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Dieses Thema hat 169 Antworten
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 Filmbewertungen
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Marmstorfer Offline




Beiträge: 7.518

07.02.2019 18:58
#151 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Es gibt gerade viel zu tun, deswegen hänge ich mit den WdW-Sichtungen zurzeit leider etwas hinterher. Ich gelobe Besserung.

Wie der "Fälscher" hat mir auch die "Gräfin" diesesmal erstaunlich gut gefallen. Stimmig im Aufbau, solide in der Inszenierung, hervorragend im Schauspiel. Lil Dagover gelingt eine geradezu ikonische Darstellung der Titelrolle, und man darf mit Fug und Recht behaupten, dass das Gros des Publikums sie heute in erster Linie mit der "Gräfin" in Verbindung bringt. Ich finde auch nicht, dass sie es mit ihrer Theatralik extrem übertreibt; stattdessen meine ich bemerkt zu haben, dass die Rolle bewusst so gestaltet wurde, dass sich das "Seltsame" der Figur erst im Verlauf der Filmhandlung immer mehr herauskristallisiert. In ihren ersten Szenen wirkt die Gräfin noch vergleichsweise normal und nur dezent schrullig-exzentrisch. Später steigert sich das peu à peu - und im Finale gibt es dann kein Halten mehr - das spitze, beinahe gesungene "Ich habe ihn getötet!" und das abschließende "Niemand!" dürfte jedem, der diesen Film auch nur einmal gesehen hat, noch in bester Erinnerung sein.

Die anderen Schauspieler setzen ebenfalls prägnante Duftmarken. Sowohl Kinski als auch Arent absolvieren jeweils einen ihrer besten Auftritte. Marianne Hoppe und Rudolf Fernau geben denkwürdige Gastspiele. Bei Fernau wundert man sich, dass er nur einmal in der echten Reihe mitwirkte, war er doch im 60er-Jahre-Krimi eigentlich omnipräsent. Unverständlich, dass die Rialto ihn nie wieder engagierte. Brigitte Grothum überzeugt als unschuldig in Lebensgefahr geratene Protagonistin auf ganzer Linie und es fällt dem Zuschauer leicht mit ihr mitzufiebern, auch wenn letzteres in meinen Augen nicht zwangsläufig ein Qualitätsmerkmal darstellt.

Das Wallace-Debüt von Peter Thomas muss als gelungen erachtet werden, wenngleich sein Score noch nicht so geschmeidig und experimentierfreudig daherkommt, wie spätere Arbeiten. Das kitschig-melodiöse Stück "In the Ancestral Gallery" hätte von Baky allerdings nicht als Schlussmusik auswählen sollen, da es das dramatische Ableben der Gräfin unnötig abmildert. Erst der spektakuläre Selbstmord und unmittelbar danach die Musik wie aus einem barocken Kostümfilm.

Dass man sich die Motivlage ein bisschen selbst zusammenreimen muss, ist sicherlich nicht ganz falsch, aber wie der Count schon treffend bemerkt hat, liegen alle relevanten Informationen vor. Das mysteriöse Verhalten von Rechtsanwalt Shaddle fügt sich insofern gut ins Geschehen ein, als dass ansonsten wenig "graue" Figuren auftreten, da die Intentionen fast aller anderen Charaktere eindeutig sind.

Unterm Strich ein gelungener, eigenständiger Beitrag, der mal wieder unter Beweis stellt, was für eine großartige, abwechslungsreiche Filmreihe die Edgar-Wallace-Filme doch darstellen.

Gubanov ( gelöscht )
Beiträge:

07.02.2019 21:12
#152 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Sehr schön, wieder einen Wallace-Kommentar von dir zu lesen - auf dass dir trotz Zeitnot nicht die Luft ausgehen möge.

Deiner Deutung der Gräfin-Rolle bzw. ihres darstellerischen Aufbaus kann ich nur zustimmen; Dagover zeigt hier kein blankes Overacting, wie es ihr manche Kritiker vorwerfen, sondern eine klare schrittweise Progression von einer herkömmlichen Verdächtigenrolle zur titelgebenden "seltsamen" Gräfin.

Das Argument bzgl. der Abschlussmusik kann man wohl durchgehen lassen, aber mich persönlich hat sie nicht wirklich gestört, weil ein Kontrapunkt zum sehr aufgeheizten, theatralischen Finale für meine Begriffe auch ganz gut passt, um die Gemüter der Kinogänger wieder abzukühlen. Gerade wenn ich im Nachgang mit der Musik zu "Das Rätsel der roten Orchidee" vergleiche, die den Film stellenweise einfach noch klamaukiger macht, muss ich Thomas' Erstlingswerk für die Wallace-Serie nochmals als besonders gelungen hervorheben.

veronica Offline




Beiträge: 8

22.02.2019 20:27
#153 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

In Memoriam Arild Rafalzik, Buchautor, Musik- und Filmproduzent, verstarb am 20.02.2018 viel zu früh im Alter von 61 Jahren in München

Wer war Herr Rafalzik?
Arild Rafalzik machte sich in Joachim Fuchsbergers „heut Abend“ und mit seinen Ausstellungen für das Filmfest München einen ersten Namen. Seine Filmbegeisterung und sein bewusster Blick hinter die Kulissen brachten ihn auf unterschiedliche Weise mit einer Vielzahl von Stars (Hepburn/Belmondo) und Filmschaffenden (Wise/Donen) zusammen.
Seine Biographie über den Schauspieler Lex Barker war der maßgebliche Vorreiter für eine Welle an Film-Genre-Büchern deren Autoren (Kramp/Tses) er bei ihren Erstlingswerken unterstützten.

Da ihm die damaligen CD-Soundtrack-Produktionen nicht zusagten, verlagerte Arild Rafalzik ab 1996 seinen Schwerpunkt auf Veröffentlichung von Filmmusiken. Am bekanntesten wurden seine CD-Reihen „Deutsche Filmkomponisten“ (für Bears Family Records) und die „Kriminalfilm-Musiken“ (Edgar-Wallace-Preis). Für letztere Soundtrack-Reihe begeistere sich auch George Clooney und nahm fünf Tracks aus der CD des Komponisten Peter Thomas mit in seinem Film „Confessions Of A Dangerous Mind“.

http://arild-rafalzik.de/CDs04.htm

Baal1985 Offline



Beiträge: 76

01.03.2019 15:37
#154 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Ich habe den Film heute zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder gesehen. Damals fand ich ihn furchtbar wirr und einfach nur zusammenhanglos.

Musik:
Gut prägnante Melodien, die gezielt eingesetzt werden, aber manchmal einfach extrem platt oder übertrieben wirken. Ich denke dabei vor allem an die Szene in der das Schloss zum ersten Mal gezeigt wird oder die erwähnte Schlussmusik. Letztere hätte wohl besser in einen Kinder- oder Heimatfilm gepasst. 4/5

Drehbuch:
Ich war schon begeistert von Stemmles Drehbuch zu "Der Henker von London" und das hier ist genauso gut. Die Geschichte wird gut erklärt. Die Langatmigkeiten, die viele hier bemängeln kann ich nicht finden. Das Einzige, was mich wirklich zur Weißglut bringt sind die teilweise extrem unnötigen und platten Dialoge.Die braucht der Film gar nicht, da die Bilder aussagekräftig genug sind. Immer wieder wird erklärt, wie sehr der Sohn das Theater mag. Fernau tut Fuchsberger eine Tablette in den Whiskey und fragt:"Warum sind sie so skeptisch? Glauben sie etwa ich hätte ihnen etwas hinein getan?" #Aua

Es gibt nur eine Sache, die ich an der Geschichte nicht verstehe: Welche Rolle spielt der Rechtsanwalt, bzw. Fritz Rasp? Woher weiß er, dass Ms. Reedle in Gefahr ist?

4/5

Schauspiel:
Es gibt keinen Charakter,der mir nicht gefällt. Kinski spielt die gleiche Rolle wie meist, aber eben auch so überzeugend wie noch nie. Seine Beweggründe werden ja auch gut genug erklärt.
Fuchsberger wirkt am Anfang etwas deplatziert, aber nur weil man seine Rolle noch nicht genau kennt. Die Dagover spielt eigentlich auch nicht überzogen, außer im Finale vielleicht. Das ist insgesamt sehr theatralisch und hätte auf der Bühne besser funktioniert. Eddy Arent macht sich in einer etwas ernsteren Rolle ganz gut. 4/5

Ästhetik:
Die Bilder hauen mich wirklich um. Sie sind immer passend gesetzt und fangen auch das Tempo des Films ein. Besonders gut gefallen mir diese düster ausgeleuchteten Szenen. Dadurch wirkt der Film manchmal wie ein Stummfilm. Aber das hat auch einen gewissen Charme. 5/5


Insgesamt 4/5. Ein schön schauriger Film, der manchmal arg übertrieben wirkt.

Andreas Offline




Beiträge: 435

24.06.2019 22:52
#155 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Die SELTSAME GRÄFIN ist ein seltsamer Beitrag. Er hat gute Momente, die typisch Wallace sind. Aber er hat auch schlechte Momente. Als ich ihn zum ersten Mal sah, da ahnte ich die Lösung, die nun wahrlich nicht überraschend ist. Die Schauspieler agieren teilweise völlig übertrieben; die Kulissen wirken wie Theaterpappe. Andererseits besitzt er eine Grundspannung, obwohl seine Effekte lediglich "Wallace-Fan-Service" sind. Mehr als 2,5 /5 Punkten kann ich nicht geben.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

10.08.2019 21:09
#156 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Der schurkische Nachschuss: Originäres Wallace-Roman-Feeling optimal auf die Leinwand gebracht. Das Zusammenspiel zwischen UFA-Stars und "jungen Wilden" funktioniert und fasziniert. 5 von 5 Punkten.

Der Mönch mit der Peitsche Offline



Beiträge: 476

27.12.2020 21:24
#157 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Ein sehr schöner Wallace-Film ( auch wenn er oft als einer der schlechtesten S/W-Filme genannt wird ), mit einer originellen Geschichte, tollen Schauspieler ( DER Wallace mit den meisten UFA-Stars, wie Hoppe, Dagover, Rasp etc. ) und dem ersten Soundtrack von Peter Thomas ( sehr gut )...immer gern geschaut!!!.

Savini Offline



Beiträge: 756

19.05.2021 08:19
#158 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

In einem anderen Thread hat Rastapopoulos das geschrieben:
"Eine vertiefte Diskussion über Brigitte Grothums Darstellung in der °Gräfin“ gehört natürlich in den dortigen Thread, aber ich will doch kurz anführen, dass ich die Rolle der Margaret Reedle für eine der anspruchsvollsten der ganzen Reihe halte. Da haben wir eine Frau, deren vertrautes Leben sich plötzlich umkehrt, die in einem nicht enden wollenden Albtraum wandelt, einen Nervenzusammenbruch erleidet und wider Willen im Irrenhaus landet: Das ist harter Stoff, und - just my opinion - glaubhaft verkörpern konnte sie diesen Leidensparcour für mich nicht."

Ehrlich gesagt, sehe ich das ganz anders. Natürlich sind die Wallace-Filme der falsche Ort für tiefgründige Charakterdarstellungen; aber im Rahmen dessen, was hier möglich war, fand ich Brigitte Grothums Darstellung sehr überzeugend. Selten ging mir eine Figur innerhalb dieser Reihe beim ersten Sehen so nahe wie hier.

Lord Peter Offline




Beiträge: 621

19.05.2021 09:15
#159 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Ich würde Savini da zustimmen. Bemerkenswert erscheint mir allerdings, daß Grothum mir hier älter vorkommt als im 1 Jahr später entstandenen "Gasthaus" (wird aber am Styling liegen). Als "verfolgte Unschuld" fand ich sie jedenfalls immer glaubhafter als die Dor, die mir trotz oft bedrohlicher Situationen immer etwas zu sehr "Grande Dame" war (abgesehen von "Bande" vielleicht). Das liegt allerdings nicht an ihrem Schauspiel, sondern ihrer allgemeinen Ausstrahlung.

Count Villain Offline




Beiträge: 4.615

19.05.2021 19:11
#160 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Savini im Beitrag #158
Ehrlich gesagt, sehe ich das ganz anders


Ich auch. Ich halte das sogar für Brigitte Grothums beste Wallace-Rolle, weil sie hier die größte Bandbreite zeigen darf und es für mich auch glaubwürdig tut.

Zitat von Lord Peter im Beitrag #159
Als "verfolgte Unschuld" fand ich sie jedenfalls immer glaubhafter als die Dor, die mir trotz oft bedrohlicher Situationen immer etwas zu sehr "Grande Dame" war (abgesehen von "Bande" vielleicht). Das liegt allerdings nicht an ihrem Schauspiel, sondern ihrer allgemeinen Ausstrahlung.


Das geht mir genauso. Deshalb halte ich Dor auch im "Teppich des Grauens" fehlbesetzt.

Savini Offline



Beiträge: 756

01.06.2021 15:46
#161 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Auch das schon einige Male erwähnte nicht gerade schlüssige Verhalten von Rechtsanwalt Shaddles verdient Kritik, ist aber schon ausreichend diskutiert worden . Gleiches gilt auch für den "Butler" Braeme, den die Polizei bei der Gräfin eingeschleust hat, lange bevor die Handlung beginnt. Wollte man hier einen 20 Jahre zurückliegenden cold case neu aufrollen, oder hatte man einfach zu viel Personal und zu viel Freizeit, dass man das tat ? Eigentlich konnte doch niemand wissen, was die Gräfin mit Margaret und ihrer Mutter vorhatte.

Ehrlich gesagt beruhen die Ungereimtheiten in diesem Fall teilweise auch auf der Darstellung der Figur Mike Dorn. Als ich mal vor Jahren (kurz vor einer erneuten Sichtung) in einer Fernsehzeitschrift von "Inspektor Dorn" las, glaubte ich an einen Fehler, bis mir auffiel, dass er sich beim Einbruch in die Anstalt tatsächlich als Inspektor "vom Sonderdezernat" vorstellt. Das beißt sich natürlich damit, dass er von Shaddles beauftragt wurde, Margaret zu beschatten. Im Buch ist Dorn dagegen Privatdetektiv, was den Auftrag durch den Anwalt (wovon man dort aber erst am Ende erfährt) viel glaubwürdiger macht. Der Butler ist allerdings im Roman ebenfalls ein Sergeant, der im "offiziellen" Auftrag eingeschleust wurde (hier ließ Mr. Shaddle seine Beziehungen spielen).
Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn im Film Dorn UND Addams Privatdetektive wären? Dadurch würde auch die Ungereimtheit verschwinden, dass Oberinspektor Lighton zwar weiß, wie der Butler umkam, seine wahre Idenität aber erst von Dorn erfährt.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Und dann der Tod des unglücklichen Polizeispitzels, den der Doktor ja als Herztod abtun wollte. Irgendwie hat die Polizei dann doch die Wahrheit erfahren, doch nichts unternommen, weil es ja sozusagen ein Unfall war. Doch darf man seine Gegenstände wirklich straflos mit tödlichem Strom schützen ? Damals vielleicht, heute bestimmt nicht mehr.

Im Roman gibt es eine Szene, in der Mike Dorn der Gräfin deswegen die Leviten liest und erklärt, Mord habe nichts mit Schutz des Privateigentums mehr zu tun. Dass es für sie keine juristischen Folgen hat, liegt dort nur daran, dass der Butler überlebt hat.

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Weiter haben wir noch einen tapferen Ermittler Mike Dorn, der einen doppelt so großen Gefangenenwärter eins zwei drei K.O. schlägt, kurz darauf mit einem gefährlichem Irren das Gleiche macht, dann aber beim Kampf mit einem älteren dürren Alkoholiker plötzlich einen Schwächeanfall zu haben scheint, denn bei dem wirken seine Handkantenschläge wohl nicht, so dass er keine Chance hat, ihm die Waffe abzunehmen.

So darf er einerseits im Finale aktiv werden (im Roman sind es allein Selwyn und Lizzy, die Mary Pinder retten), andererseits ist er nicht für Tappats Abgang zuständig. Dass Margaret und Selwyn das übernehmen dürfen, erfüllt mich jedes mal mit Befriedigung, da beide Figuren (auf unterschiedliche Weise) unter dem Doktor zu leiden hatten!
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Aber mit am unlogischsten ist bei genauer Betrachtung wohl der hinzugedichtete Irre Stuart Bresset (...). Die "anonymen" Mordanschläge auf Margaret, wie die vergifteten Pralinen, das Beinahe-Überfahren vor ihrer Haustür und natürlich der baufällige Balkon sind direkt dem Roman entnommen und von der Gräfin bzw. deren Helfern ausgeführt. Parallel dazu wird von Dr. Tappat der Verrückte losgelassen, der scheinbar im Irrenhaus ein- und ausgehen kann, wie er will, und zudem die arme Margaret noch durch die Telefonanrufe terrorisiert. Er muss ein wahrer Meister in Attentatsversuchen sein, wie könnte er sonst ahnen, wo Margaret genau langgeht, um einen Baukorb auf sie zu werfen (wovon sie ja von Blacky so richtig erst danach gerettet wird), oder wie kann er sich so schnell Sprengstoff besorgen und eine funktionierende Autobombe basteln ? Na gut, so toll funktionieren tut sie auch nicht, offenbar hat sie irgendwie eine Verzögerungsschaltung mit Warnmelder integriert, um dem Opfer noch eine Chance zu geben (so wie die Fliegenklatsche mit dem Loch drin). Vielleicht ist Bresset ja ein ehemaliger Spezialsoldat mit Einsatztrauma ?

Was den Anschlag auf der Baustelle betrifft: Bresset hatte ein Bild von Margaret, das sie vor ihrem Haus zeigte, ebenso wie ihre Telefonnummer. Also kannte er sicher ihre Adresse und wusste, dass sie bei Shaddle arbeitete (da er die Autobombe untergebracht hat). Da dürfte es nicht schwer sein, ihren Weg zur Arbeit zu berechnen. Vielleicht hat Dr. Tappat Bresset so sehr vertraut, dass er diesem Sprengstoff zur Verfügung gestellt hat?

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Und Mr. Shaddles, der Rechtsanwalt, will die Explosion mal eben vertuschen, weil ja nichts passiert ist. Kann man das überhaupt, wer hat den Brand gelöscht, und ist so ein Verhalten nicht geradezu gesetzeswidrig ?

Wenn Shaddle erklärt, es sei ja nichts Schlimmes passiert und dass er "kein Aufsehen" wolle (während hinter ihm Feuer und Rauch zu sehen sind) muss ich immer schmunzeln.
Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Als Lizzy von Bresset gewürgt wird, blickt sie ihm auch direkt ins Gesicht ("Ich hab ihn gesehen."), welches sie mit Sicherheit nicht so bald vergessen dürfte. Doch später, als er direkt in der Kantine an ihr vorbei zur Telefonzelle geht, schaut sie ihn nur groß an, ohne eine Reaktion. Schon merkwürdig.

Mindestens ebenso merkwürdig finde ich, dass Margaret später zu Dr. Tappat sagt, dass sie "dieses schreckliche Gesicht schon irgendwo gesehen" habe, obwohl sie ihn eigentlich bewusst nicht gesehen haben kann; höchstens ein paar Stunden zuvor, als er sie in der Teestube anstarrte. Apropos: Wieso sitzt Bresset eigentlich dort und liest Zeitung? Dass Margaret dort erscheinen würde, konnten er und Tappat nicht wissen, er ist auch sichtlich überrascht, sie zu sehen.
Dass der Doktor ihm für seine übrigen Ausgänge "die Schlüssel gegebene" habe, ist schon eher wahrscheinlich, auch, dass er das seinem Personal gegenüber verheimlicht. Aber später, bei der Gefangennahme der beiden Frauen sind Mrs. Rookes und der Pfleger informiert und machen mit (ein ähnliches Problem gibt es auch beim "Testament"-Remake).

Daneben sind mir einige Punkte aufgefallen, die sich jedoch zeitweise noch erklären ließen: Dass Dr. Tappat Michael Dorn beim Einbruch stellt, aber weder Anzeige erstattet noch ihn erschießt (und dies als Notwehr ausgibt) machte mich erst stutzig; allerdings müsste er in beiden Fällen damit rechnen, dass es eine Untersuchung gibt, bei der danach gefragt würde, warum der Inspektor in das Sanatorium eingebrochen sein könnte.
Woher wusste Stuart Bresset so genau, dass Margaret an diesem Morgen den Wagen nutzen würde, um nach Telsbury zu fahren? Hatte die Gräfin zuvor mit Mr. Shaddle telefoniert, worauf er ihr von diesem Auftrag erzählt hat?
Daneben wirkt es komisch, dass die Gräfin erst einen Brief diktiert, in dem sie ankündigt, Mary Pinder anzustellen, dann aber diese entführen lässt. Sicher konnte sich nicht damit rechnen, dass diese (angesichts der Vorgeschichte) das Angebot annehmen würde; aber warum hat sie es überhaupt gemacht?
Und wieso ist Shaddle im Finale überhaupt dabei, obwohl die Gräfin doch befürchten muss, dass Mary Pinder reden wird? War eventuell im Drehbuch ursprünglich Chesney Praye vorgesehen?

Savini Offline



Beiträge: 756

01.06.2021 15:54
#162 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Dr. Oberzohn im Beitrag #141
Dieser Dr. Tappat scheint sowieso eine Ausnahmeerscheinung zu sein, denn auf seine alleinige Diagnose hin werden Leute als unmündig erklärt und weggesperrt, wo doch eigentlich nach englischem Recht zwei Ärzte dazu nötig sind, wie es auch beim Fälscher so gezeigt wurde.

Allerdings scheint auch Mr. Shaddle "eine Ausnahmeerscheinung zu sein", da er als Anwalt einerseits den Besitz und die Angelegenheiten der Familie Moron verwaltet (wie ein "Solicitor"), andererseits aber auch Mary Pinder vor Gericht verteidigt hat (wie ein "Barrister").
Tatsächlich werden beide Arten von Anwälten in Großbritannien und den meisten Commonwealth-Staaten streng getrennt getrennt und werden auch unterschiedlich ausgebildet.
Verzeihung für die Krümelkackerei!

Savini Offline



Beiträge: 756

01.06.2021 16:04
#163 RE: Wallace der Woche (09): Die seltsame Gräfin (1961) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #143
dramaturgisch ist Bresset (ich glaube, Tappatt spricht ihn zwischendurch zumindest einmal mit Nachnamen an) auf jeden Fall eine Bereicherung des Films.

Der Doktor nennt seinen Namen sogar zweimal: Einmal am Telefon und dann später, als er ihn in der Anstalt verbal bändigt; vor Erscheinen von Joachim Kramps Buch habe ich allerdings immer "Presley" verstanden.
Was die "Bereicherung" angeht: Ich finde es witzig, dass so oft betont wurde, der Film beginne stark und hänge später durch. Für die Spannung zu Beginn sorgen fast durchgehend Stuart Bresset und die von ihm ausgehenden Aktionen (Anrufe, Anschläge); ohne diese wäre der Film sicher noch viel langweiliger.
Im Roman gibt es zu Beginn "nur" das versuchte Überfahren und die Pralinen (dass diese vergiftet sind, erfährt man dort später; es dürfte aber kaum überraschend sein).
Ansonsten sorgt dort allenfalls das Stalken durch Michael Dorn für eine "mysteriöse" Stimmung; aber da er im Film von "Blacky" verkörpert wird, war dort von vornherein klar, dass er rechtschaffene Motive haben muss.

Savini Offline



Beiträge: 756

01.06.2021 16:06
#164 RE: Bewertet: "Die seltsame Gräfin" (8) Zitat · Antworten

Zitat von Count Villain im Beitrag #107
Zitat von brutus im Beitrag #106
Nur, dieses wird so in der Auflösungsphase des Films nie gesagt, wenn es denn angedeutet wird, dann so subtil, das es mit selbst nach mehrmaligem Betrachten nie aufgefallen wäre.


Ein Kinski, der Fernau anbrüllt "Sie haben mir doch immer die Schlüssel gegeben" ist alles, nur nicht subtil. Im Zuge dieser Szene wird meines Erachtens klar, dass Tappat Bresset auf Margaret angesetzt hat. Allerdings stimme ich insoweit zu, dass zwei, drei erklärende Sätze am Schluss dem Film sicher ganz gut getan hätten.

Unmittelbar vor diesem Brüllen sagt Bresset noch, der Doktor habe ihm gesagt, wenn er Margaret töte,, sei er "von allen Verfolgungen erlöst" und es werde mit ihm "besser" werden; auch als er zu Beginn in die Gummizelle gesperrt wird, schreit bzw. flüstert er immer wieder, dass er es tun musste, um seine "Gesundheit" zu beweisen.

Savini Offline



Beiträge: 756

01.06.2021 16:17
#165 RE: Bewertet: "Die seltsame Gräfin" (8) Zitat · Antworten

Insgesamt gesehen dürfte dies eine der originalgetreuesten Verfilmungen sein; als ich die Vorlage neulich mal wieder gelesen habe, war ich überrascht, dass relativ viele Szenen und sogar Dialoge es in den Film geschafft haben. In dieser Häufung ist mir das sonst nur beim "roten Kreis" und dem "Fälscher von London" sowie (mit Abschwächungen) beim "grünen Bogenschützen" und dem "schwarzen Abt" untergekommen.
Im Vorspann stehen zwei Drehbuchautoren und laut Joachim Kramp hat Stemmle Gutbrods Version stark überarbeitet? Ob das ursprüngliche Drehbuch NOCH originalgetreuer war (ähnlich wie das des "Rächers") und manche der Abweichungen (etwa Kinskis Rolle und ihre Aktionen erst nachträglich hinzugefügt wurden? Diese Frage hätte wohl nur unser vor 2011 verstorbenes Mitglied beantworten können.

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