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Dieses Thema hat 169 Antworten
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Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2019 13:00
#121 Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die seltsame Gräfin

Kein Wunder, dass die Anzahl der Festnetzanschlüsse und Telefonbucheintragungen jährlich weiter zurückgeht – denn so wie Margaret Reedle in diesem Film will es wirklich niemandem ergehen: Von den Drohanrufen eines Irrenanstaltsinsassen, der zufällig wie Klaus Kinski aussieht, gepiesackt zu werden, ist schließlich eine ziemlich unangenehme Sache. Doch dann begegnet sie ihm auch in natura, ebenso wie dem noch größeren Schurken Dr. Tappert (pardon: Tappatt) ...

Was für das das Deutsche Kaiserreich das Dreikaiserjahr 1888 war, ist für die Wallace-Reihe „Die seltsame Gräfin“ – ein Krimi mit drei wechselnden Regisseuren, dem man diese Inkonsistenzen hinter den Kulissen aber überhaupt nicht ansieht. In einem durchgängig klassischen Stil inszeniert, der viele Rezensenten an alte Ufa-Spielfilme denken lässt, präsentiert sich die „Gräfin“ ähnlich traditionell wie der „Fälscher“ und doch als eine atmosphärisch ganz eigenständige Wallace-Adaption. Wie kommt sie bei euch an?

Links:

Platzierung im Edgar-Wallace-Filmgrandprix 2014: Platz 17 von 36 (72,38 %)

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

05.01.2019 14:00
#122 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Gubanov im Beitrag #1
Wie kommt sie bei euch an?


Super! Nach wie vor! Ich schrieb bereits im Bewertungs-Thread, dass der Film es an Weihnachten geschafft hat, mich vom Schlafen abzuhalten. Bei den meisten anderen Wallace-Krimis hätte ich auch abgeschaltet.

Mein Problem ist jetzt nur, noch irgendetwas zur Gräfin zu sagen, was ich nicht schon gesagt habe. Und deshalb möchte ich jetzt einfach zunächst nur auf einen Beitrag von mir aus 2013 verweisen, in dem ich insbesondere auf die Figur und Interpretation der Lady Moron eingegangen bin.

Zu der Musik habe ich auch schon mal etwas geschrieben, da habe ich allerdings keinen Link mehr parat. Peter Thomas schafft für mich damit jedenfalls einen schönen Übergang von der frühen Wallace-Musik (Mattes, Funk) hin zu seinem eigenen prägenden Sound, ohne dass es gleich wie bei Böttcher im Film zuvor nach einem kompletten Stilbruch klingt. Gerade auch seine präzise musikalische Untermalung des Zweikampfs zwischen Dorn und Tappatt hat für mich großen Anteil daran (sowie auch das entrückte Spiel Dagovers und das intensive Spiel Hoppes), dass das Finale im Schloss zu einer meiner All-Time-Favorite Filmszenen gehört (neben z. B. der Kirchenszene in Sleepy Hollow oder der Tosca-Sequenz in Quantum of Solace).

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

05.01.2019 14:08
#123 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Ein bisschen unheimlich ist es schon mit unseren Übereinstimmungen, aber ich muss auch sagen, dass ich von der "Gräfin" diesmal hellauf begeistert war. So gut hat sie mir noch nie gefallen und ohne zuviel vorwegzunehmen, spielt sie auch für meine Begriffe in der absoluten Top-Liga der bisherigen Filme mit. Deinen genannten Pluspunkten kann ich mich vorbehaltlos anschließen.

patrick Offline




Beiträge: 3.245

05.01.2019 17:59
#124 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Die seltsame Gräfin (1961)



Regie: Josef von Baky, Jürgen Roland

Drehzeit: 28.08.1961 - 29.09.1961

Mit:Joachim Fuchsberger, Brigitte Grothum, Lil Dagover, Klaus Kinski, Marianne Hoppe, Rudolf Fernau, Richard Häussler, Edith Hancke, Eddi Arent, Fritz Rasp, Reinhard Kolldehoff, Alexander Engel, Albert Bessler, Eva Brumby, Kurt Jaggberg, Werner Buttler



Inhalt:


Die junge Margaret Reedle wird durch eine Reihe von Mordanschlägen seelisch zermürbt. Ihr neuer Job im Schloß der wunderlichen und versnobten alten Gräfin Eleonora Moron sollte sie auf andere Gedanken bringen. Doch trügt der Schein, denn gerade dort geht es erst recht nicht mit rechten Dingen zu und sie sollte vom Regen in die Traufe kommen. Allerdings hält der junge Inspektor Michael Dorn, der von Mrs.Reedls früherem Arbeitgeber engagiert wird, seine schützende Hand über sie, kommt dabei aber selbst in Bedrängnis und landet in der dubiosen Irrenanstalt des zwielichtigen Dr.Tappat...

Anmerkungen:

"Die seltsame Gräfin" fängt ausgesprochen vielversprechend und temporeich an. Klaus Kinski in der Rolle des schwer geistesgestörten Stuart Bresset trachtet der jungen Brigitte Grothum alias Margaret Reedle in einer sehr düsteren Atmosphäre wiederholt nach dem Leben, wobei man sich auf den Pfaden des Psychothriller-Genres bewegt. Die Anschläge sind recht spektakulär inszeniert. Auch von Peter Thomas aufpeitschender Musik wird man sehr gut abgeholt. Nach dem ersten Drittel verliert der Film dann deutlich an Tempo. Allerdings vermögen das alte Schloss und besonders die Irrenanstalt als unheimliche Schauplätze starke Momente einzubringen. Lil Dagovers überzeichnetes Agieren verrät zwar ihre Prägung in der Stummfilmzeit, doch stört dies nicht wirklich, sondern macht vielmehr dem Titel "Seltsame Gräfin" besondere Ehre. Trotz ihres theatralischen Gehabes dominiert sie den Film nicht über Gebühr und lässt den anderen Darstellern genügend Raum zur Entfaltung offen. Dennoch verleiht ihre inzwischen aus der Mode gekommene Art der Interpretation dem Streifen stellenweise deutlichen Kammerspielcharakter. Einen sehr sehenswerten Auftritt liefert Rufolf Fernau als Psychiater und Trunkenbold Dr.Tappat ab, der durch seine hinterhältige Verlogenheit und jegliches Fehlen von Empathie von Beginn an als Sympathieträger ausscheidet.

In Punkto Whodunit wird man nicht unbedingt überrascht, ist doch bereits mehr oder weniger von vornherein klar, wer auf welcher Seite steht. Der Titel allein ist dabei schon ein deutlicher Indikator. Es geht in dieser Geschichte vielmehr um die Frage, warum der armen Mrs.Reedle so arg zugesetzt wird und welche Machenschaften dahinter stecken. Auf die sonst so gerne eingesetzten fragwürdigen Charaktere, bei denen man nicht so recht weis, ob sie nun dem Guten oder Bösen dienlich sind, stößt man hier, von Reinhard Kolldehoffs Adams abgesehen, eigentlich nicht. Umso mehr sorgen Kamera und Atmosphäre für einen durchaus schönen Wallace-Flair. Der Body-Count ist auffallend zurückhaltend und legt erst gegen Schluss hin zu.

Blacky Fuchsberger agiert in seiner gewohnten Rolle des smarten Beschützers und darf seinen Charme erstmals auf Brigitte Grothum loslassen. Irgendwie wirkt seine Präsenz hier aber etwas schwächer als bei seinen bisherigen Auftritten, was in erster Linie an der Geschichte selbst liegt, die ihm nicht ganz soviel Raum zur Entfaltung zu geben scheint. Klaus Kinski sorgt in einer Paraderolle als geistesgestörter Handlanger für einen sehr starken Beginn des Streifens.

Fazit:

Als atmosphärisch einigermassen gelungener Wallace mit guter darstellerischer Leistung und interessanten Schauplätzen, der trotz temporeichen Einstiegs einen eher beschaulichen Verlauf nimmt, ist die "Seltsame Gräfin" zwar nicht langweilig, lässt aber doch einige Luft nach oben offen, da der Geschichte in Punkto Spannung und Inszenierung der letzte Schliff fehlt. Der Film spielt sich gewiss nicht als Highlight der Wallace-Reihe in den Vordergrund, ist aber deutlich besser als sein Ruf, weshalb ich ihn mit 3,5 von 5 Punkten knapp über dem Durchschnitt bewerte. Auf jeden Fall profitiert er gewaltig von der Blu-Ray-Veröffentlichung, wurde doch dort das in manchen Szenen sichtbare und vor allem auf dem Großbildschirm gnadenlos erkennbare schlechte Bild exzellent repariert.

greaves Offline




Beiträge: 583

05.01.2019 23:33
#125 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Die seltsame Gräfin

Hab ich als Kind auch im Fernsehen gesehen...

An was ich mich noch erinnern kann ist,dass sich die Gräfin mit dem Giftring vergiftet hat.

Die Darsteller wie Fuchsberger,Kinski,Arent ,Rasp sind in dieser Zeit ja schon bekannt,erprobte Wallace-Grössen.
Brigitte Grothum,Richard Häussler,der in dieser Reihe noch ein paar Auftritte hat sind hier das erste mal mit dabei.Zu der „alten Garde „zu Zeiten der UFA sind ausserdem in der Titelrolle einmal Lil Dagover dabei und die in meinen Augen harsche Marianne Hoppe.(nicht s gegen sie,wahrscheinlich ist es hier nur ihre Rolle,da ich keine andere Filme mit ihr kenne).An Lil Dagovers Gesten merkt man ihre frühere Stummfilmzeit gut an...Rudolf Fernau spielt nicht schlecht,gefällt mir aber in den Bryan Edgar Wallace Filmen und anderen Krimis wo er mitgespielt hat besser.
Edith Hancke als kleine süsse Wohnungspartnerin im Film von Brigitte Grothum ist hier in ihrem einzigen Wallace dabei.Und wenn ich richtig gezählt habe ist Albert Bessler in seinem(nach dem Rächer) zweiten Wallace dabei.Auch Alexander Engel sieht man hier das erste mal (ohne Bärtchen).
Was mir aufgefallen ist,dass Kurt Jaggberg als Tankwart von Harry Riebauer synchronisiert wurde.
Ich habe mir den Film heute das erste mal auf blu Ray angeschaut und nach dem Ende des Films kurz auf die englische Tonspur geschaltet.In der Szene als Edith Hancke Brigitte Grothum auf Schloss Cornerflat besucht und dem Butler Kolldehoff ihre Garderobe abgibt,fängt im Hintergrund die Titelmusik vom Verrätertor anzulaufen,bis Eddi Arent seine Vorfahren auf den Gemälden vorgestellt hat.
Komisch für mich das zu hören ist nur,dass das Verrätertor drei Jahre nach der Gräfin produziert wurde..

Zu den Drehorten:
Schloss Ahrensburg ist hier das zweite mal zu sehen.Nur wurde aus einer anderen Perspektive gefilmt...
Das Zuchthaus und die Strasse,in der Margaret Reedle wohnt wurden hier im Forum schon gefunden.Was ein interessantes Gebäude ist und leider (soviel ich weis) noch nicht gefunden worden ist, ist die Irrenanstalt. Diese Location ist gut ausgewählt worden...Um das Gebäude könnte sich auch eine Schule oder Kaserne handeln.
Vielleicht wird sich das noch klären mit der Zeit.

Kein schlechter Wallace aber er gehört zu den hinteren Rängen für mich der Reihe.

2 von 5 Punkten

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

06.01.2019 00:25
#126 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Nach längerer Zeit bei dieser Gelegenheit mal wieder gesichtet. Allerdings nur auf DVD - verglichen den bisher erschienenen BD merkt man doch wie schlecht das Bild ist.

Viel wurde schon über den Film berichtet, für mich ordnet er sich im guten Mittelfeld ein. Er ist natürlich weit entfernt vom Trash der späten Filme und auch Eddi Arent spielt hier eine weniger klamaukig wenn auch typisch kauzig angelegte Rolle überraschend wenig seicht, was dem Film gut tut. Die Orte sind stimmungsvoll und gut ausgewählt. Das oft erwähnte sehr eigene Spiel von Lil Dagover passt für mich perfekt zu einer wahrlich seltsamen Gräfin - wenn man schon so häufig das Wort "intensiv" benutzt - hier stimmt es für mich. Natürlich theatralisch - aber auch effektiv. Alleine die scheelen Seitenblicke und ihr verschlagenes Lächeln sind wunderbar wie ihre plötzliche Veränderung im Ton, wenn sie ihren Sohn herumkommandiert.

Auch Fernau spielt den hinterlistigen Zyniker großartig und ziemlich beängstigend wie ich finde, zwielichtige Gestalten konnte er wie auch bei Mabuse am besten spielen.

Merkwürdig finde ich hier die Rolle von Fritz Rasp. Einerseits engagiert er Michael Dorn - andereseits schenkt er ihm lange nicht reinen Wein ein. Und am Ende steht er so einfach herum ohne etwas zu tun - ebenso wie Mrs. Pinder.

Klaus Kinski spielt wie so oft den Irren vom Dienst - ich weiß nicht, was man an ihm finden kann - und ist in diesem Film trotz der Verbindung zum Irrenhaus für mich unnötig. Wieso tut man ganz entsetzt, wenn er mal wieder frei herumspaziert (offenbar kann er ja machen, was er will - sogar in der Teestube in Seelenruhe die Zeitung lesen) - und sperrt ihn dann wieder ein? Will man damit den Zuschauer auf die falsche Fährte locken und zeigen, dass die Gefahr gar nicht vom Irrenhaus ausgeht sondern nur von einem geisteskranken Einzeltäter, der halt mal gerne ausbüxt? Die Szene mit ihm und Blacky, wie sie den Tanz mit der Liege aufführen, grenzt schon an Slapstick.

Brigitte Grothum spielt sehr sympathisch (ich glaube, sie kann nicht anders), ich hätte aber auch gerne Marianne Koch (wie erst geplant) gesehen.

Der Film kommt schnell in Fahrt, hängt dann aber irgendwie durch - und auch das Finale ist für mich etwas lau.
Besser als der Bogenschütze und die Narzissen - aber kein Vergleich mit Frosch, Kreis, Band oder Augen. In der etwas altmodischen Art vielleicht vergleichbar mit dem Fälscher - aber auch der sagt mir deutlich mehr zu.

2/5

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

06.01.2019 10:48
#127 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr.Mangrove im Beitrag #6
Viel wurde schon über den Film berichtet, für mich ordnet er sich im guten Mittelfeld ein.


Wenn eine 2/5 für dich gutes Mittelfeld ist (mathematisch ist 2,5 oder 3 der absolute Durchschnitt, je nachdem ob man auch 0 geben kann oder nicht), dann siedelst du die Wallace-Reihe aber generell ziemlich weit unten an.

Zitat
Das oft erwähnte sehr eigene Spiel von Lil Dagover passt für mich perfekt zu einer wahrlich seltsamen Gräfin - wenn man schon so häufig das Wort "intensiv" benutzt - hier stimmt es für mich. Natürlich theatralisch - aber auch effektiv. Alleine die scheelen Seitenblicke und ihr verschlagenes Lächeln sind wunderbar wie ihre plötzliche Veränderung im Ton, wenn sie ihren Sohn herumkommandiert.



Das ist eine ganz eigene Art der Schauspielkunst, die ich sehr faszinierend finde. Eben weil sie auch in diesem Fall sehr gut zur Rolle passt. Fuchsberger, Grothum usw. betreiben da im Vergleich "nur" Schauspiel oder sagen wir eher "natürliches" Schauspiel. Lil Dagover spielt da selbstverständlich in direkter Gegenüberstellung theatralisch, aber auch mit einer beeindruckenden Würde die Lady Moron. Besonders beeindruckend finde ich in dem Zusammenhang unter anderem ihren Gestus und Habitus mit dem sie Lizzy zurechtweist, als diese nach Margarets Zusammenbruch am Bett vor Dr. Tappatt den eigentlichen Hergang des Balkonsturzes aufklären will. Ebenfalls bemerkenswert finde ich, wie präzise Marianne Hoppe ihr eigenes Blinzeln in ihr Spiel einbezieht (beim ersten Treffen mit Margaret im Gefängnis, da kommt ohnehin eine Menge unterdrücktes Gefühl von ihrer Seite herüber; oder auch als sie am Ende die Gräfin zur Rede stellt).

Zitat
Merkwürdig finde ich hier die Rolle von Fritz Rasp. Einerseits engagiert er Michael Dorn - andereseits schenkt er ihm lange nicht reinen Wein ein. Und am Ende steht er so einfach herum ohne etwas zu tun - ebenso wie Mrs. Pinder.



Die Beweggründe von Rasps Rolle bleiben in der Tat ein wenig im Dunkeln. An sich ist er ein Mann im Zwiespalt zwischen Loyalität und Gewissen. Ich vermute, dass Shaddles auf die Gräfin eingewirkt hat, die Angelegenheit schließlich mit einer Südamerika-Reise zu lösen statt mit einem Mord. Natürlich ist es zu diesem Zeitpunkt dann allerdings schon viel zu spät.

Und was das Ende betrifft: Ich würde gerne mal sehen, was du tust, wenn sich vor deinen Augen plötzlich zwei bewaffnete Leute balgen. Da würden sicher nur die wenigsten Menschen den Helden spielen.

Zitat
Klaus Kinski spielt wie so oft den Irren vom Dienst - ich weiß nicht, was man an ihm finden kann - und ist in diesem Film trotz der Verbindung zum Irrenhaus für mich unnötig. Wieso tut man ganz entsetzt, wenn er mal wieder frei herumspaziert (offenbar kann er ja machen, was er will - sogar in der Teestube in Seelenruhe die Zeitung lesen) - und sperrt ihn dann wieder ein? Will man damit den Zuschauer auf die falsche Fährte locken und zeigen, dass die Gefahr gar nicht vom Irrenhaus ausgeht sondern nur von einem geisteskranken Einzeltäter, der halt mal gerne ausbüxt?



Zum einen das, zum anderen aber auch, weil die beiden Wärter nicht in den Plan eingeweiht sind. Es ist allein Tappatt, der Bresset immer frei lässt. Und vor seinen Angestellten tut er dann natürlich ganz erzürnt über die Ausbrüche, damit diese ihn nicht verdächtigen.

Zitat
Brigitte Grothum spielt sehr sympathisch (ich glaube, sie kann nicht anders), [...] In der etwas altmodischen Art vielleicht vergleichbar mit dem Fälscher - aber auch der sagt mir deutlich mehr zu.



Da erinnerst du mich an einen Punkt aus unserer Fälscher-Besprechung. Der Gräfin gelingt nämlich das, was dem Fälscher nicht oder nur in Ansätzen gelingt: Man fiebert mit dem/der Protagonistin mit.

Es ist ohnehin sehr interessant, dass die beiden Wallace-Filme, in denen es am längsten bis zum ersten Mord dauert, direkt aufeinander folgen.

Während jedenfalls beim Fälscher Clifton nicht zum Sympathieträger taugt, da er gleichzeitig verdächtig sein soll, und Jane es durch die tatkräftige Hilfe von Bourke viel zu einfach hat, ist es in der Gräfin ein leichtes, mit Margaret Reedle mitzufiebern. Der Terror und die Mordanschläge kommen aus dem Nichts, ihr Umfeld ist ebenso hilflos wie sie und selbst ihr tatkräftiger Beschützer kann den Ursprung der Bedrohung zunächst nicht ausmachen und ist gezwungen, nur zu reagieren.

Ach, und von der Michael- und Peter-Front gibt es natürlich auch hier etwas zu berichten. Anstatt, dass alle es gleichermaßen falsch machen, gibt es hier eine sehr interessante Inkonsistenz. Während zum Beispiel Fuchsberger deutsch drauflos "tappert", ist es Lil Dagover, die nicht nur den Namen Hurley englisch buchstabiert, sondern auch den Doktor englisch ausspricht. Ein echter Weltstar eben!

patrick Offline




Beiträge: 3.245

06.01.2019 12:32
#128 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr.Mangrove im Beitrag #6
Nach längerer Zeit bei dieser Gelegenheit mal wieder gesichtet. Allerdings nur auf DVD - verglichen den bisher erschienenen BD merkt man doch wie schlecht das Bild ist.



In einigen Szenen hat die DVD ein wirklich grausames Bild. Auf dem großen Bildschirm sind diese gar nicht mehr genießbar. Die Blu Ray hat das wirklich toll ausgebügelt. Die "Gräfin" ist bisher wohl der Film, der von der Blu-Ray-Veröffentlichung am meisten profitiert hat.

Dr.Mangrove Offline




Beiträge: 107

06.01.2019 12:52
#129 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat
Wenn eine 2/5 für dich gutes Mittelfeld ist (mathematisch ist 2,5 oder 3 der absolute Durchschnitt, je nachdem ob man auch 0 geben kann oder nicht), dann siedelst du die Wallace-Reihe aber generell ziemlich weit unten an.



Das stimmt irgendwie rein rechnerisch Hätte eine 3 sein sollen - mein Versehen.

Uli1972 Offline



Beiträge: 48

06.01.2019 13:22
#130 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

"Die seltsame Gräfin" gehört für mich in der Wallace-Reihe ins vordere Mittelfeld.
Der Beginn ist vielversprechend, der Mittelteil eher langweilig, der Schluss wenig überraschend. Der Film lebt von einer zumindest atmosphärisch gelungenen Inszenierung mit Reminiszenzen an frühere Zeiten, in denen Lil Dagover ein Star des Stummfilms war. An ihr scheiden sich die Geister. Ihr theatralisches Auftreten passt nicht mehr in die Zeit des Films. In Stummfilmen, die ich teilweise sehr schätze, war das normal und man konnte es auch richtig einordnen, weil damals eben so agiert wurde. In den 60ern war das nicht mehr der Fall. Aber Lil Dagover hatte es nicht anders gelernt und für ihre Darstellung einer märchenhaft wirkenden Figur war es letztlich irgendwie doch passend. Kinski hat es diesmal selbst als "Irrer" (das einzige, was dieser limitierte Schauspieler glaubwürdig spielen konnte) im Gegensatz zu den "Narzissen" übertrieben. Die übrige Darstellerriege liefert eine ordentliche Leistung ab. Was ich an diesem Film schätze ist seine zum Teil (bewusst?) märchenhafte Inszenierung. Deshalb ist er mir trotz einiger Schwächen auch immer in Erinnerung geblieben. Ich finde ihn schlechter als "Frosch", "Rächer" oder "Narzissen", aber er ist ein Unikat.
3 von 5 Punkten.

Giacco Offline



Beiträge: 2.519

06.01.2019 13:50
#131 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

"Dieser Edgar-Wallace-Leinwandkrimi hat eine Besonderheit. Man feiert Wiedersehen mit einer Reihe Stars der "alten Garde": Marianne Hoppe, Richard Häussler, Rudolf Fernau, Fritz Rasp und Lil Dagover in der Rolle der "seltsamen Gräfin". Rudolf Fernau als Psychiater und Fritz Rasp als Rechtsanwalt dringen in ihrem Spiel aus dem Bereich des vordergründigen Effekts in Bezirke der Dämonie und des Unheimlichen, durch deren Gestaltung der deutsche Gruselfilm einst zur Weltgeltung gelangte. Die "junge Garde" fällt dagegen stark ab. Joachim Fuchsberger als Privatdetektiv müht sich rechtschaffen - er bleibt auch mit Handkantenschlägen ein nur sehr kleiner Supermann. Brigitte Grothum als zu Ermordende kann Lil Dagover auch im jugendlichen Charme nicht schlagen, ganz zu schweigen vom Darstellerischen. Edith Hancke und Eddi Arent haben keine Möglichkeit, ihr großes komisches Talent wirklich auszuspielen. Klaus Kinski schließlich ist wieder der Irre vom Dienst. Man würde diesen Schauspieler gern einmal anders denn als Triebblödel sehen. Josef von Baky inszenierte routiniert. Von der Regie und Kamera her schockt der Film sehr temperiert. Die Turbulenz ergibt sich in der Hauptsache aus dem Drehbuch, das für eine Menge Leichen zum Happy-End sorgt und auch die Grundlage für unnötig Sentimentales (Wiederfinden von Mutter und Tochter) schuf.
Das Publikum - so scheint es - findet Gefallen an dieser Gräfin." (Film-Echo, November 1961)

Film-Echo-Note: 3,0 (70 Meldungen) / Erstnote:2,0

"Die seltsame Gräfin" wurde in Frankreich nur in den Ost-Provinzen gezeigt. Somit konnten keine nennenswerten Besucherzahlen erreicht werden. In Spanien waren es 160.008 Besucher.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

06.01.2019 20:45
#132 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten



Edgar Wallace: Die seltsame Gräfin

Kriminalfilm, BRD 1961. Regie: Joseph von Baky, Jürgen Roland. Drehbuch: Robert A. Stemmle, Curt Hanno Gutbrod (Romanvorlage „The Strange Countess“, 1925: Edgar Wallace). Mit: Joachim Fuchsberger (Mike Dorn), Brigitte Grothum (Margaret Reedle), Lil Dagover (Lady Eleonora Moron), Marianne Hoppe (Mary Pinder), Rudolf Fernau (Dr. Tappatt), Klaus Kinski (Stuart Bresset), Edith Hancke (Lizzy Smith), Eddi Arent (Lord Selwyn Moron), Fritz Rasp (Rechtsanwalt Shaddle), Richard Häußler (Chesney Praye), Reinhard Kolldehoff (Butler John Addams), Albert Bessler (Gefängnisdirektor), Eva Brumby (Zimmermädchen Mary), Werner Buttler (Sanatoriumsdiener Mackenzie), Alexander Engel (Patient) u.a. Uraufführung: 8. November 1961. Eine Produktion der Rialto-Film Preben Philipsen Hamburg im Constantin-Filmverleih München.

Zitat von Die seltsame Gräfin
Seltsame Drohanrufe versetzen Margaret Reedle, die gerade in eine neue Stellung als Sekretärin bei der Gräfin Eleonora Moron wechseln will, in Angst und Schrecken. Und es bleibt nicht bei leeren Versprechungen: Im jeweils letzten Moment kann der mysteriöse Mike Dorn sie vor verschiedenen Anschlägen beschützen. Sie hängen offenbar mit Margarets Entdeckung zusammen, dass sie die Tochter der verurteilten Mörderin Mary Pinder ist. Auch auf dem Schloss der Gräfin setzen sich die bedenklichen Ereignisse fort: Die frisch gebackene Sekretärin stürzt beinahe vom Balkon und der Butler Addams stirbt bei einem scheinbaren Juwelendiebstahl. In einen Nervenzusammenbruch getrieben, findet sich die verstörte Margaret im Sanatorium des Scharlatans Dr. Tappatt wieder – ebenso wie Mary Pinder und ihr mehrfacher Attentäter Stuart Bresset ...


„Ich bin es – die Stimme ...“

Erfolgreich widersetzt sich „Die seltsame Gräfin“ der Einteilung in bestimmte Wallace-Schubladen. Die achte Serienproduktion der Rialto und gleichsam die fünfte, der im Jahr 1961 in den Kinos startete, ist sowohl ein Land- als auch ein Stadt-Krimi, sowohl ein Berlin- als auch ein Hamburg-Film, sowohl von altmodischer Gediegenheit als auch von kreativem Erfindungsreichtum und damit eine ähnlich attraktive Pralinenschachtel wie jene, die Mike Dorn wegen ihres zu hohen Blausäuregehalts nachts aus Margarets Schlafzimmer stehlen muss. Obwohl ähnlich wie in „Der Fälscher von London“ kein Mord den Ausgangspunkt der Handlung bildet, wird der Zuschauer hier aufgrund der wüsten Bedrohung, die sich scheinbar willkürlich über Margaret Reedles Leben legt, ungleich besser abgeholt – auch weil Akteurin Brigitte Grothum nicht nur glaubwürdig, sondern aufrichtig sympathisch und bodenständig wirkt. Sowohl die Tragödie ihrer Filmfigur als auch ihre Interaktionen mit Edith Hancke und Joachim Fuchsberger bringt sie unkapriziös auf den Punkt – eine hervorragende Leistung in einem dankbaren, aber deshalb nicht weniger anspruchsvollen Part, der ihr Angst und Entsetzen, Unsicherheit und Entschlossenheit abverlangt.

Mit Josef von Baky und Robert A. Stemmle zeichneten zwei Veteranen des alten deutschen Films für „Die seltsame Gräfin“ verantwortlich, was den Streifen aber keineswegs zu einer angestaubten oder in die Jahre gekommenen Angelegenheit macht. Im Gegenteil: Dadurch, dass die „Gräfin“ als erster Film-Wallace auf das Element des Whodunit verzichtet und stattdessen die Verantwortlichen für die düsteren Vorgänge entweder am Anfang oder recht zeitig nach ihrem jeweils ersten Auftreten kenntlich macht, gelang ihnen ein veritabler Psychothriller, der auf die Einschüchterung und das Mürbemachen Margarets abzielt und dieses vor allem durch den irren Stuart Bresset sehr eindrucksvoll umsetzt. Die Rolle des Anstaltsinsassen, der regelmäßig ausbüchsen darf, um anderer Leute schmutzige Arbeit zu verrichten, ist Klaus Kinski wie auf den Leib geschrieben; in Kombination mit Grothums Ahnungslosigkeit, den kreativen Anschlagsmethoden, der unterschwellig-bedrohlichen Musik von Peter Thomas und sowie der exzellenten Kameraführung von Richard Angst wird um ihn eine sehr spannende Atmosphäre geschaffen, in welcher die Schlinge um Margarets Hals immer enger gezogen wird, bis der Gipfel der Fiesheiten in jener Szene erreicht wird, in der sie mit dem baufälligen Balkon durchbricht. Man merkt, wie gut die Geschichte konstruiert ist, zum Beispiel daran, dass Dr. Tappatt zwar vorher erwähnt wird, aber erst nach diesem traumatischen Ereignis und einem darauffolgenden Nervenzusammenbruch zum ersten Mal auf Schloss Cornerflat aufschlägt und sich dabei, als er eigentlich Trost und Beruhigung spenden soll, sofort als Scharlatan zu erkennen gibt. Rudolf Fernau genießt die Darstellung des abseitigen Psychiaters, der selbst offenbar nicht mehr alle Gitterstäbe vor den Fenstern hat, sichtlich – ihm fällt es übungsbedingt nicht schwer, eine Crippen’sche und mabusische Diabolität an den Tag zu legen, hinter der sogar die Verschlagenheit der Gräfin zurücksteht. Diese wird von Lil Dagover mit stark akzentuiertem Spiel, aber genau der richtigen Portion Noblesse und Weltfremdheit gegeben, mit der sie ihre Darstellung von profaneren Drachen in anderen Wallace-Filmen deutlich abzugrenzen versteht.

Die Vielseitigkeit der Schauplätze hält den Film von Anfang bis Ende interessant, denn im Gegensatz zu „Der grüne Bogenschütze“ oder „Der Fälscher von London“ handelt es sich nicht um einen hauptsächlichen Schloss- und Gothickrimi, sondern um eine emanzipierte Mischung altmodischer und moderner Versatzstücke. Neben der Gemütlichkeit der Lizzy-Smith-Wohnung fällt vor allem das karge, düstere Set der Irrenanstalt auf, das hier noch nicht zu einem abgegriffenen, einfallslosen Klischee verkommen ist, sondern auf sehr beängstigende Weise – sowohl in den Zellen als auch besonders in den Gitterräumen des Kellers – Erinnerungen an die schockierenden Horrormomente von „Die toten Augen von London“ wachruft. Auf ein ausführliches Zeigen des Scotland-Yard-Apparats wird dagegen verzichtet, was logisch ist, da es diesmal nicht viel zu ermitteln, sondern hauptsächlich zu überwachen gibt. Dennoch enthält die Handlung mit den Rückbezügen auf den Mord der Mary Pinder vor zwanzig Jahren ein sehr ansprechendes Rätselmoment, das vor allem Marianne Hoppe auskostet. Sie spielt ihre Szenen so intensiv, dass man ihre Begegnung mit Filmtochter Grothum im Gefängnis gern noch einmal sehen würde, ohne vorher zu wissen, dass es sich um ihre Filmtochter handelt.

Pluspunkte sammelt „Die seltsame Gräfin“ nicht nur im klugen Aufbau einer konsequenten Steigerung der Unannehmlichkeiten für Margaret (und zunehmend auch Mike Dorn), die auf völlig natürlichem Wege zu einem etwas melodramatischen, aber gerade deshalb spektakulären Finale führen, sondern auch in dem Umstand, dass es Autoren und Regie gelang, Humor im Vergleich zur Romanvorlage sogar zu stutzen und sehr dezent einzusetzen. Edith Hancke verkommt auf diese Weise nicht zur plumpen Ulknudel und Eddi Arent setzt als nomineller Hausherr unterm Pantoffel seiner Frau Mama stillere und auch darstellerisch gekonntere Akzente als sonst. Kleinere Eigenarten wie der Verzicht auf eine Prätitelsequenz oder eine unnötige Schlussszene nach der Auflösung prägen der „Gräfin“ einen unverkennbaren Stempel auf. Es ist ein Film, der unwesentlichen Ballast abwirft und dafür Nervenkitzel, ein beinahe familiäres Drama und bösartige Intriganten in Reinform präsentiert. Was mehr kann man sich von einem Wallace-Film wünschen?

Der völlig andere Aufbau dieses Films, der sich nicht mit der Frage nach dem Wer befasst, sondern gleich zur Frage überschwenkt, ob die Protagonistin den Film in Anbetracht skrupelloser Gegner überlebt, verleiht der „seltsamen Gräfin“ eine treibende, hypnotische Kraft. Ein Ensemblekrimi mit hervorragenden handwerklichen Attributen, der kein Geheimnis um die alte Schule seiner Mitwirkenden macht, aber dennoch wie eine frische Produktion des Jahres 1961 wirkt und dabei beachtliche Reißerqualitäten aufweist.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

06.01.2019 21:18
#133 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

@Gubanov
Deine Rezension hat mir sehr viel Freude gemacht. Auch sprachlich ("nicht mehr alle Gitterstäbe ...").

Auch wenn wir jetzt tatsächlich mit unserer weiterhin ziemlich gleichen Wellenlänge quasi im Banne des Unheimlichen stehen.

Stephan Offline



Beiträge: 114

07.01.2019 11:32
#134 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Gong:
*1/2 (mäßig): „Die mysteriösen Mordanschläge auf ein junges Mädchen einer Erbschaft wegen rechtfertigen kaum das große Staraufgebot, das ganz im Gegensatz zum mäßigen filmischen Ergebnis steht.“

Pauer:
„Joseph vom Bakys Verfilmung wird von Anfang bis Ende von Lil Dagover getragen, die eine äußerst bemerkenswerte Interpretation der Rolle der Gräfin Leonora Moron gibt. Ihre Mitwirkung hebt den Film, der zum Teil von ärgerlichen Klischees und Ungereimtheiten geprägt ist, über das durchschnittliche Niveau der früheren Rialto-Krimis weit hinaus. Nicht Gags und Überraschungen, sondern diese beklemmende Atmosphäre, nicht waghalsige Gedankensprünge im Drehbuch oder actiongeladene Szenen, sondern der Hauch des dämonischen, der Lady Moron und ihre Komplizen gibt, machen den Reiz dieses Kriminalfilms aus. In diesem Sinne hat „die seltsame Gräfin“ bis heute nichts von ihrer Faszination eingebüßt..“

Kramp:
„Bei heutiger Betrachtung der Gesamtserie wirkt dieser Film wie ein verstaubtes Kammerspiel, was allerdings am wenigsten den Schauspielern angekreidet werden darf. (…) Kurz gesagt: es war der bis dahin gequälte und langweiligste Wallace-Film, der den Eindruck eines vergessenen Überbleibsels aus der Vorkriegszeit macht.“

Tses:
„Die seltsame Gräfin polarisierte die Kritiker und weckt in ihnen gemischte Gefühle. Doch egal wie man sich selbst für diese Film scheidet, eins bleibt ungestritten, der Film ist Kinski Sternstunde in Sachen Wallace!“

Hohmann:
„Nach der Premiere in Trier am 8.11.1961 wurde schnell deutlich, dass „die seltsame Gräfin“ ein eher missglückter Wallace-Film war, dessen Schwächen selbst mit Wohlwollen nicht übersehen werden konnten. (…) Im Gegensatz zu vielen anderen deutschen Wallace-Adaptionen, die eine zeitlose Qualität erreichen, wird „die seltsame Gräfin“ arg veraltet und überholt. Das Ganze wirkt über weite Strecken eher wie ein etwas aufwändigeres Theaterstück, woran Dagover nicht unwesentlich beteiligt ist. Sie zieht zwar die Blicke auf sich, ist auch durchaus präsent, kann ihre Wurzeln aus der Stummfilmzeit doch nicht verleugnen und spielt ihren Part arg überstilisiert und mit zu großen Gesten, die in Verbindung mit den klassischen Elementen der Rialto-Reihe nicht harmonieren wollen und können.(…) Über weite Strecken langweilig, dramaturgisch mangelhaft und prinzipiell nur wegen Kinski bemerkenswert.“

Meine Meinung:
Die seltsame Gräfin punktet mit einer spannend-grauseligen Atmosphäre, zu der vor allem Kinski,der brillante Rudolf Fernau, aber auch Fritz Rasp als dämonischer Rechtsanwalt und nicht zuletzt Lil Dagover beitragen. Dagover gibt hier gerade von der Art ihres Schauspiels her ein ganz bemerkenswertes Gastspiel. Und wieder einmal ist eine Schlüsselrolle für mich punktuell perfekt besetzt worden.
Ansonsten verläuft der Film so ohne große Schwächen aber auch ohne die ganz großen Höhepunkte, an die man sich später erinnern würde.
Für mich guter Durchschnitt und wegen Rudolf „Crippen“ Fernau und Lil Dagover, die schon zu Stummfilmzeiten in einem meiner absoluten Lieblingsfilme – Fritz Langs „Der müde Tod“ – eine wunderbare Protagonistin war, vergebe ich 3,5 von 5 Punkten

Count Villain Offline




Beiträge: 4.616

07.01.2019 12:59
#135 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Oh, ich wusste ja gar nicht, dass Pauer die Gräfin auch so hoch bewertet hat. Aber Tses hat es wohl am Besten auf den Punkt gebracht: Ein polarisierender Film.

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