesicht gestanden. Im Gegenzug zur Verpflichtung eines prominenten Komiker-Dreigestirns liefern Heinz Drache als Inspektor, Barbara Rütting und Inge Langen im Duell um Günter Pfitzmann sowie Kleindarsteller wie Hendriks, Kinski, Bessler und Spitzner glaub- und denkwürdige Auftritte im ernsthaften Bereich ab. Erneut merkt man Alfred Vohrers Bestrebung, dem Ermittler ein rauhbeiniges, diesmal aber durchaus auch auf dem gehobenen gesellschaftlichen Parkett standesgemäßes Auftreten zu verleihen. Drache kombiniert diese beiden Aspekte mit der von ihm gewohnten Selbstsicherheit, vor allem im Umgang mit Kleinganoven („Die erste Runde ging ja wohl an mich“ oder „Sitzen werdet ihr und nicht zu knapp!“).

Bedenkt man, dass sich die Rialto in Berlin bald auf einen augenfälligen Sparkurs verlegen würde (simpler werdende Filmausstattung, höhere Studioaufnahmenanteile, dauerhaft gleichbleibende Drehteams), so hebt sich „Der Zinker“ auch in Hinblick auf seinen Produktionsaufwand von den Produktionen des späteren Jahres 1963 sowie der Folgejahrgänge positiv ab. Die nach der „Orchidee“ zum ersten Mal wieder in London angefertigten Außenaufnahmen mit unmittelbarer Hauptdarstellerbeteiligung, die Cinemascope-Fotografie und die aufwendigen Kulissen zeugen von hoher Professionalität. Auch Peter Thomas erwischte für seinen Score einen besseren Tag als für „Orchidee“ und „Tür“, knüpfte an die kriminellen und denoch eingängigen Töne der „Gräfin“ an und interpretierte sie – gerade in Hinblick auf die spannende, „klirrende“ Titelmusik – im modernen Stil der Swinging Sixties.

In vielen Fällen erweisen sich die Änderungen einer Romanvorlage als die Schwachstellen einer Wallace-Verfilmung. Im „Zinker“ ist das Gegenteil der Fall: Die Verfilmung geht über die Qualität des Buches noch hinaus und trumpft mit im besten Sinne routinierten Spitzenleistungen aller Beteiligten auf. Dies garantiert für einen ausgewogenen Unterhaltungskrimi, der die Vorzüge der Serienmittelphase mit günstigen Produktionsbedingungen und einer exzellent harmonierenden Darstellerriege verbindet.

Ray Offline



Beiträge: 1.930

14.02.2019 00:13
#170 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Ich sehe den "Zinker" traditionell auch eher kritisch und halte ihn insgesamt für stark überschätzt. Das Hauptproblem des Films ist in meinen Augen der Mangel an interessanten Nebenfiguren, die auf der Seite des Verbrechens stehen. Ob bei der "Tür" die Figuren von Braun, Peters und Uhlen, im "Gasthaus" Flickenschildt, Hendriks und Engelmann - im "Zinker" herrscht in dieser Hinsicht "tote Hose". Pfitzmanns Sutton ist einfach nur langweilig, keine Figur, an der man sich reiben kann. Kinskis Potential wird mit der Rolle des stummen Krschnas auch mehr verschenkt denn genutzt. Andere potentiell interessante Figutren scheiden leider verfrüht aus der Handlung aus (Hendriks, Wischnewski). Mangels verdächtiger Personen fällt die Auflösung absolut vorhersehbar aus, zumal man sich des Tricks, dass der eigentliche Täter durch einen Mordanschlag von sich ablenken will, nun wirklich nicht zum ersten Mal innerhalb der Reihe bedient. Und wie schon geschrieben wurde, entpuppt sich dieser Zug diesmal als reichlich plumpe Irreführung. War Havelocks Handeln in der konkreten Umsetzung noch als Täuschung der Polizei zu rechtfertigen, wird vorliegend nur der Zuschauer getäuscht. Denn einen Grund, warum Sutton sich erst ins Bett legen und warten muss, bis die zahnlose Schlange unter der Decke hervorkriecht, besteht nun wirklich nicht, wenn er sie letzten Endes doch nur erschlägt. Das hätte er einfacher haben können. Auch bei den nicht verdächtigen Leuten hatte die Produktion diesmal ein nicht allzu glückliches Händchen. Das Auftreten der sonst durchaus geschätzten Inge Langen wirkt extrem aufgesetzt. Barbara Rütting vermag kaum Akzente zu setzen. In Ermangelung charismatischer Gauner gibt es dafür humortechnisch die volle Breitseite. Mit Arent, Schürenberg und Windeck wartet "Der Zinker" gleich mit drei für den nötigen Humor zuständigen Figuren auf. Auch wenn nicht jeder Gag zündet: Arent hatte schon weitaus nervigere Parts, die Chemie mit Schürenberg stimmt und Windecks Auftritt ist im Grundsatz ebenfalls durchaus amüsant, wenn ihr das Buch auch letztlich zu viel Raum einräumt und ihre Rolle in "Blackwood Castle" sich insgesamt schonender in den Film einfügt. Arents Löwengebrüll und das sprechende Portät am Ende sind allerdings doch eher störend. Ein darstellerisches Faustpfand hat der Film aber doch und das ist ohne Wenn und Aber Heinz Drache. Seine Figuren strotzen ohnehin immer vor Selbstbewusstsein, aber die Art und Weise, wie er hier seinen Kollegen und Zeugen ins Wort fällt und sowohl Gauner (Ledinek) als auch Personen aus höheren Geselschaftsschichten (Schürenberg) vorführt, sorgt für regelmäßiges Schmunzeln. Ansonsten präsentiert Vohrer sein ganzes inszenatorisches Repertoire (impossible shots, Zooms, Reptilien...), wobei vor allem die harten Schnitte und die häufigen Zooms angesichts des eher gemächlichen Tempos und der angeheiterten Grundstimmung eher deplatziert wirken. Die Ultrascope-Bilder sowie die Szenen im Schnee setzen im Gegenzug für optische Reizpunkte. Peter Thomas weiß sich zu steigern, zu den Höhepunkten seines Schaffens zählt die Musik zum "Zinker" jedoch mit Sicherheit nicht.

Insgesamt fällt "Der Zinker" einfach in zu vielen wesentlichen Kategorien ab, als dass er zu den besten oder wenigstens zu den besseren Filmen der Reihe gezählt werden kann. Daher "nur" 3,5 von 5 Punkten.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

14.02.2019 09:13
#171 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Sehr schönes Review, Gubanov!

Vielleicht etwas zu unkritisch. Aber das gleicht sich ja dann mit einigen der anderen Reviews aus, die zu kritisch sind.

Nur eines:

Zitat von Gubanov im Beitrag #15
Weil nicht nur Alfred Vohrer, sondern auch Harald G. Petersson hier zum dritten Mal in Folge für einen Rialto-Wallace-Krimi verantwortlich zeichnet, macht sich eine hochgradig professionelle, quasi „geschmierte“ Dramaturgie bemerkbar.


Wenn so viele bemerken, dass der Film gen Ende schleppender wird, kann die Dramaturgie so "geschmiert" dann doch nicht sein.

Wobei ich da gerade bei mir auch wieder einen interessanten Effekt bemerke. Der Fluch, der schwach startet, im letzten Drittel allerdings einige sehr starke, prägnante Szenen hat, kommt in meiner Erinnerung besser weg als der Zinker, der bockstark startet, dann aber nachlässt. Obwohl über die gesamte Laufzeit betrachtet der Zinker sicherlich der kurzweiligere Film ist. Stichwort dazu - wusste ich bislang auch nicht - Rezenzeffekt.

brutus Offline




Beiträge: 13.030

15.02.2019 20:51
#172 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Mir geht es so wie Florian, der Zinker war im Oktober 1973 der Einstieg in den Wallace-Kosmos, den zu verlassen nun ja schlicht unmöglich ist, wg. der Fesseln
Ich frage mich, ob es bei einem anderen Film als dem Zinker doch anders gekommen wäre, glaube es aber nicht. Damals faszinierte mich diese einmalige Mischung sofort und mehr als 45 Jahre (und ähnlich viele Sichtungen) später ist es immer noch genauso.

Der Zinker gehört zu den gelungenen Wallace-Filmen, die Besetzung ist hochklassig (besonders Drache, Pfitzmann, Windeck und Ledinek), die Schauplätze kommen (nicht zuletzt wegen des Schnees) gut zur Geltung, Freddy Vohrer kann sich mit seinen Lieblingstieren austoben (ohne den Fortgang der Geschichte zu vernachlässigen). Der schon erwähnte leichte Mangel an potentiellen Verdächtigen lässt zwar den aufmerksamen Zuschauer doch recht bald auf die Identität der Zinkers stoßen, aber diese kleine Schwäche fällt ja spätestens beim zweiten Sehen eh unter den Tisch. Dafür genieße ich immer wieder, wie die Entlarvung des Schurken durch Agnes Windeck zelebriert wird.
Die musikalische Untermalung ist (auch weil es an einem klassischen Ohrwurm mangelt) nicht ganz mein Fall, aber das trübt den Gesamteindruck nur unwesentlich, zumal die Ausstattung hier durchaus noch als üppig durchgehen kann (da wird es in den Folgeproduktionen durchweg bescheidener).
Natürlich dürfen auch die fast schon üblichen kleinen Logiklöcher nicht fehlen, die aber auch hier zum Glück nie so gravierend sind um die Logikpolizei in Alarmzustand zu versetzen.


Fazit: Gelungene Verfilmung eines durchwachsenen Romans mit sehr gutem Ensemble im modernen Gewand. Regisseur Vohrer inszeniert spannend und kurzweilig und verzichtet noch weitestgehend auf die später überhand nehmenden Gimmicks. Ausstattung und die sonst eher seltene Winterszenerie tragen angenehm zum Wohlgefühl des Zuschauers bei. Aus nostalgischen Gründen gebe ich einen halben Punkt mehr: 5 von 5 Punkten



P.S.
Ob einer kleinen Zwangspause (unsere Geschäftsführung hatte kurz vor Weihnachten eine Anordnung erlassen, nach der die private Internet-Nutzung auf jedweder Firmen-Hardware endgültig komplett untersagt ist) habe ich jetzt wieder die technischen Möglichkeiten umfangreichere Beiträge zu verfassen (das war vorher auf meinem Uralt-Smartphone eine echte Zumutung).

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

15.02.2019 22:50
#173 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

@brutus: Na denn, welcome back! Ich denke auch, dass es eine gewisse Nostalgie ist, von der der "Zinker" lebt, weil ich ihn auch schon zu einem ganz frühen Zeitpunkt auf VHS hatte (Gasthaus und Hexer aber noch vorher). Nichtsdestoweniger - und das geht ja auch aus deinen und Florians Zeilen hervor - ist es nicht nur die Verklärung, die uns bei 5 Punkten landen lässt. Der Film hat einfach eine bärenstarke Atmosphäre, Inszenierung und Besetzung.

@Count Villain: Danke! Ich kann die Einwände gegen die zweite Filmhälfte halt in keinster Weise nachvollziehen. Für mich ist der "Zinker" von Anfang bis Ende ultrakurzweilig und ich wüsste nicht, auf welche konkreten Szenen man hätte verzichten bzw. was man Besseres an deren Stelle hätte hinzufügen sollen. Der Schlangenanschlag auf Sutton ist allen Unkenrufen zum Trotz eine ziemlich beeindruckende Szene (und gar nicht so unlogisch wie vorgeworfen, denn wegen der Polizei und Spurensicherung im eigenen Hause hätte Sutton die Schlange weder selbst irgendwo deponieren noch an einem anderen Ort als direkt auf seinem Kopfkissen erschlagen können, um glaubhaft zu bleiben) und wird außerdem noch so geschickt mit Harras' Aktivitäten im Garten der Villa verbunden, dass sie für meine Begriffe nicht viel weniger als ikonisch ist. Danach kommen die Subplots um Millie Trent und Paul Mulford ins Spiel, die beide dazu dienen, die Verbrecherfigur zu einem runden Charakter auszubauen, und außerdem das altbekannte Schreibmaschinenindiz einbringen. Es greift da einfach jedes Rädchen ins andere und einen dieser Handlungsstränge zu straffen würde gleichzeitig bedeuten, alle anderen flacher und uninteressanter zu machen.

Deshalb bleibe ich dabei, dass Dramaturgie und Handlungsfortlauf im "Zinker" auch zum Ende hin echt bravourös sind. Petersson ist für mich neben Eis und Stemmle der begabteste Wallace-Drehbuchautor.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

15.02.2019 23:51
#174 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Das mit den Rädchen hast du sehr gut ausgeführt. Da werde ich garantiert nicht widersprechen. Dennoch empfinde ich ein Ungleichgewicht, was quasi die Position der Rädchen angeht. Dominiert in der ersten Hälfte die "Action" (Mord in Telefonzelle, Juwelenraub, Falle der Gangster, Leslies nächtlicher Einbruch und Tod), wird es in der zweiten merklich ruhiger und tempoärmer, eben weil man sich da eher auf die hintergründigen Subplots um Millie Trent und Paul Mulford konzentriert. Schlange und Tiger allein reißen es da für mich nicht raus. Und von dem Antiklimax, dass die Polizei gefühlt plötzlich alles weiß bzw. es auf einmal sehr schnell geht (ähnlich wie beim Frosch), kann mich auch die finale Teestunde bei Nancy Mulford nicht ausreichend ablenken.

Zumal man auch diese Teestunde anders hätte schreiben, bzw. inszenieren können. Zum Beispiel, dass man nicht schon vorher gewusst hätte, dass es eine polizeiliche Falle für den Zinker ist. Daraus hätte man auch gut noch einen Überraschungseffekt machen können. Aber das nur am Rande.

Aus Millie Trents Tod wird auch nichts gemacht. Sie blickt dem Tod ins Auge, Szenenwechsel zur Überführung des Zinkers und nach der Aktion wird ihr Tod dann beiläufig erwähnt. Das hat ein bisschen den Beigeschmack von "Wir haben im letzten Drittel noch eine Leiche gebraucht, aber eigentlich ist es egal". Und das finde ich etwas schade.

Stephan Offline



Beiträge: 114

16.02.2019 00:58
#175 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Gong:
**(durchschnittlich):“(…)in einem akzeptablen Schocker von der Themse.“

Pauer:
„Der Film wurde einer der schönsten, spannendsten und originellsten der ganzen Rialto-Serie.““

Kramp:
„Mit dem Zinker gelang Vohrer ein handwerklich passabler Krimi. Daß er fortan als Meisterwerk gepriesen wurde, hat freilich keine Berechtigung. Seine Qualität ist die eines genau gearbeiteten Kammerspiels(…)Insgesamt gilt diese Verfilmung – wie die beiden nächsten – als außerordentlich erfolgreich. Aber zugleich sind es auch jene Filme der Serie, die am meisten überschätzt sind.“

Tses:
„Der Zinker hat seine starken Momente, aber auch seine schwachen. Das Tempo und die Spannung hängen sehr oft durch.“

Hohmann:
„Und tatsächlich überrascht der gute Ruf, den der Zinker heute genießt, ein wenig. Nicht, dass es sich um einen schlechten Film handeln würde, doch qualitativ reiht sich dieser Vohrer-Streich eher im gesunden Mittelmaß ein und bietet solide, aber recht serielle Unterhaltung.(…)So schwankte der Film von äußerst spannend und packend bis hin zur Langatmigkeit.(…)Dass der Zinker dann aber doch überwiegend gut unterhielt, lag wieder einmal an den engagierten Darstellerleistungen.“

Meine Meinung:
Ja, die Auflösung der Täterfrage kann der aufmerksame Zuschauer durchaus relativ schnell entscheiden oder zumindest auf der richtigen Fährte sein. Das Bemerkenswerte am „Zinker“ ist aber, dass dieser Film durch die brillante Musik von Peter Thomas, die Atmosphäre, die Alfred Vohrer zu schaffen verstand, und durch die exzellenten Darsteller so sehr zu unterhalten und zu fesseln weiß, dass es eigentlich darauf gar nicht hauptsächlich anzukommen scheint, wenn man diesen Film sieht.
Es ist vielmehr ein typischer Drache-Wallace, der schon alleine durch diesen Inspektor schnoddriger, kälter und zynischer wirkt als z.B. die Blacky-Wallaces. Drache steht eigentlich nie im Verdacht, die Filmschönheit ernsthaft „abzuschleppen“ und wenn er das tut, wie im Rächer oder ansatzweise in der Tür, wirkt es fast schon eher peinlich.
Und hier hat er durch die herrliche Agnes Windeck oder auch Siegfried Schürenberg zwei herrlich Kontra-Charaktere, die das Charakterspiel abrunden. Auch Barbara Rütting und Inge Lnagen tragen zur Kälte des Filmes bei, weil sie - mal sehr hart gesagt – zu den unattraktivsten Frauen der Serie gehören, und man schon deshalb wenig romantische Empfindungen aufkommen lässt.
Faszinierend ist auch die Mordwaffe, die ja eigentlich den „drei Gerechten“ entlehnt ist.
Insofern für mich ein filmisches Wallace-Vergnügen und 5 von 5 Punkten.

Wallacefreund Offline




Beiträge: 241

16.02.2019 10:17
#176 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Ein insgesamt mehr als ordentlicher Wallace Streifen. Schöne Nachtaufnahmen, und im ersten Teil des Films auch spannende Unterhaltung. Leider wird der Film im zweiten Teil dann doch eher langatmig. Drache als Inspektor gewohnt souverän und leicht arrogant, herrlich.E.Arent hatte zwar schon nerviger Parts, kommt mir hier aber doch auch zu albern rüber. G. Pfitzmannn wirkt doch recht blass, Kinskis Potenzial wird hier ähnlich wie in der "Gruft" als quasi stummer Mittäter quasi verschenkt.
Fazit: 3,5 von 5 Punkten

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

21.02.2019 18:24
#177 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

"Der Zinker" hat Stärken und Schwächen. Die Logik wird teilweise wirklich vöĺlig über Bord geworfen. Ich finde nicht, dass das alles herbeigeredet ist, wie Gubanov in seiner ansonsten wie immer vorzüglichen Besprechung, die ich gerne lese, anmerkt.
Die Szene mit Sutton und der zahnlosen Mamba ist nunmal völlig unlogisch und dient ausschliesslich der Inszenierung. Er weiss, dass die Schlange ungefährlich ist. Er hätte sie einfach sofort erschlagen können und im Bett keine solche Show abziehen müssen, denn ausser ihm ist ja niemand in Raum, der es sehen könnte.
Ansonsten hat der Film viele gute Momente. Ein Waĺlace in Schnee, gut inszenierte Morde mit einer extravaganten Waffe, gute Darsteller. Vor allem Agnes Waldeck finde ich einfach grandios. Die habe ich als Kind schon in einem Hörspiel als Frau Holle gehört - diese Stimme.
Insgesamt ein recht gelungener Wallace. 3 von 5 Punkten.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

21.02.2019 19:09
#178 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Zitat von Uli1972 im Beitrag #23

Die Szene mit Sutton und der zahnlosen Mamba ist nunmal völlig unlogisch und dient ausschliesslich der Inszenierung. Er weiss, dass die Schlange ungefährlich ist. Er hätte sie einfach sofort erschlagen können und im Bett keine solche Show abziehen müssen, denn ausser ihm ist ja niemand in Raum, der es sehen könnte.



Er reagiert ja wirklich verschreckt. Die Szene ergibt einfach überhaupt keinen Sinn, außer Kinski hat ihm die Schlange ohne sein Wissen reingeschmuggelt, um ihn zu entlasten.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

21.02.2019 19:14
#179 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Ich verstehe die Kritik an der Szene nicht. Wenn es wie ein echter Anschlag aussehen sollte, musste der ungebetene Gast sich doch in jedem Fall erstmal seinen Weg ins Bett erschlängeln, bevor Sutton ihn töten konnte. Und wenn ihr wüsstet, da kommt gleich eine Mamba zu mir gekrochen, wärt ihr dann nicht nervös?

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

21.02.2019 19:19
#180 RE: Wallace der Woche (14): Der Zinker (1963) Zitat · Antworten

Es ist doch niemand anderes im Raum, der es sehen könnte. Deshalb hätte sich die Schlange eben nicht erst ins Bett schlängeln müssen. Und eine ungefährliche Schlange würde mich ehrlich gesagt nicht nervös machen.

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